Frozen Codex von Sengo-sun (Sparrington) ================================================================================ Kapitel 3: Piratesletter ------------------------ Ein Piratenbrief * Kein Licht fällt auf Mich, kein Schatten begleitet Mich, keine Lungen füllen sich mit Luft, kein Herz rast in Meiner Brust, keine Augen sehen Mich, kein Gefühl leitet Mich, kein Geschmack bildet sich in Meinem Mund, keine Hände die fühlen, keine Dunkelheit umgibt Mich, keine Stimmung überkommt Mich, keine Reinheit in Mir, kein Schmutz an Mir, keine Zeit zerfrisst Mich, kein alter hab Ich, keine Sterblichkeit ist Mein Fluch, mein Fluch bin Ich, Mein Segen bin Ich, was Mein ist das bin Ich und Ich bin Ich, nur wer bin Ich? N. J. M * Er rannte durch die verkommenen Gassen ganz Port Royals. Hin und wieder stolperte er über einen Stein oder stinkende Abfälle. Er musste sich beeilen, bevor es zu spät war, würde er diesen Auftrag seines Captains wieder verpatzen endete er womöglich tot bei den Säuen und er hatte nicht vor sein Leben so schnell zu beenden lassen. Mit einer raschen Bewegung wischte er sich die dreckigen Haare aus seinem Blickfeld fort. Schlitternd kam er vor eine versammelten Menge an Menschen an, die grölend zusahen wie ein weiterer Pirat gehängt wurde. Traurig beobachtete er wie ein Leidensgenosse den Kampf am Galgen verlor, er erinnerte sich wie er beinahe auch Opfer dieses Ungestüm aus Strick und Holz gewesen wäre hätte er sich nicht retten können. Als letzte Ehrerweisung des Gehängten zog er sich die schäbige Mütze vom Kopf und neigte ihn in stummer Trauer. Hier würde wohl irgendwann jedes Leben eines Piraten enden, womöglich, dachte er und setzte sich die braune Mütze wieder auf. Der kleine Knabe mit dem aschblonden Haar ließ seinen Blick suchend durch die Reihen der anwesenden Vertreter des Rechts gleiten, sein Blick blieb an einer großen schlanken Person hängen, deren Ausstrahlung ihm respektvoll Schlucken ließ. Das war er also, der Schrecken aller Piraten: Commodore James Norrington. Auf einmal wollte er wieder zurück nach Tortuga und nicht diesen blöden Auftrag ausführen. Würde der Commodore ihm ansehen dass er das Kind eines Piraten war, und selber einer werden wollte? Würde er ihn genauso gnadenlos hängen lassen, wie diesen armen Tropf da am Galgen? Ein dicker fester Klos bildete sich in seinem Hals und erschwerte das Schlucken. Kein Grund zur Panik, ermahnte er sich, noch habe ich nichts angestellt außer Taschendiebstahl, und den hat eh keiner mitgekriegt! Ich will ein Pirat werden und ein Pirat scheut nichts, auch keinen... Commodore ... mag er noch so gruselig Gucken... Höchstwahrscheinlich hatte er einen schlechten Tag... oder Kopfschmerzen, kurz musste er, erstaunt über sich selbst und seine grotesken Gedanken den Kopf schütteln. Was interessierte es ihn ob der Commodore Kopfschmerzen hatte oder nicht, er war sein Feind und seltsamerweise musste er gerade diesem etwas überbringen. Lieber erledige ich´ s so schnell wie möglich, vielleicht kann ich unterwegs noch was kleines mit gehen lassen, ging es ihm durch den Kopf. Unschischer schob er eine verschmutzte Hand in den kleinen Beutel, den er am Hosenbund trug, und berührte, fast schon andächtig, den Inhalt: ein Brief seines Meisters. Tief luftholend drängelte er sich durch die Massen, die immer noch den leblosen Körper angafften. Schrecklich, dachte er nur, diese Menschen sind ja nicht viel besser als wir. Die wütenden Laute der Angerempelten