The King of Iron Fist von abgemeldet (A new challenge) ================================================================================ Kapitel 4: Wie kannst du es wissen? ----------------------------------- Cloud hatte seinen Pullover ausgezogen und ihn zu Kadaj rüber ins Gras geworfen. Darunter trug er ein ärmelloses schwarzes Shirt, in dem er sich viel besser würde bewegen können. In sicherem Stand und nach außen hin ruhig wirkend zog er sein riesiges Breitschwert aus der Halterung, bewegte es langsam und elegant vor seinem Körper entlang und hielt es anschließend vor sich, wie eine undurchdringliche Barriere, die ihn vor allen irdischen Gefahren schützen würde. Cloud wusste, dass er den Roboter mit dieser Pose und der selbstsicheren Haltung nicht beeindrucken konnte, doch es beruhigte seinen aufgeregten Atem und sein schnell klopfendes Herz etwas. Auf keinen Fall wollte er gleich in der ersten Auswahlrunde herausfliegen, von einem Roboter geschlagen! Der Combot beobachtete ihn, stand eine Sekunde regungslos da, als würde er darüber nachdenken, was nun zu tun war. Dann öffnete sich zu Clouds Überraschung eine Klappe im Rücken des Roboters, und er griff nach hinten. Behände zogen die metallischen Klauenhände ein einfaches schmales Metallschwert hervor. Entweder hatte der Combot einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, oder Cloud hatte ihn doch etwas beeindruckt. Wer wusste schon sicher, wie viel so eine intelligente Maschine wirklich empfinden konnte? Noch während er darüber nachdachte, preschte der Combot auch schon los, blieb in seiner Nähe abrupt stehen, wirbelte ein paarmal herum, wobei er das Schwert mit beiden Händen fest umschlossen hielt, und Cloud nur um wenige Zentimeter verfehlte. Erneut kam die Klinge angesaust, als der Roboter sich ein weiteres Mal um seine eigene Achse gedreht hatte, und Cloud duckte sich um ihm auszuweichen. Sofort ging der Roboter in die Knie ohne seine flüssige Bewegung zu unterbrechen, streckte ein Bein aus und drehte sich weiter, sodass Cloud darüber hinweg springen musste, um ihm auszuweichen, worauf hin der Roboter schnell nach vorn hechtete, das Schwert mit beiden Händen über dem Kopf festhaltend, und sich wie ein Hai in der Todesrolle um seine eigene Achse drehte, was zur Folge hatte, dass das Schwert sich in eine rotierende Klinge verwandelte, die sich rasend schnell auf Cloud zubewegte. Der jedoch hatte sich endlich wieder gefasst, stemmte sein riesiges Schwert zwischen sich und die rotierende Todesfalle, worauf hin der Roboter sich fallen ließ und elegant abrollte. Ein metallenes Bein über den Boden hinweg schwingend, stand der Roboter in einer einzigen Bewegung wieder auf, und versuchte gleichzeitig Cloud das Bein wegzutretend, der jedoch darüber hinweg sprang und auf den Combot einschlug. Einige Male wehrte der Roboter seine Angriffe ab, doch auch die Schwerthiebe die ihn trafen, schienen ihn nicht wirklich zu verletzen. Das laute krachen von Stahl auf Stahl erklang lediglich einige Male und machte Cloud unmissverständlich klar, dass er so nicht zum Ziel kam. „Hau die Blechbüchse um Puddingarm!!“ hörte er einen lauten Zuruf von hinten, der ihn wohl anfeuern sollte, jedoch das Gegenteil bewirkte und ihn nur ablenkte. Wieder schossen hunderte ungeordnete Gedanken in seinen Kopf. Was wollte Kadaj damit erreichen? Wollte er ihn wirklich ermutigen? Wollte er nur, dass ihr eigener Kampf nicht ins Wasser fiel, wenn er gegen den Combot verlor? Wollte er ihn vielleicht irritieren, damit er von dem Roboter aufgespießt wurde, und ihm nie wieder dazwischenfunken konnte? Jäh riss ihn der Combot aus seinen Gedanken, als er plötzlich auf ihn zugeflogen kam, das Schwert in seinem schier unendlich weit verdrehbaren, mechanischen Handgelenk wie die Blätter eines Helikopters rotieren ließ, und in einer einzigen flüssigen Bewegung auf ihn herunterfiel, das Schwert mit beiden Händen vor sich haltend wie der Sensenmann, der ihm mit seinem Todeswerkzeug unmissverständlich klar machen wollte, dass es nun Zeit war dem Leben auf wiedersehn zu sagen. Sausend und blitzschnell landete die Klinge hart auf seiner linken Schulter und grub sich tief ins Fleisch. Ein brennender Schmerz breitete sich Schockwellen artig in seinem ganzen Körper aus und ließ ihn laut auf keuchen. Verdammt, er hatte sich ablenken lassen! Sofort stürmte er auf den Roboter zu. Endlich waren seine Gedanken wieder klar. Er musste siegen! Laut schreiend preschte Cloud los und schlug dem Combot mit seinem riesigen Schwert die Beine weg. Wenn er ihn schon nicht mit der Klinge verletzen konnte, so würde er wenigstens die Reichweite seiner Waffe zu seinem Vorteil nutzen! Laut krachend ging der Combot zu Boden und hatte nicht eine Sekunde um sich wieder aufzurappeln, denn schon hechtete Cloud auf ihn zu, ließ sich zu Boden fallen und rutschte mit beiden Beinen in ihn hinein, wodurch der Roboter, ein lautes, metallisches Schrappen von sich gebend, in Richtung Tribünenrand schlitterte. Der Kopf des Combot hing nun schon über dem Rand des Podestes. Krachend richtete der Roboter sich auf, und stand nun mit dem Rücken zu seinem Gegner, schien jedoch trotzdem zu ahnen, was dieser vor hatte. Er würde ihn aus der Arena schleudern das war klar, und es würde das Ende dieses Kampfes und