fear von Oceanwhirl (past - present - and no future to be seen) ================================================================================ Kapitel 7: a bit of their soul ------------------------------ Yuuki war irgendwie erleichtert, als er endlich wieder im Auto saß. Nicht nur, weil er froh war, dass Jun nicht länger auf sich allein gestellt war mit seiner Reaktion auf sein „Anti-Allergikum“, sondern auch, weil die gesamte Probe irgendwie unerfreulich gewesen war. Tetsu war sonderbar verbissen gewesen, Shou war plötzlich sehr kurz angebunden und Rais Laune war so übertrieben gut gewesen, dass er jedem damit auf die Nerven gegangen war, obwohl er es wahrscheinlich nur gut gemeint hatte. Umso besser fühlte sich das Lenkrad jetzt unter den Fingern des vocal an. So konnte er immerhin die Geschwindigkeit und somit auch den Zeitpunkt der Ankunft selbst beeinflussen, was ungemein beruhigend war. Wie gewöhnlich, wenn er fuhr, tönte aggressives und den Sänger darum erheiterndes Geschrammel aus den Lautsprechern des alten Nissan und Yuuki, seines Zeichens passionierter Drummer, trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad und dem Schaltknüppel herum. Tetsu saß auf dem Beifahrersitz und spielte gedankenverloren mit dem aus seiner Umhängetasche herausblitzenden Ohr des Hasen. Rai starrte schweigend aus dem Fenster und auch Shou, der hinter Yuuki saß, schwieg. „Ich hab Hunger...“, maulte Tetsu irgendwann und blickte mit vorgeschobener Unterlippe zu dem Blondschwarzen hin. „Schon wieder?“ Rai klang empört. „Aber du hattest doch erst Burger! Wie kann man so viel essen?“ „Vielleicht bin ich ja schwanger!“, giftete der Leadgitarrist den Rythmusgitarristen an. „Wer soll dich denn bitte geschwängert haben?“, lachte Rai und zog seine Beine zur Seite, als Tetsu unkoordiniert nach hinten schlug, in der Hoffnung, den anderen irgendwie zu treffen. Schließlich drehte er sich auf dem Sitz um, ohne sich abzuschnallen und prügelte unbeholfen auf Rai ein, der sich lachend auf dem Sitz wand, um ihm auszuweichen, was Tetsu aber nur noch mehr motivierte. Yuukis Hände verkrampften sich so um das Lenkrad, dass seine Knöchel weiß hervortraten. „Hört endlich auf mit dem Scheiß, ich bin am Fahren!“, brüllte er und Tetsu und Rai setzten sich sofort ordentlich hin, der Leadgitarrist entschuldigte sich kleinlaut. „Vielen Dank...“, murmelte Yuuki einigermaßen genervt. Shou räusperte sich. „Wenn ihr wollt, kann ich kochen, wenn wir zu Hause sind... Jun... hat sicher auch noch nichts gegessen.“ „Okay!“, rief Tetsu freudig und lächelte dem Drummer kurz zu. Auch Rai nickte zustimmend, bevor er wieder leicht lächelnd aus dem Fenster blickte. Shou starrte währenddessen auf Yuukis Nacken. Das Zögern bei Juns Namen war kurz aber durchaus zu bemerken gewesen. Der Sänger zuckte zusammen, als er ganz unerwartet eine Hand auf seiner Schulter spürte und als Shou sich von hinten zu ihm beugte, schauderte er kurz. Der Atem des Drummers strich über seinen Hals, während seine Hand fast liebevoll über seinen Arm hinab zu seinem Ellbogen strich. „Yuuki...” Eine Gänsehaut überlief den Sänger, als er Shous leise Stimme hörte und er schluckte. Nervosität befiel den vocal. Was sollte das? Warum kam Shou ihm so nah? Das tat er doch sonst nicht! Er fühlte sich plötzlich ganz schrecklich unwohl in seiner Haut, warf fast gehetzt einen Blick in den Rückspiegel, was ihm aber nicht weiterhalf. Die Härchen in seinem Nacken stellten sich auf, als der Drummer seine leise Stimme zu einem kaum hörbaren Raunen erhob. „Mach dir keine Sorgen, okay?