The Legend Of Zelda - Links Greatest Loves von Menevoreth ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ich reite auf Epona und lasse mir den Wind durch die Haare streifen. Das habe ich mir nach all den Strapazen auch verdient. Allein schon die Tatsache, dass ich drei Rüstungen, drei Schilde und Ausrüstung für mindestens zehn weitere Wahnsinnige mit mir rumschleppe, hätte mir schon eine Auszeichnung einbringen müssen. Wie ich mit all dem überflüssigen Krempel kämpfen konnte, ist mir im Nachhinein ein Rätsel. Ich wende meinen Blick zu den Verlorenen Wäldern, dem Ort meiner Kindheit und der Erinnerungen, die nicht mit einem Laut des sich Auflösens oder einem Schrei enden. Wenn man vom Tod des alten Dekubaumes einmal absieht. Und der Ort, den Salia ihr zuhause nennt. Also beschleiße ich, mich in die Verlorenen Wälder zu wagen und sie auf ihrer Lieblingslichtung aufzusuchen. Gerade will ich das Kokiridorf betreten, da höre ich hinter mir auf dem Baum einen großen Vogel landen. Ich brauche mich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass es die Eule ist. Allerdings weigere ich mich, mich umzudrehen, denn ich weiß genau, dass sie wieder etwas von mir will, mich durch halb Hyrule scheuchen wird und dann – ohne ein Wort des Dankes – einfach verschwindet. Ich betrete bereits den hölzernen Durchgang, der zur Hängedrücke des Dorfes führt, da erklärt mir die Eule auch schon: „Schuhu, Prinzessin Zelda will, dass du sie aufsuchst.“ Zelda, die Wurzel allen Übels. Gut, das ist etwas übertrieben. Die halbe Wurzel allen Übels. Und auch eine von denjenigen, die einen nur finden, wenn sie etwas wollen. Etwas genervt von der bloßen Anwesenheit der Eule drehe ich mich um. »Was will sie?« Die Eule muss wohl den Unterton in meiner Stimme überhört haben. »Das wird sie dir sagen, wenn du ihr gegenüber stehst.« Ich gebe der Eule durch ein Zeichen zu verstehen, dass ich der Aufforderung nachkommen werde. Nur wann das ist, entscheide dieses Mal ich. Die Zeiten, wo ich sofort losrannte, sind ein für alle Mal vorbei. Ich setze meinen Weg in die Verlorenen Wälder fort. Keine zehn Meter nach dem Dorfeingang rennt mir eine blonde Kokiri entgegen, die einen Brief in der Hand hält. Atemlos erklärt sie mir: »Der kam vor ein paar Tagen hier an.« Dann, als ob sie sich für etwas entschuldigen müsste, sagt sie in einem Ton, der mir nicht ganz einleuchtet: »Ich habe ihn nicht gelesen.« Aber gerade dadurch, dass sie es so betont, habe ich das Gefühl, dass sie ihn mehr als nur einmal gelesen hat … Schnell läuft sie weg und ich entfalte das Papier. Mein süßer Grashüpfer, wenn du meinen Kühen etwas vorspielst, wird ihre Milch so sahnig. Selbst den Chateau Romani stellst du mit deinem Kuh-Lied in den Schatten, denn die Kühe wiegen sich sanft bei der Musik im Takt. Ich wünschte, du würdest dich einmal selbst davon überzeugen. Wenn du doch nur hier wärst … Ich stelle mir vor, wie du und ich die Kühe hüten, über uns der Mond, der sanft auf uns herablächelt. Bitte komm, sobald du Zeit findest. Die Kühe vermissen dich. In Einsamkeit Malon Ich frage mich, was genau sie jetzt meint, denn es geht ihr offensichtlich nicht wirklich um die Kühe. Ich beschließe, den Brief einzustecken und bei Gelegenheit zu antworten Aber jetzt will ich wirklich zu Salia. Ich betrete die verlorenen Wälder und gehe den mir bekannten Weg durch das Labyrinth, bis ich zu der Stelle komme, die die Wälder mit dem Zorafluss verbindet. Der kleine Teich und der Weg, der mich eigentlich zu Salia führen sollte, sind von Zoras umstellt. Einer von ihnen, der sich selbst wohl für sehr wichtig halten muss, kommt auf mich zu und mustert mich von oben bis unten. »Die Prinzessin schickt mich, Euch an euer Versprechen zu erinnern.