Rabenschwinge von Arianrhod- ([PeinKonan]) ================================================================================ Kapitel 5: In patience we wait for the light -------------------------------------------- Der Ritt zurück ins Dorf tat Konan nicht gut. Die Geschwindigkeit, die der Kazekage vorgab, war nur ein kleines bisschen zu schnell, um höflich zu sein. Schon nach kurzer Zeit war sie wieder totenblass im Gesicht, Schweißperlen auf der Stirn, den gebrochenen Arm an den Körper gepresst. Sakura hatte ihn nur behelfsmäßig geschient und der Heilzauber, den sie darüber gelegt hatte, war nur minimal gewesen. Erstens war dies weit schneller und zweitens wollte sie ihre magischen Reserven für Pein aufsparen, der sie dringender benötigte. Doch es war Konan, die dafür den Preis zahlen musste, auch wenn sie ihn alle akzeptiert hatten. Sie brauchten Pein für ihre Aufgabe und selbst wenn nicht, hatte Neji den starken Verdacht, dass seine Hexe nichts anderes akzeptiert hatte. Nicht aus Freundlichkeit oder ähnlich sentimentalen Gefühlen, sondern wegen dem Krieger selbst. Er fragte sich, ob sie bereits gemerkt hatte, was sich zwischen ihr und dem Anführer von Akatsuki entwickelte. Sie hatte es Neji überlassen, ihr Pony zu führen und hin ihren eigenen Gedanken nach oder vielleicht versuchte sie auch nur, nicht vor Schmerzen zu schreien. Aber natürlich war sie zu stolz darum zu bitten, eine Pause einzulegen oder das Tempo zu drosseln. Dem Kazekagen, der sie noch immer behandelte wie das Ungeziefer unter seinen Stiefeln, wollte sie diesen Triumph nicht gönnen. Also biss sie die Zähne zusammen und hielt durch. Wenigstens einen positiven Effekt hatte dies: den Soldaten, die inzwischen langsam die Scheu vor den dämonisierten Hexen und ihren gefürchteten Kriegern verloren, verlangte ihr Verhalten Respekt ab. Als sie im Dorf ankamen, herrschte eine spürbare Unruhe. Die Bewohner standen in kleinen Grüppchen zusammen und tuschelten, wenn sie keiner Arbeit nachgingen. Sie warfen der Reitergruppe Blicke zu, aber keiner wagte es, in der Anwesenheit der Dykae näherzukommen und nachzufragen. Neji würde nachher selbst im Gasthaus Frage und Antwort stehen, auch wenn es noch nichts zu berichten gab. Doch für die Dorfbewohner stand ebenfalls viel auf dem Spiel, nicht nur für den Kazekagen, obwohl dieser sich so aufführte. Sie fanden Temari vor dem Gasthaus, wo sie unruhig hin und her ging. Als sie die Gruppe näher kommen sah, hellte sich ihr Gesicht auf. Aber ihr Blick verdüsterte sich wieder, als der Kazekage nur den Kopf schüttelte, statt etwas zu sagen. Noch hatten sie nichts Neues zu berichten, geschweige denn Harusame und die anderen entführten Opfer gefunden. Neji lenkte sein und Konans Pony wortlos an der Herberge vorbei. Hinata folgte ihm, während die Dykae am Gasthaus abstiegen. Minato und Naruto, bemerkte der Hagawar, blieben ebenfalls zurück, doch erst nachdem Minato ihm diskret zugenickt hatte. Was Neji jedoch mehr erstaunte, war das Gefühl, dass er die Sache in den Händen des blonden Dykae lassen konnte – der Mann würde ein Auge auf den Kazekagen haben, so viel jedenfalls war sicher. Denn Neji selbst konnte diese Aufgabe nicht übernehmen, nicht einmal, wenn der Adlige dies erlaubt hätte. Konan musste zur Heilerin, außerdem wollten sie alle wissen, wie es um Pein stand. Sie fanden die drei bereits vorausgerittenen Akatsuki vor dem Haus der Dorfhexe, Tsunami, einer erstaunlich mächtigen Hundehexe mit einem langbeinigen Pinscherfamiliar. Auch sie war Heilerin, darum war es logisch, dass sie den Verwundeten in ihr dafür ausgestattetes Haus gebracht hatten. Die Söldner wirkten unruhig und nervös, Kisame ging in großen Schritten vor dem Haus auf und ab, Izumo saß auf der Treppe, stand aber immer wieder auf, nur um sich nach einigen Schritten wieder niederzulassen. Einzig Kotetsu wirkte einigermaßen gefasst, doch seine Hände schienen nicht still halten zu können. Als Silvurraner setzte er anscheinend weit mehr Vertrauen in die Fähigkeiten der Hexen als seine Freunde. Er lehnte an der Wand neben dem Fenster, unter dem ein Kräuterkasten hing, und unterhielt sich mit Genma, der wie immer auf einem Senbon herumkaute. Neji konnte fühlen, wie ein Teil der Anspannung von ihm, Hinata und Konan wich, als sie ihn ansichtig wurden. Seine Anwesenheit bedeutete, dass auch Shizune da war – und sie war eine mächtigere, erfahrenere Heilerin als Sakura. Mit ihr standen Peins Chancen weitaus höher. „Dem Gehörnten sei Dank.“, hörte er seine Cousine neben sich flüstern und fühlte dieselbe Erleichterung. Genma blickte auf und warf ihnen ein kurzes Lächeln zu. „Bei euch ist ja ganz schön was los.“, bemerkte er. „Schwarze Hexen mit Untergebenen, Söldner aus fernen Ländern und jetzt auch noch ein Drache?“ Neji schnaubte. „Darauf hätten wir gerne verzichten können.“ Er schwang sich aus dem Sattel um Konan zu helfen, die die Geste dankbar annahm. Jetzt, wo der Kazekage nicht mehr zusah, konnte sie ein wenig Schwäche zulassen, auch wenn sie darauf bestand, selbst zum Haus zu gehen. „Wie geht es ihm?“, wollte sie wissen. Für einen Moment herrschte Schweigen, dann zuckte Genma die Schultern. „Wir haben noch nichts gehört, was zu diesem Zeitpunkt nur als gutes Zeichen zu werden ist. Sie sind noch dabei.“ „Wann seid ihr angekommen?“ „Kurz nachdem ihr los seid. Der Wirt hat uns von den Ereignissen hier erzählt und wir haben beschlossen, hier auf euch zu warten.“ „Habt ihr etwas herausgefunden?“ „Einiges. Zu viel, wenn du es genau wissen willst. Wir werden Probleme haben, das Ganze auseinander zu klamüsern.“ „Also hat es nichts gebracht?“ „Das würde ich jetzt nicht sagen. Es zeichnet sich hier zumindest ein bestimmtes Muster ab.“ „Gebracht?“, mischte sich Kotetsu ein. Sein Blick wanderte von Konan zu Genma und zurück. „Was?“ „Shizune und ich waren oben beim Einsiedler.“ Genma machte eine Handbewegung in die generelle Richtung, in die der eigenbrötlerische Mann lebte. „Um einen Sichtritual durchzuführen. Wir haben gehofft, so von Anfang an einen Überblick zu bekommen und vielleicht ein paar Informationen. Ich glaube, über die Ergebnisse sollten wir ein andermal reden, wenn wir alle in besserer Verfassung und versammelt sind.“ Sie bekamen sowieso keine Gelegenheit mehr, tiefer darauf einzugehen, denn just in diesem Moment kamen ein kleiner Junge und ein schlanker, schwarzer Hund mit kurzem Fell und langen Beinen um die Ecke geschossen. Der Junge trug einen Korb und der Hund die Macht eines Familiars. „Ah, Tekal.“, sagte Wynn und plusterte sich auf Nejis Schulter auf. Der Hund blieb hechelnd stehen. „Da seid ihr ja.“, bemerkte er. „Die Hexen warten schon auf euch. Konan, du sollst gleich hereinkommen, auch wenn du vielleicht etwas warten musst. Jemand anderes muss mit den Dorfleuten sprechen. Außerdem schafft uns diese Söldner von der Türschwelle.“ Er trabte die paar Schritte zur Tür, den Jungen auf den Fersen. „Es wird noch einige Zeit dauern, bis wir irgendetwas sagen können. Nutzt sie für etwas Sinnvolles!“ Besagte Söldner verzogen missmutig das Gesicht, aber Konan ließ ihnen keine Zeit zum Protestieren. „Worauf wartet ihr? Diese guten Leute hier haben ein Recht zu erfahren, was wir herausgefunden haben.“ Sie machte eine scheuchende Geste mit der unverletzten Hand und öffnete die Tür, um Hund und Kind hineinzulassen. Nach einem kurzen Blickwechsel mit Neji folgte sie ihnen und schloss die Tür wieder fest hinter sich. Der Hagawar seufzte. Er war sich bewusst, dass es unfair war, aber er war nur froh, dass es nicht seine Hexe war, die diese schweren Verletzungen davon getragen hatte, sondern sie verhältnismäßig ungeschoren davongekommen war. Natürlich war es auch nicht vorteilhaft, dass es gerade Pein getroffen hatte… Nicht nur für die bevorstehende Aufgabe – Konan schien auch noch etwas in ihm zu sehen, das sie noch nirgendwo anders angetroffen hatte. Sie schien tatsächlich Herz an ihn gehängt zu haben – und das nach so kurzer Zeit. Wohin würde sich das nur entwickeln? Neji seufzte wieder und riss sich von diesen fruchtlosen Gedanken los. Jetzt hieß es erst einmal, hier etwas Ordnung zu schaffen und Tekals Wünschen nachzukommen. „Kommt. Im Gasthaus warten sie sicher schon auf uns.“, wandte er sich an die drei Söldner. Kotetsu löste sich bereitwillig genug von seinem Platz an der Wand, doch die anderen beiden zögerten. „I…Ihr könnt hier nichts tun.