“ Der sanfte Luftzug von Shous Atem verschwand, doch seine Hand blieb noch einen Moment auf der bloßen Haut des vocal liegen. „Hey, lenk ihn nicht ab, wenn du nicht willst, dass wir alle einen grausamen Unfalltod sterben!“, grinste Rai und knuffte dem Drummer leicht gegen den Oberarm, bevor er sich wieder dem Fenster zuwandte und so Shous eiskalten Blick nicht sehen konnte. Dessen Finger lösten sich von Yuukis Haut und der musste sich zusammenreißen, um nicht erleichtert auszuatmen. Warum auch immer diese plötzliche Nähe ihm etwas ausgemacht hatte.... Er beschloss, sich zu Hause angekommen zu allererst einmal mit seinen Zigaretten und seinem Lieblingssampler im Bad einzusperren und sehr kalt duschen zu gehen. Natürlich erst, nachdem er mindestens eine Zigarette geraucht hatte. Der Rest der Fahrt verlief ohne besondere Zwischenfälle, wenn man davon absah, dass Tetsus Magen kontinuierlich zu knurren begann, was Rai beim ersten Mal leise kichern ließ. Eine seltsames Gefühl befiel Yuuki, als Shou hinter ihm die Treppen zu ihrer Wohnung hinaufging. Er konzentrierte seine Gedanken einfach auf die Dusche, bat Tetsu dann, den Hasen noch eine Weile aufzubewahren und wandte sich dann dem anderen Gitarristen zu, der, sich vor der Wohnungstür aufbauend, eine kleine Ansprache hielt. „Denkt dran, leise zu sein, es könnte ja sein, dass Jun noch schläft.“ Er nickte beschwichtigend, sperrte dann die Tür auf und wollte sie gerade öffnen, als Tetsus Magen laut knurrte. Rais Kopf wirbelte zu ihm herum. „Sei still, Gebärmaschine!“, zischte er und drückte die Tür auf. „Ich werd persönlich dafür sorgen, dass du nichts zu Essen bekommst, wenn du Jun jetzt-“ Er brach ab, als er den Bassisten erstarrt im Flur stehen sah. Sein Blick fiel auf Juns nackte Füße und er räusperte sich. „Was machst du da?“ Jun blickte hilflos zum Eingang, den Rai versperrte. „Ich war nur was trinken...“ „Barfuß?“ „Ich bin immer barfuß, Rai...“ Eine steile Falte bildete sich zwischen den Augenbrauen des Gitarristen. „Ins Bett, aber ganz schnell!“ Sein Zeigefinger richtete sich herrisch auf Juns Zimmertür, woraufhin der Bassist empört wirkte. „Ich geh ins Bett, wann ich will.“ Seine Augenlider waren gerötet und er zwinkerte sehr oft. „Du bist krank, also legst du dich gefälligst hin!“ „Ich bin nicht krank, das ist nur wegen der Tab-“ „Wer nicht zur Probe kommen kann, hat keine Rechte, also los.“ Jun schien einzusehen, dass er nicht gegen Rai ankommen konnte, sodass er aufgab und seinen drei übrigen Bandmitgliedern einen undeutbaren Blick zuwerfend in sein Zimmer trottete. Rai blickte die Tür noch einen Moment an und wandte sich dann zu Shou, Tetsu und Yuuki, der sehr amüsiert über den Auftritt des Gitarristen war. „Ist doch so, oder?“ Der vocal grinste. „Ja, Mama.