Fall Away von flyingAngel (From Your Past | SasuXSaku One-Shot) ================================================================================ Kapitel 1: Fall Away -------------------- Willkommen zu meinem Frühlings-One-Shot! Er ist, wie man sehen kann, ziemlich lang geworden- eigentlich etwas, was ich gar nicht vorgehabt hatte, aber sei’s drum;) Ich hoffe, es macht trotzdem Spaß ihn zu lesen! Er ist in Gedenken an einen ganz besonderen Menschen & natürlich nimmt er an dem Wettbewerb für den ‚Club der SasuSaku Schreiber’ teil=) Einen Dank noch an Laura für ihre tollen Ratschläge & auch an alle anderen, die meine nervtötenden Gedanken bezüglich des OS ertragen mussten ^^! Also, viel Spaß beim Lesen & hoffentlich bekommt man dabei auch ein paar schöne Frühlingsgefühle=) *knuff* eure flyingAngel Fall Away -You fall away from your past But it’s following you- (The Fray- Fall Away) Neben dem Schatten einer großen Buche stand im Verborgenen an seinem Auto gelehnt ein junger Mann von stattlicher Statur. Die Sonne strahlte warm auf sein rabenschwarzes Haar hinab und fuhr ihm damit durch seine scheinbar steifen Glieder. Dennoch bewegte er sich nicht. Sein undefinierbarer Blick war starr auf das Haus, was sich vor ihm erstreckte, gerichtet. Ein weißes Haus mit großen, blauen Fensterläden und Blumen, die im Frühling besonders prächtig in all ihren Farben in den Fensterkästen schillerten und eine alte Schaukel, die morsch im Schatten der Buche stand. Außerdem wusste der junge Mann, wenn er wenige Schritte zur Seite machte, würde der Wind dort das Wasser eines großen Teiches kräuseln. All das hatte er so lange nicht gesehen- und dennoch schien es immer noch so vertraut. Sasuke Uchiha war eigentlich ein Mann, der sich stets über sein Handeln im Klaren war und in keiner Situation den Kopf verlor. Gerade jedoch, auch wenn kein Außenstehender es ihm auch nur im Geringsten anzusehen vermochte, herrschte in seinem Innern ein wilder Kampf mit sich selbst. Wieso, verdammt noch mal, war er hierher gefahren? Eigentlich hatte er sich geschworen, nie wieder in seinem Leben an diesen Ort zurückzukehren! Und jetzt stand er hier vor dem Haus, das er aus Kindheitstagen kannte und dessen Anblick ihm damals so viel Freude bereitet hatte. Es lag ein wenig abseits von der Stadt, in der er früher gewohnt hatte und er hatte es oft an den Wochenenden und den Ferien besucht. Das Haus seines Großvaters. Sein Großvater, den er seit mindestens zwei Jahren nicht gesehen hatte und der anscheinend schwer krank war. Zumindest hatte ihm das der Arzt, der ihn angerufen hatte, erzählt. In Gedanken äffte der Uchiha seine Stimme nach. „Ich weiß, Mister Uchiha, sie pflegen nicht mehr den besten Kontakt zu ihrem Großvater, aber Sie sollten wissen, dass es ihm sehr schlecht geht. Meiner Meinung nach, sollten Sie ihn besuchen- es könnte das letzte Mal sein.“ Ihn hatte aber keiner um seine Meinung gefragt zum Teufel! Alles, was in der Vergangenheit geschehen war, dass konnte und würde Sasuke niemals vergessen. Und deswegen konnte sein Großvater ihn auch nicht einfach herbestellen, wenn es ihm mal schlecht ging! Und dennoch war er hier und es gab nur eine Entschuldigung, die er sich für sein Verhalten selbst geben konnte: Er war in diesem Falle nicht so ein Mistkerl wie sein Großvater in seinen Augen. Deswegen zog er sich resolut seine Sonnebrille über die Augen und wappnete sich innerlich vor dem baldigen Zusammentreffen, dem er ab jetzt nicht mehr entgehen konnte. Die Kiesel knirschten laut unter seinen Füßen, als er den Weg zu der Haustür machte und entschlossen mit seiner Faust klopfte. Zuerst regte sich nichts und fast kam ihm schon der Gedanke, es sei niemand zu Hause und jemand hatte ihn gehörig verarscht. Sicherlich wäre das in diesem Falle eine sehr angenehme Möglichkeit für ihn gewesen. Jedoch hörte er in dem Augenblick, in dem er sich schon erleichtert zum Gehen umwendete, eine helle Stimme. Und die kam eindeutig nicht von draußen. „Ich gehe schon, Takaharu! Vielleicht ist es der Arzt, er wollte die Tage mal wieder vorbeikommen!“ Mitten in seiner Bewegung hielt er angesichts des Klangs der Stimme inne. Ein eigenartiger Schauer durchfuhr seinen Körper. Wieso kam sie ihm so bekannt vor? Konnte es sein, dass jemand bei seinem Großvater zu Besuch war, den er von früher kannte? Länger konnte er nicht darüber nachdenken, denn als er sich wieder der Tür zuwandte, wurde diese mit einem Schwung aufgerissen. „Entschuldigung fürs Warten…“, fing die Person vor ihm ein wenig außer Atem an zu sagen, aber die Worte blieben ihr förmlich im Hals stecken. „Sa- Sasuke?“, schien sie schließlich nur unter Mühe raus zu bringen und stützte sich, wahrscheinlich ohne es selbst zu merken, Halt suchend an dem Rahmen der weißen Haustür ab. Sasuke ließ seinen Blick über sein Gegenüber wandern. Sie trug ein blaues Kleid mit einer kurzen Jacke darüber, was ihre schlanke Figur betonte. Ihr Gesicht, das plötzlich scharlachrot wurde, war eher blass und von rosanen, langen Haaren umrahmt. Am auffälligsten neben ihren geschwungenen Lippen waren jedoch ihre grünen Augen, die sie vor Überraschung weit aufgerissen hatte. „Er- erkennst du mich etwa nicht mehr?“ Was für eine Frage. Natürlich erkannte er sie noch…In ihm keimte der Wunsch auf, dass es nicht so wäre. Denn dadurch würden ihm eine Menge Erinnerungen erspart, die er jetzt zu unterdrücken versuchte. Dennoch flammte ein Bild unüberwindbar vor seinem inneren Auge auf: ein kleines, rosahaariges Mädchen, das mit verweinten Auge einem wegfahrenden Auto hinterher sah. „Natürlich erkenne ich dich noch, Sakura“, sagte er schließlich und versuchte sich seine Gedanken nicht anmerken zu lassen. Vor ihm stand Sakura, seine ehemalige beste Freundin- doch das war in einem anderen Leben gewesen. Sie hatte sich wirklich verändert. Wieso war sie hier? „Sasuke, ich…kann nicht glauben, dass du…dass du tatsächlich hier bist!“, sagte die junge Frau und immer noch glühten ihre Wangen. Mit leuchtend grünen Augen sah sie zu ihm hinauf. „Ist aber anscheinend der Fall“, erwiderte er kühl. „Ist mein Großvater zu Hause? Kann ich ihn sehen?“ Überrumpelt von dem Klang und der Art seiner Worte, starrte Sakura ihn einen Moment an. Langsam ließ sie ihre Hände von dem Türrahmen sinken. „Äh…ja, natürlich“, lud sie ihn in das Innere des Hauses ein. „Komm rein.“ Fast ein wenig zögerlich öffnete sie breit die Tür und ließ Sasuke in eine Art Vorraum eintreten. Dann führte sie ihn ohne ein weiteres Wort in das geräumige Wohnzimmer. Sie deutete auf das einladende, dunkelblaue Sofa und wandte sich schon halb ab. „Warte hier, ich hole ihn.“ Mit diesen Worten verschwand sie mit einem Mal aus seinem Blickfeld und er hörte, wie sie die Holztreppen hinaufstieg. Aha, sie knarrten also immer noch so furchtbar wie früher. Seine Großmutter hatte immer gesagt, dass jeder Einbrecher schon wegen dieser Treppen scheitern würde… Durch die großen Fenster fiel die Mittagssonne hell in das Wohnzimmer, dennoch zog Sasuke seine Sonnebrille ab und steckte sie lässig in seinen leichten Pullover. Unwillkürlich ließ er seinen Blick durch den Raum wandern und musste abermals feststellen, dass sich, bis auf die Couch auf der er saß, nichts verändert hatte. Der alte Fernseher, die dunklen, rustikalen Holzmöbel und der helle Teppich auf dem Parkett…alles wie früher. Allmählich begann es ihn wirklich zu nerven! Schon nach kurzer Zeit hörte er wie abermals die Treppe knarrte und unwillkürlich verspannte er sich und streckte seinen Körper durch. Ausdruckslos starrte er den Türbogen an und wartete auf die Personen, die kurz darauf erscheinen sollten. Wieder fragte er sich, was er hier überhaupt wollte. Er war überhaupt nicht darauf vorbereitet auf seinen Großvater zu treffen. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht! Er hatte ihm rein gar nichts zu sagen. Nie wieder. Und doch saß er dort und sah ihm genau in die Augen, als er, gestützt von Sakura und einem Gehstock, in das Zimmer trat. Rabenschwarz traf schwarz-grau mit einer Intensität, die für einen Augenblick die Luft aus dem Zimmer zu ziehen schien. „Sasuke.“ „Großvater.