“, bemerkte Hinata leise, während sie selbst sich auf den beiden Stufen niederließ, die zu Tsunamis Tür hinaufführten. Sie würde wie Genma zurückbleiben, falls sie gebraucht wurde. Dann musste Sakura nicht erst Inuki, Tsunamis Sohn, der vorher mit Tekal angekommen war, losschicken. „Hexen brauchen ihre Hagawar manchmal.“, erklärte Neji auf einen Blick von Kisame kurzangebunden. „Apropos, wo ist Raidou?“ Die letzte Frage, die auf Tsunamis Krieger hinwies, hatte er an Genma gerichtet, der eine vage Handbewegung machte. „Tsunami hat ihn vorher losgeschickt, ein paar Zutaten zu holen. Er wird wohl bald zurückkommen.“ Neji nickte. „Falls ihr Hilfe braucht…“ „…wissen wir, wo ihr seid.“, vollendete Hinata den Satz. Damit wandte ihr Cousin sich ab und führte die Söldner durch zwei Gassen zum Hintereingang des Gasthofes. Die drei sahen noch immer nicht glücklich aus, doch wussten sie so gut wie alle anderen, dass sie nichts tun konnten und zur Not doch ganz in der Nähe waren. Das einzige, was ihnen im Moment übrig blieb, war abzuwarten. In der Herberge herrschte eine angespannte Unruhe, die sich einerseits durch Stille und andererseits durch Lärm bemerkbar machte. Es waren keine Leute da, die Gespräche miteinander führten, lachten oder spielten, keine Kinder, die allen im Weg herumgingen und selbst die Tiere wirkten geknickt. Auf der anderen Seite gab es Themen, über die zu sprechen man nicht vermeiden konnte, und diese Gespräche wurden zu laut geführt, zu fahrig, wie um die lähmende Stille zu kompensieren. Die Köchin scheuchte dauernd ihre Helfer von einem Ort zum anderen, ohne das wirklich etwas bewegt wurde. Der Wirt ließ die Schankmädchen ihre Aufgaben doppelt und dreifach verrichten. Der Kazekage hatte sich anscheinend nicht dazu herabgelassen, den Bewohnern von Birkenhain von ihrem Ausflug zu erzählen – von ihm und seiner Familie war nichts zu sehen. Die Soldaten hatte er ins Lager vor der Stadt geschickt, dass sie und die Söldner noch immer bewohnten, obwohl inzwischen mehr Platz im Gasthof war. Außerdem war es außergewöhnlich voll für diese Tageszeit – später Nachmittag, doch noch lange nicht Abend. Aber das wunderte Neji nicht. Neuigkeiten reisten rasch in kleinen Dörfern wie diesen. Darum war er auch nicht überrascht, als alle Gespräche verstummten und alle Aufgaben stehen und liegen gelassen wurden, als er mit den Söldnern eintrat. Die Aufmerksamkeit aller Anwesenden richtete sich auf sie, doch anscheinend konnte sich niemand dazu überwinden, den Anfang zu machen. „Geht es Konan gut?“, wollte eines der Schankmädchen schließlich wissen, als die Anspannung unerträglich wurde, und Neji nickte. „Sie hat nur ein paar Kratzer und einen gebrochenen Arm.“ Ein hörbares Aufatmen ging durch den Raum. Alle waren froh, dass es der Hexe gut ging. Allerdings war damit war auch der Damm gebrochen und die Fragen schlugen wie eine Sturmflut über dem Hagawar zusammen. „Was ist geschehen?“, fragte jemand und ein anderer warf ein: „Habt ihr Hinweise auf die Hexe gefunden? Auf unsere Frauen und Mädchen?“ „Was ist mit dem Söldner? Ist er noch am Leben?“ „Was wird jetzt geschehen?“ „Dieser verdammte Dykae-Adlige hat kein Wort gesagt, er ist einfach an uns vorbeigestürmt…“ „Was hast du von denen erwartet?!“ „Wo sind die anderen?“ Die Fragen schwirrten nur so durcheinander, so dass es schlichtweg unmöglich war, auf sie zu antworten. Also schwieg Neji und machte sich gar nicht erst die Mühe. Mit überkreuzten Armen wartete er darauf, bis die Fragenden von selbst verstummten, so dass er oder einer der Söldner antworten konnte. Er würde ganz sicher nicht gegen dieses Stimmengewirr anbrüllen. Doch Kisame war es, der schließlich alle zum Schweigen brachte, als viele Fragen schon das vierte oder fünfte Mal gestellt wurden. Er schuf sich einen Weg zum Tresen hinüber, lehnte seine Streitaxt daran und schlug mit der flachen Hand auf das polierte Holz. „Wirt!“ Mit seinem lauten Organ übertönte er mühelos das Stimmgewirr im Raum. „Einen Whisky für mich – und alle anderen hier, die einen haben wollen. Und beeilt Euch!“ Der Wirt starrte ihn an, als wäre ihm ein zweiter Kopf gewachsen. „Was von dem guten Zeug, von dem ich weiß, dass Ihr es irgendwo versteckt habt!“, dröhnte Kisame und das scheuchte den anderen Mann in hastige Bewegungen. Die meisten Anwesenden lehnten ab, doch weder Kotetsu und Izumo noch Neji sagten Nein zu dem Angebot. Nach einem solchen Tag hatten sie sich das verdient. Schweigend nahm Neji das kleine, breite Glas mit der goldenen Flüssigkeit entgegen Es dauerte eine Weile, bis alle, die sich ihnen anschlossen, bedient waren, und dann richteten sich alle Blicke auf Kisame, der aufmerksam in die Runde sah. Izumo hatte sich auf einem der hohen Stühle bequem gemacht und Kotetsu stützte sich mit den Ellbogen auf dem Tresen ab. Beide schienen sie zu ahnen, was folgen würde, kannten sie ihren Kampfgefährten doch gut genug. Dieser nickte befriedigt, als sich die Aufmerksamkeit wieder auf ihn richtete. „Ein Hoch auf Pein“, begann er und hob seinen Whisky um in die Runde zu prosten. Kotetsu, Izumo und Neji taten es ihm nach und zögernd folgten die Leute im Raum, so dass der riesenhafte Söldner endlich fortfuhr: „Ein Hoch auf Pein, der heute einen Drachen erschlagen hat. Möge er uns morgen davon erzählen.“ Damit kippte er den Inhalt seines Glases mit einem Zug herunter. Der hochprozentige Alkohol schien ihn kaum zu beeindrucken; er knallte das Gefäß auf den Tresen und verlangte nach mehr. Neji nippte nur an seinem Glas – er wollte einen kühlen Kopf behalten. Auch Izumo und Kotetsu sprachen dem Alkohol nicht ganz so enthusiastisch zu. Nachdem Kisame das zweite Glas geleert hatte, stellte er es wieder dem Wirt hin, der erneut einschenkte. Diesmal leerte der riesenhafte Fischmensch es jedoch nicht sofort, sondern nahm es in die Hand und drehte sich um zum Raum um. „Wenn sich alle jetzt beruhigt haben, können wir ja anfangen, die Fragen zu beantworten.“, bemerkte er. „Wir haben übrigens keine schwarzen Hexen gesehen. Auch keine Opfer.“ Damit war das Wichtigste gesagt und die Stimmung im Raum kippte wieder ins gedrückte, niedergeschlagene. „Wir haben aber ein paar Gefangene gemacht.“, fügte Kotetsu hinzu. „Sie werden gerade … ähm … befragt. Um wirklich etwas sagen zu können, müssen wir also auf die anderen warten.“ Der Tag war also kein kompletter Reinfall, schoss es Neji durch den Kopf, aber im Anbetracht der Tatsache, dass sie noch immer ihren wichtigsten Verbündeten verlieren konnten, war das kein großer Trost. „Wartet.“, warf dann ein junger Mann in Jägerskluft ein. „Da war tatsächlich … ein Drache … im Drachental?“ Neji nickte. „Konan hat noch nichts über den Kampf gesagt, also weiß ich nicht, was wirklich abgelaufen ist.“ „Er war ziemlich schwer.“, murmelte Kisame in sein Glas, doch niemand beachtete ihn. „Aber … ein Drache. Im Drachental.“ Allein diese Tatsache schien den Jäger zu überfordern. Vermutlich, weil er unzählige Male dort auf der Jagd gewesen war und nie etwas gesehen hatte. Neji hob die Schultern. „Er hat vermutlich in einer anderen Richtung gejagt und viel geschlafen. Sie machen das manchmal.“ „Geschlafen?“, fragte Izumo verwirrt. „Wie eine Art Winterschlaf.“, erklärte Neji. „Nur dauert es länger – Jahre. Einige der Alten schlafen sogar über Jahrzehnte.“ „Es gibt ziemlich viele Geschichten darüber.“, bemerkte eines der Schankmädchen und balancierte einen Stapel inzwischen geleerter Whiskygläser zum Tresen zurück. „Manche sollen so alt sein, dass sie inzwischen sprechen und…“ „Mir ist der Drache ziemlich egal.“, unterbrach ein bejahrter, knorriger Mann. Tiefe Furchen, eingegraben von Wind, Kälte und Alter, zierten sein Gesicht. Neji erkannte ihn als den Vater eines der Opfer, einen alten Hirten. „Was wird aus unseren Mädchen? Aus den Frauen?“ „Wir haben noch Zeit.“, bemerkte der Hagawar mit fester Stimme. „Zeit? Ihr Hexen und Krieger… Ihr kommt weit her und wenn es vorbei ist, ganz gleich das Ergebnis, werdet ihr wieder dorthin zurückkehren. Aber wir… wir müssen damit leben, dass diese Hexe die wichtigste Person in unserem Leben genommen haben. Dass da ein Loch ist, das einmal ausgefüllt gewesen ist.“ In seiner Stimme schwang unterdrückte Wut mit und Hass – der Hagawar ignorierte beide Emotionen. Sie waren nicht gegen ihn gerichtet, er war nur das einzige Ziel, das zur Verfügung stand. „Es ist Samhain.“, erklärte er in unverändertem Tonfall. „Wenn diese Nacht vorüber ist, darfst du trauern. Aber bis dahin, Hirte, solltest du daran glauben, dass dein Kind noch lebt.“ Er sah scharf in die Runde. „Ihr solltet alle daran glauben.