and sometimes when you need to get by you sacrifice von -juujun- (a little bit) ================================================================================ Kapitel 13: feelings of the dead -------------------------------- Jui Der Sand in meinem Gesicht hatte mich von Anfang an gestört, doch als ich endlich einschlief konnte ich ihn wenigstens für einige Zeit ausblenden, wenn auch nur kurz, denn ich erwachte mit dem Sonnenuntergang. Ich spürte Kaorus Arm, der schützend um meinen Körper gelegt war und bewegte mich in seine Richtung, bis ich seinen Oberkörper an meinem spürte. Ich wollte etwas sagen, aber der Sand hinderte mich. Ich konnte nicht sprechen, nicht weinen, denn meine Augen waren geschlossen, ließen sich im Sand nicht öffnen. Alles was ich tun konnte war mich an Kaoru zu kuscheln und zu hoffen, dass ich ihn wecken könnte. Ich wollte hier so schnell wie möglich raus und es war mir egal das Die Sonne noch in meinen Augen brennen würde. Alles war besser als dieser schreckliche Sand. Kaoru Ich erwachte früh, als ich spürte wie Jui sich neben mir regte. Der Schlaf war trotz der unbequemen Lage erholsam genug gewesen, mein Körper tat wieder, was ich ihm befahl, was ich nach kurzer Zeit schon erkannte. Als ich Juis Unruhe bemerkte, entschied ich mich, wieder an die Oberfläche zu kommen. Dai würde noch einige Zeit nicht hinaus können, doch ich wollte nicht, dass Jui sich noch unwohler fühlte, als er es wohl sowieso schon tat. Es dauerte nicht lange, bis wir uns an der frischen Luft wieder fanden, der Himmel noch leicht rötlich und der Boden noch erhitzt von der Sonne des Tages. Der milde Wind blies uns die Haare aus den Gesichtern und nach den Stunden abgeschnitten von jeglicher frischer Luft, fühlte sich das unglaublich befreiend an. "Wie geht’s es dir, Jui?", fragte ich schließlich leise. Jui Ich atmete die Luft tief ein, obwohl ich sie gar nicht benötigte um zu überleben. Auf Kaorus Frage hin nickte ich, versuchte immer noch meine Haut vom Sand zu befreien der überall an mir zu kleben schien. Ich wollte ihn loswerden. Die Sonne brannte in meinen Augen, doch ich schloss sie einfach wieder als ich sah das Kaoru vor mir stand. Ich schloss ihn sofort in meine Arme, bettete meinen Kopf wieder auf seiner Brust. "Bitte lass uns nie wieder im Sand schlafen Kaoru! Das war schrecklich!" Gab ich ehrlich zu. Das war definitiv die schlimmste Nacht meines Lebens und ich war unglaublich froh das Kaoru jetzt wieder bei mir war - und es hoffentlich auch blieb. Diesmal für immer. Daisuke Ich erwachte als ich merkte wie Jui sich aus meinem Arm heraus bewegte und sich an Kaoru kuschelte. Ich hätte mich zwar ebenfalls liebend gern aus dem Sand bewegt, jedoch merkte ich bei meinem ersten Versuch, dass das Sonnenlicht noch zu grell für meine Augen war, sodass ich mich nach einem heftigen Schmerz in meine Augen wieder etwas tiefer in den Sand grub und Jui allein mit Kaoru an der Oberfläche lies, vermutlich brauchte das Jui jetzt, nach dieser grausamen Nacht auch. Ich hoffte Kaoru würde Jui etwas aufheitern können. Jui war die ganze Nacht unruhig gewesen. Kaoru und ich hatten dies an seinen Bewegungen im Schlaf erkannt. Ich war mir aber nicht sicher, ob seine Unruhe nur am Sand lag oder ob er sich immer noch schuldig fühlte an unserer Verbannung, die