The King of Iron Fist von abgemeldet (A new challenge) ================================================================================ Kapitel 3: Auswahlkämpfe ------------------------ Was ein Tag, seufzte Cloud in Gedanken, als endlich alle zur Ruhe gekommen waren und das Licht ausgeschaltet hatten. Waren es bei seiner Ankunft noch um die 20 Leute in dieser ausrangierten Turnhalle gewesen, so waren es nun bestimmt 50! Ein paar Angestellte hatten weitere Strohmatten herbeigetragen und auf dem Boden verteilt. Die ganze Zeit hatte Cloud auf seinem Lager gesessen und die nach und nach eintrudelnden Gestalten beobachtet. Viel Konkurrenz schien aber auch hier nicht dabei zu sein. Ein paar junge Kendo-Schüler in Sportanzügen ihrer Kampfschule hatten eine kleine Gruppe Strohmatten im hintersten Teil der Halle belegt, ein Kickboxer mit Iro war angestapft gekommen, hatte sich umgesehen und wohl das gleiche von den Teilnehmern gedacht wie Cloud: Was für ein verrückter Haufen. Dann kam noch ein Typ mit Brille und Kurzhaarfrisur, ein Junge mit blonden Haaren und Son-Goku T-Shirt, den Cloud auf vielleicht 16 schätze, wobei er sich nicht sicher war, ob es eine Altersbeschränkung für Teilnehmer gab. Außerdem waren noch ein Mädchen in ausgefransten Ledershorts, weißen Top und Federgeschmückten Haarband, ein als Ninja verkleideter kleiner Mann, und etliche weitere Gestalten eingezogen. Der letze im Bunde war ein weiterer Greis in weißem Kittel, grauen, in alle Richtungen abstehenden, wirren Haaren, und einem riesigen Koffer voll seltsamer Gerätschaften gewesen, der die letzte freie Matte belegt hatte. Als nun die letzten loszogen um sich zu waschen, umzuziehen, die Zähne zu putzen und weiß der Geier was noch alles zu machen, breitete sich wieder ein großer Tumult aus. Die drei Kendo-Schüler sprangen herum und prügelten mit ihren Holzschwertern auf einander ein, der Sumo Ringer schnarchte unbekümmert, aber scheinbar noch lauter, um den allgemeinen Lärm zu übertönen, weiter, das junge Mädchen hatte sich zu dem Bär gesellt, der, wie Cloud herausgehört hatte, Panda hieß, oder einer war, oder auch beides. Er hatte noch nie in seinem Leben einen Panda gesehen, deshalb konnte er das nicht so genau sagen. Das einzige, was er mit Sicherheit sagen konnte, war, dass das Mädchen sich tatsächlich mit dem Tier unterhielt, ihm seine Rosa Armreifen, die er verrückterweise trug, zum Schlafen ausgezogen hatte, ihn hinterm Ohr kraulte und aufgeregt mit der anderen Hand gestikulierend irgendetwas erzählte, was der Bär wohl kaum verstand. Die Oma hatte sich mittlerweile zu dem alten Mann gesetzt, der bereits bei ihrer Ankunft auf der Matte gesessen hatte, und den Cloud insgeheim Greis Nummer 1 getauft hatte. Greis Nummer 2 hielt es indes wohl für unangebracht sich bettfertig zu machen und kramte in seiner gigantischen Tasche voller Gerätschafen herum. Als Kadaj und er an der Reihe waren, den Waschraum zu benutzen, beobachtete er den Boxer, der bei ihrer Ankunft die Wand zusammengeschlagen hatte, wie er sein Spiegelbild motivierte und lauthals auf einen imaginären Kampf vorbereitete. Irgendwann hatte es Cloud aufgegeben die Leute zu beobachten. Er hatte Angst, dass ihre Verrücktheit auf ihn abfärben würde. Außerdem beschloss er lieber weiter Kadaj im Auge zu behalten, der immer noch als sein oberster Feind hier galt. Doch der ließ sich überhaupt nichts anmerken, zog sich in einer Ecke des gekachelten, feuchten Raumes um, putzte völlig normal seine Zähne, wusch sich kurz das Gesicht und trottete dann, ohne Cloud weiter zu beachten, zur Tür hinaus. ,Alles bloß ein Trick!', redete er auf sich selbst ein, als er sein Spiegelbild beim Schrubben seiner Beißerchen beobachtete. Ein mieser Trick! Er glaubt wohl, ich würde ihm abnehmen, dass er nichts im Schilde führt. Dass ich mich in Sicherheit wiege… Tja, falsch gedacht! In Gedanken führte Cloud allerlei Drohgebärden aus, spuckte wütend die Zahnpasta ins Waschbecken, spülte den Mund aus und wusch sich durchs Gesicht. Niemals würde er diesem Monster vertrauen. Er war immer auf der Hut! Nur in Unterwäsche bekleidet tapste Cloud die getäfelten Flure entlang, zurück in die Schlafhalle. Seine nackten Zehen gruben sich in die langen Fransen des weichen karmesinroten Teppichs. Die abgelegten Kleider trug er auf dem Arm, einen Schlafanzug hatte er vergessen einzupacken. Als er die schwere Metalltür aufdrückte, scholl ihm wieder ohrenbetäubender Lärm entgegen. Nur knapp wich er einem unerwarteten Holzschwerthieb aus, der von einem der Kendo-Spielkinder ausgeführt worden war. Genervt war er dann in Richtung der Strohmatten getapst, hatte die Wand gegenüber angestarrt, alle paar Sekunden vorsichtshalber zu Kadaj herübergesehen, der eine – sicherlich geklaute!! – Tageszeitung las, und Cloud und das Chaos