eine weitere Niederlage bedeuten. Es gab nur einen Ausweg um das vielleicht noch zu verhindern… um vielleicht seinen Gegner noch mit sich ins K.O. zu reißen… Cloud, der nun, das lange Schwert vor sich Haltend, auf den Roboter zu hechtete traute seinen Augen nicht, als plötzlich eine rasiermesserscharfe Klinge aus dem Rücken des Roboters brach, und drohte ihn aufzuspießen. Schlitternd kam er zum Stehen, konnte jedoch nicht mehr den gesamten Schwung seiner Bewegung abbremsen, sodass die scharfe Spitze der Klinge doch noch sein Shirt durchdrang, und sich ein oder zwei Zentimeter tief in seinen Bauch bohrte. Krachend ging der Combot zu Boden. Erst jetzt erkannte Cloud, dass der Roboter das Schwert durch seinen eigenen Körper gejagt hatte, um wenigstens ein Double K.O. zu erreichen. Fassungslos stand er da und starrte auf die unbewegliche Maschine hinunter. „Cloud Strife wins“, erscholl es über den Köpfen der aufgeregt tuschelnden Zuschauer, doch Cloud bekam das alles kaum mit. Er hatte gewonnen, das stimmte. Doch als einziger der bisher angetretenen hatte er Verletzungen davon getragen, und das nicht zu knapp. Gerade so hatte er sich durch die Vorrunde gekämpft, doch er musste sich wirklich vorsehen. Das hier war nicht das Kinderspiel, das ihm seit seiner Ankunft vorgespielt worden war. Heute Abend würde er trainieren. Und morgen und übermorgen und jede freie Sekunde der zehn Tage, die ihm bis zum Turnier blieben – wenn er denn die Vorrunden überstand. Er hätte es nicht so unterschätzen dürfen. Erneut drang dieser Gedanke tief in sein Hirn und er verfluchte sich dafür, dass er sich das ganze Jahr über so hatte gehen lassen. Kadaj klopfte ihm auf die Schulter, als er von der Tribüne sprang, und sich neben ihm ins Gras sinken lassen wollte. Natürlich war es die aufgeschlitzte Schulter, und sicherlich machte Kadaj das absichtlich. Dafür fing der sich nun auch einen Faustschlag in die Magengrube ein, doch scheinbar sah er ein, dass die Strafe berechtigt war, und gab außer einem kurzen Stöhnen nichts mehr von sich, sondern ließ sich ein paar Sekunden später neben Cloud ins Gras fallen. Vielleicht sah er einen solchen Schwächling, wie er es offensichtlich geworden war auch einfach nicht als echten Gegner an, schoss es Cloud in den Kopf. Vielleicht hatte Kadaj ihn überschätzt und nun gesehen, wie sehr sein Kampfstil in der Zeit des Nichtstuns gelitten hatte. Sicherlich hatte Kadaj jeden Tag trainiert, das ganze Jahr über und seit sie von dem Turnier erfahren hatten erst recht. Diesmal dauerte es etwas länger, bis die Mechaniker den Combot zusammengeflickt hatten, denn der Harakiri hatte etliche Kabel und Schläuche zerstört, die nun einzeln mit dem richtigen Gegenstück verbunden werden mussten. Dann jedoch erscholl die nächste Kampfansage. „Wang Jinrei“ Der alte Mann, zu dem sich Xiaoyu gesellt hatte richtete sich auf, zog sein Hemd aus, woraufhin ein seidener Kampfanzug zum Vorschein kam, ähnlich dem Xiaoyus. Er war weiß mit goldenen Stickereien und schwarzen Saum. Entschlossen kletterte der Greis Nummer 1 auf das Podest und wirkte nun gar nicht mehr gebrechlich. Er lächelte dem Mädchen zu, das gespannt am Tribünenrand stand, und sich auf den steinernen Untergrund stützte. „Round four: Wang Jinrei vs. Combot… Fight!“ In aller Seelenruhe verneigte sich der Alte vor dem Roboter, der bereits auf ihn zugestürmt kam. Das Schwert hatte er auf dem Boden liegen gelassen. Für den Alten Greis würde er es nicht brauchen. Den Oberkörper vorgeneigt versuchte er den Opa mit der Schulter zu rammen, doch der wich geschickt aus, und ließ seine rechte Hand laut krachend auf den stählernen Rücken des Combots niedersausen, worauf hin dieser zu Boden ging. Den Schwung der Bewegung ausnutzend duckte sich Wang, ging in die Hocke zog beide Arme in einer fließenden, aber nun ruhigen, kreisförmigen Bewegung nach hinten, um anschließend all seine Energie zu einem unglaublich Heftigen Schlag mit beiden Handballen gegen den Roboter zu legen, worauf hin dieser mit riesiger Wucht weggeschleudert wurde, ein paar Meter weit flog, und anschließend nahe dem Tribünenrand krachend aufschlug und über den Rand rutschte. „Wang Jinrei wins!“ Cloud traute seinen Augen nicht. Was war DAS denn jetzt??? Hatte der Greis gerade wirklich den Roboter mit einer Leichtigkeit aus dem Ring geschleudert, als wäre er nur ein Spielzeug?? Beinahe wollte Cloud gehen, sich das hier nicht länger antun. Er kam sich vor wie ein Versager… Doch er musste einfach sehn was weiter geschah. Er musste die einzelnen Kämpfer beobachten um wenigstens einen Teil ihrer Techniken zu analysieren. Den Gegner zu kennen war schon der halbe Sieg. Diesmal mussten nur ein paar heftige Beulen ausgebügelt werden, die der Combot abbekommen hatte. Schon wurde der nächste Kämpfer aufgerufen. „Aron West“, scholl es ihnen entgegen, und einer der Kendo-Schüler sprang auf. Er zog nun ein echtes Schert aus seiner Scheide, in der zuvor immer nur ein Holzschwert gesteckt hatte, und sprang voll Vorfreude auf die Tribüne. „Round Five. Aron West vs. Combot… Figth!