allein meine Schuld war, auch wenn es schwer fiel mir das einzugestehen. Allerdings verstand ich Jui, da wir nun in einem fremden Land leben mussten und vorerst nicht zurück nach Hause konnten. Ich hoffte Jui und Kaoru würde dies nicht allzu viel Unbehagen bereiten. Kaoru Ich legte meine Arme um Jui, hielt ihn fest an mich gepresst. Nach all den Jahren, die wir jede einzelne Nacht in der sicheren Wärme eines Hauses verbracht hatten, konnte ich seine Abneigung gegen den Sand gut verstehen, obwohl es mir selbst von Anfang an nie so schlimm vorgekommen war. Vielleicht lag das aber auch daran, dass ich meine ganze Kindheit und Jugend draußen verbracht hatte, nur selten und in den ersten Jahren ein wirkliches Dach über dem Kopf gehabt hatte. "Keine Sorge, Jui, morgen werden wir Zuhause sein und du kannst wieder in einem Sarg schlafen und ich verspreche dir, dass dir niemand etwas anhaben wird. In Ordnung?", versuchte ich ihn zu beruhigen, strich ihm vorsichtig über den Rücken. Es würde sicherlich noch einige Zeit dauern, bis Daisuke sich zu uns gesellen konnte. Jui Trotz des grellen Lichtes öffnete ich die Augen wieder. Meine Augen brannten von der Helligkeit des Himmels, obwohl die Sonne nirgendwo mehr zu entdecken war. Aber auch dieses Brennen war ein geeigneter Schmerz für meine Schuld. gerne hätte ich mich entschuldigt, für all das, doch ich kannte Kaorus Reaktion darauf, wusste dass ich ihn mit meinen Worten nicht erreichen würde. Deshalb blieb ich stumm. Zudem wollte ich Kaoru sehen, hatte immer noch etwas Angst, dass er wieder gehen könnte. Ihm schien das Licht nichts mehr auszumachen, was an seiner Alter und an seiner Kraft lag. "Geht es dir wieder besser? Wenn nicht du weißt das du jederzeit von mir trinken kannst ... und du weißt das es mir nichts ausmacht, oder?" Es war schon immer so. Ich war lieber selbst schwach als ertragen zu müssen das ich Kaoru schwach sah. Denn nur mit einem starken Kaoru an meiner Seite konnte ich stark sein. Und Daisuke? Ihn brauchte ich genauso, auch wenn ich mir oft nicht erklären konnte wie und warum. Kaoru Juis Worte berührten mich, ich nickte. "Es geht schon. Sobald Daisuke wach ist, werden wir uns irgendwo etwas zu trinken suchen und uns dann auf den Weg machen. Solange halte ich durch, die lange Reise hat nur an meinen Kräften gezehrt.", beruhigte ich Jui und lehnte meine Stirn gegen seine. Irgendwie war dieser beinahe schon intime Moment zwischen uns etwas völlig ungewohntes, seitdem wir uns durch Daisuke so weit voneinander entfernt hatten. Im ersten Moment war ich mir nicht einmal wirklich sicher, ob ich Jui nun küssen sollte oder nicht, doch irgendwie schien es das einzig richtige und als ich seine Lippen mit den meinen verschloss, wusste ich sicher, dass es so war. Und so groß die Versuchung auch war, Jui nun zu beißen, ihm auch nur ein paar wenige Schlucke Blut zu nehmen, ich widerstand ihr. Jui Fast schon klammerte ich mich an seine Lippen, hielt mich an ihnen fest. Sie waren so vertraut, obwohl ich sie schon ewig kannte. Meine Hände fanden seinen Nacken, hielten sich nun ebenfalls fest. Es war so wundervoll Kaoru gegenüber schwach sein zu können auch wenn ich gerne noch schwächer gewesen, war zu überfordert mit der gesamten Situation, sehnte mich nach nichts mehr als bewegungsunfähig