You find a light in me von julien (Miyavi x Kai; Aoi x Kai, Saga x Ruki) ================================================================================ Kapitel 21: ------------ “Ich wollte mich bei dir entschuldigen”, sagte Ruki geradeaus, kaum dass Saga ihn in seine Wohnung gebeten hatte. Ruki war immer ein direkter Mensch gewesen und auch jetzt wollte er nicht um den heißen Brei herum reden. Da Saga ihn bis jetzt ja sowieso gemieden hatte, brachte es auch gar nichts, dieses Gespräch weiter aufzuschieben, Ruki wollte jetzt Klartext mit seinem Freund sprechen und ihre Freundschaft wieder in Ordnung bringen. Denn das war es, was er sich wünschte. Er hatte lange nachgedacht über sich und Saga, über Homosexualität und Homophobie, und war dabei zu dem Schluss gekommen, dass er Saga wirklich nicht das geben konnte, was er sich wünschte. Er konnte sein Leben nicht von jetzt auf gleich umkrempeln. Er hatte immer Frauen gemocht und er konnte es sich einfach nicht vorstellen, mit einem Mann etwas anzufangen, mit einem Freund schon gar nicht. Das war irgendwie seltsam. Seinen Therapeuten würde er am besten auch feuern. Das war doch nicht normal, dass der ihm praktisch einredete, es doch mal mit einem Mann zu versuchen. Vielleicht interpretierte er auch zu viel in seine Worte rein, aber das heutige Gespräch machte ihn rückwirkend richtig wütend. Aber für solche Gefühle war jetzt keine Zeit und seine Wut verpuffte angesichts Saga auch sofort wieder. „Es tut mir leid, dass ich dir oft so gegen den Kopf stoße. Ich weiß selbst, dass meine Art manchmal richtig unliebenswürdig ist und eigentlich versuche ich, das zu lassen, aber bis jetzt bricht es doch noch ständig aus mir raus. Dabei macht es ja gar keinen Sinn unfreundlich zu den Menschen zu sein, die man mag“, seufzte er. Eigentlich ging es ja gar nicht darum, aber das war auch so eine Sache, die Ruki nicht an sich verstand. Er hatte gar keinen Grund dazu, ständig so ruppig zu sein, schließlich hatte er tolle Freunde und die sollte er nicht wegen schlechter Laune von sich stoßen. Saga schien an diesem Spleen von Ruki auch nicht besonders interessiert zu sein, denn er machte eine ungeduldige Handbewegung. „Ja, ja, das kennen wir doch schon, aber darum geht es doch jetzt nicht, oder? Für was wolltest du dich entschuldigen?“, fragte er und klang nun seinerseits etwas unfreundlich. „Unseren Streit, meine Art mit dir umzugehen, nur weil du mich magst. Du hast recht, ich verhalte mich manchmal wirklich homophob, dabei hab ich eigentlich gar nichts gegen Schwule. Ich fühle mich wahrscheinlich nur in meiner Männlichkeit angegriffen, wie so viele andere Männer auch, die sich auch gleich einbilden, alle wären scharf auf ihren Hintern. Es tut mir leid, dass ich diese Vorurteile habe, aber…“ „…aber ich macht es dir auch nicht immer leicht, was?“, beendete Saga Rukis Satz, welcher nur zögerlich nickte und dann Saga unsicher ansah. Er wollte nicht wieder etwas Falsches sagen, was ihren Streit womöglich noch schlimmer machte oder zum endgültigen Bruch führte. „Du verletzt mich mit deinen Worten wirklich manchmal ganz schön, aber mir ist auch bewusst geworden, dass mein Verhalten nicht immer ganz korrekt ist. Du hast mir immerhin schon mehrmals klar gemacht, dass du an mir oder Männern allgemein nicht interessiert bist, aber das hat mich nicht davon abgehalten, mich trotzdem an dich ranzumachen“, sagte Saga ernst und überraschte Ruki ziemlich mit seinen Worten. Natürlich wusste er, dass auch ein meistens zu Späßen aufgelegter Saga seine ernsten, besinnlichen Seiten hatte, doch gerade klang er fast resignierend, traurig und Ruki wollte am liebsten abhauen, damit er Saga nicht nochmal klipp und klar sagen musste, dass sie beide keine Zukunft hatten. Wenn Saga wirklich so sehr in ihn