Scatters von abgemeldet (Tief im Innern) ================================================================================ Kapitel 30: Weg --------------- ~*Weg*~ Und wir gehen. Der Wind peitscht uns um die Ohren. Die kalte Luft lässt meinen Körper taub werden. Ich kann nichts mehr spüren. Bloss den inneren Schmerz. Denn ich fühle mich wie Jesus am Kreuz. Denn ich weiss, dass das Ende kommen wird. Und es wird nicht schnell gehen. Und es wird nicht angenehm sein. Und wir gehen. Und die Konturen unseres Ziels nähern sich. Doch ich kann nicht mehr klar sehen. Tränen nehmen mir die Sicht. Ich wäre lieber tot, als in diesem Moment hier. Und wir bleiben stehen. Bleiben stehen, um uns noch ein letztes Mal zu verabschieden. Verabschieden, wie wir es schon die ganze Zeit getan haben. Denn von dem Moment an, in dem wir uns wiedersehen, müssen wir uns schon wieder verabschieden. Es ist unser Schicksal. Und es ist grausam. Wenn man in jeder Sekunde nur an Abschied denken kann, egal, wie sehr man versucht glücklich zu sein, weil man weiss, dass man nur jetzt die Chance dazu hat. Und unsere Lippen berühren sich. Und ich wünschte, der Moment würde ewig halten. Ich will dich nicht noch einmal verlieren. Nicht schon wieder. Es bricht mir das Herz. Zum hundertsten Mal. Alles bricht mir das Herz. Und meine Tränen fühlen sich kalt an, in der frühwinterlichen Luft. Warum? Warum ich? Und wir lösen unsere Lippen. Weil wir beide wissen, dass es Zeit ist. Weil wir beide wissen, dass es kein Entkommen gibt. Egal, wie sehr wir danach streben. Und die Luft scheint noch kälter als zuvor. Eine kurze Zeit schauen wir uns in die Augen. Nicht länger als zwei Sekunden. Doch der Moment hält für die Ewigkeit. Und dann trete ich zurück. Trete zurück, weil ich weiss, dass ich nicht die Einzige bin, die leidet. Und ich schaue den anderen zu, wie sie dich umarmen. Und der Schmerz trifft mich wie ein Messer. Und dann gehen wir weiter. Wir haben uns die Tränen abgewischt. Und wir kommen an. Und es ist vorbei. Und wir müssen so tun, als wäre die Welt ein schöner Ort. Als gäbe es kein Leid und keine Trauer. Als würde das Morgen nicht zählen. Als könnten wir loslassen. Als könnten wir jetzt einfach zurückgehen und weiterfeiern. Und nun ist es definitiv. Eine letzte Umarmung. Ein Schmerz, so fürchterlich und unbeschreiblich, dass man nicht einmal unbewusst an ihn denken will. Und wir drehen uns um. Gleichzeitig. Wie Cowboys im Wilden Westen. Bloss in die falsche Richtung. Und wir gehen. Voneinander weg. Und du gehst weiter. Und du entfernst dich von uns. Unweigerlich. Doch wir bleiben stehen. Denn wir können nicht mehr. Wir bleiben stehen und umarmen uns. Und weinen, und halten uns ganz fest. Doch es nützt nichts. Denn du kommst nicht zurück. Und du bleibst auch nicht stehen. Du gehst immer weiter. Immer weiter weg von uns. Und auch wir gehen weiter. Die Entfernung wird grösser. Und es ist vorbei. Vorbei. Denn du bist wieder weg. Und wir gehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)