« Welches Versprechen? Ich weiß nicht, wovon er da spricht und deswegen zucke ich mit den Schultern. Er sieht so aus, als habe er keine andere Reaktion erwartet und holt den blau-goldenen Zora-Saphir aus einer eigens dafür vorgesehenen Truhe. »Jenes Versprechen.« Ich werde von den Zoras umzingelt, wodurch mir nichts anderes übrig bleibt, als ihnen zu folgen. Ruto würde es wahrscheinlich nicht gerne sehen, wenn ich ihr Volk drastisch dezimieren würde. Die letzten Meter werde ich geschubst, da ich den Zoras eindeutig zu langsam bin. Ruto sitzt mit überschlagenen Beinen auf dem Platz, den ihr Vater sonst einnimmt und schaut mich mit einer Mischung aus Enttäuschung und Wut an. »Es war grausam von dir, mich so lange warten zu lassen«, jammert sie. »Ich habe Wochen auf dich gewartet. Monate! Wo warst du?« Wie soll ich denn bitte auf so eine Frage antworten? Ich überlege, bis Ruto mich so böse anschaut, dass ich nicht anders kann, als verzweifelt die Arme in die Luft zu reißen und „es tut mir leid“ zu sagen. Auf Rutos Gesicht macht sich ein Lächeln breit. »Gut, dann können wir ja jetzt endlich mit der Planung anfangen.« »Planung?« »Ach Link, tu doch nicht so. Du weiß doch ganz genau, was ich meine.« Ich bin versucht, meinen Kopf zu schütteln, wage es aber nicht, weil sie schon wieder so streng schaut. »Was meinst du, wollen wir in einer Woche? Nein? Du hast Recht. Morgen!« »Mo…« »Ich wusste, dass du von dieser Idee auch begeistert sein würdest«, erklärt sie mir freudestrahlend. Bevor ich mich versehe, werde ich auch schon in ein Zimmer geschleift und dort abgesetzt. Nach einer Weile wage ich einen vorsichtigen Blick vor die Tür. Das halbe Reich der Zoras ist inzwischen mit bunt gefärbten Algen geschmückt und es herrscht rege Betriebsamkeit. Ich ziehe mich den Raum zurück, in dem ich abgeladen wurde und sehe mir an, was von meiner Ausrüstung – die übrigens unter meine Mütze und sonstige Kleidung passt – nützlich sein könnte, um ungesehen verschwinden zu können. Ich nehme meine Mütze ab und beginne zu suchen. Ein Enterhaken … Nicht schlecht für den Anfang. Eine winzige Bombe mit großer Durchschlagkraft, eine Zoramaske. Ich setze die Maske auf und lege meine blaue Rüstung an. So getarnt will ich mich unter die anderen Zoras mischen, doch durchschauen die meinen Plan viel zu schnell. Wieder lande ich bei Ruto; und wieder setzt sie diesen Blick auf, der den härtesten Goronen dazu bringen würde, augenblicklich wegzurollen. »Also wirklich, Link. Man könnte meinen, du wolltest mich gar nicht.« Ich mache den Mund auf, da ich etwas sagen will, doch sie ist schneller als ich und plaudert fröhlich weiter. »Aber das stimmt nicht, habe ich Recht? Wen solltest du denn sonst wollen außer mir? Außerdem sind wir schon so lange verlobt, da konntest du doch nie auf die Idee kommen, dich nach anderen umzusehen.