Bomb Run von KateFromHighburyPark (Eine US-Bomberbesatzung im 2. Weltkrieg) ================================================================================ Prolog: -------- „Hier Pilot, an Heckschütze. Irgendwas erwähnenswertes da hinten?“ Davis’ Stimme schallte über die Bordsprechanlage der dunkelgrünen Boeing, genannt die Fliegende Festung. In der Leitung, die alle Crewmitglieder über Funk miteinander verband, rauschte es, keine Antwort kam vom Heckschützen Sergeant Danny Moore. Nur zu vernehmen war das statische Knistern, das im Äther üblich war. Und zwischendurch gab es ein Klacken, das davon zeugte, dass irgendwo im Flugzeug ein anderes Mikrophon ein- und wieder ausgeschaltet wurde. „Linker Rumpfschütze an Pilot.“ „Hier Pilot. Was gibt’s?“, fragte Davis und richtete seinen Blick auf die Flying Fortress vor ihm, deren Heck hin und her pendelte. Der blaue Himmel war übersäht mit Flugzeugen, deren Formation noch weit auseinander gezogen war. Sein eigenes Flugzeug schwankte im Propellerstrom der voraus fliegenden Maschine. Der Heckschütze der Fortress winkte ihm zu. Davis erwiderte es nicht, er war zu beschäftigt mit seiner eigenen Maschine und damit, nicht das Heck des vorderen Flugzeugs mit seinem zu besteigen. Sie flogen einen Trainingseinsatz in einer Testformation, die irgendein Schreibtischflieger erfunden hatte und für geeignet hielt. Die neue Formation war eine flache Formation, in der die Maschinen, nicht wie sonst übereinander gestaffelt, sondern nebeneinander flogen. „Ich glaube, das Heck ist erfroren. Hat sich vor Angst in die Hose gemacht.“ Es klickte und dann gab es Gelächter in der Leitung. „Sehr witzig.“ Davis schüttelte den Kopf und schob sich die verrutschte Sauerstoffmaske zurecht. Er warf seinem Copiloten einen schnellen Blick zu. Luke Gunn starrte aus dem Fenster und schien ein wenig abwesend. „Verflixt noch mal, Pilot an Heckschütze.“ Die Leitung erwachte plötzlich zum Leben und dann erscholl die kleinlaute Stimme von Danny Moore durch die Bordsprechanlage. „Hier Heck. Man, tut mir leid, Lieutenant, ich hab gerade nicht aufgepasst.“ Davis atmete tief ein und war erleichtert. Es konnte alles Mögliche passieren, während eines Fluges. Die Sauerstoffleitungen konnten zufrieren oder einfach unterbrochen sein, oder ein verirrter feindlicher Jagdflieger schlich sich in die Formation. Alles schon passiert. Nur ihnen selbst noch nicht, sie kannten es nur aus der Ausbildung, die in Rapid City begonnen hatte und hier ihr Ende fand. Schon bald waren sie keine Anfänger mehr, bald flogen sie selbst Einsätze und mussten sich nicht von allen die Geschichte, die rund um die Einsätze über dem Deutschen Reich und den besetzten Ländern kreisten, anhören. Sein Blick flog über die Instrumente. Alle Motoren liefen rund, die Spritnadel war im grünen Bereich. Die Höhe stimmte auch, nur der Abstand zum voraus fliegenden Flugzeug passte ihm nicht. Er war eindeutig zu nahe am Heck der anderen Maschine. Sie, also er als Pilot und der Rest seiner Besatzung, seine neun Mann, befanden sich im Moment über Schottland, weit im Hochland. Hier war der Luftraum weitgehend frei von Feindjägern, denn die Probeflüge sollten ungestört verlaufen, um die neuen Besatzungen auf die Aufgaben, die sie erwarteten vorzubereiten. Eine andere Staffel war mit ebendieser Formation in diesen Minuten nach Deutschland unterwegs und wohl mittlerweile über dem Zielraum angekommen. Kiel hieß das Ziel. Die Hafenanlagen sollten bombardiert werden. Von den Mechanikern wusste Davis dies, denn die erfuhren zumeist kurz nach den Besatzungen das Ziel. Aber am helllichten Tag mit einer bisher ungetesteten Formation nach Deutschland zu fliegen, war Davis