Bloody Lemons von Baku ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- * Er zog es vor den Schlaf mit einer hohen Dosis Schlaftablette zu verkürzen und ihn irgendwelcher Alpträume zu berauben, denn davon würde er schon noch genug haben, wenn sich Takatori, ß oder vielleicht auch Crawford eine nette Strafe für ihn ausgedacht hätten. Doch irgendwas - und dieses etwas schien ziemlich stur zu sein - hielt Schuldig trotz unmenschlicher Müdigkeit wach. Träge schleppte er sich in Richtung Fenster, schob die dünnen grauen Vorhänge bei Seite und spähte vorsichtig in die Dunkelheit nach oben. Langsam kippte er seinen Kopf wieder nach vorne und blickte nun am Haus hinab auf den Rasen. . Das selbe Ergebnis links und rechts, doch ein Telepath ließ sich selbst wenn er unter Beruhigungsmitteln stand nicht beirren wenn es darum ging der festen Überzeugung zu sein, dass da jemand sein musste. Behutsam drehte er den Griff seines Fensters in waagerechte Position und drückte es nach außen hin auf. Kühler Wind stieß ihm aus der Nacht entgegen, die Hitze des Tages hatte sich scheinbar gelegt, doch die Müdigkeit nahm zu, ließ seine Sinne mehr und mehr schwinden. Wenn er sich nicht bald sicher davon überzeugte, dass niemand dort draußen lauerte, dann würde er schlaftrunken nach vorne kippen und zielsicher aus dem dritten Stock auf den Boden stürzen. "Verzieh dich, du verfluchter Idiot." Hörte er plötzlich Nagis Stimme, klar und deutlich, wenn auch in gedämpfter Lautstärke. Erneut checkte Schuldig die Lage, kein Zweifel, Naoe-san hatte nicht mit 'ihm' gesprochen. Nur warum hielt sich der Kleine überhaupt mitten in der Nacht außerhalb des Gebäudes auf und wer war noch da? Es war klüger sich nicht einzumischen, er würde schon noch aus dem Chibi herausbekommen, was für nächtliche Soloaktionen er startete und das Schlafmittel begann immer stärker zu wirken. So leise wie möglich schloß er das Fenster wieder und schleppte sich zurück zu seinem Bett, auf dass er sich wie ein Stein fallen ließ. Am morgen hatte er Kopfschmerzen und an Lust zu arbeiten fehlte es ihm gänzlich, vor allem wenn er davon ausgehen durfte, dass es kein Stück kühler werden würde als am vorhergehenden Tag. Langsam, fast schon in Zeitlupe schlich er zum Waschbecken, wunderte sich über die Schriftzeichen auf dem Spiegel und begann sein Gesicht mit Wasser abzuwaschen. Die Erkenntnis, dass da jemand etwas mit schwarzem Stift auf das Stück Glas vor ihm geschrieben hatte, brauchte gut zwei Minuten, bis sie vollständig in seinem Bewusstsein angekommen war. Eine letzte Hand voll Wasser landete in seinem, vor Sonnenbrand schmerzendem Gesicht, dann blickte er schläfrig auf die schief und krumm dahingekritzelten Kanjis. 'Blut trocknet zu schnell als das man an einem Kratzer sterben könnte, darum ist ein Stoß direkt ins Herz nötig um das Übel gänzlich zu beseitigen.' Darunter stand in lateinischen Buchstaben, auf englisch 'Just before death it's important to remember the past. Try to find the source of the blood by following the sword's blade towards sweet smell of hope.' "Oh....", jaulte er gequält auf und versenkte seinen dröhnenden Kopf gleich wieder unter dem Wasserhahn. Abessinier schien sich ja wirklich Mühe zu geben ihm nach Möglichkeit ununterbrochen auf die Nerven zu gehen. /Naoe.../ Verflucht, wo steckte