Trend von Sinystra ================================================================================ Kapitel 1: Trend ---------------- Danke für's Reinschauen. Die Story ist wie schon geschrieben eher etwas ernsteres zum Nachdenken. Also nur lesen wenn einen so etwas interessiert bzw. wenn einem danach ist. 'Arbeits'zeit war btw. ungefähr eine Dreivietelstunde um 22 Uhr Abends. Trend Ich gehe die Einkaufspromenade entlang. Um mich herum sind wie immer viele andere Menschen unterwegs. Manche haben es eilig, manche bummeln gelangweilt an den Geschäften entlang, werfen hin und wieder einen Blick in eines der vielen Schaufenster, manche sind mit ihren Freunden auf Shopping-Tour. Ab und zu steht jemand an einer Ecke oder vor einem bestimmten Laden und wartet, das Handy in der Hand. Vielleicht auf die Freundin oder einen Kumpel. Ich gehe weiter, zwar nicht schnell, eher langsam, aber ich bleibe nicht stehen. Ich habe keinen Grund dafür. Alle Geräusche dringen nur widerwillig an mich heran, gedämpft, wie als wäre ich von all dem um mich herum weit entfernt. Dabei laufe ich doch gerade nur einen Meter weit entfernt an einem schlaksigen Mädchen vorbei, die sich laustark an ihrem Handy mit jemandem unterhält. Sie hat hellviolett gefärbte Haare mit gelben Strähnen, die ziemlich kurz geschnitten sind. An ihrer Unterlippe, in ihrer Augenbraue und an beiden ihrer Ohren hängen silberne Ringe. Ihre Kleidung besteht aus einer ziemlich alt aussehenden Jeansjacke, die tausendmal geflickt und trotzdem sehr zerfetzt aussieht, einer kurzen Hose, die perfekt dazu passt, bunten, ebenfalls zerissenen Overknees, und schwarz-silbernen Springerstiefeln, die ihre besten Tage offensichtlich auch schon lange hinter sich haben. Sie scheint sich weder darum zu scheren, dass sie mit ihrem Aussehen hier von nicht wenigen Leuten angestarrt wird, noch darum, dass ihre laute Stimme offensichtlich einige andere Menschen, die in einem Café auf der anderen Straßenseite sitzen, stört. Sie wirkt wie ein Mensch, dem es komplett egal ist, was andere von ihm denken. Ob sie so ist, weil es ihr gefällt, oder ob sie einfach nur gegen die vorherrschenden Normen protestieren will? Normalerweise würde sie mir wohl ein wenig Angst machen, und ich würde schneller gehen, um eine möglichst hohe Distanz zwischen sie und mich zu bringen, doch jetzt schaue ich sie nur aufmerksam an, während ich weder stehen bleibe, noch schneller laufe. Plötzlich lässt sie das Handy sinken und klappt es zu, während sie in die Richtung starrt, aus der ich komme. Einen Moment später beginnt sie, schnell in diese Richtung zu laufen. Als ich weiter gehe, kommt mir eine Gruppe sehr modisch gekleideter Mädchen entgegen. Sie wirken wie das komplette Gegenteil des Mädchens von eben. Ausnahmslos alle tragen sie ihre Haare, die meistens in einem hellen Blond gefärbt sind, perfekt gekämmt und mit Haarspray und unzähligen Pflegemitteln bearbeitet. Sie tragen entweder hautenge Hüftjeans, kombiniert mit spitz zulaufenden, hohen, weißen Kunstlederstiefeln, oder kurze, ebenfalls enge Miniröcke über dreiviertel der schlanken Beine bedeckenden Leggins und bunte Ballerina-Halbschuhe. Diese Art Mädchen ist immer nach der neuesten Mode gekleidet, egal ob dieselbe noch vor einem Jahr nicht einmal im Traum denkbar war. Vermutlich würden sie alles tragen, was gerade modisch ist, und sich immer genau so verhalten wie die Anderen in ihrem Freundeskreis. Ob das ein schönes Leben ist? Sie würden mir noch mehr Angst machen als das Mädchen von vorher, doch auch sie laufen plötzlich los, die Blicke auf irgend etwas hinter mir gerichtet. Noch mehr Menschen laufen auf mich zu und dann an mir vorbei. Die Stimmen und sonstigen Geräusche werden lauter, doch trotzdem höre ich sie nur wie durch einen Schleier hindurch. Mein Blick fällt auf ein großes Poster in einem Schaufenster links von mir. „5 Kilo weniger in einer Woche!