fear von Oceanwhirl (past - present - and no future to be seen) ================================================================================ Kapitel 12: running away from you --------------------------------- Yuuki strich Jun ein paar dunkle Ponysträhnen aus dem schweißnassen Gesicht, lächelte voll Mitleid. „Bist du wach?“ Der Bassist nickte, keuchte noch immer heftig, aber immerhin hatte er jetzt, wo er nicht mehr träumte, aufgehört zu schreien. Sein Blick war erschrocken und er zitterte stark, aber alles war besser, als wenn er schlecht träumte. „Es tut mir Leid, dass ich dich angeschrieen hab“, murmelte er und streichelte Juns Hinterkopf sanft. „Ich bin nur sauer gewesen...“ Jun erwiderte seinen Blick schweigend und sein Atem fühlte sich heiß auf Yuukis Haut an. „Jun? Du bist doch wach, oder?“ „Ja...“, hauchte der Bassist, schloss die Augen und legte die Stirn an Yuukis Brust, während seine Hände, die in den Plüschhasen in seinen Armen verkrallt gewesen waren, wieder locker ließen. „Mir tut es Leid, ich hätte nicht so unprofessionell sein dürfen...“, fügte er dann hinzu und verkrampfte sich wieder ein bisschen. Yuuki betrachtete den Haaransatz des Kleineren und streichelte dann noch einmal darüber. „Kannst du wieder einschlafen? Wenn ich da bleibe?“, erkundigte sich der Blonde dann und wieder nickte Jun. Er war schon fast am Einschlafen, das verriet seine undeutliche Aussprache, als er noch einmal sagte: „Es tut mir Leid, Yuuki...“ Der Angesprochene legte die Arme fest um Jun, zog ihn ein wenig näher an sich und seufzte leise, bevor er ebenfalls die Augen schloss, von Juns leichten, ruhigen Atemzügen und dem Duft, der den Bassisten umgab, eingelullt ebenfalls schnell einschlief. *** Yuuki klatschte laut in die Hände, Shous irritierten Blick bemerkte er erst, als der Drummer ihn ansprach: „Was ist denn jetzt los?“ „Heut Abend wird The Code of Vulgar[ism] ausgestrahlt“, erklärte Yuuki und ließ die Fernsehzeitung auf den Glastisch im Wohnzimmer fallen. „Das heißt dann wohl ‚Bitte nicht stören’?“, meinte Rai mit einem schiefen Grinsen, er kannte das Prozedere, das Yuuki abzog, wenn dir en grey im Fernsehen lief, mittlerweile mehr als gut. Einmal hatte er Yuuki angesprochen, als ein Interview gelaufen war und das hatte dem Blonden gar nicht gefallen... „Genau!“, antwortete der vocal und reckte Rai den ausgestreckten Daumen entgegen. „Wer geht heute Abend mit ins Starbucks?“, fragte der Rythmusgitarrist ein bisschen gequält und hatte gleich Tetsu und Shou auf seiner Seite, während Jun mit den Schultern zuckte. „Ich üb noch ein bisschen auf dem Bass“, rechtfertigte er sich und Shou klopfte ihm auf die Schulter. „Hoffentlich regnet es nicht“, überlegte Tetsu mit einem Blick nach draußen, wo es schon einigermaßen bewölkt aussah. „Dann nehmen wir nen Schirm mit“, antwortete Shou praktisch wie immer, aber Rai schien von dem Gedanken nicht sehr begeistert. „Wir sollen alle unter einen Schirm? Aber meine Frisur...“ „Wen willst du eigentlich schon wieder aufreißen?“, fragte Tetsu, der aus der Erwähnung der Frisur schloss, dass Rai sich hübsch machen wollte. Sofort schlich ein verschmitztes Lächeln auf die Lippen des Gitarristen, das einen extremen Kontrast zu Tetsus zusammen gezogenen Brauen bildete. „Du kennst doch diese eine blonde Kellnerin...“, begann Rai und Shou begann zu kichern, hielt sich die Fingerspitzen vor die Zähne. „Das dachte ich mir, dass die dein Typ ist“, meinte er und Rai errötete ein wenig, was mittlerweile nicht mehr oft geschah. Tetsu nickte beschwichtigend. „Die ist tatsächlich nicht übel...