What I've Done von Hisagi-Shuuhei ================================================================================ Kapitel 2: Bad Dreams And A Terrible Truth ------------------------------------------ Kapitel II Bad Dreams And A Terrible Truth „Oni-chan,“ Sanft lächelnd drehte sich Yuu zu seiner jüngeren Schwester um und fing sie auf, da sie ihm förmlich in die Arme sprang. „Hey, nicht so stürmisch,“ meinte er lächelnd. „sonst landen wir beide noch im Schnee.“ „oniiii-chaaaaaaaaan~“ rief die Kleine begeistert, als sie sich zusammen drehten. „Komm, gehen wir nach Hause, sonst erkältest du dich noch.“ sprach Yuu sanft. Er liebte seine Schwester über alles und das sah man auch. Seine Eltern waren nicht gerade vorbildlich: Beide waren Alkohol abhängig und gewalttätig. Yuu war der einzige, der sich um seine kleine Schwester kümmerte und sie liebevoll umsorgte. Nun ergriff er die Hand seiner Schwester und lief mit ihr über den Zebrastreifen, als er auf einmal Reifen quietschen und Schreie hörte. Mit schockgeweiteten Augen drehte er sich herum und blickte dem Sprinter direkt auf den Kühler. Dann ging alles ganz schnell. Seine schreiende Schwester, der unglaubliche Schmerz, noch mehr Reifenquietschen, aufgeregte Rufe von Passanten, die dem zugesehen hatten. Langsam aber sicher legte sich die wohltuende Finsternis über Yuu und der damals 15 jährige Junge verlor das Bewusstsein, vergaß alles um sich herum. Die Rufe, das Chaos, einfach alles wurde immer leiser, bis er nicht mehr den geringsten Laut hören konnte. Mit einem Mal war Yuu wach, schweißgebadet und hektisch atmend. Der junge Japaner saß aufrecht in einem großen, wirklich sehr großen, Himmelbett, doch durchfuhr ihn als Reaktion auf diese hektische Bewegung ein stechender Schmerz an seinem Hals, sodass er zusammenzuckte. Langsam hob der Junge seine Rechte und betastete vorsichtig die Stelle an seinem Hals, die schmerzte. Er spürte zwei Unregelmäßigkeiten, doch konnte er sich nichts darunter vorstellen, was das sein könnte. Doch nun, da der Schmerz abebbte sah er sich in dem Zimmer genauer um und rutschte vorsichtig zu der Bettkante und erhob sich. Wo war er? Was war geschehen? Mit klopfendem Herzen schlang Yuu seine Arme um den Körper, da er zu frösteln begann. Seine Jacke fehlte, wie er bemerkte und was wohl der Grund für das Frösteln war, da der junge Japaner sehr empfindlich auf Kälte reagierte, weswegen er auch im Winter nach einem überdachten, warmen Plätzchen suchte. Das Zimmer, in dem er aufgewacht war, war wirklich sehr groß, mit großen, zweiflügligen Fenstern, einer alten aber dennoch schönen Kommode und einem antiken Nachtisch neben dem Bett. Diesem gegenüber stand eine große Schrankwand, ebenfalls sehr alt und doch passte alles zusammen. Es war, als würde sich der Junge in einem Museum befinden, voller alter, schöner Möbel aus dem 18. Jahrhundert. Staunend drehte sich der Japaner einmal um die eigene Achse um auch wirklich alles zu erblicken, was es hier drinnen gab. Langsam aber sicher kamen auch die Erinnerungen wieder, an den vergangenen Abend. Da war doch dieser unheimliche Typ gewesen, erinnerte sich Yuu. Er war auf das Angebot eingegangen, bei dieser bedrohlich wirkenden Gestalt zu übernachten, doch nur warum? Niemals würde Yuu einfach so mit einem Fremden gehen und bei diesem schlafen. Er wusste, wie gefährlich so etwas werden konnte. Doch warum war er dem Mann dennoch gefolgt? Und wieso erinnerte er sich nicht an den Weg hierher? Oder wo er war? Er erinnerte sich nur daran, dass er eben diesem Angebot zugestimmt hatte und dann war da der Filmriss. Und ein Filmriss war niemals gut. Der Junge erschauderte, als er daran dachte, was alles hätte passieren können – oder vielleicht