in seinen und Daisukes Armen zu liegen. Wenn er doch nur bald aufstehen würde können. Ich wollte nicht mehr hier sein... Daisuke Nach schier endlosen Momenten, in denen ich nicht wusste, wie es Jui und Kaoru ging, bemerkte ich, wie sich der Himmel langsam verdunkelte. Bei meinem Versuch mich aus dem Sand zu erheben, fiel mir auf das der Sand in die verschiedensten Falten meines Kimonos gedrungen war, deshalb bewegte ich mich auch etwas steif und versuchte nicht noch mehr Sand in meine Sachen zu bekommen. "Uhrg, der Sand ist ziemlich aufdringlich!", war mein Kommentar als ich mich schüttelte, um den Sand aus meiner Kleidung heraus zu kriegen. Jui schien dies zu amüsieren, da sich ein ehrliches Lächeln auf seinem Gesicht zeigte und auch Kaoru schien es eher lustig zu finden, da er breit grinsend vor mir stand, dies konnte aber auch durch seine Nähe zu Jui ausgelöst wurden sein. "Schön, dass ihr euch so darüber amüsieren könnt!" Kaoru Ich versuchte mir ein Lachen zu verkneife bei Daisukes Anblick, aber als er sich wie ein nasser Hund zu schütteln begann, konnte ich nicht mehr an mich halten und lachte leise. Einen guten Teil dazu tat wahrscheinlich auch, dass wir die letzten Tage in großer Anspannung verbracht hatten, ein Zustand, den das menschliche Gemüt nun einmal nicht ewig aushält. Selbst ein Vampir wird seine menschliche Natur nie völlig los, so alt er auch sein mag. "Hai, ne? Finde ich auch.", entgegnete ich leise und lächelte ihn an. Dieser Moment machte uns frei, auf irgendeine seltsame Art und Weise. Wir waren einem schlechten Traum entkommen - ich bin mir nicht sicher, ob Albtraum das richtige Wort dafür wäre, denn es war lediglich unglaublich, mehr als Angst einflößend oder ähnliches - und nun begann, langsam aber sicher, ein neuer Abschnitt unseres Lebens... oder sollte ich besser sage: Existenz? Jui Nur kurz lachte ich mit den Beiden, versuchte Interesse zu zeigen. Mit jeden Moment den wir hier an diesem offenen Strand verbrachten kam ich mir immer beobachteter vor, immer mehr auf dem Präsentierteller. Durst hatte ich auch, oder es war vielmehr der Durst meiner beiden Begleiter, den ich immer deutlicher zu spüren schien. Aber sie selbst schienen dem noch keine Beachtung zu schenken, versuchte lieber eine gute Stimmung zu schaffen, die mich weniger beunruhigte. Immer noch einen Arm um Kaoru gelegt streckte ich nun den zweiten für Daisuke aus, war erleichtert als er so nah kam das ich ihn um seine Taille legen konnte, ihn gemeinsam mit Kaoru an mich zog. Eine Weile verharrten wir noch in dieser Position, bis ich den Kopf hob: "Könnten wir jetzt weiter? Ich bin durstig und ihr gewiss auch ..." Daisuke Juis einladenden Arm konnte ich nicht widerstehen und so ließ ich mich von ihm in eine feste Umarmung ziehen. Die Stimmung war erstaunlich gut, für unsere jetzige Situation und ich wollte definitiv nichts daran ändern. Juis Worte machten mich auf meinen eigenen Durst aufmerksam und ich konnte ihm nur zustimmen. "Von mir aus auf jeden Fall. Lasst uns die chinesischen Spezialitäten mal probieren.", meinte ich mit einem vieldeutigen Lächeln auf den Lippen. Das Essen aus China war seinem Ruf nach etwas seltsam, aber unsere Essen war damit glaube ich nicht gemeint. "Kaoru, ich glaube es wäre besser wenn du uns führst.", wandte