“ „Bringt mir jemand nen Caramell-Frappuccino mit?“, wechselte Yuuki das Thema und der Drummer bewies wieder einmal, dass er zu recht Yuukis bester Freund war. „Aber trotzdem...“, kam Tetsu wieder zum Thema zurück. „Wenns regnet, fahren wir dann mit dem Auto oder nehmen wir einen Schirm?“ *** Sie hatten einen Schirm genommen, aber Yuuki hatte keine Zeit, sich um den Regen zu scheren. Eine Gänsehaut überlief seine Arme. Sein Blick war wie auf den Fernseher gebannt und allmählich blendete er alles aus, was um ihn herum geschah. Das Intro lief und es konnte sich nur noch um Sekunden handeln, bis die Musiker auf die Bühne kamen. Als es endlich so weit war, griff der Blonde blind nach den Zigaretten, konnte sich aber erst entspannt zurücklehnen und einen Glimmstängel entzünden, als er den ersten Takt von Child Prey erkannte. Okay, das war eine mehr als gelungene Eröffnung. Aber was hatte er von den fünf erwartet? Nichts geringeres. DIE hatte gerade am Ende von Red...[em] seine ESP weggeschmissen, als Jun langsam von hinten an Yuuki herantrat. "Darf ich mich zu dir setzen?" Ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden, klopfte der vocal mit der flachen Hand neben sich auf das Polster. Offensichtlich zögerlich ließ sich Jun neben ihm auf das Sofa fallen, doch dem vocal fiel weder auf, dass Jun versuchte, sich möglichst wenig zu bewegen, noch, dass er seinen Atem ruhig hielt und nichts mehr sagte. Und erst recht nicht, dass der Blick des Bassisten die ganze Zeit über nicht etwa auf die Mattscheibe gerichtet war, sondern auf das blonde Haar, das Yuuki ins Gesicht fiel. "Oh mein Gott", wisperte Yuuki. Es war das Ende von shokubeni. Kyos a capella-Part und er ließ eine Gänsehaut auf Yuukis Arme entstehen. Es war göttlich. "Sieh dir das an, Jun", hauchte er ehrfürchtig und Jun blickte zum Fernseher. Aber alles, was er sah, war ein kleiner Typ, der eine ziemliche Show abzog, gut, aber gewohnt. Er schwieg und senkte den Blick. Yuuki hingegen war völlig fasziniert. Nicht nur von Kyos Stimme, sondern auch von dem Gefühl, das darin lag. Einen ganz kurzen Moment fühlte Yuuki sich in der Lage, einen Blick auf die Seele des kleinen Sängers zu erhaschen. Seine Zunge schlüpfte zwischen seinen Lippen hindurch, befeuchteten sie, bevor er zitternd ausatmete. Er hatte noch nie etwas so Eindrucksvolles gesehen. "Ich liebe diesen Kerl", murmelte Yuuki und reagierte erst gar nicht, als Jun aufstand. Erst, als der Bassist aus dem Zimmer rannte, bemerkte Yuuki, dass etwas nicht stimmte und er wurde bestätigt, als er nur Sekunden später die Tür ins Schloss fallen hörte. War Jun weg? Warum? Und wie hatte er so schnell die Schuhe anbekommen? "Jun?", rief Yuuki, doch als keine Antwort kam, begann er, die ganze Sache komisch zu finden. Er stand zögerlich auf, ging zur Türschwelle und spähte in den Flur. Wenn Jun da war, was er hoffte, konnte er schnell zurück zum Fernseher, ohne zu viel zu verpassen. Aber Jun reagierte nicht, auch nicht, als Yuuki noch einmal nach ihm rief und noch ein drittes Mal. Mit zusammengezogenen Augenbrauen ging Yuuki zur Tür. Juns Schuhe waren noch da, seine Jacke ebenfalls und der zweite schwarze Schirm, den die anderen da gelassen hatten. Juns Haustürschlüssel dagegen fehlte. Und das ließ Yuuki leichte Panik überkommen. Wo war Jun hin, ohne Schuhe, ohne Jacke und Schirm bei diesem Regen? "Scheiße", zischte er, schnappte sich seinen Schlüssel und seine Jacke und verließ die Wohnung, um den Bassisten suchen zu gehen. Der Regen hatte seine Kleidung innerhalb von Minuten durchnässt und Yuuki hielt es im Nachhinein für eine bescheuerte Idee, Jun auf eigene Faust zu suchen, immerhin waren sie hier in Tokyo. