Wolfsherzen von Satnel ================================================================================ Kapitel 183: Nachtgeflüster 45 ------------------------------ Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster Teil: 45 Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. Mit einem sehnsüchtigen Blick sah Sunil zu dem Baumhaus hinauf. Es war so als würde er einen Teil von sich selbst zurücklassen. Immerhin war dieser Ort über Jahre hinweg sein Zuhause gewesen und nun sollte er es auf unbestimmte Zeit verlassen. Vielleicht sogar für immer. „Du weißt, wir könnten sie mitnehmen.“ Cyrie sah ihn fragend an. Sunil schüttelte nur den Kopf. „Nein, so ist es besser. Sie ist ein wildes Tier, die Stadt würde ihr nicht gefallen. Außerdem…“ Er warf einen Blick zu Jamie. „Das ist die beste Lösung. Cyrie zuckte nur mit den Schultern und schulterte seinen Rücksack. Es war wirklich das Beste so, er konnte seine Schlange nicht mitnehmen. Er war sich ziemlich sicher das ihr die Stadt nicht gefallen würde. Ihm gefiel sie ja auch nicht und sie waren sich ziemlich ähnlich. Sie beide waren Kinder des Dschungels und wollten frei sein. Ihm war das ja noch möglich, doch bei ihr würde es schwer werden. „Kommt ihr?“ Erec drehte sich fragend zu ihnen um. Er und die Anderen waren schon ein ganzes Stück voraus. Sunil folgte ihnen mit Cyrie, der neben ihm ging. Nun fing also ein neuer Abschnitt in seinem Leben an. Ehrlich gesagt war er etwas unsicher was das betraf. Die Tatsache, das Jamie an seiner Seite war, sollte ihn eigentlich beruhigen doch so war es nicht. Er hatte noch immer etwas Angst. Für ihn war es als drang er in ein unbekanntes Revier ein, ohne zu wissen welche Gegner ihn dort erwarteten. Dabei hatte ihn sein Vater darauf vorbereitet, Kyrin hingegen wusste nichts davon. Sunil warf einen verstohlenen Blick zu seinem Onkel. Nun, dafür das er in eine fremde Welt aufbrach wirkte er recht ruhig. Na ja so ruhig, wie sein Onkel eben sein konnte. Doch er wirkte keineswegs beunruhigt, ob er doch mehr wusste als er zugab? Sunil war schon in der Stadt gewesen, Kyrin vielleicht auch? Er schüttelte den Kopf. Das waren eindeutig zu viele Gedanken auf die es keine Antwort gab, also sollte er sie einmal beiseite schieben. Wie hatte seine Mutter immer gesagt? Was passieren musste, das würde passieren es lag nicht in ihrer Macht das zu ändern. Der Mischling beschleunigte seine Schritte und schloss zu den Anderen auf. Er war ja nicht alleine also konnte nicht allzu viel schief gehen. Es dauerte nur drei Tage bis sie die Gruppe erreichten, die Jamie und die Anderen abholen sollte. Aus ihren Gesprächen erkannte Sunil das sie etwas zu früh aufgebrochen waren. Natürlich, sie hatten nicht einmal gewartet bis der Boden richtig getrocknet war. Kaum war das Wasser weg, waren Erec und Jamie nicht mehr zu halten gewesen. Sunil bemerkte auch, wie die Anwesenheit von mehreren Menschen seine Bekannten veränderte. Nicht negativ, doch es war für ihn schon eher ungewohnt. Nach nur wenigen Minuten hatte Erec die Führung der Gruppe übernommen. Man merkte einfach das er nun der Anführer war, das lag an seiner Ausstrahlung. Jamie kam zu ihm und flüsterte ihm etwas zu, worauf der Bär nur stumm nickte. Auch Jamie hatte sich verändert, er wirkte nun viel entspannter als er es in den letzten Tagen gewesen war. Aufmerksam musterte er die Menschen um sich, so als würde er jeden einer kurzen Prüfung unterziehen. Wahrscheinlich tat er das auch. Mit einem abschließenden Lächeln nickte er zufrieden. Cyrie war schon lange nicht mehr an seiner Seite. Er hatte sich sofort unter die