Ehre und Stärke II : Plutos Boten von Tatheya (oder: Gundam Wing goes Ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 22: ------------ Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kapitel XXII Entgegen Treizes Vermutungen hatte Zechs gut geschlafen. Zwar hatte er sich noch etliche Gedanken über seine Mutter und ihr Wissen um die ägyptische Gottheit Horus - und warum sie ihn ebenso genannt hatte – gemacht, doch über seine Grübeleien war er eingeschlafen. Er fragte sich, ob der kleine Zauber, den er gestern bei Treize vollzogen hatte, wirkungsvoll gewesen war. Es war komisch für Zechs gewesen. Die Worte, die er benötigte hatte um die Geister zu beschwören, waren ihm so vertraut gewesen. Fast so als ob er sie jeden Tag benutzen würde. Dabei hatte er sich viele Jahr davor gescheut diese Fähigkeiten zu nutzen. Seine Mutter hatte ihm diese Sprüche gelehrt, ebenso die Runen und ihre Macht. Aber seit jenem Tag, der Zechs‘ Leben in eine völlig neue Richtung lenkte, hatte er mit diesen Mächten nichts mehr zu tun haben wollen. Genau so wie er seinen alten Namen abgelegt hatte. Doch genug der finsteren Gedanken, die seinen Geist vernebelten. Es war ein neuer Tag, mit neuen Möglichkeiten. Eine davon war die anstehende Reise nach Ägypten. Zechs musste alles daran setzen, dass Treize ihn mit in dieses mysteriöse Land nahm. Nachdem er sich angekleidet und gewaschen hatte, trat Zechs in das Atrium der Stadtvilla. Treize war nirgends zu sehen. Für einen kurzen Moment zögerte Zechs. Sollte er den linken Flügel der Villa betreten und Treize suchen, um sofort mit ihm zu sprechen? Womöglich lag der Konsul noch in seinem Bett. Doch dann verwarf er es, Duo hatte ihn davor gewarnt diese Räumlichkeiten zu betreten. Warum auch immer. Wie er es bis jetzt jeden Tag in Rom getan hatte, wollte Zechs auch am heutigen Morgen das Frühstück mit den Dienern in der Küche einnehmen. Kaum hatte er sich jedoch einen Fladen Brot mit einem der Sklaven geteilt und einen Becher mit Wasser getrunken, führte ihn einer der Sklaven auf die Bitte Treizes hin in den besagten linken Flügel der Villa und damit in die alten Familiengemächer der Khushrenadas. Selbst Zechs, der nun ja bei weitem kein großartiger Kunstkenner war, fiel auf, dass die Möbel, die Bemalungen an den Wänden, ja sogar die Mosaikarbeiten der Fließen irgendwie altmodisch waren. So als ob diese Räume ganz bewusst nicht der aktuellen Mode und Launen unterworfen waren. So als ob sie etwas konservieren wollten, etwas, das es ohnehin schon lange nicht mehr gab. Zechs hingegen fühlte sich sofort nicht wohl inmitten dieser Mauern, deshalb folgte er dem Diener und hielt sich erst gar nicht damit auf die Reliefs an der linken Wand näher zu betrachten. Doch dann hielt er doch inne. Treizes Name war ihm in einer gemeiselten Inschrift ins Auge gefallen. Hastig überflog Zechs die restlichen Zeilen, vieles waren nur Abkürzungen, wie das bei römischen Inschriften so üblich war und manches konnte er einfach nicht entziffern. Doch soviel verstand er: Hier waren Treize, als kleiner Junge, und noch ein anderes Kind in Stein verewigt. Ein Kind, das ebenfalls den Namen Khushrenada trug. „War sie etwa seine Schwester?“, fragte Zechs den Diener. Dieser zuckte nur mit den Schultern, ob aus Unwissenheit oder weil es ihm so befohlen worden war, vermochte Zechs nicht zu sagen. Er beließ es damit und sie gingen weiter, stiegen eine schmale, dunkle Treppe hinauf und Zechs fand sich plötzlich dem grellen Sonnenlicht ausgesetzt. Seine Augen benötigten einen Moment bis sie sich angepasst hatten. Dann sah er, dass sie sich auf dem Dach der Villa befanden. Mehrere grobe Leinentücher waren auf der Fläche des Daches gespannt und spendeten wohltuenden Schatten. Unter einem dieser Sonnensegel saß Treize, ganz unüblich auf