What I've Done von Hisagi-Shuuhei ================================================================================ Kapitel 5: At Times Like These ------------------------------ Kapitel V At Times Like These Entgegen aller Erwartung und jeglicher Logik blieb Yuu fast den gesamten Nachmittag bei Seth, um genau zu sein verbrachte er die Zeit in dem Bett seines Gastgebers. Er fühlte sich seltsam ausgelaugt, was ihm komisch vorkam, da er nicht wirklich viel hatte einstecken müssen. Es war einfach nur eine normale Schlägerei gewesen. Wieso also fühlte er sich so matt? Nun ja, eine Möglichkeit wäre wohl, dass er nun zum ersten Mal seit dem Rausschmiss wieder in einem Bett geschlafen hatte und die andere, dass er eine Dusche benutzen konnte. Warmes Wasser, fast schon wie ein Segen fühlte sich die fast schon heiße Flüssigkeit auf seiner Haut an. So war es auch kein Wunder, dass der Junge fast eine gesamte Stunde damit verbrachte, sich ausgiebig zu waschen. Um ein Haar wäre Yuu auch unter der Dusche eingeschlafen, doch stieß er sich etwas unsanft den Kopf an der Fliesenwand, weswegen er sich nun über die Stirn rieb und leise vor sich hingrummelte. In einem anderen Teil des großen Anwesens des Dunklen stand dieser vor dem großen offenem Kamin und starrte in die Flammen, die hin und her zuckten. Dabei lehnte er sich mit dem Unterarm gegen den gemauerten Abzug und war völlig in Gedanken versunken, summte die leise Melodie, die von dem Grammophon her ertönte, unbewusst mit. Das Flackern der Flammen ließ ein wahres Spiel von Licht und Schatten auf dem Gesicht Seth’s entstehen, was ihn in seiner Erscheinung noch einmal düsterer erschienen ließ. „Wieso gerade er...“ murmelte der Dunkle nun vor sich hin. „Ein Penner, noch dazu Drogenabhängig....“ Mit einem leisen Seufzen löste Seth den Blick von dem Kamin und wand sich nun dem Zimmer zu, das er wie immer ziemlich dunkel hielt. Sonne war schlicht und einfach ein störender Faktor in seinem Leben. „Hmm, vielleicht liegt es gerade daran.“ Sprach er nun zu sich selbst, was er des Öfteren tat. So etwas gewöhnte man sich schnell an, wenn man ständig alleine lebte. Selbstgespräche verschafften wenigstens den Eindruck, als würde einem eine Person gegenüber stehen und einem zuhören. „Ein starker Charakter....“ dachte Seth laut weiter, schreckte fast schon durch das Geräusche der Badezimmertüre hoch. Zwar befand sich diese am anderen Ende des Hauses, noch dazu im Obergeschoss, doch sein Gehör war fein, sodass er selbst diesen kleinen Laut wahrnahm. Er schien wohl endlich fertig zu sein mit duschen, dachte der Dunkle und blickte auf die alte Standuhr. Meine Güte, der Junge hatte fast eine Stunde unter der Dusche gestanden! Ein leicht besorgtes Kopfschütteln kam von dem Dunklen und er verließ das Zimmer mit dem Kamin, ging nach oben und klopfte anstandshalber gegen die Türe des Raumes, in dem sich Yuu befand. Der Junge hatte gerade die Türe hinter sich geschlossen und wollte das Handtuch, das er sich um die Hüften gewickelt hatte lösen, als er das Klopfen vernahm. Im ersten Moment war er doch etwas erschrocken und zusammengefahren, doch erinnerte er sich daran, dass er hier bei dem Dunklen war. Nun ja, ob dies nun beruhigend war, war die andere Frage, doch diese Gedanken verdrängte Yuu schnell wieder. „Ja?“ kam es zögerlich von dem Jungen, der nun erwartungsvoll zu der Türe blickte, die sich kurz darauf öffnete. Natürlich kam weder ein Gespenst, noch irgendein Monster durch die Türe gesprungen um sich auf Yuu zu stürzen, wie es sich der Japaner schon fast ausgemalt hatte, sondern lediglich sein Gastgeber, der ihn etwas stirnrunzelnd betrachtete. Und im selben Augenblick wurde Yuu rot wie eine Tomate. Er hatte völlig vergessen, dass er hier fast vollständig nackt – nur bekleidet durch das Handtuch – in dem Schlafzimmer von wahrscheinlich Seth stand, der damit anscheinend nicht gerechnet hatte. „Soll ich draußen warten?