« Ich weiß nicht, was ich tun, was ich sagen soll. Und Ruto redet in der Zwischenzeit weiter, als würde sie nicht mitbekommen, dass ich immer mehr verzweifle. »Ich brauche frische Luft«, würge ich hervor, als Ruto nach einem beinahe endlosen Satz Luft holt. »Schatz, sag doch, dass ich dir zu schnell bin.« Zu schnell, zu anstrengend, zu anhänglich. Wenn ich das jedoch ausspräche, wäre ich wahrscheinlich innerhalb kürzester Zeit Walfutter … »Ich denke, wir sollten das Ganze doch noch um einen Tag verschieben. Dann haben wir noch genug Zeit, den Kokiri zu sagen, sie sollen auch kommen.« Kokiri … Salia … Und wieder fällt mit Ruto ins Wort, bevor ich es überhaupt aussprechen kann: »Wahrscheinlich willst du sie selbst einladen. Die können bestimmt nicht lesen. Ich gebe dir jemanden mit, der dich begleiten wird.« Seite an Seite mit meiner Wache mache ich mich wieder auf den Weg da hin, wo ich ohnehin schon die ganze Zeit hin wollte. Malons Einladung, den Kühen etwas vorzuspielen, kommt mir auf einmal äußerst verlockend vor. Ich versuche, meine fischige Klette im Waldlabyrinth abzuschütteln, doch wenn etwas mindestens eben so anhänglich wie Ruto ist, dann er. Bis zur Lichtung schaffe ich es nicht, ihn loszuwerden, was mir von Seiten Salias einen sehr eigenartigen Blick beschert. Aber dann, als er sich mehr oder weniger dezent an dem Rand der Lichtung gestellt hat, mir aber durch einen Blick zu verstehen gibt, mich nicht aus den Augen zu lassen, wende ich mich an Salia, doch kaum habe ich Luft geholt, um ihr leise etwas zu sagen, da strahlt sie mich schon an und erklärt: »Gut, dass du endlich da bist. Du musst dringend mal wieder die Spinnen im Waldtempel beseitigen. Die nehmen langsam überhand. Vor lauter Weben kann man die Wände langsam nicht mehr sehen. Das machst du doch für mich, oder?« Ich nicke in der Hoffnung, sie nach der Säuberung des Tempels um ihre Hilfe bitten zu können. Salia sieht so begeistert über meine Hilfe aus, dass ich mich gleich in den Tempel aufmache und mithilfe meines Schwertes und einer Fackel den gesamten Tempel bereinige. Hinterher sehe ich zwar so gut wie keinen Unterschied, da große Teile des Tempels ohnehin im Dunkeln liegen, aber wenn es Salia glücklich macht … Kaum habe ich den Tempel wieder verlassen, fragt Salia, ob ich auch wirklich keine Ecke übersehen habe, da sie sich, vor allem nachts, so sehr vor diesen Tieren fürchte. Ich bestätige ihre Frage durch ein Nicken und will ansetzten, meine Bitte auszusprechen, da bekommt Salia glasige Augen und nickt nur hin und wieder. Zu gerne würde ich wissen, wer gerade Kontakt mit ihr aufgenommen hat. »Link, es tut mir leid, aber ich muss weg. Die Weisen rufen mich zu sich. Wusstest du, dass Ruto heiraten will?« Ich will sie noch aufhalten, doch da hat sie sich bereits in einen grün leuchtenden Ball verwandelt und schwebt zu einem anderen Ort. Mir entweicht ein leises, aber sehr verzweifeltes »Hilfe …« Und da steht auch schon wieder der Zora neben mir. »Wir sollten gehen«, meint er und ich lasse mich von ihm ein Stück mitschleifen, bis mir einfällt, dass ich doch eigentlich von Zelda gerufen worden bin. Und Zeldas Befehl steht in der Regel sogar noch über dem von Ruto. Ich erkläre dem Zora, wo ich noch dringend hinmüsse; und der lässt mich mit einem Ausdruck im Gesicht ziehen, als habe er gerade auf etwas gebissen, das eine Kombination