Amicus Draconis - 1st Cycle: Cycle of the Badger von Yamato_ (1. Zyklus - Zyklus des Dachses) ================================================================================ Kapitel 8: 8. As far as Dreams can carry ---------------------------------------- in der letzten folge war mächtig was los In der letzten Folge haben wir endlich rausgekriegt, warum Lord Luschiwusch damals nicht in Azkaban gelandet ist, sondern in der Politik, und warum Tante Voldie sich so gern wahrsagen lässt. Dunkle Geheimnisse *gruselgrusel* liegen über Neville's und Harry's Vergangenheit, und alle Schakale, Luchse, Fischotter und Ratten da gibt's nur eine oder hat lord pippi vor, 'ne familie zu gründen? *einmallautablach* und die eine Ratte, und alle Schakale, Luchse, Fischotter und auch ihre ganzen Fifis was sind fifis? du bist mein fifi, also halt endlich die klappe, und lass mich ausreden Die ganzen Loser und auch ihre Fifis spinnen sich gegenseitig mit Intrigen zu. das war's was ich sagen wollte fred? ja, george? ich glaub' das wussten unsere zuhörer schon vorher. oh erzähl ihnen lieber was über geheimnisvolle briefe und wappenringe würd' ich ja gern tun, george, aber die folge geht los * * Doch tu dein Ärgstes, dich hinweg zu heben, Für Lebenszeit ich dich gesichert hab; Nicht länger als dein Lieben wärt mein Leben, Von deiner Liebe hängt es ja nur ab. Nicht Furcht vor schlimmsten Unrecht mich beschwert, Wenn schon geringstes macht mein Leben enden. Ich sehe mir ein bessres Los beschert, Als das, was deine Laune hält in Händen. Du kannst mich quälen nicht mit Flattergeist, seit dein Verrat das Leben mir bedroht, Oh, welch ein Anspruch, der mir Glück verheißt, In deiner Liebe Glück, und Glück im Tod! Doch was gibt's Holdes, das nicht Furcht befleckt? Falsch könntst du sein, und ich hab's nicht entdeckt * * Amicus Draconis First Cycle: Cycle of the Badger --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Part 8: As Far as Dreams Can Carry "Hey Leute, wie geht's euch heute? Geht's euch noch gut da draußen? Ja? Tatsache? Dann passt lieber auf, dass es euch nicht so ergeht, wie unserer lieben Mrs. Underwood aus London! Die arme Frau wollte nur einen harmlosen kleinen Einkaufsbummel durch die freundliche Innenstadt machen, als ihr plötzlich eine vorbeizoomende Packung Pampers Ultra gegen den Schädel knallte! So richtig mit kawoom!" "So was aber auch! Du hast nicht zufällig eine Erklärung, warum die Windeln plötzlich so aggressiv geworden sind, Fred?" "Nun ja, George, ich muss zugeben, nach dem siebten oder achten Scotch fang' ich auch langsam an, fliegende Windeln zu sehen!" "Echt? Ich seh' da nur immer tanzende Kuhglocken! Und damit ihr da draußen auch was zu tanzen habt, kriegt ihr jetzt 'Iron Fist', und zwar in der Originalfassung von Motörhead!" * * * Wie üblich hockten sie auf dem großen Felsen in der Mitte des Wasserfalls und starrten hinunter in die schäumende Flut. Wie üblich hatten sie sich auch die ganze letzte Stunde über einen ganz bestimmten Jungen unterhalten, bis das Gespräch schließlich irgendwann an einem toten Punkt angelangt war. Nun hing jeder seinen eigenen Gedanken nach. Der Abend zeigte sich kühl und wolkig, zwischen den Felsen heulte der künstliche Wind. So wie alles in diesem Versteck künstlich und zum Heulen war. Doch mit Sicherheit war es hier drinnen nicht so kalt wie draußen in der realen Welt. Immerhin hatten sie schon die erste Novemberwoche, und der Winter näherte sich mit Riesenschritten. Ob es wohl zu Weihnachten schneien würde? Nicht, dass sie beide eine wirkliche Ahnung davon hatten, wie das Wetter außerhalb sein mochte. Bis auf die kleinen Unterwasser Ausflüge in den See, wenn die Form des Verstecks gewechselt wurde, hatten sie es ja auch noch nie verlassen. "Es ist einfach nicht fair," seufzte Colin Creevey wohl zum X-ten Male, und warf einen Kiesel ins Wasser. "Ich weiß, dass ich tapfer sein kann, wenn ich nur eine Chance bekomme! Ich würde diesen verdammten Blood Riders so richtig einheizen! Ich würde sie alle miteinander ... hey, was soll der Blödsinn?" Neben ihm hatte Ginny Weasley angefangen zu kichern. "Tut mir leid," prustete sie, "aber das ist einfach zu komisch. Langsam müsstest du die Kerle wirklich mal auseinanderhalten können, Colin! Schließlich wird hier im Versteck über nichts anderes geredet." Vom Sitzen verkrampft streckte sie die langen Beine aus, und wechselte dann in den bequemeren Schneidersitz, wobei sie sorgsam darauf achtete, dass ihr Röckchen nicht verrutschte. Aber Colin sah ohnehin nicht zu ihr hinüber, er hielt den Blick weiterhin aufs Wasser gerichtet. "Na und?" brummelte er. "Ist doch vollkommen egal wie die heißen, wen interessieren schon diese ollen Handlanger? Wir sollten lieber die Schattenfestung direkt angreifen und den verdammten Mistkerl platt machen. Unsere Rettungsaktionen sind zwar gut und recht, aber wenn wir wirklich was erreichen wollen, kommen wir mit unseren alten Methoden nicht weiter! Ein paar Muggles retten - was ist das schon? Wir müssen aktiver werden, wir müssen kämpfen und uns nicht hier drin verstecken!" Jetzt schielte er zu ihr hinüber, und wartete auf eine Reaktion, doch sie zeigte sich von seiner feurigen Kampfesrede nicht im Mindesten beeindruckt. "Mir würde es vollkommen reichen, wenn Harry mich nur endlich mitnehmen würde", sagte sie nachdenklich. "Ich hasse es, hier rumzusitzen und nichts zu tun!" "Du musst gerade reden," entgegnete Colin entrüstet. "Du hast ja noch wenigstens deinen Unterricht, um dich abzulenken. Und was hab' ich? Gar nichts! Ich kann hier abhängen, mich langweilen, und auf bessere Zeiten warten!" Verwundert und fast schon ein wenig empört sah sie ihn an. "Ablenkung? Kinder zu unterrichten ist keine Ablenkung, das ist anstrengende Arbeit. Und ich weiß nicht, warum du dich beschwerst, du könntest doch auch unterrichten, wenn du etwas beitragen möchtest. Hilfe können wir schließlich immer gebrauchen." Entschieden schüttelte er den Kopf. "Dein Angebot ist sicher lieb gemeint, Ginny, aber ich glaube nicht, dass ich für so etwas so gut geeignet bin. Ich bin eher der aktive Typ, weißt du? Ich will etwas wirklich Bedeutendes tun, nicht mich mit nervigen Kindern abgeben. Ich will für unsere Freiheit kämpfen!" Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. "Und wir sollten langsam los, die Versammlung fängt in einer halben Stunde an." "Nur die Ruhe, du großer Held." Mit Mühe hielt Ginny ein weiteres Kichern zurück, dann sprang sie mit einem Hüpfer auf und schüttelte den Staub von dem Röckchen ihrer Schuluniform. "Wir brauchen keine zehn Minuten für den Weg ins Dorf." "Mag ja sein, aber ich möchte einen anständigen Platz haben, nicht irgendwo im hintersten Eck!" Dass er mit einem 'anständigen Platz' einen Platz in der Nähe eines bestimmten Jungen meinte, sprach er nicht laut aus, doch er konnte sicher sein, dass sie ihn auch ohne Worte verstanden hatte. So verschieden die beiden auch sein mochten, eine Sache gab es, die sie eng verband und zu geheimen Verschwörern zusammenschweißte - ihre verzweifelte, hoffnungslose, und unerfüllte Schwärmerei für einen Jungen, der die letzten sechs Jahre vermutlich nicht einmal bemerkt hatte, dass sie überhaupt da waren. Flink wie ein Eichhörnchen kletterte Ginny die Felsen hinunter, ihre langen buschigen Locken wippten leuchtendrot auf ihrem Rücken und bildeten einen dazu passenden Schweif. Hinter ihr kraxelte Colin mühevoll nach unten, wo sie schon längst auf ihn wartete. "Wer zuerst am Dorfrand ist!" rief sie laut, kaum dass seine Füße den Boden berührt hatten, und wetzte los. Das lange Stillsitzen war offensichtlich ein bisschen zuviel für ihr überschäumendes Temperament gewesen. "Gilt!" Er jagte ihr nach und stellte zufrieden fest, dass er sie noch vor dem nächsten Holzsteg einholen konnte. * * * "Verdammt, was will der kleine Scheißer denn jetzt schon wieder? Wir ham sie doch grad erst gefüttert!" "ICH hab' sie gefüttert, du Checker! Du machst hier überhaupt nix, Mann, außer dich zu beschweren!" "Red' nich so 'ne Kacke, Mann, ich bin hier schon seit Stunden damit beschäftigt, Windeln herbeizubeschwören, weil du Depp sie immer kaputt reißen musst! Du hast absolut keine Ahnung wie man eine Windel wechselt! Hör das nächste Mal gefälligst auf meine Anweisungen!" "Kriegt euch wieder ein, ihr Idioten! Wenn Greg, diese Pfeife, endlich mal anständige Windeln herbeizaubern würde und nicht diesen Mugglekram, bräuchten wir sie überhaupt nicht zu wechseln!" Mit Schwung pfefferte Millicent Bulstrode ein Paket Windeln ins Eck, brachte damit das Zelt zum Schwanken und das Baby zum Schweigen, welches den Windeln fasziniert und mit offenem Mund hinterher guckte. "Magische Windeln absorbieren nämlich, habt ihr das nicht gewusst?" "Nö!" Vincent Crabbe und Gregory Goyle starrten sie an, als ob sie soeben verkündet hätte, dass Meerschweinchen Eier legen. "Woher denn auch?" "Echt? Du meine Güte!" Mill sog erschrocken die Luft ein, als wolle sie ihren Ohren nicht trauen. "Man sollte meinen, selbst Leute wie ihr müssten ab und zu noch einen kleinen Rest an Grips übrig haben." Fassungslos schüttelte sie den Kopf. "Haben wir ja auch," grinste Vince zurück. "Oder was glaubst du, warum wir freiwillig auf die Gefangene aufpassen?" "Das bedeutet nämlich, dass wir uns nicht in diesem Sauwetter zu Tode schuften müssen so wie die armen Schweine da draußen," fügte Greg hinzu. Alle drei wandten sich dem Fenster des Pavillonzeltes zu und starrten hinaus in den prasselnden Novemberregen. Schweigend beobachteten sie wie etwa drei Dutzend Ghost Riders zu den bellenden Anweisungen von Draco Malfoy ihre Flugübungen absolvierten. Im Moment mussten sie eine Art Labyrinth aus soliden Wolken durchqueren, einhändig, versteht sich, damit sie die Zauberstäbe stets griffbereit hatten. Zusätzlich wurden sie noch von wildgewordenen Bludgers attackiert, denen sie entweder ausweichen, oder sie mit einem Spruch abwehren mussten. Manchmal funktionierte aber auch keines von beiden und dann durfte man sich auf einen Sturz aus sechzig Fuß Höhe gefasst machen. Mindestens. So war es heute Nacht schon Terence Higgs und Blaise Zabini ergangen. Mit geschienten Knochen, und mürrischen Mienen lagen die beiden Jungen weiter hinten im Zelt auf Feldbetten und fluchten halblaut vor sich hin. Das erneute Geplärr des Babys riss alle aus ihren Gedanken. Die Kleine hatte sich zwar beruhigt, nachdem Vince sie auf den Arm genommen hatte, aber jetzt brüllte sie mit unverminderter Lautstärke weiter. Mit schmerzverzerrtem Gesicht steckte Greg sich die Finger in die Ohren. "Stell das ab!" "Wenn ich hier irgendwo einen Schalter finden könnte!" Vince packte das Baby am Bein und hielt sie hoch. Das kleine Mädchen hörte auf zu schreien, und begann stattdessen vergnügt zu glucksen und mit den Armen zu rudern. "Jetzt hab' ich's geschnallt, man muss sie auf den Kopf stellen, dann gibt sie Ruh'!" Vince warf das Baby in die Luft und fing es wieder auf. "Und wenn das nicht hilft, können wir sie vielleicht ein bisschen umbringen." Das Baby quiekte und zog ihn an seinen fettigen Haaren. "Autsch, lass los!" Vince versuchte das winzige Fäustchen zu öffnen um seine Haare in Sicherheit zu bringen, während Greg, sozusagen als Ablenkungsmaneuver für das Baby ein weiteres Paket Windeln in der Gegend herum warf. Mill war inzwischen herbeigestürzt um die Kleine festzuhalten, denn irgendwie sah Vince nicht so aus, als könne er sich auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren. Sie bekam das Baby an den Beinen zu fassen mit dem Ergebnis, dass es nun wie eine Hängematte zwischen ihren Händen und Vince' Kopf schaukelte, und dabei fröhlich und aus Leibeskräften herumkrähte. Zu allem Überfluss tauchte nun auch noch Marcus Flint im Zelteingang auf, und hätte um Haaresbreite das nächste Paket Windeln an den Kopf bekommen. Erschrocken sprang er zur Seite und bedachte die nicht gerade alltägliche Szenerie mit einem verwirrten Gesichtsausdruck. "Darf man fragen, was hier abgeht?" "Wir bewachen eine Gefangene, Captain," beeilte sich Vince zu erklären, und bemühte sich, einen möglichst wichtigen Gesichtsausdruck aufzusetzen, der ihm aber, da das kleine Mädchen immer noch eifrig an seinen Haaren zupfte, gründlich misslang. "Wir haben sie geschnappt, als sie aufrührerische Flugblätter in Kamine warf!" "Dieses Baby hat Flugblätter in Kamine geworfen?" fragte Marcus noch eine Spur verwirrter. "Bist du sicher, dass du nicht zuviel Alk erwischt hast, Crabbe?" "Quatsch!" mischte sich Millicent ein und warf Vince einen wütenden Blick zu. "Es war ihre Mutter, die Flugblätter verteilt hat. Commander Malfoy und ich haben sie dabei beobachtet, als wir Patrouille geflogen sind, und wir sind ihr gefolgt, um festzustellen, ob sie vielleicht Kontakt zu verbotenen Organisationen hat. Sie ist aber nur zu sich nach Hause zu ihrem Baby geflogen. Wir haben sie natürlich sofort verhaftet, und wollten sie mitnehmen, um sie zu verhören." "Und wo ist sie jetzt?" wollte Marcus wissen. Mill zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, Azkaban vermutlich. Wir hatten sie kaum verhaftet, da tauchten auch schon zwei von Lord Pettigrew's Leuten auf - mit einem von Pettigrew unterzeichneten Befehl, sie sofort mitzunehmen. Wir waren ziemlich sauer, schließlich war sie unsere Gefangene, aber einem Grand Dragon kann man sich ja wohl schlecht widersetzen. Also haben wir nur das Baby bei uns behalten, der Befehl galt schließlich nur für die Mutter." "Das ist wieder mal so typisch," schimpfte Greg. "wann immer wir irgendwas leisten, kassiert wer anders die Lorbeeren dafür!" "Wir Ghost Riders sind doch immer nur die Deppen vom Dienst!" fiel Vince in das Klagelied mit ein. "Möcht' wissen, warum Draco uns jede Nacht so schuften lässt, wir ham doch eh' nix davon! Da könnt' er uns ebenso gut wieder im Leaky Cauldron Party machen lassen!" "Find' ich auch," mischte sich jetzt Terence ein, der das Gespräch von seinem Feldbett aus mitverfolgt hatte. "Seit Malfoy SIC ist, nimmt er sich unheimlich wichtig, und scheucht uns die ganze Zeit nur in der Gegend 'rum. Ich hab' den Arm an zwei Stellen gebrochen, weil ich vom Pferd gefallen bin! Alles nur wegen seinen dämlichen Kampfübungen!" "Halt dein Lästermaul, Higgs und sei nicht so wehleidig," Millicent warf ihm einen bösen Blick zu, und auch die Gesichtszüge von Vince und Greg hatten sich verhärtet. "Draco weiß schon, was er tut. Wenn er uns nicht hart ran nimmt, werden wir nie besser als die Blood Legion, und du weißt genau, dass er Großes mit uns vorhat. Eines Tages sind wir auch eine Eliteeinheit, du wirst schon sehen..." "Nun, solange kleine Mädchen ihre Klappe aufreißen dürfen, liegt dieser Tag noch in weiter Ferne!" Alle Köpfe fuhren herum und starrten in die Mitte des Zeltes, wo sich soeben Tod Macnair und drei weitere Mitglieder der Blood Legion materialisiert hatten. Hochnäsig blickten die vier um sich, und schienen sich über die wütenden und misstrauischen Mienen um sie herum köstlich zu amüsieren. "Was willst du hier, Macnair?" fragte Marcus, bemüht, seine Stimme ruhig und sachlich zu halten. "Du befindest dich auf unserem Trainingsgebiet." "Nur keine Sorge, Flint, es liegt mir fern, euer 'Training' zu stören, Ihr habt es, weiß Gott, nötig!" spöttelte Tod. "Ich bin lediglich hier um einen Befehl meines Vaters auszuführen. Grand Dragon Macnair wünscht, dass die Gefangene Olivia Bell unverzüglich an die Blood Legion ausgeliefert wird. Er hielt Marcus eine Pergamentrolle vor die Nase. Auf dem wächsernen Siegel war deutlich der Abdruck eines Fischotters zu erkennen, dem Wappentier der Macnairs. Marcus brach das Siegel, um sich den Befehl durchzulesen. Resigniert ließ er die Schriftrolle zu Boden fallen. "Ach, macht doch, was ihr wollt!" "Tun wir immer!" entgegnete Tod nicht ohne eine Spur Sarkasmus in der Stimme und nahm Vince das Baby ab. Da die Roten mit dem Kind nicht Apparieren konnten, beschworen sie ein Feuer in der Mitte des Zeltes, und verließen es mit Hilfe von Floo Powder. Sie verschwanden ebenso schnell wie sie gekommen waren, allerdings nicht ohne noch eine Bemerkung über Mill zu loszulassen, die ihr wirklich die Sprache verschlug und das obwohl sie alles andere als auf den Mund gefallen war. * * * In einer Sache hatte Colin Recht behalten, es waren wirklich schon mehrere Grüppchen in der Halle versammelt. Sie hockten um den großen Tisch herum und unterhielten sich, manche futterten nebenbei noch Reste vom Mittagessen. Die Stimmung schien erwartungsvoller und gespannter zu sein, als bei den meisten Treffen zuvor, vermutlich hatte sich herumgesprochen, wer alles schon an abenteuerlichen Aktionen beteiligt gewesen war, und was sie damit erreicht hatten. Mit Sicherheit gab es bereits neue waghalsige Pläne, was man als Nächstes tun konnte. Einige Köpfe flogen herum, als sie den Saal betrat und Ginny senkte verlegen die Augen, denn sie wusste, dass die Blicke ihr galten. Noch vor wenigen Jahren hatte niemand sie besonders beachtet, aber das hatte sich geradezu über Nacht geändert, und sie kam damit noch nicht