Boys don´t Kiss! von mia-serina ================================================================================ Prolog: Anfang & Ende --------------------- Es regnete stürmisch in die Nacht hinein, alles war so dunkel. Gepeitscht von schlagenden Windböen und völlig durchnässt lief ich weiter. "Halt durch, es ist nicht mehr weit." hauchte ich ihr zu. Sie aber bewegte sich schon gar nicht mehr, ich hoffte nur das ihr meine Jacke helfen würde. //Wenn Mutter und Vater doch nur da wären.// dachte ich leise und lief weiter. Plötzlich... Ein Krachen, ein richtiges Knallen war hinter mir zu hören, ich drehte mich um, ein Auto war vor einem Baum gefangen, ich erkannte das Auto. "Der Gott scheint gnädig zu sein." sprach ich glücklich und legte meine kleine Schwester Vorsichtig ab. Ich lief gerade Wegs auf das Auto zu. "Boom" Es fing Feuer, die Tür ging auf und eine Frau die Feuer gefangen hatte rannte schreiend raus. Auch der Mann schaffte es aus dem Auto zu kommen, auch er war in Flammen Eingehüllt. "MUTTER, VATER!!" ..... Schreiend erwachte ich aus dem Alptraum und krallte mich mit einer Hand in das Oberteils meines Schlafhemds fest. //schon....wieder..// Kapitel 1: Ein langer Tag ------------------------- „Phf, regen“ murmelte ich leise vor mich her, als ich, wie jeden Morgen, aus dem Fenster sah. Die dunkle Tracht, am Himmelszelt, drückte jetzt schon auf mein Gemüt. Seit fast 4 Tagen regnete es ununterbrochen. Glücklicherweise, hattenheute die Ferien begonnen, doch schonen konnte ich mich nicht. //Hoffentlich komme ich nicht zu spät// dachte ich, als ich mich anzog. Bald war Silvester und da musste ich mich um das Fest kümmern, immerhin war ich der Vorsitzende des Schülerkomitees. Auch wenn ich schon genug im Stress war, musste ich für die kommende Aufnahmeprüfung im Februar, lernen. „O-nii-chan? Das Essen ist fertig!“ rief eine junge, zarte Stimme, aus der Küche. Auf dem schnellsten Weg begab ich mich dort hin, und traf auf meine kleine Schwester. „Guten Morgen, O-nii-chan! Wie laufen die Vorbereitungen? Kommst du den noch mit dem lernen klar?“ fragte sie mich, als sie mich erblickte. Meine kleine Schwester, wie süß es von ihr war, das sie sich um mich sorge. „Ja, mach dir mal keine sorgen.“ sprach ich zu ihr und setze mich. Sie stellte das Essen auf dem Tisch. Natürlich probierte ich sofort. „übrigens, dein Curry-Gericht ist wirklich lecker! Ich kenne keinen der so gut kocht wie du.“ lobte ich sie mit einem lächeln. Leicht erröteten ihre Wangen, und verlegen drehte sie sich weg. „Wirklich?“ piepte sie leise, „schmeckt es dir wirklich?“ immer war sie aufgeregt wenn einer sie lobte. „Ja, wirklich. Danke für das Essen, ich muss los, die anderen warten. Mach heute nicht so viel im Haushalt. Du weiß, dein Herz....“sprach ich besorgt zu ihr. Erschüttert sah sie mich an, so als hätte ich ihr verboten mit jemanden zu sprechen. „O-nii-chan! Ich bin alt genug! Ich weiß... und ich danke dir dafür.“ kurz beugte sie sich zu mir runter, gab mir einen Kuss auf die Wange und drückte mir mein Bento, wie jeden Morgen in die Hand. Auf dem weg zur Tür fiel mir noch was ein. „Sag mal, was wünscht du dir zum Geburtstag?“ Leere und gleichzeitig traurige Augen blickten in die meine. „Das was ich mir wünsche kannst du mir nicht erfüllen, aber ich hoffe wirklich, dass du die Universitätsaufnahmeprüfung schaffst.“ sprach sie leise, bevor ich etwas sagen konnte, redete sie schon weiter. „Oh, es ist schon fast 8.00 Uhr, solltest du nicht gehen?“ fragte sie mich. Schnell nickte ich und rannte raus. „Ich versuche heute nicht all zu spät zu kommen!