“ Die düstere Stimmung, die so unvermittelt zurückgekommen und sich wie ein Tuch über die jetzt schweigende Gesellschaft gelegt hatte, war beinahe sichtbar. „Und bedankt euch bei den Söldnern. Ohne sie würde diese Aufgabe schwerer werden, als wir alle dachten. Der Zirkel würde auf die Schnelle nicht einmal genug Ressourcen aufbringen können. Diese Hexe… Wer auch immer sie ist, sie ist mächtig und hat etwas zu bieten, was Gesindel anlockt. Sie arbeitet nicht allein, hat es nie getan.“ „Diese Söldner.“, knurrte der Hirte höhnisch. Würde er den Wirt nicht so respektieren, er hätte voller Verachtung auf den Boden gespuckt. „Die helfen euch nur, weil die Dykae sie dafür bezahlen, weil diese Hexe das kleine Mädchen entführt hat. Wegen dem Kazekagen.“ Der Abscheu, der in dem Titel lag, war nicht in Worte zu fassen, nur zu spüren. Neji hätte sich am liebsten die Hand vor die Stirn geschlagen. Er konnte die Frustration der Dorfbewohner verstehen – einige der Opfer waren immerhin schon seit Monaten verschwunden. Wäre er nicht überzeugt, dass das geplante Ritual der schwarzen Hexe tatsächlich mit dem Samhainfest zu tun hatte, würde auch er sie für tot halten. Wie viel schwerer musste es ihren Verwandten und Freunden fallen, daran zu glauben, die nur das Schlimmste befürchten konnten? Aber Schläge, seien sie nun wortwörtlich oder im übertragenen Sinne, wahllos nach allen Seiten hin zu verteilen, war der falsche Weg. Sie würden nur die Verbündeten treffen; die, die helfen wollten und konnten. Sie vor den Kopf zu stoßen würde ihrer Sache nicht von Nutzen sein. Kisame beugte sich vor, sein Gesicht ausdruckslos. Seine riesige, drohende Gestalt wirkte nicht gerade beruhigend und die Tatsache, dass er noch immer dem Whisky zusprach, war ebenfalls nicht vertrauenerweckend. „Der Kazekage“, erklärte er mit gefährlich leiser Stimme. „ist mir egal. Selbst seine Enkelin ist mir egal. Mir ist meine Aufgabe wichtig, meine Kampfgefährten und unser Anführer. Ihm folge ich.“ Er richtete sich wieder auf und prostete den ihn feindselig anstarrenden Leuten zu. „Ihr habt Glück, dass Pein das anders sieht.“ „Hört nicht auf ihn.“, erklärte Izumo. In seiner Stimme schwang ein schwer zu definierender Tonfall mit. „Er ist ein grober Klotz und die meisten von uns denken eher wie Pein.“ „Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, um die Hexe zu finden.“, schob Kotetsu hinterher. Da es sich inzwischen herumgesprochen hatte, dass auch er ein Silvurraner war, neigten die Leute dazu, ihm zu glauben und als einen der ihren zu sehen. Trotzdem würde die Situation wieder sehr schnell kippen können, wenn jemand nicht die letzten Wogen glättete. Und Neji wusste, an wem diese Aufgabe hing. Er blickte den alten Hirten fest an. „Wir sind uns wirklich sicher, dass sie bis Samhain noch alle am Leben bleiben werden. Die Hexe braucht ihre Opfer. Lebend. Es sind eure Leute. Glaubt.“ Der Mann erwiderte seinen Blick für einen Moment, dann wandte er ihn ab, Wut, Scham und Hoffnung ins Gesicht geschrieben. Für eine Weile sagte niemand etwas, dann fragte ein Junge, der kaum älter als vierzehn sein konnte: „Was, glaubt ihr, hat die schwarze Hexe vor?“ Neji zuckte mit den Schultern. „Etwas Großes. Aber mehr wissen wir auch nicht.“ Das stimmte nicht ganz, aber er war sich ziemlich sicher, dass alles, was so offen gesagt wurde, auf die eine oder andere Weise seinen Weg zu ihren noch unbekannten Gegnern fand. Vielleicht war hier im Dorf jemand, der auf die Einflüsterungen und Versprechungen der schwarzen Hexe hereingefallen war. Vielleicht würden ihre Schergen nur lauschen, wenn die Leute untereinander redeten. Aber geheim war nichts mehr, was so öffentlich besprochen wurde, und es gab noch einige Dinge, die wollte er lieber für sich behalten. Zumindest so lange, bis Konan entscheiden konnte, was sie mit den Informationen tun würden. Jetzt, da Shizune und Genma ebenfalls angekommen waren, würden sie richtig planen können. Und sie brachten noch weitere Informationen mit, ansonsten hätte Genma ihn bereits vor Tsunamis Haus darüber aufgeklärt. Gedankenverloren nahm er noch einen Schluck von seinem Whisky, ein wahrlich hochwertiger Tropfen, während um ihn herum wieder Fragen gestellt wurden, diesmal direkt den Tag betreffend. Ob die Hexe wohl viele Untergebene hatte? Wie viele waren gestorben, wie viele gefangen? Konnten die denn etwas wissen und wenn ja, würde man diese Informationen auch bekommen? Wie waren die Kämpfe gelaufen? War da wirklich ein richtiger, echter Drache gewesen und hatten sie ihn fliegen sehen? Neji überließ es größtenteils den Söldnern zu antworten. Das hatte einen ganz praktischen Grund: er war selbst nicht dabei gewesen, wusste nur, was man ihm zwischen Tür und Angel erzählt hatte, direkt nachdem Kisame mit seinen Begleitern Pein weggebracht hatten. Während es draußen langsam dunkel wurde und die Gaststube sich mit immer mehr mit Dorfbewohnern füllte, ließen die brennenden Fragen nach der schwarzen Hexe und ihren Opfern nach. Es gab einfach noch keine Antworten und erst recht keine Ergebnisse. Also schwieg man lieber über dieses Thema. Die Söldner waren irgendwann während des Abends dazu übergegangen, Geschichten von vergangenen Abenteuern zu erzählen, eine Entwicklung, die seltsam, aber nicht unwillkommen war. So hatte Neji Zeit, sich zurückzuziehen und seine Gedanken zu ordnen, ohne unhöflich zu sein und den Raum zu verlassen. Als einziger, momentan ansprechbarer Vertreter des Hexenzirkels hatte er hier zu bleiben. Also saß er mit dem Rücken gegen die Wand, einem Platz, von wo aus er den ganzen Raum überblicken konnte, und löffelte langsam den Eintopf, den der Wirt vorsetzte. Die Zutaten waren von den anderen Dorfleuten gespendet worden, so dass sich heute niemand um Bezahlung und Geld Sorgen machen musste. Der Kazekage und seine Familie aßen in einem privaten Hinterzimmer, eine Mahlzeit, die die Köchin extra für sie hatte anfertigen müssen. Doch Minato und seine Familie hatten sich zu den Dorfbewohnern gesellt und waren erstaunlich freundlich aufgenommen worden, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass sie – im Gegensatz zu den meisten der Söldner – tatsächlich Dykae waren. Das konnte nicht an den umgänglichen, offenen Wesen der Familie liegen, zumindest nicht nur. Neji hatte die Theorie, dass die Leute diese Tatsache einfach vergessen hatten: die drei waren einfache Leute, selbst Minato mit seinem militärischen Hintergrund. Da waren keine Uniformen, auf die Hass projiziert wurde, kein Reichtum, kein affektiertes Gehabe, keine Titel. Sie waren auch nicht anders als die Dorfbewohner selbst. Neji würde sicher nicht hingehen und die Leute nach seiner Theorie hinterfragen, das würde nur böses Blut geben und Realisationen, für die die meisten Beteiligten noch nicht bereit waren. Darum ließ er die Sache einfach auf sich beruhen und konzentrierte sich lieber auf das, was wirklich wichtig war. Als Kotetsu sich in den Stuhl neben ihn sinken ließ, blickte er überrascht auf. Er hatte bemerkt, wie der silvurranische Söldner sich aus der allgemeinen Unterhaltung herausgezogen hatte, aber nicht gedacht, dass er der Grund gewesen war. „Wo hat Konan dich hingeschickt?“, wollte Kotetsu ohne Umschweife wissen und drehte langsam den Bierkrug, den er sich mitgebracht hatte, in den Händen. Dabei hielt er seine Stimme gesenkt, so dass nur Neji ihn verstehen konnte. Für einen Moment antwortete der Hagawar nicht, überlegend, wie viel er dem anderen Mann erzählen konnte. Dann zuckte er die Schultern. Die Hexen und ihre Krieger hatten beschlossen, den Söldnern zu vertrauen. Sie wussten, was auf dem Spiel stand, und sie wussten, wie weit sie gehen durften. Früher oder später würden sie es also sowieso erfahren, weil sie sie brauchen würden. Und Kotetsu würde, wie sonst kein anderer von Akatsuki, wiederum ihnen vertrauen und das war ebenso wichtig. „Hier in der Nähe gibt es einen Steinkreis.“, erklärte er darum. „Wir waren bereits an dem Tag dort, an dem ihr hier angekommen seid, aber wir hatten nicht die Zeit, ihn uns genauer anzusehen. Ein sehr starker Nexus liegt unter ihm und er war mit Symbolen geziert, die wir nicht kennen.“ Kotetsu rieb sich nachdenklich das Kinn. Nach einigen Augenblicken blickte er auf. „Hat er etwas mit der Hexe zu tun?“ „Das wissen wir nicht. Wir haben keine Spuren von gerichteter Magie gefunden, weder schwarzer noch weißer. Aber als ich heute dort war, fand ich die Überreste eines frisch aufgegebenen Lagers.