“ Das waren die einzigen Worte, die gesprochen wurden und dennoch standen sie brennend im Raum. Beide klangen ruhig und gefasst und auch ihre Gesichtsausdrücke zeigten nicht im Mindesten etwas von ihrer Anspannung. „Schön, dass du hier bist“, sagte Takaharu schließlich, auch wenn es ein wenig brüsk klang. Er humpelte auf den großen Ohrensessel zu, auf dem er sich so geschmeidig wie möglich niederließ. Einen Moment stand Sakura verloren neben ihm, dann ließ sie sich zögerlich neben Sasuke auf der Couch nieder. Sasuke rückte unbemerkt ein wenig von ihr ab. Irgendwie war ihre Gesellschaft ihm unangenehm. Die Gefühle, die ihn dabei beschlichen, konnte er nicht einordnen und so etwas hasste er. „Der Arzt meinte, es geht dir schlecht“, machte der jüngere Uchiha sofort deutlich, weswegen er hergekommen war. „Er meinte, ich sollte vorbei schauen…Da bin ich.“ Sein Großvater sollte bloß nichts Falsches denken. Am liebsten wäre er aufgestanden und hätte ihn in Grund und Boden geschrieen, bis er heiser war. Nur mit Mühe konnte er diesen Impuls unterdrücken. Einzig und allein seine zitternde Hand zeugte davon, die er allerdings vertuschend auf sein Bein drückte. Wie konnte dieser alte Mann dort so ruhig sitzen, nach allem was geschehen war? Wie konnte er sagen, dass es schön war, seinen Enkel zu sehen, wenn er sich so lange nicht darum bemüht hatte, es zu tun?! Ein verdammter Heuchler war er in den alten Tagen noch geworden! „Das sehe ich…Selbst seit dem letzten Mal, bei dem ich dich gesehen habe, hast du dich verändert“, meinte der ältere Uchiha und stützte seine Wange mit einer Hand. Seine Augen, die in einer gewissen Art und Weise so viel Weisheit ausdrückten, ruhten auf seinem Enkel. „Du nicht“, war Sasukes einziges, kühles Kommentar dazu. In der Tat war Takaharu immer noch wie Sasuke ihn in Erinnerung behalten hatte, auch wenn er ein wenig blasser und kraftloser als sonst erschien. Die gleichen, ein wenig strengen, von Falten durchzogenen Züge. Das gleiche Haar, wobei sich unter das Grau nur wenige Strähnen des ehemaligen rabenschwarzen Haars mischten, und, auch wenn er wegen seines fortgeschrittenen Alters und des Rheumas nur gebeugt laufen konnte, hatte er noch immer die nahezu hoheitsvolle und einnehmende Ausstrahlung eines Uchihas inne. „Im Alter hört man wohl irgendwann auf sich grundlegend zu verändern, dass wirst auch du irgendwann bemerken…“, meinte Takaharu nur und fügte beinahe beiläufig hinzu: „Wie lange wirst du bleiben?“ Einen Augenblick lang herrschte Stille. „Das werde ich sehen. Je nach dem wie lange es geht und wie viel ich für dich zu erledigen habe“, antwortete Sasuke. Ja, und je nachdem wie lange er es aushalten würde. „Ich nehme an, ich darf hier wohnen. Oder muss ich mir ein Hotelzimmer in der Stadt nehmen?“ Seine Stimme triefte vor Spott. „Je nachdem was du bevorzugst. Aber sicherlich werde ich noch ein Zimmer für dich freimachen können.“ Nur mit Mühe konnte Sasuke sich eine zynische Bemerkung dazu verkneifen. Nein, sein Großvater war ja wirklich zu großzügig… Während er ihm abermals in die Augen sah und sich ihre stählernen Blicke trafen, wusste er, dass keine leichte Zeit auf ihn zu kommen würde. Sein Großvater schien ihn selbst heute nicht willkommen heißen zu wollen. Und dann war da noch Sakura, die still und ein wenig steif neben ihm saß. Ihre Anwesenheit verwirrte ihn vollends, mit ihr waren so viele Erinnerungen verbunden und dennoch war da dieses neue Gefühl, was er nicht beschreiben konnte. Wieder schwirrte dir Frage in seinem Kopf umher, was er eigentlich hier tat. ~ Umso mehr Zeit verging, umso merkwürdiger wurde es für Sakura Haruno, die Zeit mit ihrem ehemaligen besten Freund zu verbringen. Wann hätte sie auch jemals erwarten können, dass Sasuke Uchiha zurück in sein Heimatdorf kehren würde? Nicht, nachdem er es vierzehn Jahre lang nicht getan hatte. Irgendwann einmal hatte selbst sie die Hoffnung aufgeben müssen. Zu mal sie damals erst zehn gewesen war. Tze... Das hatten ihr zumindest andere gesagt. Ein leichtes Seufzen entwich ihrer Kehle, während sie weiter den Topf vor sich umrührte. Wie jeden Tag kochte sie das Mittagessen und sicherlich würde es wie jeden Tag in der letzten Woche sein, dass Takaharu und Sasuke sich vehement anschwiegen oder stritten. Die beiden schafften es einfach keine vernünftige Konversation zu führen, ohne sich dabei an den Kragen zu gehen. Beide waren sie verdammte Uchiha-Sturköpfe! Gleichmäßig verteilte sie die Gulaschsuppe auf die bereitgestellten Teller und nahm sie zur Hand, um sie nach draußen auf die Terrasse zu bringen. Wie erwartet saßen dort Sasuke und Takaharu und schwiegen sich an, jeder schaute in eine andere Richtung. Ein wenig heftiger als nötig stellte die Rosahaarige die Teller auf den Tisch ab. „Gute Appetit“, sagte sie und warf den beiden einen bösen Blick zu. Wie jeden Tag ignorierten sie den Blick, murmelten gleichermaßen ein ‚Guten Appetit’ und begannen zu essen. Frustriert stocherte Sakura in ihrem Essen rum und spürte wie die Frühlingssonne ihr warm auf den Rücken schien. Es war ja so, dass sie es noch ertragen hätte, wenn es nur diese kleine Streiterei zwischen Sasuke und seinem Großvater gegeben hätte. Aber was ihr am meisten zusetzte, war Sasukes Verhalten zu ihr. Obwohl sie jeden Tag da war und im Haus half – meist mehr als nötig, seit er da war- und oft genug in seiner Nähe war, verhielt er sich dermaßen abwesend. Sie versuchte es ja wirklich! Suchte das Gespräch mit ihm und versuchte ihn zum reden zu bringen …Aber meist antwortete er nur einsilbig oder die beiden saßen im Endeffekt nur schweigend beisammen. Nicht, dass sie seine Gesellschaft nicht genoss, nein, auf ihre Art und Weise war sie angenehm. Aber was zur Hölle war mit ihrem besten Freund von damals geschehen? Mit dem Jungen, mit dem sie früher rumalbernd verstecken gespielt hatte? Kein Stückchen schien mehr in ihm zu stecken! Und dabei hatte sie sich als kleines Mädchen immer vorgestellt, wie schön seine Rückkehr sein würde und wie viel Spaß sie dann haben würden…Träume eines naiven Dummerchens. „Es schmeckt wirklich ausgezeichnet, Sakura“, holte Takaharus Stimme sie mit einem Schlag in die Wirklichkeit zurück und einen Moment blinzelte sie verwirrt. „Nein, wirklich köstlich. Woher hast du nur das Rezept?“ Sakura sah ihm in die schwarz-grauen Augen und lächelte leicht. Aus ihrem Augenwinkel konnte sie sehen, dass seine Hand verdächtig zitterte. Wahrscheinlich ging es ihm wieder nicht so gut, wie er ihnen versuchte vorzuspielen. „Danke, Takaharu“, erwiderte sie. „Aber wenn ich mich recht erinnere, ist das Rezept sogar von dir.“ Sakura spürte, wie Sasuke seinen Blick von seinem Teller hob und beide beobachtete. Unwillkürlich wurde sie nervös. Sie hasste es, beobachtet zu werden. Besonders von ihm, wenn er so schweigend neben ihr saß. Wozu war er überhaupt hier, wenn er kein Wort sprach? „Mein Rezept?“, fragte Sasukes Großvater überrascht nach und seine Stirn legte sich in Denkfalten. „Sicherlich ist es das von Akemi. Wie du weißt, kann ich überhaupt nicht kochen, dass musste immer meine Frau für mich übernehmen.“ „Ja, natürlich. Ich kann mich noch ganz genau an diesen grässlichen Nudelauflauf von dir erinnern…Verbrannt und zugleich roh- das muss man auch erst einmal hinbekommen!“ Sakura lachte und Takaharu stimmte glucksend mit ein. „Gib es zu Sasuke, so etwas Gutes wie das hier hast du noch nie gegessen“, übertrieb Takaharu ein wenig und sah leicht grinsend zu seinem Enkel rüber. Der Blick, dem dieser seinem Großvater daraufhin zuwarf, ließ Sakura fast ihr Essen im Hals stecken. „Schon möglich“, sagte er. „Weißt du, im Internat damals gab es nicht sonderlich Gutes zu essen.“ Zwanghaft schluckte Sakura ihren Bissen runter und ließ ihren Löffel sinken. Ihr Blick wanderte zwischen den beiden Uchihas hin und her. Die eben noch anfänglich fröhliche Stimmung war mit einem Mal umgeschwungen. Leise hörte sie irgendwo einen Vogel zwitschern. „Sasuke“, begann Takaharu schließlich kühl und auch er legte langsam sein Besteck beiseite. „Seit einer Woche bist du nun hier. Willst du mir nicht endlich direkt sagen, was dein Problem ist?“ Oh ja, das würde sie auch interessieren! Von dem jungen Uchiha war nur ein freudloses Lachen zu hören. Wenn man es dann eigentlich als solches bezeichnen konnte. Plötzlich stand er auf und sah fast schon verächtlich zu Takaharu hinab. „Das fragst du mich ernsthaft? Wenigstens das hätte ich dir noch zugetraut, Großvater.