“ Wütend über seine bisherigen Niederlagen spurtete der Roboter los, lies sein Schwert einfach weiterhin unbeachtet auf dem steinernen Boden liegen, bremste vor dem Schüler ruckartig ab, der nun auf den Combot eindrosch, genau, wie es zuvor Cloud getan hatte. Dem Roboter jedoch fügte dies immer noch keine einzige Schramme zu, er drehte sich einmal um seine eigene Achse, schien sich einen Moment zu sammeln, lies seine Arme kreisen, genau wie es Wang zuvor getan hatte, und schleuderte den versteinert wirkenden Aron aus dem Ring. Genau wie zuvor der Roboter, flog der schreiende Schüler ein paar Meter weit, schlug dann hart auf dem Boden auf, und rutschte über den Rand des Rings. „Combot wins!“ erscholl es zum ersten Mal und Cloud wurde endlich einiges klar. „Er kopiert uns…“ flüsterte er Kadaj zu, der das scheinbar ebenfalls gemerkt hatte. „Deshalb sind seine Angriffe so zusammenhangslos und unkoordiniert.“, flüsterte der zurück und nickte, als würde er ein Forschungsobjekt analysieren. „Außer bei dir…“ fügte Kadaj nachdenklich hinzu und erinnerte sich an die flüssigen, extrem gut koordinierten Angriffe, die der Combot während seines Kampfes mit Cloud ausgeführt hatte. „Vielleicht hat er da nur eine Person kopiert, anstatt den Stil von vielen verschiedenen zu mischen.“, überlegte Cloud immer noch im Flüsterton, „Vielleicht ist er zuvor nur gegen einen einzigen Schwertkämpfer angetreten.“ „Das ist möglich“, stimmte ihm Kadaj zu, zuckte jedoch dann zusammen, als, kaum, dass er diesen Satz beendet hatte auch schon lauthals der nächste Kämpfer angesagt wurde. „Kadaj Coolman!“ Verwirrt starrte Cloud zu Kadaj und überlegte, ob wirklich er gemeint war. „Coolman?“ fragte er verblüfft und spöttisch zugleich, als Kadaj sich wirklich erhob. „Die wollten unbedingt einen Nachnamen haben.“, antwortete der nur grinsend. Cloud überlegte kurz. Über Kadajs Nachnamen hatte er sich nie Gedanken gemacht. Scheinbar hatte sein Schöpfer daran nicht gedacht. „Aber etwas bescheidener ging es nicht oder?“ flüsterte er ihm hinterher, als Kadaj auf die Tribüne kletterte und ihm zuzwinkerte. „Kadaj Coolman vs. Combot!“ Kaum war die Kampfansage verklungen zog Kadaj sein Schwert und rannte los. Der Combot wartete ab, und schien ihn aus seiner Attacke reißen zu wollen, wie Wang es zuvor getan hatte. Doch darauf war Kadaj vorbereitet, stoppte den Spurt ab, kurz bevor er in Reichweite des Roboters war. Ein gekonnter Sidestepp nach links und ein schwungvoller Kick in den Nacken des Roboters rissen diesen zu Boden. Schnell wollte Kadaj einen weiteren Angriff starten, um die wehrlose Situation des Combots zu nutzen, doch der rollte sich schon wieder in eine stehende Position, noch bevor er richtig auf dem Boden gelegen hatte, hastete dann in Richtung der Stelle, wo sein Schwert immer noch lag, rollte sich dann geschickt ab, um nun seinerseits einen Angriff auf Kadaj zu starten. Er sprang durch die Luft, überschlug sich mehrmals elegant, wobei er das Schwert vor sich hielt, und sich wieder in eine rotierende Todesmaschine verwandelte; diesmal flog er jedoch eher Kreissägen artig auf seinen Gegner zu. Kadaj schlug blitzschnell sein Schwert gegen die immer näher sausende Roboterklinge und bremste den Combot so jäh ab. Elegant landete der Roboter auf beiden Füßen, holte zu einem erneuten Angriff aus, doch Kadaj war nicht mehr da. Ein krachender Laut ertönte, als er sein Schwert in halb geöffnete Klappe stieß, aus der der Roboter zuvor sein eigenes Schwert gezogen hatte. Wie einen Schlüssel drehte Kadaj sein Doppelschwert, wobei der Roboter heftig zu zucken begann und Funken aus der Klappe stoben. Dann war es aus. Einige Metallteile und Drahtstücke purzelten aus der nun sperrangelweit geöffneten Klappe und der Combot krachte zu Boden. „Kadaj Coolman wins!“ Grinsend stolzierte Kadaj zurück zu Cloud, schwang sein Schwert ein paarmal durch die Luft, bevor er es elegant zurück in seine Scheide gleiten ließ. „Man muss nur auf die Schwächen seines Gegners achten.“ Erklärte er, als er von der Tribüne sprang und sich lässig neben Cloud positionierte, nicht ohne noch einmal die gemarterte Schulter seines neuen Kumpels zu tätscheln. Wütend stierte Cloud auf den Roboter, der nun wieder zusammengeschraubt wurde und tat so, als hätte er Kadajs Sticheleien nicht gehört. Einige Minuten später stand der Combot wieder, und fuchtelte wütend mit beiden Fäusten in der Luft herum. (Falls man denn von einem Roboter sagen konnte, dass er wütend war) Diese Wut verblasste jedoch, als er die restlichen drei Kendo Schüler zum Spielen bekam, die alle nacheinander dran waren, und innerhalb weniger Minuten von ihm zu Mus verarbeitet wurden. Stöhnend hatten sie sich zu ihrem Kumpel ins Gras gelegt und stritten, (zum ersten Mal seit ihrer Ankunft leise!), darüber, wer von ihnen es mit dem Roboter am schwersten gehabt hatte und wer nun am meisten verletzt war. Auch der Kickboxer, der sich die ganze Zeit über leise auf der anderen Seite der Tribüne selbst Mut zugesprochen hatte, und von dem Cloud eigentlich erwartet hatte, einer der stärksten aus ihrer Gruppe zu sein, wurde durch einen heftigen Lightning Uppercut im hohen Bogen aus der Arena geschleudert. In diesem Moment wurde Cloud zum ersten Mal etwas klar: Der Roboter kopierte Angriffe… doch von wem? Von ihnen bestimmt nicht. Wem konnte er derart starke Angriffe und perfekt ausgeführte Combos abgeschaut haben?? Erneut machte sich ein mulmiges Gefühl in seiner Magengegend breit. Er hatte sich nicht nur verhältnismäßig schwer mit dem Combot getan, er müsste später auch noch gegen echte Menschen, mit echtem Menschenverstand und viel ausgeklügelteren Angriffen antreten. Kämpfer, die nicht einfach eine zufällig ausgewählte Attacke ausführten, die von irgendwo kopiert worden war. Kämpfer, die auf einen weitaus größeren Pool aus Techniken zurückgreifen konnten, als der Combot, der vielleicht einen einzigen Kampf mit diesen Menschen geführt hatte. Oh ja, er würde trainieren bis er tot umfiel… „Der nächste ist… Panda!