Wolfsherzen von Satnel ================================================================================ Kapitel 66: Blutsbande 6 ------------------------ Titel: Wolfsherzen/ Blutsbande Teil: 6 Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. „Wie konnte das passieren?“ Henry ging unruhig im Zimmer auf und ab. Caron konnte seine Aufregung gut verstehen, er war es doch auch. Er hatte damals keinen Fehler gemacht und trotzdem war es wieder passiert. „Du hast es doch erledigt oder?“ Henry sah ihn fragend an. Der Jüngere nickte zustimmend. „Ich habe sie aufgespürt und getötet. Jeden einzelnen von ihnen.“ „Sicher?“ Die grauen Augen des Ältesten beobachteten ihn aufmerksam. „Das ist doch jetzt egal. Wichtig ist nur das es wieder passiert ist.“ Arnaud schüttelte den Kopf und setzte sich neben Caron auf die Couch. Das stimmte und doch wollte sich Caron nicht so einen Fehler unterschieben lassen. Er war gewissenhaft bei seinen ihm übertragenen Aufgaben, vor allem wenn so etwas passierte. Damals war einer seiner Wölfe umgekommen, da kannte er kein Pardon. „Was machen wir jetzt?“ Henry sah Arnaud fragend an. Arnaud zuckte mit den Schultern. „Wir wissen nicht ob es ein Racheakt war oder wieder Wilderei. Also können wir nur abwarten.“ „Nein, das können wir nicht.“ Caron ballte eine Hand zur Faust. „Sie haben einen weiteren Wolf getötet und damit unser Rudel angegriffen. Sie haben uns damit angegriffen.“ „Das wissen wir, aber ich glaube, da muss man schon eine Trennlinie ziehen. Zwischen ihnen und uns.“ Henry versuchte ihn etwas zu beschwichtigen. „Warum?“ Caron sah auf und blickte ihm direkt in die Augen. Diese Frage schien seinen älteren Bruder zu irritieren, da er ihn einen Moment verwundert ansah. Doch der Rothaarige ließ ihm gar keine Zeit für eine Erwiderung sondern fuhr unbeirrt fort. „Sie dienen uns das stimmt und aus diesem Grund stehen sie unter unserem Schutz. Ein Angriff auf sie kommt einem Angriff auf uns gleich. Nur weil sie Tiere sind gilt unser Wort deswegen nicht weniger. Greift jemand unsere Diener an, rächen wir sie, weshalb sollte das nicht auch für die Wölfe gelten? Rassenspezifisch stehen sie uns sogar noch näher als unsere Dienerschaft, also weswegen sollen wir bei ihnen abwarten? Sag mir den Grund dafür Henry.“ Caron spürte eine Hand, die sich auf seinen Unterarm legte. Arnaud, der ihn damit etwas beruhigen wollte. Der Grünäugige wusste selbst, das er sich da etwas zuviel reingesteigert hatte, doch das war nun einmal seine Meinung und die vertrat er auch. Das Rudel gehörte für ihn zur Familie, ja vielleicht standen sie ihm sogar näher als seine Familie. Aus seinem derzeitigen Rudel kannte er alle Wölfe seit ihrer Geburt und er kannte ihre Eltern und deren Eltern, kein Wunder das er sich da mit ihnen verbunden fühlte. Deswegen wollte er auch Rache für den getöteten Wolf, den er heute bei seiner Ankunft entdeckt hatte. Er wusste, das sie ihn nicht grundlos gerufen hatten. Wenn er sich auch keinen Reim daraus machen konnte wie so etwas hatte passieren können? Sie waren ein Rudel, wieso hatte sich dieser Wolf davon entfernt? „Wir werden uns darum kümmern Caron, das verspreche ich dir. Doch wir können nicht einfach Menschen töten. Wer weiß vielleicht hat dieser Wolf sie ja angegriffen oder sie haben ihn mit einem anderen Wolf verwechselt der nicht zu uns gehört?“ „Warum jetzt? Warum bist du auf einmal so feige Henry? Bei den Wilderern vor ein paar Monaten warst du nicht so zimperlich.“ Die Beleidigung das einer seiner Wölfe einen Menschen von sich aus angreifen sollte, überhörte er einmal und dabei war er schon sehr großzügig. Doch er wollte nicht mehr Streit mit seinen Brüdern als notwendig. „Deren Schuld war auch bewiesen und selbst nach menschlichen Gesetz durften wir sie bestrafen.