Ehre und Stärke II : Plutos Boten von Tatheya (oder: Gundam Wing goes Ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kommentar: Eine liebe Leserin (Danke jogole) hatte gemeint, dass sie den Dolch vom ersten Teil völlig verdrängt hatte. Da ist mir aufgefallen, dass ihr Leser ja die Geschichte nicht so verinnerlicht habt wie ich. Deshalb, falls jemand noch einmal alle Erwähnungen von Ägypten oder des Dolchs nachlesen möchte (aber vorsicht, das könnten dann Spoiler sein.^^) hier die entsprechenden Kapitel: 11, 28, 31. Da ich ab der nächsten Woche wieder so einiges zu tun haben werde, hier gleich drei neue Teile. Viel Spaß und habt Nachsehen, wenn die nächsten Updates länger brauchen. Ich gebe mein Bestes! Kapitel 6 Treize hatte sich ihren Ausritt ganz gewiss nicht so vorgestellt. Jetzt saß er schon eine gefühlte Ewigkeit auf seinem Pferd und wurde von Zechs angehalten sich nicht von der Stelle zu rühren. Und warum das alles? Wegen eines Vogels! Eines jungen Falken, der wohl aus dem Nest gefallen war und jetzt jämmerliche Laute vor sich hinziepte. „Zechs?“ „Pst.“ Zechs drehte sich langsam zu ihm herum und gebot ihm mit einem wütenden Blick ruhig zu sein. „Wenn du noch weiter so herumzappelst, dann dauert es nur noch länger.“ 'Ich zapple nicht herum!', ereiferte sich Treize in Gedanken. „Ich verstehe nicht...“, begann er dann. „Sei ruhig.“, herrschte Zechs den Konsul an. Nein, mochte Zechs auch immer tun, was er wollte. Treize saß nicht einen Herzschlag länger hier herum und starrte auf einen Vogel. „Mach was du willst. Ich lege mich dort drüben ins Gras.“ Treize deutete auf eine Stelle, trieb sein Pferd an und ritt aus dem Wald hinaus. Dann stieg er ab und sah Zechs noch eine Weile zu wie dieser sich langsam dem Falken näherte und auf das Tier einredete. Treize hatte keinerlei Vorstellung davon, was Zechs mit dem Vogel vorhatte. Vielleicht wollte er es heute zum Abendessen verspeisen, aber warum so einen Terz darum machen. Treize gab es auf sich über die Beweggründe des Germanen weiter aufzuhalten. Er ließ sich in das von der Sonne ausgetrocknete Gras zurücksinken, legte einen Arm über die Augen und versuchte an nichts mehr zu denken. Auch wenn ihm dies nicht so recht gelang, immer wieder kreisten seine Gedanken um den Befehl des Kaisers nach Rom zu kommen. Was konnte der Kaiser von ihm wollen? Ein neuer Feldzug? Nein, darüber wüsste Treize Bescheid. Ein brisanter Auftrag vielleicht? Doch Treize konnte sich nicht vorstellen, was er für den Kaiser tun sollte. Schließlich war er Feldherr, kein Diplomat oder Botschafter. Nein, ganz sicher ging es um die Tatsache, dass Treize nach seiner Rückkehr aus Germanien in aller Öffentlichkeit das Angebot des Kaisers zurückgewiesen hatte. Das Angebot der Adoption und damit den Thron des Römischen Reiches. Womöglich wollte ihm der Kaiser nochmals ins Gewissen reden doch die Thronfolge zu übernehmen. „Oh Jupiter.“, Treize sandte ein kurzes Gebet an den Gott und seine Ahnen. „Was würdest du tun?“, flüsterte er dann und richtete die Frage an seinen verstorbenen Vater. Sein Vater war immer ein Mann der Prinzipien und unerschütterlichen Grundsätze gewesen. Treize hatte immer versucht diesem Vorbild gerecht zu werden, aber je älter er wurde und je tiefer er sich in die Intrigen und Machtspielchen verstrickte, desto schwerer wurde es seine Prinzipien einzuhalten. Er war in der Vergangenheit nie auf große Macht aus gewesen. Seine Position in der Armee hatte er sich hart erarbeitet, ebenso seine Stellung als Adliger. Aber so langsam erkannte er, dass, wenn er etwas verändern wollte. Etwas zum Guten verändern wollte, dass er mehr Macht dazu brauchte. Aber deshalb einfach so den Thron an sich zu reißen. 