“ rief der Helfer aus, starrte dann aber noch einmal auf das Papier, um sich zu vergewissern, dass er sich auch nicht vertan hatte. „Du bist dran!“ ermunterte Xiaoyu ihre Begleiterin, tätschelte ihr die Schnauze und half ihr anschließend den steinernen Ring zu erklimmen. „Round ten… Panda vs. Combot. Fight!“ erscholl es nun und der Combot, der nun endlich wieder Selbstbewusstsein geschöpft hatte, sofern man so etwas von einem Roboter sagen konnte, sprang ermutigt von einem Bein auf das andere, während er seine Faust kreisen ließ. Dann winkte er den Bären herbei, scheinbar zur Provokation, und dieser setzte sich wirklich in Bewegung, trottete auf den Roboter zu, und… beschnüffelte ihn. Das nutzte der Combot natürlich sofort aus und versetzte ihm einen saftigen Hieb auf die Nase. Laut heulte der Panda auf, senkte den Kopf zu Boden und legte eine riesige Pranke schützend auf die Schnauze. Der Roboter setzte auch gleich zu einem weiteren Angriff an, doch der nun wütend gewordene Bär, richtete sich schwungvoll auf und schleuderte den Combot mit beiden Pranken ein paar Meter weit durch die Luft, setzte dann hinterher und rannte schnell aber laut trampelnd, sodass der gesamte steinerne Podest zu beben schien über den Roboter, der stark eingebeult liegen blieb. Laut brüllend versetze der Bär ihm einen letzten Hieb, der die Blechbüchse aus dem Ring beförderte. „Panda wins“, hallte es erscholl es laut und Cloud schüttelte nur noch den Kopf. Er ließ sich ins Gras sinken und zog es vor die nächsten Kämpfe nur noch von Kadaj kommentiert zu bekommen, der diesen Job ziemlich genau, aber überhaupt nicht ernst nahm. „Woah, jetzt kriegt das Glamour Weib Dresche!“ berichtete er und dann etwas genauer: „Der Roboter hat sie in den Schwitzkasten genommen und sie regt sich tierisch darüber auf, dass er ihre Frisur ruiniert!“ erklärte er unnötigerweise, denn ihr Gezeter war nicht zu überhören. „Lass mich los du Blechbüchse! Sofort! Was fällt dir überhaupt ein?! Ich bin eine Dame du ungehobeltes Stück Schrott!! Den Frisör bezahlst du mir!“ „Jetzt hat er sie echt losgelassen!“ erklärte Kadaj leise aber verblüfft und Cloud schlug sich vor die Stirn. Der Roboter war echt dumm wie Stroh… Sowas nannte man also heut zu Tage künstliche Intelligenz. „Sie schlägt mit ihrer Handtasche auf ihn ein!“ lachte Kadaj jetzt und versuchte die metallisch krachenden Laute zu übertönen, die vom Ring her zu ihnen herüber wehten. Ein dumpfes Geräusch ertönte und Kadaj berichtete „Jetzt ist er runtergefallen.“, womit er wohl den Ring meinte, denn die laute Durchsage ertönte „Trixi Bell wins“ „Haha, sie müssen den Roboter nicht mal reparieren!“, lachte Kadaj nun und beobachtete schadenfroh den Combot, der aufstand und sich verwundert schüttelte. Danach wurde Julia Chang aufgerufen. „Der Robo lässt wieder Federn... oder besser gesagt Drähte!“ waren die erheiterten Kommentare zu diesem Kampf, die Cloud dazu bewegten wieder aufzustehen und weiter zuzusehen. Julia war gerade dabei den Roboter mit einer langen Kombo aus Schlägen, die den stählernen Combot durch die Luft beförderten und anschließenden, gezielten Tritten ins K.O. zu schlagen, ohne dabei auch nur einen einzigen Gegenschlag zu kassieren. „Julia Chang wins“ erscholl es unnötigerweise, denn jeder konnte sehen, dass die qualmende, Funken schleudernde Schrottkiste am Boden nicht mehr viel zu Melden hatte. Es folgten einige kurze Kämpfe, in denen der Roboter sein Selbstvertrauen mit einigen perfekten Siegen wieder auf puschen konnte und die Cloud dazu veranlassten sich wieder ins Gras zu legen und zufrieden Kadajs Worten zu lauschen, die haarklein beschrieben, wie der Roboter die einzelnen „Luschen“, wie er sie nannte, auseinander nahm. Er konnte sich gut vorstellen dass Kadaj für diese netten Kommentare einige rachsüchtige Blicke ernten musste, doch das schien ihn nicht sonderlich zu stören und Cloud war es sowieso egal. Der letzte Kampf bewegte ihn schließlich dazu, wieder aufzustehen, als Kadaj mit den Worten „Uh, das wird spannend!“ sein Interesse weckte. Er stellte sich neben den selbsternannten Kommentator und beobachtete den dicken Sumo Ringer, wie er mit unerwarteter Leichtigkeit auf das steinerne Podest stieg. Kaum war die Kampfansage verklungen, da stürmte der Roboter auch schon siegessicher los, beschwingt von den bestimmt 20 Siegen in Folge, wurde jedoch jäh aus seiner beschwingten Attacke gerissen, als der Sumo Ringer einen großen Schritt nach vorne machte und mit beiden, prankenartigen Händen auf ihn einzuschlagen begann und ihn anschließend mit beiden Fäusten zu Boden donnerte, wo er augenblicklich liegen blieb. Einmal kurz wand er sich noch, dann war es still. „Ganryu wins!“ erscholl es und das, was von dem Combot übrig war, wurde zurück in die Villa geschleppt. „Hey, wieso braucht der keinen Nachnamen??