“ „Klingt …“ Kotetsu verstummte, als würde ihm kein passendes Wort einfallen und Neji nickte bestätigend. Das Lager konnte alles bedeuten. Vielleicht waren es nur Reisende, die vorbeigekommen waren. Doch in einer menschenleeren Gegend wie dieser wäre das ein sehr großer Zufall. Darum würde Neji rundheraus davon ausgehen, dass das Lager etwas mit der schwarzen Hexe zu tun hatte. Aber sie konnten nicht wissen, ob der Steinkreis für das folgende Ritual von Bedeutung sein würde. Möglich war es auf jeden Fall. „Scheint, als würde uns noch einiges erwarten, bevor das Ganze vorüber ist.“, murmelte Kotetsu und leerte sein Bier. Neji konnte nur zustimmend nicken. Es war Nacht, als Konan erwachte. Durch das Fenster der Hütte konnte sie einen klaren Sternenhimmel sehen und im Herd glommen noch die Reste des Feuers. Sie lag auf einem weichen Lager, das zwischen zwei hohen Regalen gebaut worden war. Auf der anderen Seite des Zimmers befand sich ein ähnliches Bett. Neben der großen Feuerstelle war die Tür in die Wand eingelassen, die in den Flur führte und das einzige Fenster ging gegenüber in einen kleinen Garten hinaus. Von den schweren Deckenbalken hingen Bündel an Kräutern, die die Luft mit ihrem Duft schwängerten, der sich mit dem Geruch von Holzrauch und Blut mischte. Links und rechts neben dem Fenster hingen zwei gewebte Teppiche, deren magische, beruhigende Energien beinahe greifbar waren, und darunter stand ein langer Tisch, auf dem Boxen, Schüsseln und andere Gefäße standen, dazwischen waren Verbandsmaterial, Halbedelsteine, Bücher und weitere Materialen verteilt, die eine Dorfhexe, die vor allem als Heilerin tätig war, zur Ausübung ihrer Aufgaben brauchte. Unter dem Tisch stand ein großer Korb, der gefüllt war mit Stoff und Wolle und einem halbfertigen, farbenprächtigen Quilt. Mit den Erinnerungen kehrten auch langsam die Schmerzen zurück, die sie vom Kampf gegen den blauen Drachen davongetragen hatte. Ihr Kopf dröhnte. Ihr gesamter Körper tat weh. Schmerz pochte in ihrem linken Unterarm, der sorgsam geschient worden war. Vorsichtig griff sie nach ihrer Stirn, ertastete aber nur den Stoff eines Verbandes, und dann nach ihrem Kinn, wo sich bereits eine Schorfschicht gebildet hatte. Wenigstens schien alles gut zu heilen, soweit sie das beurteilen konnte. Aber drei gut ausgebildete Heilhexen hatten sich am letzten Abend noch um ihre Wunden gekümmert, ehe Shizune sie in tiefen Heilschlaf versetzt hatte. Eigentlich sollte sie sich noch in der magischen Traumwelt befinden; was hatte sie also geweckt? Vorsichtig richtete sie sich auf, um ihren Körper nicht zu überbeanspruchen, entzündete ein winziges Hexenlicht und sah sich suchend um. Wynn hockte auf einem der Regale und schlief. Das zweite Bett im Raum war ebenfalls belegt; Tsunami hatte Pein dort untergebracht und auch er rührte sich nicht. Vorsichtig stellte Konan ihre nackten Füße auf den kalten Holzboden, während ihre Augen bereits erspähten, was sie suchte: ihre Tasche und daneben das Athame, das sie zu ihrer ersten Weihe überreicht bekommen hatte. Die rituelle, aber dennoch scharfe Klinge war lang wie ihr Unterarm und meisterhaft gefertigt. Trotz aller abstrakten Dinge, zu der man sie größtenteils verwendete, war sie dennoch auch für den ursprünglichsten Zweck aller Klingen gut – als eine Waffe. Als sie sicher war, nicht gleich wieder stöhnend vor Schmerz ins Bett zurück zu sinken, stand sie auf und stakste sie auf noch wackeligen Beinen zum Tisch hinüber um das Messer an sich zu nehmen. Was auch immer es war, das sie geweckt hatte, es konnte nichts Gutes sein. Sie fröstelte, da sie nur ein langes Leinenhemd trug, das ihr bis zur Mitte der Oberschenkel reichte, aber sie hatte jetzt keine Zeit sich etwas anzuziehen. Leise ging sie zu dem anderen Bett hinüber um sich zu vergewissern, dass Pein zumindest noch atmete. Sein Gesicht war blass selbst auf beigefarbenen Laken, aber sein Haar war noch immer leuchtend orangerot und sein exotischer Gesichtsschmuck hob sich dunkel und hart von der bleichen Haut ab. Auch er befand sich im Heilschlaf, nachdem die drei Heilerinnen gestern all ihr Können, ihr Wissen und ihre Macht aufgebracht hatten, um ihn aus den Klauen des Todes zu befreien. Noch war er nicht außer Gefahr, doch Konan war hoffnungsvoll. Der bunte Quilt, der ihm als Decke diente, war bis zu seinen Schultern hochgezogen worden, doch sie konnte sehen, wie sich seine Brust leicht hob und senkte. Die einzige Magie, die sie auf ihm spüren konnte, waren die heilenden Kräfte von Shizune, Sakura und Tsunami. Im Moment war er nicht in Gefahr, aber sie brauchte einen Augenblick, um sich von seinem schlafenden Gesicht loszureißen. Sie drehte sich um; es fühlte sich beinahe an wie ein gewaltsamer Akt. „Wynn.“ Ihre Stimme war nur ein Wispern, doch der Rabe zuckte und erwachte bereits. „Wynn, komm. Spürst du denn nichts?“ Der Rabe schüttelte sich, als er vollständig erwachte und reckte leicht die Flügel. „Was ist?“, krächzte er ungehalten und starrte sie aus schwarzen Augen an. „Spürst du nichts?“, wiederholte sie ihre Frage, die er mit einer eigenen beantwortete: „Solltest du nicht schlafen?“ Sie nickte und unterließ es, ihn auf die Implikationen aufmerksam machen. Doch er verstand schnell genug und hüpfte von seinem Sitzplatz herunter, um auf ihre Schulter zu wechseln. „Ich habe nichts bemerkt.“, antwortete Wynn. „Aber so widersprüchlich es klingt, es könnte am Zauberschlaf liegen – er macht empfänglich für bestimmte Energien als jeder andere Zustand.“ Konan gab ein zustimmendes Geräusch von sich und drückte gegen die Tür, die ohne ein Geräusch aufschwang. Sie führte in einen Flur, den sie am Nachmittag nur am Rande wahrgenommen hatte. Mehr Kräuter hingen von der Decke und zwischen zwei weiteren Türen hing ein handgewebter Teppich, diesmal ohne eingewirkte Magie. In beide Flurenden waren weitere Türen eingelassen; Konan wählte jene, die auf die Straße hinausführte. Sie fragte sich, ob sie Neji rufen sollte, entschied sich aber vorerst dagegen. Noch wusste sie nicht, was passiert war, was sie geweckt hatte oder ob da überhaupt etwas war. Es konnte einfach sein, dass der Zauber nachgelassen hatte, was nicht unmöglich war nach den Anstrengungen, die Shizune vorher aufgebracht hatte. Manchmal, durchfuhr es Konan, als sie auf die unebene, kalte Straße hinaustrat, war es erstaunlich, wie viel man in solchen Situationen, die wirkten wie ein Traum, wahrnahm. Die Nachtluft war klar und kalt und aus dem Norden blies ein scharfer Wind, der ihr unter das Hemd fuhr und sie frierend zurückließ. Wynn plusterte sich auf, eine warme Präsenz an ihrer Wange. Sie ließ den Blick über die schwarzen Silhouetten der Häuser schweifen, die still und verschlossen waren. Auch in der Herberge leuchtete kein Licht mehr und einzig ein paar flackernde Schatten, die sie zwischen den Häusern sehen konnte, zeigten, dass im Lager der Söldner und Soldaten Feuer brannten. Vermutlich war dort auch noch jemand wach, der die undankbare Aufgabe hatte, Wache zu halten. Konan machte einige Schritte die Straße hinunter, aber sie konnte weder etwas sehen noch etwas hören, das nicht zu dieser Zeit an diesen Ort gehörte. Der sternenübersäte Nachthimmel spannte sich über ihr, schwarz wie ein gewebtes Tuch, in das glitzernde Perlen genäht worden waren. Wind rauschte in den Bäumen und irgendwo schrie eine Eule. Aber ihr Gefühl sagte ihr, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Etwas war falsch. Ein Geräusch ließ sie herumwirbeln und sie sah sich einer dunklen, unförmigen Silhouette gegenüber. Ihre Knöchel traten hervor, als sie den Griff des Athame fester umklammerte, während sie ihr Hexenlicht heller brennen ließ. Es war ein Mensch, erkannte sie, und die Person war ebenso überrascht jemanden zu dieser nachtschlafenden Zeit zu sehen wie sie selbst auch. Zumindest entnahm sie dies der Gestik, denn die Person war in einen langen, dunkelgrauen Mantel gewickelt und hatte die große Kapuze so tief über das Gesicht gezogen, dass es vollständig im Schatten lag, trotz des hellen Lichtes. Zu ihren Füßen stand eine große, getigerte Katze mit langem Fell und leuchtend gelben Augen, aus denen sie sie feindselig anstarrte. Es war eindeutig nicht Aja und außer Sakura sollte es in der Nähe keine andere Katzenhexe geben. Die Wahrscheinlichkeit, dass zufällig zu dieser Zeit eine unbeteiligte Reisende vorbeikam, lag bei null. Doch noch eine Tatsache war Konan sich bewusst: dies war nicht die schwarze Hexe, nach der sie suchten. Aber vielleicht lagen sie mit der Vermutung, dass diese eine Gehilfin hatte, gar nicht so falsch. Die fremde Hexe erholte sich schneller von ihrer Überraschung, wirbelte herum und rannte mit fliegendem Umhang davon. Konan erwischte nur einen kurzen Blick auf eine weite Hose und schwere Stiefel, dann nahm sie die Verfolgung auf. „Bleib stehen, Hexe!