“ rief ich noch. Meine Schwester sah mir nach, ihr „Lebe wohl, große Bruder,“ das sie mir zuflüsterte, verwehte mit dem Wind. Minute um Minute verging, doch keiner tauchte auf. Die zeit war gut zu nutzen, in dem man lernte, was ich auch tat. Seufzend, klappte ich das Buch zu. Die Umgebung war vollkommen still, nicht mal der Wind wehte draußen, das Fenster des Klassenzimmers war geöffnet und die Sonne schien hinein. Alle Stühle standen unten und die Tafel war sauber gewischt. Jemand riss die Klassentüre auf. „Konnichi wa, Senpai!“ rief mir die ganze Truppe entgegen, ich jedoch blieb stumm, blickte sie aber tadelnd an. „Wieso hast du dein Handy nicht an? Wir waren alle zusammen Frühstücken.“ eine jüngere Schülerin setze sich vor mir an den Tisch. Ich holte Luft um ihr zu antworten, da geschah es. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, ich drehte mich um und blickte ihm in die Augen. Es war ein Kerl der in unserer Gruppe ein Sonderling. Mädchenschwarm, guter Sportler und ein Schulschwänzer. Seine kurzen schwarzen Haare überdeckten leicht seine stechend, lila Augen, gut durch trainiert war er auch, doch sein benehmen zählte nicht zu den besten. Nur weil er der Sohn des Direktor´s war, ließen ihn die Lehrer alles durchgehen. Müde und desinteressiert saßen nun alle zusammen. Ich hatte natürlich mein Handy, dass tatsächlich aus war, angeschaltet. Nur für den Fall... „Gut, fangen wir mit der All jährigen Konvergenz des Schülerkomitees an!“ viele Stunden vergingen, und endlich wurde die Runde aufgelöst. Meine Sachen waren schnell gepackt, ich wollte einfach nur nach Hause, neben der Tür standen zwei Mädchen und kicherten. “Dieser coole Junge ist niedlich, nicht wahr?” “Meinst du etwa den kurz-schwarz haarigen Jungen?” fragte die eine, „das ist dieser Yuki Sawaka. Der Sohn des Direktor´s!“ murmelte sie weiter. Yuki Sawaka, ich verstand einfach nicht warum er so beliebt war. Gerüchten zufolge, soll er rauchen, Alkohol trinken und alle paar Tage ein neues Mädchen haben. „...pai..“ „Senpai!“ Aus den Gedanken gerissen, drehte ich mich um. „bitte komm mit, wir haben ein Problem.“ durch Zufall schaute ich auf die Uhr, die mir verriet, dass wir bereits 18 Uhr hatten. //Nee-chan...// Murrend ging ich mit. Um ein Gutes Fest zu veranstalten, hatten sich die Theatergruppe und die Kunstgruppe, wo ich Vorsitzender war, zusammengeschlossen, nun fiel mir auch wieder ein, das es Sawaka-kun war, der die Rolle des Vorsitzenden in der Theatergruppe übernommen hatte. Was fehlte, war ein Thema, ich dachte das sich meine Gruppe schon längst mit den anderen beraten hatte. Dies schien nicht der Fall gewesen zu sein, aber ich brauchte nicht lange zum Überlegen. „Greift doch einfach das Thema der Abschlussklasse auf.“ schlug ich vor. „Vielleicht Menschen die hinauf in den Himmel schauen, dieser ist von Funken des Feuerwerkes bedeckt.“ mischte sich der Sohn des Direktor´s ein. Da meine Gruppe mich gefragt hatte, setze ich noch einen nach. „Nicht nur einfach ein Blick zum Feuerwerk, es soll auch ein Blick in ihre Zukunft sein.“ gelassen sprach ich zu ende, sein Blick schien sich durch meinen Körper zu Bohren. „Super Idee! Sawaka-kun, Senpai!“ die anderen tuschelten wieder, „Spitzenteam! Wenn sie doch nur öfters zusammen arbeiten würden..“ hörte ich jemanden sagen. // Ich? Mit diesem Kerl?...Niemals!// dachte ich nur abstoßend und wollte endlich gehen. Nach einem kurzen seufzten, griff ich mir meine Tasche und drehte endlich den anderen den Rücken zu. Doch es schien als würde ich nie nach Hause kommen heute. „Senpai, Senpai! Schnell, ein Anruf für dich!