dem Boden und mit unter ihm verschränkten Beinen. Auf seinen Knien balancierte er ein Holzbrett worauf eine Schriftrolle lag, in der er etwas schrieb. Zechs hatte den Konsul noch nie schreiben sehen, dachte dass Treize diese Arbeit nur von seinen Sklaven machen ließ. Aber natürlich musste Treize selbst auch schreiben können, rief sich Zechs ins Gedächtnis. Trotzdem war der Anblick ungewohnt. Jetzt sah Treize auf und winkte Zechs zu sich heran in den Schatten. Der Diener, der Zechs eskortiert hatte, war schon wieder im Inneren des Hauses verschwunden. „Duo hat Wein über die Toga verschüttet und ist gerade dabei sie wieder zu reinigen. Dummerweise hat der Junge auch nur eine weiße Toga eingepackt.“, kam Treize jeder möglichen peinlichen Frage zu seinem Kleidungszustand entgegen. Der Konsul trug nur eine unscheinbare, hellgraue Tunica, die auch noch reichlich knapp ausfiel. Zechs erinnerte sich daran, dass Treize heute der Senatssitzung beiwohnen musste, deshalb die formelle weiße Toga. „Verzeiht Herr.“ Beschämt senkte Duo den Kopf, der gerade noch eine Holzplatte auf der schon allerlei Köstlichkeiten angerichtet waren, auf das Dach brachte und sie Zechs reichte. Der musterte den Diener genauer. Duo wirkte regelrecht abgespannt und erschöpft. So hatte er den jungen Sklaven noch nie erlebt. „Schlecht geschlafen Duo?“, erkundigte sich Zechs beiläufig während er sich etwas vom Kräutersud einschenken ließ. Die Römer verdünnten den Sud für gewöhnlich mit Wein. Aber Zechs trank ihn auch gerne unverdünnt. Duo nickte nur, verbeugte sich und schien es sehr eilig zu haben sie wieder zu verlassen. „Duo verhält sich merkwürdig.“, murmelte Zechs. Er wusste nicht, ob der Diener ihn noch hören konnte. Treize hatte da weniger Skrupel. „Er ist schon seit zwei Tagen so.“ „Hat er Streit mit Heero?“ Zechs biss in ein Stück Granatapfel und spülte die Kerne mit einem Schluck Sud die Kehle herab. „Ich bete zu den Göttern, dass dem nicht so ist. Noch ein solches Drama in meinem Haushalt stehe ich nicht durch.“ Der Konsul spielte auf Trowa und Quatre an. Und wenn Treize von sich aus das Thema schon anschnitt, ergriff Zechs gleich diese Gelegenheit. Auch wenn ihm auffiel, dass Treize heute Morgen nicht in bester Stimmung war. „Was meinst du, wo Trowa ist?“ „Woher soll ich das denn wissen?“, entgegnete Treize etwas gereizt. „Ich denke, dass er das Gut verlassen hat, weil er so Quatre dazu bewegen will sich vernünftig zu benehmen und die Heirat einzugehen. Aber das habe ich dir schon dutzendfach gesagt!“ Treize rieb sich über die kleine rote Stelle unter seinem Auge, die Zechs bereits gestern Nacht in der Bibliothek aufgefallen war. Zuerst wollte Zechs etwas erwidern, dass ihn Treize gleich so anfuhr. „Ich denke, dass er wieder auftaucht... Vielleicht in einem Monat.“, setzte Treize noch hinzu und schrieb wieder weiter auf der Schriftrolle. Doch schon nach ein paar Zeilen hielt er wieder inne. „Was hast du gestern eigentlich mit mir gemacht?“, wollte er mit befehlendem Tonfall in der Stimme wissen. „Hat es gewirkt?“ „Ja.“ Treize war es deutlich anzusehen wie peinlich es ihm war zuzugeben, dass ein barbarisches Zauber ihm geholfen hatte tief und fest zu schlafen. „Ich mache es gern wieder.“, bot Zechs freundlich an und ließ sich nicht anmerken, dass er irritiert war von Treize unterkühltem Verhalten ihm gegenüber. Insgeheim hatte er es sich nicht zugetraut, dass er den Zauber vollziehen konnte. Aber anscheinend waren die Götter ihm noch gewogen und das Blut seiner Vorfahren noch so stark wie früher, womöglich sogar stärker. „So weit kommt es noch.