sogar geschehen war. Yuu entschied sich dafür, dieses Haus so schnell wie möglich zu verlassen, weswegen er sich in dem Zimmer nach einer Tür umsah. Er fuhr zusammen, als er zu der Tür blickte und dort nun eine große, völlig in schwarz gehüllte Gestalt gegen die Wand gelehnt stand und ihn mit seinen beiden, fast schon silbern schimmernden Augen fixierte. Wie war der andere hier hereingekommen, ohne dass Yuu ihn bemerkt hatte? War er wirklcih so tief in Gedanken versunken gewesen? Seine Fantasie spinnte die verwegensten Theorien, Annahmen, wie der Dunkle den Raum betreten hatte, doch traute sich Yuu nicht, diese Gedanken und Theorien weiter zu ergründen, weswegen er es auf seine Verwirrtheit schob. Als sich der Junge etwas beruhigt hatte – was bedeutete dass er nicht befürchten müsse, sein Herz würde bei jedem Schlag zerspringen – sprudelten die Fragen nur so aus ihm heraus: „Wo bin ich hier? Wer sind Sie? Wie komm ich hierher? Wie kommen Sie hier herein? Wie heißen Sie überhaupt?“ Fast schon ängstlich blickte Yuu sein dunkles Gegenüber an. Der andere schwieg, schien die Ruhe selbst zu sein. Doch dann löste er sich von der Wand und ging auf den jungen Japaner zu, der im gleichen Maße zurückwich. Aus diesem Grund blieb der Fremde auch stehen. „Es zeugt nicht gerade von Höflichkeit, sein Gegenüber mit so vielen Fragen zu löchern.“ Sprach der Dunkle mit einer ruhigen, dennoch festen Stimme. „Aber du hast Recht, du musst verwirrt sein, du hast fast zwei Tage geschlafen.“ Zwei Tage? Yuu wurde etwas bleich. Wieso seit wann schlief er zwei Tage durch? Wieder wich der junge Japaner zwei Schritte zurück. „Zwei Tage?“ fragte er unsicher, bekam jedoch nur ein Nicken des Dunklen als Antwort. Okay, er war müde gewesen, sehr müde, aber das reichte doch niemals um zwei Tage durchzuschlafen! „Du bist hier bei mir, in meinem Anwesen. Vor zwei Tagen haben wir uns im Park getroffen. Du scheintest mir ziemlich verfroren und alleine. Aus diesem Grund bot ich dir an, mitzukommen, was du auch angenommen hast.“ Fuhr der Dunkle mit seinen Erklärungen fort. „Das ist absurd!“ rief Yuu, „Ich würde niemals einfach so einem Angebot zustimmen, nicht wenn ich die Person nicht kenne! Ich weiß nicht einmal Ihren Namen!“ Hatte ihm dieser Dunkle etwas verabreicht? Hatte er deswegen diese zwei Unregelmäßigkeiten an seinem Hals? Das Herz des Japaners begann schneller zu schlagen. Diese Situation war doch völlig absurd! Und so untypisch für ihn! „Du brauchst keine Angst haben,“ begann der Dunkle von Neuem. „Mein Name ist Seth. Ich habe dir übrigens nichts verabreicht, wenn du dich davor fürchtest.“ Seth? Dieser Name, er hallte seltsam in den Ohren des Jungen wieder. Ob es aus Angst war? Da war sich der Junge nicht so sicher, doch dieser Klang dieses einen Wortes, Es schien etwas in seinem tiefsten Innern zu bewegen, doch was, das wusste er nicht. Er vermochte das Gefühl noch nicht einmal richtig beschreiben. Aber in etwas stimmte sein rationaler Seelenteil mit dem emotionalen überein: Er wollte hier raus. Jetzt. Sofort. Dieser Drang, an dem Dunklen mit dem außegewöhnlichem Namen vorbeizurennen, die Flure entlang, durch das Tor in die Freiheit, er war fast übermächtig, sodass sich Yuu wirklich beherrschen musste, diesem Drang nicht nachzugeben. Der Junge versank wieder derart in Gedanken, dass er die Bewegung nur aus dem Augenwinkel wahrnahm und aus purem Reflex das Ding ergriff, das auf ihn zugeflogen kam: Seine Jacke. „Du scheinst zu frieren, komm mit, im Wohnzimmer kannst du dich am Feuer wärmen.