Rastlos von Hachiko-chan (Shibuyas Vergangenheit) ================================================================================ Kapitel 4: Begegnungen ---------------------- Das kleine Dorf lag friedlich unter dem strahlend blauen Himmel, an dem nur hin und wieder eine kleine Wolke vorbeizog. Ein leichter Wind wehte durch die Blätter der Bäume und durch das saftig grüne Gras der Wiesen in der Ortschaft. Im Zentrum des Dorfes stand eine große Windmühle, deren Flügel sich langsam und gemächlich in den leichten Briesen bewegten. Die restlichen Gebäude waren scheinbar willkürlich um das zentrale Objekt herum aufgebaut worden. Die Häuser waren niedrig gebaut und bestanden alle aus dem Baustoff Holz. Ein kleiner Bach plätscherte mitten durch die Ortschaft und so gab es mehrere Brücken, die der trockenen Überquerung dienten und das Landschaftsbild schmückten. Die Kinder nutzten das freundliche Wetter, um draußen zu spielen. Da es viele größere Grünflächen gab, hatten sie viel Platz für sich und so hörte man überall das fröhliche Lachen von ihnen, wo sie sich in kleinen Gruppen herum tollten. An einer kleinen Wiese, an deren einen Rand große Kastanien wuchsen, standen drei Kinder und sahen zu einem vierten Kind, welches direkt auf sie zulief. Dieses war ein kleines Mädchen mit sehr langem blondem Harren, die zu zwei Zöpfen gebunden waren und im Wind wehten. Sie beeilte sich, zu ihren Freunden zu gelangen, als sie plötzlich stolperte und der Länge nach hinfiel. Die drei Beobachter brachen in schallendes Gelächter aus. “Ha, seht! Die Transuse ist schon wieder hingefallen”, rief ein kleiner, braunhaariger Junge amüsiert und deutete mit seinen Finger auf die gemeinte Person. “Die ist doch wirklich für alles zu blöd. Kann die überhaupt etwas richtig machen?”, pflichtete ihm ein weiterer Junge bei, der sich neben dem ersten stellte. Er hatte mittellange, schwarze Harre, die zu einem lockeren Zopf zusammengebunden waren. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er genervt war und er musterte das gestürzte Mädchen. Diese stand gerade wieder auf, während sie sich den Schmutz von ihrem Kleid wischte. Als sie den Dreck weitestgehend entfernt hatte, blickte sie die beiden Jungen lächelnd an und rief fröhlich: “Mir ist nichts passiert.”. Die Augenbrauen des Dunkelhaarigen verengten sich. “Verdammt, Shizui, uns ist es total egal, wie es dir geht. Sag lieber Mal, was die Brötchen machen, die du uns mitbringen solltest.”, keifte er sie gereizt an. Bevor diese antworten konnte, rannte ein rothaariges Mädchen zu ihr. Sie hatte sich zuvor hinter den beiden Jungs versteckt und wollte jetzt nach dem Essen gucken, welches Shizui in einer Tasche bei sich trug. Bei dem Zielobjekt ankommen, öffnete sie die Tüte und warf einen kurzen Blick hinein. “IIhhh, die sind ja alle Matsch! Die dumme Kuh ist darauf gefallen.”, kreischte sie entsetzt, bevor sie das blonde Mädchen neben ihr giftig anfunkelte. “Das wirst du büssen! Ich will Ersatz!”. In der Zwischenzeit waren ihre beiden Freunde hinter ihr getreten. Sie nickten zustimmend. “Akai hat Recht. Du wirst uns entschädigen müssen.” Der braunhaarige Junge sah Shizui böse grinsend an. Diese betrachtete die drei ängstlich. Sie wollte keinen Ärger und war geschockt zusammengezuckt, als sie die letzte Bemerkung gehört hatte. Traurig über ihre eigene Unfähigkeit starrte auf das Gras, um den anderen nicht in die Augen blicken zu müssen, als sie sich plötzlich an etwas wichtiges erinnerte. Sofort steckte sie ihre Hand in die Seitentasche ihres Kleides und fischte ein helles, rundes Objekt heraus. Sie musterte es gründlich und war erleichtert. Die Glaskugel, die ihr ihre Eltern vor ein paar Tagen geschenkt hatten und die sie immer als Glücksbringer bei sich trug, hatte den Sturz heil überstanden. Aber auch die anderen Kinder betrachteten sie neugierig. “Hey, was ist das? Gib her, das nehmen wir als Entschädigung!” rief der Junge, der ebensolches zuvor gefordert hatte, und griff nach dem Glas. Er schaffte es aber nicht, die Kugel auch nur berühren, da Shizui sie schnell weggezogen hatte. “Sie ist mir sehr wichtig und deshalb möchte ich sie nicht hergeben.”