verliebt war, wie er immer behauptete, würde das sicher nicht leicht für ihn werden. Unerfüllte Liebe war für jeden schmerzhaft. „Hör mal, was ich dir sagen wollte: ich glaube nicht, dass ich unter Verdrängung meiner Sexualität leide. Ich glaube einfach, nein, ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass Männer einfach nicht mein Ding sind. Tut mir ja leid, aber…so ist es nun mal. Ich will nicht sagen, dass das für den Rest meines Lebens so bleiben wird, aber momentan kann ich mir eine Beziehung zu einem Mann einfach nicht vorstellen. Tut mir leid“, erklärte er Saga vorsichtig und schaute ihn dabei so entschuldigend wie möglich an. Jemanden zurückweisen war einfach immer scheiße und deswegen fühlte er sich jetzt auch richtig beschissen, aber vielleicht konnten sie nach diesem Gespräch auch einfach wieder nach vorne schauen oder nochmal neu anfangen. Natürlich war es etwas komisch zu wissen, dass einer seiner besten Freunde in ihn verliebt war, aber das war kein Grund, um eine Freundschaft zu beenden. Gute Freundschaften überstanden auch so etwas. Saga seufzte und schwieg einen Moment, schloss kurz die Augen und nickte dann. „Okay. Akzeptiert. Ich meine… für eine Weile hab ich mir wohl wirklich eingebildet, dass ich dich rumkriegen kann und natürlich wäre das auch schön gewesen, aber so was kann man eben nicht erzwingen und wenn du dir so sicher bist, dass du nichts für mich fühlst, dann akzeptiere ich das jetzt so und lasse dich in Zukunft in Frieden“, erwiderte der Bassist leise und mit schwerer Stimme. Ruki wusste, dass er ihn enttäuscht hatte, aber es brachte ja nichts, irgendetwas zu erzählen, wohinter er nicht stand und es war nun mal gegen seine Natur, sich auf einen Mann einzulassen. „Aber wir bleiben doch weiter befreundet, ja?“, schickte er bei Sagas letzten Worten zögerlich hinterher. Mit dem in Frieden lassen meinte er sicherlich nur, dass es keine Annäherungsversuche mehr gab. Zu seinem Entsetzen nickte Saga nicht sofort, sondern sah Ruki einige Momente stumm an, ehe er wieder das Wort ergriff. „Ich glaube nicht, dass das im Moment möglich ist.“ „Aber Saga!“ Ruki war richtig laut geworden, weil er nicht glauben konnte, dass Saga jetzt auch noch ihre Freundschaft beenden wollte. Er war doch gerade gekommen, um diese zu retten. „Ruki, du musst auch akzeptieren, dass ich jetzt lieber Abstand haben und dich nicht mehr sehen will. Tut mir leid, wenn das jetzt schwer für dich ist, aber ich kann es mir momentan nicht vorstellen, dich ständig zu sehen und zu wissen, dass ich dich nicht haben kann.“ Saga sah Ruki so eindringlich an, dass dieser schulbewusst den Blick senkte. Natürlich konnte er verstehen, dass Saga ihn jetzt nicht sehen wollte, aber in ihm drin brach der Trotz wieder hervor und er musste stark mit sich ringen, um diesen wieder runterzukämpfen. Er wollte Saga nicht noch mehr Gründe geben, ihn nicht mehr sehen zu wollen, weil Ruki wieder seine „Ruki bekommt alles, was er will“-Attitüde an den Tag legte. Saga stand auf und Ruki nahm dies als Zeichen, dass er ihn jetzt mehr oder weniger aus seiner Wohnung werfen würde. Er stand also ebenfalls auf, warf Saga einen traurigen Blick zu, folgte ihm dann jedoch in den Flur. „Ich kann verstehen, dass du so denkst, aber ich finde es auch sehr schade. Du hast ja meine Nummer, ruf mich an, wann immer du willst, okay?“, bot er an und Saga nickte, öffnete die Tür. „Also, bis dann!