Und dann kam der Fremde von Hotepneith (aus der Jugend Inu Taishous) ================================================================================ Kapitel 1: Ein Fremder in Sanshi -------------------------------- Der Inu no Taishou nahm an, dass er nach der Eroberung der westlichen Länder mehr oder weniger auf seiner Terasse sitzen kann... Wie naiv er doch war... “A stranger in town is a dangerous sight…” Chris de Burgh: The Traveller 1. Ein Fremder in Sanshi Der Diener, der Reisig in die Feuerschalen nachlegte, warf dem Gast seines Herrn einen neugierigen Seitenblick zu, beeilte sich aber mit seiner Verrichtung. Warum auch immer Prinz Hidemaru Takahashi einen echten Youkai eingeladen hatte, es war und blieb ein unheimliches Wesen. Wobei auch der Dienstbote zugab, dass sich der Fremde nicht anders verhalten hatte, als es ein hochrangiger Mensch getan hätte. „Danke“, sagte der Prinz, als der Diener den Raum verließ, ehe er seine Schale Sake aufnahm, nachdenklich schwenkte. Sein Gast musterte ihn: „Prinz Hidemaru, ich weiß nicht, was dich bedrückt, aber du erscheinst mir heute ein wenig unaufmerksam.“ „Vergebt. Ich…ich bin in der Tat in Gedanken.“ Der Prinz hielt sich selbst für einen mutigen Mann, hatte das auch oft genug bewiesen, aber er wusste, wo seine Grenzen lagen. Der Youkai neben ihm war sein Gastfreund, aber auch der neue, wahre Herr der weiten Länder des Westens. Und den beleidigte sicher niemand ungestraft. Der weißhaarige Hundeyoukai legte nachlässig die Hand auf sein Schwert, das neben ihm in seiner Scheide ruhte: „Das merke ich. Einen menschlichen Grund?“ Das würde ihn nichts angehen. Aber er hielt seinen Menschenfreund für intelligent. Deswegen wäre er nicht so aufgewühlt gewesen. Hidemaru atmete tief durch: „Nein. - Ich möchte Euch nicht beleidigen….“ „Aber mich etwas fragen?“ „Ja.“ „Tue es. Ich muss ja nicht antworten.“ Die tiefe Stimme war ruhig. „Warum habt Ihr meinen Vater und mich bislang vor Abgaben verschont?“ „Nun, die Ernte wurde noch nicht eingebracht. Überdies beabsichtige ich nur von denjenigen Tribut zu fordern, die Schutz verlangen.“ Der Hundeyoukai lehnte sich gegen die Wand zurück: „Aber das ist nicht alles, oder?“ „Nein.“ Hidemaru warf seinem Gast einen Blick zu: „Ihr verlangtet noch keine Abgaben?“ „Nein. Dazu hatte ich kaum Zeit. Was meinst du?“ Der Prinz griff in sein Gewand, zog eine Rolle hervor. Er hoffte, wie nie zuvor in seinem Leben, sein Gegenüber richtig einzuschätzen: „Ich bekam einen Brief von einem Freund. Er lebt auf einer Hochebene im Nordwesten. Er...er berichtet, dass Euer Stellvertreter von Menschen und Youkai harte Steuern eintreibt, viel mehr, als es zuvor die Wölfe taten.“ Der Gast nahm den Brief schweigend, überflog die Zeilen, die eindeutig privat waren, ehe er sich festlas. Hidemaru wagte kaum zu atmen. Ihm war nur zu bewusst, dass dieser Mann, dieses Wesen, vor ihm über eine Macht verfügte, mit der sich der gesamte Takahashi-Clan schwer tun würde. Endlich blickte der Hundeyoukai auf: „Die Ebene von Sanshi. Mir scheint, Prinz Hidemaru, dass du mir einen großen Gefallen getan hast.“ Er reichte den Brief zurück, ehe er mit seiner Schulter zu sprechen schien: „Myouga: gehe zu Kakeru, dem Herrn der Wölfe. Ich will alles über den Wolfsclan, der auf der Hochebene von Sanshi lebt, vor allem über dessen Anführer, einen Wolf namens Torajiro, wissen. Bring überhaupt möglichst viele Informationen über diese Gegend.“ Hidemaru bemerkte verwundert, wie eine winzige Gestalt von der Schulter seines Gastes sprang, aus dem Fenster hüpfte. Aber er meinte höflich: „Wenn ich Euch einen Gefallen tun konnte, freut es mich.“ „Ich werde morgen früh nach Nordwesten reisen.