um sie herum nicht beachtete. Nachdem sich das Glamour Mannsweib lauthals darüber aufgeregt hatte, dass sie ihren verdienten Schönheitsschlaf nicht bekam und die ganze Halle zusammengestaucht hatte, dass sich keiner mehr wagte ein Wort zu sagen, hatten sie das Licht ausgeschaltet und alle versuchten einzuschlafen. Das war nun schon einige Minuten (oder Stunden?) her. Cloud lag immer noch stumm auf dem Rücken und starrte an die schemenhaften Holzdielen der Hallendecke. Nein, das hier hatte er sich wirklich anders vorgestellt… Ernst zu nehmender und irgendwie cooler. Er hatte zwar erwartet hier alle in die Tasche zu stecken – schließlich waren es nur irgendwelche Normalos, die nicht den Hauch einer Chance gegen jemanden wie Kadaj oder ihn hatten – aber, dass sie dermaßen endtäuschende Gegner sein würden, hätte er nie gedacht. Langsam spielte er mit dem Gedanken es sein zu lassen, nach Hause zu fahren und sich wieder nutzlos auf seine Couch zurück zu ziehen… Er schüttelte sich. Was dachte er da überhaupt? Er hatte sich die Teilnahme an diesem Turnier vorgenommen und war eine Abmachung eingegangen, die er erfüllen würde. Fest nahm er sich vor, die ganze Sache positiv anzugehen, und es jetzt durchzuziehen. Wer weiß… Vielleicht sah die ganze Sache morgen schon völlig anders aus… Am nächsten Morgen wurden sie von einem lauten Gong geweckt, der scheinbar draußen auf dem weitläufigen Gelände geschlagen wurde. Ein Angestellter öffnete die Türe, und teilte ihnen mit, dass es Zeit war, aufzustehen und sich anzuziehen. Er gab ihnen eine halbe Stunde und verschwand dann wieder nach draußen in den Flur. Aufgeregtes Getuschel, Gescharre und ausgiebige Gähner erfüllten den Raum. Sofort waren einige ins Bad verschwunden, andere begannen schon wieder herumzuschreien, und wieder andere schliefen einfach unbeirrt weiter, wie beispielsweise der Sumo-Ringer und das schwarzhaarige Pandamädchen, das schließlich von dem riesigen, aber scheinbar sanftmütigen Bären aus ihrem Bett geschoben worden war. Nun schleckte er ihr ausgiebig über ihr Gesicht und drängte sie damit zum Aufstehen. Auch Cloud setze sich müde auf, zog sich seinen Pullover über den Kopf und sah zu Kadaj herüber, der sich umgedreht hatte und weiter schlief. Eine Zeit lang beobachtete er ihn, wie er da lag und schlief. Wieder einmal ein Moment, in dem Kadaj so harmlos und normal wirkte... Schließlich entschied er sich, ihn einfach schlafen zu lassen, es war schließlich nicht seine Sache, was Kadaj machte, stand auf und trottete mitsamt seinem Kulturbeutel in Richtung Waschraum. Als er einige Minuten später, nachdem er kurz geduscht, sich fertig angezogen und gestylt hatte, die schwere Metalltür wieder aufdrückte, hatte Kadaj sich endlich aufgesetzt und war gerade dabei sich ein T-Shirt über den Kopf zu ziehen. „Guten Morgen.“, begrüßte er Cloud, der damit nicht gerechnet hatte, und ihn verblüfft ansah. „Ähm… Guten Morgen!“, erwiderte er etwas überrascht, und musterte Kadaj, der in seinem T-Shirt und mit den leicht zerzausten Haaren, und dem müden Blick plötzlich sehr ungewohnt aussah, von Kopf bis Fuß. ,Alles Tarnung', sagte er sich mürrisch in Gedanken und beobachtete Kadaj, der gerade in seiner Tasche wühlte, und scheinbar eine Zahnbürste suchte um sich fertig zu machen. Er zog die Packung Kekse von gestern Abend wieder hervor und begann erst einmal kräftig zu mampfen. „Meinst du nicht, es gibt gleich Frühstück?“, fragte Cloud ihn etwas irritiert. „Ich brauch was süßes für den Start in den Tag.“, erwiderte Kadaj schulterzuckend, und schob sich den nächsten schokoüberzogenen Keks in den Mund. „Mein Körper braucht viel Energie.“, erklärte er, hielt Cloud die Schachtel vor die Nase und fügte hinzu. „Deiner übrigens auch.“ Das war zu viel für Cloud. „Was ist überhaupt los mit dir??“, platzte er heraus, und schob die Kekspackung weg. „Du kannst mir einfach nicht erzählen, dass du plötzlich die Waffen niederlegst, und keine Hintergedanken dabei hast!“ Schulterzuckend nahm Kadaj den nächsten Keks, schob ihn sich in einem Stück in den Mund und leckte sich genüsslich die Schokolade von den Fingern. „So ist es aber.“, antwortete er etwas gleichgültig. „Die Leute ändern sich.“ Dann stand er auf, zog ein Handtuch aus seiner Tasche, und stapfte Richtung Tür. „Die Leute ändern sich…“ Das sollte der einzige Grund sein? Für wie blöd hielt er ihn?? Noch bei ihrer letzten Begegnung in Tifas Haus hatte er ihm gedroht, er würde seine Freunde massakrieren, wenn er nicht tat, was Kadaj wollte und jetzt? Nein, er würde herausfinden was der Dreckskerl vor hatte, und wenn es das letzte war, was er tat! „Endlich was zu Futtern!