aus Kugelfisch und Zitrone gewesen sein musste. Als Schloss Hyrule in Sichtweite kommt, befällt mich beinahe so etwas wie Erleichterung. Was kann Zelda denn schon großartig wollen, außer, dass ich irgendein Urvieh für sie erschlage. Die Wachen, die meinen Anblick bereits gewöhnt sind, beachten mich nicht weiter und ich trete durch das Tor, das zum Schloss führt. Lange schon muss ich nicht mehr durch die engen Abwasserkanäle kriechen, durch die ich ohnehin nicht mehr passen würde. Stattdessen laufe ich über die heruntergelassene Zugbrücke direkt in einen Hof, an den einige Gebäude grenzen. So zum Beispiel die Gemächer Zeldas, die ich – zum Glück – noch nie von Innen sehen musste; und der Thronsaal, den ich als Kind durch ein Fenster aus einem kleineren Hof heraus einmal sah. Und mit ihm auch Ganon. Aber diesen Gedanken verdränge ich ganz schnell wieder. Nur dieses Mal laufe ich den langen roten Teppich entlang, wobei Zelda mir wie ein weit entfernter Strich vorkommt. Umso näher ich komme, desto deutlich ist ihr anzusehen, dass sie nicht von mir erwartet, etwas oder jemanden zu töten. Stattdessen betrachtet sie drei Kleidungsstücke, die von der Machart alle gleich sind, sich jedoch in der Farbe unterscheiden. Eines ist grün, das andere Blau und das letzte rot. Ich frage mich, ob sie diese Kleidungsstücke für sich hat anfertigen lassen, als sie eines davon hochhebt und mir klar wird, dass sie für einen Mann bestimmt sind. Als ich noch näher herangehe, bemerke ich, dass komplizierte Muster und Symbole auf jedes der Stücke gestickt wurden. Und dann sieht Zelda von den protzigen Sachen zu mir. »Link, wie schön. Ich hatte dich gar nicht so schnell erwartet. Welche Farbe gefällt dir am besten?«, fragt sie und ich stehe einen Moment da und weiß nicht, was ich sagen soll. »Grün …?«, meine ich dann nach einer Weile. »Sehr schön. Dann kannst du es ja auch gleich anprobieren.« Zelda schickt mit einer leichten Bewegung ihrer Hand alle Frauen raus, die sie umgeben und es bleiben nur ein paar Männer übrig, die sich auch schon daran machen, mich meiner Kleidung bis auf die Unterwäsche zu entledigen. Noch nicht einmal Zeit, ein Wort des Widerstandes auszusprechen, lassen sie mir. Zelda betrachtet mich, als ich in der Kleidung, in der ich mir wie ein Hofnarr vorkomme, vor ihr stehe. »Nein, so geht das nicht. Du siehst aus wie ein Horrorkid.« Fast in selben Moment, da sie die letzte Silbe ausspricht, wird mir das grün-goldene Zeug auch schon wieder von Körper gerissen und wenige Momente später sehe ich mich in blau-silber gehüllt. Dieses Mal komme ich mir vor wie ein Fisch in einem Drahtgeflecht. »Schon besser«, kommentiert Zelda. »Aber jetzt will ich auch noch das Rote sehen.« Und wieder das gleich Prozedere. Und dieses Mal komme ich mir vor, als habe man mich in einem Topf Farbe getaucht. Dieser Eindruck verstärkt sich, als ich einen Blick in den Spiegel werfe. »Fürchterlich«, entfährt es Zelda. Also werde ich – nur, um sie zufriedenzustellen – erst noch mal in die grüne und dann in die blaue Kleidung gezwängt, bis Zelda entscheidet, dass es an meiner Mütze liegen müsse. Also wird sie mir von Kopf gezogen und noch einmal werden alle drei Varianten an mir ausprobiert. »Also jetzt sieht das Rote bei dir ja richtig gut aus …«, meint Zelda, stützt ihr Kinn auf ihre Hand und sieht mich dabei nachdenklich an. Hat sie mich deswegen zu sich gerufen? Damit ich ihre Kleiderpuppe spiele? Dann sieht sie mich freudestrahlend an und verkündet: „Versuchen wir, die Farben zu kombinieren.