“ „Ich verstehe.“ Der menschliche Prinz atmete auf. Dann hatte er sich nicht in seinem Gastfreund getäuscht: „Ich…darf ich Euch einen Brief an meinen Freund mitgeben?“ Der Hundeyoukai schien erheitert: „Ein Empfehlungsschreiben an einen Menschen?“ „Vergebt. Ich…“ „Nein, du hast vollkommen Recht, Prinz Hidemaru. Es mag sinnvoll sein.“ Er wusste nicht genau, welche Konstellationen dort auf der Hochebene von Sanshi vorlagen. Und er würde genug Ärger am Hals mit den Youkai haben. Vielleicht wäre es nur zu sinnvoll, Menschen anders beeinflussen zu können. Der Hundeyoukai ging durch den Wald. Neben ihm schwebte ein kleiner Geist, der aus seiner Schwertscheide gekommen war. „Oyakata-sama“, begann dieser vorsichtig. „Was ist, Saya?“ „Ihr…Ihr verlangt keine Steuern und dennoch treibt sie jemand in Eurem Namen ein?“ „Ja.“ „Dieser Torajiro?“ „Nein. - Ah, Myouga.“ Der Flohgeist landete außer Atem auf der Schulter seines Herrn. „Guten Morgen, Oyakata-sama. Und viele Grüsse vom Herrn der Wölfe. Torajiro ist seiner Meinung nach ein sehr ehrenhafter, stolzer Wolf, der die Burg des nördlichen Wolfsrudels hütet. Kakeru nahm bis jetzt an, dass dieses Rudel die Hochebene von Sanshi kontrolliert und die umgebenden Berge. Er hörte nichts anderes. Allerdings hat das Rudel keinen Anführer. Torajiro ist nur der...der Verwalter, bis der junge Erbe alt genug ist.“ „Weiter?“ „Die Ebene ist sehr fruchtbar und viele Menschen leben auch dort. Wenn es jemand auf Tribute abgesehen hat, Anteile von Nahrungsmitteln und so etwas, wäre er dort richtig. Es gibt auch Bergwerke, oder hat es einst gegeben. Kakeru sagt, er war selbst lange nicht dort.“ „Wir werden sehen.“ „Äh…darf ich Euch eine Frage stellen?“ „Du tust es ja doch.“ Der kleine Floh rieb sich über die Nase: „Als ob ich etwas tun würde, das Euch verärgert! Ihr wollt in Sanshi nicht als Herr der westlichen Länder erscheinen?“ „Nein. Ich bin nur ein fremder Reisender. So werde ich am meisten erfahren.“ „Herr“, wandte Saya nun ein: „Mit Verlaub, aber auch dem dümmsten Youkai müsste klar sein, dass Ihr kein gewöhnlicher Reisender seid. Selbst, wenn Ihr Euer Youki unterdrückt….“ „Du schmeichelst mir. – Myouga, wo ist die Burg des Wolfsrudels?“ „Am östlichen Rand von Sanshi, am Kozan-yama.“ Der Hundeyoukai warf einen Blick auf die Bergkette vor ihm: „Die Magie der Länder sagt mir nicht, dass dort etwas falsch läuft. Es scheint sich also um eine Fehde zwischen Youkai und Menschen zu handeln.“ Seine beiden selbsternannten Ratgeber tauschten einen Blick. Wer auch immer sich als Beauftragter des Herrn ausgegeben hatte, würde es gewiss bereuen. Der Menschenort lag am Fuße des Kozan-yama. Ein Stück den Berg hinauf erhob sich die Burg des nördlichen Wolfsrudels. Seit Jahrhunderten schon siedelten Menschen in deren Schutz, lebten gemeinsam mit den Youkai, die sie bewachten. Dafür erhielten die Wölfe gewisse Tributzahlungen. Nun jedoch war dieses Gleichgewicht gestört worden. Weder Menschen noch Youkai konnten jemand anders dafür verantwortlich machen als den neuen Herrn der westlichen Gebiete, dessen Stellvertreter seit einigen Monaten beide Rassen zu neuen, überhöhten Steuern presste. Auf dem Marktplatz des Ortes war es menschenleer. Alle hatten sich eilig in die Häuser zurückgezogen. Streit unter Youkai war nichts, dem man ungeschützt zusehen sollte. Drei Krieger griffen einen vierten an, dessen schwere, teure Rüstung einen höheren Rang verriet. Er setzte sich gegen die Übermacht auch mit dem Geschick eines erfahrenen Kriegers zur Wehr. Er selbst kämpfte ehrenhaft, und als er merkte, dass dies seine Gegner anders sahen, saß er schon in der Falle. Zwei hielten seine Arme, während der dritte dabei