“, brüllte sie. „Bleib stehen, im Namen der Weißen Göttin!“ Sie hatte keine Antwort erwartet, in keiner Form, und bekam auch keine. Die fremde Hexe bog um eine Ecke, doch als Konan ebenfalls in die Seitengasse trat, schien sie wie vom Erdboden verschluckt. Wynn warf sich mit raschen Flügelschlägen in die Luft, doch da er ihr keine Richtungen gab, musste auch er die andere Hexe und ihren Begleiter verloren haben. Konan blieb stehen und holte tief Luft. Blut pochte in ihren Ohren und ihr Atem ging schnell. Mit einem Gedanken vergrößerte sie ihr Licht noch einmal, um auch den dunkelsten Winkel auszuleuchten, während sie sich langsam voran tastete. Sie wollte nicht überrascht werden, das konnte schlimm für sie enden… Jetzt wurde sie sich gänzlich ihrer heiklen Situation bewusst und fragte sich, warum die andere Hexe sie nicht angegriffen hatte. Konan befand sich nicht in bester Verfassung, nicht auf einen Kampf eingestellt und auch nicht ausgerüstet dafür. Die andere dagegen war zumindest vollständig bekleidet. „Da ist irgendetwas…“ Wynns Stimme drang leise aus der Dunkelheit, dann glitt er wie ein Schatten in ihren Lichtkreis um sich auf einem Stapel leerer Kisten niederzulassen. „Aber ich weiß nicht was.“ Ein kratzendes Geräusch wie von Krallen auf Stein hinter ihr schickte einen Schauer über ihren Rücken und sie wandte sich um. Das letzte Mal, als sie etwas Ähnliches gehört hatte, war sie zusammen mit einem Drachen in einer Höhle eingesperrt gewesen. Aber dies war kein Drache. Es war viel schlimmer. Die Kreatur, die sich langsam in den Kreis ihres Hexenlichtes schob, ähnelte entfernt einem Wolf, aber viel war nicht mehr von der ursprünglichen, wilden Gestalt des schönen Tieres zu erkennen. Hörner wanden sich um seinen Kopf, aus dem Rücken ragten lederartige, fleischige Auswüchse, die entfernt an Flügel erinnerten und das Fell war zum größten Teil ausgefallen. Nur noch Flecken von grauem Pelz zierten den muskulösen Tierkörper. Dafür waren die Zähne und die Klauen größer, lang wie ihre Hände, und rasiermesserscharf. Die Bewegungen dagegen wirkten steif und unsicher. Der Gestank von schwarzer, verdorbener Magie haftete an ihm wie Dreck. Konan schlug die Hände vor das Gesicht, fühlte sich plötzlich krank und verunreinigt. Sie hatte noch niemals eine derart verunstalte, deformierte, gewaltsam verdrehte Kreatur gesehen. Es war widerlich. Die Bestie stürzte sich mit einer Plötzlichkeit auf sie, dass sie sich mit einem erschreckten Aufschrei zur Seite warf – das einzige, was sie vor dem sicheren Tod rettete. Ein jähes Brennen in ihrem Gesicht sagte ihr, dass das Wesen sie erwischt hatte, und sie hoffte, dass diese gigantischen Klauen nicht auch noch vergiftet waren. Das Tier schlitterte hinter ihr über den Boden, als könne es den eigenen Schwung nicht auffangen, und Konan folgte seinen lauernden Bewegungen mit den Augen. Sie hielt das Athame abwehrend vor sich, während sie fieberhaft nach einer Möglichkeit suchte, die Kreatur so schnell wie möglich loszuwerden. Mit grollendem Knurren pirschte diese sich näher heran, den Körper in geduckter Angriffsstellung. „Feuer.“, krächzte Wynn und schlug heftig mit den Flügeln. Das Geräusch lenkte die Aufmerksamkeit der Bestie auf ihn, doch Wynn, als Vogel, war außerhalb ihrer Reichweite, egal wie sehr sie versuchte, ihn mit Tatzen und Zähnen zu erwischen. Konan verbiss sich eine scharfe Erwiderung, sondern konzentrierte sich auf die Magie. Es war schwerer, die Flammen ohne Hilfsmittel zu rufen, aber Feuerzauber gehörten zu den Spezialitäten ihres Zirkels und hier brauchte sie nicht mehr als eine einfache Flamme, nicht wie gegen den Drachen, der selbst das silberne Feuer überlebt hatte. Mit entschlossenem Blick fixierte sie das Tier, das vorsichtig auf Abstand blieb, nicht wissend, woher die so schwächlich aussehende Beute die Selbstsicherheit nahm, und tastete nach dem Kratzer in ihrem Gesicht. Mehr war es tatsächlich nicht, aber es blutete genug, dass sie etwas der klebrigen Flüssigkeit aufnehmen konnte. Ironischerweise war der einzige mögliche Zauber, zu dem sie sich im Moment in der Lage fühlte, inspiriert von Drachen. Mit geübten Bewegungen malte sie einen Strich vertikal über ihre Lippen und ihr Kinn, während die Wolfsbestie grollend näher kam, angetrieben von dem Geruch nach Blut. Gerade, als es sprang, holte sie tief Luft, hielt die Hände wie ein Trichter vor das Gesicht und blies. Flammen schlugen der Kreatur entgegen, wie aus dem Maul des Drachen, heiß lodernd und brüllend. Sofort erfüllte der Gestank von verbranntem Haar und Fleisch die Luft, ekelerregend und beißend. Wynn krächzte laut und triumphierend, doch sein Ruf ging in dem schmerzerfüllten Geschrei des Tieres unter. Konan ließ den Zauber fallen, als die Flammen vergingen, und sprang nach vorne, stieß mit dem Athame zu, während das Tier sich noch vor Schmerzen wand. Die Klinge schnitt wie Butter durch Haut und Fleisch und das Tier kreischte jämmerlich auf. Viel zu heißes Blut ergoss sich über Konans Hände und spritzte auf ihre Füße. Mit einem Aufschrei wich sie zurück und ließ beinahe ihr Messer fallen. Die Kreatur sah noch schrecklicher aus vorher schon, bedeckt von zu dunklem Blut und noch schwelenden Brandwunden, sich windend vor Schmerzen. Seine Augen waren riesig und gelb wie die eines Wolfes und so voller Qual, die nichts mit körperlichen Schmerzen zu tun hatte. Konan starrte es an und die schwarze Magie war wie Dreck auf ihrer Hand, das schwarze Blut schien sich in ihre Haut zu fressen und brannte wie die Flammen, die sie eben gespien hatte. Mit einem erstickten Geräusch taumelte sie zur Seite und übergab sich. Was war dieses Tier nur? Was war mit ihm geschehen?! Was hatte die schwarze Hexe ihm nur angetan? Es war, als hätte sie den Wolf genommen und verdreht und verbogen, bis nichts mehr übrig war als Schmerz und Hass und der Wunsch zu töten. An die Wand gelehnt sah Konan zu, wie die Kreatur sich aufrappelte und geschlagen in die Dunkelheit floh. Eine ganze Weile noch stand sie dort und atmete tief und gleichmäßig, um sich wieder unter Kontrolle zu bringen und den Schrecken zu überwinden. Irgendetwas … irgendetwas noch viel Grausameres ging hier vor, als sie bis jetzt angenommen hatten. Dies reichte viel weiter und viel tiefer, als selbst Tsunade vorausgesehen hatte. Wenn die Entführung der Frauen und Mädchen nur ein einziger Stein in einem viel größeren Spiel war, wie konnten sie darauf hoffen, sie lebend aus der Sache herauszuholen? Sie wussten ja noch nicht einmal, wer ihr Gegner war. Aber ihr Feind wusste spätestens jetzt genug über sie… Ihre Gedanken verschwanden im Nichts. Als sie sich weit genug gefasst hatte, taumelte Konan zu einer Regentonne hinüber, um sich notdürftig zu säubern und das unreine Blut von der nackten Haut zu waschen. Doch unter ihren Fingernägeln blieben dunkle Ränder zurück und noch immer spürte sie die entstellte Magie, als hätte sie sich in ihre Haut gefressen wie Maden in eine Leiche. Wie mit schlafwandlerischen Schritten ging sie zurück zu Tsunamis Hütte, Wynn auf der Schulter, der keinen Laut von sich gab. Auch jetzt begegnete ihr niemand; eigentlich ein Wunder, bei all dem Krach, den sie und vor allem die Wolfskreatur gemacht hatten… Sie dimmte ihr Licht wieder, als sie das stille Haus betrat und zurück in das Krankenzimmer schlüpfte. Der Duft nach Kräutern schlug ihr beruhigend entgegen und Pein schlief noch immer unverändert. Wynn flog auf um sich erneut auf seinem Sitzplatz niederzulassen, als sie die Tür lautlos hinter sich zu zog und für einen Moment zögerte. Dann trat sie wieder an Peins Bett um ihn gründlich zu mustern. Er sah unverändert aus und sie konnte nicht sagen, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Diesmal hob sie die Hand und strich vorsichtig eine der hellen Haarsträhnen aus der Stirn. Mit den Fingerspitzen fuhr sie ihm über Schläfe und Wange, ehe sie die Hand wieder wegzog. Was tat sie hier eigentlich? Noch nie … nie hatte jemand eine ähnliche Wirkung auf sie gehabt und jetzt wusste sie nicht, wie sie reagieren sollte. Was es überhaupt war, das sie fühlte. Vorsichtig beugte sie sich zu ihm hinunter, um sein markantes Gesicht genauer zu studieren. Sie konnte seinen schwachen Atem auf der Haut spüren, so nah war sie ihm. „Überlebe.