“ verwundert blickte ich auf. //Ein Anruf?// Instinktiv griff ich nach meinem Handy und blickte drauf, keine Nachricht, auch kein Anruf in Abwesenheit oder der gleichen. //Was geht hier vor sich? Wieso hatte man mich den nicht einfach auf dem Handy angerufen??// kurz stand ich wie angewurzelt da, setze mich aber nach einer erneuten Aufforderung ins Sekretariat zu kommen, in Bewegung. Es stellte sich raus, das am anderen Ende mein Onkel war. „ Hallo Onkel, warum rufst du mich nicht auf dem Handy an? Du weiß doch ich hab es bei.“ sagte ich ihm, doch er antwortete nicht darauf. „Komm bitte sofort ins Mimura Krankenhaus.“ bevor ich Luft holten konnte, legte er schon auf. „klick“ Verunsichert legte ich auf und rannte sofort los. Kapitel 2: Einsamkeit und Dunkelheit. ------------------------------------- Die Wolken am Himmel verdichteten sich und nahmen eine andere Farbe an, eine dunkle, fast unheimliche Farbe. Der Wind tänzelte verschwörerisch durch die Baumkronen und rief förmlich zu einem Aufstand mit den Blättern hervor. Der Weg war wirklich nicht lang, und doch war der musikalische Beitrag der Vögel ausgeblieben. All dessen bewusst, schmiss ich mein Wissen darüber hin fort und lief weiter auf der Menschenleeren Straße entlang. Verstört über seinen Anruf, vergaß ich alles um mich herum. Meine einzige Sorge galt ihr. Was passiert ist, wagte ich mir gar nicht erst vorzustellen. So schnell mich meine Beine tragen konnten, lief ich zum Krankenhaus. Das Herz, der Motor des Körpers, hämmerte wild gegen meinen Brustkorb, so als wollte es entfliehen. Meine Hände und meine Beine zitterten als gäbe es ein Erdbeben. Verschwitzt kam ich in die Halle hinein, und stürmte zu Information. „Nakamoto der Name. Mein Onkel hat..“ ich wusste nicht ob es wirklich meine Stimme war, die dort sprach, sie klang in meinem Gehör so fremd. Die Schwester, die vor mir saß, wusste Bescheid und nickte zunächst nur. Es kam mir vor, als würde sie mich ewig anstarren. Mein Gott, hatte diese Frau nichts besseres zu tun? Soviel Zeit die ungenutzt blieb... Sie sagte mir wo ich hin musste, ich lief zu dem Aufzug, doch der brauchte mir viel zu lange, ich beschloss die Treppe zu nehmen. Wieder zu viel Zeit verschwendet... Schnell war das Schild der Dritten Etage in Sicht. Ich riss die Tür auf und kam in den Flur hinein. Links, dort war keiner, dann sah ich nach rechts. Da stand er, stattlich, gut gekleidet und gelassen wie es mir schien. Ich ging zu ihm, meine Beine und meine Arme fühlten sich an als wären sie aus Blei viel zu schwer um weiter zu gehen, doch ich musste. Erst als ich vor ihm stand, spürte ich wie trocken meine Kehle war, kein Wort wagte ich zu sprechen. Als ich das Krankenhaus betreten hatte, besaß ich nur einen leichten Schweißfilm auf der Haut, doch nun waren es richtige Schweißperlen. Immer noch hämmerte mein Herz mit all seiner Wildheit gegen meinen Brustkorb, doch mein schneller Atem blieb aus. Mein Körper war vollkommen angespannt. Nach langer Zeit würdigte mein Onkel mir endlich seines Blickes. In meinem Körper machte sich Kälte breit und die Angst, die ich hatte um sie, um meine kleine Schwester, schnürte mir die Kehle zu. „Du kommst zu spät,“ seine tiefe Stimme jagte mir einen Schauer durch den Körper. „Sie ist tot.