“, knurrte der Sumo-Ringer laut, als sie in einer riesigen Halle an langen Tischen ein wirklich prunkvolles Frühstück verspachtelten. Es gab alles, was das Herz begehrte, Brötchen, Croissants, Vollkornbrot, Cornflakes, Müsli, frisches Obst, gekochte Eier, Rühr- und Spiegeleier, Aufschnitt, mindestens zwanzig verschiedene Sorten Käse, und fünf verschiedene Sorten Butter und Margarine, dazu Kaffee, Kakao, eine Reihe bunter Säfte und noch so vieles mehr! Alle saßen sie zusammen an einem langen Tisch, über die eine dunkelrote, seidene Tischdecke ausgebreitet worden war und futterten, als gäbe es kein Morgen mehr. Selbst Kadaj, der sich einfach neben ihn gesetzt hatte, schien zu finden, dass man eine ganze Packung Schokokekse nicht einfach alleine lassen konnte und schob großzügig Cornflakes und Honigbrötchen hinterher. Cloud, der ein paar Birnen und ein Vollkornbrot mit Halbfettmargarine und Käse frühstückte konnte sich einfach nicht vorstellen, wie man bei derart ungesunder Ernährung überhaupt gesund bleiben, geschweige denn derart flink und ausdauernd wie Kadaj sein konnte. Vielleicht hat er lange nichts gegessen, überlegte Cloud, und machte sich zum ersten Mal Gedanken darüber, wo Kadaj wohl wohnen mochte, und wovon er wohl lebte. Eine laute Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Ein Mann im Anzug, auf den ein kleines goldenes „M“ eingestickt war, sprach durch ein Mikrofon zu ihnen. „Meine Damen und Herren“, begann er förmlich, an die eher wenig damen- oder herrenhaft aussehende Menge gerichtet. „Herzlich Willkommen zum sechsten weltweit größten Kampfsportturnier der Geschichte!“ Cloud überlegte, ob jetzt ein Applaus gefragt war, doch der Sprecher fuhr schon fort. „Wie sie sicherlich alle mitbekommen haben, haben wir die zahlreichen Teilnehmer bereits in Gruppen aufgeteilt. Dies dient lediglich der Organisation und hat keine tiefere Bedeutung oder verlief nach irgendwelchen Kriterien, sie wurden völlig zufällig einer Gruppe zugeteilt.“ Cloud sah sich in der riesigen Halle um. Er hatte bereits bemerkt, dass jeder der langen Tische mit einer anders farbigen Tischdecke geschmückt worden war. Sicher waren es um die 500 Teilnehmer, die sich hier in der gigantischen Halle aufhielten. Es gab zehn Tische mit jeweils ungefähr 50 Leuten, die alle kleine Armbändchen trugen, die der jeweiligen Farbe entsprachen. Außer dem kräftigen Rot ihres Tisches gab es noch orange, gelb, hellblau, dunkelblau, grün, violett, grau, schwarz und weiß. „Die ersten fünf Tage ihres Aufenthalts hier dienen der Qualifikation für das Turnier. Die letzten fünf Tage werden wir Tests durchführen, in denen wir sie auf Drogen und Doping hin untersuchen werden und ihren allgemeinen Gesundheitszustand überprüfen.“ Ein allgemeines Raunen ging durch den Raum. Einer der Kendo-Typen meckerte lauthals „Was denken die von uns?? So einen blöden Test mach ich nicht mit!“ Ein anderer nahm ihm die Luft aus den Segeln: „Mach dir keine Sorgen, du fliegst sowieso vorher raus.“, erklärte er gelangweilt, aber dennoch, als stünde diese Tatsache bereits fest, ohne ihn dabei anzusehen und biss wieder in sein Brötchen. Wütend ging der erste Typ auf den zweiten los und eine wilde Keilerei entstand, die schließlich von zwei Sicherheitskräften beendet wurde. Ein weiteres Mal hatte Cloud das heftige Gefühl, hier fehl am Platz zu sein. Kadaj grinste und beobachtete die beiden Streithähne begeistert, während er seine Schokoflakes löffelte, als währe es Popcorn, das er zu einem sehr unterhaltsamen Fernsehprogramm verschlang. „In der Eingangshalle hängen die Zeitpläne für die Qualifikationstests der einzelnen Gruppen aus.“, erklärte der Mann mit dem Mikrofon unbeirrt der teils tobenden, teils geistig abwesenden, und teils in angeregte Unterhaltungen verfallenen Menge. Dann stieg er von seinem Podest herunter. Entweder waren seine Ankündigungen beendet, oder er hatte erkannt, dass es keinen Sinn hatte weiter zu reden. Nach dem Essen suchte Cloud in dem riesigen Gebäude die Eingangshalle, um zu sehen, wann sie mit der ersten Qualifikationsrunde dran waren. Kadaj folgte ihm wie ein Schatten, wobei Cloud nicht sicher war ob er das gutheißen sollte oder nicht. Entweder hatte er sich in der Zeit, die seit ihrem Kampf, in dem er ihn getötet zu haben glaubte, vergangen war wirklich extrem verändert, oder er war ein unglaublich guter Schauspieler. Fröhlich zeigte er auf eine große, rollbare Pinnwand, an der einige Zettel aufgehängt worden waren. „Da sind die Listen ja!“ und er ließ Cloud sogar den Vortritt. Wie es aussah, waren sie die vierte Gruppe, die mit was auch immer an der Reihe war. Um 12:30 Uhr sollten sie sich hinter dem Anwesen einfinden um zu erfahren, wie der Test ablaufen würde. Cloud sah auf seine Armbanduhr sie zeigte gerade einmal kurz nach acht an. Genügend Zeit also noch. Doch was damit anfangen? „Oh, so lange noch!