“, regte sich Kadaj neben ihm auf während der schwere Ringer zurück ins weiche Gras sprang, nicht ohne sich zufrieden die Hände an seiner Hose abzuklopfen. Dann schien er nach irgend jemandem Ausschau zu halten, fand ihn jedoch nicht. „Der arme…“ hörten sie plötzlich eine Stimme hinter sich. Es war Xiaoyu, die sich neben Kadaj gestellt hatte und dem Sumo Ringer hinterher sah. Als beide sie fragend ansahen erzählte sie „Er ist schon ewig in Julia verliebt, doch sie will nichts von ihm wissen.“ Traurig tätschelte sie den Kopf des Bären, der seltsamerweise ebenfalls traurig aussah. Vielleicht lag es aber auch nur an der Fellfarbe und den schwarzen Augen, die ihn ein wenig emohaft aussehen ließen. „Die Liebe ist schon brutal, stimmt’s, kleine?“ Der Bär rieb nur seinen riesigen Kopf an ihrem Arm und etwas vorwurfsvoll fügte sie hinzu „Du solltest auch etwas netter zu Kuma sein…“ „Wer ist denn Kuma?“ Kadaj hatte sich lässig an den steinernen Ring gelehnt und zu ihr umgedreht. Cloud war sich sicher, dass es ihn kein Stück interessierte, wer dieser Kuma war, er wollte nur flirten, das war klar. „Heihachi Mishimas Leibwächter. Er ist ein Bär, denn Heihachi vertraut keinem Menschen.“ Erklärte sie ihnen wissend, als eine weitere gespielt interessierte Frage folgte. „Mishima? So wie die Firma?“ „Ja, Heihashi Mishima ist der Gründer der Mishima Zaibatsu und auch des King of Iron Fist Turnaments.“ Erzählte sie, worauf das Geschleime weiter ging. „Du kennst dich aber gut aus!“ bemerkte Kadaj bewundernd und ging einen Schritt näher auf sie zu, worauf hin der Bär ein wenig zu knurren begann. „Ruhig Panda…“, beschwichtigte sie ihn bevor sie antwortete „Ja, ich kenne fast jeden der hier schon einmal teilgenommen hat und mein Mentor hat mir die gesamte Geschichte Mishima Familie erzählt. Einer von uns hat immer am Turnier teilgenommen, er sogar an den aller ersten beiden!“ „Er sieht auch ganz schön alt aus“, fügte Cloud unhöflicherweise hinzu, worauf Xiaoyu ihn etwas verärgert ansah. „Für sein Alter sieht er noch sehr gut aus, finde ich! Er ist schon 105 Jahre alt!“ „Waaas Einhundertundfünf???“ Kadaj klappte die Kinnlade herunter und Cloud war sich unsicher ob er das nun spielte oder nicht. Eigentlich war es ihm auch egal. Ihn interessierte etwas ganz anderes, als er sich forschend umsah. Die meisten aus ihrer Gruppe waren bereits verschwunden oder verarztet worden. Dafür trudelte nun schon die nächste Gruppe mit grünen Armbändern ein und verteilte sich nach und nach um den Ring. „Könntest du uns etwas über sie erzählen? Über alle hier, besonders über Dinge, die wichtig für einen Kampf gegen sie sein könnten.“ „Klar“ rief sie vergnügt und sah sich auch schon um. „Also da drüben, seht ihr die beiden da?“ fragte sie und deutete auf zwei Männer, die gerade um die Hausecke trotteten und etwas genervt von den Vorrunden schienen. „Den mit der Spaghetti Frisur und den mit zerzausten Haaren?“, fragte Kadaj gelangweilt ohne richtig hinzusehen. „Der könnte sich aber mal kämmen…“ Xiaoyu lachte, was Cloud wieder etwas wütend machte. So lustig war das nun auch nicht gewesen. „Ja, genau die.“ Erwiderte sie fröhlich. „Der Blonde ist der einzige der jemals ein King of Iron Fist Turnier gewonnen hat und nicht aus der Mishima Familie stammt!“, erklärte sie bewundernd und fügte noch hinzu „Es sei denn, man glaubt denjenigen die munkeln, Jin hätte das dritte Turnier gewonnen. Manchmal denke ich, es geht bei diesen Turnieren nicht um den Sieg, sondern um etwas ganz anderes. Irgendetwas, das sich in der Mishima Familie abspielt. Ständig ruft einer von ihnen ein Turnier aus, keiner weiß wirklich warum und jedes Mal gewinnt einer aus ihrer Familie. Erst Kazuya, Heihachis Sohn, dann Heihachi selbst, dann jedes Mal Jin…“, zählte sie auf, ohne ihren wirren Redefluss auch nur einmal kurz zu unterbrechen. Cloud, der die ganze Zeit von den Kämpfen abgelenkt worden war, und gar nicht wirklich mitbekommen hatte, dass er sich immer schwächer fühlte, griff nun an die Wunde in seiner Schulter, die scheinbar doch um einiges ernster war, als er vermutet hatte. Sie blutete immer noch und sein ganzes Shirt war mittlerweile blutgetränkt, was man jedoch aufgrund seiner schwarzen Farbe nur schlecht erkennen konnte. „Ich… geh mich mal ausruhen.“ Murmelte er nur und entfernte sich, so schnell es sein Zustand zuließ, von den Beiden, die ihm nur leicht verwundert nachsahen, und ihm scheinbar nichts angesehen hatten. Langsam taumelte Cloud über das grüne Gelände der Mishima Zaibatsu und legte sich in den Schatten einiger Bäume. Er wollte einfach mal seine Ruhe haben. So viel Aufregung war er nicht mehr gewohnt. Er schloss die Augen und verfiel in einen unruhigen Schlaf. Lange hatte Kadaj noch da gesessen und sich mit Xiaoyu unterhalten. Dann zog er los um Cloud zu suchen. Das Abendessen hatte der mittlerweile schon verpasst und Kadaj wollte ihm, ganz stolz über dieses nette Vorhaben, eine Packung Schokokeckse bringen. Er hatte schon ein wenig mitgenommen ausgesehen, als er sich von ihnen verabschiedet hatte, überlegte er jetzt, während er im Dunklen Ausschau nach Cloud hielt. Dann fiel ihm ein, dass er vielleicht Ruhe suchte, indem er sich auf das Dach der Villa zurückgezogen hatte. Kadaj