Elf Glatzen sollt ihr sein von FeuerSturm (Man muss den Kopf freihaben!) ================================================================================ Kapitel 1: Oneshot ------------------ Elf Glatzen sollt ihr sein! „10... 9... 8... 7...“ In Gedanken zählte ich runter. Ich war noch auf dem Rasen, die letze Minute der Nachspielzeit lief herab. Die Bank hatte sich schon neu eingekleidet. „6... 5... 4... 3...“ Das Bier wurde eingeschenkt. „2...1...!“ Ein Pfiff. Tosender Lärm. Das ganze Stadion bebte. „JAAAAAAAAAAAAAA!“ „Geil, wie geil!“ „Erste Liga, Gladbach ist dabei!“ Meine Kollegen schrien vor Freude auf, klopften mir auf die Schulter, fielen mir um den Hals. Ich machte mich auf den Weg zur Bank, um mir mein Aufstiegstrikot zu holen. Endlich, endlich hatten wir es geschafft. Vorbei die Zeit der Trauer, vorbei die Zeit des Leidens! Man konnte Wehen, Offenbach und Augsburg hinter sich lassen und sich auf Schalke, Bremen und die Bayern freuen. Mir wurde erst gar nicht bewusst, in welcher Situation wir uns befanden. Ich schrie meine Freude auch erstmal raus. Um mich herum umarmten sich Leute, zwei Meter vor mir kugelten Filip und Tobi auf dem Rasen rum. Alex gab mir einen zufriedenen Klaps auf den Hintern. Das nächste was ich sah war eine Welle von Bier, die mir genau über die Stirn in die Augen lief. Ich drehte mich um und sah den Schuldigen an – Patrick, mit diesem riesigen Glas in der Hand, strahlte wie ein Kind, welches gerade ein Autogramm von seinem Lieblingsfußballer bekommen hatte. Ich fuhr mir durch die Haare, sie klebten von dem schon trocknenden Bier. Doch dann wurde mir eins wieder bewusst: Meine Haare! Verdammt! Ich hatte meine Haare verwettet! Ich versuchte es zu verdrängen und hoffte, die anderen hatten es vergessen. Wie doof muss man eigentlich sein? Wenn wir aufstiegen, würde ich mir auf dem Spielfeld die Haare abrasieren lassen. Das hatte ich versprochen. Meine schönen, langen, blonden Haare... Gott, mach, dass die anderen es vergessen hatten! Ich zupfte mir die Kapitänsbinde zurecht. „Komm, Sascha!“ Ich fuhr herum. Jedoch forderte mich Marko nur auf, einen Diver, einen Bauchplatscher vor den Fans zu machen. Und die Laola. Da war ja nichts dabei. Ich lächelte. Ich befand mich wieder am Mittelkreis. Doch dann kam er. Erst stellte er einen Koffer auf den Mittelkreis, dann befahl er: „Hinsetzen!“ Ich schluckte. Verdammt. Die anderen reihten sich um mich. „Du dachtest wohl, wir hätten es vergessen?“, fragte unser Physiotherapeut Michael Risse. „Du hast ihn dabei?“, fragte ich mit leicht zitternder Stimme. Er holte den Rasierapparat raus. „Logo.“ „Kopf runter!“, verlangten auch die anderen. Ich hörte das Surren. Ich blickte auf den Rasen und plötzlich... ...plötzlich fielen die ersten Strähnen auf das Gras. Tränen stiegen in meine Augen. „Du Arsch“, beschimpfte ich mich nebenbei insgeheim selber. Es dauerte nicht lange. Surr, Surr, Surr, der ganze Boden war voll. Ich hob den Kopf. Verdammt, war das kalt! Den Wind spürte ich nicht lange, Marcel kippte schon ein weiteres Glas Bier über mich. „Wir taufen dich auf den Namen Sascha. Sascha ohne Haare! Hahaha!“ Die Stimmung war klasse. Für mich jedoch war es katastrophal. Nun gut, wächst nach. Hoffentlich schnell... Marko sah mich entsetzt an. „Sascha, das sieht... das sieht...“ „Was?“ „...das sieht absolut scheiße aus!“, brüllte er und brach in Lachen aus. „Vielen Dank für die Blumen. Soll ich den Michael mal fragen, ob er uns einen Partnerschnitt gibt?“ „Aaaah, bloß nicht!“ Was soll’s, ich habe es hinter mir. Was kümmern mich die Haare... jetzt wird gefeiert! Auch wenn mir beim Anblick der blonden Fusseln auf dem Anstoßpunkt wieder Tränen in die Augen stiegen... Abends gingen wir in die Stadt, dem Vater von Ollis Freundin gehörte eine gemütliche Kneipe. Wir setzten uns, tranken ein paar Bier. „Marko, alles Apfelschorle, was?“, witzelte Alex. „Logo, was denkst denn du?“ Allgemeines Lachen. Erst nach ein paar Bier wurde es so richtig laut. „Sascha“, fing Alex an, „Sascha, du sahst so richtig traurig aus, als Michael dir die Haare abrasiert hat.“ „Ja?“ „Ja.“ „Und?“ „Michael soll mir auch die Haare abrasieren.“ „Bitte was?“ „Ich will auch so ’ne schicke Kurzhaarfrisur!“ Alex grinste. Er meinte es ernst. Michael angelte den Rasierer aus seiner Tasche. „Ich dachte schon, Sascha und der Herr Sportdirektor Ziege würden die Einzigen heute bleiben.“ Surr, Surr, Surr – Alex’ rotblonde Haare lagen auf dem Kneipenboden. „Und?“ „Sieht gut aus, steht dir“, antwortete Marko begeistert. „Hey, und mir nicht? Und willst du wirklich nicht ausprobieren, ob dir sowas nicht auch steht?“ „Neeeiiin, bloß nicht! Hilfeee!“ Marko blieb verschont. Genau wie Olli, Tobi und Rob. Doch bald saßen noch mehr Glatzköpfe am Tisch. Nach Alex ließen sich noch Heime, Sharbel, Sebastian, Freddie, Roel und Patrick einen neuen Haarschnitt verpassen. Die Mannschaft grölte. Was für eine Stimmung! „Elf Glatzen müsst ihr sein!“, rief Heime in den Lärm. Das war nochmal Antrieb, so richtig loszufeiern. Irgendwann nachts taumelten wir aus der Kneipe. „Verdammt, ist das kalt!“, fluchte Roel. Wieder Lachen. „Hoffentlich wachsen die Haare schnell nach.“ „Ich wette, einige werden beim Aufstehen entsetzt ihren Kopf abtasten!“ „Wie soll ich das bloß meiner Freundin erklären?“ „Wie soll Alex es seiner Flamme erklären? Die beiden wollen noch diesen Monat heiraten!“ Gegröle. Und ich freute mich. Wenigstens war mir nicht mehr allein so kalt auf dem Kopf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)