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass er Jun finden würde? Richtig, verschwindend gering. Lächerlich. Yuuki fand zweieinhalb Stunden keine Zeit, auch nur an eine Zigarette zu denken. Die Verzweiflung, die am Anfang noch lau zu spüren gewesen war, war mittlerweile überwältigend. Er hatte Angst. Was, wenn Jun etwas passiert war? Was, wenn er sich, warum auch immer, etwas angetan hatte? Was, wenn er ihn nicht fand? Wie sollte er den anderen erklären, dass Jun weg war, allein Gott wusste, wohin? Oder den Grund… "Scheiße", murmelte Yuuki zum tausendsten Mal und blickte in den Himmel, der sich auch zu dieser Stunde in Tokyo nicht verdunkelte. Die Leuchtreklamen der Großstadt überstrahlten die Sterne, aber Yuuki mochte das. Er liebte es, hier zu leben. Seufzend überquerte er die Straße. Er war vermutlich der einzige Depp in der ganzen Stadt, der keinen Schirm dabei hatte… Er überlegte schon, zurück zu gehen, immerhin konnte Jun längst wieder zu Hause sein, als er ihn entdeckte. Er saß auf einer Mauer und heulte. Yuuki erkannte das an seiner Körperhaltung und dem Zittern, das den schmalen Leib erschütterte. Und dennoch empfand Yuuki kein Mitleid, sondern ein plötzliches, überwältigendes Gefühl von loderndem Zorn. Was dachte sich der kleine Pisser, einfach so abzuhauen?! Es dauerte wenige Sekunden, bis er bei Jun war und der Kleinere hatte ihn vermutlich noch gar nicht erkannt mit den heftig tränenden Augen, da hatte er schon Yuukis flache Hand im Gesicht. "Du Arschloch!", schrie er, zog die Hand zurück und hätte am liebsten nochmals zugeschlagen. Juns Wimmern hielt ihn aber zurück und sein Blick wurde sanfter, seine Stimme besorgt. "Was hast du, Jun?" Der Blonde musste sich anstrengen, um zu verstehen, was der Kleinere sagte, mit gesenktem Kopf und den Fingerspitzen über die Stelle tastend die Yuuki getroffen hatte: "Es tut mir Leid." Seufzend sank Yuuki vor ihm in die Hocke, ergriff zuerst Juns Hand, drehte dann den Kopf des Bassisten zu sich. "Lass uns nach Hause gehen, du erkältest dich noch." Jun zitterte heftig, ob es nun vom Weinen oder der Kälte kam, und Yuuki zog kurz entschlossen seine Jacke aus und steckte Jun hinein. "Nein", wehrte sich der Kleinere und wollte sich wehren, aber Yuuki ließ keinen Widerstand zu. Sie schwiegen auf dem Nachhauseweg. Erst als sie vor der Haustür standen, drehte sich Yuuki zu Jun um, musterte ihn mit festem Blick. "Es tut mir Leid, okay? Ich meine, dass ich dich geschlagen habe. Aber ich hab mir Sorgen gemacht." Jun nickte mit gesenktem Blick. Sie beide hinterließen Pfützen auf dem Boden, als sie die Wohnung betraten, doch Yuuki verschwendete nicht einen Gedanken daran, dass Shou sich nicht besonders darüber freuen würde; Jun zitterte erbärmlich, noch schlimmer als er selbst. "Komm mit, du legst dich jetzt ins Bett und ich koch dir nen Tee", erklärte Yuuki mit gesenkter Stimme und der Bassist nickte stumm und ließ sich von Yuuki in sein Zimmer dirigieren. Er nickte ebenfalls stumm zum Befehl des Blonden, sich die nassen Klamotten auszuziehen, während dieser im Badezimmer zwei Handtücher holte, eines davon, um Juns vor Regen tropfende Dreads zu trocknen, das andere für sich selbst. "Hier", sagte Yuuki und hängte das Tuch über den Kopf des Kleineren, ging dann in die Küche, um Tee zu kochen. Während das Wasser zu kochen begann, ging er in sein eigenes Zimmer, zog sich trockene Klamotten an, nur Unterwäsche und eine schwarze Jeans, die auf dem Boden herumlag, bevor er