nicht geheuer und er war froh, nicht dabei zu sein. Noch konnte er dieser Formation nichts abgewinnen, das mochte sich vielleicht ändern, oder auch nicht. Doch darüber musste er sich erst Gedanken machen, falls sie sich durchsetzte. Es sah nicht danach aus: Die Flugzeuge waren eng zusammengepresst, man konnte die Gesichter der Besatzungen der neben einem fliegenden Fort ohne Probleme sehen. Die Propellerböen der Vorausfliegenden ließen das Steuer seine eigene Maschine rütteln, und sie nahmen sich den Vorteil die die gestaffelte Formation bot. Den Vorteil in jede Richtung ein Bordgeschütz zu haben und sich dadurch auch gegenseitig verteidigen zu können. „Rechter Rumpf an Heck. Was treibst du eigentlich da hinten, dass du den Skipper nicht hörst?“ „Halt die Klappe, Curtis.“ „Ich meinte ja nur. Vielleicht sollten wir Platz tauschen. Immerhin kannst du auf dem Bauch ’rumliegen, während ich stehen muss.“ „Du kannst meinen Platz haben. Hier vorne gibt’s echt ’ne tolle Aussicht.“ Diese Stimme gehörte zum Bombenschützen Frank Gorsky, der vorne in der mit Plexiglas verkleideten Nase der B-17 hockte und sein Bombenzielgerät vor sich hatte. „Wie wär’s wenn du mal zu mir hinter kommst und mir das noch mal genau erklärst, “ mischte sich jetzt Danny wieder ein. „Verflucht. Seid still. Ich kann mich nicht konzentrieren, “ begann Navigator Casey Brandt zu nörgeln. „Ich muss uns aus diesem komischen Schottland wieder ’rausbringen.“ „Schau nach vorne, da siehst du ne ganze Menge Flugzeuge. Und da wo die Führungsmaschine hinfliegt, fliegen auch wir hin.“ Virgil Claiborne, seines Zeichens Kugelturmschütze, gab seinen Senf dazu. „Du bist ein verdammter Besserwisser, Verge“, gab Chase zurück. „Falls wir irgendwann einmal eine Formation selbst anführen müssen, habe ich niemanden, dem ich hinterher fliegen kann.“ Davis räusperte sich, denn ihm wurde das sinnlose Geschwätz zuviel. Er konnte nicht gleichzeitig fliegen, seinen Vordermann und Nebenmann nicht rammen, und dieses blöde Geschwätz in den Ohren haben. Dazu noch die Instrumente in den Augen behalten, den Kurs halten… „Ruhe!“, nahm ihm sein Copilot Luke die Aufgabe ab. „Gene muss fliegen, und diese verfluchte Formation ist viel zu eng.“ „Als ob ich das noch nicht gemerkt hätte“, murrte Matt, der linke Rumpfschütze. „Dieser Idiot von der Foxy Popsy zeigt mir schon wieder seinen dicken weißen Hintern. Und leider kann ich ihn nur so gut sehen, weil wir wie die Karnickel in ihrem Loch aufeinander hocken. “ „Vielleicht solltest du ihm eins verpassen. Munition hast du ja genug.“ Bordmechaniker Thompson lachte und machte Kanonengeräusche in die Sprechanlage, die Danny im Heck erschrocken zusammenfahren ließen. „Ach, schieb dir deine Munition doch in den Hintern.“ „Ruhe, allesamt!“ donnerte Davis durch die Sprechanlage. „Das ist ja nicht auszuhalten.“ Irgendwer murmelte noch etwas leises, doch dann herrschte Ruhe. Kein Mucks mehr, nur das statische Rauschen in der Leitung der Bordsprechanlage, wo es sowieso immer knisterte. Virgil versuchte seinen Körper, der ziemlich eingezwängt war, vergeblich in eine bessere Haltung zu bringen. In Gedanken verfluchte er den Kugelturm, und seinen schmalen Körperbau, der ihn erst dahin gebracht hatte, nur die schmalen Männer wurden Kugelturmschützen, weil die anderen gar nicht erst hineinpassten. Die Männer mit den kräftigen Armen und Körberbau wurden Piloten, weil sie Kraft aufbringen mussten, so einer war Eugene Davis, ehemaliger Footballspieler auf der Highschool, und der zuhause einen Bauernhof hatte. Virgil selbst hatte sich das zusammengereimt, aus den Geschichten, die er hörte. Auch hatte er gehört, dass es Davis zu den Jägern gezogen hatte, aber