“ sprach Seth und drehte sich herum. Er ging durch die Türe doch blieb er dann stehen und schien auf Yuu zu warten, der in seine Jacke schlüpfte und nur zögerlich dem Dunklen folgte. Yuu betrachtete den anderen ganz genau: Jede kleine Bewegung nahm er auf und schlich Seth fast schon verstohlen nach. Er war wirklich groß, sicher über 1,80. Der Körper ließ ihn zu dem Schluss kommen, dass Seth regelmäßig viel Sport treib, denn durch das schwarze Oberteil zeichneten sich deutlich die Muskeln ab, die dem Dunklen ein fast schon übermächtiges Aussehen verliehen. Und dennoch musste Yuu zugeben, dass er wirklich attraktiv war. Sicher arbeitete er als Model für eine große Agentur, was das große Anwesen erklären würde. Im Wohnzimmer angekommen setzte sich das Bild eines antiken, alten Anwesens fort. Der Boden des großen Zimmers – es war mindestens doppelt so groß wie das Schlafzimmer, in dem Yuu erwacht war – war mit einem wunderschönen Teppich ausgelegt, alte Möbel, ja sogar ein Grammophon stand in diesem Raum. Der große Kamin, in dem ein Feuer knisterte war natürlich nicht zu vergessen. An der Wand hingen wie in alten Schlösser Portraits, sogar zwei gekreuzte Degen über dem Kamin. Unsicher blickte sich Yuu um und bekam einen Platz nahe dem Feuer angeboten, was er sofort wahrnahm. Das Feuer war so herrlich warm, dachte sich der Japaner und schloss genießend die Augen. Auf einmal wurde der Raum in ein wahres Meer aus Tönen getränkt, sodass Yuu zusammenzuckte und aufschreckte. Doch er sah, wie Seth an dem Grammophon stand und die düsteren, bedrohlichen Töne aus dem großen Schalltrichter kamen und den Raum in ein noch dunklereres, gespenstisches Licht rückten. Die Atmosphäre war geprägt von den dunklen, angserfüllenden Tönen von ‚The Hall of the mountain king“ von Edward Grieg. Yuu wusste nicht, ob der Fremde dies mit Absicht tat, oder einfach nur diesem Stück lauschen wollte – letzteres bezweifelte er ziemlich stark, da er Seth nicht als jemand einschätzte, der gerne klassische Musik hörte. Doch durch diese nun bedrohliche Atmosphäre fiel dem Japaner auf, wie dunkel es hier überall war. An der Wand hingen zwar einige Leuchter, doch gaben diese nur ein gedämpftes Licht von sich. Nun wurde es Yuu doch ziemlich anders. Diese ganze Erscheinung, diese Töne, das Mobiliar mit den großen Bücherregalen voller alter, in Leder gebundene Bücher deren Titel Yuu nicht einmal kannte. Sein Herz begann wieder wie wild zu klopfen und er blickte zu seinem ‚Gastgeber‘, der diesen Blick erwiderte. „Möchtest du etwas zu essen oder trinken?“ fragte er den jungen, der kurz überlegte, dann jedoch nickte. So stand der Dunkle auf und verließ den Raum durch die Türe die der gegenüber lag, durch die Yuu und Seth diesen Raum betreten hatten. Der junge Japaner hatte nur auf diese Gelegenheit gewartet, denn nun sprang er förmlich auf, gehetzt von den Tönen aus dem Grammophon, die diese zusätzlich etwas verzerrten und die bedrückende Stimmung dadurch noch etwas ankurbelte. Er rannte auf gut Glück in eine Richtung, in der er die rettende Türe in die Freiheit hoffte und ließ sich von den dunklen Accessoires nicht weiter beängstigen, er rannte einfach nur um diesem Spukhaus zu entkommen. Und er hatte Glück: Instinktiv hatte er die richtige Richtung gewählt und stürzte nun in die Freiheit. Kurz sah er sich um, rannte die Auffahrt entlang zu dem großen Gittertor, den ihn nur noch von der völligen Freiheit trennte. Er hoffte, betete und flehte innerlich, dass das Tor offen war und nicht verschlossen. Denn die Mauer, die das Anwesen umgab war sicher zwei Meter hoch und dort würde der Junge niemals emporklettern können. So rüttelte er nun panisch an dem Tor, das sich auch öffnen ließ und schlüpfte hindurch, schloss das Tor und blickte zurück zu dem Haus. Sein Blut gefror schier, als er die Dunkle Gestalt an der Haustüre erblickte. Er spürte förmlich, wie ihn