“ Ruki drehte sich nochmal um, nachdem er auf den Knopf für den Fahrstuhl gedrückt hatte. Er erhaschte noch einen kurzen Blick auf Saga, bevor dieser die Tür verschloss. Dann blieb ihm nur noch die Sicht auf die weiße Tür. Er fragte sich, wann er wohl das nächste Mal durch sie gehen würde. Ob er das überhaupt nochmal tun würde. * Ruki legte die Schlüssel auf seinen Schuhschrank, als er seine Wohnung betrat. Er war direkt von Saga her gekommen, hatte zwar kurz mit dem Gedanken gespielt, in Selbstmitleid in irgendeiner Kneipe zu versinken, hatte sich aber dagegen entschieden. Ja, das Gespräch war nicht so verlaufen, wie er sich das vorgestellt hatte, aber eigentlich hätte er mit so etwas rechnen müssen, nachvollziehen konnte er es jetzt auf jeden Fall und vielleicht war es wirklich das beste, dass sie sich erst mal nicht sahen. In ein paar Wochen oder Monaten sah die Sache vielleicht ganz anders aus. Er hatte gehofft, dass Kai noch wach war und er ihm davon erzählen konnte, doch zu seiner Enttäuschung war es dunkel in der Wohnung und das Licht, das vom Flur ins Wohnzimmer schien, zeigte ihm Kais Umrisse auf dem Boden. Kai war immer so diszipliniert und ging relativ früh ins Bett, stand aber morgens auch entsprechend früh auf und weckte Ruki deswegen oft. Nicht zuletzt ein Grund, wieso Ruki wieder seine Ruhe haben wollte. Sein Schlaf war ihm heilig und auf Tour oder während Aufnahmen bekam er so wenig davon, dass er in seiner freien Zeit besonders darauf bestand. Er ging ins Bad und machte sich auch für’s Bett fertig, denn etwas mit sich anzufangen wusste er nun auch nicht mehr und vielleicht sollte er einfach mal früh schlafen gehen. Das war leichter gedacht als getan, denn natürlich konnte Ruki zunächst nicht einschlafen und musste nach kurzer Weile auch verärgert feststellen, dass das Brummen, das er manchmal in den Ohren hatte, heute besonders laut war. Oh wie er Tinnitus hasste! Genervt stand er auf und holte seinen iPod, ließ sich von aggressiver Musik beschallen, die jegliches Brummen erfolgreich übertönte, das eigentliche Problem seiner Ohren aber sicher auch nicht besser machte. * Miyavi war mit der Gesamtsituation völlig unzufrieden. Vor drei Wochen hatte Ruki Kai praktisch rausgeworfen und hatte Miyavi anfangs noch angenommen, dass Kai sein Vorhaben, sich eine eigene Wohnung zu suchen, weil er dort ständig alleine sein würde und dies nicht mochte, nicht in die Tat umsetzen würde, sondern zu ihm, seinem neuem quasi-Freund ziehen würde, so wurde er schnell eines Besseren belehrt. Kai war tatsächlich mit seinen 26 Jahren zurück zu seiner Mutter gezogen! Miyavi konnte immer noch nicht glauben, dass er diesen Kampf gegen Kais Mutter verloren hatte. Ihm war nie aufgefallen, dass Kai ein Muttersöhnchen war, aber scheinbar war das genau der Fall, denn Kai erzählte ihm ständig, wie froh er doch war, wieder zuhause zu wohnen und seine Mutter öfter sehen zu können. Miyavi würde seine Mutter auch gerne öfter sehen. Aber nicht jeden Tag! Und es nervte ihn auch, dass er ständig Kais Mutter sah, wenn er seinen Freund besuchte. Nicht, dass er etwas gegen sie hatte, aber es war schon ein komisches Gefühl, seinen Freund zu küssen oder anzufassen und zu wissen, dass ein Zimmer weiter die Mutter saß und praktisch jede Sekunde ins Zimmer platzen konnte. Miyavi fühlte sich wie mit 15, als er heimlich mit seinen Freundinnen und Freunden unter dem Deckmantel des gemeinsamen Hausaufgabenmachens rumgeknutscht hatte. An Sex war selbstverständlich überhaupt nicht zu denken! Kai schien das ganze überhaupt nicht zu stören, er betonte immer wieder, dass es praktisch eine Wohngemeinschaft war und er weniger Sohn als Mitbewohner war, aber Miyavi konnte sich mit dieser Situation überhaupt nicht anfreunden. Er wusste auch gar nicht, was Kais Mutter von ihm dachte. Sie wusste bestimmt nicht davon, dass Kai und er gerade ihre Freundschaft etwas ausbauten. „Hallo Miyavi“, wurde er auch schon freundlich von besagter Dame begrüßt, nachdem er bei Kai geklingelt hatte. In den letzten Wochen war er öfter hier gewesen, um etwas Zeit mit Kai zu verbringen und um ihn natürlich endgültig zu erobern. Er hatte keine Ahnung, welche Zeitspanne Kai mit „es langsam angehen“ meinte und er wollte ihn ja auch nicht drängen, aber damit Kai ihn nicht vergaß, kam er so oft wie möglich vorbei. Über Nacht war er aber bisher nie geblieben, da sie einerseits keine kleinen Jungs mehr waren, die beieinander übernachteten und andererseits ja auch kein Paar waren und er wollte nicht, dass Kais Mutter schlecht von ihm dachte. „Hallo“, strahlte er, „ist Kai da? Wir waren verabredet.