der Kleine denn jetzt schon wieder. Er würde ihm erstmal eine Standpauke wegen der vergangenen Nacht halten müssen und dann brauchte er ein Alibi um seiner privaten Rache nachzugehen, ohne dass man ihm einen Babysitter anhängte. Der Schnitt an seinem Hals pochte schmerzhaft, hatte ich wohl entzündet. "Dafür wirst du mir noch büßen du naiver Dreckskerl. Mich einfach laufen zu lassen ist eine Sache, aber glauben zu können, dass ich auf den selben Trick ein zweites Mal hereinfalle ist ja wohl die Höhe..." Wütend schleuderte er seine Faust gegen den Spiegel, ignorierte die Scherben, die sich in seine Hand bohrten und das Blut, dass an seinem Arm herablief, einfach. Abessinier hatte ihn wütend gemacht, schien ihn absichtlich zu provozieren und zu einem gnadenlosen Kampf auf Leben und Tod herausfordern zu wollen. "Verfluchter Mist.", brüllte er einfach los um seine Wut irgendwie abzubauen, während er seine Hand flüchtig mit einem Handtuch abwischte und dann die Tür zum Flur aufriß. Eigentlich wollte er einfach nur blindlings durch die Gänge stampfen, vielleicht Farfarello einen kurzen Besuch abstatten und sich dann auf zu Crawford machen, doch der Weg wurde ihm bereits auf dem ersten Meter von einem kleinen dunkelhaarigen Jungen blockiert, der mit weit aufgerissenen Augen vor ihm stand. "Nagi?" Er hielt inne, starrte verwirrt den zierlichen Telekineten an, der nur kurz und scheinbar fröhlich lächelte. "Man, was fällt dir ein hier vor meiner Tür herumzustehen Chibi?", knurrte er, packte Nagi grob am Handgelenk und stampfte zurück in seine Wohnung. Der Schreck hatte ihn wenigstens wieder abgekühlt, sein vor Wut völlig aufgewühltes Inneres besänftigt, dennoch, der kleinere setzte sich nur schweigend auf Schuldigs Bett und sah zu ihm auf, als stände ein fleischfressendes Monster an der Stelle des Rotschopfes. "Jaja.. ich weiß, dass ich dich gerufen hab Naoe. Ich weiß. Und jetzt hör auf so unschuldig zu tun." Hastig begann er damit die Teile des zerbrochenen Spiegels zusammen zu kehren und in einen Mülleimer zu entsorgen. Ihm wurde schlecht von dem unschuldigen Blick, den der dunkelhaarige Junge aufgesetzt hatte. Nagi war nicht dumm, wenn er wirklich etwas angestellt hatte würde er es ohnehin nicht vor Schuldig verbergen können und das wusste er. "Tut das nicht weh? Farfie wird wohl kaum ein geheimes Mittelchen kennen um dein Schmerzempfinden ebenfalls abzustellen.", fragte der Telekinet nach einer Weile bissig. /Halts Maul oder ich spreng deinen Schädel./ Verbandsmaterial hatte er keines, deswegen musste wohl oder übel weiterhin ein Handtuch hinhalten um die Blutung zu stillen und Nagi hatte Recht, die Schnitte brannten höllisch. "Ich kann auch wieder gehen wenn du mich nur gerufen hast um mich anzuschreien." "DU BLEIBST HIER!" Kaum hatte der Jüngere einen Versuch gestartet das Zimmer zu verlassen, als Schuldig ihn auch schon zurück gerissen und wieder auf dem Bett plaziert hatte. Wenn Nagi nicht von selbst mit der Sprache rausrückte, dann würde er ihn halt ausfragen müssen, denn es wäre unverzeihlich und vor allem auch gefährlich gewesen ihn nicht zur Rede zu stellen. Immerhin ging es hier auch um seine Sicherheit und um die stand es schließlich auch ohne einen Verräter nicht grade gut. "Mit wem hast du dich gestern Abend getroffen Chibi? Zwar war es eher