hatte ihn im Sommer öfter auf dem Dach Tifas Bar liegen sehen, wenn er ihn beobachtet hatte. Den Feind immer im Auge behalten, war seine Devise. Nachdem er das flach abfallende Dach der Villa mühelos erklettert hatte, sah er sich kurz um und begann dann gedankenversunken über die sich hebenden und wieder abfallenden Partien des Daches zu wandern, immer auf der Suche nach der Silhouette, die er schon des Öfteren nachts entdeckt hatte. Eigentlich war Cloud netter, als er gedacht hatte. Als Feind betrachtete er ihn auch nicht mehr wirklich. Warum er ihn nun dennoch verfolgte, wo er doch plötzlich so viele Feinde hatte, die er im Auge behalten konnte, war ihm auch nicht so richtig klar. Endlich entdeckte er Cloud im Dunkeln, seine hochgestylten Haare hoben sich schwach vor dem dunklen Himmel ab. Er saß am Rand des Daches, die Dachrinne in den Kniekehlen und die Füße herrunterhängend. „Hey…“ begrüßte Kadaj ihn, in der Hoffnung, dass Cloud sich über die nette Geste freuen würde, und nicht wütend darüber war, dass er ihn scheinbar verfolgte. Keine Sekunde später lag er auch schon auf dem Bauch, den Arm auf den Rücken verdreht und wurde hart auf die warmen Dachschindeln gedrückt. Cloud hielt ihn eisern fest. Sein Gesicht musste nah an seinem eigenen sein, denn Kadaj hörte deutlich den schweren Atem. „Was willst du?“ hörte er plötzlich eine ruhige Stimme, nahe seinem Ohr, die definitiv nicht Cloud gehörte. Kadaj war sich nicht sicher was er sagen sollte. „Ich suche eigentlich nur meinen… Kumpel“, versuchte er es, doch die Antwort war zu erwarten gewesen. „Aha, hier auf dem Dach?“ „Ja, er liegt immer auf Dächern rum, wenn er seine Ruhe will und starrt in den Himmel, seltsam oder?“ Das war schon etwas unglaubwürdig, aber immerhin die Wahrheit. „Schluss mit dem Spielchen“, flüsterte der Unbekannte bedrohlich ganz nah bei seinem Ohr. Eine Gänsehaut jagte Kadajs Rücken hoch. Schnell versuchte er frei zu kommen, was in dieser Position schier unmöglich war. Die Folge war nur, dass er der Druck auf seinen verdrehten Arm erhöht wurde und sich eine zweite Hand in seinen Haaren vergrub und ihn etwas unsanft hochzog, jedoch noch nicht so heftig, dass es wirklich weh tat. „Deine letzte Chance…“ Das Flüstern klang jetzt noch eine Spur bedrohlicher und machte unmissverständlich klar, dass es nun an der Zeit war die Wahrheit zu sagen. „Es ist wahr, lass mich los du…“ Gerade noch stoppte Kadaj sich selbst. Es war sicherlich nicht klug seinen Angreifer wütend zu machen. „Ich wollte meinen Kumpel suchen und ihm Kekse bringen, weil er das Abendessen verpasst hat!“ Mühsam spähte er in die Dunkelheit und deutete auf etwas Glänzendes, was wohl die Folie war, die das Mondlicht reflektierte. „Da liegen sie.“ Und er nickte in die Richtung, aus der das Schimmern kam. Endlich wurde er losgelassen. „Du solltest hier nicht so herumschleichen“, riet ihm der Mann, der ihm nun aufhalf. Kadaj begutachtete das bisschen, was er im schwachen Licht der schmalen Mondsichel von dem Typen erkennen konnte. Er trug eine dunkle Sporthose. Sein Oberkörper war nackt, genau wie seine Füße. Als er das Gesicht näher betrachtete, erkannte er ihn jedoch trotz seines nun völlig anderen Outfits. Es war der Mann aus dem Fernsehen, der das Turnier angekündigt hatte! „Jin Kazama…“ Kadaj sah ihn etwas verwundert an und wusste nicht, was er weiter sagen sollte. Jin setzte sich wieder aufs Dach und starrte in den schwarzen Abgrund hinunter. „Und wer bist du wenn man fragen darf?“ „Kadaj…“, antwortete er schlicht und ließ sich zurück auf das Dach sinken. Nach einer Weile fügte er jedoch im gleichen Tonfall wie sein Gegenüber zuvor hinzu: „Und was machst du hier oben, wenn man fragen darf?“ „Nachdenken“, antwortete er seinerseits schlicht, ohne sich ihm zuzudrehen. Dann jedoch meinte er noch. „Nimmst du an dem Turnier teil?“ „Klar…“, antwortete er und empfand die Frage als überflüssig. Was hatte er sonst hier zu suchen? „Bist aber ganz schön schwach dafür…“, kam die Antwort, die Kadaj sofort rot sehen ließ. „Du hast mich überrumpelt!! Ich dachte du wärst mein Kumpel und du?! Greifst mich einfach so aus dem Hinterhalt heraus an!“, schrie er aufgebracht und sprang auf. „Ein Kämpfer sollte auf alles gefasst sein“, antwortete Jin nur, ohne eine weitere Regung oder Entschuldigung. Ach? Sollte ein Kämpfer das? Das würde er ihm schon zeigen! Ohne einen Laut überfiel er Jin von hinten. Er wusste, dass das unfair war, doch diese Frechheit konnte er nicht auf sich sitzen lassen! Stumm und immer noch ohne sich umzudrehen, fing der seinen Kick ab, der ihn eigentlich hätte seitlich am Hals treffen und umreißen sollen. „Damit kommst du aber nicht weit“, stellte Jin nüchtern fest und ließ ihn wieder los. Eine Sekunde später stürmte Kadaj mit seinem Schwert auf den immer noch am Rand des Daches sitzenden Jin los, der sich endlich aufrichtete, seiner langen Salve Schwerthiebe auswich und anschließend mit einer blitzschnellen herumwirbelnden Bewegung die Beine wegtrat, ihm das Schwert aus der Hand schlug, seinen Arm packte und ihn wieder nach unten auf das Dach drückte. Lässig fing er das herabfallende Schwert mit der linken Hand auf, während er Kadaj mit der rechten im Nacken gepackt das Gesicht auf die Schindeln drückte. Jins Körpergewicht hielt Kadaj nun herunter, das lange Schwert ruhte seitlich an seinem Hals, die rechte Hand war auf den Rücken verdreht und auf der linken kniete er, wodurch er sie fest gegen die harten Schindeln drückte. „Du magst das, oder?