“, hörten sie plötzlich eine helle Stimme hinter sich und drehte sich überrascht um. Auch Kadaj hatte es bemerkt und zu ihrem Erstaunen stand das junge Mädchen mit dem Panda hinter ihnen. Beide, das Mädchen und der Panda trugen leuchtende Armreifen und jeweils eine gleich aussehende, rosa Bauchtasche, die den Bären mehr als nur lächerlich wirken ließ. „Oh, hi.“, begrüßte Cloud sie, und wusste nicht, was er weiter sagen sollte. Irgendwie hatte er Unterhaltungen mit Frauen noch nie sonderlich gut draufgehabt. „Hallo!", lächelte das Mädchen "Ich bin Xiaoyu.“, stellte sie sich fröhlich vor, und reichte Cloud und Kadaj, einzelnd die Hand. „Meine Freundinnen nennen mich Xiao, das dürft ihr gern auch tun.“, erklärte sie und fuhr gleich fort. „Und das da“, sie wies auf den riesigen Pandabären links neben sich. „Das ist Panda!“ Cloud lachte über die komischen Namen. Ihr Name klang seltsam und der Name des Tieres war nun wirklich nicht das, was man als kreativ bezeichnen konnte. Kadaj sah ihn etwas missbilligend an. „Wie war noch mal dein Name, Wölkchen?“, grinste Kadaj, und stieß ihm leicht seinen Ellbogen in die Rippen. „Er ist ein Schokopudding“, erklärte er dem Mädchen, das ihn zunächst ungläubig ansah, und dann kicherte. „Ich heiße Cloud!“, keifte er ihn an und verschränkte die Arme vor der Brust. Wie er es hasste, wenn sich jemand über seinen Namen lustig machte! Erst jetzt wurde es klar, wie unhöflich er doch dem Mädchen gegenüber gewesen war, und wollte sich entschuldigen, doch der Dämon kam ihm mal wieder zuvor. „Ich bin Kadaj.“, erklärte er Xiaoyu fröhlich und reichte ihr die Hand. „Freut mich dich kennen zu lernen!“ Cloud ärgerte sich, dass Kadaj einen so viel besseren ersten Eindruck hinterlassen haben musste, als er selbst. Das würde er der Echse schon heimzahlen! „Ihr seid zum ersten Mal dabei, oder?“, fragte Xiaoyu neugierig und lächelte wieder. Cloud war verwundert über diese Frage und bestätigte die Vermutung „Ja, wir sind das erste Mal hier. Du etwa nicht?“ Sie überlegte kurz. „Hmm, nein, das ist das vierte Mal jetzt.“ Cloud war wirklich überrascht. Das arme Mädchen versuchte es jetzt schon zum vierten Mal?? Zweifelsohne konnte sie es nie bis ins Turnier geschafft haben. So ein schmächtiges schlankes Mädchen war sicherlich keine große Kämpferin. Trotzdem war Cloud interessiert und fragte sie nun seinerseits neugierig nach dem, was sie wohl heute erwarten würde. „Weißt du, wie sie diese Qualifikationstests machen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das machen sie jedes Mal unterschiedlich.“ Kadaj interessierte sich für etwas ganz anderes. „Darfst du dein Haustier denn überhaupt hierhin mit nehmen?“, fragte er und musterte das riesige Tier. „Stört das keinen?“ „Nein, Panda nimmt ja auch teil“, lachte sie und vergrub sanft ihre Finger im dicken, flauschigen Fell des Tieres. „Der BÄR macht mit??“, fragte Cloud ungläubig. Langsam wurde es wirklich lächerlich… „Natürlich tut sie das.“ Xiaoyu verschränkte die Arme vor der Brust. „Warum sollte sie auch nicht?“, fragte sie verständnislos. „SIE?“ Cloud sackte in sich zusammen. Der Bär war eine Sie… Okay, an den rosa leuchtenden Armbändern und der pinken Bauchtasche hätte man das natürlich erahnen können… Wenn es einen denn interessierte. „Ja, Panda ist eine Sie.“ Xiaoyu nickte unterstützend während sie den Kopf der Bärendame tätschelte. „Ja, er ist schon ein wenig sexistisch“, bestätigte Kadaj eine nicht gestellte Frage und musterte Cloud abschätzend von der Seite. „Das ist wirklich nicht in Ordnung, Puddingkopf!“ Er lachte, doch Cloud fand das gar nicht lustig. „Wenigstens ist der Cloud nicht so notgeil, dass er jeden Strohhalm ergreifen muss, um sich eine Frau anzulachen, Schleimer.“ Statt peinlich berührt zu verstummen, wie Cloud es beabsichtigt hatte, lachte Kadaj nur noch lauter. „Ist gut, Cloudi.“, er kicherte noch einmal, dann machte er sich beschwingt auf in Richtung der Treppen, die zu den ewig langen Fluren führten, und in denen man sich die ganze Nacht über verlaufen konnte, wenn man nicht höllisch aufpasste. „Ich leg mich noch bisschen hin. Weckt mich, wenn es los geht.“, rief er ihnen noch zu, ohne sich umzudrehen. „Hah, das würde ihm so passen!“, knurrte Cloud. Er hatte seine Gedanken versehentlich laut ausgesprochen, doch das störte ihn nicht großartig. Dieser Dreckskerl benahm sich sogar asozial, wenn er auf gut Freund machte! „Du solltest dich nicht so leicht ärgern lassen.“, meinte Xiaoyu heiter, und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Das macht es für ihn doch nur spannender.“ Sie lächelte. Ein kurzes Kribbeln durchströmte Clouds Magengegend, als sie ihn berührte. Dann lies sie wieder los. „Naja, ich geh dann mal mit Panda spazieren.“ Erklärte sie ihm fröhlich. „Wir brauchen ein bisschen Bewegung, stimmt es, kleine?“, sagte sie mehr zu dem Panda als zu Cloud. „Bis später!