“ ertönte nun die tiefe und ruhige Stimme von Seth, dem das alles anscheinend wenig ausmachte. „Demô.....anô......“ stotterte Yuu, war er noch sichtlich mit der Situation überfordert, weswegen der Dunkle einfach die Türe wiederschloss und anscheinend vor der Tür auf Yuu wartete. Oh mein Gott. Oh mein GOTT! Der einzige Satz, der dem Japaner immer wieder durch den Kopf schoss. Er war noch immer hochrot und machte in dieser Hinsicht jeder Tomate Konkurrenz, als er etwas durch den Wind versuchte seine Hose falsch herum anzuziehen. Als er dieses Missgeschick bemerkte verfluchte er sich selbst und fluchte leise vor sich hin. Mit diesem Anblick hatte Seth wirklich nicht gerechnet, denn der Junge stand fast vollständig entkleidet vor ihm. Kurz wanderte der Blick des Älteren über den jungen Körper, bevor er die Scham Yuus bemerkte und höflich nachfragte, ob er das Zimmer verlassen sollte. Das Stottern des Jungen deutete er als ein eindeutiges ‚Ja‘ weswegen er die Türe auch wieder schloss. Nun stand er hier, vor der Türe seines eigenen Schlafzimmers und wartete darauf, dass Yuu heraus kam. Doch so hatte er genug Zeit gehabt, den Körper des Jungen zu betrachten. Und was er gesehen hatte erweckte selbst in seiner verkommenen Seele Mitleid. Er sah einige kleiner Narben, frische blaue Flecken und noch einige andere Blessuren, wie auch den sehr zerbrechlichen Körperbau. Die Knochen des Jungen waren deutlich zu sehen, zwar war er nicht vollkommen abgemagert, doch schätzte der Dunkle, dass er doch fünf, sechs Kilo Untergewicht hatte. Und das war schon zu viel. Von drinnen hörte er ein leises Fluchen, was ihm ein kurzes amüsiertes Lächeln auf die Züge zauberte. Anscheinend hatte er den Jüngeren mit seinem plötzlichen Auftauchen ziemlich aus dem Konzept gebracht. Gut so. Nach ungefähr zehn Minuten – und einer gefühlten Ewigkeit – hatte sich Yuu vollständig und richtig angezogen und schlüpfte aus dem Zimmer, blickte dem Älteren kurz in das Gesicht, sah jedoch sofort wieder weg, als er das kurze, amüsierte Lächeln des Dunklen sah. „Ähm, ich glaube, ich gehe jetzt lieber wieder.“ nuschelte er verlegen vor sich hin. Er stand direkt an der Wand und wagte es nicht, seinem Gegenüber ins Gesicht zu blicken, zierte wieder ein leichter Rotschimmer seine Wangen. „So eilig wie immer?“ hörte er nun die Stimme des Dunklen, die ihm einen Schauer den Rücken jagte und sich die kleinen Härchen auf seinen Armen aufstellten. „I-ich will Ihnen nicht zur Last fallen.“ Nuschelte er wieder verlegen, was den anderen wieder leicht lächeln ließ. „Naja, wenigstens hast du es nicht so eilig, wie das letzte Mal.“ Sprach er ruhig und ging einen Schritt auf Yuu zu. „Ich...ehm...tut mir Leid, falls ich Sie beleidigt habe.“ „Das hast du nicht, keine Angst, ich bin diese Reaktion gewöhnt, schließlich ist mein Haus auch nicht gerade gewöhnlich. Noch dazu wenn man auf einmal in einem fremden Haus aufwacht, richtig?“ Ein schüchternes Nicken erhielt Seth als Antwort. Es herrschte Stille, die von Yuu unterbrochen wurde, als er sich leise räusperte. „Also....ich werde dann mal“ murmelte er und blickte dem Älteren noch immer nicht ins Gesicht. Gerade war er einen Schritt in Richtung der Treppe gegangen, als mit einem lauten Knall Seth’s Hand neben seinem Gesicht auf die Wand schlug. Vor Schrecken hielt der junge Japaner die Luft an und drehte seinen Kopf, blickte Seth nun direkt in die Augen, da dessen Gesicht nur noch wenige Zentimeter von dem seinigen entfernt war. Seth hatte den Jungen praktisch an die Wand genagelt und stützte sich mit seinen beiden Händen jeweils recht und links neben dem Gesicht von Yuu an der Wand ab. Er blickte dem Jungen tief in die Augen, schwieg ihn zunächst jedoch nur an. Er schien wieder nervös zu werden, dachte sich der Dunkle und blickte noch immer in die grünen Augen des Jungen. Sie waren schön, klar, hell und zeigten die Innere Stärke von Yuu, die er selbst