war, ihm da Schwert in den Bauch zu stoßen. Das durfte doch nicht wahr sein. Er musste die Seinen schützen, musste seine Pflicht tun….Aber sein letztes Aufbäumen wurde gewaltsam niedergehalten. Er spürte das Aufflammen einer Energie vor sich, wie er sie nie zuvor erlebt hatte. In der nächsten Sekunde stürzte er zu Boden, vollkommen verwirrt. Wieder verriet jedoch seine Reaktion den erfahrenen Kämpfer. Noch ehe er begriff, dass seine drei Gegner tot vor ihm lagen, erkannte, dass eine weitere Person auf dem Marktplatz erschienen war, hatte er sein Schwert in der Hand, stand bereits wieder. Jetzt starrte er den weißhaarigen Fremden an, der ihm das Leben gerettet hatte. Das war natürlich sehr freundlich gewesen, und er schuldete ihm sicher einiges…aber dieses Youki….Das hatten nur sehr wenige, gefährliche Männer. Und er hatte hier in Sanshi schon genug Ärger. „Ich...ich danke dir“, sagte er darum zurückhaltend. Der Hundeyoukai konnte sich den Grund denken: „Ich suche Unterkunft für eine Nacht. Kannst du mir etwas empfehlen?“ „Mein Name ist Torajiro. Ich bin der Burgvogt dort oben. Heute sei mein Gast.“ „Danke.“ Er warf einen Blick auf die Toten. Krieger, ja, aber keine sehr mächtigen Youkai. Ob sie wohl dem Kerl dienten, der sich als sein Stellvertreter ausgab? Aber das sollte er vergessen. Er war nichts als ein namenloser Fremder, ein neugieriger Reisender. Der Wolfsyoukai hatte den Blick bemerkt: „Kennst du sie?“ „Nein. – Ich fand nur drei gegen einen ein wenig übertrieben.“ Und er hatte vermutet, dass es sich um Torajiro handeln könnte. Fiel der Verwalter des Rudels, war es mit einem Kind an der Spitze führerlos und eine leichte Beute. „Komm.“ Die beiden Youkai gingen langsam empor zur Burg und die Menschen im Ort trauten sich wieder, ihren Geschäften nachzugehen. „Es ist unhöflich, den Gast nach seinem Namen und seinem Begehr zu fragen“, meinte der Burgvogt langsam: „Ich möchte es darum auch nicht tun. Aber ich möchte dir den Rat geben, aus dieser Gegend bald zu verschwinden. Die Ebene von Sanshi ist nicht mehr das, was sie einst war.“ „Ich habe auch nicht die Absicht, mich hier lange aufzuhalten.“ Der Fremde warf einen Blick auf die Burg. Wölfe und andere Youkai, schwer bewaffnet. Das sah in der Tat nach Krieg aus. Und er hatte angenommen, den westlichen Ländern den Frieden gebracht zu haben. „Gut. – Hier ist die Taverne der Burg. - He, Wirt.“ „Torajiro-sama…welche Überraschung…“ Der dicke Wirt eilte heran. Seine langen, hängenden Ohren verrieten, dass er aus der Hasenfamilie stammte: „Wie kann ich Euch dienen?“ „Dies hier ist mein Gast. Was auch immer er für Wünsche hat, die Rechnung geht an mich.“ „Ja, Torajiro-sama.“ Der Wirt warf einen neugierigen Blick auf den Fremden. Als er dessen goldenen Augen begegnete, sah er hastig zu Boden. Er war sein Leben lang Wirt gewesen – und besaß genügend Menschen- und Youkaikenntnis, um zu wissen, dass dies niemand war, den man verärgern sollte. Etwas lag um ihn, das Angst einflössend war, obwohl, oder gerade weil er in der Lage war, sein Youki vollkommen zu verbergen. Der Burgvogt sah zu seinem Lebensretter: „Ich habe noch einiges zu erledigen. Ich hoffe, du hast einen angenehmen Aufenthalt.“ „Danke für die Gastfreundschaft.“ Der Fremde wartete, bis Torajiro den Raum verlassen hatte, ehe er zu dem Wirt sah: „Ein Zimmer für mich allein.“ „Selbstverständlich, Herr. Wünscht Ihr dann ein Bad? Weibliche Begleitung? Was auch immer Ihr für Wünsche habt, sagt sie…“ Weibliche Begleitung? Vielleicht konnte er auf diese Art unauffällig erfahren, was hier passiert war. Und warum der Burgvogt des eigentlich herrschenden Clans anscheinend mit seinem Leben spielte, wenn er allein in einen Menschenort ging. „Was hast du an Frauen hier?