'Was heißt hier den Thron an sich reißen? Er wurde mir angeboten.', debattierte er mit sich selbst. Der nächste Kaiser werden und sich noch mehr Feinde schaffen? Hatte er etwa Angst vor diesen schleimigen, alten Senatoren, die nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht waren? Ein Bestechungsgeld hier und ein neuer Posten da und schon wären sie auf seiner Seite. Die jungen Adligen und die Offiziere der Legionen standen sowieso hinter ihm. Aber... Bestechungsgelder, neue Ämter und Posten um sich seine Position zu sichern. Treize schüttelte den Kopf, das war nicht ehrlich und keine Frage, sein Vater hätte nie zu solchen Mitteln gegriffen. Aber, konnte es sich Treize überhaupt leisten ehrlich zu sein? „Man muss vorsichtig mit ihnen umgehen. Gerade wenn sie noch so klein sind.“ Zechs' Stimme war ihm willkommene Störung und er drängte die vielen Mutmaßungen wieder zurück in ihre finsteren Löcher, sollten sie ein anderes Mal wieder hervorkriechen. Zechs hatte sich schließlich dem kleinen Falken bis auf einen Schritt genähert gehabt. Die Mutter war nirgends zu sehen oder zu hören gewesen. Also hatte er das Junge vorsichtig aufhoben und jetzt lag es in einer Falte seines Gewandes, nahe an seinem Herzen. Er hatte eine schützende Hand darüber gebreitet, damit der Vogel nicht auskühlte. „Was hast du mit ihm vor?“ Die Stimme des Konsuls klang schläfrig und wie zur Bestätigung rieb sich Treize die Augen bevor er sich aufsetzte. „Ihn abrichten.“ „Bitte?“ „Damit man mit ihm jagen kann.“ „Ah.“ Treize runzelte die Stirn und blickte zweifelnd auf das kleine Häufchen von Federn und Flaum, das mühelos in die Handfläche von Zechs passte. „Du willst diesen Vogel mit nach Hause nehmen?“ „Ja natürlich.“ Zechs blickte den Konsul mit größter Unschuldsmiene an, so als ob er sich keinerlei Gründe ausdenken konnte, warum er den Falken nicht mit in die Villa nehmen sollte. „Jetzt wo Wufei nicht mehr da ist, brauche auch ich einen neuen Zeitvertreib.“ „In dem du Vögel fütterst?!“ „Du wirst schon noch sehen.“ Zechs wusste nicht, ob dies ein neuer Versuch von Treize war ihn zu ärgern, oder ob der Konsul wirklich so schwer von Begriff war. Wo doch Treize sonst immer so aufgeschlossen gegenüber Neuerungen war. In Germanien war es zwar auch noch eine Seltenheit, aber längst nicht mehr ungewöhnlich, wenn jemand sich einen Falken zum Jagen abrichtete. „Was für Tiere willst du damit fangen? Würmer?“, Treize konnte sein Lachen nicht so ganz unterdrücken und gab einen merkwürdig glucksenden Laut von sich. „Ja, ja. Natürlich. Das war ja abzusehen. Ihr arroganten Römer. Alles was von den Barbaren kommt, muss ja von Grund auf schlecht sein. Bitte, ja ich fange damit Würmer und Spinnen. Zufrieden?“ Treize grinste und Zechs schnaubte, während er den Kopf schüttelte und nach den Zügel seines Pferdes griff. Mit einer Hand hielt er sich am Sattel fest und schwang sich auf den Rücken des Pferdes, dann dirigierte er das Tier in Richtung der Villa. Auch Treize war aufgestanden und wollte gerade aufsteigen, als sie beide einen lauten Schrei und das Geräusch galoppierender Hufe wahrnahmen. Sie wandten sich um und sahen gerade noch wie ein Pony um die Biegung das Weges wetzte. Kurz sah man das Aufblitzen von rotem Haar, das im Sonnenlicht glänzte. „Mariemaia!“ Zechs fuhr herum und sah, dass Treize kreidebleich geworden war. Schon lief der Konsul mitten auf den Weg, breitete die Hände aus und ging auf das Pony zu. Wäre es ein ausgebildetes Schlachtross gewesen, Tiere wie sie Treize und er ritten, dann hätte es den Mann einfach niedergetrampelt, aber ein kleines Pony ließ sich leicht einschüchtern und es verfiel in einen Trab. Treize griff nach den Zügeln und zwang es zum Stehen. Nun sah Zechs, dass der Reiter tatsächlich die Enkelin von Senator Barton war. Zechs war dem kleinen Mädchen einmal begegnet. Sie war fasziniert gewesen von dem Germanen und hatte keinerlei Scheu vor ihm gezeigt. Tatsächlich hatte sie sogar seine Haare flechten wollen. Zechs hatte sich damals prächtig darüber amüsiert. Kleine Mädchen waren wohl überall gleich! Treize stand noch immer