“ Es war als würde mein Herz stocken, es blieb wirklich für eine Sekunde stehen. Gott, der Allmächtige Herr im Himmel, er hatte sie mir entrissen, nicht nur aus dieser Welt gebannt, sondern auch aus der meiner. Wie zu Stein erstarrt sah ich meinen Onkel an. In meinem Gedächtnis brannte sich seinen kalten und Hass erfüllten Blick ein. „Deine Tante hat...“ „Was?“ ich sah ihn entgeistert an. „Meine Tante? SIE ist tot?“ Die Tasche die ich bei mir hatte, glitt aus meinen Händen und fiel zu Boden. „Meine Tante..“ ich nahm die Kette, die ich um den Hals trug und küsste erleichtert mein Kreuz. Eine große Last und der schwere Stein auf meinem Herzen fielen hinunter. Ich sank auf meine Knie und sah meinen Onkel an. „Ein Glück, der Herr meinte es gut mit mir, er hat mir meine Schwester gelassen.“ murmelte ich. Tränen kamen mir auf, doch ich unterdrückte diese. Ich hatte nicht bemerkt, wie sich der Gemütszustand meines Onkels änderte, seine Frau war gerade gestorben, und ich war glücklich dass es meine Schwester nicht war. Als ich aufstehen wollte, packte er mich bei den Haaren und trat mir in den Magen. Achtlos warf er mich zu Boden und trat weiter auf mich ein. Die Schwestern, die dort standen, versuchten ihn zu beruhigen. Doch all das brachte rein gar nichts, erst ein Pfleger konnte ihn von mir weg ziehen. War bei mir alles in Ordnung, oder warum fühlte ich nichts? Nein, es musste die Erleichterung in mir sein, die den Schmerz blockierte. Langsam setze ich mich auf, doch das ziehen in meinem Körper, konnte ich allerdings nicht ignorieren. Leicht krümmte ich mich und sah zu Boden. „Du dreckiger Bastard! Du hast kein Respekt! Du bist der Unglücksrabe, wegen dir verrecken wir alle! Wegen dir und deiner Nuttenschwester.“ brüllte mir mein Onkel entgegen. Nur nach und nach vernahm ich seine Worte und blickte auf. Mein lächeln brachte ihm fast um den Verstand. „Meine Schwester ist keine Prostituierte, sondern ein Engel.“ sagte ich leise. Vier Pfleger waren inzwischen da und hielten ihn, meinen Onkel, fest. Er beschimpfte mich weiter, doch meine Worte blieben aus, was sollte ich mich auch beschweren? Wegen meiner Tante? Wegen ein paar gebrochenen Rippen, den blauen Flecken oder gänzlich über mein ganzes Leben? Nein, warum auch? Meine Schwester lebte doch. Die Tasche, die neben mir lag, nahm ich wieder an mich, fast wie in Zeitlupe erhob ich mich, erst jetzt dämmerten mir seine Worte. Mein Onkel hatten sie weggebracht, weit weg von mir, damit er nicht weiter auf mich ein prügeln konnte. Die Schwestern verpassten ihm eine starke Beruhigungsspritze, was ich gar nicht mehr mitbekam. Meine Tante war tot, nun war auch das letzte, ältere Wesen mit unserem Blut gestorben. Mein Onkel hatte nämlich nur in die Familie ein geheiratet und gehörte nicht wirklich dazu. Jetzt standen meine Schwester und ich alleine dar, wir waren die letzten unserer Familie, es gab keinen Verwandten mehr, keinen der das Blut unserer Familie trug. Oh Gott, wie sollte ich das nur ihr, meiner Schwester beibringen? Sie liebte doch ihre Tante so sehr. Nein, sie hatte sie richtig vergöttert. Ich kam zur Besinnung, vor ein paar Augen blicken noch, war ich Euphorisch, nun war mein Herz wieder Schwer, meine Hände zitterten, meine Beine waren schwerer als Blei. Wie in Herrgott´s Namen sollte ich meiner Schwester die Nachricht überbringen? Konnte man so was eigentlich, schonend und vorsichtig, jemand anderen überbringen? Ratlos wie ich war, machte ich mich langsam, schweren Herzens auf den Weg. Die Euphorie in mir war längst nicht mehr zu spüren, die Schmerzen in meiner Körper waren längst nicht so schlimm wie die, die meine Schwester haben würde, sobald sie weiß, das ihre Tante tot