Ehre und Stärke II : Plutos Boten von Tatheya (oder: Gundam Wing goes Ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 11: ------------ Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kommentar: Übrigens die ganzen kleinen Details aus dem Alltagsleben der Römer stimmen, auch die Mythen und die Verwendung der Arzneimittel oder Kräuter. So auch Treizes Erklärungen über das Verhältnis von Achilles und Patroklos. Es wurde von namhaften antiken Philosophen (z.B. Platon, Ovid) als Tatsache angesehen, dass die beiden Liebende waren. Strittig war lediglich wer eromenos und wer die Rolle des erastes einnahm. Wir Yaoi-Fans würden dazu Seme und Uke sage. ;) Der Vollständigkeit wegen will ich aber auch erwähnen, dass andere Philosophen die beiden nur als Kameraden gesehen haben. Wie immer interessiert mich auch eure Meinung dazu! Vor allem die Frage, wann ich das Rätsel um Trowas Verschwinden auflösen soll. Kapitel 11 Rom war ein Schock. Zechs, der noch nie eine römische Stadt betreten hatte, war durch Nichts auf das vorbereitet worden, was sich ihm am heutigen Tag zeigte. Nie und nimmer hätte er mit der schieren Masse an Menschen gerechnet, die sich durch die engen Straßen schoben. Oder sich vorstellen können, dass es möglich wäre, dass Menschen so hohe Bauwerke errichteten, höher noch als die höchsten Tannen in Germaniens Wäldern. Auch waren Zechs Sinne nicht auf die vielen Eindrücke vorbereitet. Er, der es gelernt hatte sich in dunklen Wäldern zu orientieren, der mit der Zeit ein feines Gehör und Geruchssinn entwickelt hatte, war wie erschlagen von den Fülle an verschiedenen Gerüchen: Der Duft von frisch gebackenem Brot aus einer kleinen Bäckerei, Weihrauch, der an einer Straßenecke als Opfer für eine Gottheit dargebracht wurde, der Gestank von Urin aus den Werkstätten der Gerber und den Kloaken, schwere Parfums, die die wohlhabenden Bürger trugen und der Schweiß der einfachen Arbeiter und Sklaven. Aber der Lärm war am schlimmsten: Das Rattern der Holzräder, die sich auf dem Pflaster mühsam voranschoben, das Geschrei aus den Buden und das Geschwätz der Leute um ihn herum. Da war er froh, dass er auf einem Pferd saß und sich nicht zu Fuß durch dieses Gewühl und Gewimmel kämpfen musste. Vor ihm ritt Treize, der wohl absichtlich keine Sänfte oder einen Wagen gewählt hatte, denn viele Leute erkannten den Konsul und immer wieder mussten sie warten, weil Menschen sich an den prachtvollen Schimmel drängten und eine Mildtätigkeit erbaten oder einfach nur den großen Feldherren berühren wollten. Neben Zechs ritten Axel und Müller, zwei Männer aus Treizes Leibwache. Sicher hatten sich nicht nur den Befehl für Treizes Sicherheit zu sorgen, sondern auch darauf zu achten, dass der Germane nicht die Flucht ergriff. Aber dieser Verdacht war unbegründet, denn Zechs hätte sie in den Häuserschluchten niemals zurechtgefunden. Nie hätte er den Weg wieder aus Rom hinaus gefunden. So war er denn auch froh als sie das Viertel der edlen Villen erreichten. Hier wurde der Lärm merklich weniger und die Luft etwas sauberer. Auch waren hier die Straßen breiter. Schließlich hielten sie vor einem imposanten Holztor, darüber konnte Zechs ein Schild mit dem Namen von Treizes Familie erkennen. Also waren sie am Ziel angelangt. Treize stieg ab und überließ sein Pferd einem Diener, der an der Pforte stand. „Komm Zechs. Wir müssen noch heute Mittag zu Howard. Bis dahin bleibt nicht mehr viel Zeit zum Essen.