“ Nun, das stimmte nicht so ganz. Er hatte Kai vor ein paar Stunden eine SMS geschrieben, in der er ihm mitgeteilt hatte, dass er heute vorbei kommen würde. Von Kai war bisher keine Antwort gekommen, weswegen er davon ausging, dass das mit seinem Besuch in Ordnung ging. Und tatsächlich, Kai war zuhause, saß in seinem Zimmer an seinem Schreibtisch und haute auf den Tasten seines Laptops herum. „Hey, arbeitest du schon wieder?“, erkundigte sich Miyavi, als er den kleinen Raum betrat, in den außer dem Tisch, dem Stuhl auf dem Kai gerade saß und ein Schrank nicht viel reinpasste. Kais Futon lag zusammengerollt unter dem Fenster. Hier konnte man sich doch gar nicht wohl fühlen. Miyavi konnte wirklich nicht nachvollziehen, wie man lieber hier als in einer geräumigeren Wohnung leben konnte. „Oh hi“, lächelte Kai und stand auf, begrüßte Miyavi mit einem kurzen Kuss auf den Mund. „Nein, eigentlich hab ich grad ´ne Mail an einen Freund geschrieben, aber das kann noch warten. Willst du nen Tee oder so?“ Miyavi schüttelte den Kopf und hielt Kai fest, als der schon halb aus der Tür war, um in die Küche zu gehen. „Ich will dich!“, grinste er und klaute sich gleich noch einen Kuss, ehe er Kai nach unten auf den Boden zog, den Futon ausrollte und ihn darauf drückte. „Sag mal“, fing er an, als er Kai unter sich auf den Futon gepinnt hatte, „weiß deine Ma eigentlich von dir und mir?“ Kai lächelte ihn entschuldigend an, schüttelte dann jedoch den Kopf. „Nein, ich meine, wir sind ja nicht zusammen. Ich hab ihr zwar erzählt, dass Aoi und ich nicht mehr zusammen sind, aber ich hab ihr nicht von dir erzählt. Sie würde das bestimmt nicht gut heißen, wenn sie wüsste, dass wir so etwas Lockeres haben. Hat ja schon lange genug gedauert, bis sie sich damit abgefunden hat, wohl keine Enkelkinder zu kriegen und we…“ „…also von mir kann sie gerne Enkelkinder kriegen“, unterbrach Miyavi Kai und grinste breit. „Und wie genau willst du das anstellen?“, stellte Kai prompt die Gegenfrage und legte die Stirn in Falten. „Na mit Adoption oder Leihmutterschaft. Das geht doch heutzutage alles irgendwie. Aber um nochmal auf’s Thema zurückzukommen: ich vermisse es, mal wieder Erwachsenenkram mit dir zu machen!“ „Und was hält dich davon ab?“ „Na deine Mutter!“ Kai brach in Gelächter aus, während Miyavi da nicht wirklich drüber lachen konnte. Gut, das hatte sich jetzt schon lustig angehört, aber im Prinzip war es eine ernste Sache. „Ich meine, sie kann jeden Moment herein kommen und wenn sie uns so sieht…“, führte er seine Gedanken weiter aus, Kai schien die Sache aber eher gelassen zu betrachten. „Na dann sieht sie uns eben so.“ „Aber du hast doch gerade selbst gesagt, dass ihr so was nicht gefallen würde.“ „Ja schon, aber erstens kommt sie nie ungebeten in mein Zimmer rein und zweitens finde ich es zwar besser, ihr noch nichts von dir und mir zu erzählen, aber wenn sie es erfährt, dann ist es eben so. Ich will es jetzt nicht krampfhaft vor ihr geheim halten oder so.“ „Aha.