einheimischen Träger gemischt und unterhielt sich mit ihnen. Scheinbar wollte er als Dolmetscher eine gute Basis zu beiden Seiten aufbauen. Sunil tauschte einen Blick mit Kyrin aus. Dieser lächelte nur und schlug ihm aufmunternd auf die Schulter. Na das waren ja Aussichten. Man konnte sich inmitten der vielen Menschen ja richtig einsam vorkommen. Es dauerte einige Wochen bis sie die Stadt erreichten. In dieser Zeit bemerkte Sunil immer mehr neue Seiten an seinen Begleitern. Manche überraschten ihn, anderen fielen ihm eher negativ auf. Allerdings sagte er nichts, noch nicht. Er würde vor den Trägern keinen Streit anfangen, das würde wohl keiner seiner Begleiter gut finden. Sunil sah sich aufmerksam in den Straßen der Stadt um. Seit seinem letzten Besuch hatte sich nicht viel verändert. Obwohl, es schien als wäre es im Hafengebiet etwas geschäftiger als bei seinem letzten Besuch. Allerdings war das eine subjektive Einschätzung, da sein Vater die Hafengegend eher gemieden hatte. Das dort war kein Umgang für Kinder, hatte er immer gesagt. „Wie sieht es aus Jason? Ist das Schiff bereit?“ Jamie sah den jungen Mann fragend an. „Ja, nur gab es einige Änderungen. Ratan, nun es scheint als müsse er einen Umweg machen.“ „Einen Umweg?“ Jamie hob skeptisch eine Augenbraue. „Was ist wichtiger als ich?“ „Nun, das kann euch euer neuer Kapitän sicher besser erklären.“ Jason wirkte erleichtert, als einer der Träger nach ihm rief. Rasch wand er sich diesem zu. „Probleme?“ Sunil trat neben Jamie. Natürlich hatte er alles mit angehört und das war Jamie sicher auch bewusst. Bei Ratans Namen hatte sich etwas in sich versteift und er war froh, das seine Begegnung mit diesem Menschen noch etwas hinausgeschoben wurde. Er hatte gar keine Lust den wichtigsten Menschen in Jamies Leben kennen zu lernen, vor allem weil er diesen Platz für sich beanspruchen wollte. „Nein. Nicht wirklich.“ „Es tut mir leid, das du deinen Freund nicht treffen kannst.“ Eine glatte Lüge, doch das war Sunil in diesem Moment egal. Er musste zumindest Interesse für diese Person aufbringen, die Jamie so wichtig war. Jamie winkte nur ab und lächelte. „Wenn unsere Ausweichmöglichkeit das ist was ich vermute, dann werde ich ihn noch treffen. Und wenn nicht, dann eben ein anderes Mal. Doch die Gelegenheit wird er sich nicht entgehen lassen.“ Gerade als Sunil fragen wollte, was er damit meinte, klopfte Erec Jamie auf die Schulter. Er steckte die Hand aus und deutete auf eine Person. „Schau Jamie.“ Dieser nickte nur. „Ich sehe ihn.“ Sunil versuchte zu erkennen wenn die Zwei meinten, doch dafür waren einfach zu viele Leute um sie herum. Selbst an der Stelle auf die Erec gezeigt hatte, stand eine ganze Gruppe von Männern beieinander und sahen auf einen Bogen Papier. Plötzlich beschleunigte Jamie seine Schritte und hob grüßend die Hand. „Kätzchen!“ Seine Stimme hatte einen Klang, den Sunil gar nicht von ihm kannte. Sie klang so fröhlich, entspannt, ja beinnahe kindlich. Bei diesem Ausruf hob ein braunhaariger Mann den Kopf. Als er Jamie erblickte, verdrehte er allerdings genervt die Augen. Sunil runzelte verwundert die Stirn. Anscheinend kannten sich die Zwei, anders ließ sich diese Reaktion nicht erklären. Nur schien es sich dabei nicht gerade um Freundschaft zu handeln. Der Mann löste sich von der Gruppe und stemmte die Arme in die Hüfte. „Das wurde ja auch Zeit. Ich wollte schon ohne euch losfahren.“ „Was du zweifellos auch gemacht hättest. Allerdings hättest du dann Ärger mit Ratan bekommen.“ Jamie grinste amüsiert. „Er ist nicht mein Vater. Was kümmert mich sein Ärger?