“ Arnauds Stimme hatte einen sanften Klang, der wohl beruhigend wirken sollte. Nur wollte sich Caron nicht beruhigen. „Und hier ist die Schuld nicht bewiesen? Ein Wolf ist tot, mir sind die Hintergründe egal, doch jemand muss dafür büßen. Wir überschreiten jede Nacht die Grenze unseres Grundstücks um zu jagen. Wir töten Unschuldige, um unseren Hunger zu stillen und nun wo wir wirklich Schuldige haben kneifen wir? Eigentlich dachte ich wir wären Werwölfe und keine Menschen.“ Damit stand er auf und verließ den Raum. Arnaud, der die Hand nach ihm hob bemerkte er gar nicht, ebenso wenig wie die Worte seiner Brüder und der besorgte Blick den sie austauschten. „Sollen wir es ihm sagen?“ Arnaud schüttelte den Kopf. „Er wird von selbst darauf kommen oder auch gar nicht.“ Henry nickte. „Na gut, aber wenn es noch einmal vorkommt, dann werden wir handeln. Egal ob er es ist oder nicht.“ Der Braunhaarige legte nachdenklich den Kopf schief. „Ich geh ihm nach.“ Eryx stocherte lustlos in seinem Essen herum. Normalerweise hätte er sich eine solche Schwäche niemals erlaubt, doch hier achtete sowieso keiner auf ihn. Die drei Ältesten waren nicht anwesend und weder Clerissas Konversation mit ihrer Mutter über Mode, noch das Gespräch der anwesenden Männer über Kunst interessierten ihn. Noch dazu wo sie scheinbar das Thema Kunst nur wegen dem Gebissenen mit dem Namen Lukas angeschnitten hatten, denn weder Horus noch Sin schienen darin sehr bewandert zu sein. Zumindest erfuhr er von ihnen nichts Neues, auch wenn er nur mit einem Ohr zuhörte. Eigentlich sollte es ihm nur Recht sein, immerhin wollte er nicht in diese Familie aufgenommen werden. Nur war er noch nie ignoriert worden, zumindest nicht in diesem Maße. Er war es gewöhnt Aufmerksamkeit zu bekommen, wenn schon nicht von seinen Eltern, dann doch wenigstens von den Dienern. Ja, er gab zu Lukas und auch Caprice hatten versucht mit ihm ein Gespräch anzufangen und er hatte sie einkalt abgeblockt. Aber das hieß doch nicht, das sie ihm ihre Aufmerksamkeit wirklich entziehen sollten. Normalerweise stachelte das alle nur noch mehr an seine Gunst oder Freundschaft gewinnen zu wollen. Warum war das hier anders? Irgendwann bekam er das Unternehmen seines Vaters und die Geschäfte würden über ihn laufen. Nur weil sie seine Familie waren, musste er mit ihnen noch lange keine Verbindungen eingehen. Wenn man davon absah, das er die Firma seines Vaters gar nicht übernehmen wollte, war das doch so. Eryx unterdrückte ein Gähnen. Eigentlich war ihm sein Umgebung egal, da es nie etwas Neues gab und er schon alles erreicht hatte was er erreichen wollte. Seine Zukunft war vorbestimmt, also musste er sich dafür auch nicht anstrengen. Einfach nur auf dem Level bleiben auf dem er war und der Reichtum würde ihm eines Tages einfach so in den Schoß fallen. Das war so ermüdend, ihm fehlten einfach die Herausforderungen in seinem Leben. Er hatte die besten Noten, einfach weil er auch die besten Lehrer hatte und er hatte massenhaft Freunde, die er alle nicht leiden konnte, doch das beruhte wohl auf Gegenseitigkeit. Wenn man von jemanden profitieren wollte, war Sympathie sogar kontraproduktiv. Doch hier war es anders. Wenn er sich querstellte, dann ignorierte man ihn einfach. So als wäre er nicht weiter wichtig. Das irritierte Eryx auch wenn er es sich nicht anmerken ließ. Jeder der sich bis jetzt mit ihm eingelassen hatte wollte etwas von ihm, deswegen musste dieser alles tun um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Wenn das Gewünschte erreicht war, ließ man ihn sowieso wieder alleine. Das war bei Freunden ebenso wie bei seinen Eltern. Sein Vater wollte einen vorzeigbaren Erben, deswegen wurde ihm kein Wunsch verwehrt und