aus ebendiesen Gründen, die mit dem Körper und der Kraft zusammenhingen, war er bei den Bombern gelandet. Virgil seufzt. Aber zumindest hatte er freie Sicht nach unten und konnte die zerklüfteten Felsen der Gebirge im Hochland Schottlands erkennen, über die sie gerade hinweg flogen. Ein silber-glänzendes Band durchzog die Landschaft, schlängelte sich hindurch, und ein kleiner blauer Punkt, ein Bergsee wahrscheinlich, tauchte in seinem Blickfeld auf. Er trat auf die hydraulisch gelenkten Steuer-Pedale und bewegte seine Kugel, schwenkte nach rechts, blickte auf die ferne Küste, wo sich das grün der Felder mit dem milchig-grau des Himmels verband. Den Himmel sah er nicht so ganz, weil die neben ihnen fliegende Fortress ihm die Sicht behinderte. Die beiden Kaliber .50 Browning Maschinengewehre zeigten nach unten auf die Landschaft, sie wurden noch nicht gebraucht. Virgil wurde immer noch warm, wenn er daran dachte, wie sie auf Übungsziele geschossen hatten. Kaum waren sie nach England gekommen, war ihnen ein Flugzeug zugeteilt worden, und dann war es losgegangen. Immerhin war auch dies hier nur ein Übungsflug, wobei er sich fragte, wieso er dann hier drinnen eingequetscht sitzen musste und sich den Rücken verrenkte. Aber er wusste die Antwort selbst und verbot sich, sich ständig darüber aufzuregen. „He, Pilot?“ „Das heißt: Kugelturm an Pilot. Und ja, Kugelturm, ich hör’ dich, “ antwortete Davis ärgerlich. „OK, Pilot. Wie lange fliegen wir noch?“ Virgil starrte nach unten und sah der Landschaft zu, wie die Berge langsam verschwanden und den schottischen Lowlands platz machten. Zu gern hätte er auch in den Himmel gesehen und die Flugzeuge um sich herum beobachtet, und so einen Logenplatz gehabt, wie Gorsky in der Nase einen hatte. „Wenn wir nach Deutschland fliegen, dann sitzen wir hier bis zu zehn Stunden aufeinander“, sagte Funker Harris Donovan. „Und ich glaube, dann werden wir merken, wie’s hier wirklich zugeht. Das hier ist ein Spazierflug.“ „Maul halten, Don. Du sitzt da vorne schön auf deinem Arsch und ich frier’ mir hier hinten den Arsch ab. Und Verge in seinem verfluchten Kugelturm sitzt eingequetscht wie eine Sardine in der Dose.“ Dannys Laune schien weit unter dem Nullpunkt zu rangieren. „Fragt doch Chase, wie lang es noch dauert“, sagte Davis. „Wir drehen gerade wieder südwärts. Ich denke in zwei, drei Stunden landen wir daheim.“ „Ja, ja… Daheim. Wie gern wär’ ich jetz’ daheim, “ begann einer zu säuseln, dessen Stimme Davis nicht genau zuordnen konnte. Entweder Matthew Boyd oder Chase Brandt. Oder vielleicht doch Gorsky, denn dem schien es da vorne in seiner Glaskuppel äußerst langweilig zu sein. Matt fluchte unterdrückt und drehte sein MG in die Richtung der Foxy Popsy, die so nah neben ihnen flog, dass er dem nervigen Bordschützen jetzt einen ausgestreckten Mittelfinger entgegenhalten konnte und sich sicher war, er würde ihn auch sehen. „Verdrisch’ ihn doch einfach heut’ Abend. Ich will mal Action in der Messe,“ sagte Gorsky und spähte ebenfalls zur Foxy Popsy hinüber, dessen Besatzung an den kleinen Fenstern des Rumpfs zu kleben schien und zu ihnen herüberstarrte. Ein Hintern tauchte wieder vor einem der Fenster auf und wackelte hin und her. Gorsky schüttelte verständnislos den Kopf, wie konnte jemand so doof sein und hier auf dieser Höhe und bei dieser Kälte seinen Hintern herausholen. Gut, auf zehntausend Metern war es noch dreimal so kalt wie hier auch viertausend. Aber es ging doch ums Prinzip. Er sah diesen Flug nicht als Spazierflug an. Denn sie machten sich gerade bereit, um zu einer Staffel versetzt zu werden, die sich im Einsatz befand und Missionen gegen deutsche Städte flog. Noch machten sie