You find a light in me von julien (Miyavi x Kai; Aoi x Kai, Saga x Ruki) ================================================================================ Kapitel 13: ------------ Ja, neues Kapitel. Wieder von meiner Freundin *Verantwortung wegschieb*, aber Kommis machen auch mich glücklich. Kapitel 13 Während Ruki den von chemischen Mittelchen erzwungenen Schlaf schlief, träumte er wirre Dinge. Für ihn wirkte diese Traumparade der PSC Jungs wie ein zu klein geratener Christopher Street Day auf der Bühne der großen Halle in Yokohama. Selbst im Schlaf spürte Ruki das säuerliche Gurgeln in seinem Magen und kurz darauf war er wach, ruckte hoch und sprang aus dem Bett. Sich den Mund haltend stürzte er gen Badezimmer, stemmte sich gegen die Tür und übergab sich lautstark über den blütenweißen Vorleger der Toilette. Ruki würgte immer und immer wieder, selbst als nichts mehr kam spuckte er immer wieder zäh auf den Boden. Einige Tränen kullerten dem Sänger aus den Augen, obwohl er gar nicht wusste, was es jetzt zu heulen gab. Für ihn ergab eigentlich nichts mehr einen Sinn. So wie er hier hockte, ein kleines Häufchen Elend, das wegen ein bisschen Tourstress und privaten Lappalien zusammen klappte, das schöne Bad voll kotzte und zu guter Letzt fing er nun auch wieder an zu heulen. Er hatte sich vor Jahren das Weinen selbst verboten... es hatte so lange gedauert, diese Mauer um seinen weichen Kern zu ziehen, damit ihm niemals wieder jemand oder etwas zusetzen konnte. Ruki hatte das tun müssen, als der Erfolg auf Konten und vollen Organizern messbarer und erschreckender wurde. Ein paar Dinge kamen nun zusammen und er brach zusammen! Das war beschämend. Und Menschen, die er liebte und schätzte, seine besten Freunde, seine Zweitfamilie... sie alle hatten das gesehen. Es dauerte bestimmt nicht lange und die Negativschlagzeilen würden Ruki auf diesen einen Vorfall reduzieren. Und in Interviews würde es ihm wie Kai und Uruha gehen und man würde ihn über die Bedeutung von Tränen ausquetschen. Ruki schluchzte und kippte zur Seite an die Fliesen der Wand. Egal, was er jetzt versuchte, sich selbst über Männlichkeit und die nicht existente Bedeutung von Gefühlen für gewisse Menschen einzuimpfen, es half nicht. Da war Kai, sein bester Freund, der Bandleader, der es neuerdings mit der Treue nicht mehr ganz so ernst nahm, dann der liebe Aoi, der sich in letzter Zeit auch nicht sonderlich gut benahm, Uruha, der immer mehr trank und sicher bald mal eine Alkoholvergiftung haben würde, wenn er weiter so mit sich verfuhr. Nur auf Reita konnte man sich verlassen! Ein Mann vor dem Herrn. Zuverlässig, vernünftig, nicht durchschaubar. Gerade von ihm wusste man am wenigsten, und egal wie sehr man sich bemühte, aus ihm bekam man auch nicht viel über sein Privatleben heraus. Ruki versuchte das auch gar nicht. Es reichte ihm, dass ihn Aoi, Kai und der blöde Miyavi in ihre Dreiecksgeschichte reinzogen und dieser Arsch von Saga, der es wagte, Ruki zu küssen! Ihm die Zunge in den Hals zu schieben! Ungefragt! Er hätte ihm ordentlich eine scheuern sollen, damit Saga nie wieder auf solche Ideen kam. Diese SMS den ganzen Tag hindurch. Von wegen „ich meine es ernst mit dir, Ruki! Geh ran!