ich mich an Kaoru, der sich auch gleich auf den Weg machte. Unser Verhältnis zueinander hatte sich wirklich verbessert. Kaoru Ich nickte und ging voran. "Auf die Spezialitäten kannst du verzichten, glaub mir. Das ist eine Sache für sich.... Um es mal nett auszudrücken." Auf unserem Weg stießen wir schon bald auf ein kleines Fischerdorf, das aus nur wenigen Hütten bestand. Auf den Schornsteinen stieg Rauch auf und in den Fenstern brannte bereits Licht. Ich mochte diese kleinen Orte nicht, sie waren nicht besonders geeignet um zu jagen, jeder kannte jeden, es gab nicht die altbekannte Anonymität, die in Kyoto vorherrschte, von den großen europäischen Städten gar nicht erst zu sprechen. Die Menschen waren vorsichtig und abergläubisch, Fremden ohnehin oft nicht sonderlich freundlich gesinnt. Dort einen Vampir zu sättigen war nicht schwer, wenn es an zwei oder in unserem Fall sogar gleich drei ging... dann wurde es anstrengend. Jui Zu Beginn durchquerten wir den Wald, fremde Tiere waren zu hören und auch die Luft schien anders zu riechen. Der Wald war so düster, so Furcht einflössend. Schon jetzt spürte ich ganz deutlich, dass ich mich hier, in diesem Land, gar nicht wohl fühlen konnte. Ich kuschelte mich tiefer in Dais Arme, der glücklicherweise meinen inneren Kampf nicht einmal bemerkte. Bald schon gelangten wir zu einem Fischerdorf. Ich konnte das Blut der Menschen schon riechen, Kaoru brauchte Blut. Er musste schwach sein. Doch ich spürte auch die Abneigung der Menschen und sie bereitete mir Sorge. Sorge um ihn. "Kaoru, meinst du wir sind hier überhaupt sicher?" fragte ich kleinlaut. Kaoru Mich weiter umsehend, irgendwann am Eingang zum Dorf stehen bleibend, schüttelte ich nachdenklich den Kopf. Auf den Wegen war kein Mensch zu sehen, niemand war mehr draußen unterwegs zu dieser Zeit, aber das war nicht der einzige Grund. Etwas stimmte hier nicht, es herrschte eine Unruhe und gleichzeitig eine unheimliche Stille. "Wir werden nicht lange hier bleiben, Jui. Nicht länger als nötig. Uns wird nichts passieren, das kann es nicht einmal.", beruhigte ich Jui und damit vielleicht auch Daisuke, auf den ich gerade meine Aufmerksamkeit allerdings nicht richten wollte. "Aber hier stimmt irgendwas nicht... ich weiß nur noch nicht was." Es war ein Gefühl, wie die Ruhe vor dem Sturm. Daisuke Kaoru musste schon mal hier gewesen sein, denn er führte uns sicher durch den Wald, aber es war nicht abzustreiten, dass es definitiv ein anderes Land war und Unbehagen machte sich in mir breit, erst recht als das Fischerdorf in sichtweite kam. Kaorus Worte konnte ich nur bestätigen. Als Kaiser war ich auch oberster Heerführer gewesen. Ich hatte zwar keine Kriege geführt, aber ich war oft unterwegs gewesen und wusste, wann Gefahr lauerte. Als Kaiser musste ich nun mal auch Attentate über mich ergehen lassen, sodass ich ein gewisses Gespürt dafür bekommen hatte. "Kaoru, wir sollten nicht dort hingehen. Irgendetwas wird hier in nächster Zeit passieren und ich glaube nicht, dass Jui noch mehr Aufregung vertragen wird.", meinte ich leise zu Kaoru, wollte nicht das Jui das hörte. Ich war mir aber nicht sicher, ob wir es für uns behalten konnten. Jui war für Gefahrensituationen empfänglich. Jui Mein Herz schien laut zu pochen, als ich Daisuke enger an mich zog, gleichzeitig