“ verspricht es in knallig bunter Schrift. Darunter ist eine hübsche, schlanke Frau zu sehen, die fröhlich direkt in die Kamera lächelt. Ich frage mich, ob jemand, der nicht so aussieht wie sie, jemals eine Chance hat, als ‚schön’ zu gelten. Ob sie auch mit diesem Mittel so dünn geworden ist, für welches sie wirbt? Ich gehe an dem Schaufenster vorbei. Weitere Leute laufen an mir vorbei. Darunter auch zwei Jungen in weiten, schlabberigen Klamotten in hellen Farben. Die Hosen scheinen fast schon über die Hüfte zu rutschen, und die T-Shirts sind sicher fast drei Nummern größer, als sie sein müssten, um gut zu passen. Die Baseball-Kappen, die sie tragen, sind mit dem Schirm in den Nacken gedreht und verstecken so gut wie alles von den eigentlichen Frisuren. Beide tragen dicke, glitzernde Ketten um den Hals und reden aufgeregt und in dem für Hip-Hop-Fans typischen Slang miteinander, während sie auf etwas zu laufen, was sich irgendwo hinter mir befindet. Ob sie sich manchmal Gedanken machen, ob ihnen ein anderer Kleidungsstil auch stehen würde? Ob sie sich so sicher sind in allem was sie tun, wie sie meistens wirken? Ich gehe immer weiter, langsam kommt das Ende der Einkaufspromenade in Sicht. Eine ganz in schwarz gekleidete junge Frau rennt an mir vorbei. Als sie direkt neben mir ist, weht einer ihrer weiten, mit Spitzen besetzten Ärmel hoch, und ich sehe aus den Augenwinkeln ein paar gerade, weiße Striche auf ihrem Unterarm. Narben, zu gleichmäßig, um von einem Unfall zu stammen. Sie ist stark geschminkt, wie die Mädchen vorhin, doch bei ihr ist viel mehr schwarzer Kajalstift und gleichfarbiger Lidschatten dabei. Dadurch und durch die ebenfalls schwarzen Kleider wirkt sie mehr als düster und deutlich abschreckend. Ich stelle mir selbst die Frage, ob ihr klar ist, wie erschreckend sie auf andere wirken kann, nur weil sie andere Kleidung trägt als die meisten Menschen. Ob sie so aussieht, weil sie es will, oder weil sie sich hinter ihrem Aussehen verstecken möchte und absichtlich Menschen abschreckt? Als ich das Ende der Straße erreiche, bleibe ich stehen und drehte mich langsam um. Am anderen Ende, dort, wo ich her komme, sammelt sich eine Menschenmenge an. Immer mehr Leute laufen darauf zu. Der Platz liegt direkt unter einem hohen Gebäude, auf dessen Dach sich ein kleines Café befindet. Die schwarz gekleidete Frau steht neben dem Mädchen mit der zerissenen Jeansjacke. Die modisch gekleideten Mädchen starren mit schockierten Gesichtern auf den Asphalt vor sich. Die beiden Jungen in den weiten Klamotten reden miteinander, der eine zieht sein Handy aus der Hosentasche und schießt schnell ein Photo, woraufhin er einige empörte Blicke der Umstehenden erntet. Aber niemand spricht ihn darauf an. Wenn ich nicht gesprungen wäre, wären sie alle weiter gegangen. Macht es ihren Tag zu einem interessanten Ereignis oder sind sie schockiert? Machen sich die modisch gekleideten Mädchen Gedanken darüber, dass die Person dort auf dem Boden dick ist oder hässliche Kleidung trägt? Überlegt die schwarz gekleidete Frau, wie es wohl war, als die Person auf dem harten Boden aufkam? Ich drehe mich um. Die Antworten werde ich nicht mehr erfahren. Ende Über (konstruktive) Kommentare freue ich mich natürlich immer. ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)