“... und diese ständigen Anrufe. Er sollte Ruki einfach in Ruhe mit sich lassen. Er hatte jetzt genug mit sich und allem zu kämpfen. Dabei war das alles gar nicht sein Problem. Wen Saga liebte, war Sagas Problem. Und wen Aoi liebte und wen Kai und wen Miyavi, wer hier wen durchnahm, oder auch nicht. Der Rest von Alice Nine fing ja auch noch an! Nicht nur, dass Nao jetzt Shou wollte, so schwärmte Hiroto für Miyavi; und es war Ruki egal wie weit das ging. Warum auf einmal vögelte sein Freundeskreis wild durcheinander?! Frühling war doch nun schon vorbei! Und warum dachte Ruki auf einmal, das Gewicht der Welt sei auf seinen Schultern? Von Anfang an hatte Ruki sich gesagt, der Rest geht mich nichts an, man arbeitet zusammen und fertig. Kein Geplänkel, keine Unternehmungen zusammen... aber letztendlich war er doch weich geworden und zumindest mit Kai verband ihn eine starke Freundschaft. Mit dem Rest auch, aber mit ihm ganz besonders... Ruki hatte immer gedacht, dass der Weg, immer fies zu jedem zu sein, der „goldene“ sei um niemanden zu verletzen... er hatte niemanden verletzen wollen und jetzt hackten sie alle auf ihm rum! Weil er mitangesehen hatte, wie Kai Miyavi die Zunge in den Hals geschoben hatte und am Ende war er sogar so weich geworden, dass er diesen Kuss mit Saga zugelassen hatte. Zwar nur ein paar Sekunden, aber Ruki war einfach zu geschockt davon gewesen. Wenn sich Ruki das schon eingestand ... Saga war nicht mal hässlich oder sonst etwas. Er war ein netter Kerl und Ruki schätzte ihn als Musiker. Und Ruki war schon so lange Single, dass es seiner Seele mal ganz gut getan hatte... nach Langem wieder zu spüren, dass es jemanden gab, der ihn attraktiv fand und es offensichtlich ernst meinte. Aber Saga war ein Mann und Ruki stand nun mal nicht auf Männer. Es sei denn, er würde mal wegstreichen, dass er und Saga rein anatomisch etwas gemeinsam hatten... Wie konnte man aber bitte vergessen, dass der andere genauso einen Penis hatte?! Spätestens wenn es richtig ranging, konnte man das nicht verleugnen! Und wenn sich Ruki schon so weit herunterschraubte, dass er sich Sex mit Saga ausmalte, dann würde er sich bestimmt nicht unterwerfen! „Ich glaube, ich drehe wirklich durch...“, murmelte Ruki zu sich selbst und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Es brachte doch nichts, darüber nachzudenken, was wäre wenn, wenn es nie ein was geben konnte, weil Ruki hetero war. Man konnte ihm jetzt gern vorwerfen, er habe den geistigen Horizont einer Müslischüssel, aber er musste es nicht riskieren, etwas mit Saga zu haben (er dachte ja schon wieder daran!!), wenn es ihm nicht gefiel und er Saga nur unnötig wehtat und die Zeit stahl, jemanden zu finden, der es auch ernst mit ihm meinte... Seufzend hievte Ruki sich hoch und warf einen angewiderten Blick auf den Vorleger, den er später mit gerümpfter Nase einrollte und in der Badewanne provisorisch abwusch. Dann schmiss er das Teil in den Wäschekorb und wankte wieder ins Bett. Eigentlich wollte er nur wieder schlafen... es war schließlich schon halb 11... und er vergeudete die wertvolle Zeit zu schlafen damit, über seinen komplett schwulen Freundeskreis zu brüten. Und daran zu denken, wie es wäre, mit Saga..... ihn schüttelte es heftig. Das waren bestimmt diese Tabletten, die man ihm gegeben hatte. Die machten ihn ganz duselig im Kopf. Bestimmt. Wäre er jetzt klar bei Verstand, hätte ihn