“ Das war eine schwache Erwiderung, so als glaubte der Braunhaarige selbst nicht was er sagte. Sunil musterte den Fremden genau. An ihm war etwas, er konnte nicht genau sagen was, doch von ihm ging etwas vertrautes aus. Fremd, aber doch auf seltsame Weise vertraut. Hatte ihn Jamie nicht Kätzchen genannt? Konnte es sein, das er gerade einen Wertiger gegenüberstand? Der Fremde sah ihn nun genau an und Sunil erkannte die Pupillen des Mannes. Seine Augen waren zwar grau, doch seine Pupillen bewegten sich. Je nach Lichteinfall wurden sie weiter oder zogen sich zusammen. Nur war es nicht so wie bei einem Menschen, eher wie bei einer Katze. „Und das ist der Bengel?“ „Sunil. Der Bengel hat einen Namen.“ Okay, vielleicht war er ein Tiger, doch sein Charakter ließ zu wünschen übrig. Jamie lachte und legte einen Arm um Sunils Schulter. „Du musst Ercole verzeihen. Er hat leider keinerlei Manieren, da hat Ratan bei seiner Erziehung etwas verabsäumt.“ Also das war der Partner seines entfernten Verwandten? Nun, über Geschmack ließ sich bekanntlich streiten. Vielleicht steckte dieser seine Maßstäbe aber auch nicht allzu hoch. Sunils erster Eindruck von dem Piraten war auf jeden Fall nicht positiv. „Dieser unerzogene Junge kann dich aber Kielholen lassen wenn du dich nicht benimmst. Diesmal bist du auf meinem Schiff.“ Ercole sah ihn missmutig an. „Natürlich, wenn du es schaffst an Erec vorbeizukommen und dich Ratans Zorn aussetzen willst, kannst du das gerne machen.“ Jamie schenkte Ercole ein unschuldiges Lächeln. „Du weißt doch, ich bin sein Liebling.“ Grummelnd wand sich Ercole um und ging zurück zu seiner Gruppe. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich annehmen du wärst sein Liebhaber.“ Jamie folgte ihm mit Sunil. Bei den nächsten Worten war seine Stimme wieder ernst. „Du weißt es aber besser, also rede nicht so darüber.“ Bis jetzt hatte Sunil der Unterhaltung nur nebenbei zugehört, doch die Bemerkung des Tigers hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Hieß das etwa Jamie und den Tiger verband keine solche Beziehung? Doch wie standen sie dann zueinander, wenn nicht so? Das bedeutete ja dann, das er die Beziehung zwischen Jamie und Ratan falsch eingeschätzt und auch unterschätzt hatte. Sunil warf einen Blick auf den Tiger. Ob er diesen über die Beziehung zwischen den Zweien ausfragen konnte? Na ja fragen kostete nichts, doch Sunil bezweifelte das er hier eine Antwort bekam. Das Thema wurde ja anscheinend totgeschwiegen. „Ist Kobe da?“ Jamie deutete auf das Schiff hinauf. Ercole warf ihm einen kurzen Blick zu. „Wo soll er sonst sein? Er hatte ja immerhin Wochen Zeit, um sich alles Grünzeug zu besorgen das die Umgebung hier hergibt.“ „Nun ich glaube dieses Grünzeug hat dir schon oft genug das Leben gerettet, also solltest du nicht so abfällig darüber reden.“ Mit diesen Worten ließ ihn Jamie stehen und ging zum Laufsteg. Dort ließ er auch Sunil los und balancierte geschickt über die Holzplanke auf das Schiff hinauf. Sunil war etwas unsicher. Nicht wegen des Holzstegs, der war eine Kleinigkeit. Doch er war noch nie auf einem Schiff gewesen und nun würde er auch noch ein Familienmitglied kennen lernen. Das war irgendwie anders als bei Kyrin, auf diesen hatte er sich einstellen können. „Komm.“ Jamie sah lächelnd zu ihm hinunter. Er streckte eine Hand nach ihm aus. „Brauchst du Hilfe?“ „Werd nur nicht frech. Als ob eine Katze jemals die Hilfe eines Hundes brauchen würde, wenn es um Geschicklichkeit geht.“ Sunil erwiderte das Lächeln des Wolfes und betrat den Steg. Nun, dann auf zum Familientreffen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)