Scatters von abgemeldet (Tief im Innern) ================================================================================ Kapitel 3: Perfektionismus -------------------------- Perfektion Sie saß an dem Tisch an dem sie jeden Tag saß. Umgeben war das Mädchen von ihren Freunden. Die Sitzordnung war ihrer Meinung nach etwas unpassend geraten. Von der Person, die sie am liebsten mochte, saß sie nämlich am weitesten entfernt. Ihrem Freund. Trotzdem warfen sich die beiden ab und zu ein verschwörerisches Lächeln zu. Der Rest des Tisches unterhielt sich angeregt über alles Mögliche. Sie waren mit Abstand die lautesten. Normalerweise gehörte das Mädchen auch zu diesen Schreihälsen. Doch heute schwelgte sie lieber etwas in Erinnerungen. Plötzlich stupste sie von der einen Seite eine ihrer Freundinnen an. „Hattest du auch ein tolles Wochenende?“ „Ja, es war sehr schön.“ Dabei lächelte die Blonde verträumt. „Jaah, mein Wochenende auch. Ich habe mit meinem Freund rumgeknutscht!“ „Ach wirklich?“ „Jaah, und ich kann dir sagen, der Kerl hat einen Oberkörper…! Zum Dahinschmelzen…!“ Sofort verfiel die Erzählende ins Schwärmen. „Muskulös?“ „Muskulös ist kein Ausdruck!“ Dann warf die Sprecherin einen Blick zum Freund der Blonden. „Hm, da hast du wohl nicht das grosse Los, was?“ „Wie bitte?“ Die Jüngere schien nicht zu verstehen. „Nun ja, von Muskeln ist ja da keine Spur…“ Nachdenklich musterte die Blonde ihren Freund. Nein, Muskeln waren tatsächlich nicht vorhanden. Bevor die eine Freundin weiterschwärmen konnte, wurde das Mädchen schon von der anderen Seite angestupst. „Naa, wie war dein Wochenende`“ Die Blonde musste darüber lächeln, dass ihre beiden Freundinnen genau die gleiche Frage stellten. „Schön. Und deines?“ „Oh, auch wunderschön! Ich hatte eine ziemlich tiefsinnige Diskussion mit meinem Freund.“ „Oh, worüber denn?“ „Über dies und das. Er ist so reif!“ Und nun wanderte auch ihr Blick zum Freund der Jüngeren. „Kann man von ihm ja nicht behaupten…“ Die beiden Freundinnen hatten sich wieder abgewandt und die Blonde mit ihren Gedanken allein gelassen. Die Worte der beiden wollten ihr nicht mehr aus dem Kopf. Natürlich war es nicht böse gemeint gewesen, das wusste das Mädchen sehr wohl. Trotzdem nagte es an ihrem Herzen. Irgendwie schienen die Partner der anderen so perfekt! Muskulös, reif… Doch schon eine Sekunde nachdem sie das gedacht hatte, hätte sich die Blonde am liebsten selbst geschlagen. Ihre Blicke musterten ihren Freund forsch, der gerade in ein anderes Gespräch vertieft war. Nein, er war nicht muskulös. Schlaksig war wohl eher das richtige Wort. Ganz bestimmt nicht der nächste Mister Universe! Na und? Was wollte sie schon mit einem Muskelprotz?! Die hatte sie sowieso noch nie gemocht. Genau so wenig verhielt sich ihr Freund reif. Im Gegenteil. Er war ein ziemlicher Kindskopf. Aber sie doch auch! Was würde sie bloß tun, wenn er durchgehend bierernst wäre? Außerdem war er im richtigen Moment sehr reif. Und immer noch konnte das Mädchen ihre Blicke nicht von ihrem Partner wenden. Und dann, aus dem Nichts, wurde ein Lächeln auf ihr Gesicht gezaubert. Es wärmte ihre Seele. Was war schon perfekt? Perfekt sein ist doof. Perfekt sein ist langweilig. Perfekt sein lässt keinen Spielraum. Und nachdem sie diesen Gedankengang beendet hatte, stand das Mädchen auf, ging einmal um den Tisch herum und blieb bei ihrem Freund stehen. Sie ging in die Knie und legte ihre Arme um seinen nicht muskulösen Körper. Eine unglaublich angenehme Wärme durchflutete sie. Besser als jedes andere Gefühl. Perfekt? Perfekt ist relativ. Für sie war er perfekt. Absolut perfekt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)