“ „Oh, Youkai und Menschen, was immer Ihr wünscht.“ Er bemerkte, dass der Blick kühler wurde: „Ich bitte Euch, festzuhalten, dass sie freiwillig hier sind. Torajiro-sama würde nie dulden, dass jemand zu etwas gezwungen wird. Meist…“ Aber das fügte er sehr leise hinzu. Der Fremde hatte es dennoch gehört. Was geschah hier? War Torajiro nicht mehr Herr in dieser Burg? „Zeig sie mir. Und dann will ich baden.“ „Natürlich, Herr.“ Der Wirt führte den Fremden nach hinten, öffnete eine Tür. Sechs Frauen saßen dort, blickten hastig auf. Der Hundeyoukai erkannte zwei Mädchen seiner Art, vier Menschenmädchen. Und er verstand genug von letzteren, um zu erkennen, dass eine ängstlich war, am liebsten im Boden versunken wäre. War sie wirklich freiwillig hier? „Sie.“ „Sehr wohl, Herr. – Komm, Ayumi.“ Der Wirt winkte ihr: „Der Herr wünscht zu baden.“ Das Mädchen erhob sich. Der Fremde konnte wittern, dass sie Angst hatte. Aber sie wagte nicht, sich zu widersetzen. Was lief hier ab? Der Wirt legte den Arm um sie. In der Annahme, der Gast könne ihn nicht hören, flüsterte er dem Mädchen zu: „Ich weiß, dass das dein erstes Mal ist. Gib dir Mühe. Er ist der Gast des Burgvogtes. Vielleicht behält er dich die ganze Nacht, oder du bekommst einen Bonus. Viel Glück, Kleine.“ Der Fremde drehte sich um und ging. Das klang nicht so, als ob der Wirt die Mädchen gegen ihren Willen hier hielt. Aber was war dann geschehen? Er blieb stehen. „Darf ich Euch hier entlang führen?“ Ayumis Stimme zitterte ein wenig, so sehr sie sich auch bemühte, sie ruhig zu halten. Sie hätte schon genug Angst gehabt, wäre er ein Mensch gewesen. Aber auch noch ein Youkai? Sie öffnete eine Tür. Wasserdampf zeugte davon, dass die Wanne bereits angeheizt war: „Ich…soll ich Euch beim Auskleiden helfen?“ Der Fremde zog sein Schwert ab, legte es in eine Ecke. Ein Menschenmädchen hatte keine Chance gegen den dunkeln Geist der Hölle, der in ihm wohnte. „Öffne meine Rüstung.“ Und da sie gehorchte: „Dann bringe mir angewärmte Tücher.“ Erleichtert verschwand sie, froh, dass er nicht mehr verlangte. Wieder war er überrascht. Irgendetwas war hier falsch. Aber er glitt in das warme Wasser, genoss die Entspannung. Seit er seine Gefährtin verlassen hatte, war er nicht mehr zu einer solchen Annehmlichkeit gekommen. Ayumi kehrte zurück, legte Handtücher auf die heißen Steine. „Was...was soll ich nun tun?“ „Ich bin ein Fremder. Erzähle mir von Sanshi.“ „Was...was wollt Ihr hören?“ „Weißt du nicht, wie man einen Herrn unterhält?“ „Oh, vergebt…ich….“ „Deine Ausbildung scheint mangelhaft gewesen zu sein.“ Und da er sah, dass sie glühend rot wurde: „Das dachte ich mir. Du wurdest nicht als Gesellschafterin ausgebildet. Und doch sagte der Wirt, du seiest freiwillig hier.“ „Ja, Herr.“ Sie brachte es kaum heraus: „Ich bin Torajiro-sama auch sehr dankbar.“ „Weil?“ „Die Steuern, Herr. Sie wurden fällig. Mein Vater konnte sie nicht bezahlen, obwohl der Stellvertreter des Herrn der westlichen Länder darauf bestand. Es...es wäre ja die Saat für das nächste Jahr gewesen für unsere Bauern.“ Sie merkte, dass der Fremde sie musterte: „Bitte…wenn das falsch war…“ „Rede nur weiter.“ „Mein Vater wollte seine Bauern schützen und ging zu Torajiro-sama, um ihn zu bitten, ihm Geld zu leihen. Er…er wollte dafür anbieten, dass ich oder mein Bruder für ihn arbeiten. Torajiro-sama sagte, dass er schon zu viel Geld verliehen habe, und zu viele Diener aufgenommen habe. Yutaka, das ist der Stellvertreter, habe ihn schon fast den gesamten Schatz des Wölfe gekostet.