“ Miyavi ließ von Kai ab und setzte sich auf. Irgendwie hatte er ja gehofft, dass seine Argumente plausibel genug klingen würden, dass Kai sich den Gedanken von einer eigenen Wohnung doch noch mal durch den Kopf gehen lassen würde. Wie konnte ein 26jähriger Mann nur so versessen darauf sein, bei seiner Mutter zu wohnen? „Jetzt schau doch nicht so. Es ist wirklich okay, wenn wir was machen“, erklärte Kai versöhnlich, verschränkte seine Arme in Miyavis Nacken und zog ihn zu einem innigen Kuss heran. Miyavi schloss die Augen und vergaß für einen Moment seine Bedenken, versuchte es sogar zu ignorieren, wenn er vor Kais Tür Schritte hörte oder das Klappern von Geschirr in der Küche. Eigentlich hätte er auch nicht von Kais Mutter erwartet, dass sie aufdringlich oder taktlos war und ungefragt ins Zimmer ihres Sohnes platzte, doch als Miyavi schon mit nacktem Oberkörper und aufgeknöpfter Jeans neben Kai lag und plötzlich eine Stimme vom Flur aus „Yu-chan, hast du noch Wäsche?“, rief, war es für Miyavi zu viel. Er sprang auf, verschloss seine Hose und zog sich sein Shirt – in der Hast linksrum – über den Kopf. „Nein, nein, nein!“, stieß er aufgebracht hervor. „Ich kann das nicht! Ich werde dich hier nicht mehr besuchen kommen!“ „Was ist denn? Sie ist schließlich nicht reingekommen!“ Kai lag noch immer auf dem Futon und sah Miyavi jetzt trotzig an. „Darum geht es aber nicht. Ich finde es total komisch hier heimlich mit dir rumzumachen und nebenan sitzt seine Mutter. Das geht nicht! Wir sind keine Teenager mehr. Wir sind erwachsen und ich will ein normales Sexleben, wo ich so laut sein kann, wie ich will!“, schnaufte Miyavi. Er konnte sich gerade noch so beherrschen, nicht mit den Armen in der Luft herum zu fuchteln und als Witzfigur zu enden. „Ich mache das nicht mehr mit! Erst stand Aoi im Weg und jetzt deine Mutter. Wenn du dich für oder gegen mich entschieden hast, kannst du mich ja anrufen!“ „Jetzt warte mal!“ Kai war aufgestanden und hatte eine Hand auf Miyavis Arm gelegt. „Das stimmt doch so gar nicht. Meine Mutter hat doch mit uns nichts zu tun.“ „Das vielleicht nicht, aber solange du nicht dazu in der Lage bist, Entscheidungen zu treffen und dein Leben selbst in die Hand zu nehmen, hab ich einfach keine Lust mehr auf das Ganze. Ich verstehe ja, dass du nicht mit mir zusammen ziehen willst, aber zurück zu deiner Mama? Kai, du bist ein erwachsener Mann.“ „Ja, du hast ja Recht“, quiekte Kai nun elendig und fuhr sich durch die Haare. „ich bin einfach unselbständig. Ich mag nicht alleine sein. Das ist nichts für mich und hier ist es halt am Unkompliziertesten.“ Miyavi strich Kais verwuschelte Haare glatt und streichelte ihm anschließend über die Wange. Sein kleiner Wutausbruch tat ihm fast schon ein wenig leid, aber scheinbar hatte er ja wenigstens etwas bezweckt. Er konnte förmlich sehen, wie es hinter Kais Stirn ratterte. Vielleicht brauchte der Drummer ab und zu einfach mal einen Schubs (oder Arschtritt) in die richtige Richtung. „Das stimmt doch gar nicht, du bist nicht unselbständig. Und bei deinem Arbeitspensum bist du doch sowieso immer beschäftigt und nie alleine. Und wenn doch, dann kannst du zu mir kommen“, sagte Miyavi versöhnlich und drückte Kai einen Kuss auf die Stirn. „Und wenn du nicht da bist?“ Kai schob schmollend die Unterlippe nach vorne und sah ihn ebenso schmollend an. „Dann gehst du eben zu Ruki“, schlug Miyavi grinsend vor. „Der freut sich bestimmt!“ Auch Kai kicherte nun und lehnte sich an Miyavis Schulter, umarmte ihn. „Na gut, ich schau mir morgen mal Wohnungsanzeigen an, okay?“ „Wieso nicht jetzt?“, bot Miyavi an, „ich hab doch gesagt, ich fass dich hier nicht mehr an. Dann können wir genauso gut nach Anzeigen schauen – und ich filtere alles raus, was nicht bei mir in der Nähe ist!