ignorierend setzte er seinen Weg fort. Endlich, dachte er als er kurz vom Commodore stand als eine Hand sich in sein Blickfeld drängte. “Hey Kleiner, zutritt nur für Befugte!” raunzte ihn der Soldat an dem die Hand gehörte. “Aber-” “Nichts da aber, weg mit dir aber sofort!” Unsanft wurde er zur Seite geschubst. Wütend starrte er den dicklichen Soldat an. Elender Fettsack! Niemand legt sich mit einem Piraten an! dachte er und musste im nächsten Moment einem gestiefelten Fußtritt ausweichen und landete dabei auf der beschmutzten Straße. “Verschwinde endlich, du Lümmel!” herrschte ihn der Soldat an. “Nein ich verschwinde nicht! Ich muss einen Brief dem werten Commodore Norrington überbringen!” schnauzte er zurück. Irritiert hob der Soldat eine Braue. Misstrauisch musterte er den auf dem Boden sitzende Junge vor ihm. “Und von wem ist dieser Brief?” O oh, dachte der Kleine, was sag ich denn nun? Fieberhaft suchte er nach einer Lösung. “Na, willst du mir nicht sagen wer diesen Brief geschrieben hat, Kleiner?” fragte Fettsack, wie ihn der Junge getauft hatte. “Von- von... äh-” “Ja?” Mist ich brauch einen Namen!, langsam aber sicher rutschte ihm das Herz in die Hose, was sollte er sagen?! “Von Captain Frank- Franklin.” sprudelte es aus ihm heraus. Skeptisch hob Fettsack (Anm. d. A: Wenn sich Jemand beleidigt fühlt tut mir das unheimlich Leid! Ich möchte nicht jeder Figur hier einen Namen geben und “der Soldat” hört sich so langweilig an, wenn jemand Ideen für einen Namen dieses “Soldaten” hat bitte melden, danke!) die andere Braue. “Aha Captain Franklin... und du bist?” “Ed- Edward sein Bote.” sagte Edward. “Ach so sein Bote... soll ich dir was sagen Kleiner? Verpiss dich oder ich werde dafür sorgen dass du als nächster am Galgen hängst!” grunzte der Soldat. Mit weit offenen Augen linste Edward rüber zum Galgen. Dort wollte er in den nächsten Jahren nicht mal in die Nähe. Er schluckte. Aber ich muss doch den Auftrag ausführen, Verzweiflung machte sich in ihm breit. Er sah wieder zu dem Soldaten, dem langsam der Geduldsfaden riss. Wieder mutfassend, denn schließlich wollte er Pirat werden und diese ließen sich nicht von fetten Soldaten einschüchtern, und ein leichtes Grinsen verkneifen stand Edward auf. Wäre doch gelacht, wenn er diesen Fettklops von Soldat nicht austricksen könnte. Er machte auf dem Absatz kehrt und ging in der Menge unter. Als er sich sicher war das er aus der Sicht des Soldaten war, rempelte er einen riesenhaften Kerl an und schnappte sich dessen Tasche. Kurz darauf hörte er hinter sich einen Fluch begleitet von einem lauten Schrei: “Haltet den Dieb! Haltet ihn!” Ein triumphierendes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht auf. Plötzlich stoben die Menschen auseinander, Kreische hallten über den Platz und man hörte vereinzelte Rufe á la “Haltet den Dieb”. Die Tasche ließ er fallen und schlüpfte durch zwei Soldaten hindurch, die vergeblichst versuchten die Menge zu beruhigen. Durch das Chaos drängelte er sich zum fetten Soldaten, der anscheinend zu faul war um seinen Kameraden zu helfen. Edward wollte gerade einen Zahn zulegen als er plötzlich eine Stimme hörte: “Da ist er! Halt bleib stehen du Dieb!” einige Meter von ihm entfernt stand der Mann, den er bestohlen hatte. Die Aufmerksamkeit des Soldaten wurde dadurch auf ihn gelenkt. Edward beschleunigte sein Tempo und rannte auf den Soldat zu, der seine Pike zum Angriff bereit hielt. Seinen Schwung ausnutzend ließ er sich knapp