“, knurrte Treize abfällig und warf den Griffel einfach zur Seite. Das Schreibgerät landete mit einem leisen Klirren auf den Steinen. Zechs musterte den Konsul. Er war es ja mittlerweile gewohnt, dass Treizes Verhalten nicht immer leicht nachzuvollziehen war. Treize war einfach ein Meister im Verstellen und Schauspielern gerade wenn er sich von anderen Menschen beobachtet wusste. Doch jetzt waren sie alleine, keiner der Diener war hier. Genau in diesen Momenten hatte Zechs eigentlich geglaubt, dass Treize ihm vertraute. Gerade gestern Nacht in der Bibliothek. Da hatte Treize mit ihm geredet als ob sie schon lange Zeit Freunde wären. „Ich werde es auch nicht weitererzählen.“, witzelte Zechs und grinste Treize an während er ein Stück Brot brach. So versuchte er Treize aus der Reserve zu locken und die merkwürdige Stimmung verfliegen zu lassen, die heute Morgen zwischen ihnen herrschte. Treize antwortete nicht sofort. Er legte die Schriftrolle und das Brett zur Seite, beugte sich dann vor und blickte Zechs eindringlich an. „Wer bist du wirklich, Zechs Merquise?“ Zechs blieb der Bissen Brot im Halse stecken, so sehr überrumpelten ihn diese Worte. Ein kräftiger Hustenanfall folgte und erst ein paar Schlucke warmen Suds halfen ihm wieder zu Atem zu kommen. „Was..?“ „Du hast mich schon richtig verstanden.“ Treize sprach leise, aber jedes Wort war deutlich zu hören. „Ich habe bis jetzt nie gefragt, weil es so sicherer war, aber bei den Göttern, du bist nicht nur ein einfacher Germane, der ein paar Krieger befehligt hat. Du besitzt Wissen, das du eigentlich nicht besitzen dürftest. Woher weißt du wie der ägyptische Falkengott heißt?“ „Ich weiß es nicht, das war nur ein Zufall.“ Dass Treize aber auch so einen Aufstand um diese Geschichte machte. „Und woher weißt du, wie man Wunden näht? Sally hat dich damals beobachtet, sie sagte nur ägyptische Ärzte würden so mit der Nadel umgehen...“ Ebenso überraschte Zechs diese Neuigkeit und er fühlte sich in die Ecke gedrängt von diesen Fragen. Das einzige Mal, dass er in Rom Verwundeten geholfen hatte, war nach dem Brand gewesen, der ein ganzes Dorf auf Treizes Ländereien zerstört hatte. „Meine Mutter hat mich dies alles gelehrt. Sie war eine bemerkenswerte Heilerin.“, antwortete er wahrheitsgemäß. „War sie etwa aus Ägypten?“ „Nein, sie war eine keltische Druidin.“ Auch dies entsprach der Wahrheit. „Oh.“ Treize runzelte die Stirn. „Eine Druidin wie sie Julius Caesar in seinem Bericht vom gallischen Krieg geschildert hat.....“ „Ja, dieser Julius Caesar war ein guter Beobachter. Das meiste in seinem Bericht ist sogar richtig.“, lächelte Zechs unsicher. Vielleicht trug dieser Kommentar auch etwas zur Besserung von Treizes Stimmung bei. Anscheinend war Treize in der Tat mit dieser Erklärung fürs Erste zufrieden und mehr wollte Zechs nicht von sich preisgeben. Aber er wusste wirklich nicht, warum seine Mutter ihm das Wissen von ägyptischen Ärztin vermittelt hatte. Er wusste nicht, wo sie diese Kenntnisse erworben hatte. Vielleicht von einem anderen Druiden? Das wäre wohl die wahrscheinlichste Erklärung. Sally war ja auch von einem ägyptischen Arzt unterweisen worden und wieder nach Rom zurück gereist. Vielleicht hatte es ein keltischer Druide ihr gleichgetan. „Ich hatte gehofft, wenn wir nach Ägypten gehen...“ Treize sah scharf auf. „Wer sagt, dass du mitgehst?“ „Ich dachte...“ Zechs war sichtlich überrascht. „Nachdem was du gestern gesagt hast.“ „Ich habe es in Betracht gezogen, aber ich denke es ist besser, wenn du bei Heero und der Legion bleibst. Alleine kann ich dich weder hier in Rom, noch auf dem Landsitz lassen. Aber um auf das ursprüngliche Thema zurückzukommen, wer bist du wirklich?“ Treizes Stimme war kalt geworden. „Auch weißt du mehr über diese Legenden, den Tallgeese im Speziellen, als du zugeben willst. Ich habe dich beobachtet, damals als der Kaiser dich befragt hat. Außerdem dein Talent zu heilen und dieser Zauber gestern Nacht. Deine Verbindung zu Ägypten. Wie lautet dein richtiger Name Zechs?