“, flüsterte sie in sein Ohr. Dann richtete sie sich wieder auf und kehrte zu ihrem eigenen Bett zurück. Als sie am nächsten Morgen erwachte, fragte sie sich, ob sie nur geträumt hatte. Ihr Familiar konnte ihr keine Antwort auf diese drängende Frage geben. Weder ihr Hemd noch ihre Haut trugen Spuren von Blut und ihr Athame lag sauber und unberührt auf dem Tisch neben ihrem Beutel, wo sie es am letzten Tag hingelegt hatte. Doch auf ihrer Wange zog sich ein langer, dünner Kratzer, von ihrer Schläfe bis hinunter zum Kinn. Als Sakura das Krankenzimmer in Tsunamis Haus betrat, schnürte Konan sich gerade das Mieder zu. Zumindest versuchte sie es, denn der gebrochene Arm behinderte sie, so dass sie immer wieder von neuem anfangen musste. „Warte, ich helfe dir.“, unterbrach sie die Bemühungen der Freundin und Konan blickte auf. Durch ihr Gesicht zog sich eine neue Wunde, bereits verschorft, aber deutlich genug. Sakura stellte das schwere Tablett, das sie mitgebracht hatte, auf eine freie Ecke des Tisches und wandte sich ihr zu. „Wo ist das her?“, wollte sie mit einem Blick auf den frischen Kratzer wissen, während sie die Miederschnüre aufnahm. Konan blickte zur Seite. „Ich bin mir noch nicht sicher.“ Sakura schwieg einen Moment, dann nickte sie. „Du solltest dir ziemlich bald sicher werden. Itachi und seine Leute sind zurück; sie wollen wissen, was mit ihrem Anführer ist. Der Kazekage wird mit jeder Sekunde ungeduldiger. Die Dorfbewohner sind aufgebracht. Wir müssen die Wogen glätten, bevor etwas passiert, dass eine Zusammenarbeit unmöglich macht.“ Konan sah sie wieder an. „So schlimm?“ Sakura zog die Schleife fest und wich zurück. „Ja. Der Kazekage macht es nicht gerade besser. Itachi ist nicht so umgänglich wie Pein – und ist die Situation einfach schlimmer. Shizune ist gestern Nacht noch einmal fortgeritten um Kräuter zu suchen. Sie muss bald zurück sein.“ Konan nickte und schwieg für einen Moment nachdenklich. „Ich möchte auch wissen, was mit Pein ist.“, erklärte sie dann. Überrascht sah die grünäugige Hexe auf und dann hinüber zu dem zweiten Bett. Besagter Krieger lag still und blass unter dem wahrlich farbenfrohen Quilt, aber Sakura, auf ihn eingestellt, konnte seine Lebensenergie spüren, schwach, aber konstant. Magie summte um ihn herum, heilende, stärkende Macht. Konan schien wirklich einiges für ihn übrig zu haben. Hoffentlich würde es ihr nicht das Herz brechen, wenn sie verschiedene Wege gingen, sobald dies alles hier vorbei war. Soweit Sakura wusste, war dies das erste Mal, dass die andere Hexe jemandem derartig zugetan war. Sie seufzte. Als hätten sie nicht schon genug Probleme! Dann trat sie an das Bett und begann, systematisch die Wunden zu untersuchen. „Hilf mir.“, befahl sie Konan, die widerstandslos zu ihr kam, um ihr zumindest benötigte Gegenstände zu reichen. Mehr konnte sie nicht tun, aber allein das würde Sakura unterstützen. Schweigend arbeiteten sie Seite an Seite, nur hin und wieder unterbrochen von Fragen nach Wasser, nach Verbänden, Kräutern oder etwas anderes. Für Sakura hatte der Heilungsprozess, die Arbeit, die nach der ersten Hektik kam, immer etwas Beruhigendes, Kathartisches gehabt. Zu fühlen, wie Magie in ihren Adern sang und durch ihre Hände floss, pure, reine Energie, fest und sicher und heilend. Zu spüren, wie schwache Lebenskraft erstarkte und wieder zu einem unermüdlichen, pulsierenden, elektrisierenden Strom wurde, der ewig zu sein schien und unverwüstlich. Zu wissen, dass sie dieses Leben dem Tod entrissen hatte, zumindest für diesen Moment, hier und jetzt. Denn der Tod gehörte zum Leben wie das Leben zum Tod, wie Mond und Sonne, Winter und Sommer, wie der Wechsel zwischen dem Stechpalmkönig und dem Eichenkönig, ein ewiger Kreislauf. Nachdem sie den letzten Verband wieder zugeknotet hatte, nickte Sakura befriedigt. „Wir sind guter Dinge.“, erklärte sie Konan, die mit unbewegtem Gesicht auf den Krieger hinunterstarrte. Aber da glomm etwas in ihren Augen… „Komm. Tsunami wird sich darum kümmern, dass er nachher Nahrung und Wasser bekommt. Wir haben andere Aufgaben.“ Für einen Moment schien es, als hätte Konan ihr gar nicht zugehört oder zumindest die Worte nicht wahrgenommen. Doch dann löste sie sich aus der Starre und sie nickte. „Lass uns gehen. Wenn Pein aufwacht, müssen wir handeln können. Oder ihm zumindest die Ergebnisse vorlegen.“ Sie ging hinüber zum Tisch, um ihr Athame zu holen, und marschierte dann entschlossenen Schrittes zur Tür, plötzlich wieder distanziert und sachbezogen. „Ich muss mit Neji sprechen. Und ich will wissen, was Itachi uns zu erzählen hat.“ Sakura folgte ihr ohne Widersprüche. Diese andere Seite von Konan verwirrte sie – sie kannte sie nicht und konnte sie noch nicht einordnen. Und jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für Unsicherheiten. Darum war sie froh, dass Konan zu ihrer normalen Persönlichkeit zurückgekehrt war. Die älter Hexe behielt ihr zügiges Tempo bei, als sie zur Herberge liefen. Die Dorfbewohner bleiben stehen und starrten sie an, manche begannen zu tuscheln. Konan schien es nicht einmal zu bemerken, obwohl Sakura dies bezweifelte. Inzwischen hatte sich herumgesprochen, was genau sie und Pein in dieser Höhle gegenüber gestanden hatten. Auch wenn Konan von Anfang an klar gemacht hatte, dass der Krieger den Hauptteil erledigt hatte und Kisame nicht zuließ, dass sein Ruhm auch nur um einen Fingerbreit geschmälert wurde, betrachteten die Leute auch die Hexe mit neuem Respekt. Es war eine Sache eine Hexe in ihr zu sehen, die ungleich mächtiger war als ihre eigene Dorfhexe, aber dennoch dasselbe. Doch kaum jemand begriff, was hinter dem Wort Schlachtenhexe stand. Das war weit mehr als nur eine Schwäche, wenn es darum ging, Heilzauber zu wirken – es ging weitaus tiefer, lag im Kern ihres Seins. Aber es gab nicht viele Schlachtenhexen und seit den Hexenkriegen waren sie noch weniger, weswegen die Leute es vergessen hatten und jetzt nicht mehr bemerkten, dass Konan und Tsunami so verschieden waren wie Tag und Nacht. Im Grunde ließ sich das genau so beschreiben. Tsunami war der Tag, das Licht, die helle Seite der Magie und der Göttin. Konan war die Nacht, der Schatten, die dunkle Seite. Rabenhexen genau wie Schlangenhexen und zu einem gewissenpunkt auch Eulengebundene waren von einem anderen Schlag. Zum Glück ließen sich Gut und Böse nicht in solch einfache Kategorien einteilen und schon gar nicht rundheraus auf ganze Gruppen anwenden. Sie trafen kurz vor der Herberge auf Shizune und Tsunami, die sich hastig und leise unterhielten. Shizune sah müde und schmutzig aus, ihr Pony, das sie noch immer am Zügel hielt, sowie Genma und dessen Reittier ebenso. Tsunami dagegen wirkte aufgebracht. Sie war eine hochgewachsene, schlanke Frau mittleren Alters, mit langem schwarzen Haar und dunklen Augen. Tekal saß neben ihr und blickte von ihr zu Shizune und zurück. Als Konan sie sah, änderte sie ihr Ziel und steuerte auf sie zu. Beide wirkten erfreut, sie wieder auf den Beinen zu sehen, und Shizune rang sich sogar ein müdes Lächeln ab. „Schön, dich wieder wohlauf zu sehen.“, bemerkte sie. Am letzten Tag hatte sie kaum mit Konan gesprochen, erst Peins Heilung, dann Konans eigene, bevor sie sie in Schlaf versetzt hatte. Die Rabenhexe nickte ihr zu. „Was ist los?“ „Nichts.“, erklärte Shizune. „Zumindest nichts, was wir im Moment ändern können.“ „Ich mag es nicht.“, warf Tsunami dennoch ein. „Diesen Dykae so einfach erzählen, was wir sind. Wer weiß, was sie tun werden, wenn das hier alles vorbei ist und sie das kleine Mädchen zurück haben.“ Sie blickte sich um und schlang die Arme um den Oberkörper. „Ihr könnt nachher wieder gehen, aber ich werde hier bleiben. Sie wissen genau, wo sie mich finden werden. Und ich muss an Inari denken.“ „Wir können es nicht geheim halten.“, bemerkte Shizune. „Wir werden eine Lösung finden, dass die Dykae dich in Ruhe lassen.“ „Mir fällt dazu aber nichts anderes ein, als von Birkenhain fortzugehen und diese Leute hier verlassen sich auf mich. Ich will nur sagen, dass es gefährlich werden kann.“ Konan nickte. „Du hast recht. Geh, und kümmere dich um Pein. Das andere ist unsere Aufgabe. Wir werden dich so weit wie möglich heraushalten. Shizune?“ Die dunkelhaarige Hexe seufzte und nickte. Dann zog sie ein in Leinen gewickeltes Bündel aus der Tasche. „Hier. Ich habe alles gefunden.“ Sie reichte es Tsunami, die es erleichtert annahm. Sakura, die bis jetzt alles schweigend verfolgt hatte, warf ein: „Ich bin mir nicht sicher, ob wir es überhaupt noch brauchen. Die Wunden heilen ungewöhnlich gut. Und schnell.