besonders gut klar. Es tat ihr jedes Mal leid, wenn sie einen der Jungen zurückweisen musste, die sich für sie interessierten, denn sie wollte niemanden verletzen. Aber in ihrem Herzen war nun mal nur Platz für einen. Selbst die Tatsache, dass er in den sieben Jahren, in denen sie sich jetzt kannten, niemals ein romantisches Interesse an ihr gezeigt hatte, hatte ihre Zuneigung nicht schmälern können. Gefolgt von Colin durchquerte sie den Raum, an den Hufflepuffs vorbei, wo Hannah Abbott ihrem Freund Ernie Macmillan einen strafenden Blick zuwarf, weil er ihr mit offenem Mund hinterher gaffte. Bei den Ravenclaws war Mandy Brocklehurst nicht so zimperlich, sie verpasste Terry Boot einen heftigen Knuff in die Seite. "Hey Ginny, setz dich zu uns!" rief Seamus Finnigan, als sie auf die Gryffindors zusteuerte. "Aber nicht neben meinen Freund!" fügte Dean Thomas hinzu und legte besitzergreifend einen Arm um Seamus. "Ich hätt' ihn gern noch etwas länger, wenn's dir nichts ausmacht!" "Mal sehen," feixte Ginny zurück. "Zumindest weiß ich jetzt, was ich tun werde, wenn du mich wieder ärgerst, Dean." "Ich doch nicht!" Dean zog eine Unschuldsmiene, und Ginny drängte ihn scherzhaft zur Seite, damit Colin und sie sich zwischen Dean und Lavender auf die Bank quetschen konnten. "Was denkst du da von mir?" Eben, als Seamus einwarf: "Das Richtige!" stand Colin wieder auf: "Wollen wir uns nicht lieber zu deinem Bruder setzen, da wäre auch noch Platz frei?" Mit einer Kopfbewegung deutete er zu Ron, der hinten am Kopfende des Tisches saß, und dort einige Plätze freizuhalten schien. "Die sind erst mal für Harry und Hermione, und mehr als drei Leute passen dort sowieso nicht mehr hin," entgegnete Ginny. "Na dann passt es ja!" Colin grinste, sprang auf, und begann sich durch die Menge zu schubsen. "Ich werd' Harry einen schönen Gruß von dir bestellen!" In diesem Moment öffnete sich die Türe und Harry betrat den Saal, gefolgt von Neville und Hermione. Die drei waren in eine angestrengte Unterhaltung vertieft, den ernsten Gesichtern zufolge musste es sich um etwas Wichtiges handeln. Ohne darauf zu achten, dass sämtliche Gespräche im Raum verstummten, und alle Blicke ihnen folgten, durchquerten sie den Saal, und setzten sich zu Ron an den Tisch. "Verdammt," murmelte Colin und schlug wütend mit der Faust in die Handfläche. "Ausgerechnet der dumme Neville darf neben Harry sitzen. Das ist total unfair!" Schnell machte er kehrt und versuchte zurück zu seinem alten Platz zu gelangen. Dieser existierte allerdings nicht mehr, da die anderen Gryffindors die Gelegenheit genutzt hatten, sich etwas auszubreiten. So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich am Eingang der Halle auf einem noch freien Hocker niederzulassen. Harry stand auf. "Ich danke euch, dass ihr hier seid," begann er schlicht, "und ich möchte diejenigen unter euch begrüßen, die in den letzten zwei Wochen siebzehn geworden sind, und deshalb zum ersten Mal an einer solchen Besprechung teilnehmen...." Bei diesen Worten sprang Colin auf, und winkte. Harry nickte ihm zu, und setzte seine Erklärungen fort: "Ich weiß, wie sehr wir alle auf Nachrichten von außerhalb warten, aber ich muss euch leider mitteilen, dass es im Moment nichts Neues gibt, und deshalb nichts für uns zu tun. Wir sollten uns daher mit den Dingen beschäftigen, die uns selbst betreffen, zum Beispiel mit den Unterrichtsplänen.." Ein enttäuschtes Raunen wanderte den Tisch entlang und einzelne begannen empört mit dem Nachbarn zu flüstern. Harry wartete, bis alle sich wieder beruhigt hatten und wollte schon weiterreden, als Colin's Hand in die Höhe schnellte: "Bitte, ich möchte etwas sagen!" "Du wirst gleich dazu Gelegenheit bekommen," Harry lächelte ihn freundlich an und wandte sich dann Neville zu. "Setz ihn bitte auf die Liste!" Verwirrt blickten die anderen sich an. Liste? Gab es da etwas, dass sie nicht mitbekommen hatten? "Eine Rednerliste," erklärte Harry. "Neville hat vorhin den Vorschlag gebracht, eine Rednerliste zu führen. Wir sind inzwischen sehr viel mehr geworden und die einzelnen Leute bringen auch einiges mehr an Vorschlägen und Ideen. Deshalb sollten wir dafür sorgen, dass auch jeder, der etwas beitragen möchte, zu Wort kommt, und wir uns nicht gegenseitig niederschreien. Einverstanden?" Die anderen nickten zustimmend. Genau genommen war dies nur der letzte Schritt in einer Reihe von Änderungen, die sie in den letzten paar Wochen an ihrer Versammlung vorgenommen hatten. Zum Beispiel war es jetzt üblich, dass die Präfekte Vorschläge von den jüngeren Mitgliedern ihres Hauses sammelten, und diese in der Versammlung zu Debatte stellten. Oder dass man so eine Art Tagesordnung aufsetzte und die einzelnen Themen der Reihe nach abhandelte. Allmählich bekam Colin das Gefühl um diese Versammlung wurde viel mehr Wirbel gemacht, als sie es eigentlich wert war. Unterrichtspläne, Regeln- und Regelverstöße im Versteck, Berichte vom letzten offiziellen Treffen bei Häuptling Murcus, das alles interessierte ihn nicht die Bohne. Er wollte Action, Abenteuer, und gegen die Bösen kämpfen. Dass Harry diese Träume mit einem einzigen Satz zunichte gemacht hatte, fand er mehr als ungerecht. Endlich, über eine halbe Stunde war inzwischen vergangen, wandte sich die Besprechung interessanteren Dingen zu. Sie berieten darüber, ob es nicht trotz der mangelnden Informationen Möglichkeiten gab, in die Geschehnisse der Außenwelt einzugreifen, ohne dabei das Versteck in Gefahr zu bringen. Hier konnte Colin endlich seinen Redebeitrag anbringen: "Ich bin der Meinung, wir sollten viel aktiver werden. So wie ich das verstanden habe, habt ihr bei euren bisherigen Aktionen immer versucht, den Kampf zu vermeiden. Aber wie sollen wir sie denn jemals besiegen, wenn wir nicht gegen sie kämpfen?" "Im Prinzip tun wir das ja auch," erklärte Hermione. "Du musst das so sehen, Colin: Mit unseren jetzigen Aktionen retten wir Menschenleben. Wenn wir uns selbst, und unsere Freunde in den sicheren Tod schicken, vernichten wir Menschenleben. Wem würde das nützen?" "Ich denke, das größte Problem ist, dass wir unsere Ausbildung nicht beenden konnten," meldete sich Lisa Turpin zu Wort. "Wenn wir beispielsweise das Apparieren gelernt hätten, könnten wir viel einfacher flüchten!" "Eine bessere Ausrüstung würde uns auch nicht schaden," fügte Dean hinzu. "Magische Gegenstände oder zumindest Zutaten für Zaubertränke, die wir verwenden könnten. Harry, du hast doch ein paar Connections zur Phoenix Order. Denkst du nicht, da ließe sich etwas machen?" "Über dieses Thema haben wir doch schon gesprochen, Dean." Harry's Stimme klang nicht ungeduldig oder genervt, aber sehr bestimmt. "Die einzige Person von der Phoenix Order, mit der wir Kontakt aufnehmen können, ist Snape, und er möchte keine Zusammenarbeit. Dann ist da noch Hagrid, aber er hat seine eigenen Aufgaben. Ich bin sicher, er hat seine Gründe um im Forbidden Forest zu leben." "Willst du denn Zusammenarbeit?" fragte Ron und sah Harry fest in die Augen. "Du hast immer betont, dass du Snape nicht traust. Ich geb' ja offen zu, dass ich absolut kein Fan von dem Kerl bin," - bei diesen Worten erntete er zustimmendes Nicken vom ganzen Saal - "aber ich glaub' ihm trotzdem, dass er auf unserer Seite steht. Du scheinst das nicht zu tun." "Stimmen wir ab," schlug Harry vor. "Wenn die Mehrheit dafür ist, werden wir jemanden zu Snape schicken um noch mal mit ihm zu reden. Ich würde auch selbst gehen, falls ihr das möchtet. Aber ich sage euch ehrlich, ich glaube nicht, dass er sich überzeugen lässt." "Ja, lasst uns abstimmen," nickte Ron. "Es geht schließlich nicht darum, ob wir Snape mögen, sondern darum, dass wir unsere Möglichkeiten ausschöpfen. Wir sollten alles tun, was in unserer Macht steht. Denkt mal drüber nach, Leute, wir hocken hier rum wie der Dachs in seinem Bau und können nichts machen. Draußen könnte die Welt untergehen und wir würden es nicht einmal bemerken. Wir müssen aktiver werden, in diesem Punkt hatte Colin vorhin schon Recht. Wir müssen uns nur überlegen, wie wir das anstellen können, ohne jemanden in Gefahr zu bringen. Denn sinnloses Haudrauf bringt uns absolut nichts!" Nach seiner kleinen Rede war Ron ein wenig verlegen, wahrscheinlich fürchtete er, dass die anderen sich wieder über ihn lustig machen könnten. Er senkte den Blick und so entging ihm vollkommen, dass Hermione ihn überrascht und ziemlich beeindruckt ansah. Ginny bemerkte es jedoch und nahm sich vor, bei Gelegenheit einmal ein ernstes Gespräch mit ihrem Bruder zu führen. Mochte ja sein, dass Ron zuweilen eine lange Leitung hatte, aber sie begriff nicht wie jemand so blind sein konnte. Die Abstimmung fiel, wie nicht anders zu erwarten, positiv aus und Harry erklärte sich bereit, Snape noch in derselben Nacht eine Nachricht zu überbringen um ihm Zeit und Ort für ein Treffen vorzuschlagen. Als die Versammlung geschlossen wurde, zog er sich sofort zurück um die Nachricht aufzusetzen, sehr zum Unwillen von Colin, der darauf gehofft hatte, ihn noch in ein Gespräch verwickeln zu können. Da er nicht mit Harry reden konnte, suchte er nach Ginny, hatte allerdings auch hier kein Glück, denn sie war dabei, Ron auf ein Bruder-Schwester Gespräch zu entführen. Bevor sie jedoch damit beginnen konnte, wurde sie wiederum von Hermione aufgehalten, die ihr verkündete, dass Harry ganz dringend mit ihr reden wolle. "Ich werd' Harry einen schönen Gruß von dir bestellen!" sagte sie mit einem verschmitzten Grinsen zu Colin und ihre Augen strahlten. * * * "Seid ihr alle miteinander des Wahnsinns! Löscht die verdammten Flammen, bevor uns noch das ganze Zelt abfackelt!" Draco Malfoy stand im Zelteingang und schüttelte sich wie eine nasse Katze. Das für gewöhnlich so seidige Blondhaar hing ihm klatschnass und zerzaust ins Gesicht. Einzelne Strähnen klebten an der vom Sturm geröteten Haut seiner Wangen, ebenso wie das durchweichte Leinenhemd die Konturen der Muskeln nachformend am Körper haftete; die Knospen seiner Brust schimmerten dunkel unter dem feuchten Stoff. Sein Ghost Rider Umhang, obwohl wetterfest, sah ziemlich mitgenommen aus und seine lederne Hose und Stiefel waren mit Schlamm bespritzt. Er kümmerte sich jedoch nicht im Geringsten um Nässe oder Kälte, sondern jagte einen Wasserstrahl aus seinem Zauberstab auf die Flammen los und herrschte die anderen an, es ihm gleichzutun. Die vier erwachten aus ihrer Erstarrung und begannen gleichzeitig auf ihn einzureden. Es hagelte reichlich mit Kraftausdrücken gewürzte Beschwerden über- und wütende Schimpfkanonaden auf die Blood Legion, und auch die eine oder andere zerknirschte Entschuldigung, als sie Draco's eisige Miene sahen. Dieser wartete ungerührt, bis sie sich etwas beruhigt hatten und wandte sich zunächst Terence und Blaise zu. "Ihr könnt für heute nach Hause gehen. Bis morgen Nacht sollten eure Verletzungen geheilt sein, ich erwarte euch dann zum Dienst zurück!" "Jawohl, Herr Kommandant," murmelte Terence zynisch, und mit einem letzten Blick auf Flint, der regungslos dastand und die Szene beobachtete, trollten sich die beiden aus dem Zelt. "Mistwetter!" hörte man sie von draußen noch fluchen. "Was euch angeht, Crabbe, Goyle, und Bulstrode, sehe ich das richtig, dass ihr jetzt keine Gefangenen mehr zu bewachen habt? Dann habt ihr hier auch nichts mehr verloren! Raus zu den anderen, aber dalli!" Sie nickten und marschierten mit zerknirschten Mienen nach draußen. Unruhig lief Marcus ihnen einige Schritte hinterher, blieb stehen, und wandte sich seinem Stellvertreter zu: "Ich kann dir einen genauen Bericht geben, was hier passiert ist." "Ziemlich offensichtlich, was hier passiert ist!" fauchte Draco ihn an. "Macnair hat sich unsere Gefangene unter den Nagel gerissen und du hast nichts getan um es zu verhindern!" "Ja, was hätt' ich denn tun sollen?" rief Marcus mit weinerlicher Stimme. "Ich kann doch nicht den Befehl eines Ratsmitglieds in Frage stellen, noch dazu eines Grand Dragon? Keiner von uns kann das! Was meinst du denn, warum alle anderen Special Forces uns so einfach rumkommandieren können?" Draco trat einen Schritt auf ihn zu, und seine Augen verengten sich, so dass Marcus erschrocken zurückwich. "Mein Vater ist ebenfalls ein Grand Dragon und er hätte diesen Befehl jederzeit in Frage stellen können, wenn du mir nur rechtzeitig Bescheid gegeben hättest. Du hättest ihn hinhalten können und ich hätte in der Zwischenzeit meinen Vater kontaktiert." Seine Stimme wurde gefährlich leise. "Solltest du noch einmal einen Triumph verspielen, den ich für die Ghost Riders erkämpft habe, wirst du mächtige Schwierigkeiten bekommen, dessen kannst du dir sicher sein!" "Tut mir leid!" stammelte Marcus und wich noch einen Schritt zurück. "Bitte, ich will keinen Ärger!" Eingeschüchtert schlug er die Augen nieder und senkte den Kopf. "Sieh mich an, wenn ich mit dir rede!" zischte Draco zurück. Seine Hand griff in Marcus Haare und zog dessen Kopf nach oben, doch Marcus schlug den Arm mit einer reflexartigen Bewegung beiseite. Einen Moment lang schien er erschrocken über seine eigene Kühnheit, doch dann fasste er sich wieder und ein wütendes Glitzern erschien in seinen Augen. "Treib's nicht zu weit, Malfoy! Prahl mit deinen Connections, soviel du willst, aber ich bin verdammt noch mal dein Vorgesetzter! Vergiss das nicht!" Die letzten Worte hatte er beinahe geschrieen, doch seine Wut wandelte sich in Verblüffung, als Draco das Gesicht zu einem Grinsen verzog. "Und ich hatte mich schon gefragt wie lange ich dich noch provozieren muss, bis du endlich mal reagierst. Was zum Teufel ist eigentlich los mit dir?" "Ich versteh' nicht, was du meinst!" entgegnete Marcus trotzig. "Ich kann dir genau sagen, was ich meine!" Draco wandte die Augen zum Zelteingang, um sich zu vergewissern, dass niemand ihr Gespräch belauschte. Von draußen konnte man sie ohnehin nicht hören, dafür war der Sturm zu laut. "Du kommst immer seltener zur Arbeit und selbst wenn du ausnahmsweise mal hier bist, interessiert es dich nicht, was bei uns vorgeht. Du rennst mit einer Jammermiene herum, als ob die Welt untergegangen wäre und begleitest die anderen nicht mehr, wenn sie sich amüsieren gehen. Und was das Schlimmste ist, du lässt dich von mir zur Sau machen, als ob ich dein Vorgesetzter wäre und nicht umgekehrt! Verstehst du es jetzt oder willst du dich weiter dumm stellen?" Marcus hockte sich auf eines der Feldbetten und starrte dumpf den Boden an. "Ich hab' das alles hier so satt," murmelte er. "Die ganze Scheiße interessiert mich nicht mehr!" "Wie meinst du das?" fragte Draco erschrocken. "Willst du die Ghost Riders verlassen?" "Hab' drüber nachgedacht, ja!" Marcus zuckte mit den Schultern. "Aber ich weiß auch nicht, was ich sonst machen soll." "Vielleicht könntest du wieder Quidditch spielen," schlug Draco vor. Er streifte seinen nassen Umhang ab, setzte sich auf das Feldbett gegenüber, und warf Marcus einen aufmunternden Blick zu. "Es ist zwar noch nicht offiziell, aber sie sind dabei, die Mannschaften wieder aufzubauen, jetzt wo sich alles etwas beruhigt hat und die Herrschaft des Meisters gesichert ist. Ich schätze, bald werden jede Menge Profi Spieler gesucht. Sobald ich Genaueres weiß, kann ich dir Bescheid geben." "Danke, nicht nötig." Marcus starrte immer noch den Boden an. "Ich hab' auch keinen Bock auf Quidditch. Ich hab' auf überhaupt nichts Bock!" "Vor allen Dingen hast du keinen Bock mehr aufs Muggleklatschen," sagte Draco lauernd. "Den anderen ist es auch schon aufgefallen. Sie fragen sich ob ihr großer Captain plötzlich ein Muggle Freund geworden ist und ob das vielleicht mit einem gewissen Mädchen zusammenhängt!" "Lass Bridget da raus!" Marcus' Stimme wurde zunehmend verzweifelter. "Sie hat nichts mit alledem zu tun!" Draco's Gesicht nahm einen sehr ernsten Ausdruck an. "Du bringst dich in große Gefahr, ist dir das überhaupt bewusst? Mugglepoppen ist nicht viel mehr als ein Kavaliersdelikt, aber sobald du einmal den Ruf hast ein Muggle Freund zu sein, bist du so nah dran wegen Verrats angeklagt zu werden." Er hob die Hand und streckte Daumen und Zeigefinger aus, so dass sie weniger als einen Zoll voneinander entfernt waren. "Jetzt hör aber auf!" rief Marcus entrüstet. "Ich bin kein Muggle Freund, das weißt du genau. Und überhaupt, warum sagst ausgerechnet du das? Du machst oft auch nicht mit, sondern siehst lieber nur zu! Wenn du nicht immer derjenige wärst, der sie am Schluss umbringt, könnte man glauben, du hättest am Muggleklatschen keinen Spaß!" "Es gibt mir nichts ab, diese lästigen Muggles in der Luft rumzuschleudern, das ist schon richtig." Draco's Stimme war voller Verachtung. "Aber ich liebe es, das Mienenspiel von Schmerz und Angst in ihren Gesichtern zu beobachten, während sie leiden. Und weißt du, was ich am allermeisten genieße?" Er verzog das Gesicht zu einem grausamen Lächeln. "Den Moment ihres Todes." Er lehnte sich nach vorne und hauchte Marcus ins Ohr: "Es gibt nichts Aufregenderes als in die Augen eines Sterbenden zu sehen. Sie sehen bei jedem Menschen anders aus, einige