“, lachte Jin spöttisch, während er Kadajs verdrehte Hand nun rechts neben seinen Körper zog und ebenfalls mit einem Knie fixierte, damit er selbst die Hände frei hatte. „Das war nur Glück!“, zischte Kadaj wütend und versuchte sich zu befreien. „Bin wohl ein ziemlicher Glückspilz.“, spottete Jin weiter. "Vielleicht sollte ich es mal mit Lotto versuchen, wenn mir das Geld knapp wird." „Lass mich los, verdammt!“, schrie Kadaj wütend über den Spott und die peinliche Niederlage. Langsam beugte Jin sich vor, strich langsam mit der Klinge des fremden Schwertes über den Hals seines vorlauten Opfers und flüsterte „Was bekomme ich denn dafür?“ Für gewöhnlich war es nicht seine Art, so mit anderen umzugehen, aber es war einfach ein Scheißtag gewesen und irgendjemand musste dem hinterhältigen Typen ja mal beibringen, wie man sich benahm. „Von mir aus kannst du die Kekse haben!“, keifte Kadaj genervt. „Soll Cloud doch verhungern! Nur weil er ständig wegrennen muss!“ „Schlechter Tausch.“, kam ein weiteres Flüstern von Jin, der es sich mittlerweile auf seinem Opfer gemütlich gemacht hatte. „Was willst du??“, kam die gezischte Antwort. Kadaj hasste es einfach, seine Grenzen gezeigt zu bekommen. Irgendwann würde er der Stärkste auf der Welt sein und alle in die Tasche stecken! Irgendwann… „Hm…“ Gespielt überlegte Jin eine Weile. „Eigentlich hab ich ja schon, was ich will…“, hauchte Jin in sein Ohr und schob die Hand unter Kadajs schon halb hochgerutschtes Shirt. „Waaaaaaaas?!“, kam ein lang gezogener Schrei von unten, und anschließend heftige Gegenwehr, die jedoch überhaupt nichts brachte. Ein paar Minuten noch hielt Jin den zappelnden Kadaj fest, dann rollte er sich lachend von ihm herunter. Wütend rappelte der sich auf, schnappte sich sein Schwert und überlegt kurz, ob er vielleicht wieder auf den scheinbar wehrlos am Boden liegenden Jin losgehen sollte, der sich gerade halb tot lachte. „Grr, sehr witzig, wirklich!“, vor Wut zitternd umklammerte Kadaj fest den Griff seines Schwertes und kämpfte immer noch mit sich selbst. Es hatte keinen Zweck ihn wieder anzugreifen, das war ihm klar. Dennoch war es schwer sich zurückzuhalten. Er nahm sich fest vor weiter zu trainieren. Zehn Tage waren viel Zeit. Jin hatte sich mittlerweile beruhigt und lag nun auf dem Rücken, heftig Atmend vom vielen Lachen und beobachtete den Himmel. „Du hast schon nicht viel zu tun oder??“, fragte Kadaj schließlich immer noch wütend, und ließ sich wieder auf das Dach nieder, das Schwert wieder sicher verstaut und beobachtete Jin etwas misstrauisch. Es dauerte eine Zeit bis er eine Antwort bekam. „Eigentlich schon… Aber irgendwann brauch jeder Mal etwas Ablenkung.“ „Aha, Ablenkung nennst du das?!“ „Eigentlich wollte ich nur meine Ruhe haben. Du hast mich hier gestört und wolltest dann unbedingt das Dach sauber lecken.“, grinste Jin ohne ihn eines Blickes zu würdigen. „Tse!“, murmelte Kadaj und überlegte, wie er von diesem peinlichen Thema ablenken konnte. „Was für Probleme hast du denn so? Ich mein du hast Kohle, musst nichts tun, wenn irgendwas ist, kannst du einfach deine Lakaien her pfeifen, is doch ein cooles Leben“ „Familienkrach.“, war die knappe Antwort. „Das nennst du ein Problem?“, fragte Kadaj ungläubig. „Sei doch froh, dass du eine Familie hast!“ Eine kurze Weile schwieg Jin. Dann schien er in der Lage zu antworten. „Ja, eine Familie voller Verrückter. Als sei es nicht schon genug, dass mein Vater und mein Großvater ständig versuchen sich gegenseitig umzubringen, nein, jetzt sind sie auch noch hinter mir her. Ihnen ist es völlig egal, was aus anderen wird. Das einzige, was ihnen wichtig ist, ist Macht.“, erzählte er schließlich. „Warum sind sie hinter dir her?“, fragte Kadaj erstaunt. „Stehst du ihnen im Weg?“ „Sie wollen meine Kräfte.“, sagte Jin schließlich knapp. Nach ein paar Sekunden fügte er aber noch hinzu „Die Kräfte, die ich von meinem Vater geerbt habe. Und… von meiner Mutter.“ Plötzlich horchte Kadaj auf. „Deine Mutter?“ „Ja… Jun Kazama. Zum Glück trage ich ihren Namen und nicht den meines kranken Vaters, Großvaters… sogar mein Urgroßvater ist ein Monster. Ich will nie wieder etwas mit dem Mishima Klan zu tun haben. Die Firma hier will ich auch nicht wirklich haben. Deshalb werde ich sie dem Sieger des Turniers schenken… Und hoffentlich endlich meine kranke Familie endgültig ausschalten.“ Kadaj hörte kaum noch richtig zu. Er wollte mehr über Jun erfahren. „Aber deine Mutter ist normal, oder?“, fragte er interessiert. „Meine Mutter… ist tot.“, erklärte Jin schließlich. „Sie wurde von einem seelenfressenden Monster ermordet… Aber ich habe sie gerächt.“, endete er schließlich, fügte aber dann noch hinzu: „Doch das bringt sie auch nicht wieder zurück.“ Wütend ballte er die Hand zu einer Faust. „Es trifft immer die Falschen im Leben.“ Berührt versuchte Kadaj seinen Blick in der Dunkelheit zu finden. Dann stand Jin auf. „Genug geredet.