“ Dann, ohne ein weiteres Wort, wandte er sich um und verschwand in Richtung des Teiches. Wie erstarrt sah Sakura ihm gebannt hinterher und biss sich unbewusst auf die Unterlippe. „Geh zu ihm, Sakura, “, erriet Takaharu nach einiger Zeit ihre Gedanken. Er klang auf einmal unglaublich müde. Die Rosahaarige warf ihm einen unsicheren Blick zu, war aber schon halb auf den Füßen. „Na los, mach schon. Bevor du ihn nicht mehr findest.“ Mit einem schnellen Nicken stand sie ganz auf und verfolgte den Schwarzhaarigen mit schnellen Schritten. Ihn zu finden, würde wohl nicht schwer sein…Sie hatte da so eine Ahnung, wohin er sich auf den Weg gemacht hatte. Die Äste unter ihren Füßen knackten laut, während sie zwar versuchte so lautlos wie möglich zu ihrem Ziel zu gelangen, jedoch war sie wahrscheinlich eher so laut wie eine Herde Elefanten. Deswegen überraschte es sie auch nicht, als Sasuke ihr entgegenblickte, während er auf einem großen Baumstamm am Ufer des Teiches saß. Seine schwarzen Augen bohrten sich fest in die ihren und für einen Augenblick erstarrte sie mitten in ihrer Bewegung. Er war wütend, dass konnte sie eindeutig erkennen. „Ich wusste, dass du hier sein würdest. Das war früher unser Geheimversteck, weißt du noch?“, sagte sie und versuchte zu lächeln. „Was willst du hier?“ Die Worte kamen wie Schüsse aus seinem Mund und ließen sie fast zusammenzucken. Wieder diese abweisende, kühle Art, als hätte er sie nie gekannt…ja, als würde er sie geradezu hassen! „Dich ehrlich fragen, was du für ein Problem hast, weil du es deinem Großvater ja anscheinend nicht sagen willst!“, jetzt klang auch sie wütend und machte einen Schritt näher zu ihm. Den Uchiha schien das wenig zu beeindrucken. „Was mein Problem ist? Was mein Problem ist, Sakura?“ „Ja, genau das will ich wissen!“ „Da du denkst, wir hätten durch unsere frühere Freundschaft noch eine Beziehung zueinander oder da du mich ja glaubst zu kennen und immer wieder versuchst, mit mir zu reden- solltest du es da nicht wissen?“ Der Spott in seinen Augen und seiner Stimme ließ die Rosahaarige vor Wut erröten. „Nein. Inzwischen weiß ich, dass ich dich kein bisschen mehr kenne“, spuckte sie ihm entgegen. Sonst würde er sich nicht so ihr gegenüber verhalten und ihre Bemühungen verspotten, niemals! „Also, fang an!“ Anscheinend selber erregt stand der Uchiha von dem Baumstamm auf und stand ihr von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Unwillkürlich klopfte ihr Herz schneller und ihr fiel es unsagbar schwer, ihm jetzt in die Augen zu sehen. Ein Windstoß fuhr den beiden durch die Haare. „Wie würdest du das finden: Deine Eltern sterben plötzlich bei einem Verkehrsunfall und dein Großvater, derjenige, der am besten dazu in der Lage gewesen wäre, dich zu versorgen und der dir von allen Verwandten am nächsten steht, schiebt dich in ein Internat ab. Alles, was du kriegst, sind ein paar mickrige Besuche und das Geld, was er dir ab und zu schickt.“ Nach seiner plötzlichen Rede herrschte Stille. Sakura konnte leise das Gezwitscher der Vögel hören und wie der Teich gegen das Ufer plätscherte. Vielleicht auch noch ihr Herz, was wild klopfte. Sie jedoch brachte keinen Ton raus. Wenn sie ehrlich war, hatte sie sich so etwas in der Art schon gedacht. Aber was sollte sie denn dazu sagen? Die Eltern zu verlieren war ein Schicksalsschlag, den niemand erleiden sollte. Damals wie heute wusste sie nicht, wie sie mit dieser Tatsache umgehen sollte. „Sasuke…“, fing sie schließlich versöhnlich an. Ihre Wut war verraucht. „Ich weiß, es war hart. Aber Takaharu…“ „Du hast keine Ahnung, wie es war“, fiel Sasuke ihr kalt ins Wort. „Und ja, vielleicht sollte ich mich wirklich glücklich schätzen! Schließlich ist mein Großvater nicht bei mir gewesen, weil er mit seiner Anwaltskanzlei das große Geld scheffeln musste und er mir damit das Internat und mein jetziges Studium finanziert. Bravo, ich sollte ihm eigentlich um den Hals fallen, nicht wahr?“ Immer noch war ihr Hals trocken und sie wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Aber das Bedürfnis, Takaharu zu verteidigen, wurde in ihr stark. „Das habe ich doch gar nicht gesagt, Sasuke!“, erwiderte sie und klang verzweifelt. Er konnte seinen Großvater doch nicht wirklich so hassen, wie er ihr gerade weismachen wollte! „Aber ich kenne Takaharu gut genug, um sagen zu können, dass es sicher einen guten Grund für sein Verhalten gibt.“ In Sasukes Augen blitzte es. „Oh Gott, Sakura, du bist ja so was von naiv“, schmiss er ihr verächtlich an den Kopf. Naiv?! Sakura machte empört ihren Mund auf, um zu widersprechen. „Sehe es ein, es ist nicht immer alles rosarot in der Welt! Manche Menschen machen Dinge nicht aus einem bestimmten Grund, sondern einfach weil sie nach ihrem Wesen handeln.“ Wieder bemerkte die Haruno, wie ihr das Blut heiß in die Wangen schoss und sich Zorn in jeder Faser ihres Körpers ausbreitete. Er redete wie ein selbstgefälliges, arrogantes Arschloch, dass seiner Meinung nach über alles erhaben war! Er hatte doch keine Ahnung! „Das hat nichts mit Naivität zu tun, Sasuke!“, schrie sie ihn fast schon an. „Es hat etwas mit Menschenkenntnis zu tun, die du anscheinend nicht besitzt! Sonst würdest du mich nicht für etwas angehen, wofür ich gar nichts kann oder würdest endlich mit deinem Großvater reden, anstatt ihn wütend anzuschweigen. Denkst du, damit klärt sich irgendetwas? Sicherlich nicht! Aber dann weiß ich auch nicht, was du hier willst!“ Damit hatte sie einen entschieden tödlichen Punkt bei ihm getroffen. Schließlich wusste er das selber nicht so genau. Seine äußere Erscheinung blieb wie bisher ruhig, aber in seinem Inneren brodelte es. Sakura hingegen machte seine äußerliche Ruhe geradezu wahnsinnig! „Wollte nicht mein Großvater, dass ich herkomme?“, erwiderte er zähneknirschend und spannte seine Hand an. „Schließlich war es sein Arzt, der mich mitten in meinen Semesterferien angerufen hat, ich müsse herkommen. Und da hätten wir es wieder! Zuerst lässt er mich links liegen und dann, wenn es ihm schlecht geht, muss ich zu ihm kommen.“ Grüne Augen blickten fest in schwarze, aber diesmal lag in ihnen eine ungewohnte Härte. „Ich sage es dir nur ein Mal, Sasuke, also hör gut zu“, sagte die Haruno kühl und betonte jedes einzelne Wort. „Ja, Takaharu geht es wirklich nicht gut und ich mache mir Sorgen um ihn. Er jedoch würde das niemals zugeben. Er wollte nicht, dass dich jemand benachrichtigt, mir hat er es sogar verboten. Sein Arzt hat sich gegen seinen Willen hinweggesetzt und es trotzdem getan…“ Halb wandte sich die Rosahaarige schon ab. „Ich weiß, dass Takaharu dich nicht aus dem Grund hier haben wollte, weil es ihm schlecht geht. Jetzt ist er jedoch froh, dich hier zu haben. Und nein, das ist keine Naivität. Ich kenne ihn und das war’s.“ Das waren ihre letzten Worte, bevor sie ging und einen völlig verdutzen und letztendlich völlig verwirrten Sasuke zurückließ. Was sollte er von all dem, was sie ihm gesagt hatte, halten? ~ Am nächsten Tag versuchte Sakura Sasuke völlig zu ignorieren- was nicht schwer war, da er auch nicht den Versuch machte mit ihr zu reden. Seine Worte hatten sie verletzt. Mehr als sie zugeben wollte, denn sie hatten ihr mehr denn je gezeigt, wie wenig sie ihn noch kannte. Die Wut, die er in sich verborgen gehalten hatte, hatte sie nicht einmal geahnt. Außerdem konnte sie nicht alles nachvollziehen…War sie denn wirklich naiv, nur weil sie glaubte, Takaharu sei kein schlechter Mensch? Jedenfalls zeigte er ihr deutlich durch sein Desinteresse, dass es ihm egal war, was sie davon hielt und was sie ihm gesagt hatte. Takaharu jedoch blieb ihr Verhalten nicht unbemerkt. „Was ist zwischen dir und Sasuke vorgefallen, Sakura?“, fragte er die Rosahaarige, während sie das Geschirr vom Abendessen wegspülte. Das Abendessen, was im absoluten Schweigen verlaufen war und nach dem Sasuke sofort auf sein Zimmer verschwunden war. Angeblich um weiter an seiner Hausarbeit zu schreiben. Einen Moment hielt sie in ihrer Bewegung inne und machte dann langsam weiter. „Nichts besonderes“, antwortete sie ruhig, stellte den Teller beiseite und nahm sich den nächsten zur Hand. „Wir haben uns bloß ein wenig gestritten.