wahrscheinlich nicht kannte. Yuu traute sich kaum zu atmen, als ihn Seth so überrumpelte und ihm jeden Fluchtweg versperrte. Dann sah er ihm auch noch so direkt in die Augen. Yuu konnte gar nicht anders, als auch Seth in dessen leicht goldene Augen zu blicken. Sie waren so unendlich schön, dennoch tief und unergründlich. Man sagte, dass die Augen die Fenster zur Seele waren, doch bei Seth....da war es irgendwie anders. Seine goldenen Augen hatten etwas fesselndes an sich, sodass Yuu den Blick nicht von ihm ablassen konnte. Er bemerkte dabei gar nicht, dass die Pupille des Dunklen eher schlitzförmig wie etwa bei einer Schlange, als rund wie es sich einem Menschen gehörte. Die Augen des Dunklen waren dabei viel zu fsazinierend. „Du solltest auf dich aufpassen.“ durchbrach nun die wohlklingende Stimme des Älteren die Stille. Erneut erschauderte Yuu und löste noch immer nicht den Blick von ihm. Er spürte den Atem des Dunklen auf seiner Haut, weswegen er nur eine erneute Gänsehaut bekam. „Es ist gefährlich dort draußen, das hast du gestern am eigenen Leib erfahren.“ Nur ein leichtes Nicken kam von dem Jungen. „Und ich kann nicht immer auf dich aufpassen.“ „Ich...komme schon alleine zurecht.“ Aha, anscheinend hatte Yuu wieder seine Sprache gefunden, dachte Seth, der noch immer direkt vor dem Gesicht des Jungen war. „Das glaube ich aber nicht.“ Da war es wieder, das Funkeln in den Augen des Jungen, der Kampfgeist. Ja, er wollte es allen zeigen, das spürte Seth. Der Junge hatte eine ganz besondere Stärke. Aus diesem Grund löste sich Seth von der Wand und trat einen Schritt zurück, ließ Yuu somit frei. Dieser nutzte die Chance zur Flucht sofort und stürzte die Treppe hinunter zum Haupteingang. Seth trat an das Geländer der Treppe und blickte Yuu nach. Sie würden sich sicher bald wieder sehen. Sein Herz klopfte wie verrückt, als er die Treppe hinunter stürmte und das Haus zum zweiten Mal fluchtartig verließ. Wieso war er so aufgekratzt? Hatte es an der Nähe des Dunklen gelegen? War er deswegen so verwirrt? Er hatte die Auffahrt erreicht und trat nun durch das offene Tor, verließ damit das Grundstück Seth’s. Dieses Mal war das Wetter sogar auf seiner Seite und der Spaziergang durch den Wald war nicht geplagt von irgendwelchen Horrorvisionen, sodass es eigentlich recht angenehm war. Ein Spaziergang an der frischen Luft hatte auch etwas für sich, dachte sich Yuu und schlenderte den Weg entlang Richtung Stadt, die er knappe zwei Stunden später erreichte. Erschöpft ließ sich der Junge auf seine ‚Stammbank‘ im Park fallen und schloss seine Augen. Er lehnte sich zurück und saß etwas breitbeinig auf der Sitzgelegenheit, während er seine Arme auf der Lehne ausbreitete und den Kopf in den Nacken legte und die kühle Brise an diesem doch eher ungewöhnlich warmen Tag genoss. Ungewohnt in der Hinsicht, da sie erst Frühling hatten, doch beklagte sich der Junge keineswegs, das würde bedeuten, dass er bald keine Angst mehr haben musste, im Schlaf einfach zu erfrieren. Denn das passierte häufig schneller, als man dachte oder erwartete. So kam es auch, dass Yuu in dieser Position leicht eindöste und erst wieder aufwachte, als er ein düsteres Lachen hörte. Sofort war er hellwach und sah sich einer Gruppe von Schlägern gegenüber, die mit Fahrradketten und Schlagringen bewaffnet war. Irgendwie schien Yuu das Pech und den Ärger anzuziehen wie der Magnet das Metall. Nervös blickte er von Seite zu Seite, erkannte, dass er nur über die Bank Richtung Parkmauer fliehen konnte. Er blickte wieder zu der Gruppe vor sich und erkannte die Lederjacke, die ihm am Tage zuvor schon fast schlimm zugespielt hatte. „Haben wir dich endlich gefunden.“ Sprach er und ging grinsend auf den jungen Japaner zu, ließ dabei demonstrativ die Kette in seiner Hand rascheln. „Heute scheint dein Leibwächter wohl blau zu machen, dein Pech.