fear von Oceanwhirl (past - present - and no future to be seen) ================================================================================ Kapitel 9: the shadow of great events ------------------------------------- Tetsu und Rai standen Spalier, als Yuuki die Wohnungstür öffnete. Da merkte man es wieder, dass Gegensätze sich anzogen: Ganz gleich, wie unterschiedlich die Charaktere der beiden auch sein mochten, sie waren sich doch verdammt ähnlich. Yuuki seufzte resignierend und machte sich schon auf das Verhör bezüglich seines Dates gefasst, als plötzlich sein Handy klingelte. Etwas irritiert ging er ran, die Nummer kannte er nicht. Einen Augenblick blieb er stehen und die beiden Gitarristen blickten ihn fragend an, bevor die Miene des vocal plötzlich nervös wirkte und er hektisch abwinkend ins Wohnzimmer lief. Rai und Tetsu blickten ihm verwundert hinterher, folgten ihm dann, um vielleicht etwas aus dem Gespräch herauszuhören. „Das wären dann insgesamt acht?", meinte der Schwarzblonde gerade verblüfft und starrte auf den Wohnzimmertisch, wo Rais Zigaretten lagen. Dieser wollte sich erbost auf den Sänger stürzen, als der sich bediente und die Zigarette zwischen die Lippen klemmte, doch Tetsu hielt ihn mit einem Kopfschütteln zurück. „Fünf sind schon mehr als ich erwartet hätte.", antwortete Yuuki gerade nervös auflachend und zündete die Zigarette an. Er lauschte in den Hörer und begann dann wieder. „Ich muss mit den anderen erst absprechen, ob die Termine okay sind, aber ich denke, das sollte kein Problem sein." Wieder verging ein Moment in dem der Sänger an der Zigarette zog. „Okay, ich freu mich auf den Anruf. Vielen, vielen Dank!" Er legte auf und lächelte versonnen. Jeder der beiden anderen war gespannt, worum es bei dem Gespräch gegangen war, sie waren schließlich erwähnt worden und Yuuki hatte sich so höflich bedankt... Und dann dieses Lächeln... „War das deine Freundin?", wollte Rai schließlich wissen und blickte den Sänger erwartungsvoll an. Der drehte sich lächelnd zu ihnen um. „Besser!" Jetzt wurde selbst Tetsu ungeduldig. "Sag schon.", murrte er und Yuukis Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. „Wir haben Angebote für fünf gigs.", lachte er und zog an seiner Zigarette „Und vielleicht kommen noch drei dazu." Die beiden Gitarristen starrten ihn fassungslos an. Dann fiel Rai dem anderen Gitarristen stürmisch um den Hals, Tetsus Befreiungsversuche blieben erfolglos. Dennoch konnte er sich ein für seine Verhältnisse fröhliches Lächeln nicht verkneifen. „Dann hat das Demo-Verteilen doch was genützt." „Darf ich's Shou und Jun erzählen?", fragte Rai den Sänger mit leuchtenden Augen, ohne jedoch seinen Kollegen loszulassen und Yuuki nickte nach einem Augenblick, in dem ihm eingefallen war, dass er gerade mal wieder Rais Zigarette rauchte und es unter diesem Aspekt betrachtet gemein gewesen wäre, ihm seinen Wunsch zu verwehren. Jauchzend hüpfte der Rythmusgitarrist in die Küche, wo Shou sich aufhielt und Tetsu machte sich auf den Weg, um Jun zu holen, der sich einmal mehr in seinem Zimmer vergraben hatte, als Yuuki gegangen war. Der Sänger überlegte einen Moment, bevor er Tetsu mit einigen schnellen Schritten hinterher hastete. „Ich geh ihn holen.", erklärte er, woraufhin der Gitarrist leicht nickte und sich zur Küche wandte. Der Schwarzblonde klopfte leicht an Juns Tür, öffnete sie, als er ein leises „Herein" hörte und erschrak, als er den Bassisten sah. Der saß in völliger Dunkelheit vor seinem Bett auf der halb heruntergezogenen Decke, nur das diffuse Licht des Fernsehers erhellte einen kleinen Teil des Zimmers. Neben ihm stand ein übervoller Aschenbecher und ein Haufen leerer Colaflaschen bedeckte den Boden, dazwischen lagen durcheinander und zum Teil ohne Hülle verschiedene Konsolenspiele und diese Tatsache war fast noch erschreckender als die tiefen Ringe unter den hellbraunen Augen. „Hey...", murmelte er und schloss die Tür hinter sich, als er eingetreten war. „Was spielst du?" „Okami", erwiderte der Bassist mit belegter Stimme. „Sieht