Ehre und Stärke II : Plutos Boten von Tatheya (oder: Gundam Wing goes Ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kapitel 8 Trowa konnte nicht schlafen und nachdem er sich unzählige Male von einer Seite seines Lagers zur anderen gewälzt hatte, stand er schließlich auf. Er zog seine Tunica über und trat in die helle Vollmondnacht hinaus. Wie konnte Quatre nur?! Dieser Gedanke beschäftigte ihn seit dem Mittag. Trowa hatte auch jetzt keinerlei Zweifel an Quatres Treue, gerade deshalb war er so aufgebracht und verstand nicht wie Quatre jetzt so plötzlich verlobt war. Wieso hatte Quatre nicht früher mit ihm darüber geredet? Natürlich wusste auch Trowa, dass jemand wie sein geliebter Quatre einmal eine Familie gründen musste und Nachkommen zeugen sollte, aber wieso ausgerechnet jetzt! Er kickte gegen einen Stein, der in der Mitte des Hofes lag, dann wandte er sich wieder um und ging auf die Villa zu. Nein, er wollte nicht wieder in seine Kammer gehen. Trowa hatte das Gefühl, dass die frische Luft seine Sorgen und Bedenken am besten zerstreuen konnte. Also verließ er das Grundstück und ging ein Stück die Straße hinab. Die Nacht war zwar mild, doch es war nicht völlig windstill. So rauschten auch die Blätter der Bäume am Rande des Weges und verliehen der Landschaft im schummrigen Mondlicht eine unheimliche Note. Wie sollte er Quatre am Morgen gegenüber treten? Ihm wäre es am liebsten, wenn er Quatre die nächsten Tage nicht sehen würde, bevor sie sich nicht im Klaren waren wie es weitergehen konnte. Aber er konnte den Tribun auch nicht meiden, ganz zwangsläufig würden sie sich über den Weg laufen. Bestimmt würde Quatre ihn auch suchen und mit ihm reden wollen. Aber was sollte es noch zu reden geben? Quatre würde heiraten, nach Rom in ein großes Stadthaus ziehen und Trowa langsam aber sicher vergessen. Ja, so würde es ablaufen. Unwillkürlich rieb sich Trowa über das Gesicht und bemerkte erst jetzt, dass er weinte. Nein, er wollte nicht, dass es so endete. Er blieb stehen und sah, dass ihn sein Weg an die Gabelung geführt hatte, wenn er sich jetzt nach links wenden würde, dann könnte er direkt nach Rom laufen. Doch Trowa drehte sich nach rechts. Es gab einen Pfad durch den Wald, der ihn wieder zurück zur Villa bringen würde. Nein, er wollte Quatre nicht verlieren. Aber vielleicht konnte er es lernen, dass er Quatre teilen musste. Dass er nicht allein Anspruch auf den blonden, jungen Römer hatte, sondern eben auch die Familie der Winners, Quatres zukünftige Frau und die Kinder, die später sicher kommen würden. Ja, nur wenn Trowa dazu bereit war, würden er und Quatre eine Zukunft haben. Seine Schritte wurden zielstrebiger, er würde noch heute Nacht zu Quatre gehen. Sicher war Quatre nicht nach Hause zurückgegangen, sondern übernachtete bei Treize. Eine dicke Wolke schob sich vor den Mond und schlagartig verdunkelte sich die Welt. Trowa kümmerte es nicht, er kannte den Weg. Er wusste wohin ihn sein Weg führen würde. Treize hatte den Weinkelch und ein Öllicht mit in sein Schlafzimmer genommen. So saß er nun vor dem offenen Fenster und sein Blick glitt über den in Dunkelheit gehüllten Park und die dahinterliegenden Wälder. Er hörte eine Eule rufen und schon sah er den majestätischen Vogel, wie er in der stillen, finsteren Nacht durch die Luft schwebte. Die Griechen hatten in der Eule für einen Boten der Göttin Athene, der Göttin der Weisheit gehalten. Treizes verfolgte den Flug des Vogels und fragte sich, ob es nun ein gutes oder schlechtes Omen war eine Eule mitten in der Nacht zu sehen. Auf jeden Fall hatte es etwas Gespenstisches und ihn überkam ein Schauer. Der Mond kam wieder hinter der Wolkenbank hervor und wie sich langsam die Umgebung wieder aufhellte, desto besser fühlte sich auch wieder Treize. Er trank noch einen Schluck von seinem Wein und blickte auf die Schriftrolle, die auf seinem Tisch lag: Der Befehl des Kaisers nach Rom zu kommen. Treize wusste nicht, was der alte Mann von ihm verlangen würde, aber er war sich bereits jetzt sicher, dass es ihm nicht gefallen würde. 