“ Sie winkte ihm kurz, und verschwand dann durch das riesige Eingangsportal hinaus in die warme Sommerluft. Sowas… murmelte Cloud vor sich hin, während er sich ebenfalls in Richtung der Treppen bewegte. Eigentlich hatte er nicht die geringste Lust wieder zurück in die Halle zu gehen, zurück zu den krakeelenden Leuten, die dort tobten, schnarchten, alberten oder sich mit Gegenständen bewarfen, die Hallenwände mit Schlägen malträtierten, oder einfach nur demonstrativ laut schnarchend auf ihren Strohmatten schlummernden, während er sich den Krach anhören musste. „Hoffentlich fliegen heute alle gleich in der ersten Runde raus.“, murrte Cloud vor sich hin, als er in den Flur einbog, in dem sich die Halle befand, und gleich einen lauten Lärm vernahm, der ihm bereits entgegenscholl, als die Metalltüre noch fünfzehn Meter weit entfern war. Den Vormittag hatte er zunächst damit verbracht schlecht gelaunt herum zu sitzen, den nervenden Leuten beim Krach machen zuzusehen, dann Kadaj mit Socken zu bewerfen, bis dieser schließlich aufgewacht war, und ihn missbilligend angesehen hatte, sich dann umgedreht hatte und wieder eingeschlafen war, und schließlich sogar eine Zeitschrift zu lesen begann, in der die neusten Sommertrends vorgestellt wurden, die Cloud ungefähr so viel interessierten, wie die Tatsache, ob der Bär nun Männlein oder Weiblein darstellen sollte. Endlich streckte sich Kadaj und drehte sich wieder zu ihm um. „Aha, Modetrends des Sommers 2008, interessant.“, las er nüchtern den Titel der Magazins, das Cloud sich demonstrativ vors Gesicht gehalten hatte um den Geräuschpegel wenigstens ein bisschen von sich fern zu halten (was natürlich nicht funktionierte). „Kann ich was dafür, dass es hier stinklangweilig ist?!“, schnauzte er ihn schließlich an, warf das Magazin von sich und ließ sich auf die Strohmatte zurücksinken. „Na, na, du bist ja wie ein kleines Kind.“, stellte Kadaj fest, deutete auf die Uhr, die über der schweren Metalltüre hing, und meinte: „Ist ja nur noch eine halbe Stunde. Wir können ja schon mal los gehen, draußen ist es bestimmt wenigstens etwas leiser.“ Dankbar für diesen Vorschlag stand Cloud sofort auf und flüchtete zur Tür hinaus, gefolgt von Kadaj, der sich noch ein paar zerzauste Haarsträhnen aus dem Gesicht wischte und dann versuchte, Schritt zu halten. Draußen angekommen schlug ihnen direkt die heiße Mittagssonne entgegen, doch ein kühler Wind milderte die Hitze ab, die ansonsten wohl unerträglich gewesen wäre. „Wohin sollen wir?“ Cloud kratzte sich am Kopf und drehte sich fragend zu Kadaj um, der im Schatten der Villa schlißelich der Hauswand zu folgen begann. „Hinter dem Gebäude treffen wir uns, stand auf dem Aushang“, antwortete er im Gehen und Cloud folgte ihm. An der Hausecke bogen sie schließlich nach rechts ab, und liefen eine Zeit lang geradeaus durch das weiche Gras, bis sie endlich aus dem Schatten des Gebäudes traten, wo eine riesige steinfundamentierte Arena sich ca. 90 cm aus dem weichen Rasen erhob. In der Nähe stand eine dichte Reihe frisierter Pappeln, die ihren Schatten auf die Tribüne warfen, und so vor der Hitze schützen. Einige Leute standen um die Tribüne herum und unterhielten sich teils aufgeregt, adere saßen etwas abseits und stierten abwesend ins Gras oder hatten sich ins weiche Grün gelegt und waren im Halbschatten eingeschlafen. Alle trugen sie violett farbene Armbänder. Es musste sich also um die Gruppe vor ihnen handeln, die scheinbar gerade mit ihrer Auswahlrunde fertig geworden waren. Auf der Tribüne war gerade ein Helfer damit beschäftigt, ein paar metallene Einzelteile zusammenzukehren. In der Mitte des Podestes befand sich bereits ein kleiner Haufen aus Schrauben, einzelnen Drähten, Kabeln und dünnen Metallplattenteilen. Interessiert blieb Cloud stehen und beobachtete die Szene, doch scheinbar gab es nicht mehr viel zu sehen. Der Typ auf der Tribüne kehrte noch die letzten Metallteile zusammen, fegte sie mit einem Handfeger auf, und rief dann den Teilnehmern zu, dass sie jetzt bis zum Abend frei hätten und diejenigen, die ausgeschieden waren, morgen früh abreisen würden. Langsam räumten sie das Feld und auch der Helfer verschwand mit seiner vollen Handfeger schaufel wieder vors Haus. Kadaj ging einmal um den kompletten, quadratischen Ring herum und setzte sich schließlich auf der anderen Seite im Schatten der hohen Bäume ins Gras. Als Cloud ihm folgte, sah er, dass sich Kadaj an die steinerne Wand des Podestes gelehnt hatte und hoch in den Himmel blickte. Cloud setzte sich in seiner Nähe ins Gras, legte sich mit unter dem Kopf verschränkten Armen hin und tat es Kadaj gleich. Eine kurze Weile verbrachten sie so, ohne dass einer von ihnen etwas sagte. Die Vögel zwitscherten, die Zweige der hohen Bäume rauschten im Wind, der Himmel war tiefblau. Nur ein paar einzelne, schleierhafte Schönwetterwolken zogen am Himmel vorbei und machten den Tag perfekt. Der hohe, gusseiserne schwarze Zaun, der das komplette Anwesen von der Straße abschirmte und die hohen, perfekt getrimmten Büsche davor, gaben einem das Gefühl die einzigen Menschen im Paradies zu sein. Es war wohl doch eine gute Idee gewesen herzukommen. Außerdem würden wohl heute die Kinder rausfliegen, die ihm bisher den ganzen Tag seine Ruhe genommen hatten. Er dachte kurz darüber nach, wer es wohl aus ihrer Gruppe bis ins Turnier schaffen könnte. 