das alles doch gar nicht so mitgenommen. Die Nacht nicht geschlafen, wegen Saga, den Tag über Stress und kaum etwas getrunken, dann das alles mit Aoi, Kai und Miyavi. Allesamt schrien sie ihn an und er wusste nicht, was er machen sollte. Er konnte Aoi unmöglich sagen, was er gesehen hatte. Kai musste schon selbst mit der Sprache rausrücken. Er machte bestimmt nicht die Drecksarbeit. Innerlich über sich und alles andere grummelnd, dämmerte Ruki recht schnell wieder weg und fiel in einen traumlosen wie unruhigen Schlaf. * Als Rukis Handy klingelte, hielt er es erst für einen Wecker und warf es nur fluchend vom Nachttisch. Es bimmelte weiter und weiter und der kleine Sänger wurde nun klarer im Kopf. Wer zum Teufel das auch war, Ruki würde ihn erwürgen! Wer konnte es wagen, ihn zu solch einer Uhrzeit zu wecken?! Er knipste das kleine Lämpchen an und rutschte von der Bettkante auf den Boden. Leider konnte er gar nicht entziffern, wer der Anrufer war. „Wenn das schon wieder Saga ist...“, murmelte Ruki leise. Wenn er es sich eingestand, dann war er diese Spielchen gründlich leid. Es war spät, er war müde und Saga viel zu hartnäckig. Also auf die Gefahr hin, dass er es war, nahm Ruki das Gespräch an. „Wer stört?!“, grummelte er, und es klang nur halb so böse, wie er es sich erhofft hatte. Er klang eher genervt. Als Kais melodisches Lachen erklang, entspannte er sich ein bisschen, vergaß aber nicht, zu welcher Zeit Kai ihn aus seinem Schlaf riss. Offenbar war es ihm diese Nacht nicht mehr vergönnt, gut und viel zu schlafen. „Ich bin’s nur. Ich steh’ vor deiner Tür, darf ich reinkommen?“ „Du hast aber schon auf die Uhr geguckt?!“, zickte Ruki zurück. Ihm tat der Kopf so weh... „Jaaah, ich weiß. Gomen ne, Ru-chan!“ Ruki knurrte und Kai fing wieder an zu lachen. „Jetzt lass’ mich schon rein, ich muss dir sowieso was erzählen...“ Kai würde ja doch nicht wieder verschwinden, also legte Ruki einfach auf, machte Licht und schlurfte zur Tür und öffnete sie. Da stand Kai, mit seinem bestechungswürdigen Grinsen. „Ich hoffe, dass deine Neuigkeiten wichtig sind, sonst muss ich dir auf der Stelle das süße Grinsen aus deinem Gesicht boxen.“ Kai schob sich an Ruki vorbei ins Hotelzimmer und nahm wie selbstverständlich auf dessen Bett platz. „Eigentlich wollte ich nur gucken, wie’s dir geht und ein bisschen Zeit schinden...“ „Und dafür weckst du mich?!“ Also wirklich! Kai schüttelte nur den Kopf und fixierte Rukis Augen mit seinem Blick. „Es hat Vorrang nach dir zu sehen. Der Rest ist Luxus.“ Kai fuhr sich durchs wuschelige Haar und Ruki setzte sich im Schneidersitz neben den Bandleader. „Alles okay?“, fragte Kai nun vorsichtig. Ruki zupfte einige Fusseln von seinem Socken. „Ich bin müde und fühl’ mich beschissen.“ Kai legte einen Arm um Ruki und zog den Kleineren zu sich. Diese Geste von Kai war mehr als nur tröstlich, auch wenn Ruki das niemals gesagt hätte. Kai musste ja nicht alles von Ruki wissen, auch wenn er dem schon recht nahe kam. Vielleicht war Rukis Scharade auch schon längst von allen durchschaut worden, nicht nur von Kai. Er wusste es nicht und er war auch nicht scharf drauf, der Sache heute Nacht noch auf den Grund zu gehen. Stattdessen lehnte er sehnsüchtig seinen Kopf an Kais Schulter und schniefte leise. „Es tut mir leid... wirklich“, murmelte Kai nun etwas beschämt. „Es war ein Fehler, dass du das gestern mit ansehen musstest...