neben dem Pony und ebenso bleich wie er, war das Mädchen. Sie schnappte immer wieder nach Luft und schien sich nicht zu beruhigen. Treize hob sie vom Pferd und setzte sich mit ihr einfach auf die Erde. Er hielt sie eng an sich gepresst und Zechs konnte hören, wie er beruhigend auf sie einredete und ihr über das Haar strich. Zechs stieg nun ebenfalls ab und ging zu den beiden hinüber. Wenn er sich nicht täuschte, dann zitterte Treize genau so stark wie das Mädchen und als Treize kurz zu ihm aufblickte, sah er, dass die Augen des Mannes feucht glitzerten. Zechs war sich schon bei seiner ersten Begegnung mit Mariemaia sicher gewesen, dass sie Treizes Tochter war. Er hatte den Konsul damals darauf angesprochen und Treize hätte ihm daraufhin beinahe die Kehle durchgeschnitten. Aber falls Zechs noch einen letzten Beweis benötigt hätte, dann hatte er ihn jetzt. Treize reagierte genau so, wie ein Vater, der schon geglaubt hatte, sein Kind wäre verloren. Schnell wischte sich Treize über die Augen. „Jetzt besser?“ Er ließ die Kleine aufstehen. „Bist du verletzt?“ „Nein.“ Sie schniefte noch einmal und bemerkte erst jetzt, wer ihr gegenüber stand. „Konsul... ich... danke.“ Sie trat schnell einen Schritt zurück, so als ob sie sich in Sicherheit bringen wollte. „Carbo hat gescheut. Ich konnte ihn nicht mehr halten.“ „Dein Großvater ist mehr als nur leichtsinnig, wenn er dich alleine reiten lässt.“ Trotzig schob sie das Kinn vor, hob den Kopf und kniff die Augen zusammen. Zechs erinnerte diese Haltung nur zu gut an einen gewissen Konsul. „Tut er nicht. Er war dicht hinter mir.“ Wie aufs Stichwort tauchte ein zweites Pferd an der Biegung auf. Es war Senator Barton. Treize richtete sich auf und wieder einmal wurde sein Gesicht zu einer ausdruckslosen Maske. Auch wenn er noch immer zitterte als er die Arme vor seiner Brust verschränkte. „Marie! Den Göttern sei dank!“ Dann sah er Treize und sein Tonfall wurde kälter. „Komm Marie, wir müssen wieder zurück. Konsul.“ Das letzte Wort war eine einzige Beleidigung. War es doch niemand anderes als Barton gewesen, der seinen Posten als Konsul an Treize verloren hatte. „Senator.“, erwiderte Treize höflich und ignorierte es. Mariemaia führte ihr Pony wieder auf den Weg zurück, es hatte begonnen sich den Grasbüscheln am Waldrand zu widmen. Als sie an Treize vorüberging, lächelte sie. „Danke.“ „Marie!“ Barton rief sie zurück wie einen Hund, der sich zu weit von seinem Herren davongewagt hatte. „Aber er hat Carbo gestoppt.“, widersprach die Kleine, während sie zu ihrem Großvater zurückritt. Dann waren sie verschwunden, auch wenn Zechs noch die tiefe Stimme des alten Mannes hörte, der seine Enkelin zurechtwies. Treize wandte sich um und ging zu seinem Pferd. Er beachtete Zechs gar nicht, sondern presste seine Stirn fest gegen den Hals des Tieres und vergrub eine Hand in der dichten Mähne. Seine Schultern bewegten sich unter seiner Tunica und Zechs hatte den Eindruck als ob Treize jetzt am liebsten laut losbrüllen wollte. Es dauerte eine Weile bis sich der Konsul wieder aufrichtete. Er schwang sich auf sein Pferd. „Komm Zechs, es ist schon spät.“ Sie sprachen kein Wort miteinander. Als sie die Umrisse der Villa im untergehenden Licht der Sonne ausmachten, hielt Treize an. „Zechs, du hast damals über den Zwischenfall an der Quelle kein Wort verloren. Ich bitte dich, dass dies auch für das gilt, was heute Nachmittag geschehen ist.“ „Wenn du es so willst. Aber...“ „Du sollst nicht einmal mit mir darüber reden.“ Treize blickte ihn so lange an bis Zechs zögerlich nickte. Auch wenn ihm die Frage wieder auf den Nägel brannte. Er wollte es aus Treizes Mund hören, dass Mariemaia Barton, die Enkelin seines Erzfeindes, sein eigen Fleisch und Blut war. Unwillkürlich fragte sich Zechs, wie es wohl dazu gekommen war? Wusste es Barton überhaupt? Hosted by Animexx e.V. 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