'Nein. Nicht jetzt.', wies er sich selbst in Gedanken streng zurecht. Es würde ganz und gar nichts nützen, wenn er über die Absichten des Kaisers nachgrübelte. Es würde ihn nur um seinen Schlaf bringen. Wie aufs Stichwort gähnte er und erhob sich von seinem Platz vor dem Fenster. Er zog sich die Tunica über den Kopf und genoss für einen Moment die Kühle des Luftzugs, der durch das Fenster wehte, auf seiner nackten Haut. Treize hatte den festen Vorsatz einzuschlafen, doch sobald sein Kopf die Kissen berührt hatte, fand er keine Ruhe mehr. Er konnte keine Position finden, die ihm angenehm war. Zuerst schmerzte ihn die verletzte Schulter, dann juckte sein linkes Bein mit der Narbe unter dem Knie. Er drehte sich auf die Seite und lag kaum still als sich der übermäßige Weingenuss am Abend bemerkbar machte und er aufstehen musste, um seiner Blase Erleichterung zu verschaffen. Als er dann wieder in sein Zimmer zurückkam, ließ er das Bett gleich links liegen und setzte sich wieder vor das Fenster. Sally hatte schon Recht gehabt, er hatte in den letzten Wochen große Probleme damit einzuschlafen. Vor seinem Feldzug nach Germanien hatte ihn auch die Schlaflosigkeit geplagt, aber damals waren es andere Gründe gewesen: Der Tod seiner Eltern und die stille Gewissheit, dass sein Vater ermordet worden war, auch wenn es niemand offen sagte. Und die Träume... Die Träume, die ihn heimsuchten, seit er ein Kind war. Die Bilder von toten Menschen, Frauen, Männer und Kinder, die ihn in seinen Träumen verfolgten. Einmal plagten ihn diese Träume so sehr, dass er mehrmals in der Nacht mit klopfendem Herzen aufschreckte. Dann wieder verschwendete er ganze Monate keine Gedanken an sie. Jetzt waren sie wieder da und Treize wusste nicht, wie er sich ihnen stellen sollte. Er hatte schon zahlreiche Opfer an Somnus in Auftrag gegeben, aber auch diese hatten nichts genutzt. Er zuckte zusammen als er plötzlich Schritte auf dem Flur vernahm und entspannte sich wieder als er sie erkannte: Es war Zechs. Anscheinend hatte auch der Germane Probleme mit dem Einschlafen. Für einen Moment überlegte Treize, ob er Zechs zu sich hereinbitten sollte. Sie könnten noch zusammen Wein trinken, aber dann entschied er sich dagegen. Wer wusste schon, wie Zechs dies auffassen würde. Auch wenn es Treize reizte, den Germanen immer wieder bis zur Weißglut zu treiben und ihn zu ärgern. Auf der anderen Seite erhoffte er sich... Ja, was denn? Er rieb sich über die Stirn und versuchte Wufeis Worte aus seinem Geist zu verbannen: 'Ich weiß, du kannst es dir noch nicht eingestehen, aber du fühlst dich von ihm angezogen.' „Wufei.“, knurrte Treize leise und schüttelte den Kopf. So als ob dies die Worte aus seinem Gedächtnis löschen würde. Selbst wenn Zechs nicht von dem puren Gedanken angewidert sein würde, dass ihn ein Mann begehrte, was ja zumindest vom jetzigen Zeitpunkt aus gesehen mehr als unwahrscheinlich war. Nun selbst dann, musste sich Treize eingestehen, dass es nicht schicklich wäre, wenn er sich den Germanen zum Geliebten machen würde. Damit meinte er nicht diese ungleiche Partnerschaft zwischen einem Herren und einem ihm gefälligen Sklaven. Nein, wenn dann wollte er etwas Tieferes, etwas das mehr Bestand hatte und über die körperliche Leidenschaft hinausging. Aber genau dies, dieser Wunsch war für ihn – ebenso wenig wie für seinen Tribun Quatre – nur schwer zu verwirklichen. Er musste an Quatre und Trowa denken. Natürlich galt für ihn selbst das Gleiche wie für Quatre. Auch Treize musste seinem Ruf und seinem Namen gerecht werden, auch er musste dafür Sorgen, dass das Geschlecht der Khushrenada weiterlebte. Kurz blitzte in seinem Kopf das Bild des rothaarigen Mädchens auf, das seine Tochter war. Treize stöhnte. Wie es