Und alles ist gut von Elster ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Sie sitzen in einem Diner in Alabama. Kentucky Fried Chicken. Nichts geht über den Geruch von in siedendem Fett gegartem Geflügel am frühen Morgen. Nicht, wenn man die ganze Nacht über nicht geschlafen hat, weil man den halben Friedhof auf der Suche nach der richtigen Leiche umgraben musste. Massengräber sind die Hölle. Gott sei Dank gab es nur einen Bürgerkrieg. Im Angesicht der unklaren Sachlage (Wozu hatten sie überhaupt den ganzen Tag recherchiert?) hatte sogar Sam eingesehen, was Dean schon die ganze Zeit gesagt hatte, nämlich, dass es besser wäre, einfach alle Leichen zu verbrennen. Und sie haben sogar alles wieder eingegraben, als sie fertig waren. Es wäre also nicht nötig gewesen, die Polizei zu rufen. Sam und sein ‚Lass uns lieber auf Nummer sicher gehen und die Staatsgrenze überqueren’. Dean liebt sein Baby und er liebt es, sie zu fahren, aber er wäre lieber im nächstbesten Motelzimmer auf dem nächstbesten Bett kollabiert, vielen Dank. Sam hat auf dem Beifahrersitz geschlafen. Völlig unsolidarisch. Und geschnarcht. Also musste Dean am ersten Diner halten, an dem sie vorbeikamen (hinter der Staatsgrenze) und ihn wecken. Kaffeepause. Und Chicken Nugget Pause, weil ehrlich? Man kann nie genug von den Dingern essen. Also diskutieren sie darüber, ob es mehr Nahrungsgruppen gibt, als die Bekannten: Kaffee, Zucker, Käse und Frittiertes. Es ist eine dieser Diskussionen, die sie öfters führen. Wie die Frage, ob man das, was Sam trinkt noch Kaffee nennen kann und ob Dean das beurteilen kann, weil er auch heißes Wasser mit Koffein trinken würde, wenn es das gäbe. Oder die gängigeren Verschwörungstheorien von Area 51 und Rosswell über die Mondlandung bis zum Attentat auf JFK. Oder wer von ihnen Scully ist und wer Mulder (als ob das nicht offensichtlich wäre). Sam besteht darauf, dass Ernährungswissenschaftler Obst und Gemüse für nicht nur essbar, sondern essentiell halten. Dean hat keine Ahnung, wo er das her hat. Von ihm bestimmt nicht. „Pommes. Ketchup,“ sagt Dean und deutet auf die passenden Nahrungsmittel, als wäre Sam zwei Jahre alt und würde gerade sprechen lernen. „Gemüse. Kartoffeln sind Gemüse. Tomaten sind Gemüse. Das Fett kommt aus Pflanzen, also ist das auch Gemüse. Also gesunde Ernährung.“ Sam schüttelt wie jedes Mal den Kopf, als sei Dean der größte Idiot, der ihm jemals untergekommen ist. „Kaffee,“ sagt Dean und hebt die Tasse zum Mund. „wird aus Kaffeebohnen gemacht. Also auch Gemüse. Oder Obst, was auch immer.“ Dean hat die Theorie, dass Ernährungswissenschaftler eine Art Geheimbund bilden, dessen alleiniges Ziel darin besteht, den Menschen einzureden, dass sie schöner, schlauer, glücklicher oder stärker werden könnten, wenn sie außerirdisches Gemüse wie Zucchini und Auberginen zu sich nehmen, oder noch schlimmer Avokados. Es ist wie Gehirnwäsche. Die Leute fangen an, Fett und Zucker zu fürchten, wie den Leibhaftigen und die Industrie verdient ein Vermögen mit zucker- und fettfreiem Essen. Californication. „Ich weiß nicht, was die Red Hot Chili Peppers damit zu tun haben, aber abgesehen davon hat das eben fast Sinn gemacht,“ sagt Sam. Dean sagt, er hält zuckerfreie Cola für das Böse in Softdrinkgestalt. Sam lacht. Tierschutzaktivisten betreten den Laden und teilen routiniert Flyer mit Bildern von massakrierten Hühnern aus, während die Angestellten ebenfalls routiniert herumlaufen und versuchen, sie wieder einzusammeln. Dean isst seine Chicken Nuggets ungerührt weiter und sagt den Spinnern, die an ihren Tisch kommen, sie sollen verschwinden. Es ist schwer, Mitleid für Vögel zu haben, wenn man einmal einem Schwarm Harpyien begegnet ist. Mistviecher. Obwohl die Brüste beeindruckend waren. Sam lässt sich nicht nur einen der Flyer andrehen, er liest ihn auch noch durch. Dean hat Sam niemals irgendein Pamphlet, Werbeprospekt oder Wasauchimmer, das er erstmal in der Hand hatte, nicht durchlesen sehen. Sam ist der Siebenjährige, der mangels anderer Ablenkung die Motelzimmerbibel gelesen hat, wenn er nachts nicht schlafen konnte. „Massentierhaltung schädigt das Klima,“ teilt er Dean mit. Weit mehr als die Hälfte von Deans Allgemeinbildung basiert auf zufälligen Fakten, die Sam für mitteilenswert hält. „Leute, die den Mund aufmachen und heiße Luft rauslassen, schädigen das Klima,“ entgegnet Dean. Sam erklärt, warum Kühe Methan emittieren. Dean weiß nicht, ob Sam das tut, um ihn zu quälen oder ob er zu müde ist, um seinen inneren Pfadfinder im Zaum zu halten. Sam redet drüber, dass Hinduisten keine Tiere essen, weil es ja Reinkarnationen ihrer Verwandten sein könnten. Dean sagt, es sei unmenschlich, keine Tiere zu essen. Solang keine menschenmordenden Hühnergeister auftauchen, ist ihm das alles ziemlich schnuppe. Sam kommt auf verschlungenen Pfaden zum Prokopfenergieverbrauch der Amerikaner, der mehr als zehnmal so hoch ist wie der der Afrikaner und dreimal so hoch wie der der Europäer. Dean sagt, das interessiert ihn nicht, aber wenn Sam die Welt retten will und ein paar gute Pläne hat, hätte er seine vollste Unterstützung. Und dann lehnt er sich zurück, trinkt seinen Kaffee und blendet Sams Stimme aus. Abgesehen von dem Schlafmangel ist es ein guter Morgen. Er hat heißen Kaffee, einen Eimer voll frittiertem Huhn, sein Baby wartet vor der Tür auf ihn und Sam sitzt ihm gegenüber und plant die Erlösung der Welt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)