sind voller Verzweiflung, andere flehen um Gnade. Manche stellen sich tapfer ihrem Schicksal und wieder andere hoffen auf Erlösung von den Qualen ihres irdischen Lebens." Es schauderte Marcus und ein Zittern lief durch seinen Körper. Draco's Atem war ein eisiger Luftzug an seiner Wange, seine gefühllosen Worte schienen dem Mund eines Dämons entsprungen zu sein, nicht dem eines Menschen. Er wollte aufspringen, zur Seite hechten, ihn wegstoßen, irgendwas. Doch sein Körper gehorchte ihm nicht, er war gelähmt wie das Kaninchen unter den Augen der Schlange. Draco lachte leise vor sich hin. "Hab' ich dir Angst gemacht?" fragte er zufrieden, als er sich wieder zurücklehnte und Marcus aus kalten Augen ansah. "Gut so. Vielleicht lehrt es dich, etwas vorsichtiger zu sein, und dein Leben nicht so leichtfertig aufs Spiel zu setzen, wie du es zur Zeit tust." "Vergiss das Muggle Mädchen," fügte er eindringlich hinzu. "Schlag sie dir aus dem Kopf und kümmere dich um wichtigere Dinge, bevor es zu spät ist." "Verdammt, ich hab's ja versucht," rief Marcus verzweifelt. "Die ganze Zeit! Aber ich kann nicht! Verdammt, was soll ich denn machen? Ich kann doch nichts dafür, dass ich sie liebe!" "Aber du kannst sehr wohl etwas dafür, dass du dich wie ein Idiot verhältst." Draco ballte die Fäuste. "Ich bin dabei, die Ghost Riders auf Vordermann zu bringen und ich werd' nicht zulassen, dass du mir alles ruinierst, indem du die falschen Leute auf uns aufmerksam machst!" "Ach darum geht es dir also?" fragte Marcus zurück. "Die Ghost Riders! Hätt' ich mir ja gleich denken können! Nun, ich werd' deine Erinnerung ein wenig auffrischen, mein Freund! Die Sache mit dem Baby war nämlich nicht das Einzige, was heute Nacht schief gelaufen ist! Ihre Mutter befand sich vor einigen Stunden auch noch in unserer Hand. Aber ein gewisser Draco Malfoy hat sie Pettigrew und seinen Kanalratten überlassen und das sogar, ohne seinen Daddy einzuschalten!" "Weißt du, warum es keinen Zweck hat, gegen einen Befehl von Pettigrew anzugehen?" fragte Draco in zynischem Tonfall. "Weil Pettigrew nämlich überhaupt keine Befehle gibt. Wenn du dich nur ein wenig mit Politik beschäftigen würdest, wäre dir klar, dass er nur die Anordnungen unseres Meisters ausführt und da kann mein Vater natürlich nichts ausrichten. Bei Macnair ist es eine völlig andere Geschichte. Ohne die Unterstützung meines Vaters hätte er es nicht einmal zum Grand Dragon geschafft. "Du weißt gar nicht," sagte Marcus gleichmütig, "wie sehr mir die Politik am Arsch vorbei geht!" "Schön." Draco musterte ihn kalt. "Im Endeffekt ist es deine Karriere, die du wegwirfst. Und auch dein Leben, solltest du eines Tages wegen Verrats angeklagt werden. Warum du da nicht lieber deinen Zauberstab wegwirfst und zu den Muggles gehst, versteh' ich allerdings nicht. Dann könntet ihr wenigstens romantisch zusammen sterben, oder es auch ganz bleiben lassen und in die Südsee auswandern." "Wie ... wie meinst du das?" Verblüfft riss Marcus die Augen auf. "Das kann nicht dein Ernst sein!" "Dass du mit ihr weggehen könntest? Das ist mein voller Ernst!" Wieder vergewisserte Draco sich, dass niemand in der Nähe des Zelts war und fuhr dann fort: "Ihr müsstet allerdings Großbritannien verlassen, am besten überhaupt weg aus Europa. So weit wie möglich und ohne Magie zu verwenden, damit du keine Spuren hinterlässt, denen man folgen könnte. Solange dein Name nicht im Zusammenhang mit Widerstandsorganisationen auftaucht, wird es höchstens eine Routinefahndung nach dir geben und die Chancen stehen ganz gut, dass du davonkommst. Du könntest sie sogar noch erhöhen, indem du deinen Tod vortäuschst, dann wird niemand mehr nach dir suchen..." Marcus schlug das Herz bis zum Hals. Mit Bridget weggehen, einfach alles hinter sich lassen und nur mit ihr zusammen sein... Aber andererseits, sein ganzes bisheriges Leben hinter sich lassen? Er würde jeden Kontakt zu seiner Familie abbrechen müssen. Und was schlimmer war, er müsste das Leben eines Muggle führen, damit er keine Spuren hinterließ. Und er war misstrauisch. Zutiefst misstrauisch. Warum sollte ausgerechnet Draco Malfoy ihm einen solchen Vorschlag unterbreiten? "Woher weiß ich, dass du mich nicht verrätst?" fragte er vorsichtig. Draco verzog das Gesicht zu einem hämischen Grinsen. "Du denkst zu schlecht von mir, Marcus. Ich würde doch niemals einen Freund verraten. Hat nicht sogar der Sorting Hat von Hogwarts einmal darüber gesungen, dass man in Slytherin echte Freunde findet?" "Nur um deine Erinnerung etwas aufzufrischen," sagte Marcus kühl; er war absolut nicht in der Stimmung für Draco's zynische Sprüche, "der Auswahlhut hat lediglich verkündet, dass alle berechnenden Egoisten, denen jedes Mittel recht ist, um ans Ziel zu kommen, ihre wahren Freunde in Slytherin finden. Ich glaube allerdings nicht, dass dieser Satz sich auf Freundschaft bezieht." "Nicht?" fragte Draco mit spöttisch-betrübter Stimme zurück und zog ein betont enttäuschtes Gesicht. "Und ich dachte schon, Slytherin wäre sozusagen das Haus der Freundschaft. Da hast du jetzt aber mein Weltbild zerstört, das war nicht sehr nett von dir." Ohne Übergang wurde er wieder ernst. "Aber du könntest deine Frage natürlich auch anders stellen: Welchen Vorteil hätte ich davon, dich zu verraten?" In diesem Punkt musste Marcus zustimmen. Draco hätte tatsächlich nichts davon, ihn zu verraten. Im Gegenteil, es könnte ihm sogar massiven Ärger einbringen, weil dann vielleicht herauskäme, dass er selbst Marcus diesen Plan vorgeschlagen und ihn dabei unterstützt hatte. Aber was sollte dieser Plan? Marcus konnte noch immer kein Motiv erkennen. "Ich muss noch darüber nachdenken," sagte er langsam. "Schließlich ist das keine einfache Entscheidung. Ich weiß weder wo Bridget jetzt ist, noch ob sie sich wieder mit mir vertragen würde." Das erste stimmte bedingt, denn Bridget lebte nicht mehr in der Wohnung, die sie mit ihrer Freundin geteilt hatte. Natürlich stellte es kein wirkliches Problem dar, denn sie hatte ihm einmal gesagt, in welchem Ort ihr Elternhaus stand. Er musste also nur danach suchen, und ihre Eltern nach ihr fragen. Vielleicht war sie sogar dorthin zurückgekehrt, bis sie eine neue Wohnung gefunden hatte. Das zweite war schlichtweg gelogen. Bridget liebte ihn, und würde ihm die Vergangenheit verzeihen, das hatte sie selbst gesagt. Alles, was sie verlangte war, dass er sich unverzüglich, und für immer von dem menschenverachtenden System lossagte, dem er bislang gedient hatte. Wenn er also dazu bereit war... Aber war er das? Sollte er nicht besser die ganze Sache vergessen, und sein normales Leben weiterführen? Konnte er das? Bridget so einfach vergessen? Da bräuchte es schon einen Memory Charm dazu... Wollte er das? So mir nichts, dir nichts an seinen Erinnerungen herumpfuschen lassen. "Nun gut, denk darüber nach." Draco stand auf, und zog seinen Umhang wieder über. "Ich werd' jetzt erst mal mit meinem Vater reden, vielleicht kann er noch was deichseln, was unsere entführte Gefangene angeht. Und du solltest dich wieder in den Griff kriegen und endlich dein Benehmen ändern. Egal, wie du dich entscheidest, du musst nicht unbedingt die falschen Leute auf dich aufmerksam machen. Er stolzierte in Richtung Eingang davon. "Und vergiss nicht - solltest du einem Dritten von unserer kleinen Unterredung hier erzählen, werd' ich natürlich alles abstreiten und dich wegen Verleumdung anklagen. Das ist dir hoffentlich klar. " "Schon okay." Marcus lehnte sich auf dem Feldbett zurück, und starrte die Zeltdecke an. Für eine lange Weile würde er wohl nicht mehr aus dem Grübeln herauskommen. "Hey Draco!" "Ja?" "Danke." Draco wandte sich im Zelteingang um und lächelte ihn fröhlich an. "In Ausnahmefällen kann sogar ein Slytherin einmal eine selbstlose Tat vollbringen. Solange man es nicht jeden Tag von ihm verlangt." Seine Augen lächelten allerdings nicht mit. Sie blieben weiterhin auf das Rangabzeichen an Marcus' Umhang gerichtet. Der Captain der Ghost Riders war jedoch zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, um es zu bemerken. * * * Im Hauptquartier der Blood Legion, welches direkt an Macnair Manor angeschlossen war, saß Walden Macnair am Tisch im Besucherzimmer und gab sich große Mühe seine väterlich-joviale Fassade aufrecht zu erhalten. Zugegeben - bei dem jungen Mann der ihm mit trotziger Miene gegenübersaß, und so gar nicht einsehen wollte, was gut für ihn war, fiel ihm das nicht besonders leicht. "Hören Sie, Oliver, Sie haben offensichtlich noch nicht so ganz verstanden, worum es hier geht. Nicht um Politik, nicht um Überzeugung, sondern lediglich um Quidditch. Ihr Lieblingsspiel, und das vieler anderer Menschen, die sich danach sehnen, endlich wieder einmal ein Match miterleben zu dürfen." Er machte eine Pause, um die Wirkung seiner Worte zu verfolgen, die jedoch gänzlich ausblieb, und fuhr, etwas aus dem Konzept gebracht, fort: "Also, wir erwarten von Ihnen nicht mehr, und nicht weniger als dass Sie wieder ihren alten Beruf ausüben, und gemeinsam mit ihrer Mannschaft ihr Bestes geben. Wir brauchen Leute wie Sie! Die Zukunft unserer Nationalmannschaft baut auf solchen Leuten auf, wenn nicht sogar die Zukunft des Quidditchsportes an sich." Ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht: "Natürlich erwartet niemand, dass Sie es umsonst tun. Der Verdienst eines Profi-Sportlers gehört zu den wenigen Dingen, die sich in unserer schönen neuen Welt nicht geändert haben, und es wohl auch nicht tun werden." Er zwinkerte seinem Gesprächspartner zu. "Ich fürchte, Sie sind derjenige, der nicht verstanden hat." Ruhig und ohne jede Eile stand Oliver Wood vom Tisch auf. "Ich bin an ihrem Angebot nicht interessiert! Ich lege keinen Wert mehr auf Quidditch, und auch nicht auf unsere Nationalmannschaft. War das deutlich genug?" Das Lächeln auf Macnair's Gesicht erstarb. "Sie täten besser daran, gut auf ihren Tonfall zu achten, Wood, wenn Sie mit einem Grand Dragon des Dunklen Rates sprechen. Wir haben Ihnen ein äußerst großzügiges Angebot gemacht, aber bitte, wenn Sie das nicht zu schätzen wissen..." Er warf eine Prise Floo Powder in die kleine Feuerschale, die in der Ecke des Tisches vor sich hinflackerte. "Bring unseren jungen Gast herein, Tod!" Sekunden später öffnete sich die schwere Eichentür, um Tod und seine Brüder Jason und Michael einzulassen. Tod stand in der Mitte der Gruppe, er hielt ein, in ein Tuch gehülltes Bündel auf dem Arm. Jason richtete seinen Zauberstab darauf, während Michael mit seinem Stab den ziemlich verwirrten Oliver in Schach hielt. "Na na, Jungs, warum denn gleich so bedrohlich? Ich bin sicher, Gewalt wird hier nicht vonnöten sein." Macnair, der nun wieder Herr der Lage war, ging selbstzufrieden auf die drei zu, und nahm das Bündel in Empfang. Er schlug das Tuch zurück, und Oliver sah mit Erschrecken, dass es sich dabei um ein schlafendes Baby handelte. "Olivia!" rief er entsetzt. "Was hat das zu bedeuten! Was wollen Sie von meiner Tochter!" "Nichts," erklärte Macnair selbstzufrieden. "Sie sind es, von dem wir etwas wollen. Ich habe nur gerade meine Verhandlungstaktik ein wenig geändert, das ist alles." "Wo ist Katie?" fragte Oliver zurück. "Was haben Sie mit ihr gemacht?" "Nun, Ihre Freundin ist wohlauf, aber sie befindet sich ebenfalls in unserer Hand. Ich brauche wohl kaum zu erwähnen, dass ihr Befinden von Ihrem zukünftigen Betragen abhängt." Er entrollte einen Vertrag und hielt ihn Oliver unter die Nase. "Und natürlich von ihrer Unterschrift. Mit diesem Vertrag verpflichten Sie sich auf drei Jahre hinaus, den Posten des Keepers in der britischen Nationalmannschaft zu übernehmen. Es ist ein bindender magischer Kontrakt, also versuchen Sie keine Tricks." Resigniert zuckte Oliver die Achseln, griff nach dem Quill, der vor ihm auf dem Tisch lag, und tunkte ihn ins Tintenfass. Als er ihn über das Pergament hielt, fiel ein Tropfen dunkelroter Tinte darauf. Macnair sah ihn erwartungsvoll an. "Ich möchte zuerst mit Katie sprechen," sagte Oliver langsam. "Dann unterschreibe ich den Vertrag." "Ich fürchte, das wird im Moment leider nicht möglich sein. Ich werde jedoch sehen, was ich für Sie tun kann. Wirklich eine bezaubernde kleine Tochter, die Sie da haben, Oliver." Oliver zuckte zusammen, als Macnair das Baby hochhob, um es genauer zu betrachten, und ein weiterer Tintenfleck tropfte auf den Vertrag. Der junge Mann senkte den Kopf, und kritzelte seine Unterschrift auf das Papier. "Jetzt haben Sie, was Sie wollen. Lassen Sie meine Familie frei!" "Bald," gab Macnair zur Antwort. "Sie sollten jetzt nach Hause gehen, Oliver. Morgen wird sich der Captain ihres Quidditch Teams mit Ihnen in Verbindung setzen, und in Kürze beginnen Sie mit dem Training. Ihre Freundin, und Tochter werden vorerst noch unsere Gäste bleiben. Es besteht keinerlei Grund zur Sorge." Er wandte sich an seine beiden jüngeren Söhne. "Jason! Michael! Ihr begleitet Mr. Wood hinaus. Wir wollen doch, dass er morgen früh fit ist, wenn sein Captain ihn besuchen kommt. Es wäre sehr bedauerlich für diese kleine Lady hier, wenn er seine Pflichten nicht ordnungsgemäß erfüllen könnte." Genüsslich lehnte er sich in seinem Stuhl zurück, und stieß ein meckerndes Lachen aus. Dann sah er gelassen zu, wie Oliver von Jason und Michael abgeführt wurde - mit hängenden Schultern und gebrochenem Willen. Die Sache hätte nicht besser laufen können. Er hätte sich gern noch ein Weilchen in seiner Genialität gesonnt, wurde allerdings von Tod unterbrochen. "Wenn du mich nicht mehr brauchst, Vater, dann geh' ich jetzt, und widme mich meinen anderen Pflichten." "Nichts da," schimpfte Macnair unwirsch. "Deine 'anderen Pflichten', wie du es nennst, werden sich noch ein Weilchen gedulden müssen. Du wirst noch gebraucht, um auf dieses Kind aufzupassen. Zwar hat es seinen Zweck erfüllt, aber es könnte uns noch einmal nützlich sein, falls Wood morgen bei dem Gespräch mit seinem zukünftigen Quidditch Captain Schwierigkeiten macht." "Wie du befiehlst, Vater." Tod's Stimme war die Enttäuschung deutlich anzumerken, aber wie immer, fügte er sich ohne jeden Widerspruch. "Du wirst noch früh genug Zeit für deinen kleinen Schmetterling haben, oder wie auch immer du sie nennst," sagte Macnair versöhnlich. "Morgen Nacht werden wir das Kind ohnehin an die Ghost Riders zurückgeben müssen, wenn ich keinen Ärger mit Lucius riskieren will. Er war gar nicht begeistert von deinem Auftritt in deren Trainingslager. Der kleine Draco wird sich wohl kräftig bei ihm ausgeheult haben." "Das sieht diesem Widerling ähnlich," Tod runzelte die Stirn. "Was hast du Malfoy denn erzählt, Vater? Du hast dir doch sicher etwas Geniales einfallen lassen!" "Nein, nein," wehrte Macnair geschmeichelt ab. "Ich hab' ihm nur gesagt, dass ich Flint, diesem Muggle Lover nicht vertraue, und es deshalb für bedenklich hielt, eine Gefangene in seiner Obhut zu lassen. Aber jetzt, wo ich weiß, dass sein Sohn sich persönlich um die Angelegenheit kümmert, bin ich natürlich gern bereit, die Gefangene zurückzugeben, bla bla bla. Er hat es geschluckt, und wir haben vereinbart, dass wir das Kind in seiner Jagdhütte versteckt halten, wo die Ghost Riders es dann morgen Nacht in Empfang nehmen können. Damit ist die Angelegenheit erledigt." "Das ist doch ein Trick." Misstrauisch runzelte Tod die Stirn. "Wieso will Malfoy, dass wir das Kind auf seinem Grund und Boden verstecken? Es wäre viel sicherer, wenn wir sie hier im Hauptquartier in eine unserer Gefängniszellen sperren würden, und die Ghost Riders sie morgen Abend bei uns abholen kommen." "Nein Tod, es ist kein Trick von Malfoy, denn die Idee mit der Jagdhütte stammt nämlich von mir selbst." Als er Tod's überraschten Gesichtsausdruck sah, fügte er hinzu: "Ich bin dir zwar keine Erklärungen schuldig, aber ich möchte trotzdem, dass du begreifst, worum es mir geht." Tod sah ihn gespannt an. "Dann ist es also ein Trick von dir." "Allerdings. Bis jetzt wissen nur du, ich, Jason und Michael, dass sich das Kind in unserer Hand befindet, also nur Leute, denen ich uneingeschränkt vertrauen kann. Wenn das Mädchen aber hier im Hauptquartier bleibt, werden es sofort auch andere Mitglieder der Blood Legion erfahren, möglicherweise auch unser Verräter. Deshalb sollt ihr sie in die Jagdhütte bringen, wo nur ihr drei sie abwechselnd bewachen werdet. Somit ist garantiert, dass wir keine unliebsamen Besuche von der Phoenix Order bekommen." Tod ballte die Fäuste. "Die Phoenix Order würde es nicht wagen, uns in unserem Hauptquartier anzugreifen." "Mit Sicherheit nicht. Aber die Phoenix Order würde eine einsame Hütte angreifen, wo eine Gefangene sich mit nur wenigen Wachen befindet. Sobald wir das Kind nämlich morgen Nacht den Ghost Riders ausgeliefert haben, lassen wir die Information hier im Hauptquartier rumgehen, damit unser Verräter sie auch ja erfährt. Wäre doch gelacht, wenn diesmal die Ghost Riders den Ärger mit du-weißt-schon-wem hätten. Das würde meinem überheblichen Freund Lucius und seinem naseweisen Sohn hoffentlich für eine Weile das Maul stopfen." Tod's Augen