Zufall, aber ich hab dich gehört und es war sicher keine von uns bei dir." Er bemühte sich so ernst wie möglich zu klingen und nicht allzuviel von der Angst, die er mit dieser Frage verband durchscheinen zu lassen. Zunächst schien es so als versuchte Nagi ihn zu ignorieren. Still sah er ihn mit zusammengekniffenen Lippen an, als warte er darauf, dass er etwas sagte, doch es bestand kein Zweifel daran, dass er die Frage verstanden hatte und auch den Zusammenhang in dem sie stand. "Also?" Lange würde der Kleine ihn nicht mehr an der Nase herumführen können mit seinen scheinbar unschuldigen großen Augen, die in dem hübschen kindlichen Gesicht als Bestechungswaffen fungierten. "ALSO?", wiederholte Schuldig seine Frage ungeduldig. Nervös schweifte sein Blick immer wieder aus dem Fenster, kontrollierte ob sich niemand draußen herumtrieb. "Ich kann nicht darüber sprechen..", flüsterte Nagi schließlich zögerlich mit zitternder, leicht rauher und ganz und gar nicht mehr so selbstbewusster Stimme wie vor ein paar Minuten. Scheinbar traurig, oder einfach nur ängstlich senkte er den Blick. Was sollte das jetzt? Schuldig hatte erwartet, dass der kleine Telekinet ihn wütend anschreien würde oder wenigstens behaupten, dass er am vorigen Abend mit niemandem gesprochen hatte. Verwirrt legte er das Blut getränkte Handtuch beiseite und schüttelte den Kopf. Mit Nagi stimmte etwas nicht, genau wie mit dem Rest der Welt. Warum machte der Kleine irgendwelchen Mist, wenn sie ohnehin schon genug Probleme hatten? Abessinier musste in ihrem Hauptquartier gewesen sein und das unbemerkt. Wer wusste schon was er noch alles machen konnte ohne das Schwarz dahinter kam und jetzt traf sich ihr Jüngster auch noch mit geheimnisvollen Gestalten über die er nicht sprechen wollte. "Nagi.", knurrte der Rotschopf gereizt, trag näher an den Jüngeren heran und packte ihn am Kragen um ihn auf seine Augenhöhe hochzuheben. "Sag mir wenigstens, dass es nicht Abessinier ist." Einen Augenblick starrte Nagi ihn entgeistert an, dann traten Tränen in seine Augen. Er hatte Angst, ganz offensichtlich, doch was scherte Schuldig das? Sicher, er mochte die Gefühle nicht, die aufgewühlt, hektisch und hasserfüllt auf ihn herab prasselten. Nagis Gedanken, seine Angst vor der Hand, die seinen Hals abschnürte, das Atmen zur Qual machte und gegen die er sich selbst mit Telekinese nicht wehren konnte. Nur irgendwie fühlte er sich nicht grade wie jemand, der Mitleid mit einem üblen kleinen Spion, einem widerwärtigen ehrlosen Verräter, haben sollte. "Red keinen Quatsch Schuldig... Ich würde mich niemals mit Abessinier..", keuchte der Kleine ängstlich, nachdem er wieder genug Luft bekam um überhaupt etwas zu sagen. Langsam beruhigten sich auch eine Gedanken und Gefühle wieder, gaben Schuldig ein klares Bild von dem was er über seine eigenen Worte dachte. Gelogen war es nicht, wenigstens vertuschte Nagi es falls doch sehr gut. Nur wenn er versuchte tiefer in das Gedächtnis des Jungen vorzudringen wurde er erfolgreich abgelockt, bekam nur ein sachtes Flimmern von vernebelten Bildern und gedämpften Gefühlen mit. Alles überschattet von einer gewaltigen Menge Blut, Angst und Einsamkeit und dann ein Wort, ein Wort, dass ihm ganz und gar nicht passte. Das Wort "Weiß". * Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)