“ Gemeinsam betraten sie das Anwesen. Nur ein Schritt und Zechs befand sich buchstäblich in einer anderen Welt. Hinter den hohen Mauern, die das Anwesen umgrenzten, befand sich ein üppiger Garten mit unzähligen Hecken, Büschen und Blumen. Die Villa selbst war hinter etlichen Bäumen verborgen. Sie war auf den ersten Blick nicht so groß wie das Haus auf dem Landgut, doch bot sie immer noch einen beeindruckenden Anblick. „Du darfst dich hier frei bewegen.“, erklärte Treize als sie das Atrium betraten und so gleich Diener erschienen und ihnen ihre Mäntel abnahmen. „Allerdings musst du innerhalb der Mauern des Anwesen bleiben. Den vorderen Garten darfst du natürlich betreten so oft du willst.“ „Oh, natürlich.“, warf Zechs dazwischen. Diese Anweisungen missfielen ihm, so wie ihm alles missfiel, was ihn in seiner Freiheit einschränkte. Auch war er leicht verstimmt, weil sich Treize wieder wie ein mustergültiger, arroganter Römer verhielt. Noch ein paar Stunden zuvor waren sie alleine in diesem Wald gestanden. Treize hatte ihm gebeichtet, wie schwer er an seiner Last als römischer Edelmann und Offizier zu tragen hatte. Zechs hatte den Mann auch noch umarmt um ihn zu trösten! Und jetzt?! Es schien alles vergessen zu sein. Treize blickte ihn säuerlich an. „Der hintere Garten,“, fuhr der Konsul fort, „ist mit einigen anderen Villen verbunden. Villen von wichtigen Senatoren. Die Wege sind allesamt bewacht, teilweise auch von kaiserlichen Wachen. Es ist sicherer für dich, wenn du sie meidest, zu deinem eigenen Schutz.“ Zechs antwortete nicht darauf. „Zechs, ich will dein Ehrenwort.“ „Du vertraust auf das Wort eines Germanen?“, stichelte Zechs. „Ich wundere mich, dass dir dies genügt. Wollt ihr mich nicht besser in Ketten legen... zu meiner eigenen Sicherheit.“ Treize schüttelte den Kopf und seufzte. „Mach es mir nicht immer so schwer.“, murmelte er und wollte schon gehen, da schien ihm noch etwas einzufallen. „Ist Duo bereits hier?“, fragte er die Diener und als sie bejahten, ließ er den Leibdiener holen. „Duo wird sich um dich kümmern und dir alles zeigen.“, erklärte er Zechs und wandte sich nach links ab. Duo wirkte auch nicht so als ob er völlig auf der Höhe wäre. Er rieb sich die Augen und auf seinen Stiefeln und dem Saum der Tunica lag noch der Straßenstaub. „Ausgerechnet heute muss er nach Rom reiten. Was soll ich tun?“, fragte er Zechs. „Mir zeigen wo ich schlafen kann.“, half Zechs dem Diener auf die Sprünge. „Ach so.“ Duo verzog das Gesicht. „Gäste schlafen im rechten Flügel. Im linken Flügel sind die Gemächer der Familie. Besser du hältst dich dort nicht auf.“ „Warum?“ Lauerten dort etwa Geheimnisse, die nicht entdeckt werden sollten. „Treize hätte es einfach nicht gern. Wenn er nicht einmal in den Familiengemächern seine Ruhe findet, dann ist er ungenießbar.“ „Ist er so auch schon.“, knurrte Zechs. Duo seufzte, verbiss sich jeglichen Kommentar. Er würde sich hüten darauf einzugehen. „Wie gefällt dir Rom?