“ Ruki schwieg nur. Er hatte keine Lust, darüber zu reden. Alles nicht sein Problem... Nein, nein, nein. „Ich wollte dich nicht belasten.“ „Ach, das warst du ja nicht allein“, wandte Ruki kleinlaut ein. Nun wurde Kai hellhörig. „Du meinst...?“ Ruki nickte. „Wäre Saga nicht so ein Idiot. Und dein Freund erst.“ Kai blieb stumm und so tat Ruki nach langer Zeit wieder etwas, von dem er dachte, es verlernt zu haben: er legte Gefühle offen. Und Ruki fühlte sich dabei nicht mal schwach oder angreifbar. Höchstens ziemlich beschämt. Er erzählte Kai von dem verkorksten Kuss mit Saga, den Ruki eigentlich gar nicht gewollt hatte und schließlich von den ganzen Anrufen und SMS, und dass Aoi und Uruha ihn in seiner Verwirrung so schlimm in die Mangel genommen hatten. Eigentlich hatte er erwartet, dass Kai ihn auslachte, dass der kleine, böse Ruki sich so hatte verunsichern lassen, aber Kai war eher... entsetzt. Natürlich kam Ruki nicht drum herum, Kai wegen seines Verhaltens über den Mund zu bügeln. „Aoi ist vielleicht manchmal ein bisschen beschränkt, aber er ist nicht blöd. Und glaub’ mir, ich lass’ mich in euer Dreierdingsda nicht reinziehen. Ich erzähl’ ihm nichts. Das machst du schön selbst.“ Kai lächelte. „Ich weiß... ich weiß doch, Ruki. Aber wenn du weißt, wie es ist, zwischen zwei Stühlen zu stehen, müsstest du wissen, dass beide Stühle erst mal zu testen, bevor man sich auf einen setzt, doch die beste Lösung ist.“ Rukis Nasenlöcher blähten sich auf. „Du bist ja gemein. Aoi ist doch kein Möbelstück!“ „Aber du darfst ihn beschränkt nennen?!“ „Ich schlaf’ ja auch nicht mit ihm“, erwiderte Ruki und fügte noch ein „und auch mit keinem anderen Kerl“ hinzu. Kai lächelte. „Schon gut... ich mache so schnell wie möglich reinen Tisch mit beiden, okay? Und apropos ‚anderer Kerl’. Ich meinte eben Saga unten im Foyer gesehen zu haben, als ich kurz an draußen an der frischen Luft war. Wahrscheinlich will er zu dir.“ In Rukis Wangen schoss die Hitze und er hatte nahezu Angst, seine Haut könne jeden Moment Blasen schlagen. Kai tätschelte ihm mütterlich den Kopf. „Soll ich runtergehen und gucken, ob er noch da ist?“ „Eeeh, ich...“, stammelte Ruki. „Ich weiß nicht!“ „Ach, ich habe noch eine viel bessere Idee!“, freute sich Kai und stand auf. Ruki sah hilflos zu Kai auf. „Was hast du vor?!“ „Ich schick’ ihn hoch, was denn sonst? Der arme Kerl verbringt da unten sonst noch die ganze Nacht!“ Ruki fuhr hoch und sah Kai böse an. „Das ist doch nicht mein Problem! Wenn du das machst, dann...!!“ „Dann was? Komm schon, Ruki, gib dir einen Ruck! Ihr wart doch so gut befreundet und wenn ihr nicht über die Sache redet, könnt ihr euch vielleicht nie mehr in die Augen gucken! Selbst wenn du ihm sagst, dass du nichts für ihn empfindest, ist das immer noch besser, als sich vor ihm wegzuschließen, oder? So machst du doch viel mehr kaputt.