wieder in die Küche ging, den Tee aufbrühte und dann zu Juns Zimmer ging. Er blieb einen Moment an der Tür stehen, betrachtete Jun, der noch immer in nassen Kleidern auf dem Bett saß und stumm weinte, dabei halbherzig seine Haare trocken rubbelte. "Jun...", murmelte Yuuki, ging auf den Bassisten zu, der zusammengezuckt war, als er die Stimme des Sängers gehört hatte. Er sah auf und Yuuki durchzuckte ein Gefühl des Mitleids, das so abartig heftig war, dass es ihm einen Moment den Atem verschlug. Und als Jun dann auch noch ganz leise, mit gebrochener Stimme "Es tut mir Leid" wisperte, konnte er nicht anders, als den Tee bei Seite zu stellen und den bebenden Körper des Bassisten einfach in seine Arme zu ziehen. Der Regen von seiner nassen Jacke fühlte sich ekelhaft kalt auf seiner bloßen Haut an, aber Juns leises Schluchzen ließ ihn nicht weiter darauf achten. Es war allerdings seltsam, dass Jun sich nicht an ihn klammerte, so wie er es tat, wenn er Albträume hatte, sondern ganz in sich zusammengesunken weinte, wie als ob er allein wäre. Vorsichtig drückte Yuuki den Kleineren von sich weg, strich ihm ein paar Ponysträhnen aus dem Gesicht. "Du ziehst dich jetzt um und dann legst du dich hin, Jun, es wäre schlecht, wenn du krank würdest..." Mit einem leisen Aufschluchzen nickte der Bassist und schälte sich aus der Jacke. Yuuki beobachtete ihn, nahm dann seine Jacke an sich. "Ich bring die nach draußen, wenn ich zurück komme, liegst du mit trockenen Klamotten im Bett, klar?" Es folgte ein weiteres wortloses Nicken und Yuuki verließ das Zimmer. Er hängte seine Jacke an die Garderobe, aber statt zurückzugehen, blieb er noch einen Moment unschlüssig im Flur stehen. Er konnte Juns Hände förmlich vor sich sehen, wie sie gezittert hatten und die zerbissenen Nägel mit Blut verkrustet waren. Warum machte Jun das? Das musste beim Bass spielen doch weh tun... Die Tür flog auf und Rai kam herein gehastet. "Da hast du deinen Frappuccino", fiepte er, drückte Yuuki den Becher in die Hand und schüttelte sich die feuchten Haare aus. "Ich hasse dieses beschissene Mistwetter, es ist April, so langsam sollte es Sommer werden." "Das wird kein schönes Hanami", seufzte Shou, der dem Rythmusgitarristen folgte, dahinter kam ein erstaunlich gut gelaunter Tetsu, der einen Lemonmuffin vor sich her trug wie eine wertvolle Opfergabe. "Sind dir en grey schon fertig?", erkundigte er sich und Yuuki zuckte mit den Schultern. "Ich bin drüben bei Jun, denkt an die Probe morgen", meinte Yuuki und nahm seinen Eiskaffee mit zu Jun, der wie befohlen unter der Decke lag. Ein kleines Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er den Hasen in den Armen des Bassisten entdeckte und er schloss die Tür hinter sich. Dann trat er zu Juns Bett. Die Matratze quietschte kaum hörbar, als er sich darauf niederließ, seinen Frappuccino abstellte und Jun dann seinen Tee reichte. "Danke", murmelte der, sichtlich um Fassung bemüht, und verbrannte sich prompt die Lippen. Yuuki kicherte ein wenig ob der kindlich scheinenden Tollpatschigkeit des Bassisten, doch der reagierte gar nicht, sondern nippte so lange an dem Tee, bis er ihn ohne bleibende Schäden zur Hälfte leeren konnte. "Ist dir schon wärmer?" Jun nickte, aber an seinem Zittern war zu sehen, dass er log. "Dann leg dich hin und ruh dich aus", meinte Yuuki einigermaßen resignierend und schaltete das Licht aus, blieb aber am Bett sitzen. Es dauerte nur Minuten, bis Jun leise zu weinen begann, und Yuuki hörte es schweigend mit an. Es war ein ekelerregendes Gefühl, dass Jun es zu unterdrücken versuchte, dass er