war. Auf den Weg nach Hause, wurde mir richtig schlecht. Lag es daran das mein Onkel mich so zugerichtet hatte, oder lag es an der Aufregung in mir? Immer noch hatte ich keinen Plan wie ich es meiner Schwester sagen sollte. Es war nicht mehr weit, nur noch zwei Blocks trennten mich von der Wohnung. Bleich wie ich war, lehnte ich mich gegen eine Mauer. Tropfen trafen auf meine Wange, mein Blick richtete sich nach oben. Weinte Gott etwa? Plötzlich nahm die Übelkeit erheblich zu, ich stütze mich an der Wand ab und übergab mich. //Wieso bin ich heute nicht einfach im Bett geblieben?// fragte ich mich. Der regen wurde stärker, als wollte Gott das ich ihr endlich die Nachricht überbrachte. Doch ich machte einen kleinen Umweg, in der Nähe der Wohnung war ein Park, in der Mitte war ein großer Brunnen. Ich setze mich auf den Rand des Steinkolosses. Es hörte einfach nicht auf zu regnen. Nach ein paar Minuten, die mir wie Stunden vor kamen, wusch ich mein Gesicht und seufzte. Ohne Umwege nun, ging ich Richtung Wohnung, meine Hände waren schon längst ganz taub, jeder Schritt den ich machte, jede Stufe die ich bestritt schmerzte. Doch was mehr weh tat, Herz oder Körper, konnte ich nicht sagen. Vor der Haustüre hielt ich nochmal kurz an und holte tief Luft. Ich öffnete sie langsam und trat ein. Es war dunkel, und alles war still, zu still für meinen Geschmack. „Eh? Nee-chan, ich bin wieder da.“ rief ich in die Dunkelheit hinein. Eine Antwort jedoch bekam ich nicht. Daher hoffte ich einfach mal das sie schlief. Ich zog meine Schuhe aus und ging hinein, es war kalt, so still, diese Dunkelheit bescherte mir ein ganz mulmiges Gefühl. „Nee-chan?“ nun ging ich ins Wohnzimmer, leer. Ihr Schlafzimmer, mein Zimmer, Bad und Balkon wurden danach von mir aufgesucht. Nichts. Was war, wenn ihr etwas zugestoßen war? Ich lief raus, sah mich um, nichts. Als ich wieder rein ging, vergaß ich etwas wichtiges. Panisch lief ich in die Küche und schaltete auch da das Licht ein. Leer, wie alle anderen Räume auch. „Nee-chan!“ laut rief ich sie, vielleicht hatte ich sie auch nur verpasst. Doch da, auf dem Tisch in der Küche, da lag etwas was meine Aufmerksamkeit erregte. Es war ein weißer Zettel, zusammengefaltet. Als ich ihn auseinander faltete, erkannte ich das es ein Brief war. Mein lieber Bruder, ich weiß all das, was du für mich getan hast, mehr als nur zu schätzen, bitte, das muss du mir glauben. Die ganzen gemeinsamen Stunden, die wir zusammen verbracht haben, die Nächte in den ich bei dir schlafen durfte, egal ob es mir gut ging, oder ich weinen musste, sie haben mir gut getan. Doch du konntest nicht immer für mich da sein, das kann niemand, das weiß ich seit dem Tot unserer Eltern, hast du dich um alles gekümmert und noch mehr um mich, aber du kannst nicht immer nur für mich da sein, du vergisst jemanden, und zwar dich selber. Seit ich denken kann, stand ich immer ganz oben, ich hatte immer Priorität, doch ich will das du dein eigenes Leben führst. Bitte sei mir nicht böse, doch ich habe vor Monaten einen jungen Mann kennen gelernt. Enrique ist sein Name, du hättest ihn gemocht, da bin ich mir ganz sicher. Aber hätte ich dir erzählt, dass ich für ihn Gefühle hege, hättest du mir nie erlaubt ihn zu sehen, das weiß ich. Enrique hat mir vor drei Wochen gesagt, dass er zurück nach Europa gehen würde. Er studiert dort nämlich Sport und Medizin, er will Arzt werden muss du wissen. Und wo wäre ich besser aufgehoben als bei einem Arzt? Ja, du denkst richtig, er hat mich gefragt, ob ich nicht mit ihm gehen