faxen, witzelten herum und amüsierten sich hier in ihrem Flugzeug. Die Boeing B-17 Flying Fortress, die fliegenden Festung, mit ihren zwölf Maschinengewehren bestückt und von ihrer zehnköpfigen Besatzung geflogen. Gorsky bekam ein flaues Gefühl im Magen, wenn er daran dachte, dass sie sich selbst bald, beharkt von Flak und feindlichen Jägern, ihren Weg nach Deutschland bahnen würden, um ihre Bombenlast über irgendeiner Stadt auszuklinken, die strategisch wichtig war, oder zu sein schien. Er blickte wieder nach vorne durch die Plexiglaskuppel. Eigentlich hatte er den besten Platz von allen. Er konnte alles sehen, bekam Sonne ab und hatte auch die anderen Flugzeuge gut im Blick. Und es war nützlich, um feindliche Jäger zu erkennen. Andererseits auch gefährlich, denn dies hier war eine verwundbare Stelle, denn vorne saßen auch die Piloten, die beinahe der wichtigste Teil des Flugzeugs waren. Und wenn die außer Gefecht waren… Vor ihm zeigten die beiden Läufe der Browning MGs nach unten und neben ihm stand der schwere schwarze Kasten des Norden-Bombenzielgeräts fest am Boden verankert. Er saß am Boden, den Rücken an die hintere Wand gelehnt. Er konnte fast nicht glauben, dass nur ein paar Zentimeter Aluminium ihn von der Luft draußen trennten. Direkt hinter ihm saß Navigator Casey ‚Chase’ Brandt an seinem niedrigen Tisch und schaute auf seine Landkarten, auf der er alle paar Minuten die aktuelle Position der B-17 eintrug und die Punkte dann mit Strichen verband, um so den Verlauf der geflogenen Strecke dokumentieren zu können. Im Einsatz würde er alle Hände voll zu tun haben. Chase warf ihm einen genervten Seitenblick zu. „Was starrst du mich so an?“ Gorsky schnitt eine Grimasse in Chase’ Richtung und drehte sich wieder um. Da sah er sich lieber das Heck, der vor ihnen fliegenden Montana Miss an, als sich mit Chase’ Launen anzulegen. Chase war eigentlich ein umgänglicher Mensch, nur das er hin und wieder von akuter Luftkrankheit geplagt wurde. Für den schlimmsten aller Fälle hatte er ein paar Papiertüten unter seinem Tisch liegen. Gorsky hoffte nur, dass es nicht dazu kommen würde, sonst würde er sein Bombenzielgerät aus der Verankerung reißen müssen und sich schleunigst nach hinten verziehen. Funker Don wischte sich über die Stirn, drehte sich um und äugte an der Trennwand zum hinteren Rumpfbereich vorbei, zu den beiden Schützen, die sich eben darum stritten, wer nachher den Kerl von der Foxy Popsy verdreschen durfte. Matt lehnte rücklings an seinem Maschinengewehr und machte Curtis mit Gesten klar, dass er derjenige sein würde. Beide muteten etwas unförmig an, in ihren mit Heizdrähten ausgestatteten Ledermonturen, die sie vor der Kälte, die in den großen Höhen in denen sie flogen herrschte, schützen sollten. Don widmete sich wieder seinem Funkgerät, das außer den üblichen statischen Geräuschen nicht viel von sich gab. Dann zog er gelangweilt einen von den Groschenromanen, die es zuhauf auf dem Stützpunkt gab, aus seiner Tasche und begann zu lesen. Da träumte er lieber von hübschen Damen, als sich mit gelangweilten Bordschützen abzugeben, die nichts Besseres zu tun hatten als zu streiten. Doch nicht viel Zeit würde verstreichen und sie würden etwas zu tun haben. Hinter den beiden Piloten stand Evan ‚Thomps’ Thompson, Bordmechaniker und gleichzeitig Schütze, in seinem drehbaren Geschützturm und musterte die zwölf Flugzeuge umfassende Trainingsformation der 332. Bomb Squadron, die gerade ihren letzten Trainingsflug absolvierte, und danach in den Einsatz versetzt wurde. Er drehte langsam den Turm nach links, lugte über das doppelte Browning-MG hinweg zu den anderen Forts. Ihr linker Flügelmann, Su Su, fiel ein wenig