“ Takaharu saß am Esstisch hinter ihr, im fahlen Schein der Esszimmerlampe. Es war schon relativ dunkel draußen, weil sich ein Gewitter zusammenzubrauen schien. Schon den ganzen Tag war es fürchterlich schwül gewesen und seit kurzem hatte es sogar angefangen zu regnen. Sakura wusste aber, dass Takaharu nicht nur deswegen so blass war. „’Ein wenig’? Danach sieht es mir aber nicht aus“, meinte er und seine Augen sahen sie ernst an. „War es wegen mir?“ Zuerst wusste die Rosahaarige nicht, was sie darauf antworten sollte. Schnell trocknete sie das Geschirr ab und sagte, während sie es einräumte: „Ja, es ging auch um dich. Aber es ist ein wenig komplizierter…“ Sie wusste nicht, wie sie es sonst ausdrücken sollte. „Ist es das nicht immer?“, fragte Takaharu und stand ächzend von dem Stuhl, auf dem er saß, auf. Sakura eilte ihm zur Seite, als er ein wenig schwankte. „Du solltest dich wieder mit Sasuke vertragen, Sakura. Ihr beide kommt damit nicht zurecht.“ Ein wenig überraschte sah sie ihn an und hob eine Augebraue. Wieso sollte er damit nicht zurechtkommen? Außerdem war er derjenige, der sich bei ihr entschuldigen sollte, oder? „Wir werden sehen, Takaharu“, sagte sie leise und lies ihn langsam los. „Ich werde dann jetzt nach Hause gehen, wenn es dir Recht ist.“ „Nein, ist es mir ausnahmsweise nicht“, erwiderte er zu ihrer Überraschung und stützte sich auf seinen Gehstock. „Draußen braut sich ein heftiges Gewitter zusammen und ich möchte nicht, dass du, während du in die Stadt runter fährst, da hinein gerätst.“ „Ach was, Gewitter machen mir nichts aus. Außerdem dauert das sicher noch…“ In diesem Moment, als ob es sein Stichwort gewesen wäre, konnte man durch das Fenster einen grellen Blitz sehen. Kurze Zeit später ertönte ein lauter Donner, der die Rosahaarige heftig zusammenzucken ließ. „Du bleibst hier, Sakura. Basta.“ Und der Meister hatte gesprochen. Während Sakura später in der Nacht hellwach in dem Gästezimmer auf dem Bett lag und die Decke anstarrte, fragte sie sich wirklich, wie sie eben hatte sagen können, Gewitter würden ihr nichts ausmachen. Sie hasste Gewitter. Wie die Pest. Wieder begann ein Grollen laut zu werden, das ihr durch alle Glieder fuhr. Mit einem Mal setzte sie sich auf und starrte mit verwuschelten Haare die Wand gegenüber an. Oh nein, sie würde sicher nicht weiter versuchen zu schlafen! Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, hatte sie ziemliche Angst und wünschte sich Gesellschaft. Vielleicht war ja noch jemand im Wohnzimmer…Natürlich dachte sie da an niemand bestimmtes. Sie schwang ihre langen Beine über das Bett und tapste anschließend mit ihren nackten Füßen über den Holzboden zu der Tür. Kurz warf sie noch einen Blick in den Spiegel. Besonders umwerfend sah sie nicht gerade aus. Sie trug eine ihr zu weite Schlafanzughose von Akemi, dann ein Top von sich, wo man die Träger ihres BH sehen konnte und dazu sahen ihre Haare aus, als hätte sie gerade in eine Steckdose gepackt. Schnell versuchte sie wenigstens ihre Haare zu bändigen und sah dann trotzig in den Spiegel. Schließlich war es mitten in der Nacht und da war es Gesetz, das jeder aussehen durfte, wie er wollte, oder? „Hätte ich doch nur Ersatzsachen mit…“, murmelte sie dennoch ärgerlich und machte leise die Tür auf. Genauso leise machte sie sie wieder hinter sich zu und tapste den Flur entlang. Schließlich wollte sie Takaharu nicht wecken, er hatte sich seinen Schlaf verdient. Es war völlig dunkel in dem Flur, sie konnte kaum ihre Hand vor Augen erkennen. Plötzlich prallte sie gegen etwas Hartes, verlor das Gleichgewicht und viel unkontrolliert nach vorne. Sie landete jedoch nicht auf dem kalten Holzboden, sondern auf etwas Warmen und Weichem. „Herzinfarkt, Herzinfarkt…“, murmelte sie erschrocken vor sich hin und realisierte kaum die Situation. „Für mich scheinst doch noch ziemlich gesund zu sein“, flüsterte ihr daraufhin eine dunkle Stimme heiß ins Ohr, sodass es ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Hatte ihr Herz eben noch still gestanden, schien es jetzt aus ihrer Brust springen zu wollen. Eindeutig stand sie zumindest kurz vor einem Herzinfarkt! „Sasuke“, keuchte sie leise und plötzlich wusste sie nicht mehr, wie sie sich bewegen sollte. „Ich…wie…was machst du hier?“ „Momentan liege ich auf einem ungemütlichen Holzboden und vielleicht wärest du so freundlich und würdest von mir runtergehen.“ Sofort rappelte sich Sakura auf und sah mit einem nervösen Kribbeln in den Händen auf die Stelle, wo sie glaubte, dass dort der Uchiha lag. Sie hörte wie etwas raschelte und ihr kurz darauf eine Hand genau vor ihre Nase gehalten wurde. Fast hätte er sie getroffen. Zum Glück für sie konnte man nicht erkennen, dass ihre Hand zitterte, während sie die von Sasuke ergriff und sie kurz darauf hochgezogen wurde. „Lass uns ins Wohnzimmer gehen“, sagte er leise und schon waren Schritte auf dem Boden zu hören. Erstaunt folgte sie ihm leise. „Warum bist du im Flur rum geschlichen?“ Sakura mummelte sich mehr in ihre Wolldecke ein und machte es sich so auf der Couch gemütlich. Sasuke machte derweil den Fernseher an und setzte sich dann zu ihr neben die Couch. Oh Gott, er sollte sich auch endlich eine Decke nehmen, sonst würde sie nicht aufhören können, ihn zu begaffen! Er trug dunkelblaue Boxershorts, wodurch man freien Blick auf seine muskulösen Beine hatte und ein weißes Muskelshirt. Seine Haare fielen ihm wie ihre verspielt ins Gesicht und nur mit Mühe konnte sie dem Drang widerstehen, sie aus seinem Gesicht zu streichen. „Warum bist du im Flur rum geschlichen?“, stellte er die Gegenfrage und nahm sich tatsächlich eine Decke. Merkwürdig. Seit wann sprach er mit ihr in dieser…lockeren Art und Weise? Der kühle Ton war aus seinen Worten gewichen. Und- Moment mal. Warum war sie nicht mehr sauer auf ihn? Sie sah ihm in die rabenschwarzen Augen und ihr Ärger war wie weggeblasen. „Ich…na ja…“, begann sie ein wenig verlegen zu erklären. Wieder wurde ihre Nasenspitze leicht rot. „Ich konnte bei dem Gewitter nicht schlafen.“ „Du hattest Angst.“ Es war eine Feststellung, keine Frage. „Hatte ich gar nicht!“, bestritt Sakura sofort. In diesem Moment ertönte draußen wieder ein Donner und ließ sie quiekend in seine Arme springen. Wieder raste ihr Puls auf 180 und die Röte schoss ihr heiß ins Gesicht. Vorsichtig nahm sie es von Sasukes Brust und sah ihm in die zugleich überraschten und belustigten Augen. Beschämt ließ sie schnell von ihm ab und senkte ihren Blick. Vergeblich versuchte sie ihre Gedanken zu sammeln und ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen, als ihr etwas einfiel. „Du hast abgelenkt, Sasuke! Ich wollte zuerst von dir wissen, warum du da warst!“ Sie machte einen Schmollmund und zum ersten Mal seit seiner Rückkehr sah Sakura den Uchiha lächeln. Sie blinzelte kurz, doch da war es noch immer…Vermutlich wäre es völlig unpassend gewesen, sich die Augen zu reiben oder sich eine Brille aufzusetzen! Das war ja unmöglich…. Als sie jedoch tatsächlich realisierte, dass Sasuke Uchiha wirklich lächelte- sie anlächelte- breitete sich in jeder Faser ihres Körpers eine eigenartige Wärme aus. Und bei seinen nächsten Worten, war es dann sowieso vorbei. „Genau deswegen. Weil ich wusste, dass du Angst haben würdest.“ Ungläubig und zugleich verblüfft starrte die Rosahaarige ihn an. „Wie- was? Woher?“ „Früher hast du dich immer wie ein Angsthase bei mir verkrochen, wenn Gewitter war. Ich habe mir gedacht, dass es immer noch der Fall sein könnte und bin zu dir gegangen.“ Hatte er mit seinen Worten erreichen wollen, sie völlig aus der Fassung zu bringen, dann war ihm das gelungen. Fast wäre ihr der Mund aufgeklappt, sie konnte es gerade noch verhindern. Zuerst lächelte er sie an und dann sprach er auch noch von der Vergangenheit? Niemals hätte sie erwartet, dass er je ein Wort darüber verlieren würde. Für mehr hatte sie gedacht, er hätte mit ihr abgeschlossen, ja, sie sogar hinter Schloss und Riegel verfrachtet… Und jetzt fing er damit an? Wenn das seine Art war, Entschuldigung zu sagen, dann nahm sie es dankend an! Auf ihren Lippen bildete sich ein großes Lächeln und sie nickte leicht. „Ja, daran kann ich mich noch erinnern“, meinte sie. „Aber natürlich gab es nichts, was den Herrn Uchiha aus der Fassung bringen konnte! Immer wieder musstest du mir auf die Nase binden, was für ein Angsthase ich bin…“ „Und sobald mir irgendetwas passiert ist, hast du dich auch köstlich amüsiert“, erwiderte der Schwarzhaarige unbeeindruckt. Von draußen prasselte der Regen hart gegen die Rollläden, jedoch wirkte es in diesem Moment beruhigend. Sakura musste lachen. „Ja, glaub mir. Ich werde nie vergessen, wie du mit dem Fahrrad in den Teich gefahren bist. Das war einfach ein zu schöner Anblick!