cool aus", meinte Yuuki, während er sich aufs Bett setzte. „Ich hab grad nen Anruf gekriegt", fuhr er dann fort. „Wir haben Angebote für acht lives, fünf davon stehen fest, wenn wir wollen, die anderen drei sind noch in der Schwebe, aber auch da sieht's gut aus." Der Blick aus den hellen, geröteten Augen war ungläubig. „Ehrlich?" Nun konnte sich Yuuki ein Grinsen doch nicht mehr verkneifen, egal, wie Mitleid erregend der Bassist aussah. „Sind wir gut oder sind wir gut?" Jun lächelte leicht und nickte. „Das freut mich.", murmelte er dann, was Yuuki etwas skeptisch eine Augenbraue heben ließ. Das klang ja sehr begeistert. Ernüchtert stand er auf. „Ich geh in die Küche. Mal gespannt, wie Shou reagiert." Er registrierte das Nicken des Bassisten angesäuert und verließ dann dessen Zimmer. Na, etwas mehr Euphorie hätte er schon erwartet. Er betrat seufzend die Küche. Wenn Shou jetzt auch noch so lethargisch war, würde er sich wohl Sorgen machen müssen. Der Drummer war ja schon bei der Probe irgendwie seltsam gewesen... und irgendetwas schien unausgesprochen zwischen ihnen zu hängen. Als allerdings sein Blick dem des Schlagzeugers begegnete, verflüchtigte sich seine Sorge. Er zog an seiner Zigarette und grinste. „Dein Statement?" Shou grinste so breit wie noch nie zuvor und streckte beide Daumen in die Luft. „Du bist Gott, Leader-sama!" Das ging dem Sänger natürlich runter wie Öl. „Ich weiß, ich weiß.", meinte er und irgendwie wurde er rot. Dann ließ er sich auf einen Stuhl fallen und aschte ab. „Ich hab gesagt, ich muss mit euch erst die Termine klar machen.", begann er. „Aber da das die Chance ist, auf die wir gewartet haben, glaub ich nicht, dass irgendjemand Einwände hat, hab ich Recht?" Die drei übrigen nickten. „Wann gehts los?", fragte Rai. „Am 23., also in weniger als zwei Wochen." „Oh mein Gott...", hauchte Tetsu, seine Nervosität war deutlich zu erkennen. War aber auch kein Wunder, er hatte kaum Bühnenerfahrung. „Ich muss mir die Haare färben!", rief der andere Gitarrist von seinem Stuhl aufspringend, was die anderen drei auflachen ließ. Dann ergriff er Tetsus Handgelenk und sah ihn flehend an. „Lila? Oder braun? Oder rot? Oder doch wieder blond?" Der Leadgitarrist stand seufzend auf. „Lass uns in die Stadt gehen und sehen, was es gibt." Er warf Shou und Yuuki einen kurzen Blick zu und der Dummer winkte kurz zum Abschied, während der vocal noch ein letztes Mal an der Seven Star zog und sie dann ausdrückte. Als die beiden Gitarristen verschwunden waren, stand er auf. „Kaffee?" Seinen Erwartungen entsprechend nickte der Dunkelhaarige, sodass er sich daran machte, eine frische Kanne aufzubrühen. „Wer hat dich eigentlich angerufen?", erkundigte sich Shou. „Sie hieß... Haga, glaub ich... Sie arbeitet als Eventmanagerin für die Läden." Vorsichtig, damit nichts daneben ging, wurde Wasser in den Tank der Maschine gegossen. „Sie fand wohl ziemlich beeindruckend, wie viele Demos sie von uns hatte." Der Schwarzblonde lachte auf und Shou fiel mit ein, verbarg es aber hinter seinen Fingerspitzen. „Jedenfalls meinte sie, dass unsere Musik genau in das Konzept ihres Veranstaltungskalenders passt und die Referenzen von Core kamen auch gut an." Shou kicherte. „Das wird ne richtig große Nummer.", murmelte er, woraufhin Yuuki nickte. „Schön, dass ich deinen Pessimismus bremsen konnte.", meinte der Sänger und schaltete die Maschine an, setzte sich dann wieder. „Ich hab nur zwei Tassen aufgestellt", erwähnte er beiläufig. „Können ja noch nachkochen." Shou nickte. „Andere Frage: Wie siehts mit unseren Outfits auf? Wir wollen doch schließlich nicht aussehen wie die Kassierer im Kiosk." Ein nachdenkliches Nicken war die Antwort. „Wir müssen uns auf jeden Fall was richtig geiles überlegen." „Wie wärs mit was richtig schön horror-mäßigem? Oder so. Also nicht grade Wednesday 13, aber... ich weiß nicht. Halt so mehr Metal und so." „Also ich find ja Rüschenhemden toll. Und so Cote Kei Zeug, wie früher. Aber nicht so, dass wir aussehen wie schlechte Malice Mizer-Cosplayer." „Das