“ Ayumi seufzte: „Mein Vater bot in seiner Verzweiflung an, dass ich…dass ich diese Arbeit übernehmen solle. Ich war dabei anwesend. Und ich stimmte zu. Was sollten wir denn tun, damit die Bauern nicht verhungern?“ „Dein Vater scheint sich sehr um seine Bauern zu kümmern.“ „Oh ja. Und es…nun, wenn ich die Schulden abgearbeitet habe, kann ich ja nach Hause zurück. Das ist dann nicht ehrlos.“ „Yutaka also. - Gib mir ein Handtuch.“ Ayumi gehorchte: „Vergebt, Herr, wenn ich etwas falsch mache…“ „Schon gut.“ Yutaka…er war sicher, diesen Namen nie gehört zu haben. Nun gut. Hier schien ja einiges im Argen zu liegen. „Geh jetzt und frage, welches Zimmer ich bekomme.“ Dies bedeutete immerhin einen Aufschub. So eilte sie davon. Der Fremde steig aus der Wanne, trocknete sich ab: „Myouga, geh doch einmal durch die Burg. Ich möchte soviel wie möglich über den Burgvogt wissen, den Clan der Wölfe.“ Der kleine Floh sprang aus der abgelegten Kleidung, in der er sich verborgen gehalten hatte und verschwand aus dem Fenster. Er kannte seinen Herrn gut genug, um zu wissen, dass dieser wütend war. „Was habt Ihr mit dem Menschenmädchen vor?“ Saya, der Geist der Schwertscheide war erschienen. „Das geht dich nichts an.“ Der Hundeyoukai zog sich an. Und sein Begleiter verschwand wortlos. Myouga huschte durch die Flure der Burg. Eindeutig waren alle Youkai hier in Alarmbereitschaft. Aber niemand rechnete wohl mit einem so winzigen Spion wie ihm. Er hörte aus einem Raum eine bekannte Stimme. Der Burgvogt redete dort. Myouga bemerkte, dass Wachen vor der Tür standen. War das das Büro von Torajiro? Aber das hier war eindeutig ein Wohntrakt? Er hastete in eine dunkle Nische, als sich die Tür öffnete, die Wachen Haltung annahmen. „Ich wünsche ein gute Nacht, Prinzessin Yoko“, sagte der Burgvogt höflich, ehe er in den Gang trat. Eine ältere Frau kam mit ihm aus dem Zimmer, schloss die Tür hinter sich: „Torajiro-sama!“ „Du hast deine Anweisung, Akiko.“ „Ich bin kein Kind wie Yoko, das ein neues Abenteuer schätzt.“ Die Wolfsyoukai verschränkte die Arme: „Und wenn Ihr mir gegenüber nicht offen seid – wie soll ich meine Kleine beschützen? Denn sagt mir nicht, dass sie keinen Schutz benötigt, das arme elterlose Ding.“ „Zweifelst du an meiner Ehrbarkeit?“ „Oh nein, Torajiro-sama. Ich würde an jedem zweifeln, aber nie an Euch. Aber dennoch. Es ist erst wenige Tage her, seit der junge Herr so unerwartet starb. Und jetzt weist Ihr mich an, stets das Essen für Yoko selbst zu kochen, in ihrem Zimmer zuzubereiten. Wurde der junge Herr vergiftet?“ Myouga wagte kaum zu atmen, als er sah, wie der Burgvogt sich anspannte, er den kurzen Energieanstieg spürte. „Ich weiß es nicht, Akiko“, sagte er dann ruhig: „Vielleicht starb der junge Herr auch zufällig. Aber Youkaikinder sterben gewöhnlich nicht einfach so. Allerdings konnte ich nichts Verdächtiges herausfinden. Prinzessin Yoko ist nun die Letzte der Blutlinie. Ich will sichergehen, dass ihr nichts zustößt. Ich versprach dem verstorbenen Herrn am Tage seines Todes auf seine Kinder aufzupassen. Einmal habe ich schon versagt.“ Die Kinderfrau verneigte sich: „Danke, Torajiro-sama. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht.“ Sie kehrte in das Zimmer der Prinzessin zurück. Der Burgvogt nickte den Kriegern zu: „Niemand außer Akiko und mir betritt das Zimmer der Prinzessin.“ Er fuhr herum. War da etwas in der Fensternische gewesen? Aber Myouga hatte bereits das Weite gesucht. ************************* In Sanshi scheint ja einiges Ungutes loszusein, wenn man Kinderzimmer in Hochsicherheitstrakte verwandeln muss. Im nächsten Kapitel: der Clan der Wölfe erfährt unser Fremder einige Neuigkeiten.. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-Ens, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)