“ Der Drummer verschränkte die Arme und sah Ruki ungeduldig an. Eigentlich hatte Kai Recht mit dem, was er sagte. Aber es passte nicht zu Ruki. Reden und so. Anderen Leuten auch nur das geringste seiner Gefühlswelt zu zeigen. Er konnte ja nicht mal zeigen, wenn er jemanden wirklich nicht mochte. Er war einfach immer nur genervt und fies zu allen, und Leute die ihn gut kannten, lernten schnell, dass es hieß, jedes nette Wort aus Rukis Mund wertzuschätzen. Zur Not konnte er Saga immer noch rausschmeißen. Vielleicht aus dem Fenster... Nach kurzem Überlegen gab Ruki klein bei. „Okay. Guck ob er noch da ist, und schick’ ihn hoch. Aber sag’ ihm, dass ich das nur widerwillig tue“, patzte Ruki und ließ dann die Schultern hängen. Das war bestimmt die beschissenste Idee überhaupt. Ach nein. Das war gewesen, vorgestern auf diese Party zu gehen, da Kai beim Fremdknutschen zuzugucken und sich dann heimfahren zu lassen. Da den eigentlichen, zentralen Fehler zu suchen, war doch zwecklos. Er hätte erst gar nicht ans Handy gehen sollen, als er gesehen hatte, dass Saga anrief und ihm sagte, dass er und seine Bandkollegen Gazette in der Halle besuchen würden. Kai grinste ihn zuversichtlich an und umarmte daraufhin den kleineren Sänger. Dieser legte seine Arme um Kais Schultern und drückte ihn kurz an sich. Es tat wirklich gut. „Dann bis morgen früh... und verschone mir bitte Saga.“ „Ich werde ihn schnell und lautlos beseitigen“, schnarrte Ruki verächtlich, bevor er die Umarmung löste und Kai zur Tür schob. Er schloss hinter ihm die Tür. Ruki spürte, dass ihm auf einmal die Knie zitterten. Es konnte doch auch genauso gut sein, dass Saga nicht mehr da war und aufgegeben hatte. Die Chance war allerdings verschwindend gering. Da Saga und Ruki sich schon so lange kannten, wusste er auch um dessen Sturheit und Ausdauer, wenn es ums Aufreißen seiner Auserkorenen ging. Ihm hatten manche Errungenschaften von Saga manchmal richtig leid getan - und jetzt war er selbst Sagas Ziel. Und er würde bestimmt nicht ruhen, bis er ... stopp, stopp, stopp! Saga war ein erwachsener Mann, der ein „Nein“ wohl oder übel hinnehmen musste, wenn er von Ruki nicht auf brachiale Art und Weise kastriert werden wollte. Bei Ruki hieß nein auch nein! Denn bei Widerspruch drohte Strafe. So einfach war das. Ruki nahm sich eine 0,5 Literflasche Wasser aus dem Kühlschrank und leerte sie in wenigen Zügen. Er hatte das Gefühl, als sei über Nacht etwas in seinen Mund gekrochen und dort elendig gestorben. ~ Saga kam sich selbst schon blöd vor. Er konnte sich nicht erinnern, jemals einer verfehlten Eroberung dermaßen hinterher zu laufen. Ruki stand nicht auf Männer, das war Saga auch klar und alles in allem war sein Verhalten gerade ziemlich unklug. Der Alice Nine Bassist kannte Ruki schon seit sie ihre Karriere gestartet hatten und er und der Rest von Alice Nine hatten Gazette immer als Vorbilder genommen. So erfolgreich wollten sie auch mal werden. Über die Zeit hatte man sich angefreundet, und schließlich kamen Kai und Nao zusammen. Nun, nach so langer Zeit, hatte sich ein Schalter in Saga umgelegt und er hatte begreifen müssen, dass er verliebt in Ruki war. In die zickige, verschrobene Diva, die auch noch die Angewohnheit hatte, wenn ihr eine Person Gefühle gestand, einfach auf Durchzug zu schalten und den armen Wurm zu ignorieren. Saga war jetzt dieser arme Wurm. Aber er würde nicht aufgeben! Nicht dieses Mal, wo es für ihn vollkommen ernst war. Es stand so viel auf dem Spiel, und am schlimmsten: zum ersten Mal auch Sagas Herz. Er hatte es tatsächlich an Ruki verloren... man könnte doch denken, dass ein Mann Mitte 20 irgendwann schon mal so verliebt