vorm Soldaten fallen und schlidderte durch die Beine hindurch. “Was?” hörte er den verdutzten Soldaten hinter sich sagen als er wieder aufstand und weiter rannte. Wo ist der Commodore?, suchend sah er sich um und entdeckte ihn, wie er gerade um die Ecke bog. “Verdammt!” Er musste sich beeilen. Plötzlich hörte er hinter sich einen Schuss fallen. Gar nicht gut, dachte er und erhöhte ein weiteres mal sein Tempo. Hinter sich schallten wütende Rufe und Warnschüsse. “Haltet diese kleine Missgeburt!” Selber!, schoss es ihm durch den Kopf. Als er kurz vor der Abbiegung war kamen drei weitere Soldaten hinter diese hervor auf ihn zu gerannt. Und es kam wie es kommen musste, Edward blieb an einem Schlagloch hängen und fiel. Höhnisches Gelächter kam an seine Ohren, er hatte versagt! Nicht nur dass er den Auftrag nicht mehr ausführen konnte, nein, jetzt konnte er sich bald die Radichen von unten ansehen. Tränen der Verzweiflung stiegen ihm in die Augen. Brutal wurde er hochgerissen und das dickliche Gesicht von Fettsack kam in sein Blickfeld. “Tja Kleiner, Pech gehabt was?” grinste dieser. Edward ließ den Kopf sinken und dachte beschämt an seinen Captain, wenn mein Meister mich so sehen würde..., er traute sich gar nicht zuende zu denken. Ich bin ein Versager. Eine Träne löste sich aus seinem Augenwinkel. “Ja, heul nur du kleine Ratte! Heul und hoffe auf Gnade vom ehrenwerten Commodore!” wieder Gelächter. Commodore? Hatte er sich verhört? Konnte er doch noch seinen Auftrag erfüllen? Gewaltsam wurde er am Kragen gepackt und in Richtung Commodore geschleppt. Sich die Tränen aus den Augen klimpernd straffte Edward seine Schultern. Er durfte nicht aufgeben! Nach weiteren Gedanken dieser Art stand er seinem größten Feind gegenüber: Norrington. Dieser blickte auf ihn herab und dann zu seinem Soldat. Ein eiskalter Schauer lief Edward den Rücken hinab. “Würdet ihr mir erklären was das soll, Soldat?” fragte James ruhig. “Diese Missgeburt hier-” der Soldat packte Edward grob am Genick und zerrte ihn vor Norrington. “Hat es gewagt bei einer Hinrichtung zu stehlen, Sir.” sagte der Soldat mit tiefer Abscheu. “Und wegen einer solchen Kleinigkeit herrscht hier dieser Tumult?” fragte James mit erhobener Braue und sein Blick glitt unwillkürlich zurück zu dem Jungen, er sah keinesfalls so aus als könnte er so etwas anrichten, aber andernfalls kannte er jemanden der auch nicht gerade intelligent aussah und es faustdick hinter den Ohren hatte. Sparrow, dachte er. “Wir haben auch Z-” sprach der Soldat weiter. “Ich bin hierher gekommen um Euch Commodore einen Brief zu-” fing Edward an, der sich so langsam unter dem kalten Blick des Offiziers unwohl fühlte. “Schweig! Du sprichst nur dann wenn man dich dazu auffordert!” zischte der Soldat und packte ihn fester am Kragen. Erstaunt betrachtete James den Jungen. “Einen Brief sagtest du?” Edward nickte. “Sir, er sagte es sei von einem Captain Franklin, der Junge ist nicht bei Sinnen. Er-” unter dem Blick den Norrington ihm zuwarf verstummte Fettsack. Auffordernd nickte James Edward zu. “Gib ihn mir.” Die Hand im Nacken abschüttelnd holte er den Brief aus der Tasche. Bevor er ihn jedoch in die wartende Hand des Commodores legte schielte er kurz zu Fettsack rüber. Dessen Gesicht zierte eine schöne Zornesröte. So schnell wendet sich das Blatt, Soldatenheini, dachte er und übergab den Brief. James faltete ihn auseinander und fing an zu lesen... * Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)