“ Nachdem mir sämtliche Kombinationen an Farben, die zur Verfügung stehen, übergestreift wurden, erklärt Zelda: »Also mir gefällt das blaue Oberteil mit der roten Hose zusammen am besten.« Ich blicke aus einem der vielen Fenster und bemerkte, dass die Sonne inzwischen untergeht. Aber immerhin scheint Zelda sich jetzt entschieden zu haben. »Das ist es, was du tragen wirst.« Wie? Wann? Und vor allem: Warum? »Ich habe lange überlegt, wie ich mich bei dir erkenntlich zeigen könnte. Und dann, als ich eines Abends in meinem Bett lag und an meine Eltern dachte, wusste ich, was zu tun ist.« Ich habe das Gefühl, dass Zelda mir gerade etwas vermitteln will, aber ich bin zu müde, um es jetzt noch zu verstehen. Zeldas Worte kommen bei mir an, als habe jemand die Zeit verlagsamt. Tröpfchenweise und zähflüssig. »Link, ich will, dass du mein Mann wirst.« Plötzlich bin ich wieder hellwach. Was will sie? Aber ich kann doch nicht … Das geht doch nicht … Ich … »Aber Link, du bist ja auf einmal so blass«, höre ich Zelda sagen. »Luft …«, hechele ich. Nicht nur, weil ich wegen einer Panikattacke kaum atmen kann, sondern auch, weil meine Kleidung viel zu eng ist. Zelda muss mich dünner in Erinnerung gehabt haben, als ich bin. Ich versuche aus dem Oberteil zu kommen, das sich wie ein Folterinstrument anfühlt, doch finde ich nichts, was mir auch nur im Entferntesten wie meine Rettung vorkommt. Eher habe ich das Gefühl, es noch schlimmer zu machen. Plötzlich wird mir Schwarz vor Augen … Ich wache in einem sehr großen Raum auf. Aber mir sehe ich schweren Stoff und spüre, dass ich auf etwas Weichem liege. Ein Himmelbett? Ich habe nie eines besessen. Mit halb geschlossenen Augen sehe ich mich vorsichtig um. Etwas von mir entfernt sitzt Zelda und blickt nachdenklich aus dem Fenster. Ich schließe die Augen, in der festen Überzeugung, jetzt in Wahrheit in meinem Baumhaus in meinem Bett zu liegen und das alles nur zu träumen. Genau in diesem Moment höre ich das nur allzu vertraute »Hey« Navis. Sie kommt durch das Fenster geflogen, aus dem Zelda gerade schaut, wodurch sie sieht, das ich wach bin. Navi steuert auf mich zu und beginnt, theatralisch in der Luft auf und an zu schweben. »So eine Schlafmütze!«, regt sie sich auf; und ich sehe, wie Zelda milde über die Fee lächelt. »Hast du denn nichts Besseres zu tun, als den ganzen Tag faul im Bett zu liegen?« Ich gebe den Versuch auf, so zu tun, als würde ich noch immer schlafen, und setze mich auf, wodurch ich in Navis kleines Gesicht sehen kann. Sie sieht verärgert aus. »Weißt du denn nicht, dass du erwartet wirst?« Ich schüttele den Kopf, denn ich hoffe, dass sie nicht Ruto meint. »Der Dekubaum hat dich schon vor mehreren Tagen zu sich rufen lassen!« Der Dekubaum … Meine Rettung! Vielleicht kann ich mich ja tief in den Wurzeln des alten Baumes vor den beiden Heiratswütigen retten. Ich will aufspringen und losrennen, als ich feststelle, dass man mich in ein Schlafhemd gesteckt hat. So kann ich mich unmöglich rauswagen. »Manchmal habe ich das Gefühl« höre ich Zelda sagen »du hast mehr für diesem Baum übrig als für mich oder irgend eine andere auf dieser Welt.