würde. Es fällt mir schwer,ich hänge an mein zu hause, und an unsere Tante, doch vor allem hänge ich an dir. Doch ich habe zugesagt. Wenn du diesen Brief ließt, sitze ich mit Enrique bereits im Flugzeug nach Europa. Bitte suche mich nicht und zerstöre nicht mein Glück mit ihm. Ich werde mich auch mal melden. Ich wünsche dir alles gute großer Bruder. In liebe, deine kleine Schwester Immer noch hielt ich den Brief fest, starrte ihn an als würden die Buchstaben gleich zum Leben erwachen, doch das taten sie nicht. Mein Umgebung wich immer mehr zurück, alles wurde unscharf, der Brief glitt mir aus der Hand, die Beine die mich sonst immer so sicher getragen hatten, gaben nach. Der Tisch kam plötzlich ohne Vorwarnung näher. Ich fühlte etwas kaltes unter mir und etwas warmes floss über mein Gesicht, die Dunkelheit schloss mich ein. ...Ein gleißender Blitz. Ich stehe mitten im Wald, die Bäume drohen mich zu erdrücken. Ein grausamer Schrei gefriert mir die Knochen, diese Stimme, ich kenne sie, nur woher? Weitere Schreie folgen. ...Erneut ein gleißender Blitz. Ich war aus diesem Wald raus. Doch nicht weit von ihm, ist eine Mauer, so hoch das sie bis in die Wolken hineinreichte. Ein weiterer Schrei, vor mir an der Mauer tummeln sich zwei Gestalten, nein... „Nee-chan?“ sie steht dort, blutverschmiert, jemand anderes drängt sie an die Mauer... ich spüre nur noch einen stechenden Schmerz in meiner Brust, die schreie hallen immer noch in meinem Ohr....Ich springe auf, versuche ihr zu helfen, es geht nicht, meine Knochen...sie scheinen zu verbrennen.. ...Wieder ein gleißender Blitz. Der Boden ist ein einziger See aus Blut. Überall an mir klebt Blut. ...Stille... es wurde alles um mich herum dunkel, kraftlos schließe ich meine Augen. ...da ist etwas, weit weg, undeutlich..eine Stimme? Ruft mich da wer? Nee-chan?..Nein, sie ist..nicht mehr da. Sie wird klarer und gewinnt an Kraft diese Stimme,doch... Helles Licht blendete mich, die Umgebung wurde nur langsam schärfer, ein Schatten warf sich über mich. Die Stimme, die nun zu mir sprach war die gleiche, wie die, die mich in der Dunkelheit gerufen hatte. Dunkelblaue Augen durchbohrten meinen Körper, ich konnte nicht klar denken,so fürchtete ich mich vor ihnen. Doch sein braunes Haar glänzte geschmeidig im Licht und zwangen mich zum denken. Nun konnte ich erkennen, wer die Person über mir war. Crow. Besorgt und wütend blickte er mich an, seine Augen waren voller Wut, als würden sie gleich platzen. Doch seine schmalen, weich rosa Lippen erzählten etwas anderes. Vorsichtig legte er mir einen Beutel mit Eiswürfeln auf die Stirn. „Bist mit dem Kopf auf den Tisch auf geknallt, hab es gesehen als ich fragen wollte warum du die Haustüre sperren weit offen gelassen hast. Das war vor drei tagen. Hattest nen üblen Fieberanfall mit Krämpfen.“ meinte Crow tonlos. Er war kein Mann der großen Worte, doch seine Neugier hatte mir das leben gerettet. Ich wollte mich bedanken und dann meine Ruhe haben. Den Mund konnte ich öffnen, doch kein Ton kam hervor. Meine Kehle war zu trocken und als ich mich erinnerte was passiert war, war es so als würde mir die Vergangenheit noch zusätzlich die Kehle zuschnüren. Crow brachte mir was zu trinken und ging dann, vorher rief er den Arzt nochmal an. Es dauerte nicht lange bis dieser kam. Kurz begutachtete er mich, gab mit Medikamente und ging dann wieder. Nun war ich vollkommen alleine. Ohne zu wissen, was ich nun machen sollte, lag ich im Bett und schlief irgendwann ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)