. Ihre Stimme war leise und verschüchtert. Sie hatte Angst, dass ihre Kontrahenten dies als Provokation auffassen könnten. “Oho, unser Prinzesschen entwickelt einen eigen Willen.”, bemerkte der Schwarzhaarige abfällig und warf ihr dabei einen verachtenden Blick zu. Belustigt sah er mit an, wie sich seine beiden Freunde auf das blonde Mädchen stürzten, um ihr das Objekt der Begierde zu entreißen. Der Junge hatte vor, sie festzuhalten, während das Mädchen sie lieber zu Boden bringen wollte. In dem so entstandenen Gerangel verlor Shizui das Gleichgewicht und fiel erneut hin. Dabei glitt ihr die Kugel aus der Hand. Sie fiel herunter, traf hart auf einen kleinen Stein, welcher versteckt im Gras lag und zersprang mit einem lauten Klirren in viele einzelne Scherben. “Och nö, jetzt hat das Trampeltier sie kaputt gemacht.”. Akai schrie frustriert auf und stampfte voller Wut stampfte mit den Füßen auf dem Boden. “Reg dich ab, Kleines.” Der braunhaarige Junge legte seine Hand auf ihre Schulter, um sie zu beruhigen. “Da kann man nichts machen, sie ist halt einfach zu blöd. Was hast du denn auch erwartet? Doch nicht etwa, dass unser Blondie mal etwas richtig macht, oder?” Er lachte laut auf. “Naja, wir werden es ihr schon noch beibringen. Sie sollte uns dankbar sein, dass wir uns überhaupt Zeit für sie nehmen und ihr beibringen, wie sich so gewöhnliche Menschen, wie sie einer ist, sich gegenüber unsereins, den talentierten Nachwuchs Ninjas, verhalten soll!” Er ging ein paar Schritte auf sie zu und bespuckte sie. “Du musst uns gehorchen. Das ist dein Schicksal, du bes…”. Er kam nicht mehr dazu, seinen Satz zu beenden. Eine Hand hatte ihm am Kracken gepackt und ihn in die Luft gehoben. Durch den festen Griff verengte sich seine Kleidung um den Hals herum so sehr, dass der Junge Schwierigkeiten hatte, Luft zu holen. Keuchend und mit einem erschrockenen Ausdruck in den Augen sah er seinen Angreifer an. Auch seine beiden Freunde betrachteten das groß gewachsene Mädchen nicht minder überrascht. Die drei hatten sie nicht kommen sehen, da sie zu sehr auf Shizui konzentriert waren und ihre Umgebung außer Acht gelassen hatten. “Die Gifthexe.”, flüsterte der schwarzhaarige Junge leise, während sich Akai verängstigt hinter ihm versteckte. Die als “Gifthexe” bezeichnete Person funkelte ihr Opfer zornig an. “Und wenn du nicht bald deine Klappe hältst und endlich aufhörst, mir gehörig auf die Nerven zu gehen, dann wird es dein Schicksal sein, hier und jetzt zu sterben!”. Mit der freien Hand zog sie ein Kunai aus der Waffentasche, welche an ihrem Bein befestigt war, und hielt es dem nach Luft ringenden Jungen an den Hals. “Ein schneller, tiefer Schnitt in die Schlagader, dein Blut wird aus deinem Hals schießen, ein paar gurgelnde Laute von dir geben und unter starken Schmerzen verenden.” Sie lächelte böse, während sie ihm dieses Todesszenario beschrieb. Als Dank erntete sie panische Blicke von den Kindern. Verschüchtert meldete sich das kleine rothaarige Mädchen zu Wort. “Shibuya, es.. es tut uns Leid… wirklich”. Beim Reden vermied sie es tunlichst, der Angesprochenen direkt in die Augen zu sehen und starrte stattdessen auf ihre eigenen Füße. Deshalb sah sich auch die Gefahr nicht kommen und konnte ihr nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Denn Shibuya hatte den braunhaarigen Jungen ruckartig zu den beiden Kindern geworfen, nachdem sie kurz zuvor