kann man doch miteinander verbinden, meinst du nicht?" Yuuki nickte nachdenklich und stand auf. "Ich geh kurz Zigaretten holen." Als er wieder zurückkam, hatte Shou schon zwei Tassen, eine orangene, neben der ein Löffel zum Umrühren lag, und eine mit Pandamuster drauf und ein wenig heißem Wasser darin, auf den Tisch gestellt und kramte dann aus einem Hängeschrank den Süßstoffspender hervor. Sein T-Shirt war nach oben gerutscht und gab so den Blick auf den unteren Rücken frei. Einen Moment betrachtete Yuuki die blasse, schimmernde Haut und befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge. Erst als Shou sich zu ihm umdrehte, mit einer hoch gezogenen Augenbraue, löste er sich aus seiner Starre und er ließ sich wieder auf den Stuhl fallen. „Wie oft hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass du den Süßstoff nicht ins obere Regal stellen sollst, ich komm da nicht dran", schmollte Shou und schloss den Schrank, setzte sich dann ebenfalls. „Ging doch", lautete die Antwort, während sich Yuuki eine Zigarette ansteckte und den Rauch schließlich in Richtung Fenster blies, das ein Stück geöffnet war. „Du bist so gemein, ey!", lachte Shou und füllte beide Tassen mit dampfendem Kaffee, der soeben fertig geworden war. Einigermaßen gerschockt sah Yuuki zu, wie sich Shou vier - oder waren es sogar fünf?!- Süßstofftablettchen in die Tasse drückte und dann klimpernd umrührte. „Das schmeckt doch nicht, oder?", wollte er mit zusammengezogenen Augenbrauen wissen, deutete zur Antwort auf Shous „Was meinst du?" auf den Süßstoff. „Das muss doch viel zu süß sein." Der Drummer lächelte und stützte sein Kinn in seine Hand, sah Yuuki einen Moment an. „Ich finds lecker, du kannst gern mal einen Schluck probieren." Zögernd blickte der Schwarzblonde auf die Tasse, wieder in Shous amüsiertes Gesicht und dann wieder auf die Tasse, nach der er schließlich langsam die Hand ausstreckte. Er führte die Tasse an die Lippen und stockte kurz. Unwillkürlich musste er wieder an dieses indirekter Kuss-Ding denken. Anscheinend stattete ihm seine Pubertät zur Zeit einen Besuch ab, jetzt errötete er auch noch leicht. Er legte die Lippen an das Porzellan, nahm einen Schluck... und hätte ihn am liebsten sofort wieder ausgespuckt! „Bääääääh!", machte er und stellte Shou schnell die Tasse wieder hin. Das Zeug war erstens viel zu stark und zweitens auch noch abartig süß! „Ist ja widerlich!" Shou lachte laut auf und ließ sich gegen die Lehne des Stuhls zurücksinken. „Immerhin muss ich keine Angst haben, dass du mir meinen Kaffee wegtrinkst", scherzte er. Dann sah er plötzlich ernst werdend zur Tür und als Yuuki seinem Blick folgte, entdeckte er den Bassisten, der unmotiviert und mit hängenden Schultern die Küche betrat. „Hey, Jun", begrüßte Shou den Dunkelhaarigen, während der Sänger dem Angesprochenen nur mit skeptischen Blicken folgte, wie er grüßend und mit einem sichtlich erzwungenen Lächeln die Hand hob und zum Kühlschrank ging. „Willst du Kaffee?" Man konnte nicht behaupten, dass der Drummer schnell aufgab. „Nein, danke.", nuschelte Jun, öffnete die Kühlschranktür. Einen Moment blickte er regungslos hinein, seufzte dann und schloss sie wieder. „Brauchst du was Bestimmtes?", hakte Shou nach, woraufhin Jun den Kopf schüttelte. „Ich hatte gehofft, dass noch Sushi da ist, ich hatte grade so Lust drauf..." „Kannst du knicken", erwiderte Yuuki, „das hat Tetsu gefunden." Jun lachte untypisch, aber für die letzten Wochen eigentlich doch typisch, leise auf und zuckte mit den Schultern. „Ich bin in meinem Zimmer." Damit war er auch schon wieder verschwunden. Shou und Yuuki blickten ihm nachdenklich hinterher. „Aber um auf unsere Outfits zurückzukommen...", begann er und Yuuki drängte seine Sorge um Jun in den Hinterkopf. *** Ohne zu Klopfen platzte Shou in Juns Zimmer. Der Bassist zuckte merklich zusammen, sodass der Sony-Controller in seinen Händen knarrte. Die Tür flog hinter dem Drummer ins Schloss, als der auch schon mit schnellen Schritten zu Jun gehastet war und ihm den Controller aus