zurück, und das schon seit ein paar Minuten. Anscheinend hatte sie Probleme mit dem rechten äußeren Motor, wie die Diskussion der beiden Piloten vermuten ließ. Die Nähe hatte auch etwas gutes, man konnte erkennen, ob die Männer sich drüben vertrugen, oder nicht, dachte Thomps grinsend. Davis und Gunny hatten ihre Augen am linken Fenster kleben und beobachteten wie Motor 4 von Su Su dicken weißen Qualm zu spucken begann. Thomps fluchte, als er sah wie Su Su jetzt auch noch begann Höhe zu verlieren. Der Pilot, der hinter ihr fliegenden Fortress, scherte geistesgegenwärtig zur Seite, um nicht mit dem Heck von Su Su nähere Bekanntschaft zu machen, und schoss dabei den eigenen Flügelmann beinahe aus dem Himmel. Beide Piloten erschraken beinahe zu Tode, fingen sich aber wieder und ordneten sich neu ein. „Ich sag’s doch, diese Formation ist für die Katz’“, hörte Thomps die aufgeregte Stimme Davis’. „Die sollten ganz dringend die alte Formation, die wir in Rapid City geübt haben, zurückholen.“ Davis wandte seinen Blick wieder nach vorn, weil seine eigene Maschine wieder zu nah auf die Montana Miss aufgeflogen war, und die Propellerböen abbekam. Und als ob der Staffelführer die aufgebrachten Gedanken seiner Piloten gelesen hätte, brach er die befohlene Funkstille und richtete seinen Funkspruch an die gesamte Staffel. „Männer. Wie ich weiß, mögt ihr diese Formation nicht sonderlich.“ Man hörte, wie irgendein aufgebrachtes Besatzungsmitglied seinen Kommentar dazu ins Mikrophon rief und wie der Staffelführer sich ärgerlich räusperte und dann fortfuhr: „Wir haben eben die Mitteilung bekommen, dass der Einsatz mit dieser Formation nach Kiel schief gegangen ist. Über ein Drittel der Flugzeuge wurde abgeschossen oder beschädigt. Und der Mann, der die Idee zu dem ganzen hatte, mit ihnen.“ Wieder räusperte er sich, ihm schien nicht sehr wohl zu sein. „Männer, wir gehen sofort wieder zur üblichen Formation über.“ Es herrschte Stille im Äther. Keiner der Piloten oder Besatzungen wollte dazu etwas sagen. Über ein Drittel abgeschossen. Was für ein Debakel. Und die vielen Männer erst, die jetzt tot waren oder in Gefangenschaft gerieten. Doch keiner ließ sich zu einer unbedachten Bemerkung hinreißen. Jeder dachte sich seinen Teil. Wenn man seine Gedanken laut aussprach, schien es zu bedeuten, dann wurde das Geschehen auch real. Es war real, aber keiner konnte, oder wollte, seine Gedanken damit beschäftigen. „Formation bilden“, erschallte dann die auffordernde Stimme des Staffelführers, als keine der Maschinen anstalten machte, sich neu zu formieren. Su Su hing mittlerweile am Ende der Staffel, hielt aber trotz des kaputten Motors weiter den Anschluss. Ihr Pilot hatte die Luftschraube auf Segelstellung gestellt, damit er keine Geschwindigkeit verlor. Die Maschinen begannen sich aufzuteilen in ihre normale Formation. Die Grundformation bestand aus drei Flugzeugen in einer V-Formation, die übereinander gestaffelt waren. Die restlichen waren nach hinten, oder zur Seite in ebendieser Form gestaffelt. Diese enge Formation ermöglichte eine sehr konzentrierte Feuerkraft zwischen den Staffeln und den Flugzeugen. Davis atmete tief durch, als sie schließlich wieder die üblichen braun-grünen Felder Südostenglands unter ihren Rümpfen hatten und bald darauf auf den Flugplatz einschwenkten, um noch mindestens eine halbe Stunde ihre Schleifen zu ziehen, bis sie landen konnten. Su Su musste als erste wegen ihres kaputten Motors herunter. Sie kam sicher herunter, ebenso wie der Rest der Staffel. Obwohl alle ziemlich nervös waren, weil es ihr letzter Testflug war, bevor sie in Einsatz versetzt wurden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)