“, fragte er stattdessen und wechselte das Thema. Natürlich hatte Zechs keinerlei Vorstellung davon, was es bedeutete „Modell zu stehen“. Doch er dachte bei sich, dass diese Tätigkeit wohl keiner großen Anstrengungen bedürfen sollte, wenn sogar sich so ein verweichlichtes Bürschchen wie Marcus darum riss. Zechs erinnerte sich noch gut an das Gelage und an Marcus‘ enttäuschten Gesichtsausdruck als Howard verkündet hatte, wer ihm denn Modell stehen sollte. Zechs hatte den Bildhauer sogar recht sympathisch gefunden, auch wenn der ältere Mann etwas sehr überschwänglich an jenem Abend gewesen war. „Howard ist nicht nur ein exzellenter Bildhauer und Künstler.“, erläuterte Treize als sie mit zwei Soldaten der Leibwache durch die wie immer übervölkerten Straßen Roms schlenderten. „Er ist ein ebenso begabter Erfinder und Tüftler.“ Howards Werkstatt war im Erdgeschoss eines großen Hauses untergebracht, der Eingang öffnete sich direkt zur Straße hin und die Passanten konnte ungehindert ins Innere der Halle blicken, in denen einige große Blöcke Marmor vom Meister selbst oder einem seiner Gesellen behauen wurde. „Aber zuerst wird ein Modell aus Ton gefertigt.“ Treize wies die Wachen an draußen zu bleiben und betrat die Halle. Treize musste die Werkstatt wohl schon öfters aufgesucht haben, denn er führte Zechs sogleich zu den Regalen mit den Miniaturen aus Ton. Zechs musterte die kleinen Statuen. Darunter waren vielfältige Darstellungen von Männern in den verschiedensten Posen: Einmal als Krieger mit erhobenem Schwert, dann als grüblerischen Philosophen und äußerst ansehnliche Athleten. Doch fast alle waren nackt, wie Zechs nach einiger Zeit auffiel, auch wenn er sich jetzt noch nichts dabei dachte. „Da seid ihr ja endlich.“ Howard trocknete seine Hände gerade an einem Stück Leinen und grinste breit. „Treize du wirst es nicht glauben, aber mein Konkurrent Charmides war hier und er ist beinahe vor Neid gestorben als ich ihm sagte, du wirst für mich Modell stehen.“ Treize lachte und ignorierte das Kompliment, das hinter diesen Worten steckte. Zechs zog es vor keine Mine zu verziehen und abzuwarten bis der kleine Austausch von Schmeicheleien und Lobhudeleien beendet war. Dann führte Howard sie zu einem erhöhten Podest, das im hinteren Teil der Werkhalle stand und das mit groben, schweren Leinentüchern vom Rest abgetrennt war. Sicher um neugierige Gaffer abzuhalten. Zechs besah sich gerade noch die vielen kleinen Werkzeuge, die auf einem Tisch neben dem Podest standen. Es interessierte ihn wie der Künstler mit Hilfe dieser Dinge und dem unförmigen Klumpen Ton eine solche Statue schaffen wollte, wie er sie zuvor gesehen hatte. Da begann Treize seinen Umhang abzulegen, die Sandalen aufzuschnüren und sich die Tunica über den Kopf zu ziehen. So als ob es das Natürlichste der Welt wäre, gab er die Kleidungsstücke einem Sklaven. „Herr.“, meldete sich nun auch an Zechs' Seite ein Sklave zu Wort und schien nur darauf zu warten, dass auch Zechs ihm seine Kleidung übergab. „Ich dachte... Geht das nicht anders.“, stotterte Zechs und wurde abwechselnd kreidebleich und dann wieder scharlachrot als er zusah wie Treize seinen Leibschurz ablegte. 'Odin steh mir bei.', betete Zechs. 'Das ist ein Albtraum. Nur ein ganz übler Traum.' Er wünschte sich sofort aufzuwachen, doch natürlich war es kein Traum und jetzt blickte Treize schon hinüber, mit einem belustigtem Grinsen. Natürlich hatte er Zechs‘ Zögern bemerkt. „Was ist Zechs? Glaube mir, du hast nichts, was ich nicht schon dutzendfach gesehen hätte... Oder bist du feige?