Seth ansah. Und dieser Blick machte Yuu Angst, panische Angst. Erneut fuhr er herum und rannte los, als würde er befürchten, dass ihm der Dunkle folgen würde. Seth hatte gespürt, wie Yuu fliehen wollte, so war er ihm bis an die Türe gefolgt, gegen deren Rahmen er sich nun lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte. Er maß den Jungen mit einem langen, stechenden Blick, woraufhin der Kleine seine Beine in die Hand nahm und rannte. Er musste ihm nicht folgen, er hatte ihn förmlich gebranntmarkt. Langsam führte Seth Zeige- und Mittelfinger an seine Lippen. Das Blut des Jungen war wirklich gut gewesen – und er war so leicht zu erschrecken. Ein dunkles, düsteres Lächeln zierte das Gesicht des großen dunkelgekleideten Mannes, bevor er sich umdrehte und sein Anwesen betrat, die Türe sich mit einem quietschen hinter ihm schloss. Yuu rannte die Straße entlang, doch war er nicht in Tokio, sondern auf einer Art Berg, Tokio zu seinen Füßen. Nein, er musste hier weg. Wer weiß, ob Seth nicht wirklich hinter ihm her würde? Hier oben konnte ihm niemand helfen. Aus diesem Grund nahm Yuu auch die Beine in die Hand und stolperte den Berg mehr hinunter, als dass er rannte und hielt erst inne, als er den Wald erreicht hatte, der ihn nun von der Hauptstraße und Tokio trennte. Kurz gab er seinem Körper eine verschnaufpause, schließlich war er nicht sehr sportlich. Er nahm Drogen, die seinen Körper auszeehrten, noch dazu war er untergewichtig. Yuu war ziemlich erstaunt darüber, dass er es ohne Pause bis hierher geschafft hatte, doch wahrscheinlich hatte die Angst ihr übriges getan und ihm die nötige Kraft verliehen. Noch einmal schaute er sich um um sich zu vergewissern, dass ihm niemand folgte, bevor er den Wald betrat, der durch das erlebte noch bedrohlicher aussah, als sonst. Noch dazu begann es zu regnen und von der Ferne, besser gesagt aus der Richtung, aus der er kam hörte er das dunkle Grollen eines herannahenden Gewitters. Verdammt, dachte sich der Junge. Damit hatte wohl seine Glückssträhne ein Ende. Er rannte los, in den Wald, doch das Gewitter war schneller, es begann heftigst zu regnen, Blitze zuckten über den nachtschwarzen Himmel und das Grollen des Donners war das beängstigendste, was der Junge im Moment erlebte. Völlig durchnässt suchte er unterschlupf in einer Höhle, die er jedoch nicht zur Gänze betrat, sondern nur soweit, dass er nicht wieder nass wurde. Bei jedem Donner, bei jedem Blitz fuhr er zusammen, bildete sich dunkle Gestalten ein, die auf ihn zu kamen, nach ihm griffen. Yuu zitterte wie Espenlaub. Das hier war schlimmer als jeder Horrortrip von Drogen. Er saß hier, mitten im Wald, über ihm tobte das Gewitter, das ihn nur bei einem Blitz weiter als 50 meter sehen ließ, dazu hallten die verzerrten Töne von ‚The hall of the mountain king‘ in seinen Ohren wieder. Der junge Japaner hatte mehr als nur Angst, sein Innerstes war auf’s tiefste erschüttert, sodass dem jungen Tränen über die Wangen liefen und er sich zusammenkauerte, bei jedem Geräusch, Blitz auf’s äußerste zusammenzuckte. Doch das schlimmste waren die Geräusche, die aus der Höhle zu kommen schienen. Ein Heulen, Schreien von Menschen, das alles ließen Yuu fast den Verstand verlieren. Als er nun auch noch bei einem nächsten Blitz, dem sofortigen darauffolgenden Donner auch noch ein Aufleuchten zweier Augenpaare in der Tiefe der Höhle erblickte, fasste der Junge allen Mut, den er noch aufbringen konnte und rannte aus der Höhle, wieder in den Regen. Die Orientierung hatte er schon lange verloren, so bemerkte er auch nicht, wie er immer tiefer in den Wald lief, bis er in der verschlingenden Dunkelheit des Waldes verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)