gewesen war, aber das war nicht der Fall gewesen. Erst jetzt. Seine eigenen Schritte, die ihm seit Minuten, oder auch Stunden - Saga wagte es nicht, auf die Uhr zu sehen -, in den Ohren hallten, machten ihn nervös und er plumpste wie ein nasser Sack auf die Ledercouch im Foyer und schloss die Augen. Worauf wartete er eigentlich? Ruki würde wohl kaum aus seinem Bunker kommen, auch noch so spät abends... auch wenn sich Saga sicher war, dass Ruki wusste, dass er hier war. Schließlich hatte Saga vor einer halben Stunde ca. Kai hier unten herumspazieren sehen, und so wie der Gazetto ihn angegrinst hatte, wusste der bestimmt schon, was passiert war. Saga schlug die Hände vorm Gesicht zusammen. Jeder wusste es bestimmt schon! Ihm war wenig peinlich, aber das schon! Ruki war als exzentrisch und kalt verschrieen (war er ja auch!), und dass Saga es gewagt hatte, ihn zu küssen, ... ja, das war eigentlich fast schon mutig! „Sagacchiiii~!“ Saga reagierte nicht auf Kais Ruf. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, sich selbst zu bemitleiden. „Jetzt guck mich an, du verhinderter Romeo. Ruki will dich sehen!“ Der ‚verhinderte Romeo’ stand abrupt auf. Kai kam ihm entgegen und grinste leicht. „Wirklich, will er?“ Das konnte Saga irgendwie gar nicht richtig glauben. Schließlich hatte Ruki ihn den ganzen Tag über ignoriert. Der Gazetto tätschelte ihm die Schulter und antwortete beschwingt: „Ja, schon. Ich hab’ zwar nachgeholfen, aber das ist ja nicht schlimm.“ Er durfte es nur nicht vermasseln, dachte sich Saga. Ein falsches Wort, eine falsche Geste und Ruki warf ihn wieder vor die Tür... „Danke, Kai...“ Kai winkte großspurig ab und nahm Saga dann am Arm. „Ach was. Du kommst jetzt mit mir und ich sag’ dir wo du hinmusst.“ Der ältere Gazetto zog Saga mit sanfter Gewalt Richtung Aufzug und bugsierte ihn hinein. Es kam Saga wie Ewigkeiten vor, bis der Aufzug im richtigen Stock ankam und Kai ihn lächelnd auf den Flur schob. „Musst du hier nicht auch raus?“, fragte Saga etwas irritiert. Schließlich wusste er vom letzten normalen Gespräch mit Ruki, dass die Gazettos alle auf einem Stock ihre Zimmer buchten. Kai errötete leicht und murmelte etwas nicht Verständliches, bevor sich die Türen des Aufzuges schlossen und Saga verlassen im dämmerig beleuchteten Flur stand. Kai geht bestimmt zu Miyavi!, meldete sich Sagas Gedächtnis. Da war ja gestern was gewesen, weshalb sich Ruki so lautstark beschwert hatte. Aber Saga ging es nichts an, wer mit wem hier was tat, Hauptsache er würde irgendwann mit Ruki mal vergleichbare Dinge anstellen... Er ging zum Zimmer mit der Nummer, die Kai ihm genannt hatte. Nun stand er vor der Tür und traute sich kaum, zu klopfen. Aber er musste früher oder später, er hatte gewiss nicht vor, die ganze Nacht noch in diesem Hotel zu verbringen. Er war hier und Ruki hatte eingewilligt, dass Saga ihn besuchen kam! Also klopfte Saga leise an die Tür und wartete. Die Sekunden zogen sich hin wie zäher Kaugummi, bis sich endlich die Tür öffnete und Saga Ruki gegenüberstand. Der Gazette-Sänger schaute Saga nicht mal in die Augen, sondern bedeutete ihm nur grummelnd, dass er doch bitte hereinkommen möge. Saga schlenderte in das Hotelzimmer und sah sich erst einmal interessiert um. Auch er traute sich kaum, Ruki anzusehen, denn sein Verlangen, den Jüngeren an sich zu ziehen und ihn küssen, war so stark geworden, dass er Angst hatte, es nicht mehr unterdrücken zu können und sich dieses Mal tatsächlich eine Ohrfeige von Ruki zu holen, wie dieser es gestern schon angedroht hatte. „Geht’s dir besser?