“, sagte er knapp. Verwundert beobachtete Kadaj ihn. Irgendwie mochte er Jin. Er bewunderte ihn auf eine gewisse Weise für seine körperliche und geistige Kraft. „Wir sehn uns…“, verabschiedete Jin sich plötzlich und war verschwunden. Kadaj vermutete, dass er vom Dach gesprungen war, lief zur Kante hinüber und schaute hinunter. Doch da war niemand. Eine Weile verharrte er so. Dann jedoch erinnerte er sich an sein eigentliches Vorhaben. Wenige Minuten war er noch über das Gelände gestreift, bis er Cloud schließlich entdeckte. Er lag auf dem Rücken im Gras und schlief. Kadaj warf ihm die Kekspackung an den Kopf, so dass Cloud erschrocken aufwachte. „Was soll das…“, murmelte er schlaftrunken. „Hab dir was zu essen gebracht.“, erwiderte Kadaj knapp. „Bisschen spät für Abendessen...“, murmelte Cloud, öffnete aber dennoch die Packung und fügte schließlich sogar noch „Danke.“ hinzu! „Ich wurde aufgehalten… So ein Typ wollte mich vergewaltigen.“ Übertrieb er maßlos, erreichte aber den gewünschten Effekt. Cloud verschluckte sich an einem Keks und begann wie verrückt zu husten. „Wie bitte?!“, bekam er schließlich heraus. „Jaah, ich hab ihn dann aber zusammengeschlagen, und halb tot irgendwo liegen lassen… Ich steh halt nicht auf Männer.“, grinste er und lachte dann über Clouds entgeisterten Gesichtsausdruck. Eine Zeit lang saßen sie still da. Als Cloud alle Kekse verputzt hatte, legte er die leere Schachtel auf den Boden. Er beobachtete Kadaj von der Seite und fragte schleißlich. „Sag mal…“ Kadaj hmmte kurz als Zeichen, dass er ihm zuhörte. „Hattest du schon mal eine Freundin?“, fragte Cloud schließlich, und erhielt gleich eine patzige Antwort. „Was geht’s dich an??“, keifte Kadaj. Doch dann konnte er sich nicht verkneifen zu fragen: „Hattest du denn schon eine?“ „Wer weiß…“, war die einzige Antwort die er bekam. Einige Minuten lagen sie stumm da, bis Kadaj ihn schließlich fragte. „War sie hübsch?“ „Ja… sehr…“, antwortete Cloud in Gedanken versunken, bis er merkte, was er da gerade gesagt hatte. „Waaaaaah du hast mich reingelegt du…!“ Kadaj begann zu lachen und Cloud stürzte sich auf ihn und begann ihn zu würgen. „Nicht noch so ein sexueller Übergriff!“, lachte der ihn nur aus „Sonst muss ich dich auch noch ins Krankenhaus befördern und du könntest nicht mehr am Turnier teilnehmen!“ Er grinste ihn an. Ein heftiger Faustschlag ins Gesicht war die Antwort. Diesmal kostete es ihn mehr Überwindung, doch er ließ sich den Schmerz nicht anmerken. „Uuh, auf SM steht der kleine Cloud also.“ Er kicherte. Erneut holte Cloud zu einem Faustschlag aus, hielt dann aber inne, als wäre ihm etwas Wichtiges eingefallen. „Kadaj…“ Er sah ihm ernst in die Augen. „Wenn du nie eine Freundin hattest… woher willst du es dann wissen?“ „Was wissen?“, war die Antwort, die Cloud sicher hören wollte, doch die würde er von ihm nicht bekommen. So leicht war er nicht zu überrumpeln. Vor allem nicht von seinem eigenen Trick. „Das habe ich nicht gesagt.“ Er lachte wieder. „Ich sagte lediglich, dass es dich nichts angeht.“ Das machte Cloud noch wütender, doch schon kam ihm eine neue Idee. „Aber da du ja nicht auf Männer stehst, hattest du sicherlich noch nie etwas mit einem Mann.“ Etwas unsicher erwiderte Kadaj seinen festen Blick. War das nun ein Trick? Sicherlich! Doch was sollte er darauf antworten? „Natürlich nicht!“, war mit Sicherheit die Antwort, die er hören wollte. Doch was sollte er sonst darauf sagen? Ihm fiel nichts ein… „Natürlich nicht.“, spielte er das Spielchen also mit. Cloud lächelte nicht. War es vielleicht doch kein Trick? Mit beiden Händen griff er jeweils eine von Kadajs Handgelenken und drückte sie links und rechts von seinem Kopf auf den Boden. Dann beugte er sich nah zu ihm herunter und flüsterte „Wie kannst du dann wissen, dass du es nicht magst?“ Sanft berührten seine Lippen die von Kadaj, der sich vor Überraschung nicht rührte. Da die erwartete, heftige Gegenwehr ausblieb, ließ Cloud nun seine linke Hand los und strich mit seiner eigenen Rechten durch das silbrig weiße Haar, das immerzu in Kadajs Gesicht fiel. Sanft berührte er ihn noch einmal mit der linken Wange und strich damit sanft an Kadajs rechter Wange vorbei. Dann ließ er von ihm ab. „Na, wie war’s?“ Er grinste nun seinerseits. Kadaj überlegte. Es war wirklich ein sehr ungewohntes Gefühl gewesen… Die einzigen Berührungen, die er je erfahren hatte, waren Schläge und Tritte in einem Kampf gewesen. Es war das erste Mal, dass ihm das klar wurde. Eigentlich war es ein sehr schönes Gefühl gewesen einmal so sanft berührt zu werden… Natürlich konnte er das Cloud nicht sagen. „Es war okay…“, antwortete er stattdessen, was aber schon genügte um seinen Gegenüber stutzen zu lassen. Eher hatte der mit einem Wutanfall gerechnet. Mit wüsten Beschimpfungen und Angriffsversuchen… Plötzlich hielt er inne. Warum versuchter er überhaupt Kadaj zu provozieren? Sollte er nicht froh sein, dass er sich ändern wollte, und nun nicht wie eine Furie auf ihn los ging? Vorsichtig, um nicht doch noch ein paar unerwartete Racheschläge zu kassieren, ließ er von ihm ab, und rollte sich von ihm herunter zurück ins Gras. „Bist du jetzt schlauer als vorher?“, fragte Kadaj etwas verächtlich, verschränkte die Arme unter seinem Kopf und beobachtete Cloud, der jedoch nur in die Sterne blickte. „Nein.“ War die knappe Antwort, die er erhielt. Wer wurde schon schlau aus einem Wesen wie Kadaj? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)