« Soll ich ihr jetzt sagen, dass sie Recht hat? Für einen Moment sehen wir uns an, aber dann lächelt sie schon wieder. »Ach, jetzt habe ich mich dabei erwischt, eifersüchtig auf einen Baum zu sein. Wie dumm von mir. Ich weiß doch, dass es für dich nur mich gibt.« Nachdem Zelda den Raum verlassen hat, ziehe ich mich, so schnell ich kann, an. Kaum bin ich fertig, fliegt Navi nahe an mein Ohr und sagt: »Er will dich gar nicht sehen. Aber ich dachte mir, du könntest Hilfe gebrauchen. Mich weiß doch, dass du ohne mich vollkommen aufgeschmissen wärst.« Womit sie absolut Recht hat. Ich verspüre das Bedürfnis, sie zu umarmen, doch fürchte ich, dabei ihre Flügel zu beschädigen. So halte ich ihr nur meine Hand hin, damit sie darauf landen kann. »Wo wollen wir jetzt hin?«, fragt sie. Ich zucke mit den Schultern. Das weiß ich selbst noch nicht so genau. Da hin, wo Epona uns hinführt. Aber nicht zum Hylia-See und auch nicht auf die Lichtung in den Verlorenen Wäldern. »Vielleicht … ins Gerudo-Tal?« Navi beginnt, aufgeregt mit ihren Flügeln zu schlagen und sieht dabei aus, als würde sie in der Luft hüpfen. Dabei gibt sie ein Geräusch von sich, das wie ein Glöckchen klingt. »Gerudo-Tal??? Nein, nein da können wir nicht hin!« Ich frage mich, was sie auf einmal hat. Ein Tal voller Frauen war doch sonst nie ein Problem für sie gewesen. »Ich möchte Naboru wieder sehen«, erkläre ich ihr. »Es ist schon so lange her, seit wir uns zuletzt sahen.« Navis dreht eine große Runde um mich und verschwindet dann unter meiner Mütze. Ich werde das Gefühl nicht los, sie könnte schmollen. Nur weiß ich nicht, warum sie sich auf einmal so eigenartig verhält. Zum Glück ist Epona immer noch da, wo ich sie zurückgelassen habe. Zufrieden kaut sie an einem Grasbüschel und sieht mich ergeben an. Wenn man bei einem Pferd von so etwas reden kann. In der Ferne sehe ich die Lon-Lon Farm und erinnere mich an die Einladung. Eigentlich wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, um ihr nachzukommen, beschließe ich; und treibe Epona dazu an, genau in diese Richtung zu laufen. Kaum habe ich die Farm betreten, höre ich auch schon Malon, wie sie ihr Lied singt. Epona ist nicht mehr zu halten und rennt mit einer Geschwindigkeit auf sie zu, die mich um Malons Leben bangen lässt. Im letzten Moment bremst Epona ab und kommt zum Stehen, doch ich habe nicht soviel Glück und lande deswegen im Gras vor Malon Füßen. Sie fängt an zu lachen. »Das sah sehr kunstvoll aus? Machst du das noch mal?« Ich rappele mich mühselig wieder auf die Beine und reibe mir mein schmerzendes Hinterteil. Malon schaut mich mit einem Blick an, bei dem ich ihr nicht böse sein kann. Aber mein kleiner Unfall erinnert mich daran, dass ich langsam aus der Form komme. Etwas, das ich ganz dringend ändern muss. »Die Kühe haben dich so sehr vermisst … Sie werden glücklich sein, dich endlich zu sehen..« Ich hole meine Okarina hervor, doch Malon sieht mich mit großen Augen an, als verstünde sie nicht, was ich damit wolle. »Komm. Von unserem Haus aus können sie dich am besten hören.