“, fragte Saga schließlich möglichst unverfangen und setzte sich ebenfalls aufs Bett. Ruki hatte eine Wasserflasche in der Hand und Saga konnte sehen, wie er ein bisschen zitterte. „Wie meinst du das?“ „Na ja, Kai hat erzählt, dass du... heute umgekippt bist.“ Ruki fuhr sich mit der Hand durchs Haar und fixierte dann Sagas Augen mit den seinen. „Ja, mir geht es wieder gut. Aber besser würde es mir gehen, wenn mein Hotelzimmer nicht einem Taubenschlag gleichen würde.“ Dann fluchte Ruki leise über Kai und dessen Geschwätzigkeit. Saga fand es aber gut, dass ihm das jemand erzählt hatte... „Ich bin sofort wieder weg, versprochen. Ich wollte mich nur für den Kuss entschuldigen und dass ich dich so bedrängt habe...“, murmelte Saga und sah zu Boden. Ruki sagte nichts weiter, kam nur zum ihm aufs Bett und drehte die Wasserflasche in seinen Händen. Schweigen war immerhin besser, als sich von Ruki anbrüllen zu lassen. Der Kleine hatte ein mächtiges Organ. „Und ich hoffe, dass unsere Freundschaft nicht darunter leidet. Ich verspreche dir hoch und heilig, dass ich das nie wieder versuchen werde, denn offensichtlich bin ich nur ein Freund für dich...“ „Das stimmt“, erwiderte Ruki nur und dann herrschte erneut Schweigen. Saga hielt die Nähe zu Ruki nicht länger aus, ohne sein eben gegebenes Versprechen wieder infrage zu stellen. „Das..., das war’s auch schon. Ich glaub’ ich geh jetzt. Du willst bestimmt schlafen.“ Er stand auf und ging Richtung Tür. Ruki folgte ihm und öffnete ihm die Tür. „Saga?“ „Hm?“ „Mir tut’s leid, wie ich mich verhalten habe. Ich versuche auch, mich zu bessern, okay?“ Ruki hatte jetzt fast so etwas wie ein Lächeln auf den Lippen. Zumindest zog der die sonst so grimmig nach unten hängenden Mundwinkel ein bisschen nach oben. Immerhin! „Ja“, erwiderte Saga liebevoll. „Darf ich dich wieder anrufen? Und du gehst auch ran?“ „Solange ich nicht im Tourstress stecke und du mich in einer freien Minute erwischst... ja.“ Der Alice Nine Bassist freute sich innerlich wie ein Honigkuchenpferd, dass es ihm die nächsten Wochen wenigstens erlaubt war, Rukis Stimme zu hören! Gedankenlos zog er Ruki in eine innige Umarmung. Er bemerkte, dass Ruki starr vor Schreck war und sich erst nach ein paar Augenblicken entspannte. Saga war trotz der Tatsache, dass er abgeblitzt war, glücklich und vielleicht, irgendwann, in einen Moment wo alles passte, würde er ihn doch noch kriegen... „So. Das. Reicht. Jetzt. RAUS!“ Ruki schob Saga ohne weiteren Kommentar auf den Flur und schloss die Tür. Er knallte sie nicht, aber Saga wusste, dass er wieder drauf und dran gewesen war, den Bogen zu überspannen. „Gute Nacht, Ruki“, sagte er halblaut und zu seiner Verwunderung erwiderte Ruki sogar durch die geschlossene Tür ein zickiges „Nacht, Saga!“. Man musste den Dingen Zeit geben und nichts überstürzen. Schon gar nicht bei Ruki. Mit diesem Gedanken und dem Gefühl, auf Wolken zu taumeln, kehrte Saga in sein Auto zurück. Ihm tat das Herz schon gar nicht mehr so weh... tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)