“ Die beiden Sklaven kicherten verhalten und Zechs konnte es ja auch schließlich nicht auf sich sitzen lassen, dass er von einem Römer als feige bezeichnet wurde. Widerstrebend zog auch er sich aus. Es war nicht so sehr die Nacktheit an sich, die ihn störte, sondern die Tatsache, dass er sich ausgerechnet vor Treize so entblößen sollte. Nun gesellte sich auch der Künstler zu ihnen. „Sehr schön, sehr schön.“ Er musterte Zechs ausgiebig. Doch es lag keinerlei Lust oder Leidenschaft in dem Blick. Eher betrachtete Howard sie beide wie Pferde auf dem Markt, die er zu kaufen gedachte. „Ich sehe das Werk schon vor mir.“, schwärmte Howard. „Wundervolle Proportionen.“ Zechs wusste nicht, wem nun dieses Kompliment galt, ihm oder Treize, aber nichtsdestotrotz beruhigte es ihn etwas. Howard war wirklich nur an seiner Kunst interessiert und beachtete Zechs‘ Körper nur als Werkzeug, als Mittel zum Zweck. Was hingegen Treize anging... Zechs wollte wahrlich nicht wissen, als was sein Körper für den Konsul bedeutete. Anschließend folgte ein nicht enden wollender Prozess von Anweisungen und Korrekturen bis Treize und Zechs die Pose eingenommen hatte, die Howard vorschwebte. Zechs sollte den toten Patroklos mimen, hingestreckt auf dem Boden doch für eine Leiche konnte er sich einfach nicht genug entspannen. Nicht, wenn sich Treize so nah über ihn beugte. Eine Hand dabei noch auf Zechs' Brust gelegt. „Treize, deine Haltung muss viel mehr Gram ausdrücken. Bedenke, du kniest vor deinem toten Geliebten und stellst fest, dass er in diesem grausamen Spiel der Götter das nächste unvermeidliche Opfer gewesen ist.“ „Wie war das?!“, entfuhr es Zechs und er schreckte hoch, was von Howard mit einem entrüstetem Schnauben quittiert wurde, weil jetzt die Arbeit von einer Stunde zu Nichte gemacht war. „Achilles und Patroklos waren Geliebte.“ Treize drückte Zechs mit Nachdruck auf den Boden zurück und beugte sich wieder über ihn. „Kennst du die Geschichte nicht? Patroklos zog in der Rüstung des Achilles in den Kampf und wurde von einem Pfeil des Apollon getroffen. Man brachte den Leichnam zu Achilles und aus Trauer fastete dieser tagelang und konnte es nicht über sich bringen den Toten zu bestatten. Erst als Achilles der Geist seines getöteten Geliebten erschien, konnte sich dieser dazu durchringen, den Körper zu verbrennen. Später nachdem auch Achilles den Tod gefunden hatte, vermischt man seine Asche mit der von Patroklos. Damit sie auch in ihrem Tod miteinander vereinigt wären. Achilles‘ und Patroklos‘ Liebe gilt als im Allgemeinen als Vorbild, das sogar von den Göttern geachtet wurde.“ „Das hast du mit Absicht so eingefädelt.“, knurrte Zechs und spürte wie er wieder rot anlief als er diese Worte vernahm. Treize lächelte, ganz und gar nicht gramerfüllt wie der Bildhauer es gefordert hatte. Er beugte sich noch näher zu Zechs herab. „Glaubst du ich könnte so hinterhältig sein?!“ Zechs musste darauf zum Glück nicht antworten. Seine Replik wäre nicht sehr schmeichelhaft ausgefallen. „Treize!“, mahnte Howard. Sogleich verschwand das Lächeln und Zechs schloss die Augen und ließ den Kopf zu Seite sinken. Besser er musste Treize nicht ins Gesicht sehen. „Oh! Das ist perfekt! So bleiben.“, wies Howard an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)