500 Teilnehmer hatten sich ungefähr angemeldet. Cloud konnte sich nicht vorstellen, dass mehr als 50 teilnehmen könnten. 90% würden also rausfliegen. 5 Leute würden es im Schnitt aus jeder Gruppe schaffen, die Auswahlrunden zu übestehen. An den Fingern zählte Cloud die Leute ab, die es aus seiner Gruppe wohl schaffen würden. Kadaj und er natürlich, das waren schon einmal zwei. Dann vielleicht der Kickboxer, den er seit seiner Ankunft noch kein einziges Wort hatte sagen hören, der andere Boxer, der die Wand demoliert und sein eigenes Spiegelbild angefeuert hatte, hmm… er dachte angestrengt nach. Der Sumo Ringer würde es vielleicht noch schaffen. Ansonsten war da wirklich keiner, von dem er kämpferisch etwas erwartete. Plötzlich hörte er eine Stimme, die ihn aus seinen Gedanken riss. „Weißt du…“ Kadaj, von dem er eigentlich gedacht hatte, dass er wieder schlafen würde, hatte ihn angesprochen. „Ich habe das wirklich ernst gemein.“ Cloud setzte sich auf und drehte sich nach ihm um. Kadaj sah ihn nicht an. Er hatte sein Gesicht von ihm abgewendet, und sah auf seine Hand hinunter, mit der er im Gras herumrupfte. „Was meinst du?“, fragte Cloud, der ihn nicht verstand. „Dass ich mich verändert habe.“, antwortete Kadaj knapp, während er ein paar Gänseblümchen ausrupfte. „Na vor ein paar Wochen sah das aber noch ganz anders aus.“, entgegnete Cloud. Du hast mich bedroht, damit ich auf deinen Deal eingehe, und mir auch nicht einmal verraten was du eigentlich vor hast. „Ich habe nichts vor…“, murmelte Kadaj abwesend, immer noch ohne ihn anzusehen. „Natürlich hast du etwas vor! Irgendetwas, das du mir nicht verraten willst. Was bezweckst du mit diesem Kampf, was willst du eigentlich von mir?“ „Das kann ich dir nicht sagen… Noch nicht.“ „Denkst du wirklich, dass ich dir glauben kann, wenn du mir noch nicht einmal sagen kannst, was dein Ziel ist? Ein Mensch ist nur so gut wie seine Ziele.“, erklärte Cloud seine Meinung, wütend darüber, dass Kadaj ihn nicht ansah. „Ich habe keine Ziele.“, antworte der jedoch nur, genauso knapp und wenig aussagekräftig wie zuvor. „Jeder hat ein Ziel.“ Cloud war fest von dieser Tatsache überzeugt. „Vielleicht ist es mein Ziel, mein Ziel zu finden.“ Sagte Kadaj leise, und sah ihn endlich an. Es sah wirklich nicht so aus, als hätte er irgendwelche Hintergedanken. Eher so, als hätte er ein Problem, über das er nicht sprechen konnte. Doch Kadaj war ein guter Schauspieler, das wusste Cloud. Er würde ihn weiter beobachten! Seine Augen wirkten so klar. Man sagte, die Augen seien die Fenster zur Seele. Lange sah Cloud in seine Augen, auf der Suche nach irgendeinem Hinweis. „Ich will nicht mehr so sein, wie früher.“, erklärte Kadaj mit fester Stimme. „Ob du mir glaubst oder nicht.“ Cloud nahm seine Hand, so wie er es immer tat, wenn seine Freunde Probleme hatten. Er wollte Kadaj zeigen, dass er bereit war, ihm eine Chance zu geben. „Es ist schwer jemandem etwas unverzeihliches zu verzeihen, Kadaj.“, begann er, fuhr aber schnell mit seinem Satz fort. „Doch ich weiß, dass du nicht die alleinige Schuld an allem trägst.“ „Du bist echt nett…“ Kadaj sah ihn wieder an, und lächelte zum ersten Mal richtig ehrlich. „Dabei mag ich nette Leute nicht mal richtig.“ Er lachte. Immerhin – wäre alles nur gespielt, hätte Kadaj den letzten Satz wohl für sich behalten. Oder? „Hoi“, rief eine helle Stimme von irgendwo hinter ihnen, ließ beide heftig zusammen zucken und Cloud seine Hand schnell wieder zurückziehen. Er drehten den Kopf nach links und sah Xiaoyu auf ihrem Panda sitzen, mit beiden Händen seine (pardon, ihre) Ohren kraulend. Sie ließ sich von dem großen, langsam trottenden Tier zu Cloud und Kadaj herüber tragen, sprang ab kniete sich zu ihnen ins Gras. „So früh schon da?