ums Verrecken nicht sagen wollte, was mit ihm los war. Yuuki fühlte sich schlecht deshalb. Und er machte sich Sorgen, große Sorgen. Er betrachtete die Silhouette des Kleineren durch das Halbdunkel und nach einer schieren Ewigkeit war Jun doch eingeschlafen, hielt dabei den schwarzen Plüschhasen fest umklammert. "Süß", murmelte Yuuki zu sich selbst und strich einmal über Juns Oberarm. Er erschrak, wie kühl die Haut des Dunkelhaarigen noch war. Mit einem Seufzen schlug er die Decke zurück und legte sich zu Jun, schlang die Arme um ihn, um ihn zu wärmen. Wenn Konzerte anstanden, war ein kranker Bassist das Letzte, was er brauchte. Sein Frappuccino stand unbeachtet auf Juns Nachttisch zwischen Star Ocean und Monster Hunter und einem übervollen Aschenbecher und das Kondenswasser perlte auf die Tischplatte. Er war völlig geschmolzen und die Sahne nur noch eine cremige, halb flüssige Masse, als Yuuki aufwachte. Er wollte sich nach Jun umdrehen, wurde aber von einem kratzigen Husten davon unterbrochen. Erst jetzt bemerkte er, dass sein Kopf wahnsinnig weh tat und noch mehr, als das Husten einfach nicht mehr aufhören wollte. "Yuuki?", hauchte der Bassist leise und der Angesprochene wedelte kurz mit der Hand, bis das Kratzen in seinem Hals aufhörte und er wieder zu Atem kam. "Yuuki, bist du okay?" Jun Stimme klang noch unsicherer als beim ersten Mal und er setzte sich auf, schaltete das Licht an und legte eine Hand auf die Schulter des Blonden. "Ja, geht schon", erwiderte der Sänger, aber sein Krächzen strafte seine Worte Lüge. Er schloss irgendwie erschöpft die Augen, als Jun die Hand auf seine Stirn legte. "Du... ich glaub, du hast Fieber", murmelte Jun und selbst im Halbdunkel konnte Yuuki erkennen, wie der Kleinere sich nervös die Lippen befeuchtete. "Ach, das ist halb so wild", meinte Yuuki und hustete leicht. "Ich geh dir was holen", murmelte Jun hastig und kletterte über Yuuki, nachdem er ihm den schwarzen Plüschhasen in die Hand gedrückt hatte, verschwand dann in Richtung Bad. Der vocal hob das Stofftier hoch und blickte ihm in die hellblauen Augen. "Du guckst wie ich", nuschelte er dem Hasen entgegen und legte ihn sich dann auf den Kopf. "Und riechen tust du wie Jun..." Yuuki atmete tief ein. Ja, das war ganz unverkennbar Juns Geruch mit einem Hauch Pianissimo. Er mochte diesen Geruch. "Ich hab was gegen Fieber und-" Der Bassist verstummte. "Was machst du mit Isamu-chan?" "Isamu-chan?" Yuuki zog den Hasen am Bein von seinem Gesicht und blickte irritiert zur Tür, in der Jun mit einem Stapel Tablettenpackungen stand. Der Bassist starrte ihn einen Moment wortlos an, bevor er mit offensichtlichem Unwohlsein den Blick auf die Schachteln in deinen Händen senkte. "Ich hab was gegen Fieber und was für den Hals, ich weiß nicht, ob das auch gegen Husten hilft..." Er kam etwas unsicher zum Bett, blieb davor stehen und blickte Yuuki untypisch schüchtern an. "Danke, Jun, das ist lieb von dir", murmelte Yuuki mit kratziger Stimme und setzte sich auf, um nach dem stehen gelassenen Tee des Bassisten zu greifen und ein paar Tabletten zu schlucken. Dann ließ er sich ächzend zurück in die Kissen fallen. Er schloss einen Moment die Augen, öffnete sie aber wieder, als nach einem Augenblick nichts geschah. "Willst du dich nicht auch wieder hinlegen?", erkundigte er sich und Jun nickte nach einem Moment. "J-ja, ich denke schon, es ist ja erst... kurz nach sieben." Er legte die Tablettenschachteln auf den Nachttisch und kaute kurz auf seiner Unterlippe herum, bis Yuuki seufzend die Decke anhob und den Kleineren so animierte, ins Bett