schien schickten ihm die Götter in dieser Nacht einen trübseligen Gedanken nach dem nächsten. Als er das Knarren der Tür hörte, die zu Zechs' Zimmer führte, erinnerte sich Treize an das Gespräch mit Sally, das er am Nachmittag geführt hatte. An ihre Bemerkung, dass Zechs nicht der zu sein schien, für den sie ihn alle hielten. Der Dolch fiel ihm wieder ein, den er damals in Germanien gefunden hatte. Komisch, seit jenem Tag hatte er dem Dolch keinerlei Beachtung mehr geschenkt, fast sogar vergessen, dass es ihn gab. Doch jetzt ging er zu einer der Truhen, in der auch seine prunkvolle Rüstung lagerte. Vorsichtig tastete er den Boden der Truhe ab. Das kleine Öllicht war ihm keine große Hilfe. Aber da hatte er ihn schon gefunden. Er zog das kleine Bündel aus Leinen heraus, legte er auf die Fensterbank und schlug das Tuch zurück. Die helle Scheibe des Mondes spiegelte sich in der blanken Klinge. Jetzt wo sich Treize die Machart und die Verzierungen genauer betrachtete... Ja, es war eindeutig ein ägyptischer Dolch. Wobei sich dann immer noch die Frage stellte, wie so ein Stück nach Germanien kam. Treize runzelte die Stirn und beäugte die Klinge genauer. Dann fiel ihm auf, was ihn hatte stutzig werden lassen. Der Dolch lag schon etliche Monate in dieser Truhe, ganz zu schweigen davon, dass er davor bestimmt schon jahrelang in einem Fluss gelegen hatte und doch glänzte die Klinge wie frisch poliert. Vorsichtig strich er mit einem Finger über die Schneide. Fast augenblicklich zog er seine Hand zurück, so als er sie sich verbrannt hätte. Zechs fiel das kleine Stückchen Fleisch aus der Hand mit dem er gerade das junge Küken füttern wollte. Gerade wenn die Vögel noch so klein waren, benötigten sie in regelmäßigen Abständen Futter. Zechs war sich darüber im Klaren gewesen und hatte keinerlei Probleme damit mitten in der Nacht aufzustehen und den Kleinen zu füttern. Schließlich wollte er Treize beweisen, dass er den Vogel aufziehen und zum Jagen abrichten konnte. So stand er jetzt über das improvisierte Nest gebeugt, wollte gerade das Fleisch in den weit aufgesperrten Schnabel des Küken fallen lassen, als ihn etwas berührt hatte. Etwas... Jemand... Er drehte sich aus Reflex um, nur im in die dunklen Ecken seines Zimmers zu starren. Sein Herz hämmerte wie nach einem ausgiebigen Kampf und seine Hände zitterten so stark, dass er sie zu Fäusten ballte und gegen das Zittern ankämpfte. Bevor er darüber nachdachte, sprach er die uralte Schutzformel gegen das Böse, streckte die Hand aus und spreizte die Finger ab. Kaum hatte die letzte Silbe seinen Mund verlassen, da fegte ein Windstoß durch das Zimmer, so kalt wie Stürme im tiefsten Winter, und der Luftzug schlug die Fensterläden zu. So etwas war ihm noch nie untergekommen, nicht hier und auch nicht in Germanien. Germanien... auf einmal sah er vor sich die dichten, dunklen Wälder seiner Heimat. Sein Vater, der Peacecraft, in seinen Hände dieser uralte, von fremden Magiern mit unheimlichen Kräften belegte Talisman. Seine Mutter, diese wunderschöne Frau mit dem gütigen Lächeln, die ihm den Dolch in die Hände gelegt hatte und wie sich ihr Lächeln verbreitete als sie sah, wie er darauf reagierte. Als sie sah, dass auch er das uralte Blut ihres Stammes, ein Stamm der Heiler und Magier, in sich trug. Dass auch er mit dieser Gabe gesegnet war. Gabe... Zechs schlug die Augen auf. Eine Gabe, die ihm schon als Kind Angst eingejagt hatte. Er wusste nicht, was gerade passiert war, aber es hatte nicht dazu geführt, dass er jetzt weniger Angst verspürte. Zechs stieß die Fensterläden wieder auf und war froh um das Licht des Mondes, das ihn sogleich begrüßte. Es war nicht das Böse gewesen, das sich mit diesem eiskalten Wind manifestiert hatte. Nein, das war etwas Anderes gewesen. Nichts Böses, aber nicht unbedingt etwas, vor dem er sich weniger fürchtete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)