“ Die anderen beiden starrten sie an. Dann seufzte Shizune erneut und fuhr sich durch das Gesicht. „Ich bin zu müde, mir jetzt darüber Gedanken zu machen.“ Sie wandte sich an die Dorfhexe, die fragend von einer Heilerin zur anderen blickte. „Schaden wird es auf keinen Fall, also mach weiter wie geplant. Und wir anderen werden jetzt diese Besprechung hinter uns bringen, ich will so bald wie möglich schlafen. Ich bin auch nicht mehr so jung wie früher, dass ich eine durchgemachte Nacht so einfach wegstecken kann.“ „Alt bist du aber auch noch nicht.“, warf Genma ein und übernahm die Zügel ihres Ponys. „Ich komme gleich nach.“ Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln – für beides, die Worte und die Hilfe – und blickte sich um. „Wo sind Aja und Wynn? Sie sollten dabei sein.“ Genau auf dieses Stichwort glitt ein dunkler Schatten über sie und Shizune streckte ihren Arm aus, so dass ihr Familiar darauf landen konnte. Levai war eine große Graueule, mit majestätischem, glänzendem Gefieder und dem strengen, starren Blick, der diesen nächtlichen Greifvögeln eigen war. Er blickte kurz grüßend in die Runde, sagte aber nichts. „Und Neji und Hinata, wenn wir schon dabei sind?“, fügte Sakura an. „Bereits in der Herberge.“ Genma grinste schief und ging dann davon, um die Ponys im Stall von besagtem Gebäude unterzubringen. Konan legte den Kopf schief. „Wynn ist bei Neji.“ „Und Aja kommt da gerade.“, fügte Sakura hinzu und wies mit dem Kopf die Straße hinunter. Ein kleiner schwarzer Schatten huschte auf die Gruppe zu und kurz darauf kletterte die Katze an Sakura hoch. „Irgendetwas Seltsames geht hier vor.“, erklärte sie und Konan nickte, als wüsste sie bereits, wovon der Familiar sprach. „Lasst uns die Informationen zusammentragen und dann ergibt sich vielleicht ein Bild.“ Sie fanden die Söldner sowie den Kazekagen und dessen Familie in der Gaststube, wo sie ein ausgiebiges Frühstück einnahmen, das nach der Menge der Teller, Schüsseln und Nahrung, die überall verteilt waren, bereits eine Weile vonstatten ging. Man hatte Tische zusammengeschoben, so dass alle an einer Tafel Platz hatten. Dem sauertöpfischen Gesichtsausdruck des Kazekage nach zu urteilen, war es nicht seine Idee gewesen. Alle Aufmerksamkeit richtete sich auf die drei eintretenden Hexen, die die Blicke ruhig erwiderten. Auf Kotetsus Gesicht breitete sich ein erfreutes, wissendes Lächeln aus, als hätte er von Anfang an gewusst, dass es früher oder später darauf hinauslaufen würde. Auch Itachi und die anderen anwesenden Akatsuki – Kisame, Izumo und der muskulöse, kompakt gebaute Mann mit den vielen Narben – wirkten erfreut eine dritte Hexe zu sehen, auch wenn sie die Bedeutung darin nicht erfassen konnten. Bei den Dykae fielen die Reaktionen unterschiedlich aus, von einem zufriedenen Nicken Seitens Shikamaru bis zu einer unansehnlichen Grimasse seines Schwiegervaters. Das hätte allerdings auch schlechter laufen können. Der erste, der die Stille unterbrach, war der Kazekage, der aufstöhnte: „Noch eine von denen? Aus welchen Löchern kommen die denn immer gekrochen?“ Kisame lachte. „Je mehr, desto besser.“ Konan konnte ihnen erzählen, dass Shizune neue Informationen brachte. Dass drei Leute naturgemäß mehr ausrichten konnten als zwei. Dass sie zu dritt, in einer vollständigen Dreieinigkeit weit mehr Macht und Möglichkeiten hatten als drei allein. Stattdessen überließ sie es Shizune, müde und schmutzig wie sie war, zu fragen: „Ist der Mann immer so höflich?“ Sakura schnaubte, doch ehe jemand antworten konnte, wollte Itach ruhig wissen: „Wie steht es um Pein?“ Sakura setzte Aja auf der Theke ab und ließ sich auf den Stuhl neben Hinata sinken. Shizune und Konan taten es ihr nach und Levai spazierte auf den Tisch, als würde er ihm gehören. Wynn dagegen flatterte von seinem Balken hinunter und setzte sich auf Konans Schulter. Die Anspannung im Raum ließ Sakura alle Nackenhärchen stehen und sie faltete nervös die Hände, um nach den richtigen Worten zu suchen. Noch war Pein nicht darüber hinweg. „Er …“, begann sie. „Wird er sterben?“, wollte Izumo wissen und seine Stimme war leise, aber fest. „Nein!“, rief sie spontan aus und zuckte dann mit den Schultern. „Ich… Hört zu. Wir haben getan, was wir tun konnten. Wir werden das weiterhin tun. Die Dorfhexe ist in diesem Moment bei ihm. Aber die Wunden waren schwer. Wir sind positiv eingestellt, aber es kann immer etwas geben, das schief läuft.“ Trotz ihrer warnenden Worte ging ein erleichtertes Aufseufzen durch den Raum. Als hätte sie gesagt, dass er überleben würde. Sie warf Shizune einen hilflosen Blick zu, doch die lächelte nur beruhigend. „Mach dir nicht zu viele Sorgen.“, bemerkte Hinata neben ihr leise. „Der Mann ist stark. Er muss es sein um mit Leuten den Mitgliedern von Akatsuki fertig zu werden. Und du selbst hast seine Aura gesehen.“ Sakura holte tief Luft und nickte. Das war wohl wahr. „Wenn wir das erledigt hätten…“, durchschnitt die Stimme des Kazekagen die Luft, scharf wie ein Messer. „…dann könnten wir ja zu den anderen Themen zurückkehren.“ Kisame knurrte und warf dem Mann einen Blick zu, doch Itachi legte ihm die Hand auf den Arm. „Bleib ruhig.“ „Themen, die Ihr noch nicht anschneiden wolltet, solange unsere … Verbündeten hier noch nicht anwesend sind.“ Der Kazekage ließ sich nicht von dem Ärger des großen Fischmenschen beeindrucken. „Nun, jetzt sind sie da. Fangt an.“ „Du machst die Sache nicht unbedingt einfach für uns, Vater.“, wies Temari ihn zurecht. Sie klang müde, aber auch hart. Dann wandte sie sich zu Itachi um. „Aber auch ich möchte Eure Ergebnisse hören.“ Dieser nickte. „Aber das sollte keine öffentliche Besprechung sein.“, bemerkte er und drehte sich zu dem Wirt um. „Gibt es einen Raum, wo wir ungestört sein können?“ Der Mann sah aus, als wollte er protestieren – immerhin ging das sie alle an – doch Konan stand auf. „Er hat Recht. Lasst uns allein.“ „Aber…“, begann der Wirt, doch Konan schüttelte den Kopf. „Wir werden genug Schwierigkeiten haben, alles geheim zu halten bei einer großen Runde wie der unseren. Die schwarze Hexe hat bereits Späher ausgesandt.“ Der Wirt seufzte und nickte. Er gab seinen Bediensteten einen Wink, die daraufhin flink die Tische abräumten, die Fenster schlossen und dann hinauseilten. Genma gesellte sich währenddessen zu ihnen und ließ sich neben Shizune, wo er noch etwas zu essen bekam. Auch die drei Hexen genehmigten sich noch einen Bissen. Obwohl Konan ziemlich abgelenkt wirkte, denn sie flüsterte leise, aber rege mit Neji und Wynn. „Was meintet Ihr damit, dass die Hexe Späher ausgeschickt hat?“, wollte Shikamaru unverzüglich wissen, nachdem sich die Tür hinter dem Wirt als letztem geschlossen hatte. „Gestern Nacht bin ich einem Späher des Feindes im Dorf begegnet.“, erklärte Konan und der Aussage folgte Schweigen. „Konan… Du hast gestern Nacht geschlafen.“, warf Shizune vorsichtig ein. „Ich war die ganze Zeit im Krankenzimmer.“ Konan warf ihr einen Blick zu. „Ich weiß.“, antwortete sie und ihre Hand tastete unbewusst nach der neuen Wunde in ihrem Gesicht. „Oh.“, machte Shizune und auch Sakura schwante langsam, worauf die Rabenhexe hinauswollte. „Was ‚oh‘?“, verlangte der Kazekage zu wissen. Er klang ziemlich grob, doch auch die anderen sahen aus, als würde die Antwort sie interessieren. „Der Späher der Hexe war nicht wirklich hier. Jedenfalls nicht körperlich.“, erklärte Shizune nachdenklich. „Während eines Schlafes wie dem Heilschlaf ist eine Hexe besonders empfänglich für gewisse andere Zauber. Störungen der Traumwelt und dergleichen.“ „Willst du damit sagen, dass sie davon geträumt hat, dass der Späher hier war? Und darum sollten wir uns jetzt Sorgen machen?!“ „Ihr versteht nicht. Es spielt keine Rolle, ob die Hexe tatsächlich hier war oder nur auf der spirituellen Ebene. Die gewünschten Informationen bekommt sie auf beide Arten.“ „Verdammt.“, murmelte Itachi. „Allerdings bestätigt es uns, dass es mindestens zwei Hexen sind – einen Zauber wie diesen kann man nicht alleine durchführen.“, warf Sakura ein. „Es war eine Katzenhexe.“, erklärte Konan. „Ich habe den Familiar gesehen. Aber ich glaube nicht, dass sie die Anführerin war.“ „Du hast erstmal Glück, dass du nicht fehl gegangen bist.“, knurrte Shizune. Konan zuckte die Schultern. „Ich habe es nicht einmal bemerkt bis heute Morgen. Und Wynn war bei mir.“ „Es war dennoch gefährlich!“ „Zurück zum Thema.“, knurrte der Kazekage und Itachi fügte ohne Umschweife hinzu: „Was hat die Hexe herausgefunden?“ „Lässt sich unmöglich sagen. Vielleicht nichts. Vielleicht alles. Ihr solltet lieber fragen, was ich herausgefunden habe. Die Hexe war nämlich nicht allein unterwegs.