“ Angesichts Sasukes Gesichtsausdruck- ihm schien die Erinnerung nicht sonderlich zu gefallen- musste sie noch mehr lachen. „Du wirst nie aufhören mich damit aufzuziehen, oder?“ „Nein, denn es ist die letzte Erinnerung an eine fröhliche Zeit mit dir, die ich habe“, antwortete Sakura und jeglicher Spaß war aus ihrem Gesicht gewichen. Ihre grünen Augen sahen ihn ernst an und für einen Augenblick starrte er überrascht zurück. Als er dann das Gesicht abwandte, bereute die Haruno, das Thema angesprochen zu haben. Vermutlich hätte sie es lieber auf sich beruhen lassen sollen. Aber dafür war es viel zu wichtig. Und komischerweise verspürte sie den merkwürdigen Drang danach, Sasuke seine Sorgenfalten aus dem Gesicht zu wischen und ihm zu helfen. Anscheinend wollte er diese Hilfe aber nicht. „Ja, meine ist es auch“, erwiderte er zu ihrer Überraschung jedoch und als er sich ihr wieder zuwendete, lächelte er wieder leicht. „Natürlich war es eine schwierige Zeit…danach. Aber wofür sind Erinnerungen da?“ Alles, was Sakura konnte, war ihn anzustarren. Hatte sie ihn gerade richtig verstanden? „Ich habe nicht geglaubt, dass du dich gerne erinnerst“, sagte sie vorsichtig. „Es ist…nun ja…nicht einfach“, erwiderte er und strich sich wieder durch die schwarzen Haare. Vermutlich eine Angewohnheit, wenn er um Worte rang. Irgendwie gefiel ihr das. Es war so…menschlich. „Sie zu vergessen ist unmöglich. Aber sie erinnern mich oft an meine Eltern und manchmal kann ich sie nicht ausblenden. Außerdem führen sie unwillkürlich zu allem, was danach geschehen ist.“ Nur mit Mühe konnte sich die Rosahaarige zurückhalten ihn zu berühren, vermutlich hätte er das nicht gewollt. „Was war denn danach?“ „Alles. Die Einsamkeit, das mitleidige und manchmal abweisende Verhalten der Bewohner der Stadt und letztendlich mein Umzug. In manchen, seltenen Momenten denke ich, dass es sogar besser war. Zumindest hier weg zu sein“, antwortete er. „Wieso bist du eigentlich hier geblieben? Ich kann mich erinnern, dass du als kleines Mädchen immer gesagt hast, du würdest später auswandern wollen.“ Der plötzliche Themenwechsel verwirrte Sakura für einen Moment, aber Sasuke wollte nicht weiter über das Thema reden. Das sah sie deutlich in seinen Augen, die sie fragend musterten. Sie richtete sich ein wenig mehr auf, um sich von seinen Worten, die sie zuvor gefesselt hatten, zu befreien. „Das waren Mädchenträume, nichts weiter“, erwiderte sie und lächelte leicht. Zögerlich. „Im Endeffekt habe ich eingesehen, dass ich diese Stadt liebe- und ich habe angefangen hier Medizin zu studieren.“ Sasuke nickte leicht. „Und warum bist du hier? Bei meinem Großvater?“ Sie konnte nicht erkennen, wie lange ihm diese Frage schon auf der Zunge gebrannt hatte. Für sie war sie jedoch leicht zu beantworten. „Früher habe ich ihn oft besucht und ihm damals schon bei einigen Dingen geholfen“ beantwortete sie ruhig die Frage. „Dann ging es ihm mit der Zeit schlechter und ich habe ihm mehr geholfen, auch wenn er es kaum annehmen wollte. Und jetzt in den Semesterferien kann ich noch mehr für ihn tut. Ich mache es einfach, weil er mir wichtig ist.“ Eine schlichte und einfache Antwort und dennoch verschlug sie dem Uchiha die Sprache. ~ Nach dieser Nacht schien alles verändert. Sakura wusste nicht, was Sasuke dazu bewogen hatte, endlich mit ihr zu reden, aber vielleicht hatte der Streit zuvor ihm einfach die Augen geöffnet. Und mit dem Gespräch in der Gewitternacht war der Anfang für viele weitere Gespräche getan, die für Sakura und auch für Sasuke immer wichtiger wurden. Sie erzählten sich beide von der Zeit, in der sie den jeweils anderen nicht gesehen hatten. Den vierzehn verlorenen Jahren. Meistens sprach zwar Sakura und erzählte von ihrem jetzigen Leben, aber es störte sie nicht im Geringsten. Sasuke war ein guter Zuhörer und in manchen Momenten offenbarte auch er ihr seine Gedanken zu seiner Vergangenheit. Er erzählte ihr von der Zeit in dem Internat und seinem Studium, was er bald abschließen würde. Oft merkte Sakura dabei, dass er kaum bereit war über seine Eltern oder seine Familie im Allgemeinen zu sprechen, aber ab und zu entwichen ihm einige Bemerkungen. Vermutlich konnte sie sich gar nicht vorstellen, welche Hölle er durchgemacht hatte und wie sehr er sie vermisste…aber sie versuchte es. Und vermutlich merkte auch Sasuke, das es kein Mitleid war, was sie ihm gab, sondern Mitgefühl. Etwas viel Kostbareres. Im Prinzip konnte man also davon sprechen, dass ihre Freundschaft wieder aufgelebt war. Trotzdem war es so viel mehr. Zumindest für Sakura, auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte. Und dann kam der Tag, der von einem Moment auf den anderen alles auf den Kopf stellte. Sakura und Sasuke saßen zusammen auf dem Steg und ließen ihre Beine in dem kühlen Wasser des Teiches baumeln. Wieder war es ein schöner Frühlingstag und nur eine leichte Brise wehte über sie hinweg. „Hast du inzwischen mit Takaharu gesprochen, Sasuke?“, stellte Sakura die eine Frage, die sie bisher nicht angeschnitten hatte. Eine positive Veränderung war in dem Hause eingekehrt, aber was der Grund dafür sein mochte, wusste sie nicht. Jedenfalls würde es sie freuen, wenn sie alles miteinander geklärt und sich wieder ‚vertragen’ hätten. Denn, ohne dass sie oder der Arzt etwas dagegen unternehmen konnten, ging es Takaharu von Tag zu Tag schlechter. Der junge Uchiha wandte ihr sein Gesicht zu und zuckte mit den Achseln. Die Sonnenstrahlen glitzerten in seinen Haaren und erzeugten so einige bläuliche Kontraste in dem Schwarz. „Nein, nicht wirklich“, gab er zu und kreiste mit seinen Füßen durch das Wasser. „Ich weiß nicht, aber jedes Mal, wenn ich mir vornehme mit ihm zu reden, kommt da diese Barriere zwischen uns. Und er unternimmt natürlich auch keinen Versuch dazu.“ Sakura seufzte. Diese Uchihas waren einfach viel zu große Sturköpfe! „Du weißt, dass du das nicht immer wieder aufschieben kannst. Ich versteh dich nicht. Du willst doch eigentlich mit ihm sprechen, oder? Auch nur um ihn zu fragen, wie er all das tun konnte.“ „Ja, schon“, antwortete er gedehnt. Mal wieder war ihm das Thema unangenehm- aber diesmal würde sie nicht locker lassen! „Ich werde auch irgendwann mit ihm reden, aber…“ „Aber dann ist es zu spät. Du musst jetzt mit ihm reden!“ „Jetzt sofort?“ „Ja, jetzt sofort.“ „Jetzt gleich? In dieser Sekunde?“ In seinen Augen blitzte es belustig und Sakura sah ihn wütend an. Er zog sie tatsächlich auf! Und das bei so einem ernsten Thema! „Ja, jetzt gleich, in dieser Sekunde, sofort“, zischte die Haruno und kam ihm gefährlich nahe. Ohne, das sie es verhindern konnte, klopfte ihr Herz schneller und ihr Körper kribbelte angenehm. „Und wenn ich’s nicht tue, Miss Oberschlau?“, sagte er und kam mit seinem Gesicht noch näher an ihres. Ihre Augen waren jetzt keine fünf Zentimeter voneinander entfernt und sie meinte seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren zu können. Beide kämpften einen stillen Kampf durch ihre unerbittlichen Blicke aus. „Dann schmeiß ich dich in den Teich, Mister Neunmalklug“, drohte sie und griff schon nach seinem Arm. Im selben Moment packte er den ihren. „Versuchs doch, Kleine.“ Das ließ sie sich nicht zweimal sagen! Mit ihrem besten Judogriff versuchte sie ihn mit einem Ruck ins Wasser zu befördern- was auch geklappt hätte, hätte er sie nicht noch am Arm festgehalten und sie somit prompt mit ins Wasser gezogen. Mit einem lauten Platschen landete sie in dem kühlen Nass und kam prustend wieder an die Oberfläche. Neben sich sah sie Sasuke, der gleichermaßen auftauchte und sich die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. „Ah, Sasuke!“, rief Sakura und spürte wie ihr die kurze Hose und das T-Shirt nah am Körper klebten. „Das ist alles deine Schuld, schau mich doch mal an!“ Anscheinend konnte der Uchiha nichts anderes mehr als lachen. Er schien kaum an sich halten zu können, während er zu ihr schwamm und ihr etwas von den Haaren fischte. „Das Grün passt sehr gut zu deinen rosa Haaren, was hast du denn?