“ Er drängte sich an den anderen mit einem knappen „Das Bad gehört mir“ vorbei und holte die CD aus seinem Zimmer, bevor die Badezimmertür zufiel und sich der Schlüssel im Schloss drehte. Mit zitternden Fingern eine Zigarette anzündend lehnte sich der Schwarzblonde gegen die Tür, zog einige Male an dem Glimmstängel und legte dann den Sampler ein. Endlich hatte er seine Ruhe.... Fast besinnlich erklangen die ersten Takte von Circle aus den Lautsprechern des alten, verstaubten CD-Players, als Yuuki sich auszog, einen prüfenden Blick in den großen Spiegel über dem Waschbecken warf und dann unter die Dusche stieg. Mit geschlossenen Augen stand er unter der Brause und lauschte auf die Musik und das Prasseln des fast kalten Wassers, bis er sich endlich völlig entspannte, sich sein rationales Denken fast abschaltete und seine Gedanken abdrifteten. Seine Lippen formten die Worte der Lyrics, zuerst lautlos, doch schon beim nächsten Lied erhob er seine Stimme, sang die Worte nicht einfach, sondern fühlte sie. Das hier fühlte sich so wahnsinnig gut an.... *** Jun streckte zitternd die Hand aus und berührte die Tür, die das Badezimmer verschloss. Dahinter hörte er Yuuki, der über das Rauschen der Dusche hinweg aus tiefstem Herzen Dir en greys Bottom of the Death Valley mitsang. Eine Gänsehaut überlief den Bassisten. Er konnte selbst kaum glauben, wie sehr ihn dieses Lied berührte. Aber es lag nicht allein am überragenden Songwriting, der Betonung des Bassparts oder dem Ausdruck in Kyos Stimme. Nein, es lag nicht an Kyos Stimme.... „Hey Jun.“ Der Kopf des Dunkelhaarigen schnellte in Richtung der Küchentür, wo die Stimme hergekommen war. „Yuuki ist noch im Bad“, erklärte Rai leise und trat einen Schritt auf ihn zu. „Ja, ich habs grad gemerkt.“ Jun zwang sich zu einem Grinsen, auch wenn er wusste, dass es Rai, der ihn schon so lange kannte, nicht würde überzeugen können. Seltsamerweise erwiderte der Gitarrist das Lächeln sehr glaubwürdig. „Tut mir Leid wegen vorhin, okay? Wie geht's dir?“ Jun kratzte sich am Hinterkopf. „Es geht schon wieder. Mir ist ein bisschen schwindelig, aber das liegt wohl daran, dass ich die ganze Zeit gelegen hab.“ „Ja,“, stimmte Rai mit einem verständnisvollen Nicken zu. „Das macht der Kreislauf manchmal nicht mit.“ Er blickte zur Badezimmertür. „Soll ich Yuuki sagen, dass er sich beeilen soll?“ „Nein, ich glaub eh nicht, dass der dich hört...“, vermutete der Bassist mit einem schiefen Grinsen. „Hast du Hunger?“ Rai schien sich tatsächlich große Sorgen zu machen. Mit einem sanften Lächeln winkte Jun ab. „Es ist alles okay, Rai, mach dir keinen Stress.“ „Willst du dich noch ein bisschen hinlegen?“ Jun zog die Brauen zusammen. „Rai...“ „Jaja, sorry…“, murmelte der Gitarrist. „Ich will nur, dass du schnell wieder gesund wirst.“ Jun verdrehte die Augen. „Ich. Bin. Nicht. Krank.“ „Ich weiß, ich weiß!“, beeilte sich Rai zu sagen und legte den Kopf schief. „Du hast die bösen Tabletten ausgekotzt und alles ist wieder gut.“ Er sah sein Gegenüber ernst an. „Aber du siehst allgemein in letzter Zeit etwas blass aus. Außerdem hast du ziemlich viel abgenommen...“ Er kniff sanft in Juns Seite. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“, beteuerte der Bassist noch einmal und Rai stimmte dem mit einem Nicken zu. „Aber nur, wenn du mir versprichst, dass du keine Scheiße baust!“ Ein schiefes Grinsen war die Antwort. „Wann hab ich jemals Scheiße gebaut?“ Rai lachte auf. „Mir würden da so ein paar Sachen einfallen. Wie damals mit der Vanillesoße-“ „Das warst du, du Idiot!