der Hand riss. „Du gehst jetzt sofort rüber zu Yuuki und entschuldigst dich!", zischte er dem Bassisten entgegen, der wie erstarrt auf dem Boden saß und erschrocken zu Shou aufsah. „W-was hab ich denn gemacht?" Juns Stimme begann zu zittern. So hatte man den Drummer ja noch nie erlebt. Der starrte den am Boden Sitzenden einen Moment an, bevor er den Kopf schüttelte und sich seine Gesichtszüge entspannten. Er lächelte leicht und kniete sich neben Jun. „Tut mir Leid." Mit einer Hand fuhr er sich durch die Haare, die andere legte er auf den Unterarm des Bassisten. „Ich wollte dich nicht erschrecken." Beruhigend strich er über Juns sehnigen Unterarm. „Aber ich mag es nicht, wenn jemand Yuuki weh tut." Und auf Juns verwirrten Blick hin erklärte er: „Er hat sich so unheimlich gefreut, dass wir die Angebote bekommen haben, wir haben uns alle gefreut, nur du hast es nicht gezeigt. Dabei schien ihm besonders viel daran zu liegen, es dir selbst zu sagen und deine Reaktion als erster zu sehen. Er schien wahnsinnig enttäuscht, als er aus deinem Zimmer kam." Jun senkte den Blick, schwieg aber, sodass Shou sich erkundigte: „Ist alles in Ordnung mit dir, Jun?" Natürlich war nicht alles in Ordnung, das sah man jeder Faser des Körpers des Bassisten an, hörte es an seiner Stimme, die so schwach klang, auch wenn er es zu verbergen versuchte. Vielleicht konnte er Rai und Tetsu und mit viel Glück auch Yuuki damit täuschen, aber dem Drummer konnte er auf Dauer nichts vormachen. Trotzdem nickte Jun nur und sah wieder auf, zwang sich zu einem Lächeln. „Ich hab nur nicht besonders gut geschlafen und bin etwas erschöpft, aber sonst geht's mir gut." Er zögerte. „Und es tut mir Leid, das mit Yuuki. Natürlich hab ich mich gefreut, aber irgendwie kann ich immer noch nicht so richtig fassen, was da jetzt auf uns zu kommt. Ich meine... das ist einfach unglaublich." Er lachte tonlos auf und starrte vor sich hin. Shou nickte. „Ja, du hast recht. Das wird ne große Sache." Natürlich hatte er schon einige lives gespielt, vor allem Core hatte Yuuki gepusht ohne Ende, aber gleich fünf lives angeboten zu bekommen, das glich ja schon fast einer kleinen Tour! „Bist du nervös?" Jun nickte leicht. Es fiel ihm sichtlich schwer, das zuzugeben. Mit einem amüsierten Lachen zog Shou den Bassisten einfach kurzerhand in eine freundschaftliche Umarmung, die dieser mit einem wohligen Aufseufzen zuließ. „Du bist niedlich.", murmelte er gegen Juns lange schwarze Dreads und als der Bassist ein verwirrtes Geräusch machte, meinte er: „Ich hab gedacht, du würdest dich nicht freuen, weil du so schweigsam warst, aber dass du einfach aufgeregt sein könntest, hab ich gar nicht beachtet." Jun ließ den Kopf gegen Shous Schulter sinken. „Ich hab noch nie in so einer großen Band gespielt...", murmelte er. „Einer, die so große Ambitionen hat, meine ich." „Tut mir Leid, dass ich dich angemault habe!", beeilte Shou sich zu sagen und ließ Jun dann vorsichtig los, zog den Controller, der ein Stück weit weg gelandet war, am Kabel zu sich hin und gab ihn dann mit einem kleinlauten Blick dem Bassisten zurück. „Was spielst du?", wollte er dann wissen, als sein Blick auf die ungewöhnliche Spielgrafik fiel. „Okami", antwortete Jun knapp und der Schlagzeuger machte sich nichts aus der einsilbigen Antwort, denn er konnte vermutlich ohnehin nicht viel mit allen weiteren Informationen bezüglich des Games anfangen, sodass er nur ein kurzes Statement verlauten ließ. „Sieht cool aus." Er wandte sich zur Tür. „Hast du ne Idee, was wir heute essen könnten?" Jun hatte den Blick schon wieder auf den Bildschirm geheftet. „Lieferservice.", schlug er knapp vor und Shou nickte, zog dann Juns Zimmertür hinter sich zu. *** Ich glaub, das Kapitel ist nicht so toll wie das letzte, aber ich steh total auf die Kaffee-Szene und freu mich auf das revelation-Gegenstück dazu. Es wird einfach toll werden. ^^ Ich hoffe, es hat gefallen! Und wieder vielen Dank für die Kommentare und Anmerkungen! *verneig* -Kai Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)