leuchteten. "Vater, du bist genial! So ein phantastischer Plan wäre mir nie im Leben eingefallen." "Natürlich nicht," sagte Macnair gespielt gleichmütig. "Jetzt nimm das Balg und mach' dich auf den Weg. Ich nehme an, du weißt noch, wo sich die Jagdhütte der Malfoys befindet?" "Natürlich Vater, ich bin schon unterwegs. Ich nehm' die Feuerschale mit, damit ich Jason und Michael Bescheid geben kann. Ist doch okay, wenn sie mich in ein paar Stunden ablösen, oder?" "Ist schon gut," sagte Macnair großzügig. "Ein wenig Zeit muss auch noch für Schmetterlinge bleiben, nicht wahr, mein Junge?" * * * Ginny klammerte sich fester an den Stiel ihres Besens. Der Nachtwind zerrte an ihrem Umhang, unter der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze flatterten ihre langen Haare hervor. Sie war eine gute Fliegerin, aber bei solch einem Sturm wäre sie unter normalen Umständen nicht nach draußen gegangen. Nur gut, dass Ron nicht rechtzeitig gewusst hatte, wie das Wetter war, sonst hätte er noch heftiger protestiert. Es war ja schon schwierig genug gewesen, nicht im Streit auseinander zu gehen. Wieder und wieder hatte er versucht, sie davon zu überzeugen, im Versteck zu bleiben. Hatte versucht, Harry und Hermione zu überreden, dass sie nicht an den Aktionen teilnehmen sollte. Weil sie zu jung war, zu unerfahren, und überhaupt. Sie konnte ja verstehen, dass er sich um sie sorgte. Er hatte Angst, dass seiner kleinen Schwester etwas zustoßen würde, und wollte sie beschützen. Jeder Bruder würde sich so verhalten, sie hätte nichts anderes von ihm erwartet. Aber allmählich war sie es leid, wie ein Kind behandelt zu werden. Nur weil sie die Jüngste der Familie, und noch dazu ein Mädchen war, bedeutete das nicht, dass sie keine Verantwortung übernehmen konnte. Sie war bereit, ihre erste Aufgabe im Kampf gegen den Dunklen Lord zu erfüllen. Und so wie es aussah, hatte Harry Vertrauen in ihre Fähigkeiten, sonst hätte er sie nicht gebeten, ihn auf dieser Mission zu begleiten. Er hielt sich dicht neben ihr, um notfalls eingreifen zu können, falls sie Probleme mit dem Sturm bekam. Immerhin hatte er ihrem Bruder versprochen, gut auf sie achtzugeben, und keinesfalls von ihrer Seite zu weichen. Solange er bei ihr war, konnte ihr nichts geschehen, es gab keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Unter ihrer Kapuze warf sie ihm einen langen zärtlichen Blick zu. Sie war sich sicher, dass er es nicht bemerken würde, er war zu sehr damit beschäftigt, auf die Umgebung zu achten. Das hätte sie eigentlich auch tun sollen, schließlich waren sie nicht zum Vergnügen unterwegs. Trotzdem, etwas das näher an ein Date herankam, würde sie vermutlich nicht bekommen, jedenfalls nicht, solange sie ihm nicht endlich reinen Wein einschenkte. Sie landeten unterhalb des Schlosses zwischen den Felsen, die steil in den See hinunterführten. Vor ihnen rauschte ein Wasserfall in die Tiefe und verbarg einen der vielen Geheimgänge in die Burg. Weiter unten konnte Ginny auch die Höhle erkennen, durch welche die Erstklässler mit ihren Booten fuhren. Wie lange war es jetzt her, dass auch sie diesen Weg genommen hatte! Und wie viel war seit damals geschehen... Sie tastete nach dem Brief, den sie unter ihren Pullover gesteckt hatte, um ihn vor Nässe und Sturm zu schützen. Die Nachricht, die sie und Harry an Professor Snape übergeben würden. Sie würden sich mit dem Invisibility Cloak in die Burg schleichen, und den Brief unter der Tür seines Büros hindurch schieben, so wie Ron und Hermione es schon einmal mit einer Nachricht getan hatten. Damals ging es darum, Snape vor Ollivander zu warnen. Jetzt ging es um die Zusammenarbeit zwischen New Hogwarts und der Phoenix Order. Wie konnte Harry sich nur so sicher sein, dass die Phoenix Order keine Zusammenarbeit wollte? Nun, vielleicht war Snape dagegen, doch mit Sicherheit konnte Snape eine solch gravierende Entscheidung nicht alleine treffen. Die anderen Mitglieder der Phoenix Order hatten schließlich auch ein Wörtchen mitzureden, und die sahen die Situation vielleicht ganz anders. Harry holte den Umhang unter seinem Pullover hervor. "Ich möchte dich nochmals daran erinnern, dass wir sehr vorsichtig sein müssen," erklärte er. "Zwar sind Ron, Hermione und ich schon als Kinder mit diesem Umhang herumgeschlichen, und normalerweise ging alles gut, aber damals hätten wir höchstens Strafarbeiten bekommen können, falls wir geschnappt werden. Jetzt droht uns weitaus Schlimmeres." "Sie würden uns vermutlich umbringen," sagte Ginny ernst, doch Harry schüttelte den Kopf. "Ich weiß, das wird dir jetzt Angst machen, aber ich möchte, dass dir klar ist, in welcher Gefahr wir uns befinden. Und ich halte nichts davon, jemanden anzulügen, auch wenn die Wahrheit unangenehm ist." Er holte tief Luft. "Sie würden unsere Seelen den Dementoren überlassen. Und glaub' mir, dieses Schicksal ist weitaus schrecklicher als der Tod." "Das ist...das ist entsetzlich!" Ginny bemühte sich, das Zittern aus ihrer Stimme fernzuhalten, sie wollte auf jeden Fall vermeiden, dass Harry sie für einen Feigling hielt. Doch allein der Gedanke an die grässlichen seelenfressenden Geschöpfe versetzte sie in furchtbare Angst. Mit dünner Stimme versuchte sie sich Mut zuzusprechen: "Aber, selbst wenn wir geschnappt würden, könnte Snape vielleicht..." "Snape würde keinen Finger rühren, um uns zu retten," entgegnete Harry grimmig, und seine Augen funkelten. "Das mag sich für dich anhören, als wolle ich über ihn herziehen, aber ich weiß, dass es wahr ist. Behalt' das bitte im Hinterkopf, wenn wir jetzt in die Burg gehen, ich möchte hundertprozentig sicher sein können, dass du so leise und vorsichtig wie möglich bist." "Du kannst dich felsenfest auf mich verlassen", versicherte Ginny. Dann fragte sie vorsichtig: "Ist so etwas schon einmal geschehen? Ich meine, dass jemand geschnappt wurde? Und dass Snape ihn nicht gerettet hat?" Harry gab keine Antwort. Sie wandte sich zu ihm um, sah ihm in die Augen, sah den inneren Kampf, der sich darin abzeichnete. Als ob er ihr etwas sagen wolle, und es doch nicht über die Lippen brachte. Als ob er etwas niederkämpfte, dass sich in seinem Inneren abspielte, und verzweifelt versuchte, zur Oberfläche durchzubrechen. Etwas, worüber er lange Zeit geschwiegen hatte. Als er den Mund öffnete, wusste sie nicht genau, ob er jetzt darüber reden würde, oder ob er ihr nur sagen wollte, dass er nicht darüber reden wolle. Aber bevor er überhaupt ein Wort sagen konnte, glomm ein rötlicher Schein unter seinem Umhang auf, wie die glühenden Augen eines dämonischen Tieres. Und über ihnen erschien ein dunkler Schatten. Ein Schatten in Gestalt eines großen Vogels. Ein Uhu kämpfte sich durch den Sturm, und landete auf Harry's Schulter. Bevor er die mächtigen Schwingen zusammenfaltete, konnte sie darauf deutlich das Dunkle Mal erkennen, welches alle Eulen seit der Machtübernahme tragen mussten. Im Schnabel hielt der Uhu einen Brief, den er nun in Harry's Hände fallen ließ. Ein weiterer Brief war an seinem Bein festgebunden. Kaum hatte Harry die Nachricht in Empfang genommen, als der Vogel auch schon wieder davon glitt, lautlos, wie es seine Art war. Harry sah ihm einen Moment lang nach, die Augen sehnsuchtsvoll in den Himmel gerichtet. In Gedanken musste er weit fort sein, denn er bemerkte nicht einmal, wie ihm der Regen ins Gesicht sprühte, und an seinen Wangen hinunterlief. Ginny kannte diesen Blick. Es war der Blick, mit dem sie Harry jedes Mal ansah, wenn sie sich sicher sein konnte, dass er es nicht bemerkte. Aber im nächsten Moment schon, fragte sie sich, ob sie es sich vielleicht doch nur eingebildet hatte, denn als Harry sich ihr zuwandte, war sein Gesichtsausdruck wieder völlig neutral, und verriet nichts über seine Gefühle. "So wie es aussieht, werden wir unsere Pläne wohl ändern müssen," erklärte er, während er den Umschlag aufriss, und hastig den Brief überflog. "Ein kleines Mädchen befindet sich in Gefahr, und wir müssen sie so schnell wie möglich retten!" "Brauchst du meine Hilfe?" erkundigte sie sich aufgeregt. "Was soll ich tun?" Er schüttelte den Kopf. "Nein Ginny, ich möchte, dass du hier bleibst, so kann ich schneller zu den anderen zurückfliegen. Ich würde dich ganz sicher nicht allein lassen, wenn mir mehr Zeit bleiben würde, aber im Moment geht es nicht anders. Hier, nimm den Umhang, und versteck dich damit im Geheimgang hinter dem Wasserfall. Versuch nicht, dich in die Burg zu schleichen, bleib auf jeden Fall im Gang. Dort bist du sicher!" "In Ordnung," nickte sie. "Ich werd' ganz bestimmt keine Dummheiten machen. Ich warte im Gang auf dich." "Du wirst hier nicht warten müssen, bis wir von unserer Rettungsaktion zurück sind," versprach Harry. "Sobald ich beim Versteck bin, schicke ich jemanden her, der dich abholt. Den Brief können wir notfalls auch ein anderes Mal überbringen, Snape läuft uns ja nicht weg." Er schwang sich auf seinen Firebolt, und wollte schon losfliegen, als Ginny fragte: "Was war denn mit dem zweiten Brief?" "Der war nicht für mich." Er wandte sich zu ihr um. "Das war nur ein ganz normaler Brief, an eine ganz normale Person. Sozusagen ein Alibibrief. Es würde schließlich Verdacht erregen, wenn eine Eule ständig unterwegs ist, und niemals Post ausliefert." Schelmisch grinste sie ihn an. "Deine Informantin muss ja ganz schön clever sein." Sie hatte mit Absicht das feminine Wort gewählt, um Harry's Reaktion zu beobachten. Wenn er jetzt rot wurde, konnte sie davon ausgehen, dass sie Recht hatte, und es sich bei der geheimnisvollen Person um ein Mädchen handelte. Leider war er zu schnell davongebraust, als dass sie irgendeine Reaktion hätte erkennen können. Doch vielleicht war das auch eine Antwort, wer konnte das schon so genau wissen? * * * Amicus Draconis - 1st Cycle: Cycle of the Badger - Part 8: As Far as Dreams Can Carry ich frage mich, ich frage mich, weißt du, was ich mich frage? nein. was denn? wie jemand nur so wundervolle froschaugen haben kann zauberhaft! und so unglaublich betörendes pechschwarzes zerzaustes haar traumhaft! oder wahlweise auch swimmingpoolblaue augen und hellbraunes an den kopf geklatschtes haar wir wollen ja die kinoausgabe nicht vergessen na ja wie auch immer, mein herz gehört nur dem einen auf ewig meine seele verzehrt sich nach ihm du denkst auch immer nur ans essen! lahasset uns singen und frohlocken, liebe gemaheinde his eyes are as green as a fresh prickled toad his hair is as dark as a blackboard i wish he was mine he's really divine the hero who conquered the dark lord du, wie wollen die das lied überhaupt machen im zweiten film, wenn's gar nicht stimmt? das mit den grünen augen müssen sie auf alle fälle umdichten na ja egal, er ist jedenfalls toll und wundervoll und so richtig zum knutschen und ein held und immer lieb und gut bis auf das, wo er tante voldie zurück an die macht gebracht hat, das fand ich jetzt nich so doll der kleine schlingel aber so schlimm kann das doch nich sein is ja nur tante voldie jeder macht mal fehler deswegen isser trotzdem mein held und wenn man die falschen freunde hat wie? was? er hat 'ne freundin? ohwiekannernurdiesemieseschlampeichreissihmdenkopfabundmachhackfleischausihm ichhauihmeinsaufsmaulunddrehihmdenkragenumdaskannermirdochnichtantunwoichihn dochsosehrliebedasisteinfachsowasvonüberhaupttotalnichtfairhuääääääääähhhhh *schluchz* *heul* Amicus Draconis - 1. Zyklus: Zyklus des Dachses - Teil 8: Soweit die Träume tragen * * * Harry - die Blood Legion hält Olivia Bell gefangen, um ihren Vater damit zu erpressen. Bis morgen Abend wird das Mädchen in einer Jagdhütte festgehalten, die sich auf dem Grundstück von Malfoy Manor befindet. Sie wird dort von den drei Macnair Brüdern bewacht, die nicht mit einem Angriff eurerseits rechnen. Vermutlich befinden sich keine weiteren Wachen dort, aber sicher ist es nicht, also seid lieber darauf vorbereitet. Im Badezimmer der Präfekte: 7 von 10 (8 wenn Moaning Murtle zusieht) * * * "Natürlich vertraue ich Harry, aber am liebsten wär' ich doch selbst mitgekommen. Immerhin ist es ihre erste Mission." Nachdenklich starrte Ron durch die regenbeschlagene Fensterscheibe in den Sturm hinaus. Hier in Hagrid's Hütte war es wie immer warm und gemütlich, aber Ginny war irgendwo da draußen, und kämpfte gegen den Sturm an. Hätte er vorher gewusst, dass das Wetter so schlecht war, hätte er sie mit Sicherheit nicht gehen lassen. Aber als sie die Oberfläche des Sees erreichten, waren Harry und Ginny schon losgeflogen, und es wäre albern gewesen, ihnen nachzufliegen, und zu verlangen, dass sie die Mission abbrechen sollten. Da Harry nicht wusste, wann sie zurück sein würden, hatte er mit Ron und Hermione vereinbart, dass er mit Ginny zu Hagrid's Hütte kommen würde, sobald der Brief überbracht war. Hermione musste ihm schließlich helfen, das Versteck wieder zu öffnen und Ron wollte auf seine Schwester warten. Zwar hasste er es, zu warten und nichts tun zu können, aber unten im Versteck wäre es noch unerträglicher gewesen, als es ohnehin schon war. Hier würde er wenigstens sofort erfahren, wenn alles gut gelaufen war. "Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee gewesen wäre," sagte Hermione bestimmt. "Du bist ziemlich nervös wegen Ginny, und solch eine Nervosität kann man bei einem Einsatz nicht brauchen. Du musst dich erst an den Gedanken gewöhnen, dass sie nun ein vollwertiges Mitglied unseres Ältestenrates ist, bevor du mit ihr zusammenarbeiten kannst. Im Moment versuchst du immer noch, sie zu bevormunden." Sie nippte an ihrer Teetasse. Hagrid hatte ihnen heißen Tee gemacht und einen Kuchen gebacken, der jedoch noch unberührt auf dem Tisch stand. Selbst wenn ihnen nach Essen zumute gewesen wäre, so waren sie doch, was Hagrid's Backkünste anging, ein wenig vorsichtig. Hagrid selbst war vor kurzem in den Wald aufgebrochen. Er hatte nicht gesagt, wo er hingehen würde, nur dass es wichtig sei. Sie vermuteten seit langem, dass er von Dumbledore den Auftrag bekommen hatte, unter den Völkern des Forbidden Forest Verbündete zu suchen. Da er viele der Wesen des Waldes seit Jahren kannte, und ihr Vertrauen genoss, gab es niemanden, der für diese Aufgabe besser geeignet sein konnte. "Du hast ja Recht." Ron beugte sich zu Fang hinunter, und kraulte den großen Jagdhund zwischen den Ohren. "Aber versuch' mich zu verstehen, ich hab' ja nur noch sie. Wer weiß, wann wir unsere Eltern und Brüder wiedersehen können. Und wo immer sie jetzt auch sind, sie verlassen sich darauf, dass ich auf Ginny acht gebe. Wie sollte ich ihnen jemals wieder gegenübertreten, wenn ihr was zustoßen würde?" Etwas leiser fügte er hinzu. "Ich könnte mir selbst nicht mehr in die Augen sehen." Hermione unterbrach ihn nicht, sie hörte ruhig zu, als er weiterredete. "Ich weiß, dass das jetzt albern klingt, aber ich habe furchtbare Angst um sie. Natürlich mach' ich mir auch Sorgen um meine Freunde, und den Rest meiner Familie, aber bei ihr ist das noch schlimmer. Es ist fast so etwas wie eine Ahnung, oder so, ich kann's nicht erklären." Hilflos wandte er den Blick ab, und ließ die Schultern hängen. "Los, sag schon, dass ich ein kompletter Idiot bin." "Du bist ein kompletter Idiot," sagte sie mit einem spitzbübischen Lächeln. Verwirrt sah er sie an. Natürlich hatte er den letzten Satz gesagt, weil er damit rechnete, dass sie heftig protestieren würde, aber sie hatte es offenbar durchschaut. "Mach dich nicht so runter," meinte sie versöhnlich, "es macht dir doch niemand einen Vorwurf. Aber du darfst auch nicht vergessen, dass Ahnungen immer eine sehr unzuverlässige Sache sind. Wenn ich daran denke, wie Professor Trelawny jahrelang Harry's Tod vorausgesagt hat - und er ist doch immer wieder aus allen gefährlichen Situationen rausgekommen. Und er hat einiges an Gefahr überstehen müssen, soviel ist sicher." "Du hast ja recht," entgegnete er und versuchte zu lächeln, was ihm allerdings gründlich misslang. "Es ist nur...oh verdammt, Hermione, wenn ihr was zustieße, das könnt' ich nicht ertragen. Das könnte ich einfach nicht ertragen." Seine Stimme versagte, er wandte sich ab und drehte ihr den Rücken zu. Als sie versuchte, ihn zu umarmen, wehrte er sie ab, und starrte düster vor sich hin. Im nächsten Moment jedoch drehte er sich wieder zu ihr um und legte die Arme um sie. Er sah sie nicht an dabei, sein Gesicht ruhte an ihrer Schulter, irgendwo in ihren Haaren vergraben. Lange saßen sie nur schweigend da und hielten sich in den Armen. Von draußen prasselte der Regen gegen die Fensterscheiben, und die hölzernen Wände der Hütte ächzten im Sturm. Aber es war ein starkes Haus, und es würde das Wetter überstehen. Genauso hatte Harry sie in den Armen gehalten, als sie mit ihm über seine Vergangenheit gesprochen hatte. Und dennoch war es anders. Ganz anders. "Hey, alles in Ordnung mit dir?" An Ron's verwundertem Blick merkte sie, dass sie mit ihren Gedanken woanders gewesen war, und nicht auf eine Frage reagiert hatte, die er ihr soeben gestellt haben musste. "Ja, ich bin okay," sagte sie und löste sich hastig aus seiner