“, fiel Jun ihm lachend ins Wort. „Aber es war Yuukis Idee!“, verteidigte sich der Gitarrist und grinste. „Das rettet dich nicht unbedingt...“ „Versuch dem mal zu widerstehen, wenn er dir so was einredet... außerdem waren wir betrunken.“ Jun schloss die Augen und schluckte. „Ich weiß.“ Seine Stimme versagte. Rai sah verwundert drein, wurde aber von der Frage, die ihm auf der Zunge lag abgelenkt, weil sich die Badezimmertür öffnete und der vocal mit nichts als einem Handtuch um die Hüften zu ihnen in den Flur trat. Sein schwarzblondes Haar tropfte noch und ließ kleine Wasserperlen auf seinem bloßen Oberkörper glitzern. „Hey, Jun!“, grinste er. „Ausgeschlafen?“ Jun antwortete nicht, kam auch gar nicht dazu, da Rai sofort dazwischenging. „Lass ihn in Ruhe.“ „Jaja, Süße.“ Er zwinkerte dem Gitarristen zu, bevor er sich wieder an Jun wandte. „Ich hab was für dich.“ Jun blickte ihn irritiert an. „Für mich?“ „Jaaa, für dich. Für wen sonst...?“ Yuuki kräuselte die Nase, als sei es ihm plötzlich peinlich, dass er so aufmerksam gewesen war, schrie dann aber so laut nach Tetsu, dass Jun und Rai zusammenzuckten. Der Leadgitarrist erschien mit grimmigem Blick im Durchgang zum Wohnzimmer und murrte: „Was?!“ Seine zerzauste Frisur deutete darauf hin, dass er geschlafen hatte. „Ich brauch das Geschenk.“ Er deutete mit dem Kopf auf Jun. „In deinem Zimmer.“, nuschelte der Gitarrist, während er schon auf dem Rückweg zur Couch war. Der Sänger nickte, wedelte dann mit den Händen, um Rai zu signalisieren, dass er verschwinden sollte und meinte dann: „Geh in dein Zimmer, ich komm gleich nach.“ Jun nickte, während Yuuki schon auf dem Weg in sein Zimmer war. Es dauerte nicht lange, bis der Schwarzblonde an die Tür klopfte und auf Juns „Komm rein“ die Tür öffnete. Jun blickte ihn auf dem Bett sitzend durch seinen Pony an. Yuuki, der inzwischen wieder Unterwäsche und eine alte Zimmermannshose trug, ging grinsend auf ihn zu und drückte ihm eine Papiertüte in die Hand. „Damit du in Zukunft keine Angst mehr hast, wenn du allein zu Hause bist.“ Dann tätschelte er leicht den Kopf des Bassisten und verließ mit einem kurzen „Ich geh mir die Haare trocknen“ das Zimmer. Jun sah in die Tüte hinein, konnte aber außer einem schwarzen Knäuel nicht viel erkennen und zog deshalb an einem Zipfel den Inhalt aus der braunen Tüte. Der Plüschhase blickte ihn aus hellen, klaren Augen an. Der Bassist setzte ihn auf seinen Schoß und strich über die fellige, schwarze Stirn. Das Stofftier fest an sich drückend und mit geschlossenen Augen, atmete er zitternd ein. *** Ein kleiner Einblick in Juns und Yuukis Seelen, die mindestens so schwarz sind, wie ihre Lungen XD Yuuki rastet wohl demnächst aus, und Tetsu wird aus allen Nähten platzen... Naja, so wie Yuuki auf seinen Hintern gestarrt hat, scheint er ja noch in Form zu sein, wer weiß, wie er seine übermäßige Nahrungsaufnahme ausgleicht, hrhr... Ach, ja, ich liebe das Gekabbel der beiden Gitarristen in diesem Kapitel! Die Credits für die Gebärmaschine gehen an Wensday Ich hoffe, euch hat es auch gefallen. Vielen Dank für die Kommentare zum letzten Kapitel!!! Ich bin bemüht wie immer! *verneig* [/laber] XD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)