“, begann sie eine Unterhaltung, die jedoch niemals stattfinden würde, weil bereits die kleine Truppe Kendo Schüler lauthals schreiend angerannt kam, die Arena in Besitz nahm, und mit ihren Holzschwertern aufeinander einprügelten. Nach und nach trudelten alle aus ihrer chaotischen Truppe ein. Die Glamourtussi laberte auf den Sumo-Ringer ein, der sich davon allerdings ziemlich genervt zeigte, was sie jedoch überhaupt nicht bemerkte, oder nicht bemerkten wollte. Greis Nummer 2 kam auf einem seltsamen, augenscheinlich selbst zusammengezimmerten Schrottomobil angezockelt. Cloud rechnete fest damit, dass es jeden Moment auseinander fallen würde, doch es hielt tatsächlich! Greis Nummer 1 kam, von der schmachtenden Oma gestützt, nun auch um die Ecke, und ließ sich ins Gras sinken. Als er Xiaoyu bemerkte lächelte er ihr zu und winkte. Nach und nach trudelten also alle am verabredeten Austragungsort der ersten Qualifikationsrunde ein, während Cloud, alle beobachtend und Kopfschüttelnd, darüber nachdachte, wer von ihnen wohl gegen wen antretend sollte, und wie dies entschieden wurde. Was, wenn er schon jetzt gegen Kadaj kämpfen musste? Oder gegen einen der wenigen anderen Teilnehmer, von denen er fest erwartete, dass sie die kompletten Auswahlrunden meistern würden? Denn, dass es hier ums Kämpfen ging, das war offensichtlich. Wenige Minuten später war der Helfer von eben wieder da, hatte sich mitten auf die erhöhte Arena gestellt, und rief nun mit einem Megaphon in die erstarrende Menge. „Sehr geehrte Damen und Herren“, begann diese unpassende Anrede von den Wänden der Villa widerzuhallen. Ich erkläre ihnen nun die Regeln der ersten Qualifikationsrunde! Hören Sie gut zu, ich werde mich nicht wiederholen. Er zog eine kleine Fernsteuerung aus der Tasche seines Jacketts, tippte darauf herum, und ein metallenes Klappern war zu hören. Eine Hintertür der Villa wurde aufgeschlagen, und ein Roboter trat heraus, wobei er mit jedem Schritt metallisch krachende Laute verursachte. Er trug eine Art Helm auf dem Kopf, in dem glühend rot seine Augen leuchteten, wie kleine Lämpchen. Seine Schultergelenke waren mit hellblauen Schilden besetzt, in die weiße Kanjis eingraviert waren. Sein Oberkörper bestand aus matt schimmernden Metallteilen, die zur Taille hin in ein einziges Gelenk übergingen. Wie der Körper eines Insekts, schien der Roboter in zwei Teile unterteilt zu sein. Die Gelenke waren gelb rot eingefärbt. Alles in Allem erinnerte dieser Combot Cloud eher an einen Spielzeugroboter als an einen ernst zu nehmenden Gegner, doch er nahm sich fest vor, ihn nicht zu unterschätzen. „Die Regeln sind einfach“, erklärte der Helfer, dessen Stimme von dem Megaphon zehnfach verstärkt von den Wänden wiederhallte. „Ihr besiegt den Combot, ihr seid eine Runde weiter. Verliert ihr, geht ihr gleich morgen früh nach Hause.“ Er hatte recht, die Regeln waren einfach. Cloud verschränkte die Arme vor der Brust und wartete darauf, dass die Show begann. „Gut, die Reihenfolge wurde ausgelost.“, hallte es wieder durch die Luft. „Als Erster, bzw. Erste tritt an…“ Er zog einen Zettel aus seiner Tasche, faltete ihn auseinander und las laut vor: „Ling Xiaoyu!“ Erschrocken sah Cloud zu ihr herüber und auch Kadaj schien darüber nachzudenken, ob es eine gute Idee war, dass sie gegen eine Kampfmaschine antreten sollte. Sie jedoch lächelte, stieß die Faust in die Luft und stand auf, kraulte ihrem Panda noch einmal das rechte Ohr und lief dann zwischen Cloud und Kadaj hindurch zur Arena. Cloud hielt sie kurz am seidenen Saum ihres leichten Oberteiles fest, und flüsterte. „Hey, ich weiß nicht ob du das tun solltest…“ Sie kicherte. Dann drehte sie sich um, winkte dem Greis Nummer 1 zu, der sich interessiert an den Tribünenrand gestellt hatte und seinen langen weißen Bart glatt strich. Auch Cloud und Kadaj stellten sich nun an den Rand des Podestes, bereit einzugreifen, sollte sie in Gefahr geraten. Ohne Zeit zu verlieren stieg der Helfer vom Podest und rief durch sein Megaphon. „Round one, Ling Xiaoyu vs. Combot... Fight!“ Xiaoyu verbeugte sich kurz vor dem Combot, der bereits auf sie zugestackst kam, ein paar mechanische Geräusche von sich gab, sich auf den steinernen Boden fallen ließ, und anschließend abwechselnd mit beiden Fäusten zuschlagend, vorrückte. Dann stand er plötzlich auf, ging in die Hocke und begann sich zudrehen. Als er seine Faust ausstreckte, um zu einem offensiven Uppercut über zu gehen, sprang Xiaoyu hoch, überschlug sich in der Luft und stieß hart mit beiden Beinen vor, wobei das rechte den Roboter am Kopf traf und ihn heftig zurückschleuderte. Ein paar Meter schlitterte er Funken sprühend über den Boden, wo er ein paar Sekunden lang liegen blieb. Diese Chance nutze Xiaoyu, indem sie flink auf den Roboter zulief, der sich auf den Bauch drehte und sein rechtes Bein über den Boden wirbeln ließ, um sie zu Fall zu bringen. Sie sprang darüber hinweg, wirbelte mit den Armen durch die Luft, um sie in einer kurzen Schlagfolge auf den metallenen Schädel niedersausen zu lassen, doch nur der erste Schlag traf den Combot, der sich bereits in eine sitzende Position gebracht hatte, und sich nachdem Xiaoyus Hand hart auf seinem helmartigen Kopf aufgeschlagen war, mit einer schnellen Drehung hinter sie teleportiert zu haben schien. Er