nach Kaorus Hand griff. "Bitte Kaoru, können wir nicht woanders langgehen? Du musst es doch auch spüren, hier passiert bald schlimmes..." Ich spürte Gefahr, so nah das sie fast schon greifbar war, doch genaue Anhaltspunkte hatte ich noch nicht. Dieses Land war wirklich beängstigend, wieso hatte Kaoru uns nur hierher geführt? Aus der Ferne hörte ich Pferde, die Männer die auf ihnen saßen waren laut und ungepflegt, vielleicht sogar betrunken. Noch einmal sah ich zu Kaoru, doch in seinem Gesicht konnte ich keine Regung erkennen, weder eine die uns schützen noch eine die das Verderben über uns bringen würde. Kaoru Noch waren wir ein gutes Stück vom Dorf entfernt, wir befanden uns am Ende eines Waldstückes das sofort an einige verlassen wirkende Hütten angrenzte. Das Gebiet, in dem viele Menschen wohnten war also noch etwas entfernt. Leider hatten wir von hier aus eine viel zu gute Sicht über das menschliche Übel, das sich hier abspielen würde. Menschen würden sterben, wegen ein bisschen Schmuck, vielleicht noch etwas Mais und wenn sie Glück hatten sogar einer kleinen Menge Reis. Es war so erbärmlich. Wir konnten nichts tun, es waren fast 20 Mann, die das Dorf überfielen und es wäre für uns einfach zu auffällig sie alle auf einmal zu töten, die Kraft dazu hätten wir gehabt. Unglaublich! Erst letzte Nacht hatte ich Daisuke noch versucht darüber zu belehren das wir den Lauf der Dinge nicht ändern durften, das wir nur Beobachter waren und jetzt wurde mir diese Position unerträglich! Ich wollte dort herunter und jeder einzelnen dieser Bestien das Genick brechen! Daisuke Kaorus Wut über das was hier geschah war nur schwer zu übersehen und ich hatte wirklich für einen Moment das Gefühl das er einfach da runter gehen wollte und dem allen ein Ende zu setzen. Inzwischen waren Schreie aus dem Dorf zu hören. Mütter, die nach ihren Kindern schrieen und Männerstimmen, die immer wieder den Frauen versuchten zu erklären, dass sie nichts zu fürchten hatten, was natürlich nicht stimmte. Der Geruch des Blutes wehte zu uns herauf und wurde immer stärker, eindringlicher. Es erinnerte mich an meinen eigenen Durst und ich spürte, dass ich immer unruhiger wurde. Aber Kaorus starrer Blick hielt mich davon ab ihm zu erklären, dass wir weiter mussten. Auch Jui schien es nicht besser zu gehen. Seinen Körper verlangte es so stark nach dem Blut das er sogar zitterte. Automatisch schlang ich meinen Arm fester um ihn. Er wirkte in diesem Moment wieder so schwach, fast so schwach wie letzte Nacht im Keller, wo er sich wieder verletzt hatte. Bei dem Bild vor meinen Augen liefen mir Schauer über den Rücken – aber bestimmt keine angenehmen. Jui Die Schreie hallten tausendfach in meinen Ohren wider und ich spürte fast schon überdeutlich, wie meine Beine schwächer wurden, mich kaum mehr halten vermochten. Schreie, weinen und Schmerz. Viel schlimmer als in jener Nacht vor weit über 50 Jahren, als ich gestorben war. Er zerriss mein totes Herz und fraß sich durch meine Brust, verteilte sich in meinem Körper bis alles nur noch dieses unerträgliche Gefühl war. Meine Beine gaben nun endgültig nach und ich spürte Daisukes Arme schwer auf mir, während blutende Tränen meine Augen verließen und alles rot färbten. Was geschah da nur? Und warum war der Tod alles was ich noch