“ Geschockt starrte Sakura auf die Alge, die er ihr entgegen hielt und stieß sofort einen entsetzten Schrei aus. „Igitt, ist das ekelig!“, rief sie und tastete ihren Kopf nach weiteren Algen ab, während Sasuke ihr lachend dabei zusah. „Na wart’s ab!“ Ohne Vorwarnung drückte sie den Uchiha unter Wasser, starrte zufrieden auf die Stelle, wo er untergegangen war und wollte dann zurück zu dem Steg schwimmen. Plötzlich wurden ihre Beine jedoch von zwei starken Händen umfasst, die sie ohne weiteres zurückzogen. „Na, so kommst du mir ja nicht davon!“ Am Ende, als die beiden aus dem Wasser stiegen, mussten sie sich erst einmal von den ekeligen Algen befreien und lachten dabei ausgiebig. Zuletzt hatten sie solch einen Unsinn vor vierzehn Jahren angestellt! Das Ergebnis war diesmal, dass beide klatschnass waren, dafür aber allerbester Laune. „Ich bin Schuld? Du hast mich doch versucht rein zuwerfen!“, verteidigte sich der Uchiha auf dem Weg ins Haus und rubbelte sich einmal durch die Haare. Die Haruno nahm sich vor den Wassertropfen, die er dabei wie ein Hund verspritzte in Acht, und schlang zitternd die Arme um ihren Körper. „Ja, aber ich habe im Gegensatz zu dir keine Wechselklamotten!“ „Na, selber Schuld! Da musst du wohl meinen Großvater fragen, ob du etwas von Großmutters alten Sachen bekommen kannst.“ Er machte die Terrassentür auf und beide traten mit nassen Füßen in das Wohnzimmer ein. Super, sie durfte das dann gleich wieder sauber machen! „Sag mal, wo ist dein Großvater eigentlich? Ich hab ihn seit dem Mittagessen nicht mehr gesehen“, fragte Sakura, während sie die Stufen der Treppe rauf stieg. Sasuke blieb unten und schien noch etwas zu trinken. „Ich weiß nicht. Ich glaube, er wollte sich noch ausruhen“, rief er nach oben. „Du musst mal schauen, ob er noch schläft.“ Bevor sie zu Takaharu ins Zimmer schlich, schnappte sich Sakura eins der Handtücher aus dem Badezimmer und trocknete sich das Nötigste damit ab. Als sie leise seine Zimmertür öffnete, blinzelte sie in den Raum. Er lag noch in seinem Bett. „Takaharu?“, fragte sie leise und blieb im Türrahmen stehen. „Takaharu? Takaharu, schläfst du noch?“ Jetzt trat sie näher in den Raum und machte langsam die wenigen Schritte zu dem Bett am Fenster. Ein unbeschreiblich Angsteinflössendes Gefühl kroch in ihr hoch und lähmte geradezu ihre Glieder. Er bewegte sich nicht. Sie hörte nur seine leisen, abgehackten Atemgeräusche. „Takaharu!“, rief Sakura entsetzt und stürzte auf ihn zu. Sie warf sich vor seinem Bett auf die Knie und schmiss die Decke, die über seinem Körper lag, beiseite. Schnell nahm sie seine Hand und fühlte seinen Puls, während sie ihm ins fahle Gesicht sah. Er ging nur schwach und unregelmäßig. „Takaharu, was hast du?“, fragte sie und schnipste mit ihren Fingern vor seinem Gesicht, um sein Bewusstsein zu prüfen. Takaharus Augen, die weit aufgerissen waren, richteten sich sofort auf Sakura und er machte seinen Mund auf, um zu sprechen. Zunächst schien kein Laut seinem Mund entweichen zu wollen und es schien ihm größte Mühe zu bereiten. „Schmerzen…hinter…hinter…dem Brustbein…Und…mein linker Arm…“ Entsetzt schlug sich die Rosahaarige eine Hand vor den Mund und für einen Moment war ihr Kopf völlig leer, bis auf den einen Gedanken: Herzinfarkt. Alle Anzeichen stimmten, der Mann vor ihr hatte gerade einen Herzinfarkt! Von der einen Sekunde auf die andere kam wieder Leben in die Haruno und in ihrem Gehirn begann es zu rattern. Durch ihr Medizinstudium wusste sie die Notfallmaßnahmen in solch einem Fall. Was sollte sie tun? Oh Gott! Mit zitternden Händen griff sie schnell nach den Kissen, die aufgestapelt neben dem Bett lagen und legte sie Takaharu unter den Oberkörper. „Sasuke!“, schrie sie dabei verzweifelt und öffnete die ersten Knöpfe von dem Hemd, was Takaharu trug. Immer noch hörte sie, wie sein Atem rasselnd ging. Mit schwacher Hand versuchte er ihr zu helfen, aber sie drückte sie resolut weg. „Nein, du darfst dich nicht anstrengen, bleib ganz ruhig…Ich bin hier…SASUKE!“ Langsam aber sicher wurde ihre Panik immer größer. „Was ist los? Sakura?“, plötzlich hörte sie die Stimme von Sasuke hinter sich. Sie schnellte herum und sah ihm in das geschockte Gesicht. Seine Augen huschten flink zwischen ihr und seinem Großvater hin und her. Er hatte seine Gesichtszüge nicht mehr unter Kontrolle. „Notarzt! Herzinfarkt!“, waren die einzigen Worte, die Sakura Sasuke zurief- er machte auf der Stelle kehrt und sie hörte, wie er die Treppe zu dem Telefon runterpolterte. Die Haruno drehte sich wieder zu Takaharu um und strich ihm vorsichtig einigen Strähnen des schweißnassen, grauen Haares aus dem Gesicht. „Bleib ganz ruhig“, flüsterte sie ihm zu und hielt seine Hand mit der ihren fest umschlossen. Seine Augen bohrten sich in die ihren. „Es wird alles wieder gut, verlass dich drauf. Alles wird wieder gut…“ Oh, wie sie das hoffte. ~ Tick, Tack, Tick, Tack, Tick, Tack… Das laute Geräusch der Uhr, die übergroß an der weißen Wand hing, war momentan das einzige, was man in dem Flur hören konnte. Ansonsten war es still, kein Laut wollte über die Lippen der beiden Personen, die in zwei Decken auf Wartestühlen vor dem OP-Zimmer saßen, weichen. Sakura starrte die ganze Zeit verbissen auf die Tür und hoffte, endlich würde jemand kommen und ihnen sagen, wie es Takaharu ging. Denn seit sie und Sasuke, der angespannt neben ihr saß und auf seine gekreuzten Finger starrte, hier angekommen waren, hatte noch niemand ihnen Auskunft über seinen Zustand geben können. Kurz bevor der Notarzt eingetroffen war, hatte seine Atmung ausgesetzt und Sakura hatte mit Sasukes Hilfe sofort die Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführen müssen. Der Notarzt hatte ihn dann weiterbehandelt und abtransportiert und hier im Krankenhaus wurde er sofort operiert. Ein Herzinfarkt war es gewesen, wie die Haruno schon richtig erkannt hatte. Einer der Notarzthelfer hatte ihr für ihre Ersthilfe gedankt und gesagt, dass sie sonst vielleicht zu spät gekommen wären. Aber das half ihr herzlich wenig. Sie und Sasuke hatten draußen ihren Spaß gehabt, während es Takaharu immer schlechter gegangen war und jetzt war nicht einmal klar, was mit ihm geschehen würde. Lebte er überhaupt noch? Würde er es schaffen? Sie hielt dieses Warten nicht mehr aus! Plötzlich lag eine kalte Hand auf den ihren und hielten sie still. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie sie sie immer wieder nervös aneinander gedrückt hatte. Gequält riss sie ihren Blick von der OP-Zimmertür los und sah neben sich in Sasukes rabenschwarze Augen. Sie wusste, dass er mit allen Mitteln versuchte, seine Gefühle zu unterdrücken. Sein Gesicht war ausdruckslos. Einzig und allein in seinen Augen war, wenn auch schwer, die Panik und die Angst zu sehen. Dennoch beruhigte es sie, wie er ihre Hand fest umschlossen hielt und ihr in die Augen sah. „Es wird alles wieder gut, Sakura“, sagte er schließlich leise und drückte einmal ihre Hand. Wenn sie nicht alles täuschte, sagte er das auch zu sich selber. Er konnte ihr nichts vormachen, er hatte doch genauso Angst wie sie um seinen Großvater! Langsam aber sicher füllten sich ihre grünen Augen mit Tränen und eine einzige rollte ihre blasse Wange hinab. Dann konnte sie sich nicht mehr kontrollieren. Ungestüm fiel sie ihm in die Arme und drückte ihr Gesicht in sein T-Shirt, was noch immer nass war. Das Alles gut werden würde, dass hatte sie auch Takaharu gesagt. Aber wer wusste es denn schon? „Das weißt du nicht“, schluchzte sie in Sasukes T-Shirt und krallte sich darin fest. Zuerst versteifte sich Sasuke in ihrer plötzlichen Klammerumarmung, aber dann legte er langsam seine Arme um sie und zog sie mitsamt ihrer Decke halb auf seinen Schoss, bis ihr Kopf unter dem seinem lag. „Du hast gute Arbeit geleistet“, flüsterte er und strich ihr über den Rücken. „Wir müssen weiter hoffen.