zu klettern. Dessen Blick war schockiert, als Yuuki, kaum dass er lag, trocken hustete und der Sänger hielt unmerklich inne, als er Juns zitternde Finger auf seiner Brust spürte. Als er den Kopf drehte, legte der Schwarzhaarige seine Stirn an Yuukis Schulter und es dauerte nur Sekunden, bis Yuuki die Tränen auf der Haut spürte. "Das ist meine Schuld, oder?", flüsterte er und sein ganzer Körper zitterte. "Es ist alles meine Schuld..." Es war grauenvoll, dass Jun hier neben ihm lag, sich weinend an ihn klammerte und sich die Schuld gab. Er verkniff sich eine tadelnde Bemerkung, sondern unterdrückte den Hustenreiz und zog Jun in eine tröstende Umarmung. Der Bassist rollte sich zusammen und weinte heftig und Yuuki hielt ihn einfach nur ganz fest an sich gedrückt. "Es tut mir Leid, Yuuki", schluchzte Jun, ohne dass seine Tränen versiegten. "Ich war ein Idiot, ich bin Schuld, dass du jetzt krank bist..." "So ein Unsinn, Jun, das ist, weil ich keinen Pulli anhatte", versuchte der Blonde zu widerlegen, doch der Bassist kümmerte sich nicht darum. "Es tut mir so Leid, Yuuki, ich wollte das nicht, ich konnte nur nicht-" Er brach ab, schüttelte den Kopf. "Es ist okay, Jun, wirklich, du musst dir nicht die Schuld geben", murmelte der Blonde und streichelte über die langen schwarzen Dreads und tatsächlich war außer einem Schluchzen nichts mehr zu hören von dem kleineren Bassisten und gegen seinen Willen schlief Yuuki nach ein paar Minuten ein. Es war draußen schon hell, als er wieder erwachte und als er sich zu Jun, der noch immer fest in seinen Armen lag, wandte, blickte er in die hellbraunen Augen des Bassisten, der plötzlich sehr rot wurde. "Guten Morgen, Jun", murmelte Yuuki und lächelte und das "Guten Morgen", das ihm erwidert wurde, war leise und klang sehr schüchtern, was Yuuki zum einen verwunderte, was er aber irgendwie niedlich fand. "Wie spät ist es?", erkundigte sich der Blonde und Jun zog den Kopf ein. "Kurz vor neun." "Dann können wir ja noch kurz liegen bleiben", murmelte Yuuki und drehte sich zu Jun, zog ihn fest an sich und vergrub die Nase im schwarzen Haar des Bassisten. Seine Stimme klang ein wenig rau, als er sagte: "Du riechst gut..." Jun gab ein seltsames Geräusch von sich, das wie ein Seufzen klang. Sie lagen einen Moment stumm da, in dem Yuuki ein wenig dahin döste, bis Jun wieder die Stimme erhob. "Ich will nicht, dass du krank wirst", wisperte er und Yuuki lächelte sanft. "Ich werd auch wieder gesund, mach dir keinen Kopf, das war sowieso längst überfällig." Er strich über Juns Haar und schloss die Augen. "Ich war schon so lange nicht mehr krank." "Aber trotzdem, das hätte doch nicht sein müssen", begann Jun und fing an leise zu weinen. "Wenn du mir nicht nachgegangen wärst-" "Jun, wirklich", unterbrach Yuuki ihn und streichelte über den Hinterkopf des Kleineren, "ich hab mir Sorgen gemacht, du bist weggelaufen und ich wusste nicht, was los war." Sein Kopf begann weh zu tun oder vielleicht tat er auch schon die ganze Zeit weh und er hatte es nur nicht bemerkt. "Um ehrlich zu sein, weiß ich immer noch nicht, was los ist..." Er seufzte und kuschelte sein Gesicht in Juns Haar. "Du hättest weiß Gott was anstellen können!" "Es tut mir Leid!", gab Jun aufschluchzend zurück und rollte sich ein wenig mehr zusammen, schlug die Hände vors Gesicht, damit Yuuki seine Tränen nicht sehen konnte. "Ist okay", murmelte Yuuki und schloss die Augen. Ihm war schwindelig. Und warm. Eigentlich war ihm sogar heiß. Ächzend zog er den Arm unter der Decke hervor, legte ihn um Juns knochige Schultern. Der Kleine hatte ganz