wahrnahm? Kaoru Meine beiden Begleiter blendete ich für einen Moment vollkommen aus. Denn ich spürte, dass einer von ihnen zu uns ritt, offenbar der festen Überzeugung davon hier hinten etwas gehört zu haben, was natürlich Irrsinn war. Wir hatten keinen Laut von uns gegeben und um uns herum war auch nichts passiert. Aber ich wurde das Gefühl nicht los das ich ihn vielleicht absichtlich hier her gelockt hatte, mit der Kraft meiner Gedanken war das kein Problem. Er stieg von seinem Pferd ab, band es sogar an als die Straße schmäler wurde. Ich wusste, dass er zu uns kommen würde und die Gier stieg in mir auf – wenigstens ihn wollte ich töten, ihn, dem die Bösartigkeit aus allen Poren drang, er der mit dem Morden aufgewachsen war – so wie ich. Aber ich wollte jetzt nicht empfindlich sein, ich wollte töten und mir mein Blut holen! Inzwischen war er fast in Reichweite. Um Daisuke und Jui da nicht Mitreinzuziehen ging ich ein Stück vor, versteckte mich an einer Hauswand. Durch seine Augen sah ich genau wie nah er mir kam und packte ihn im richtigen Moment. Sein Blut war eine Wohltat für mich und ich saugte ihn recht schnell aus. Er war wirklich erbärmlich, selbst seine letzten, wirren Gedanken waren von Blut durchtränkt. Ich genoss ihn, ließ mich mit seinem toten Körper zu Boden gleiten ehe ich die Wunden schloss. Tief atmete ich ein ehe ich wieder in der Lage war meine Umgebung wahrzunehmen, bemerkte, das Daisuke nach mir rief. Daisuke Im Gegensatz zu Kaoru entging mir nicht das Jui neben mir zusammensackte und auch alles festhalten brachte nichts. In mir stieg sofort Panik auf, brauchte er so dringend Blut? Aber nein, ich wusste das dem nicht so war, er konnte einige Tage ohne eine frische Mahlzeit auskommen und außerdem zitterte er dann nicht so, sondern wurde viel eher nur ruhiger und ruhiger. Aber jetzt, jetzt zuckte er immer wieder zusammen und ich zog ihn automatisch an mich, ignorierte seinen Protest. „Jui, was hast du, sag was ist los?“, aber ich hatte das schlimme Gefühl das ich ihn mit meinen Worten gar nicht erreichte. „Kaoru!“, rief ich, aber der war beschäftigt, ich konnte das Blut riechen das er gerade zu sich nahm. Im Moment reizte es mich nicht einmal. Ich drückte Jui fester an mich und stellter voller Panik fest das seine Augen geschlossen waren und er nicht atmete. Gut das musste er auch nicht, aber er tat es noch wenn er wach und bei Bewusstsein war, einfach aus Gewohnheit. Zudem machte es das Bild noch schlimmer, es machte mir Angst. Immer wieder rief ich seinen Namen, doch er reagierte nicht mehr, das zucken hatte auch aufgehört. Irgendwann strich ich über seine kalte Wange und als ich meine Finger wieder hob, klebte Blut daran… Kaoru Ich ging auf die beiden zu, kam aber nicht umhin mich zwingen zu müssen ihnen wieder Aufmerksamkeit zu schenken, in meinem Kopf schwirrten einfach zu viele Gedanken… Schnell aber merkte ich, dass das falsch war. Jui lag am Boden und ich konnte sein Blut riechen. Er hatte doch nicht schon wieder? Aber warum gerade jetzt? Es gab doch nichts was ihn gerade in diesem Moment beschäftigte oder nicht? Auch ich kniete mich neben ihn und sah ihn prüfend an. Dort stellte ich fest, dass der Geruch nur von seinen Tränen kam. Aber warum, das wusste ich nicht. Er war nicht bei Bewusstsein, das spürte ich einfach, also konnte ich ihm erst einmal nur Blut geben. Ich machte es so wie ich es immer tat, flößte ihm das Blut durch einen Kuss ein, das war der einzige Weg den ich bei Jui nehmen konnte wenn es gegen seinen Willen ging. Ich brauchte ihm nur wenig zu geben, da schlug er auch langsam die Lider auf. „Kao… warum tut es so weh?