“ Hoffen! Gerade er sagte das so einfach, seine Stimme zitterte doch vor Anspannung! Das Warten machte ihre Hoffnung langsam zunichte, ihre Nerven waren komplett am Ende. Selbst wenn sie gewollt hätte, hätte sie sich jetzt nicht mehr stoppen können. Sie ließ ihren Tränen freien Lauf und schmiegte sich in Sasukes Umarmung. In seinen Armen fühlte sie sich einfach so…geborgen. Sicher. Und unbeschreiblich leicht. Nach einiger Zeit, in der beide in derselben Position verharrt geblieben waren und sich Halt gaben, wurde die OP-Tür aufgemacht und eine OP-Schwester trat nach draußen. Sofort stoben beide auseinander und anhand von Sasukes Reaktion, wie er aufsprang, wusste Sakura, wie sehr ihn all das wirklich bedrückte. „Die OP ihres Großvaters ist gut verlaufen“, verkündete die Schwester lächelnd, während sie ihren Mundschutz abnahm. „Wir konnten den Verschluss der Herzkranzarterie entfernen, einen Bypass legen und das Herz wieder beleben.“ Ein unbeschreibliches Gefühl der Erleichterung durchströmte die Rosahaarige. „Können wir zu ihm?“, fragte Sasuke und äußerlich gesehen schien er völlig ruhig. Die Hände in den Hüften gestemmt stand er still vor der OP-Schwester, die bedauernd den Kopf schüttelte. „Noch nicht, er ist sehr schwach“, erklärte sie. „Aber sicherlich können wir sie später zu ihm bringen. Er muss natürlich noch hier bleiben.“ Sie nickte einmal und eilte dann weiter an Sasuke vorbei. Der ließ sich wieder auf seinen Sitz sinken und fuhr sich mit seinen Händen durch seine schwarzen Haare. Auf einmal ließ er alle Hüllen fallen und sah fertig zu Sakura. Nur sie durfte seine Schwäche sehen, so wie er vorher ihre gesehen hatte. „Du hattest Recht“, sagte er niedergeschlagen. „Ich hätte mit ihm reden sollen. Vorher.“ Sakura wusste nicht, was sie tun sollte. Er hasste es eigentlich, wenn man ihm helfen wollte. Dennoch streckte sie zögerlich seine Hand nach ihm aus und unerwartet ergriff der Uchiha sie und legte sie an seine Wange. Oh Gott, es zerriss ihr das Herz, ihn so zu sehen. Sie lehnte sich wieder an ihn und sah ihm fest in die Augen. „Du wirst noch die Gelegenheit haben mit ihm zureden. Und dieses Mal schaffst du es auch.“ Und dann küsste sie ihn ohne sich zurückzuhalten. ~ Da Sasuke der Enkel Takaharus war, musste er sich erst einmal um die Papiere seines Großvaters kümmern und alle möglichen Leute informieren, was ihm höchst unangenehm war. Einige waren richtig bestürzt, andere jedoch meinten dazu nur: „Ich hab’s ihm ja immer gesagt. Er mit seiner Diabetes und dem hohen Blutdruck…“ Dachten sie etwa, so etwas wollte er im Moment hören? Deswegen hatte er nur einen kurzen Blick auf seinen Großvater werfen können und hatte Sakura dann bei ihm gelassen. Jetzt, nach einer Stunde kehrte er müde zurück zu den beiden. Sakura saß auf einem Stuhl neben Takaharus Krankenbett und stand bei seiner Ankunft sofort auf. „Ich geh dann mal, es ist ja schon spät. Ich komme morgen wieder“, verabschiedete sie sich lächelnd von Takaharu. Ihre Augen waren immer noch ein wenig gerötet und ihre Wangen hatten bei Sasukes Anblick auch eine rötliche Verfärbung angenommen. „Bis dann, Takaharu.“ Sie wollte schon gehen, aber da winkte Takaharu sie noch zu sich heran. Überrascht beugte sie sich zu ihm hinunter und er flüsterte ihr etwas ins Ohr, was Sasuke nicht verstehen konnte. Er konnte nur sehen, dass sie überrascht die Augen aufriss und dann herzlich und kräftig, was bei Takaharus Verfassung fast undenkbar erschien, von ihm umarmt wurde. Als sie sich danach wieder aufrichtete, nickte sie und machte sich auf den Weg zu der Tür. Unterwegs warf sie Sasuke einen viel sagenden Blick zu und streifte seine Hand. Jetzt war die Zeit für das klärende Gespräch gekommen. Nachdem die Tür hinter Sakura ins Schloss gefallen war, blieb Sasuke erst einmal unschlüssig im Raum stehen. Er und Takaharu sahen sich schweigend in die Augen und zum ersten Mal seit langem war dort weder Gram noch Anklage zu sehen. Langsam bewegte sich der Jüngere zu dem Stuhl neben dem Bett und ließ sich darauf nieder. Eine quälend lange Zeit schwiegen beide und wussten anscheinend wieder nicht, wie sie anfangen sollten. Trotz allem Geschehenen baute sich wieder eine Mauer zwischen ihnen auf. „Es tut mir leid, Sasuke“, hörte man plötzlich leise Takaharus Stimme und die Mauer war mit einem Schlag durchbrochen. Der Schwarzhaarige sah seinen Großvater überrascht an. Er entschuldigte sich? Es war etwas gewesen, was Sasuke sich immer gewünscht hatte. Dennoch- wo er es jetzt aussprach, brachte es ihn auch nicht viel weiter. Er wollte inzwischen so viel mehr als eine Entschuldigung, schließlich hatte er seinen Großvater in den letzten zwei Wochen kennen gelernt - auch wenn er es versucht hatte zu vermeiden- und wusste, dass er kein leichtfertig schlechter Mensch war. „Was genau tut dir leid?“, fragte er nach. Takaharu hob seine Hand, in der die Infusion steckte und fuhr sich damit über seinen Kopf. „Alles, was nach dem Tod deiner Eltern geschehen ist. Wären einige Umstände anders gewesen, dann wäre alles anders verlaufen.“ „Welche Umstände?“, fragte Sasuke und klang plötzlich, ohne es zu wollen, wütend. Für ihn waren es keine besonderen Umstände gewesen- für ihn hatte die Situation ziemlich einfach ausgesehen! Immer noch durchströmte Sasuke Erleichterung angesichts der geglückten Operation, allerdings erwachte die alte Wut neu in ihm. „Lass es mich dir in Ruhe erklären…Eigentlich hätte ich das schon viel früher tun sollen, aber…ich konnte wohl nicht über meinen Schatten springen.“ Der Ältere lächelte leicht. „Zunächst einmal kam der Tod deiner Eltern ziemlich überraschend, von einem Tag auf den anderen waren sie weg. Du musst wissen, dass es nicht nur dir schwer fiel sie loszulassen. Er war mein Sohn gewesen, Sasuke. Nein, es war bestimmt nicht einfach gewesen.“ Mit einem undefinierbaren Blick sah der Enkel seinen Großvater an, der inzwischen seinen Blick lieber auf seine Hände gerichtet hatte. Sasuke konnte verstehen, dass es ihm nicht leicht fiel, über all das zu reden. Gefühle waren meistens etwas, was man für sich behalten sollte. „Dazu gekommen, dass ich mit dem Tod meines einzigen Sohnes und dessen Frau fertig werden musste, kamst du, für den ich schlagartig verantwortlich geworden war und deine Großmutter Akemi, die die ganze Situation noch mehr als mich zerriss und die zu diesem Zeitpunkt schon unheilbar an Krebs erkrankt war.“ Überrascht starrte Sasuke seinen Großvater an. Er wusste, dass seine Großmutter zwei Jahre nach dem Tod seiner Eltern verstorben war. Aber das sie an Krebs erkrankt war und es bis zu diesem Zeitpunkt schon gewesen war…davon hatte er keine Ahnung gehabt. „Warum hast du nie etwas davon gesagt?“, fragte er leise. „Du musstest mit dem Tod deiner Eltern klar kommen, oder? Ich fand, dass das genug für einen Jungen deines Alters war“, erwiderte Takaharu und lächelte schmerzhaft. „Aber verstehst du jetzt, warum ich dich damals nicht aufnehmen konnte?“ Sasuke schüttelte den Kopf. „Nein, nicht ganz. Ich hätte dir helfen können- besonders in der Zeit danach. Denkst du wirklich, dass Internat wäre eine bessere Lösung gewesen?“ „Damals habe ich das gedacht. Ich wollte dir ersparen, deine Großmutter in diesem Zustand zu sehen und uns war es auch gar nicht möglich gewesen dich aufzunehmen. Ich musste arbeiten, um all die Kosten für die Behandlung deiner Großmutter zu bezahlen und natürlich um dir das Internat und später dein Studium finanzieren zu können.“ Er machte eine kurze Pause und sah dann seinem erstarrten Enkel fest in die Augen. „Ich weiß, dass ihr immer gedacht habt, mein Beruf sei mir wichtiger als alles andere gewesen. Ja, er hat mir Spaß gemacht und ich konnte mich in ihn flüchten, dass leugne ich nicht. Dennoch war er auch nötig gewesen.“ Wäre Sasuke jemand anderes gewesen, hätte er seine Tränen in diesem Moment nicht zurückhalten können. Da er aber war, wer er war, schluckte er schwer und fuhr sich fahrig durch die schwarzen Haare. In seinem Inneren wirbelten die Gefühle und Gedanken hin und her. „Ich bin froh, dir eine gute Ausbildung ermöglicht zu haben und dennoch bereue ich manchmal, dass ich keinen anderen Weg gesucht habe“, sagte Takaharu und seine Stimme zitterte verdächtig. „Ich hätte dich gerne aufwachsen sehen, Kleiner.“ Er streckte fragend die Hand nach dem Schwarzhaarigen aus, der sie nach einigem Zögern ergriff und festhielt. Benommen stützte er seinen Kopf auf seine Hände und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Das eben Gesagte wollte kaum in seinen Kopf. All die Jahre hatte er seinen Großvater für all das Geschehene verabscheuen können, aber all das brach mit einem Mal wie ein Kartenhaus in sich zusammen. „Verzeihst du mir, Sasuke?