“ In kurzen Worten berichtete sie von der wolfsähnlichen Kreatur, mit der sie gekämpft hatte. Neji ließ sie die ganze Zeit nicht aus den Augen, als suche er nach Anzeichen von … irgendetwas. Sein Gesicht war dabei unbewegt, also konnte Sakura nicht sagen, ob er etwas fand. Auch Genma und Hinata sahen besorgt drein und Sakura konnte sehr gut verstehen, warum. Dieser Missbrauch der Hexenkunst für naturwidrige Bestien, dieses Verbiegen der Magie zu etwas gewaltsam, irreversibel Entstellendem war böse und falsch. Tsunade musste davon erfahren, unverzüglich bei ihrer Rückkehr. Oder vielleicht schon früher, vielleicht sollten sie eine Nachricht schicken… „Was bedeutet das für uns?“, wollte Itachi wissen und Sakura konnte beinahe sehen, wie hinter seiner Stirn die Gedanken hin und her flitzten. „War diese Kreatur ein Auswuchs des Traumes?“ Das wäre natürlich eine Möglichkeit, wenn… „Nein.“, sagte Konan so bestimmt, dass es selbst Sakura überraschte. Wynn krächzte und breitete kurz die Schwingen aus. „Nein und wir müssen uns darauf einstellen, dass es nicht die einzige dieser Art ist. Dass es noch mehr gibt.“ Shizune tippte nervös mit den Fingernägeln auf der Tischplatte herum. „Es sind Auswüchse dunkler Magie, aber ich…“ „Aber sie sind zu töten wie ganz normale Tiere?“, warf Kisame ein und Konan nickte zögerlich. „Nach allem, was ich gesehen habe.“ „Wo ist dann das Problem? Wir werden mit solchen Viechern fertig. Ich bin mehr gespannt darauf, was Ibiki so herausgefunden hat.“ Damit schien das Thema für ihn erledigt zu sein. Doch der schnaubte nur. „Nicht sonderlich viel… “ „Was soll das bedeuten?“, knurrte der Kazekage aufgebracht und auch Sakura fürchtete die Antwort. „Hattet ihr keine Gefangenen?“ „Sie sind alle tot.“, antwortete Itachi. „Verstehen Eure Folterknechte denn ihre Arbeit nicht?“ Diesmal war es Ibiki, der antwortete, ruhig, aber scharf: „Doch, das tun wir. Wir haben ein paar Informationen, doch unsere Verhörten sind einer nach dem anderen tot umgefallen.“ „Die Schwarze Hexe…“, murmelte Konan und Shizune fasste sich an die Stirn. „Wir hätten das schon längst in Betracht ziehen sollen. Jemand so mächtiges und dunkles wird niemals auf diese Art der Blutmagie verzichten. Vermutlich hat sie ihre eignen Leute auf diese Art getötet, aus der Ferne.“ Der Kazekage gab ein wütendes Geräusch von sich. „Dann hättet ihr verdammten Hexen das verhindern können, wenn ihr nur daran gedacht hättet?!“ Sakura schnaubte. „Wohl kaum. Gegen diese Magie gibt es keinen Schutz. Aber keine Sorge – ohne ausrechende Mengen eures Blutes kann Euch niemand ähnliches antun.“ „Beruhigend.“, knurrte Kisame und Konan schnaubte. „Es ist sogar relativ leicht, das zu tun, aber es hinterlässt einen Makel auf der Seele des Anwenders.“ „Einen Makel?“, wollte Shikamaru wissen, die Stirn gerunzelt. „Eine Verunreinigung, die eine ganze Reihe Dinge zur Folge hat, zum Beispiel, dass bestimmte Zauber nicht mehr ausgeführt werden können.“, erklärte Shizune. „Allerdings sind das Zauber, für die jemand, der solch dunkle Magie anwendet, sowieso keine Verwendung hat.“, fügte Genma hinzu und zuckte mit den Schultern. „Spielt das eine Rolle? Wir wussten schon vorher, dass diese Hexe böse ist.“, knurrte Gaara. Er saß unter dem Fenster, außerhalb der Runde, als wollte er sich an der Diskussion gar nicht beteiligen und wäre nur an den Ergebnissen interessiert. „Jedenfalls“, fuhr Ibiki lauter fort, um die Aufmerksamkeit wieder zum Thema zu wenden. „haben wir erfahren, dass der schwarze Hexenmeister sehr mächtig ist, er jede Menge treu ergebener Krieger hat, die für ihn sterben werden und noch Schlimmeres zur Verfügung hat als ‚nur‘ Magie.“ „Es ist ein Mann?“, entfuhr es Sakura unwillkürlich und auch die anderen beiden Hexen wirkten überrascht. Konans Gesicht glättete sich schnell wieder zu einer unlesbaren Maske, während Shizune nachdenklich den Kopf senkte. Hatte sie etwa einen Verdacht? Wenn ja, dann war sie nicht bereit, darüber zu sprechen, denn sie sagte nichts. Doch Levai ließ von dem Schinken ab, an dem er gerade zupfte und stakste wieder zu ihr. Itachi nickte. „So viel konnten wir jedenfalls erfahren, bevor…“ Er breitete vielsagend die Hände aus. „Ändert das unsere Situation?“, wollte Shikamaru wissen und Sakura schüttelte den Kopf. „Nein. Die Kräfte von männlichen und weiblichen Hexen unterscheiden sich nur in wenigen Punkten, die hier alle keine Rolle spielen sollten. Hexer gibt es einfach seltener, woran auch immer das liegen mag.“ „Was uns Sorgen machen sollte, ist die Tatsache, dass sie ihn Hexenmeister genannt haben. Nur wenige dürfen diesen Titel tragen.“, bemerkte Neji leise, aber dennoch hörte ihn jeder. „Muss er ihn denn legitim erworben haben?“, warf der Kazekage ein. „Viele Leute nennen sich Ritter oder Fürst, aber da war kein Herrscher, der sie anerkannt hat, sie haben sich einfach dazu gemacht.“ Shizune seufzte wieder. „Nein, natürlich nicht. Aber wir sollten dennoch davon ausgehen, dass der Hexer zumindest ähnlich starke Kräfte hat.“ Temari schnaubte sehr undamenhaft. „Solange wir nichts Genaueres wissen, werden wir gar nichts ausschließen.“ Sie trommelte mit den Fingernägeln auf dem Tisch herum. „Die ganze Sache wächst uns über den Kopf.“, murrte Shikamaru neben ihr. „Mehr Gegner mit noch gefährlicheren Waffen, unbekannten Möglichkeiten und Geiseln in ihren Händen. Und wir wissen noch nicht einmal, wer sie sind!“ Der Aussage folgte eine Stille, die in den Ohren dröhnte. Temari hörte auf mit ihrem nervösen Klopfen und griff nach der Hand ihres Mannes und drückte sie. Sakura fühlte für sie. Der Kazekage mochte sich quer stellen, herumnörgeln und gegen alles und jeden sein. Aber diese beiden wussten genau, was auf dem Spiel stand. Hier und jetzt waren sie keine dykaischen Adligen mehr. Sie waren nur noch Eltern, deren Tochter in einer tödlichen Gefahr schwebte, die so wenig wussten, was sie tun sollten, dass sie sich an unbekannte Leute wandten, die ihnen Hass entgegenbrachten… In einer solchen Situation wollte Sakura niemals stecken. „Das ist wahr.“, antwortete Konan, doch ihr Tonfall ließ ahnen, dass da noch etwas folgen würde und alle Blicke richteten sich auf sie. „Das ist der Grund, warum ich den Genius Loci rufen werde, der beim Steinkreis lebt. Alles hängt damit zusammen.“ Ihre Stimme war so ruhig, dass sie gar nicht zu der verrückten Aussage zusammenpasste. Shizune jedoch sprang auf. „Das ist zu gefährlich!“ Auch Konan erhob sich nun, ihr Blick entschlossen. „Aber das einzige, was uns übrig bleibt.“ Nejis Gesicht hinter ihr wirkte verschlossen und sein Mund war nur eine zusammengepresste Linie, doch er widersprach nicht. „Konan…“, versuchte es nun auch Sakura, doch die andere Hexe unterbrach sie. „Er wird uns Antworten geben können. Er wird uns sagen können, was das für Symbole auf den Steinen sind und wofür der Kreis gebaut wurde.“ „Es ist trotzdem gefährlich.“, erklärte Genma und überkreuzte die Arme vor der Brust. Er sah, im Gegensatz zu Sakura und Shizune, nicht aus, als würde er die Idee rundheraus ausschließen. „Vergiss das nicht. Außerdem wissen wir nicht, ob er dir wirklich etwas erzählen wird.“ „Zu gefährlich.“, erklärte Shizune bestimmt. Ihre dunklen Augen funkelten. „Du wirst das nicht tun. Der Genius Loci wird dich eher töten als dir Informationen liefern!“ „Was ist ein Genius Loci?“, fragte Kisame dazwischen, doch niemand achtete auf ihn. „Was bleibt uns für eine andere Wahl?!“, fauchte Konan. Sie sah wütend aus, wild. Ganz anders als die beherrschte Frau, die sich immer so unter Kontrolle hatte. „Nein, die besten Chancen haben wir jetzt, mit so vielen außergewöhnlichen Kriegern hier!“ „Was ist ein Genius Loci?“, wollte Kisame noch einmal wissen, energischer diesmal. „Konan…“ Shizunes Stimme klang gefährlich und beunruhigend, obwohl sie sehr leise sprach. Die Angesprochene starrte sie an, dann richtete sie sich auf und holte tief Luft. „Es ist meine Entscheidung.“ Damit drehte sie sich um und ging. Neji folgte ihr ohne ein Wort, Wynn auf der Schulter. Shizune starrte ihnen nach, dann bot sie Levai die Hand an, der ohne Widerspruch auf ihren Arm kletterte, und sie und Genma verließen die Herberge ebenfalls. „Was ist ein Genius Loci?“, wiederholte Itachi Kisames Frage. Diesmal antwortete Sakura: „Eine Kreatur, mächtiger und gefährlicher, als Ihr es Euch vorstellen könnt.“ Dann ging auch sie hinaus, Hinata und Aja auf den Fersen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)