« Ich spüre, wie Navi sich unter meiner Mütze an meinen Haaren zu schaffen macht und daran zieht, was zwar unangenehm ist, aber nicht wirklich weh tut. Wenn sie mir etwas sagen will, dann soll sie es so tun, das ich es auch verstehen kann. Malon greift inzwischen nach meiner Hand und zieht mich in Richtung Haus. Navis Ziehen wird stärker. Im Haus angekommen breitet Malon ihre Arme aus und dreht sich einmal um sich selbst. »Stell dir mal vor. Du und die Kühe und ich. Wäre das nicht schön, wenn das so bis ans Ende unserer Tage sein könnte?« Jetzt verstehe ich, was Navi mir zu verstehen zu geben versucht. Langsam gehe ich rückwärts, bis ich die Tür in meinem Rücken spüre, und ergreife die Flucht. Langsam beginne ich die Zeiten zu vermissen, in denen diverse Viecher versuchten, mich zu erschlagen. Wir verstanden uns wenigstens. Ihre Sprachen waren eindeutig! Ich reite ohne bestimmtes Ziel mehrere Tage durch die Hylianische Steppe. Ich habe keien Ahnung, wo ich hin soll, denn ich weiß nicht, wo ich mich vor Zelda, Malon und Ruto verbergen könnte, bis mir der Geistertempel einfällt. Do dazu müsste ich durch das Gerudo-Tal, das ja bekanntlich voller Frauen ist, die, wie Navi meinte, wahrscheinlich ebenfalls gerade Frühlingsgefühle bekommen könnten. Deshalb hat sie auch vorgeschlagen, dass wir uns nachts durchschleichen. Eine Idee, der ich nicht abgeneigt bin, und sie deswegen auch genauso ausführe. Auf dem Weg zum Gerudo-Tal bemerke ich plötzlich eine grün leuchtende Kugel über mir, die kurz darauf etwas von mir entfernt zu Salia wird. Ich lenke Epona zu ihr und bemerke, dass Salia mich mit schräg gelegtem Kopf nachdenklich ansieht. »Zelda und Ruto haben mir beide gesagt, ich wäre zu ihren Hochzeiten eigeladen. Und nun meinten beide, es könnte sein, dass ihre Auserwählten vielleicht nicht wiederkommen würden. Weiß du vielleicht etwas darüber?« Ich schüttele den Kopf. Vielleicht etwas zu schnell, denn Salia macht plötzlich große Augen und sieht mich verblüfft an. »Sie haben von dir gesprochen?« Es ist mehr eine Feststellung als eine Frage. Ich versuche den Kopf zu schütteln, doch weiß ich, dass Salia mich längst durchschaut hat. »Ich befürchtete schon, dass du in mir immer nur ein Kind sehen würdest.« Sie klingt traurig. Wenn ich nur wüsste, wie sie auf diesen Gedanken gekommen ist. Sie ist meine beste Freundin. Da spielt es doch keine Rolle, wie sie aussieht. »Das ist das Problem an Gefühlen, nicht wahr? Sie lassen sich nicht einfach so verdrängen. Ich kann ja verstehen, dass du Zelda magst, aber Ruto … Wie stellst du dir denn eine Zukunft mit ihr vor?« Einen Moment ist sie ganz still. »Wenn du doch nur ein richtiger Kokiri wärst …« Ich steige von Epona ab, da ich glaube, Salia könnte es jetzt gebrauchen, wenn ich sie in den Arm nehme. Doch genau das nutzt sie aus und drückt mir ihre Lippen auf sdie Wange. Erschreckt lasse ich sie los. In der Ferne erblicke ich ein goldenes und ein blaues Leuchten. Zelda und Ruto! »Wir sind in Gedanken verbunden«, höre ich Salia sagen, aber ich achte nicht auf sie. In der Ferne sehe ich eine Kuh auf uns zugelaufen kommen, auf der Malon reitet. Entweder, ich bilde mir das ein, oder Epona empfindet eine genauso große Panik wie ich. Schneller, als ich es selbst für möglich gehalten hätte, sitze ich wieder auf ihrem Rücken und und lasse sie entscheiden, wohin sie mich trägt. In eine ungewisse Zukunft, soviel ist sicher. Unter meiner Mütze spüre ich, wie Navi sich an mich schmiegt. 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