seine Mutter einen gut erzogenen Sohn. Doch da sah er keinen Grund, warum er ihr das vorspielen sollte? Immerhin brauchte er wenigstens eine Herausforderung am Tag und da war seine Mutter ein würdiger Gegner. Eigentlich war es seltsam, sie wusste nicht einmal wie hoch sie von ihrem Sohn geschätzt wurde. Denn es gab sonst keinen den Eryx als ebenbürtig einschätzte. Nicht einmal diese kleine Kröte, die einige Plätze von ihm entfernt saß und mit ihrer Mutter, über den neusten Schnitt der Kleider, diskutierte. Plötzlich öffnete sich die Tür und Caron stand darin. Egal was er herausgefunden hatte, es schien nicht sehr erfreulich zu sein. Er lächelte seiner Mutter zu. „Bitte verzeih, aber ich werde heute nicht mehr mit euch essen können.“ Mit diesen Worten schloss er die Tür auch schon wieder hinter sich. Was war denn das? Erstens forderte das doch keine Entschuldigung und zweitens war das doch ziemlich abrupt gewesen. „Was war das?“ Clerissa sah irritiert zur Tür. Anscheinend stellte auch sie sich die gleiche Frage wie er. „Caron, das müsstest du doch kennen.“ Sin lächelte und wand sich wieder seinem Gespräch zu. Clerissa runzelte nur kurz die Stirn, zuckte mit den Schultern und nahm ebenfalls die Konversation mit ihrer Mutter wieder auf. Scheinbar war das normal, doch Eryx wollte wissen was diese Eile zu bedeuten hatte. Denn man war doch nur so kurz angebunden, wenn man keine Zeit für unnötige Konversation hatte. Hier würde ihn sowieso niemand vermissen. Ohne ein weiteres Wort stand Eryx auf und verließ das Zimmer. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie gerade etwas hinter einer Ecke verschwand. Interessiert ging er dem nach. Alles war besser als weiter bei seinem Essen zu sitzen und ignoriert zu werden. Doch erst einige Gänge weiter wurde Eryx belohnt. „Caron jetzt bleib stehen. Glaubst du ich weiß nicht, was du vorhast?“ Das war Arnauds Stimme das erkannte Eryx sofort. Immerhin hatten ihm noch nicht viele erklärt, sie würden einfach so einen Menschen töten. Ja, Werwölfe machten das, doch man sprach doch nicht darüber. „Das kannst du nicht wissen, denn du bist nicht ich.“ Eryx Schritte wurden langsamer und stoppten schließlich ganz, als der Gang in der Eingangshalle endete. „Doch, du willst die Spur aufnehmen und dann Rache üben. Das verstehe ich.“ „Ach ja?“ Caron sah seinen Bruder wütend an. „Warum warst du dann gerade eben nicht auf meiner Seite?“ „Es gibt Gründe. Ich kann sie dir nicht sagen, doch wenn du es weißt, dann wirst du es verstehen.“ „Den Tod eines Wolfes?“ Der Rothaarige schüttelte wild den Kopf. „Oh nein, Arnaud, das werde ich nie verstehen.“ Ein Wolf war gestorben? Kein Wunder das Caron zuvor so alarmiert reagiert hatte. Nun verstand er auch warum er ihn nicht mitgenommen hatte. Doch was sollten die Worte des Älteren? Wenn ein Wolf getötet wurde, dann war es die Pflicht der Werwölfe diesen Tod zu rächen. Auch wenn er sich nicht sonderlich für diese Tiere interessiert, wusste Eryx zumindest das. Arnaud faltete die Hände vor der Brust. Doch war keine bittende Geste sondern eher eine resignierende. „Versprich mir einfach das du nicht Rache übst. Versprich mir, das du nicht gegen Henrys Anweisungen verstößt.“ Das schien sein letzter Trumpf zu sein und er wirkte. Caron atmete einmal tief ein und nickte dann. „Ich verspreche es dir. Niemals würde ich gegen Henrys Anweisungen handeln und das weißt du. Trotzdem muss ich raus.“ Brüsk drehte er sich um und ging aus der Tür. Eryx zog sich wieder zurück. Auf ein Treffen mit Arnaud hatte er wirklich keine Lust. Vor allem weil er auf Carons Seite stand. Wenn sich das weiter so entwickelte, könnte sein Zwangsaufenthalt hier doch noch ganz interessant werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)