Umarmung. "Ich ...ich musste nur an ein Gespräch mit Harry denken und habe mich gefragt, ob es ihm mit mir vielleicht ähnlich geht, wie dir mit Ginny. Ich meine, dass er sich genauso um mich sorgt." Sie rückte mit ihren Stuhl ein Stückchen von Ron weg, so dass sich nun wieder ein normaler Abstand zwischen ihnen befand. "Immer Harry." Entnervt runzelte Ron die Stirn. "Immer denkst du nur an Harry. Als ob es für dich überhaupt nichts anderes gäbe!" "Entschuldige mal!" rief sie entrüstet. "Ich geb' mir hier die allergrößte Mühe, mich in deine Situation hineinzuversetzen, und dich zu verstehen. Ich hab' eben keine leiblichen Geschwister, so wie du. Das nächste, was für mich an einen Bruder rankommt, ist nun mal Harry, deswegen hab' ich ihn und mich mit dir und Ginny verglichen. Aber bitte, wenn du keinen Wert auf meine Anteilnahme legst, dann heul' dich das nächste Mal doch bei jemand anderem aus." "Ich kann doch drauf verzichten," schimpfte Ron wütend. Gab es denn gar keine Möglichkeit mit Hermione zu reden, ohne dass sie sich gleich verkrachen mussten? Was musste sie auch jedes Mal von Harry anfangen? Sogar, wenn sie ihn umarmte, dachte sie an Harry, es war einfach unglaub... Er stutzte. "Was meinst du damit, 'das nächste, was für dich an einen Bruder rankommt'? Das mit dir und Harry ist doch was völlig anderes!" "Was soll das heißen?" fragte sie verwundert zurück. "Wieso ist es etwas völlig anderes?" Als er nicht antwortete, begriff sie. Natürlich, es war das, was sie immer vermutet hatte. Sie hatte Recht behalten, es ging nicht um irgendwelche Geheimnisse, die sie mit Harry teilte. Ron war schlichtweg eifersüchtig, er glaubte, dass sich zwischen ihr und Harry etwas anbahnte. Sie musste das jetzt klarstellen, es führte kein Weg dran vorbei. Aber wie konnte sie das tun, ohne Ron zu verletzen? Auf alle Fälle würde sie sehr vorsichtig und diplomatisch vorgehen müssen, und durfte nichts vorwegnehmen, was Harry Ron selbst erzählen wollte. Die ganze Wahrheit konnte sie ihm auf keinen Fall sagen. Sie holte tief Luft. "Sag' mal ganz ehrlich, bist du in Harry verliebt? Das war schlecht. So direkt hätte sie ihn nicht fragen dürfen. Jetzt bekam er mit Sicherheit das Gefühl, dass sie ihn aushorchen, oder sich über ihn lustig machen wolle. Aber er antwortete nicht. Er starrte sie nur so fassungslos an, als habe er ihre Frage nicht verstanden. "Wie in aller Welt kommst du denn auf so was?" fragte er schließlich zurück. "Ich meine, ich will doch nichts von einem Jungen. Ich meine... nicht, dass ich damit ein Problem hätte, aber ...ich und Harry, das ist doch...das ist einfach absurd." Hilflos sah er sie an. "Aber du bist doch in Harry verliebt!" "Nein!" Sie fuhr hoch, stampfte mit dem Fuß auf, und es war ihr egal, dass sie dabei wirkte, wie ein trotziges kleines Mädchen. "Ich bin es leid, weißt du! Seit diesem blöden Rita Skeeter Artikel darf ich allen wieder und immer wieder erzählen, dass zwischen mir und Harry nichts ist, und das nun schon seit Jahren. Dass die Leute aber auch nicht begreifen, dass ein Junge und ein Mädchen auch eine enge Beziehung haben können, ohne gleich ineinander verliebt sein zu müssen! Und das Schlimmste von allem ist, dass du es nicht begreifst! Von dir hätt' ich das bestimmt nicht erwartet!" "Was hätt' ich denn denken sollen, deiner Meinung nach?" Auch Ron war nun wütend aufgesprungen. "Ihr hängt nur noch miteinander 'rum, rennt andauernd zu Hagrid, schleicht euch nachts heimlich aus dem Versteck, hört auf zu reden, wenn ich in eure Nähe komme. Ich weiß ja, dass ich mich manchmal echt dumm verhalten hab' mit meiner Eifersucht. Aber ihr macht es einem aber auch nicht leicht!" "Es tut mir Leid, ehrlich." Sie stand vor ihm, hin- und hergerissen zwischen Ärger und schlechtem Gewissen. "Ich hab' dir schon mal gesagt, dass ich deine Gefühle nicht verletzen will, als wir auf dem Holzplateau über dem Teich saßen, erinnerst du dich? Ich hab' dir gesagt, dass ich dir Harry nicht wegnehmen will. Nun, er und ich haben oft über private Dinge geredet, Dinge, die mit der Vergangenheit zusammenhängen, wie du dir sicher denken kannst...." "Tschuldigung, dass ich nicht so eine bewegte Vergangenheit hab', wie ihr beide! Ich kann keinen Ex-Lover vorweisen, der zum Death Eater mutiert ist!" "Für diese Bemerkung sollte ich dir eigentlich eine reinhauen," rief sie und ihre Lippen bebten vor Zorn. "Und da wunderst du dich noch, warum ich mit Harry über meine Probleme rede, und nicht mit dir, du unsensibler Klotz!" "Mach's!" "Was?" "Hau mir eine rein! Ich hab's verdient. Das mit dem Ex-Lover hätt' ich nicht sagen dürfen, war echt mies von mir! Aber, ohne dir zu nahe treten zu wollen, es macht mich verdammt sauer, wenn ich nur an ihn denke. Ein Kerl, der nicht bereit ist, alles für dich zu riskieren, verdient dich nicht! Du riskierst dein Leben für die Menschen, die du liebst, und die Werte an die du glaubst, und das alles mit größter Selbstverständlichkeit, du erwartest nicht einmal Dank dafür. Alle bewundern immer nur Harry und sehen ihn als den großen Anführer, aber ohne dich und deine Organisation würde in unsrem Laden rein gar nichts laufen. Und der Typ, der das außergewöhnliche Glück hat, dein Freund zu werden, sollte sich in erster Linie mal ein Beispiel an dir nehmen, und nicht an deinen besten Eigenschaften herummäkeln, oder versuchen, sie dir abzuerziehen." Er stellte sich vor sie und reckte das Kinn. "Wenn's dir besser geht, wenn du mir eine reinhauen kannst, dann tu's einfach!" Ihre Hand klatschte in sein Gesicht, und er stolperte erschrocken einige Schritte zurück, er hatte nicht damit gerechnet, dass sie tatsächlich zuschlagen würde. Ihr Gesichtsausdruck war ebenso verdutzt wie seiner, als ob sie selbst nicht gewusst hätte, was sie im nächsten Moment tun würde. Sie stand vor ihm, reglos, nur ihre leicht geöffneten Lippen zitterten, und in ihren Augen lag Schmerz, ein dumpfer unerklärlicher Schmerz, als ob seine Worte sie tief getroffen hätten. Ihre Hand ruhte immer noch an seiner Wange, sie hatte bisher keinen Versuch unternommen, sie zurückzuziehen, oder sich auf eine Reaktion seinerseits vorzubereiten. Sie sprach nicht, und sie reagierte nicht, selbst dann nicht, als er einen Schritt auf sie zutrat, und seine Hand auf die ihre legte. "Das mit Krum hätt' ich nicht sagen dürfen," wiederholte er hilflos. "Vergiss Viktor! Das über mich hättest du nicht sagen dürfen!" Ihre Stimme klang verzweifelt. "Aber es ist wahr, Mi! Es ist die reine Wahrheit!" "Und sag' nicht 'Mi' zu mir!" Ihr Gesicht war nur noch wenige Zoll von seinem entfernt, er konnte schon die warme Berührung ihrer Nase fühlen, die plötzlich gegen seine drückte. Er wandte das Gesicht zur Seite, und spürte jetzt ihren Atem, ein sanftes Kitzeln auf seiner Haut. Seine Augen schlossen sich, er wollte jetzt nicht sehen. Nicht sehen, nicht denken, sich nicht den Kopf zerbrechen. Er wollte die Welt um sich herum in Dunkelheit versinken lassen, damit nichts mehr existierte, außer diesem warmen Atem und der sanften Berührung dieser Lippen. Das und nichts anderes wollte er. Die Tür der Hütte wurde heftig aufgerissen, und ließ den Sturm hinein, die warme Stube erzitterte unter den eisigen Stößen des Windes. Donnergrollen durchbrach krachend die Stille und frostklirrende Hagelkörner sprühten ihm schmerzhaft ins Gesicht noch bevor ihre Lippen zueinander finden konnten. Beide erwachten aus ihrer Erstarrung, und Hermione nutzte die Gelegenheit, ihm auszuweichen, und sich der soeben eingetretenen Person zuzuwenden. Es war Harry und sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. "Wir werden gebraucht!" sagte er schlicht. * * * "Jetzt hör' bitte auf, mir Vorwürfe zu machen, du weißt, dass ich einen anstrengenden Job habe. Ich habe gesagt, ich komme zu dir, so schnell es geht! Ich kann nichts dafür, wenn Vater mir einen Spezialauftrag gibt, da musst du eben einfach etwas Geduld...hey, bist du noch da? Das kannst du doch nicht machen, verdammt! Hör zu, lass mich doch erklären!" "Verdammter Mist!" Tod stieß die Feuerschale um, so dass die Flammen gierig über den Boden der Jagdhütte züngelten. Jason trat sie hastig aus, um den drohenden Brand zu verhindern. "Mach dir keine Sorgen, so schlimm kann's doch nicht sein. Alle Weiber sind zickig, die beruhigt sich schon wieder!" "Ach ja? Nur gut, dass du so viel Ahnung von Frauen hast, ich bin sicher, du hast jede Menge Erfahrung bei deiner Verlobten sammeln können," giftete Tod zurück. Jason's Verlobte war die dreizehnjährige Véronique Lestrange, die geplante Heirat war Lord Macnair's erster Versuch, eine engere Bindung mit den Lestranges zu formen. Lucius Malfoy würde nicht begeistert sein, wenn er davon erfuhr, doch bis jetzt war die Angelegenheit noch nicht offiziell. Jason hatte nicht die geringste Lust mit seinem Bruder zu streiten. Er hockte gelangweilt am Tisch, und besah sich die ausgestopften Tiere an den Wänden und in den Ecken. Alle Arten von Vögel, Kleingetier, diverse Marder und Wildkatzen glotzten mit toten Augen in der Gegend herum. Den Hirschen war eine ganze Wand gewidmet worden, ihre starren leblosen Köpfe wuchsen wie die Äste eines dämonischen Baumes aus der hölzernen Wand, und verzweigten sich in riesigen Geweihen. Natürlich gab es auch weitaus ungewöhnlichere Geschöpfe zu sehen, wie etwa den an die Wand genagelten Kopf eines Griffon, einen ausgestopften Kappa, der als Wasserspender diente, oder ein in einer Leuchtkugel präpariertes Will-o'-the-Wisp, welches dem Raum das Licht spendete. Der Kappa und das Irrlicht waren Geschenke vom alten Lestrange gewesen, kein Wunder, dass Malfoy sie in diese Hütte abgeschoben hatte. Dass es mit dem Verhältnis der beiden nicht zum Besten stand, wussten selbst die Macnair Söhne, die sich eigentlich nicht mit Politik beschäftigten. Manch anderem wäre an einem solchen Ort ein Schauer über den Rücken gelaufen, doch die Jungen waren nichts anderes gewohnt. Im Gegensatz zu Malfoy, der die Jagd eher als Zeitvertreib, und gesellschaftliche Angelegenheit sah, war ihr Vater ein leidenschaftlicher Jäger, und stellte seine Trophäen nicht nur in Jagdhütten, sondern überall im ganzen Haus aus. Wie viele andere Schwarzmagier teilte er den Fetisch der dunklen Zaubererwelt, sich mit toten Geschöpfen zu umgeben. "Ich kann nicht auf Michael warten!" Tod blieb vor dem wuchtigen Eichenschrank stehen, der sich an der Stirnseite des Raumes entlang zog. "Ich muss jetzt mit ihr sprechen, und zwar persönlich. Über Floo Powder wird sie mir nicht zuhören!" "Vater hat befohlen, dass immer zwei von uns hier sind, und auf die Gefangene acht geben," entgegnete Jason mit der feindseligen Miene eines trotzigen kleinen Jungen. Er warf einen Seitenblick auf das Baby, welches in einem Korb fest schlief. "Du kannst nicht weggehen, solange Michael nicht hier ist!" "Sie will mich verlassen," murmelte Tod düster. "Sie meint es ernst, sie sagt, ich würde mich nicht um sie kümmern, weil mir alles andere wichtiger sei. Sie vermutet sogar, dass eine andere Frau dahinter steckt. Als ob! Als ob ich jemals jemand anderen lieben könnte! Es gibt niemanden wie sie..." Gedankenverloren betrachtete er die umfangreiche Waffensammlung hinter den Glaswänden des Eichenschranks. Neben den magischen Bögen, Armbrüsten, und Jagdmessern, welche in der Zaubererwelt üblich waren, befanden sich auch diverse Jagdflinten und andere Gewehre, die normalerweise nur von Muggles verwendet wurden. Niemand in der Zaubererwelt würde sich dazu herablassen, sie zu gebrauchen, ja nur die wenigsten konnten überhaupt damit umgehen. Als exotische Sammel- und Ausstellungsobjekte waren sie jedoch gefragt, denn wie alles was mit Tod und Töten zu tun hatte, übten sie auf die meisten Schwarzmagier eine ungeheure Faszination aus. "Du kannst nicht gehen!" wiederholte Jason stur. "Du kannst nicht gehen, solange Michael noch nicht da ist!" "Du hast mir nichts zu sagen!" entgegnete Tod herablassend. "Ich werde wiederkommen, wenn ich mit ihr gesprochen habe. Mit diesen Worten Disapparierte er. Jason sprang erschrocken auf. Nie hätte er geglaubt, dass Tod so einfach einen Befehl ihres Vaters ignorieren würde. So etwas hatte er überhaupt noch nie getan. Und alles wegen eines dummen Mädchens, das noch nicht einmal aus einem der herrschenden Häuser stammte. Einen Moment lang stieg ungewollt ihr Bild vor seinen Augen auf. Oh ja, schön war sie, eine solche Schönheit und Anmut sah man selten, selbst in der magischen Welt, wo die Frauen Mittel und Wege besaßen, ihr Aussehen zu verbessern. Aber an sie kam keine andere heran. Ihre geheimnisvollen Mandelaugen, ihre sinnlichen kirschroten Lippen, die zarte feenhafte Erscheinung, wenn er nicht genau wüsste, dass Tod ihn dafür umbringen würde, vielleicht würde er dann selbst... Eine mächtige Explosion sprengte die Tür aus dem Rahmen, die Schockwelle warf ihn zu Boden noch bevor seine Gedanken in die Wirklichkeit zurückkehren konnten. Instinktiv rollte er sich zur Seite, und entging um Haaresbreite einem schlecht gezielten Stunning Spell. "Das Mädchen, Colin!" befahl eine Stimme. "Hol das Mädchen!" Einen weiteren schlecht gezielten Stunning Spell später, war es ihm gelungen, hinter dem Kappa-Wasserspender in Deckung zu gehen, und seinen Zauberstab zu ziehen. Er konnte jetzt seinen Angreifer sehen, es war ein etwa siebzehnjähriger Junge mit mausbraunem Haar, gekleidet in eine Hogwarts Schuluniform. Direkt hinter ihm standen zwei weitere Jungen, einer ebenfalls braunhaarig, der dritte mit einer Fülle zerzauster schwarzer Haare. Ihn erkannte Jason sofort, auch wenn er ihm nie begegnet war, es war der, dessen Name nicht genannt werden durfte. "Lass ihn, hol das Mädchen!" schrie der, dessen Name nicht genannt werden durfte, noch einmal, doch es war zu spät, der Überraschungsmoment war verschenkt. Jason schleuderte ihnen einen verstärkten Disarming Spell entgegen, es war die beste Möglichkeit mehrere Gegner gleichzeitig ausschalten zu können. Und wirklich - zwei von drei Zauberstäben sausten durch die Luft, und blieben irgendwo in den Hirschgeweihen an der hinteren Wand hängen. Mit der so gewonnen Zeit errichtete Jason einen magischen Schild um sich herum, der mit Sicherheit stark genug sein würde, um die nächsten drei- oder vier Kampfsprüche auszuhalten. Nur gut, dass sie den Shieldspell so unermüdlich trainieren mussten. Bei der Blood Legion wurde man wirklich auf jede Art von Angriff vorbereitet. Der einzige Nachteil des starken Schildes war, dass er selbst nun auch keine Zauber anwenden konnte. Somit war es ihm nicht möglich, das Baby mit einem Summoning Charm heranzuholen. Jason sprang hoch, und sprintete zum Tisch in der Mitte des Raumes. Wenn es ihm gelang, rechtzeitig das Körbchen mit dem Kind zu erreichen, würden seine Feinde den Angriff wohl oder übel abbrechen müssen, wenn sie das Leben der Geisel nicht gefährden wollten. Und solche Leute wollten das nie, dessen konnte er sich sicher sein. Ein Blitz fuhr in den Waffenschrank und löste dort eine Explosion aus. Der Junge, dessen Name nicht genannt werden durfte, hatte offenbar begriffen, was er vorhatte, und auch schnell genug geschaltet, um zu sehen, dass ihm nicht genügend Zeit blieb, um den Schild zu durchbrechen. So hatte er nicht auf ihn, sondern auf den Schrank gezielt, und ihn zum Einstürzen gebracht. Jason warf sich nach hinten, als der riesige Schrank nach vorn krachte, er wusste nicht, ob er sich außerhalb der Reichweite des Möbelstücks befand. Glas splitterte, Waffen und Holzteile flogen durch den Raum, er hob schützend die Hände über den Kopf, und spürte, wie ihm sein Zauberstab entglitt. Dann warf sich auch schon eine Gestalt auf ihn, und packte seine Arme. Eine weitere Gestalt, den Schuhen nach zu urteilen, ein Mädchen, hechtete an ihm vorbei, und ergriff das Körbchen mit dem Baby, welches vor dem Tisch am Boden lag. Die Wucht der Explosion hatte es vom Tisch geworfen, und damit außerhalb der Reichweite des fallenden Schranks geschleudert. "Nehmen wir ihn gefangen?" fragte der Junge mit dem mausbraunen Haar enthusiastisch. "Wir könnten ihn als Geisel benutzen." Der Junge hatte kaum ausgesprochen, als von draußen ein Schrei ertönte, der verzweifelte Schrei eines Mädchens. Er spürte einen dumpfen Schlag gegen den Kopf, und dann wusste er nichts mehr. * * * Sie hatte fest vor, sich an die Anweisung zu halten, und ihre Aufgabe gewissenhaft erfüllen. Sie würde das Vertrauen, das Harry in sie setzte, nicht enttäuschen, selbst dann nicht, wenn die Aufgabe nur aus Warten und sich Verstecken bestand. Der Gang hinter dem Wasserfall war feucht und muffig. Obwohl sie hier sicher sein würde, hatte Ginny als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme den Invisibility Cloak über sich gebreitet. Nun wollte sie weit genug laufen, um das ohrenbetäubende Tosen des Wasserfalls nicht mehr hören zu müssen, es machte sie nervös. In der Dunkelheit konnte sie nur wenig erkennen, und sie wagte nicht, Licht zu machen. Wenn sie nun auch nicht hören konnte, was um sie herum geschah, hatte sie kaum eine Möglichkeit, ihre Umgebung