schön abgenommen, aber Yuuki wusste nicht, ob er das gut finden sollte. Der schnell betrunkene, ein wenig pummelige Otaku, als den er Jun kennen gelernt hatte, hatte ihm irgendwie mehr zugesagt. Nicht, dass er Jun unattraktiv fand oder so, eigentlich war er sogar der Hübscheste von ihnen allen, aber seine Entwicklung machte dem Blonden irgendwie Sorgen. Er legte die Stirn in Falten, ließ es aber gleich wieder bleiben, als er bemerkte, dass seine Kopfschmerzen dadurch schlimmer wurden. Jun schien sich zu entspannen, schmiegte sich kaum merklich an ihn und Yuuki festigte die Umarmung, in der der Bassist lag, etwas. "Du riechst gut", nuschelte er in das dunkle Haar des Kleineren, der seine Stirn an Yuukis Hals legte und ein zurückhaltendes "Danke" erwiderte. "Du sammelst Parfum, oder?", erkundigte sich der Blonde und Jun nickte. "Ja, aber nicht sehr intensiv." Juns Stimme klang zittrig. "Das macht nichts", meinte Yuuki und lächelte. "Du riechst sehr gut." "Das hast du jetzt schon dreimal gesagt, Yuuki…", bemerkte der Bassist und Yuuki lachte leise, wurde aber von einem Husten unterbrochen und drehte sich von Jun weg, um ihn nicht anzustecken. Die Umarmung war gelöst, aber irgendwann stellte Yuuki mit kratzendem Hals fest, dass Jun seine Hände hielt, ganz locker und sanft. Er wartete, bis der Hustenreiz aufhörte, und blickte Jun dann an. Der Bassist hatte die Augen geschlossen und sah aus, als würde er schlafen. Die Lider waren etwas gerötet, aber das sah irgendwie schön aus. Früher hatte Jun öfter rotes Make-Up getragen, passend zu seinen ganzen Otaku-Killerspiel-T-Shirts. Und er hatte eine sehr hübsche gerade Nase. Und sein Haar sah so leicht und fedrig aus. Er betrachtete Juns friedliches Gesicht einen Moment oder zwei und kuschelte sich dann an den kleinen Bassisten. Der schlug die Augen auf, die einen hübschen honigfarbenen Schimmer hatten und hob dann die Hand, legte sie auf Yuukis Wange. "Du hast Fieber." Yuuki schluckte. Ihm war warm und Juns Hand lag auf seiner Wange und der Blick des Dunkelhaarigen war so intensiv… Er hätte ihm alles sagen können, Yuuki nahm es nur durch eine Menge Weichzeichner wahr. Wie in diesen blöden Shoujo-Anime, die Rai sich früher manchmal angeguckt hatte. Alles war rosa und warm und verschwommen, und es bereitete Yuuki ein sehr seltsames Gefühl in der Magengegend. "Soll ich dir einen Tee kochen oder Wadenwickel machen oder so?", fuhr der Bassist fort und legte die Hand auch an Yuukis Stirn, nur, um sicherzugehen. "Tee ja, Wadenwickel nein", erwiderte der Größere und Jun lächelte etwas verpeilt. "Gut", murmelte er, als er sich aufsetzte, "Ich weiß eh nicht, wie man Wadenwickel macht…" Er stand auf und Yuuki bemerkte erst im zweiten Moment, dass er dem Kleinen auf den Hintern glotzte, zog sich dann die Decke bis zur Nase. Ihn würde heute nichts und niemand mehr aus dem Bett kriegen und wenn Kyo persönlich zum Tee trinken kam… Was roch Juns Bett auch so gut….? Teh Luv! Es hat gedauert, wie immer, aber dafür hab ich grad voll den Hype… Jun + Yuuki = true Love foräwwa!!! *fiep* Die letzte Szene hab ich schon ewig im Kopf, eine, die im nächsten Kapitel kommt, sogar noch länger… ^^ Ich geb mir Mühe, euch nicht zu lange auf die Folter zu spannen! Überbrückt die Zeit mit meinen lustig-dramatisch-schlüpfrigen Oneshots. Vielleicht kommt auch bald schon eine meiner Unsraw-Gazette-Crossovers oder ich schreib eine meiner anderen Kurzgeschichten mit Unsraw-Beteiligung fertig. Ich bin eindeutig zu kreativ für meine Schreibkapazitäten… *lol* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)