“, fragte er, ganz schwach und seine Stimme zeigte deutlich das er Schmerzen hatte und das tat auch mir weh. Und mir fiel im Moment nichts ein wieso das so war… Jui Der Schmerz ließ mich jegliches Zeitgefühl verlieren und ich konnte meine Umwelt einfach nicht wahrnehmen, nur bruchstückenhaft drangen überhaupt Eindrücke zu mir vor denen ich meine Aufmerksamkeit schenken konnte, alles andere war nur dieser Schmerz und ich wusste nicht wie ich ihn noch länger aushalten sollte. „Kaoru, trinkt von mir… dann muss ich es nicht mehr spüren… bitte.“ Noch konnte ich begreifen was ich da verlangte, das ich sehr viel von ihnen verlangte. Und ich wusste, dass er es nicht tun würde. Aber fragen musste ich trotzdem, anders war dieser Schmerz nicht auszuhalten. Es fühlte sich an wie der Tod, als würde ich das gewaltsame Ableben vieler Menschen spüren – alles auf einmal. Das war zu viel… Daisuke Entgeistert sah ich meinen Schatz an. Was verlangte er da schon wieder von uns? Was für eine Idee steckte nur dahinter? Gab er sich wieder für etwas die Schuld und wollte jetzt sogar, dass wir ihm halfen sich zu bestrafen? „Jui! Alles ist gut! Komm wir stehen einfach auf und gehen weiter. Dir geht es doch gut, bitte steh auf und komm mit uns.“ Ich wusste einfach nicht was ich hätte sonst zu ihm sagen sollen. Eigentlich erwartete ich das Kaoru mich gleich bekräftigen würde, aber er sah Jui nur nachdenklich an. Er konnte doch nicht wirklich in betracht ziehen zu tun was er von uns verlangte? „Kaoru? Du willst das doch nicht wirklich tun?“ Aber er ignorierte mich. War er verrückt? Er war heute schon den ganzen Tag so komisch gewesen. Kaoru „Du hast Schmerzen. Wo genau? Kannst du den Schmerz beschreiben?“ Ich spürte automatisch, dass ich viel von ihm verlangte, denn das Sprechen fiel ihm unglaublich schwer, zumal er auch kaum atmete und so kaum Luft hatte, die seine Stimmbänder zum vibrieren bringen konnte. „Im Kopf ist es am schlimmsten, aber es geht durch den ganzen Körper. Es ist unerträglich. Und es geht nicht weg. Bitte mach das es weggeht…“ Seine Worte waren langsam und doch wusste ich jetzt, dass hinter seiner Bitte ihm das Blut auszusaugen etwas anderes steckte als das was Daisuke dachte. Und, vielleicht konnte ich ihn auch einfach nicht leiden sehen. Vielleicht hoffte ich, dass der Schmerz einfach weg sein würde, wenn wir bei mir, in meinem Haus, angekommen waren. „Ich erkläre es dir gleich Daisuke…“, erklärte ihm, bevor ich meine Zähne in Juis Hals rammte, sein süßes Blut in mich aufnahm, wissend das ich es ihm bald wieder zurückgeben würde… Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, diese schmerzverzerrte Stimme, sein leidendes Gesicht. Das sollte nicht sein. Daisuke „Bist du wahnsinnig?