umschlang sie fest von hinten, sprang sie im Klammergriff haltend, hoch in die Luft, überschlug sich am höchsten Punkt und fiel dann mit ihr kopfüber herunter, während sie sich um ihre eigene Achse drehten. Hart schlugen sie auf dem Boden auf, doch der Angriff, der eigentlich Xiaoyu gegolten hatte, ging nach hinten los, denn der viel größere Roboter schlug mit dem Metallkopf hart auf dem Boden auf, während sich das Mädchen, davon abgebremst wegrollte, ihn mit einem harten Tritt einen Meter wegschlittern ließ, und ihm anschließend den Rücken zukehrte. Während sie auf etwas zu warten schien, stand der arg mitgenommen wirkende Roboter auf, was für sie wohl das Zeichen war einen Rückwärtssalto zu starten, wobei sie auf ihm landete und mit beiden Beinen seinen Hals umschlang. Sie packte den Kopf des Roboters fest, drehte ihn ruckartig nach links, wobei einem normalen Menschen wohl das Genick gebrochen wäre. Der Roboter sprühte Funken, seine rot leuchtenden Augen verloschen und er fiel in sich zusammen. „Xiaoyu wins.“, erscholl es laut über den verblüfften Zuschauern, während der wenig überrascht dreinsehende Helfer einen Harken hinter ihren Namen kritzelte. Cloud war sichtlich überrumpelt von dieser Darbietung, wollte ihr gratulieren, doch sie verließ die Arena nicht in ihre Richtung, sondern sprang neben den Greis Nummer 1, der ihr die Hand schüttelte und sich mit ihr zu unterhalten begann. „Der oder die Nächste ist…“, erscholl es wieder lauthals über den Köpfen der aufgeregt tuschelnden Zuschauer. „Doktor Boskonovitch!“ Interessiert sah Cloud sich um, während er sich fragte, wer wohl hier einen Doktortitel haben könnte. Kadaj hinter ihm kickerte. „Das könnte lustig werden.“, grinste er, als Greis Nummer 2, in einem langen weißen Kittel auf die Tribüne kletterte. Cloud nickte zustimmend, während ein paar Helfer auf dem Podest herum wuselnden, ein paar Elektro- und Metallteile zusammenfegten, und den ausrangierten Combot reparierten. Wenige Minuten später stand der Roboter erneut in Kampfposition da, und lachte weibisch, als die lautstarke Kampfansage von den Wänden widerhallte. „Round two. Doktor Boskonovitch vs. Combot. Fight!“ Der Roboter stürmte diesmal gleich auf seinen Gegner zu, warf sich auf ihn, stand schneller auf, als es dem Greis Nummer 2 möglich war, und bohrte ihm einen imaginären Absatz in die Weichteile. Cloud war wirklich erstaunt über die unfaire Art zu kämpfen. Innerlich war er erleichtert, dass der Roboter nicht wirklich Highheels trug, denn das hätte böse geendet. Der Doktor jedoch schien etwas härter im Nehmen als Cloud vermutet hatte, rappelte sich auf und wich stolpernd einer kurzen Salve Schläge der flachen Roboterhände aus, duckte sich kurz und zog etwas metallisch glänzendes aus seiner Kitteltasche, während er auf den Rücken des Roboters sprang, der daraufhin wütend versuchte seinen Gegner abzuschütteln. Der Doktor jedoch klammerte sich fest, und begann an dem Roboter herum zuschrauben, worafhin der plötzlich stehen blieb, ein paarmal noch mit den Armen kreiste und mechanische Spulgeräusche von sich gab, wie ein hängen gebliebener Videorekorder. Dann war es aus. Der Combot stand stocksteif da und rührte sich nicht mehr. Der Greis Nummer 2 kickte ihn nur noch kurz um und verließ zufrieden den Ring, während er sich das Öl am Kittel abwischte. „Droktor Boskonovitch wins!“, scholl es Cloud entgegen, der nun noch verwirrter war. Ein weiterer Haken wurde auf dem Klemmbrett verzeichnet, die Helfer reparierten wieder den Combot und Cloud ließ sich ins Gras zurücksinken. „Woah, die Leute hier sind echt crazy!“, hörte er Kadaj neben sich aufgeregt flüstern. „Das wird lustiger als ich gedacht hätte.“, kicherte er weiter und lehnte sich zufrieden an Cloud, der ihn von sich weg schob. „Ja, könnte sein, trotzdem kannst du etwas Abstand halten.“, murmelte er in Gedanken und ignorierte Kadajs Antwort, in der er ausgiebig und lauthals darüber nachdachte, ob Cloud in seiner Kindheit zu wenig Liebe erfahren hatte und nun vielleicht Angst vor Berührungen hatte. „Der nächste ist… Cloud Strife.“, übertönte die mechanisch klingende Megaphonstimme Kadajs Psychoanalysen und veranlasste ihn Cloud kumpelhaft gegen die Schulter zu boxen. „Viel Glück Puddingarm!“, grinste Kadaj und erhob sich schnell aus dem Gras, um den Kampf beobachten zu können. Cloud hingegen stieg auf das Podest, sah dem inzwischen wieder funktionstüchtigen Combot in die rot leuchtenden Glühlampen und ging in Kampfposition. Schnell ging er noch einmal im Kopf die Kampfschritte des Roboters durch, die er jedoch in kein klares Schema einordnen konnte und überlegte, dass er es wohl doch getan hatte. Er hatte dieses Turnier unterschätzt. “Round three. Cloud Strife vs. Combot… Fight!” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)