“ Zechs‘ Griff um seinen Becher verstärkte sich bis seine Knöchel schmerzten. Eine unbeschreiblich Wut stieg in ihm auf, brodelte empor wie Blasen in kochendem Wasser. „Wie kannst du so etwas sagen?“ Er schleuderte den Becher weit von sich. „Wie kannst du nur so sein? Ich dachte, du vertraust mir. Ich dachte, ich wäre mehr für dich als eine wertvolle Geisel und ein dummer Germane.“ Er dachte an die letzte Nacht in der Bibliothek. An Treizes Bemerkungen über seinen Vater. Oder an die Episode im Wald als sie gemeinsam nach Rom geritten waren und Wochen zuvor nach dem Überfall der Räuber auf das Dorf, das zu Treizes Ländereien gehörte. Wie zerbrechlich Treize damals gewirkt hatte. Damals hatte Treize es Zechs gestattet, dass er diese Schwäche sehen durfte und er hatte sogar den Trost angenommen, den Zechs ihm hatte spenden wollen. Aber jetzt hingegen. Jetzt verhielt sich Treize so wie er es zu Anfangs getan hatte, als Zechs und er sich das erste Mal getroffen hatten. Treize war wieder der eiskalte, berechnende und arrogante römische Feldherr. Es wurmte ihn, dass ihn Treize die gesamte Zeit schon unter Verdacht hatte und wieder einmal nur mit ihm gespielt hatte. Er hatte Zechs in Sicherheit gewiegt, ihn geblendet und in trügerische Sicherheit gewiegt. Dies alles um ihn jetzt mit diesen Offenbarungen zu überrumpeln. Bevor Treize auch antworten konnte, oder Zechs noch mehr Dinge gesagt hätte, betrat ein Diener das Dach. Er musste die letzten Worte gehört haben, denn er blickte nervös zwischen Zechs und Treize hin und her. Doch schließlich meldete er nur knapp, dass Senator Winner soeben eingetroffen war und ihn sprechen wollte. Treize nickte und erhob sich. Kurz verharrte er als er an Zechs vorüber ging. „Ich bin ein eiskalter römischer Feldherr. Aber das wusstest du doch schon immer. Was überrascht es dich?“ Ja, was überraschte es ihn? Zechs sah Treize nach wie dieser in das Atrium hinabging und er hörte ihn nach Duo rufen. Es schien als ob die Kameradschaft der letzten Wochen nur ein Teil von Treizes Plan gewesen war Zechs in Sicherheit zu wiegen, damit dieser mehr und mehr von seinem Wissen preisgab. Aber tief in seinem Innersten wollte Zechs nicht so recht an diese Version glauben, auch wenn sie ihm sein Geist diktierte. Treize hatte sich ihm gegenüber anders verhalten und ihm sehr persönliche Dinge gebeichtet. Was hatte jetzt also diesen plötzlichen Stimmungswandel zur Folge? Was veranlasste Treize dazu ihn so abzuweisen und unterkühlt zu behandeln? Treize hätte seine Fragen auch anders stellen können und nicht wie ein Scharfrichter, der sein wehrloses Opfer kurz vor der Hinrichtung befragt. Es schien als ob Treize ihm nicht mehr länger trauen konnte oder wollte. Zechs konnte das Unheil in der Luft förmlich riechen. Irgendetwas musste vorgefallen sein und es war bestimmt nicht der Befehl des Kaisers nach Ägypten zu reisen. Es musste etwas sein, das erst heute morgen passiert war. Zechs drehte sich um und musterte einen Moment lang die Schreibunterlage. Sicher wäre Treize auch nicht so unbedacht und würde wichtige Dokumente hier oben liegen lassen. Aber einen Blick war es wert. Doch Zechs wurde enttäuscht. Der Papyrus war mit seltsamen Symbolen übersäht. Nichts was Zechs entziffern, geschweige denn verstehen, konnte. Als er sich aus seiner knienden Stellung erheben wollte, fiel ihm jedoch ein kleiner gelber Fetzen auf, der zusammengeknüllt in einer Ecke lag. Schnell, bevor noch ein weiterer Diener das Dach betrat, oder Treize womöglich zurückkam, glaubte Zechs den Fetzen auf. Hastig überflog er die Zeilen und wollte seinen Augen nicht trauen: „Unterstützt die Ernennung des Gaius Publius zum neuen Präfekt von Dalmatia oder eure Tochter wird sterben.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)