“, sprach ich meine Frage nun doch aus, konnte aber nur dabei zusehen wie er Jui nun wirklich das Blut aussaugte. Er tötete ihn doch nicht? Nein, ich hörte Kaorus Stimme in meinem Kopf, die mir immer wieder sagte das alles in Ordnung war und das es gut für Jui war, weil er jetzt keine Schmerzen mehr hatte. Kraftlos fiel sein wunderschöner Körper in Kaorus Armen zusammen. „Hör zu Daisuke…“, richtete er jetzt das Wort an mich. „Jui befindet sich in einem Komaähnlichem Schlaf. Er hört uns nicht, spürt nichts, auch keine Schmerzen. Praktisch gesehen ist er wie tot, aber seine Seele kann seinen Körper nicht verlassen. Wir bringen ihn zu mir nach Hause und dann gebe ich ihm sein Blut sofort zurück und er wird wieder so sein wie früher.“ Kaoru Die Worte waren vielleicht etwas hart gewählt, aber ich wusste nicht wie ich es hätte anders ausdrücken sollen. Ich erhob mich und nahm Juis, nun leblosen Körper, auf die Arme. Bis zu meinem Haus war es noch ein Stück, kein Problem wenn man es fliegen konnte … Was aber nicht ging. Ich brauchte beide Hände um Jui zu halten, wie sollte ich da Daisuke noch mit mir nehmen? Aber ich wollte ihn auch nicht länger als nötig in diesem Zustand lassen, wollte einfach nur, dass er seine Augen wieder aufschlagen konnte und alles wäre in Ordnung. Aber diese Vorstellung rückte immer mehr in weite Ferne. Es sei denn… „Daisuke, ich weiß ich verlange jetzt viel von dir, aber was hältst du davon wenn ich Jui zu mir nach Hause fliege? Im Keller ist er sicher und ich kann ihn wieder zu Bewusstsein bringen. Ich werde dir den Weg mit meinen Gedanken übermitteln, das ist kein Problem für mich. Und du musst nichts weiter tun als den Weg zu rennen. Ich werde dir Bilder des Weges übermitteln, du kannst dich gar nicht verlaufen. Und wenn doch wäre es mir immer wieder ein leichtes dich zu finden. Du kannst mich jederzeit ansprechen weil Jui dich geschaffen hat und nicht ich…“ Ich wusste, dass er einverstanden sein würde, sein Stolz allein verlangte es von ihm. So einfach konnte man alte Gewohnheiten nicht ablegen. Daisuke Im ersten Moment wollte ich ihm widersprechen, wollte ihm sagen, dass ich dem nicht zustimmen wollte. Aber, das was er vorschlug war wahrscheinlich wirklich das Beste für Jui. Hier am Boden konnten uns immer noch andere angreifen und Jui wäre dem schutzlos ausgeliefert. In der Luft hingegen gab es nicht viel was ihm passieren könnte. Außerdem, dem nicht zuzustimmen wäre ein Eingeständnis das ich ihm nicht machen würde. Ich war Kaiser gewesen und ein Kaiser hatte keine Angst. Niemals. „In Ordnung. Zeig mir den Weg.“ Kaum hatte ich das gesagt strömten Bilder auf mich ein, die Kaoru mir übermittelte. Wieder dachte ich mir was für eine Macht er als Vampir doch besaß und ich konnte es kaum erwarten, ebenfalls so viel Macht zu besitzen. Ich kannte den Weg nun. „Mach dir keine Sorgen du schaffst das…“, sprach er es aus, und als ich deswegen mürrisch werden wollte, fügte er in Gedanken noch hinzu, dass er meinte, dass ich die Kraft dazu habe, den gesamten Weg in unmenschlicher Schnelligkeit zu rennen. Der Gedanke war unglaublich, aber Kaoru würde schon Recht haben. Er war einfach schon so lange ein Vampir, er wusste über meine Fähigkeiten besser bescheid als ich selbst. Auch wenn mich das störte. Dann erhob er sich in die Lüfte. Ich sah zu wie er und Jui in den Nachthimmel verschwanden und kam nicht umhin die Einsamkeit zu spüren die mich umgab. Ich war wirklich vollkommen allein im Moment… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)