“ Kai knuffte ihm in die Seite, nahm aber seinen Laptop von seinem Schreibtisch und setzte sich neben Miyavi, der es sich wieder auf dem Futon bequem gemacht hatte. * Tatsächlich hatte Miyavi Kai derart gegängelt, dass sie am nächsten Tag schon gemeinsam ein paar Wohnungen besichtigten. Einige der Räumlichkeiten waren sehr schick und modern, andere dagegen ziemlich heruntergekommen, aber Kai musste zum Glück nicht wirklich auf die Miete achten, da die Company ihren Musikern für gewöhnlich sowieso die Miete zahlte. Außerdem suchte er nur nach etwas Kleinem, da ihm in einer großen Wohnung sicher früher oder später die Decke auf den Kopf fiel. Schlussendlich entschied er sich für eine kleine, schnucklige Dreizimmerwohnung. Hier war Platz genug für ein kleines Schlafzimmer, ein Arbeitszimmer und ein Wohnzimmer. Die Einbauküche hatte außerdem alles, was Kai brauchte, wenn er mal wieder den Kochlöffel schwang. In den letzten Jahren hatte er so selten gekocht, dass er wahrscheinlich gar nichts Besonderes mehr hinbekam, aber für Spaghetti und Pizza würden seine Fähigkeiten schon noch ausreichen. In den kommenden Wochen besuchte er noch ein paar Möbelhäuser, da er beschlossen hatte, abgesehen von seinen persönlichen Sachen, nichts aus seiner alten Wohnung mit Aoi rüber zu nehmen. Es gefiel ihm außerdem, zum ersten Mal Möbel auszusuchen, die nur ihm gefallen mussten. Das machte den Kauf unglaublich leichter, da Kai sich auf keine Diskussionen oder Kompromisse einlassen musste. Das Endergebnis ließ sich in seinen Augen auch wirklich sehen, seine kleine Wohnung war äußerst schick und geschmackvoll eingerichtet. Tatsächlich fiel es ihm auch nicht so schwer wie anfangs angenommen, alleine zu wohnen. Eigentlich erkannte er sogar die Vorteile darin, auch mal komplett seine Ruhe zu haben und wenn ihm doch nach Gesellschaft war, dann rief er einen seiner Freunde an oder lief zu Miyavi, der nur 10 Gehminuten von ihm entfernt wohnte. Der Umgang mit Aoi war nach wie vor schwierig. Die musikalische Zusammenarbeit litt zwar nicht darunter, aber zwischenmenschlich herrschte immer noch Eiszeit zwischen ihnen. Die Trennung lag nun schon über zwei Monate zurück, und Kai befand, dass es vielleicht an der Zeit war, sich wieder etwas anzunähern, ehe die nächste Tour anstand und sie wieder gezwungenermaßen aufeinander hocken würden. Deswegen beschloss Kai, eine kleine Einweihungsparty zu schmeißen, zu der er auch Aoi einladen würde. Wenige Tage nachdem er dieses Vorhaben beschlossen hatte, sprach er den Gitarristen nach der Bandprobe an. „Ähm okay, ich schaue mal, ob ich kann“, sagte sein Ex-Freund kurz angebunden und wandte sich dann schon wieder von Kai ab, um seine Sachen zu packen. „Überleg’s dir, ja? Ich würde mich echt freuen“, betonte Kai nochmal, als Aoi sich nuschelnd von ihm verabschiedete und schon halb zur Tür raus war. Er war sich ziemlich sicher, dass Aoi die Einladung nicht annehmen würde, aber es gab ja noch Uruha und Uruha würde Aoi sicherlich mitschleppen. Kai hätte sich natürlich auch so mit Aoi verabreden können, aber er befand, dass die Party eine ungezwungenere Atmosphäre hatte und die Leute und der Alkohol Aoi vielleicht etwas lockerer machen würden. TBC. ------ Ja, ich weiß, es ist wieder lange her, dass ich geupt habe, aber diesmal hatte ich einen guten Grund: meine Examensarbeit :P Und mein Uniabschluss war mir dann doch etwas wichtiger *g* Nunja, das Ding umfasst 80 Seiten und wartet drauf gebunden und abgegeben zu werden :D Nach diesem Kapitel wird es noch ein letztes geben. Vermutlich wird das etwas länger, da ich plane, nochmal auf sämtliche „Pairings“ dieser Geschichte einzugehen. Ich hoffe, ich vergesse keins *g* Dies Fic hat eindeutig zu viele schwule Menschen *lol* Sorry an alle diejenigen, die sich erhofft haben, dass Ruki noch was mit Saga anfängt. Eigentlich war das mal so geplant, ich hab mich aber dagegen entschieden, weil es mich selbst nervt, wenn in allen Fics die Kerle immer wie selbstverständlich schwul werden. Und mein Ding ist es eh nicht, viele Pairings in einer FF zu haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)