“ Die Gruppe lachte und Yuu spürte, wie sein Puls nach oben schoss. Gegen die Gruppe hatte er keine Chance, nicht einmal Seth hätte sie. Egal wie stark er war. Das war unmöglich! „Dank deinem Freund ist Haku im Krankenhaus. Der wär‘ fast abgekratzt.“ fuhr die Lederjacke fort und war nun fast direkt vor Yuu, der sichtlich angespannt war. „Na, was denkst du wohl, was wir jetzt mir dir machen?“ fragte er grinsend, doch Yuu tat ihm nicht den Gefallen, zu antworten. „Scheint wohl, als wenn es dir die Sprache verschlagen hätte, aber das macht es nur leichter für uns!“ sagte die Lederjacke und wollte zuschlagen, doch im selben Moment fuhr Yuu herum, sprang über die Bank und rannte durch das Gebüsch in Richtung der Mauer, die gute zwei Meter hoch war. Natürlich wurde er verfolgt und hörte das Rascheln der Ketten und die Rufe der Gruppe. Doch genau das veranlasste ihn, schneller zu rennen. Er sah die Wand, die sich vor ihm in eine schier unerreichbare Höhe erstreckte, doch wie der Volksmund so schön sagte: Angst verleihte einem Flügel. Und dem war auch so. Mit einem gewaltigen Satz bekam Yuu das obere Ende der Mauer zu fassen und zog sich daran nach oben, sprang auf der anderen Seite herunter und rannte in Richtung Einkaufsmeile Tokyos. Dort war immer viel los, weswegen er sich dort in Sicherheit wiegte. Außerdem patrouillierten dort öfters Polizisten, die Gruppe würde sich nicht trauen, ihn dort zu verschlagen. Man möge sich die Frage stellen, warum er über die Mauer gesprungen war und nicht wie jeder andere normale Mensch das Eingangstor benutzt hatte, doch das ließ sich schnell erklären: Das nächste Tor lag gute 200 Meter weiter weg und in der Zeit hätte man ihn problemlos einholen können. So rannte er nun weiter, bis er die Einkaufsmeile erreicht hatte und dort in der Menge untertauchte. Noch einige Male sah er die Gruppe, die sich nicht so einfach geschlagen geben wollte, doch wurde er – zu seinem Glück – nicht entdeckt. Dennoch ging er sofort in die andere Richtung weiter und war ständig auf der Hut. Gegen Ende des Tages zog sich der Himmel zu und es begann zu Regnen. Der Junge suchte sich einen Unterschlupf, doch wurde er meist von den Ladenbesitzern unter dessen Vordach er Schutz suchte vertrieben, sodass er erst nach einer Weile eine weitere Unterkunft für sich beanspruchte: Die Brücke. Zugegeben, komfortabel war es nicht, doch wenigstens einigermaßen trocken. So saß er nun unter der Brücke, zog die Beine an den Körper, bettete sein Kinn auf seinen Knien und schlang die Arme um die Beine. In solchen Zeiten würde er alles geben für einen heißen Kaffee und ein dach über den Kopf. Und noch einiges mehr für eine Familie, die ihn liebte. „Willst du wirklich nicht mit zu mir?“ hörte er nun eine Stimme und fuhr erschrocken hoch, erblickte den Dunklen, der sich mit vor der Brust verschränkten Armen an die Brücke lehne und ihn mit einem langen, besorgten Blick maß. Er sah wieder unglaublich gut aus, nein, sogar noch besser als gestern, denn der Regen lief ihm über das Gesicht und seine nassen Haare, die sich eng an seine Konturen anpassten. „Du?“ fragte der Junge leise, war es jedoch mehr eine überraschte Feststellung, als eine Frage. „Was machst du hier?“ „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht und das anscheinend zurecht. Yuu, du brauchst Hilfe. Kein Junge kann alleine für sich sorgen.“ Sprach er ruhig und Yuu blickte weg. Innerlich wusste der Junge, dass Seth Recht hatte, doch das wollte er sich nicht eingestehen. Er wollte allen zeigen, dass er besser war, dass er die Kraft hatte, auf eigenen Beinen zu stehen. So schüttelte er nun energisch den Kopf. „Nein, ich brauche keine Hilfe.“ Sagte Yuu und sah nun wirklich komplett weg, nahm nur noch das leise seufzen des Älteren wahr, der darauf hin verschwand. War es richtig gewesen, was Yuu getan hatte? Wäre es nicht besser gewesen, mit dem Dunklen mit zugehen? Hosted by Animexx e.V. 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