wahrzunehmen. Aber es würde ihr nichts passieren. Niemand kannte diesen Gang. Der Wasserfall wurde immer leiser, je weiter sie sich entfernte, und allmählich konnte sie das dumpfe Geräusch ihrer Schritte hören, das von den Wänden widerhallte. Wo dieser Gang wohl endete? Vermutlich würde sie es heute Nacht nicht herausfinden, sie sollte ja nicht allein in die Burg gehen, und daran wollte sie sich halten. Wenn sie sich als vertrauenswürdig erwies, würde ihre nächste Aufgabe bestimmt mit mehr Verantwortung verbunden sein, bis sie schließlich ganz zu den Älteren gehörte. Der Widerhall ihrer Schritte wurde langsam lauter Es war bewundernswert, wie Harry trotz aller Schwierigkeiten noch die Zeit fand, die Jüngeren langsam in ihre Pflichten einzuführen. Die Sache mit dem Brief hatte er speziell für sie ausgesucht, und auch, wenn es nicht geklappt hatte, so würde es doch ein nächstes Mal geben, und wieder ein nächstes Mal. Sie war für ihn nicht einfach nur Ron's kleine Schwester, sie war ein eigenständiger Mensch, um den er sich Gedanken machte. Er machte sich Gedanken um sie! Das war doch zumindest ein Anfang, ein erster Schritt in die richtige Richtung. Oder etwa nicht? Sie blieb stehen, und zog sehnsüchtig die Arme zur Brust. In der Ferne hallte das Echo ihrer Schritte noch immer nach. Aber dann dachte sie an die Eulenpost, und seinen verzweifelten Blick in den nächtlichen Himmel. Als ob es etwas, oder jemanden gab, nach dem er sich vor Sehnsucht verzehrte. Würde er jemals sie mit diesem ganz besonderen Blick ansehen? Hatte sie überhaupt eine Chance gegen die unbekannte Konkurrenz? Es war kein Echo! Es war kein Echo und kein Widerhall, es waren die Schritte einer anderen Person. Einer Person, die sich durch den Gang auf sie zu bewegte. Einen Moment lang glaubte sie, es wäre einer ihrer Freunde, der sie abholen wolle, aber dann hätten die Schritte doch von draußen vom Wasserfall kommen müssen. Doch das taten sie nicht, sie kamen von drinnen. Aus dem Inneren der Burg. Jemand kannte den Geheimgang. Jemand, der aus der Burg kam, und ungesehen nach draußen wollte. Atemlos presste sie die Hände an die Brust, und spürte wie ihr Herz darunter raste. Diese Person, wer immer sie sein mochte, würde an ihr vorbei müssen, und wenn sie auch unsichtbar war, so war sie doch keinesfalls unfühlbar. Die Chancen, dass jemand in dem engen Gang an ihr vorbeikam, ohne sie anzurempeln, standen gleich Null. Sie musste so schnell wie möglich nach draußen, es gab überhaupt keine andere Möglichkeit. Nur draußen war genügend Platz, dass dieser Jemand ungesehen an ihr vorbeikam. Sie wagte nicht, zu rennen, aus Angst, das Geräusch ihrer Schritte könne sie verraten. So schnell, und hoffentlich auch so leise wie möglich, huschte sie den Weg zurück, den sie gekommen war, bis der Klang des Wasserfalls seine alte Lautstärke wieder erreicht hatte. Jetzt endlich konnte sie rennen... Einmal fiel sie hin, und schürfte sich Hände und Knie auf. Sie rappelte sich hoch, zog den Umhang zurecht, und rannte weiter. Jetzt war keine Zeit, sich mit Wehleidigkeiten aufzuhalten. Die Dementoren würden mit Sicherheit kein Verständnis dafür zeigen. Da sie ohnehin vom Regen durchnässt war, machte sie sich nicht die Mühe, sich seitlich am Wasserfall vorbeizuquetschen. So rannte sie mittendurch, und nahm hinter einem Felsen Deckung. Weiter wollte sie nicht gehen, um sich nicht mehr als nötig vom vereinbarten Treffpunkt zu entfernen. Nervös blickte sie um sich, um festzustellen, ob schon jemand gekommen war, damit sie ihn notfalls warnen konnte. Aber es war niemand hier. Jetzt hieß es warten und hoffen, dass der Unbekannte nicht durch ihren Umhang sehen konnte. Zur Sicherheit duckte sie sich noch tiefer zwischen die Felsen. Tränen stiegen in ihren Augen hoch, als ihr wehes Knie den Stein berührte, Schmerzen auszuhalten war nie ihre Spezialität gewesen. Aber sie hatte sich genügend unter Kontrolle, um nicht zu schreien, oder den Umhang loszulassen, und das war das Allerwichtigste. Endlich - es erschien ihr, wie eine Ewigkeit, teilte sich der Wasserfall, glitt nach außen, wie ein Vorhang, der zur Seite geschoben wurde. Die Gestalt, die daraus hervortrat, war nicht sofort zu erkennen, alles, was sie sehen konnte, waren lange schwarze Roben, und eine tief ins Gesicht gezogene Kapuze. Es war ein Mensch, zumindest die Hand, welche einen Zauberstab hielt, war eindeutig menschlich. Die Menschenhand schwang den Stab, und sofort fiel der Wasserfall in seine ursprüngliche Position zurück. Vor dem silbrigen Hintergrund des Wassers konnte Ginny die Umrisse des Mannes deutlicher erkennen, war aber immer noch nicht imstande, seine Identität auszumachen. Kannte sie ihn überhaupt, oder war er ein völlig Fremder? Nun siegte doch die Neugier über die Angst, und als der Mann mit zielsicheren Schritten an ihr vorbeigegangen war, nutzte sie die Gelegenheit, ihren Besen aus seinem Versteck zwischen den Felsen zu holen. Weit konnte der Unbekannte ohnehin nicht zu Fuß gehen, denn es führte von hier aus kein Weg nach oben zur Burg. Es führte überhaupt kein Weg irgendwohin, deswegen war der geheime Eingang ja so sicher. Die Gestalt hatte keinen Besen bei sich, aber Ginny stellte schon bald fest, dass sie auch keinen brauchte. Mithilfe eines Levitation Spells schwebte sie über die Felsen nach oben, bis zu dem gewundenen Steinweg, der in die Burg hinaufführte. Diesen Weg fuhren sie jedes Jahr zu Schulbeginn mit den pferdelosen Kutschen entlang, und von ihrem Besen aus, konnte Ginny eine solche erkennen, die sich in Richtung Burg bewegte. Die schwarze Gestalt stellte sich dem Gefährt jedoch in den Weg, und es hielt mit einem leisen Quietschen an. Als der Mann in die Kutsche stieg, begriff sie. Dies war ein geheimes Treffen, vielleicht eine Beratung, die mit dem Sturz des Dunklen Lords zusammenhing. Vielleicht saßen dort zwei Mitglieder der Phoenix Order zusammen, und tauschten Informationen aus. Dies wäre die Gelegenheit mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Andererseits, sie hatte keinerlei Befugnis, Verhandlungen für New Hogwarts zu führen. Das war Harry's oder Hermione's Aufgabe. Sie konnte lediglich den Brief überbringen, und hoffe, dass Harry's Argumente überzeugend waren. Nun, zumindest das konnte sie tun. Sie tastete nach dem Umschlag, der noch immer sicher unter ihrem Pullover verborgen war. Und wenn die Leute in der Kutsche nun Feinde waren? Aber war es nicht höchst unwahrscheinlich, dass Anhänger des Dunklen Lords sich heimlich nachts trafen? Sie konnten das doch tagsüber vor aller Augen tun, sie waren schließlich an der Macht. Die kleine Ginny wusste noch relativ wenig über das Regime Voldemort's, sonst wäre ihr gleich der Gedanke gekommen, dass ein System, welches auf Intrigen und Machtspielchen aufbaute, voller heimlicher Zusammenkünfte sein musste. Lediglich aus Vorsicht heraus, war sie erst einmal auf dem Dach der Kutsche gelandet, um ein wenig zu lauschen, bevor sie sich zu erkennen gab. Sie rechnete fest damit, dass ihre Vorsicht nicht nötig sein würde - und dankte allen Mächten des Guten, dass sie nicht leichtsinnig geworden war. Denn die beiden Personen, die sich in der Kutsche unterhielten, waren keinesfalls ihre Verbündeten, zumindest einer von beiden nicht. Und bei dem anderen war sie auch nicht mehr so sicher. Sie presste ihr Ohr an das Dach der Kutsche, damit ihr nichts von der Unterhaltung entging. * * * Harry Potter, Ernie Macmillan, Colin Creevey, und Susan Bones, welche das Baby auf dem Arm hielt, fuhren herum, als sie Hannah Abbot schreien hörten. Hannah war gemeinsam mit Justin Finch-Fletchley, Anthony Goldstein, und Megan Jones draußen geblieben, um die Umgebung der Hütte im Auge zu behalten, und die anderen notfalls zu warnen, falls weitere Mitglieder der Blood Legion auftauchten. Harry überlegte nicht lang. Mit dem Kolben eines auf dem Boden herumliegenden Muggle Gewehres schlug er Jason bewusstlos, und stürmte den anderen nach, ins Freie. "In Deckung!" schrie er, als sie sich durch die Tür nach draußen drängten. "Vorsicht Falle!" Hastig zerrte er Colin hinter eine der beiden steinernen Figuren, die vor der Hütte standen. Es war die Statue eines Mädchens in römischer Tunika, welche einen gespannten Bogen mit Pfeil auf der Sehne in ihren Händen hielt. Wäre Hermione hier gewesen, so hätte sie die Statue eindeutig als Bildnis der Göttin Diana erkannt. Auch Ernie und Susan fanden hinter der Statue Deckung. Alle vier hielten die Zauberstäbe griffbereit, und starrten angestrengt zwischen dem Bogen und den erhobenen Armen der Göttin hindurch ins Dunkel. Es regnete nicht mehr, doch Büsche und Bäume schwankten drohend im Sturmwind, und streckten ihre dürren Zweige gen Himmel. Jetzt, im November hatten sie das meiste Laub schon abgeworfen und erinnerten an düstere Knochenmänner. Das Wäldchen, in dem die Jagdhütte stand, befand sich in einem Ausläufer der gewaltigen Parkanlagen rund um Malfoy Manor. Das Haus selbst war aus dieser Entfernung nicht mehr zu erkennen, das einzig sichtbare Licht war das magische Flutlicht über dem Quidditch Feld, welches sich in einem nahe gelegenen Teil des Parks befand. "Behaltet jetzt lieber die Ruhe, Kinder," sagte eine Stimme aus der Dunkelheit in fast freundlichem Tonfall. "Lasst eure Stäbe fallen, bevor am Ende noch jemand verletzt wird!" Grand Dragon Macnair stand neben der zweiten Statue, einem von Pfeilen durchbohrten Hirsch. Vor sich, sozusagen als lebenden Schild, hielt er die gefesselte und geknebelte Hannah, die Spitze seines Zauberstabes drohend auf ihrer Brust. Das Mädchen wagte kaum zu atmen. Trotz des gewaltigen Schreckens stieß Harry einen Seufzer der Erleichterung aus, als er sah, dass seine Mitstreiterin noch am Leben war, und nicht ernsthaft verletzt zu sein schien. Macnair würde ihr nichts antun, im Moment jedenfalls nicht, es stand vier zu eins, und sie war seine einzige Geisel. Jetzt musste ihnen nur so schnell, wie möglich etwas einfallen. Er hatte bereits eine Idee, doch der Erfolg dieses Plans würde nicht von ihm allein abhängen. "Lasst eure Stäbe fallen," wiederholte Macnair. "Werft sie dorthin, wo ich sie sehen kann, und nehmt eure Hände hoch!" Wegen des Knebels konnte Hannah nicht sprechen, aber die Freunde sahen, wie sie heftig den Kopf schüttelte. Sie wollte nicht, dass die anderen sich ihretwegen ergaben. Und noch etwas konnten sie deutlich erkennen, um Macnair und Hannah herum flimmerte die Luft. Vermutlich hatte er einen starken Schild hochgezogen. Das machte einen Angriff nahezu unmöglich, selbst wenn sie alle gleichzeitig einen Stunner auf ihn losjagten, würde ihm noch genug Zeit bleiben, Hannah zu töten, bevor eine der Attacken zu ihm durchdrang, und ihn außer Gefecht setzte. 'Manchmal muss man eine weniger wichtige Figur opfern, um eine Wichtigere zu schützen.' Snape's Worte kamen ihm in den Sinn. Er hatte den Kampf gegen Voldemort mit einem Schachspiel verglichen. Und Ron, der Harry damals das Schachspielen beigebracht hatte, hatte ihm erklärt,, dass es immer einen Vorteil darstellte, eine eigene Figur zu opfern, wenn man dadurch eine wertvollere Figur des Gegners schlagen konnte. Ein Grand Dragon war die wertvollste gegnerische Figur, die sie jemals vor ihre Zauberstäbe bekommen hatten. Alles was sie tun mussten war, ihn anzugreifen, und Hannah's Leben zu opfern. Vielleicht noch ein weiteres Leben, denn Macnair war ein gefährlicher Gegner, und würde mit großer Wahrscheinlichkeit noch jemanden ausschalten können, bevor sie ihn in ihrer Gewalt hatten. Die anderen, auch Hannah würden damit einverstanden sein. Sie alle riskierten ihr Leben für eine freie Welt, und das mit jeder neuen Mission. Aber er war nicht einverstanden! Hannah zu retten, hatte die allerhöchste Priorität, alles andere war zweitrangig! Er war ein Rebell, und kein Schachspieler, und seine Freunde waren keine Spielfiguren, sondern fühlende, denkende Menschen, die ihm am Herzen lagen. Die Tatsache, dass Macnair ihn und seine Freunde sehr wohl als Spielfiguren ansah, konnte er jedoch für seinen Plan benutzen. Wenn sein Gegner glaubte, er könne eine wertvollere Figur schlagen, würde er mit Sicherheit darauf eingehen. "Hören Sie, Macnair, ich habe einen besseren Vorschlag," rief er hinüber. "Lassen Sie sie gehen, und nehmen Sie mich dafür!" "Einverstanden." Die Antwort kam sofort und ohne Umschweife. "Komm hier herüber, Hände nach oben! Sobald ich dich sehen kann, lass ich sie los! Aber keine Tricks, sonst ist sie tot!" Seine Stimme klang jetzt ein wenig nervös, vielleicht der Gedanke daran, was sein Meister sagen würde, wenn er ihm Harry Potter ausliefern konnte. "Das kannst du nicht..." setzte Colin zu einem Wortschwall an, doch Harry unterbrach ihn. "Hört mir jetzt zu, wir haben wenig Zeit," flüsterte er. "Susan, du kannst eine Hand nicht heben, weil du ja das Baby trägst, also wird Macnair sich nicht wundern, selbst wenn er verlangt, dass ihr die Hände hochnehmt. Sobald Macnair genau vor dem Hirsch steht, und Hannah und ich außer Schusslinie sind, packst du den Messergriff," er wies auf das Jagdmesser im Gürtel der Göttin. "Einfach nur kurz festhalten, das genügt schon!" "Okay!" Susan nickte hastig, und dann breitet sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. "Ein geheimer Mechanismus! Aber woher weißt du...?" "Erklärungen später," raunte Harry zurück. Dann rief er, zu Macnair gewandt: "Ich komm jetzt raus! Lassen Sie Hannah frei!" "Harry, nicht!" Colin wollte ihn festhalten, doch Ernie reagierte geistesgegenwärtig, und rang ihn mit einer schnellen Bewegung zu Boden. Jede Unachtsamkeit ihrerseits würde Hannah's und Harry's Leben gefährden, sie konnten sich jetzt keine langen Debatten und Meinungsverschiedenheiten leisten. Harry trat hinter der Statue hervor. Gebannt verfolgten die Freunde, wie er langsam und mit erhobenen Händen einige Schritte auf Macnair zuging. Dieser jedoch machte keine Anstalten, Hannah freizulassen, sondern wandte sich an die Gruppe: "Stäbe weg, und Hände hoch, wird's bald! Sonst kein Austausch!" "Tut, was er sagt!" bestätigte Harry, und zwinkerte Susan zu. Sie versuchte ein mattes Lächeln als Antwort, doch es misslang gründlich. Aus dem Augenwinkel konnte er Ernie's und Colin's Hände sehen - und eine Hand von Susan. Sie würde also wie geplant reagieren können, doch zuerst musste er Macnair noch ein wenig nach rechts locken, den Schild loswerden, und Hannah in Sicherheit bringen. Er ging noch ein paar Schritte, allerdings leicht schräg, und stand jetzt direkt vor seiner Mitstreiterin und dem Grand Dragon, genauer gesagt, etwas rechts vor ihnen. Ob es funktionierte? Wenn Macnair ihn gefangen nehmen wollte, musste er den Schild runterlassen, und einen Spruch auf ihn abfeuern, vermutlich einen Stunner. Natürlich bestand auch die Gefahr, dass sein Feind ihn umbringen würde, aber das bezweifelte er. Voldemort würde ihn mit Sicherheit selbst töten wollen, und somit jeden bestrafen, der ihm seinen persönlichen Triumph nahm. Weiter konnte er nicht mehr gehen, wenn er Macnair aus der Reserve locken wollte. Er musste darauf warten, dass der Gegner nach dem Köder schnappte. Einen Augenblick lang standen beide nur da, und sahen sich lauernd an. Dann geschah alles wie der Blitz, und Harry konnte nur hoffen, dass Susan schnell genug reagierte. Mit einer Bewegung seines Stabes zerstörte Macnair den Schild, gleichzeitig stieß er mit der anderen Hand Hannah zu Boden, und machte einen gewaltigen Satz nach vorn, wobei er ums Haar auf sie getreten wäre. Harry hatte mit einem magischen Angriff gerechnet, doch stattdessen wurde er an der Schulter gepackt. Macnair versuchte, ihn mit links in den Schwitzkasten zu nehmen, und gleichzeitig mit rechts den Stab einzusetzen, und den Schild wieder hochzuziehen. Bevor Harry auch nur daran denken konnte, sich zu wehren, durchzuckte ihn ein furchtbarer Schmerz. Seine Narbe brannte höllisch, und sein ganzer Kopf schien sich in Feuer zu verwandeln, die Welt verschwamm vor seinen Augen. Seine Beine knickten ein, und er versuchte, sich abzufangen, bevor er auf dem Boden aufschlug, er wollte auf keinen Fall wieder ohnmächtig werden, wie vor einer Woche, als er durch Camille Lestrange's geisterhafte Gestalt geflogen war. Etwas in einem noch funktionierenden Teil seines Gehirns sagte ihm, dass zwischen beiden Fällen ein Zusammenhang bestand, doch er hatte jetzt nicht die Kraft darüber nachzudenken, er musste seine ganze Konzentration darauf verwenden, bei Bewusstsein zu bleiben. Mühsam rollte er sich am Boden weg, er hörte Ernie 'Jetzt!' schreien, glaubte etwas Schnelles, Silbriges durch die Luft sausen zu sehen, und hörte einen weiteren Aufschrei, diesmal von Macnair. Dann tropfte Blut auf ihn herunter, und die große rote Gestalt neben ihm löste sich in Luft auf. "Harry, Harry, bist du in Ordnung?" Colin kam auf ihn zugerannt, und nahm seinen Kopf in die Hände. Ernie und Hannah fielen sich schluchzend in die Arme, während Susan fassungslos auf die Stelle starrte, wo der verwundete Macnair Disappariert war, als habe sie Angst, er könne jeden Moment