“, fragte Takaharu plötzlich leise und er klang ziemlich müde und abgekämpft. „Ich weiß nicht, ob ich es hätte besser machen können. Trotzdem bin ich froh, dass aus dir ein solch stattlicher, junger Mann geworden ist.“ Sasuke sah langsam auf und schüttelte den Kopf. „Es gibt nichts mehr zu verzeihen. Jetzt nicht mehr.“ Takaharu nickte und wenn den Schwarzhaarigen nicht alles täuschte, war sein Blick ein wenig glasig geworden. Sakura hatte Recht gehabt mit dem, was sie gesagt hatte. Takaharu hatte eine Begründung gehabt- und nie hätte der junge Uchiha das für möglich gehalten. Aber jetzt, wo er vor ihm im Krankenhaus saß und ihm in die Augen blickte, wusste er, dass er die Wahrheit gesprochen hatte. Er hatte sein Bestes gegeben. Plötzlich wurde die Tür hinter ihnen geöffnet und eine Krankenschwester trat ein. „Die Besuchszeit ist jetzt um. Herr Uchiha muss noch ruhen“, sagte sie streng und blieb wartend in der Tür stehen. Sasuke nickte leicht und stand auf, ohne die Hand seines Großvaters loszulassen. Auf einmal hatte dieser ihn mit einer erstaunlichen Kraft zu sich hinab gezogen und ihn mit einer Hand ein wenig unbeholfen umarmt. Jetzt waren Worte überflüssig. Alles war gesagt worden. Der Schwarzhaarige drückte sich an den warmen Körper seines Großvaters und sein Herz rutschte ihm dabei merkwürdig in die Hose, während Tränen ihm verdächtig in die Augen schossen. Als er sich wieder von ihm löste, hatte er sein Gesicht wieder unter Kontrolle und ließ langsam die Hand Takaharus los. „Wir sehen uns morgen. Ich werde dich besuchen“, sagte er. „Pass gut auf dich auf, Junge“, erwiderte Takaharu und als Sasuke schon halb aus der Tür war, rief er noch: „Ach, und gib ja auf Sakura Acht. Versaus dir mit ihr nicht. Jemanden, der dich besser umsorgt, wirst du wohl nie auf Erden finden.“ Noch an diesem Abend fiel Sasukes Großvater in einen tiefen Schlaf, aus dem er nie wieder aufwachen sollte. Seine letzte Aufgabe jedoch hatte er erfüllt und so konnte er in Frieden ruhen. ~ Es war ein wunderschöner Frühlingstag mitten im April, als Takaharu Uchiha im Alter von 73 Jahren beerdigt wurde. Das Wetter drückte allerdings kein Zeichen von Trauer aus, sondern zeigte sich von seiner schönsten Seite. Die Sonne schien in voller Pracht, die Vögel zwitscherten fröhlich und eine leichte Brise fuhr durch die Äste der kleinen Bäume, die entlang der Gräber thronten. Vier Stunden waren seit der Trauerfeier am frühen Morgen vergangen und alle Trauergäste befanden sich auf dem Weg nach Hause bis auf Zwei. Sein Enkel und eine, ja man mochte es so sagen, gute Freundin waren an sein frisches Grab zurückgekehrt und standen in stiller Trauer davor. Inmitten der anderen Menschen war es ihnen schwer gefallen richtig Abschied zu nehmen und beide, auch wenn es besonders der jungen Frau schwer gefallen war, hatten ausdruckslos an allem teilgenommen und die Beileidsbekundungen entgegengenommen. Bis jetzt der Schlimmste Teil ihres Tages. Der Wind fuhr ihnen durch das Haar und fast schien es Sakura wie eine flüchtige Berührung Takaharus. Sie schloss die Augen und genoss es, während sie versuchte den Schmerz des Verlustes in ihrem Herzen nicht überhand gewinnen zu lassen. Fast war es wie ein Loch in ihrer Brust. Beinahe jeden Tag, sei es nur eine Stunde gewesen, hatte sie in den letzten Jahren mit Takaharu verbracht. Es wollte kaum in ihrem Kopf, dass er nicht mehr da war- und nie zurückkommen würde. Erst jetzt, wo sie so an seinem Grab stand und auf die frische Erde schaute, auf den Namen, der auf den Trauerkränzen und Schleifen geschrieben stand und auf die einzelne gelbe Narzisse, die sie ihm aufs Grab gelegt hatte, wurde es ihr richtig bewusst. Sie wusste, dass Sasuke neben ihr den gleichen Kampf mit sich selbst ausfocht. Seit Takaharus Tod hatte er ihr kaum seine wahren Gefühle und Gedanken gezeigt, nur in wenigen Momenten hatte es Risse in seiner perfekten Fassade gegeben, die ihr Einblick in seinen Schmerz und Zwiespalt gegeben hatten. Er vermisste ihn und vermutlich würde er alles daran setzen, nach ihrer Versöhnung noch mehr Zeit mit ihm verbracht haben zu können. Sakura hasste sich dafür, als sie merkte, dass ihr die Tränen über das Gesicht liefen. Sasuke war so stark neben ihr und sie konnte sich mal wieder nicht zurückhalten. Das war so schwach. Dabei konnte sie sich doch glücklich schätzen, dass Takaharu endlich von seinen Leiden erlöst war…Aber das war nur das Geschwätz der anderen Menschen- es half überhaupt nicht! Sie hatte einen Freund verloren und Sasuke seinen Großvater. Und was zwischen ihnen beiden war, wusste sie auch nicht. Nach dem Tod Takaharus hatten die beiden zu viel mit der Beerdigung und allem zu tun gehabt und keinen Kopf dafür gehabt, sich Gedanken um sich selber zu machen. Dieser Kuss und alles, was zwischen ihnen stand, blieben jedoch bestehen. Und auch, das Sasuke bald wieder fahren musste. „Sakura“, hörte sie plötzlich ihren Namen und spürte kurz darauf einen Daumen, der ihr zärtlich die Tränen von einer Wange strich. „Tut mir leid, Sasuke…“, entschuldigte sie sich und versuchte unbeholfen selber die Tränen aus ihrem Gesicht zu wischen. „Nein, es ist in Ordnung. Du kannst nicht anders…Ich bin da“, fügte er leise hinzu. Ja, das war er. Leibhaftig stand er vor ihr und nach einer Sekunde hatte er sie wieder in seine starken Arme geschlossen und hielt sie schützend darin, wie zerbrechliches Porzellan. „Ich weiß, es ist nicht einfach, aber wir müssen jetzt nach vorne sehen…Mein Großvater hätte nicht gewollt, dass wir nur um ihn trauern.“ „Und was ist vorne?“, fragte Sakura und drückte sich ein wenig von dem Uchiha, um ihm in die schwarzen Augen zu sehen. Wie immer waren sie unergründlich wie das Meer, aber diesmal liebte die Haruno sie mehr als je zuvor. Das war der Augenblick, an dem sie erfahren würde, was er von ihnen beiden hielt. Bei ihr war es längst keine Frage mehr, aber bei ihm? Leise Zweifel hatten sich die ganze Zeit schon bei ihr eingenistet. „Ich kann dir nicht sagen, was vorne ist“, erwiderte Sasuke und Sakura rutsche das Herz in die Hose. „Ich kann dir nur sagen, wo ich uns gerne sehen würde…“ Doch er hatte keineswegs vor es ihr zu sagen. Mit der einen Hand umfasste er ihre Wange und strich in ihre langen Haare, mit der anderen umfasste er ihre Taille. Einen Moment lang sah er ihr noch in die mintgrünen Augen, dann kam er langsam mit seinen Lippen den ihren näher. Zärtlich trafen sie aufeinander und in Sakura löste es einen Wirbelsturm von Gefühlen aus. Ihr Kopf war berauscht benebelt, während Sasuke den Kuss gekonnt leidenschaftlich fort fuhr und ihr jeglichen Atem und Willen raubte. Sie war ihm verfallen. Als beide wieder zurück auf dem Weg zum Auto waren, ihre Hände eng umschlungen, fuhr Sasuke eine merkwürdige Wärme durch seinen Körper. Er wusste ganz genau, dass es richtig war, was er tat. Vor dem Auto blieb er auf einmal mit einem plötzlichen Gedanken stehen. „Sag mal, Sakura…was hat mein Großvater dir eigentlich als letztes zugeflüstert?“, fragte er die Rosahaarige. Überrascht über seine Frage sah sie ihn an. Dann wurde ihr Dauerlächeln, was sie seit eben trug, noch breiter. Ihre grünen Augen schimmerten in dem Licht der Sonne. „>Sakura, glaub nicht, ich hätte nicht bemerkt was sich zwischen dir und Sasuke anbahnt. Eins sag ich dir: Du machst das Richtige- lass ihn nicht mehr los. Denn wenn es eins gibt, was ich zum Schluss noch richtig hinbekommen habe, dann war es euch beide zusammenzuführen<, hat er gesagt und mich dann auf die Wange geküsst“, war ihre Antwort und sie fügte noch hinzu: „Und glaub mir, ich werde seinen Willen befolgen.“ Sie grinste und gab ihm einen kurzen Kuss, bevor sie sich umwandte, das Auto umquerte und sich in den Wagen setzte. Sasuke jedoch sah in die Richtung, wo das Grab seines Großvaters lag und langsam aber sicher breitete sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus. Vermutlich würde es nicht einfach werden, weil er bald wieder nach Hause fahren musste. Aber bis dahin würde er die Zeit hier mit Sakura genießen und würde sooft wie möglich hierher zurückkehren- um am Ende wieder ganz hierzu bleiben, denn schließlich hatte ihm sein Großvater alles mitsamt des Hauses vererbt. Und diesmal, da war er sich sicher, konnte er ohne Schmerzen an den Ort seiner Kindheit zurückkehren. ~ENDE~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)