zurückkommen. Anthony Goldstein kam entsetzt aus dem Wald gelaufen, offensichtlich hatte er den Schluss der Auseinandersetzung mitbekommen, und als sich alle wieder ein wenig beruhigt hatten, suchten sie schnellstmöglich die restlichen Späher zusammen, um diesen grässlichen Ort zu verlassen, bevor noch eine weitere unliebsame Überraschung auf sie wartete. Die steinerne Diana zog einen frischen Pfeil aus ihrem Köcher, legte ihn auf die Sehne, und spannte ihren Bogen, bevor sie wieder in ihre alte Erstarrung zurückfiel. * * * "Was soll dieses Treffen? Wenn du mir etwas zu sagen hast, hättest du es auch per Floo Powder tun können!" Die Stimme klang ungehalten, und auch ein wenig verwirrt, zumindest hatte Ginny diesen Eindruck. Als die Kutsche sich wieder in Bewegung setzte, und den verschlungenen Steinweg hinabruckelte, vergewisserte sie sich noch einmal, dass der Umhang nicht verrutscht war, und versuchte, eine Position einzunehmen, die ihre aufgeschürften Knie schonte. Das war nicht ganz einfach, denn es gab nichts, woran sie sich festhalten konnte. Sie musste sich mit dem ganzen Körper flach ans Dach pressen, um nicht hinuntergeworfen zu werden, und einen Arm brauchte sie noch, um zu verhindern, dass sie ihren Besen verlor. "Ich bin hier, weil ich dir eine Frage stellen möchte, Severus. Von Angesicht zu Angesicht. Ich will dir dabei in die Augen sehen, damit ich sicher sein kann, dass du mich nicht belügst." "Ach ja?" Die erste Stimme lachte höhnisch auf. "Und das kannst du? Gerade du solltest doch wissen, wie einfach es ist, zu lügen und anderen etwas vorzutäuschen. Du bist ja schließlich ein Meister darin!" "Ich will wissen, ob du wirklich auf unserer Seite stehst!" entgegnete die zweite Stimme, ohne auch nur im Mindesten auf die Anschuldigungen seines Gesprächspartners einzugehen. "Ob du wahrhaftig zu uns zurückgekehrt bist, oder ob doch nur wieder eine Teufelei von diesem hinterhältigen Fuchs Dumbledore dahinter steckt. Ich will eine Antwort, und ich will sie jetzt!" "Der Dunkle Lord hält mich für vertrauenswürdig. Er hat mir den Posten des Schuldirektors gegeben." In lauerndem Tonfall folgte die Frage: "Du wirst doch nicht etwa seine Entscheidungen in Frage stellen wollen? Das würde dir überhaupt nicht ähnlich sehen, und gesund für deine Karriere wäre es auch nicht." "Es geht hier nicht um unseren Lord, falls dir das noch nicht aufgefallen ist!" zischte es zurück. "Es geht darum, dass du uns, und alles was jemals zwischen uns war, auf schändlichste Weise verraten hast!" "Kann das dein Ernst sein? Du schleppst mich hierher, mitten in der Nacht, nur um mir den enttäuschten Liebhaber vorzuspielen? Das hättest du dir wirklich sparen können! Abgesehen davon, wer war denn derjenige, der mich damals im Stich gelassen hat? Muss ich deinem Gedächtnis wirklich auf die Sprünge helfen?" "Verzeih mir meinen kleinen Gefühlsausbruch," entgegnete die Stimme nun wieder kühl-beherrscht, "ich bin nicht gekommen, um die Vergangenheit aufzuwühlen, sondern um über die Zukunft zu sprechen. Was geschehen ist, ist geschehen, wir können es nicht mehr ändern, und gegenseitige Schuldzuweisungen helfen uns nicht weiter. Allerdings - wir haben vielleicht die Chance ganz neu anzufangen..." "Ich bin an deinen Angeboten nicht interessiert. Jetzt, wo dir dein zahmer Fischotter nicht mehr genehm ist, glaubst du, du könntest ihn so einfach durch mich ersetzen. So hast du es immer gemacht, einen mit dem Nächsten ersetzt, und sie gegeneinander ausgespielt." "Das zu leugnen, gerade dir gegenüber, wäre wohl sinnlos, denn niemand kennt mich so gut, wie du. Ich will gar nicht erst versuchen, dir etwas vorzumachen. Ja, ich kann einen Verbündeten gebrauchen, der Dunkle Rat besteht nur aus machtgierigen Halsabschneidern, und Macnair, den ich für meinen Freund hielt, intrigiert hinter meinem Rücken gegen mich. Aber betrachte die Situation doch zur Abwechslung mal aus deiner Sicht. Du bist jemand von der alten Garde, und anstatt an unserer Seite im Rat zu sitzen, versauerst du hier auf Hogwarts, abgeschnitten von allen wichtigen Entscheidungen. Und es ist nicht einmal so, dass der Meister dir nicht vertrauen würde. Vielleicht müsste ihm nur einmal jemand nahe legen, dass du ihm in deiner alten Position nützlicher sein könntest. Jemand, der sein volles Vertrauen genießt." Die Stimme klang jetzt leise und eindringlich, ein inbrünstiges Hauchen, und Ginny konnte das Rascheln von Kleidung hören: "Gemeinsam könnten wir vieles erreichen, Severus. Wenn du zu stolz bist, auf dein Herz zu hören, dann hör wenigstens auf deinen Verstand!" Die zweite Stimme gab keine Antwort, jedenfalls keine, mit der Ginny etwas anfangen konnte. Aber die Geräusche, die nun aus der Kutsche drangen, deuteten daraufhin, dass die beiden Personen sich - zumindest für den Augenblick - geeinigt hatten. Dies war die beste Gelegenheit, sich unbemerkt davonzustehlen, sie glaubte nicht, dass sie hier noch weiteres erfahren würde. Außer vielleicht Dingen, die mit Sicherheit nicht für die unschuldigen Ohren junger Mädchen gedacht waren. * * * Ron wartete bereits am Wasserfall auf sie - mit einem mittleren Nervenzusammenbruch. Er hatte sich sonst was ausgemalt, als er sie nicht sofort gefunden hatte, und überfiel sie mit einem Schwall an Vorwürfen, warum sie nicht, wie abgemacht, im Gang auf ihn gewartet hatte. Sie kicherte hilflos, und versuchte gegen die aufsteigende Röte in ihrem Gesicht anzukämpfen. "Wart du erst mal ab, bis ich dir erzählt habe, was ich heute Nacht über die heiße Vergangenheit von unsrem kaltschnäuzigen Potions Master rausfinden konnte. Du wirst platzen, wenn du es ihm nicht eines Tages auf die Nase binden kannst, das schwör ich dir!" Eigentlich war die Situation viel zu ernst um darüber zu lachen, aber sie konnte nun mal nicht über ihren Schatten springen. Ron und Ginny blieben bei Hagrid, bis Harry mit den anderen zurückkehrte. Ernie und Hannah öffneten das Versteck, um ein gut gelauntes Geschwisterpaar, einen nachdenklichen Harry, einen heulenden Colin, und eine Gruppe Hufflepuffs samt Baby einzulassen. Obwohl sie alle sehr müde waren, nahmen sie sich die Zeit, ihre Informationen auszutauschen. "Je mehr wir erfahren, desto rätselhafter wird das alles," überlegte Ron. "Steht Snape nun auf unserer Seite, oder lässt er sich von Malfoy wieder umdrehen? Wem macht er jetzt eigentlich was vor, uns oder der Gegenseite?" "Es liegt doch auf der Hand, dass er auf unserer Seite steht," protestierte Hermione. "Schließlich deckt er uns, und unser Versteck. Und was Malfoy angeht, er benutzt ihn, um endlich in den Dark Council aufgenommen zu werden. Genauso wie Malfoy umgekehrt ihn benutzt, weil er sich einen neuen Verbündeten aufbauen will. Er lässt Macnair fallen, aus welchen Gründen auch immer! Aber das werden wir schon noch rauskriegen." "Wenn es Snape tatsächlich gelänge, in den Dunklen Rat zu kommen, wäre das ein sehr großer Erfolg für uns," bestätigte Harry, "er könnte endlich an die wirklich wichtigen Informationen kommen, zum Beispiel, wie man Dumbledore befreien kann." "Warum lässt Malfoy Macnair fallen?" Hermione war mit ihren Gedanken schon wieder bei ganz anderen Dingen. "Was hat Macnair ihm getan? Es muss schon was Bedeutendes sein, etwas, das über die üblichen kleinen Intrigen hinausgeht." "Wir werden uns jetzt erst mal um das kleine Mädchen kümmern." Hannah blieb lieber bei den praktischen Dingen. "Harry gehe ich richtig in der Annahme, dass sie die Tochter von Katie Bell ist?" "Vermutlich ja. Sie heißt jedenfalls Olivia Bell, und wir kennen außer Katie und ihrer Familie niemanden mit diesem Namen. Wir sollten sie bei uns behalten, bis wir Genaueres wissen, und sie ihren Eltern zurückgebe können." "Spekulieren wir morgen weiter," gähnte Ginny. "Ich muss jetzt wirklich in die Heia, war ne lange Nacht." Sie wollte unbedingt mit Colin allein sprechen, um zu erfahren, was vorgefallen war. Colin hatte seit seiner Ankunft kein einziges Wort gesprochen, und nur mürrisch vor sich hingestarrt. Hatte er sich mit Harry gestritten? Müde trotteten sie aus dem Beratungshaus zurück in ihre Wohn- und Schlafhäuser. "Aber eines würde mich noch brennend interessieren," meinte Hermione leise zu Ron, bevor sie in ihre verschiedenen Schlafräume gingen. "Wenn du nicht in Harry verliebt bist, und ich nicht in Harry verliebt bin, warum in aller Welt streiten wir uns dann um ihn?" * * * "Tut mir leid, alter Freund, aber das Projekt Ragnarök unterliegt strengster Geheimhaltung. Ich darf darüber nicht sprechen, selbst mit dir nicht." Lucius' Stimme war sehr selbstzufrieden, ebenso wie sein Gesichtsausdruck. Gerade, dass er sich noch bemühte, einen Hauch von Bedauern vorzutäuschen, um die Form zu wahren. Er war ja schon früher furchtbar arrogant gewesen, aber langsam wurde es wirklich unerträglich. Durch die Flammen des Kamins konnte Walden Macnair sehen, wie er sich gelangweilt in seinen Sessel zurücklehnte, die Beine übereinander geschlagen, und die Finger ineinander verschränkt, was vermutlich neben der Langeweile auch eine gewisse Abwehrhaltung ausdrückte. Aber er hatte ohnehin nicht erwartet, dass er seinen alten Freund aufs Glatteis führen konnte, dazu war Lucius zu gerissen. Er verplapperte sich nicht, selbst wenn es um weniger wichtige Dinge als dieses Geheimprojekt ging. Das Beste würde jetzt sein, das Gespräch wieder auf ein unverfängliches Thema zurückzubringen, und sich dann zu verabschieden. Allzu viel hatten sie einander ohnehin nicht mehr zu sagen. Er hatte stark das Gefühl, dass Lucius sich von ihm zurückzog. Ob es wohl einen Sinn hatte, nach dem Grund zu fragen, oder sollte man schlafende Hunde lieber ruhen lassen? Doch seine Überlegungen wurden durch ein Klopfen an der Zimmertür unterbrochen, und noch bevor er 'Herein' sagen konnte, kam Tod in sein Büro gestürmt, in der Hand eine Schriftrolle. "Du hattest recht, Vater," keuchte er atemlos, "du hattest vollkommen recht, er ist in der Blood Legion! Es ist jemand von uns!" Fast hätte Macnair vor Wut über soviel Dummheit losgebrüllt, doch er beherrschte sich, und versuchte zu retten, was zu retten war: "Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, Lucius," sagte er betont fröhlich, "die Pflicht ruft. Bis dann, und nochmals danke für die Einladung." "Ich wünsche dir gute Besserung," sagte Malfoy mit einem letzten mitleidigen Blick auf den Arm, den Macnair noch immer in der Schlinge trug. Da er den Rest der Nacht mit der verzweifelten Suche nach dem Verräter beschäftigt gewesen war, hatte der Anführer der Blood Legion noch nicht die Zeit gefunden, die Verletzung heilen zu lassen, die ihm der Pfeil zugefügt hatte. Malfoy hatte die Sache sehr bedauert, er wäre genauso wenig, wie Macnair jemals auf den Gedanken gekommen, dass jemand von der Phoenix Order das Geheimnis seiner Statue kannte. Es war ja eigentlich nur eine harmlose Spielerei, um Pfeile auf den Hirsch abzuschießen. "Es tut mir leid, dich bei deiner Besprechung gestört zu haben," sagte Tod sehr viel kleinlauter, als sein Vater aus dem Kamin trat. Ihm war wohl bewusst, dass er einen Fehler gemacht hatte, wenn ihm auch nicht so ganz klar zu sein schien, welchen. "Aber es ist wirklich wichtig!" versuchte er sich zu verteidigen. "Du hattest angeordnet, dass wir dich sofort informieren sollen, falls wir etwas über den Verräter herausfinden." "Das mag gut und richtig sein, aber darum geht es nicht! Willst du verdammt noch mal, dass Lucius über alles Bescheid weiß? Wir reden hier immerhin über einen Verräter in den eigenen Reihen, und ich bin für die Blood Legion verantwortlich. Durch deine Unachtsamkeit hast du uns möglicherweise in Verruf gebracht! Nicht genug damit, dass wegen eines albernen Frauenzimmers einen direkten Befehl missachtest, und deinen Posten verlässt, jetzt musst du auch noch überall herumplärren, dass wir ein faules Ei im Nest haben!" "Es tut mir leid," sagte Tod noch einmal. Am liebsten hätte er seinem Vater vorgehalten, dass dieser die Angreifer von der Phoenix Order hatte entkommen lassen, und somit den Mund nicht so voll nehmen bräuchte. Aber bei einer Debatte würde er mit Sicherheit den kürzeren ziehen. "Nun gut, pass in Zukunft besser auf." Macnair verzichtete darauf, Tod eine weitere Standpauke zu halten, er hatte ihn bereits gründlich zur Schnecke gemacht dafür, dass er Jason mit der Geisel allein gelassen hatte. Außerdem brannte er darauf, die Neuigkeit zu erfahren, auch wenn er bereits wusste, dass sie negativ ausfallen würde. "Also, was ist los? Wer ist es?" "Wie du befohlen hast, Vater, haben wir jede Eule abgefangen und überprüft, die heute Nacht von hier weggeflogen ist. Alle von ihnen trugen vorschriftsmäßig das Dunkle Mal auf dem Flügel. Und alle trugen unterschriebene Nachrichten von ihren Besitzern. Alle bis auf eine! Stolz hob er die Pergamentrolle hoch, die er in Händen hielt, und reichte sie seinem Vater. "Wir haben hart daran gearbeitet, den magischen Verschlüsselungscode zu knacken, aber wie du siehst, ist es uns letztendlich gelungen." Sorgsam entrollte Macnair die Botschaft. Der Text war nur sehr kurz. Lieber Snuffles, Katie ist auf Befehl von Pettigrew nach Azkaban gebracht worden, das ist alles, was ich weiß. Über eine mögliche Anklage oder Verurteilung konnte ich bisher nichts in Erfahrung bringen, aber ich bleibe dran. Diamond Wing Dies war der Beweis. Dies war die Erklärung, warum die Blood Legion ständig das Ziel von Angriffen der Phoenix Order wurde. Er hatte vollkommen recht gehabt, mit seiner Vermutung. "Wie wir wissen, ist 'Snuffles' der Codename eines hochrangigen Mitglieds der Phoenix Order," beeilte sich Tod zu erklären. "Die Identität dieser Person ist bis dato noch unbekannt. 'Diamond Wing' hört sich ebenfalls nach einem solchen Codenamen an, aber dieser Name ist bisher noch nirgendwo aufgetaucht. Unsere Leute versuchen bereits in Erfahrung zu bringen, um wen es sich bei der Person namens Katie handelt." "Verdammt, Junge, das liegt doch auf der Hand! Sie ist mit diesem Wood zusammen, sie ist die Mutter seiner Tochter!" Macnair musste sich setzen, um sich zu beruhigen, schon wieder war er kurz davor, die Beherrschung mit Tod zu verlieren. Warum musste der Junge auch so verdammt stümperhaft arbeiten? Jetzt war der Verräter mit Sicherheit gewarnt, und würde keine weiteren Eulen losschicken. Dabei hatte er sich so bemüht, die Suche geheim zu halten. "Keine Sorge, Vater, ich habe die Aufgabe Jason und Michael übertragen." Offenbar war Tod die schlechte Laune seines Vaters nicht entgangen. "Du hattest ja angeordnet, dass ich das tun sollte, falls wir etwas finden." Macnair atmete erleichtert auf. Wenn sein Sohn auch nicht eigenständig denken konnte, so machte er die Dinge zumindest dann richtig, wenn er eindeutige Befehle erhielt, das war doch immerhin etwas. Nun blieb nur noch zu hoffen, dass seine Brüder bei ihren Nachforschungen keinen Verdacht erregt hatten, und der Verräter bald weitere Eulen losschickte. Außerdem konnten sie die abgefangene Eule des Verräters fliegen lassen, und somit herausfinden, wem sie den Brief hätte bringen sollen. Nun würde er erst einmal seinen Arm heilen lassen, und sich dann anschließend für einige Stunden hinlegen. Nur gut, dass niemand wusste, wie knapp ihm die Rebellen wirklich entkommen waren. Das hätte sicher eine Menge Ärger mit sich ziehen können, sogar mit dem Meister selbst. Aber wenn er nun bald den Spion fangen würde, hatten seine Probleme ein Ende. Lucius würde es noch bereuen, ihn so früh aufgegeben zu haben. "Was ist jetzt eigentlich mit Cho?" fragte er Tod. "Habt ihr euch wieder versöhnt?" "Nein." Tod biss die Zähne zusammen. "Sie hat mich verlassen. Sie sagt, sie will nichts mehr mit mir zu tun haben!" Er ballte die Fäuste. "Ich wird's ihr heimzahlen, der Schlampe, verlass dich drauf! Mich lässt man nicht so einfach sitzen! Du wirst schon sehen, Vater!" Macnair hörte ihm allerdings nicht zu, er war mit den Gedanken schon wieder ganz woanders. Er schmiedete neue Pläne, um den Verräter zu fassen, und der Welt zu beweisen, dass der Stern von Grand Dragon Macnair ganz bestimmt nicht am Sinken war. * * * Erst in den frühen Morgenstunden war Oliver Wood in seinem Häuschen in Hogsmeade in einen unruhigen Schlaf gefallen. Die Nacht über, war er wach gelegen und hatte über seine Situation nachgegrübelt. Aus dem Quidditch Team konnte er jetzt nicht mehr aussteigen, er hatte einen magischen Kontakt unterschrieben. Und Katie und Olivia hatte er auch nicht wirklich helfen können, sie waren noch immer in Gefahr. Wer wohl der Captain seines Quidditch Teams sein mochte? Mit Sicherheit ein Anhänger von Voldemort, sonst hätte er diese Aufgabe nicht übernommen. Er hatte einen wirren Traum, irgendetwas von haarigen Viechern mit glühenden Augen, die über sein Gesicht liefen. Das Schlimmste war, als er erwachte, waren die Viecher immer noch da. Zumindest eines, ein rotfelliges buschiges Etwas von Kater mit krummen Beinen, und einem zerknautschten Gesicht. Es hockte auf seinem Kopfkissen, und schlug ihm den Schwanz ins Gesicht. Er schreckte hoch. Draußen kreischten ein paar Krähen, und Sonnenstrahlen fielen herein. Offensichtlich hatte sich das Unwetter von letzter Nacht verzogen. Wie idyllisch! In diesem Haus hatte er mit Katie und Olivia leben wollen! Hier hatte er Katie vor einem dreiviertel Jahr einen Heiratsantrag gemacht, als sie mit Olivia schwanger war. Katie hatte zunächst abgelehnt, weil sie sich noch nicht so fest binden wollte, aber es war trotzdem klar, dass sie beide zusammengehörten. Oder besser gesagt, sie drei. Aber mit dem Dunklen Lord als Herrscher brauchte man gar nicht erst über ein glückliches Familienleben nachdenken. Das Katzenvieh ließ ihn immer noch nicht in Ruhe. Es maunzte kläglich, und rieb seinen Kopf an Oliver's Armen. Ohne groß darüber nachzudenken, begann Oliver ihm den Kopf zu kraulen, und fühlte plötzlich etwas Hartes zwischen seinen Fingern. Es war ein silbernes Namensschild am Halsband des Katers. 'Crookshanks' stand darauf. Und auf der Rückseite klebte ein winziger Zettel. Hey Oliver, ich bin's dein neuer Quidditch Captain. Wir sehen uns ja sowieso gleich, aber ich wollte dir mitteilen, dass unser Gespräch mit Sicherheit abgehört wird, also sag nichts Verdächtiges. War wohl sicher nicht der Traum deiner schlaflosen Nächte, für den *hüstl* Dunklen Lord Quidditch zu spielen, aber sieh's mal positiv, wir werden viel rumkommen, und sicher einiges an Informationen sammeln können. Die schlechte Nachricht: Katie ist leider noch in großer Gefahr, sie ist nach Azkaban gebracht worden. Die gute Nachricht: Olivia wurde von Harry Potter und seinen Leuten befreit, sie haben sie mit in ihr Versteck genommen. P.S. Diese Nachricht wird sich in einigen Sekunden selbst zerstören (*g* so was wollt' ich schon immer mal schreiben.) P.P.S. Lions for the Cup Er überflog den Zettel mehrere Male, vollkommen fassungslos. Dies war endlich seine Chance, sich dem Widerstand anzuschließen, und gegen den Dunklen Lord zu kämpfen. Vielleicht stand diese Person sogar in Verbindung mit der Phoenix Order selbst. Es stand keine Unterschrift unter dem Brief, aber es musste jemand sein, der ihn sehr gut kannte, sonst würde er ihm nicht so rückhaltlos vertrauen. 'Lions for the Cup' - es musste jemand vom ehemaligen Gryffindor Team sein. Der Zettel zerbarst in seiner Hand und schwarzer Ruß wehte ihm ins Gesicht. Im selben Moment hörte er, wie unten im Wohnzimmer das Kaminfeuer laut zu knistern begann. Hastig warf er eine Robe über und lief nach unten. Eine Gestalt trat aus dem Kamin, die Gestalt einer hochgewachsenen jungen Frau mit schwarzer Hautfarbe und einer langen dunklen Mähne. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. "Schön, dich wieder zu sehen, Angelina!" * * * Der Morgen war noch jung, die Geschäfte in Diagon Alley hatte eben erst aufgemacht. Lord Anthony Goyle befand sich der Suche nach einem passenden Weihnachtsgeschenk für seinen Freund Lord Lucius Malfoy. Gestern Nacht hatte er, wie alle Mitglieder des Dunklen Rates die Einladung zum Weihnachtsball erhalten und obwohl noch über einen Monat Zeit war, konnte man sich ja schon mal auf die Suche machen. Als er in die Knockturn Alley einbog, wäre er ums Haar mit jemandem zusammengestoßen. "Verzeiht, Great Titan Goyle," hauchte eine Mädchenstimme. "Es war meine Schuld, ich habe nicht auf den Weg geachtet." Vor ihm stand die zweifellos schönste Frau, der er jemals begegnet war. Ein Gesicht wie eine Porzellanpuppe, wunderschönes blauschwarz schimmerndes Haar, Mandelaugen, und eine Figur, die einem das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Die ganze liebliche Erscheinung mochte höchstens zwanzig Jahre zählen, und hatte etwas Überirdisches an sich - keine Frage, dieses Wesen war eine Göttin. Seit dem Tod seiner Frau vor mehr als zehn Jahren, hatte kein weibliches Wesen mehr sein Flehen erhört, doch das hatte Lord Anthony Goyle noch nie daran gehindert, sich für unwiderstehlich zu halten. "Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, junge Dame," säuselte er mit einer tollpatschigen Verbeugung. "Darf ich Sie auf den Schrecken hin zu einem Drink einladen?" "Es ist mir eine Ehre, Great Titan Goyle." Verschämt schlug sie die langen Wimpern nieder und eine hauchzarte Röte überflog ihr zierliches Gesicht. "Aber ich bitte Sie, meine Liebe, warum so förmlich? Nennen Sie mich doch einfach...Tony." * * * Sie hatte gehofft, Colin am Wasserfall zu treffen, aber er war nicht da. Zum ersten Mal saß sie alleine auf dem Felsen, blickte in die tosende Flut hinunter, und hing ihren Gedanken nach. Es war keine vierundzwanzig Stunden her, dass sie zum letzten Mal hier gewesen war und doch kam es ihr vor wie Äonen. Zuviel war seitdem geschehen, sie war in die Welt hinausgeflogen, und hatte ihren ersten Blick auf den furchtbaren Krieg geworfen, der draußen wütete. Und ihr Wille, Voldemort zu besiegen war, wenn möglich, noch stärker geworden. Sie liebte Harry nach wie vor, doch es ging ihr nicht mehr so sehr darum, ihn zu beeindrucken. Sie kämpfte nicht für seine Anerkennung, sie kämpfte für die vielen Menschen, deren Leben in Gefahr war. Sie zu retten, war das Allerwichtigste, wichtiger als ihr eigenes kleines Glück es jemals sein konnte. "Alles in Ordnung mit dir, Ginny? Du hast gestern eine Menge erlebt, war vielleicht ein bisschen viel für den ersten Auftrag." Harry stand hinter ihr, sie hatte ihn überhaupt nicht kommen hören. Dabei musste er gerade die Felsen hochgeklettert sein. "Ich bin okay," entgegnete sie fast automatisch. "Vielleicht solltest du lieber mit Colin reden, ihm scheint's nicht so gut zu gehen. Ich hatte leider noch keine Gelegenheit, ihn zu fragen, was mit ihm los ist. Irgendwie glaub' ich, er weicht mir aus." Harry setzte sich neben sie auf den Felsen. "Ich vermute eher, er schläft noch. Wir haben uns gestern Nacht noch lange und ausführlich unterhalten." "Oh! Dann war das vielleicht der Grund, warum er gestern so fertig war. Warst du sauer auf ihn? Du musst wissen," sie wurde ein wenig verlegen, "er nimmt sich alles sehr zu Herzen, was du sagst, weil ... weil deine Meinung für ihn wichtig ist. Deswegen macht ihn das wirklich unglücklich, wenn du auf ihn sauer bist. Du solltest nicht zu hart mit ihm sein, er ist wirklich ein lieber Kerl, auch wenn er sich manchmal ein bisschen ... na ja, dumm aufführt. Das machen Jungs manchmal, gerade wenn sie verliebt sind." "Brauchst du mir nicht zu erzählen, ich bin ein Junge." Obwohl er immer noch lächelte, hatten seine Augen einen merkwürdig traurigen Ausdruck angenommen. "Aber es geht nicht um einen persönlichen Streit zwischen mir und Colin, sondern darum, dass er sich bei unserer Mission nicht an den vereinbarten Plan gehalten hat. Ich hab' ihm erklärt, dass er dadurch uns, sich selbst, und vor allen Dingen die kleine Olivia unnötig in Gefahr gebracht hat. Mag sein, dass ihm meine Kritik nicht besonders gefallen hat. Aber ich muss mich auf die Leute verlassen können, wir müssen uns alle aufeinander verlassen können. Da kann man nicht einfach den Helden spielen und alle Vereinbarungen über den Haufen werfen." "Aber manchmal funktionieren die Pläne nicht wie besprochen, und dann muss man improvisieren," protestierte Ginny. "Ja allerdings. Aber jemand, der erst neu dabei ist, kann vielleicht noch nicht voraussehen, welche Konsequenzen seine Handlungen haben, und sollte sich deshalb an die Absprachen halten. In diesem besonderen Fall sollte Colin in die Hütte laufen, und das Kind holen, während wir einen Schutzschild auf ihn legen, und Jason Macnair in Schach halten würden. Stattdessen hat er versucht, allein gegen Macnair zu kämpfen, und uns in der engen Tür den Weg blockiert. Macnair hat natürlich die Zeit genutzt, Olivia zu holen, um sie als Geisel zu benutzen, und ums Haar hätten wir es nicht geschafft, sie zu befreien. Außerdem haben wir durch Colin's 'Eigeninitiative' jede Menge Zeit verloren, und sind zu allem Übel noch Grand Dragon Macnair begegnet, der die Umgebung der Hütte untersucht hat. Dafür kann Colin natürlich nichts, aber solche Folgen können unbedachte Handlungen haben. Deshalb können wir sie uns absolut nicht leisten!" "Harry, du hast ja Recht. Aber er wird bestimmt nie, nie wieder so etwas tun," nahm Ginny Colin in Schutz. "Mit Sicherheit hat er seine Lektion gelernt." "Es ist immer gut, wenn jemand Freunde hat, die sich für ihn stark machen." Diesmal wirkte sein Lächeln fast fröhlich. Sie errötete leicht über das Kompliment, als er weiterredete. "Aber ich bin nicht hier, um mit dir über Colin zu sprechen. Ich bin hier, weil du mir eine Frage gestellt hast, und ich dir eine Antwort geben möchte. Ja, es ist schon einmal passiert. Einige Hogwarts Schüler haben sich gegen Voldemort aufgelehnt, und als sie geschnappt, und ihre Seelen den Dementoren überlassen wurden, hat Snape nichts unternommen, um sie zu retten. Deshalb hab' ich eine so ungeheure Wut auf ihn, und kann ihm nicht mehr vertrauen." Ginny sah ihn fassungslos an. "Aber wie...ich meine, wir sind doch alle hier? In Sicherheit!" "Nicht alle," entgegnete Harry bitter. "Wenn Snape die restlichen Schüler in Sicherheit gebracht hätte, anstatt sie Voldemort zu überlassen, wäre es gar nicht erst passiert. "Du meinst, es waren Slytherins?" rief Ginny aufgeregt. "Slytherins, die gegen den Dunklen Lord kämpfen? Deshalb nimmst du sie immer in Schutz! Harry, jetzt begreif ich's endlich! Aber warum hast du nie darüber geredet? Wenn du das den anderen erzählt hättest, würde sich keiner mehr darüber lustig machen, bestimmt nicht!" "Ach ja? Wir alle wissen, was Voldemort Menschen antut, selbst Kindern, was hilft es, wenn man ein paar mehr Horrorgeschichten erzählt? Spielt es eine Rolle, ob es Slytherins, Gryffindors, Muggles, oder am Ende Centauren sind, die ihm zum Opfer fallen? Niemand ist vor seiner Grausamkeit sicher!" Ginny antwortete nicht. Mit einmal fiel die ganze Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit ihrer Situation auf sie nieder, wie ein gewaltiger Felsbrocken. Was konnten ein paar Kinder und Jugendliche schon ausrichten? Was konnte sie schon ausrichten? Sie wollte nicht weinen! Vor Harry Schwäche zu zeigen, war das letzte, was sie wollte. Gerade jetzt, wo er sie endlich als eigenständige Person ansah, und nicht mehr nur als Ron's dumme kleine Schwester. Wenn sie jetzt nicht stark sein konnte, wie sollte er sich dann überhaupt noch auf sie verlassen können? Und wenn er sich nicht auf sie verlassen konnte, wie sollte er sie dann jemals lieben? Aber die Tränen kamen, und sie konnte nichts dagegen ausrichten. Sie sammelten sich in ihren Augen, perlten ihre Wimpern entlang, huschten wie böse kleine Gnome ihre Wangen hinunter. Es waren Tränen, der Enttäuschung, Tränen der Verzweiflung, und vor allen Dingen, Tränen der Hoffnungslosigkeit. Harry redete nicht auf sie ein, er legte nur stumm einen Arm um sie, und sie war ihm dankbar dafür. Irgendwie tat es gut, alles raus zu lassen, aber dann...aber dann, warum konnte sie nicht wie Hermione sein? So stark und so vernünftig. Jemand, der immer die Ruhe bewahrte, selbst in den schwierigsten Situationen. "Harry?" "Ja?" "Darf ich dich noch etwas fragen?" "Natürlich." "Meinst du, wir beide, ich meine du und ich, werden jemals etwas anderes sein, als Freunde?" Sie sah ihn nicht dabei, sie starrte fassungslos ins Wasser, und konnte nicht begreifen, wie sie ihn überhaupt so etwas hatte fragen können. Sicher, er würde sich nicht über sie lustig machen, er würde nicht gemein zu ihr sein, er würde alles tun, um sie nicht zu verletzen, egal wie seine Antwort ausfiel. Dafür kannte sie ihn gut genug. Aber er würde sich im Stillen fragen, wie sie es überhaupt wagen konnte, in einer solchen Situation an Beziehungskram zu denken. Wie jemand überhaupt auf diese Idee kommen konnte, in einer solchen Welt, einer Welt aus Dunkelheit und Scherben. "Es tut mir leid," sagte er schlicht. "Ich schätze dich sehr, aber es ist nicht dasselbe. Ich sehe dich als enge Freundin, und als eine tapfere junge Frau, die noch Großes erreichen, und viele Menschenleben retten wird. Das ist meine ehrliche Meinung, ich sag' das jetzt nicht, um dich zu trösten. Aber ich empfinde für dich nicht dasselbe, wie du für mich, und werde es auch niemals tun. Ich wünschte nur, ich könnte wenigstens die richtigen Worte finden, um dir nicht zu weh zu tun, denn das hast du nicht verdient, Ginny. Du verdienst es, glücklich zu sein. Aber mehr als meine Freundschaft kann ich dir leider nicht anbieten." Ihre Stimme zitterte, als sie fragte: "Gibt es...gibt es da jemanden? Ich meine, in deinem Leben? Sie wusste, dass es eine sehr persönliche Frage war, und sie glaubte nicht, dass er darauf antworten würde. Er würde nicht über die geheimnisvolle Person sprechen wollen, die irgendwo da draußen war. Zu ihrer Überraschung, nickte er. "Ja." Er sagte nichts weiter, und sie hütete sich, weiter zu fragen. Sie spürte, dass er ihr soeben ein ganz besonderes Vertrauen geschenkt hatte, und sie würde sich hüten, es in irgendeiner Form zu missbrauchen. "Lass mich jetzt bitte ein bisschen alleine," bat sie. "Ich muss jetzt einfach mal für mich sein." Er drückte sie kurz an sich, dann stand er auf, und begann die Felsen hinunterzuklettern. Sie sah ihm nach, sah, wie seine schlanke Gestalt sich weiter, immer weiter von ihr entfernte, und unterdrückte den Wunsch aufzuspringen, und ihm hinterher zu rennen. Sie musste ihn gehen lassen, auch wenn es wehtat. Auch wenn es sich anfühlte, als ob ihr Herz in zwei Teile gerissen wurde, und er ein Stück davon mitnahm. In diesem Moment glaubte sie nicht, dass es jemals wieder heilen würde. Sie wusste nur, dass es niemals einem anderen Jungen gehören würde, das war so sicher, wie der Wandel des Mondes. Tsuzuku… * Dark night, nothing to see, Invisible hand in front of me. Scared to death there's someone near, Scared to move but you can't stay here. You know me, evil eye! You know me, prepare to die! You know me, the snakebite kiss! Devil's grip, the Iron Fist! * extra Extra EXTRA!!!! der mond ist aufgegangen die güldnen sternlein prangen wie geht's weiter? weiß nicht. was soll das überhaupt, george na ja, ich dachte, es wäre schön poetisch wo das ende von diesem teil doch so schnüff ist *sniff* arme ginny vielleicht verliebt sie sich jetzt in den mond, wer wei mondlicht, sieh hinauf in das mondlicht, lalala hab den text vergessen hör doch endlich mal auf zu singen gugg dir lieber unsere leserbriefe an. da will eine wissen, und zwar die neca aus pingelpingelland warum draco nicht mehr machen tut, außer in nassen Hemden rumrennen und gut aussehen yo, frettchen an die macht! puff the magic dragon lalalala und da gibt's den mann-bin-ich-zu-stoned aus grasland der liest immer fleißig unsere backround infos na hoffentlich, du kiffmaus und dann wollte uns hihi aus hihihöstereich noch mitteilen, dass sie unsere story ganz einfach hihihimmlisch findet okay is yama's story, nich unsere, aber wir kassieren das lob trotzdem gerne high hoh high hoh - wir sind vergnügt und froh da kann der stoned gleich mitsingen, ganz besonders den teil mit dem high und wen hammer da noch *in den briefen rumwühl* die fuma14 aus ich-mag-marcus-lieber-als-draco-land die will, dass ron und hermione sich endlich kriegen hätten sie sich ja auch beinahe, wenn der böse harry die knutscherei nicht verhindert hätte vielleicht im nächsten teil feelings - nothing more than feelings und mono aus verdammt-wer-ist-toto-land die karawane zieht weiter, der sultan hat durst, der sultan hat duhuhuhurst was wollte mono? we're out to see the wizard, the wonderful wizard of oz du sollst aufhören zu singen, und unseren zuhörern erzählen, was in der nächsten folge passiert! ich soll aufhören zu singen, und unseren zuhörern erzählen, was in der nächsten folge passiert? du sollst aufhören zu singen, und unseren zuhörern erzählen, was in der nächsten folge passiert! In der nächsten Folge treffen wir auf den tapfersten, mutigsten, unbesiegbarsten Helden der magischen Welt, unermüdlich in seinem Krampf gegen das Böse. sir cadogan und das fette pony? Schlimmer! Was er alles gemacht hat, (oder besser nicht gemacht hat) das können wir euch jetzt nicht erzählen, dafür ist die Sendezeit zu kurz. Ihr könnt es aber alles in seinen Büchern nachlesen. Jedenfalls versucht unser Held sich an magischen Artefakten, und lässt dabei einen mächtigen, mächtigen Zauber auf unsere arme magische Welt los, nämlich die Goldene Note. Und was die Goldene Note so alles anrichten kann, davon können euch Sailor Moon, Nadia, Weiß und Schwarz, und überhaupt jeder Anime Chara, aber auch bibi blocksberg, die ritter der kokosnuss und xena, und buffy (irgendwann nächsten, oder übernächsten mittwoch) ein Lied singen und ich will doch nur sihingen halt die klappe also schaltet wieder rein zu und singt kräftig mit bei * Amicus Draconis - 1st Cycle: Cycle of the Badger - Part 9: Love is Song that never ends * freuet euch, liebe gemeinde auf die letzte happy happy joy joy folge, bevor alles den bach runtergeht Draco Dormiens Nunquam Titillandus Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)