ihr Kunai wieder eingesteckt. Dieser kollidierte mit seiner jungen Freundin und rieß sie mit sich zu Boden. “Da hast du ihn wieder. Und nun verschwindet von hier!”, zischte sie die drei an. Und jene taten, wie ihnen geheißen: Sie machten auf den Absatz kehrt und liefen so schnell sie nur konnten davon. Der als Wurfgeschoss missbrauchte Junge wollte zwar noch etwas sagen, nämlich seine Empörung über die Respektlose Behandlung ihm gegenüber kundtun, aber die beiden anderen hielten ihm schnell den Mund zu, um ihn daran zu hindern. “Sei bloß still, du Esel.”, flüsterte der Schwarzhaarige seinem Kumpel leise ins Ohr. “ Mit der ist nicht zu spaßen.” Er sagte dies, weil er Angst vor Shibuya hatte, so wie die meisten Kinder im Dorf. Denn sie war berühmt berüchtigt wegen ihrer Leidenschaft für Gifte. Es kursierten sogar Gerüchte umher, wonach dieses Mädchen schon mehrere unliebsame Personen damit aus dem Weg geräumt hätte. Für diese Vermutungen gab es zwar keine Beweise, aber es schürte die Angst, vor allem bei den kleinen Kindern, da sie sich mit dem Thema nicht wirklich auskannten und sich daher als Leichte Beute sahen. Shibuya ihrerseits war zufrieden, als sie sah, dass die Nervensägen verschwanden. Sie hatte ihr Ziel erreicht. Denn eigentlich war sie nur hier, weil sie bei dem schönen Wetter nicht im Haus hocken wollte, sondern sich stattdessen eine frische Briese um die Nase wehen lassen. Deshalb hatte sie sich spontan entschieden, ein stilles Plätzchen im Grünen aufzusuchen, um dort in Ruhe ihre Lehrbücher zu lesen. Bei einem großen Kastanienbaum, der in der Nähe des Spielplatz der Kinder lag, hatte sie sich niedergelassen und in Ruhe gelernt, bis dann irgendwann diese lärmende Horde von Kleinkindern aufgetaucht war. Ab dem Momentan war es vorbei mit der Stille und vor allem mit ihrer Konzentration. Erbost darüber hatte sie ihre Lektüre beiseite gelegt, ist zu den Bälgern gegangen und hatte ihr Recht auf Ruhe eingefordert. Aber jetzt war ihre Stimmung zu gereizt und daher war an eine Fortsetzung ihrer Studien nicht zu denken. Seufzend drehte sie sich um. Da hatte sie sich doch tatsächlich ihre gute Laune verderben lassen. Ihr Blick fiel auf das kleine, blonde Mädchen, das noch immer auf dem Boden lag und damit beschäftigt war, die einzelnen Scherben der Glaskugel aufzusammeln, in der Hoffnung, sie wieder zusammensetzen zu können. Ab und zu hielt sie kurz inne in ihrem Handeln und wischte sich einige Tränen aus dem Gesicht, die ihr an den Wangen entlangliefen. Shibuya hockte sich dicht neben ihr hin und schaute ihr direkt in die traurigen, leuchtend grünen Augen. Sie wusste, was passiert war, denn sie hatte unfreiwillig alles mit angehört. Aus irgendeinem Grund hatte sie Mitleid mit ihr. Dieses Gefühl war wahrscheinlich auch der Grund, weshalb sie ihr Portemonnaie aus der Tasche kramte und einen Geldschein daraus entnahm. Danach ergriff sie eine der beiden Hände des blonden Mädchens, öffnete diese, legte den Geldschein in die Handfläche und schloss die Hand wieder. “Davon kannst du dir eine neue kaufen.”. Shibuyas Stimme klang sanft und weich. “Halt dich in Zukunft besser fern von solchen Idioten. Die sind kein Umgang für dich.” Sie stand au, kehrte der Kleinen den Rücken zu und ging zu dem Baum, unter dem sie einige Zeit zuvor gelegen hatte, um dort ihr Buch einzusammeln. Shizui hatte alles wortlos und neugierig mitverfolgt. Es war das erste Mal seit längerem, dass jemand in ihrem Alter sie so freundlich behandelt hat. Selig begutachtete sie den Schein zwischen ihren Fingern, als ihr plötzlich einfiel, dass sie vergessen hatte, sich zu bedanken. Sie stand schnell auf und wollte Shibuya hinterherlaufen, aber als sie in die Richtung sah, in der das lilahaarige Mädchen gegangen war, erblickte sie nur eine leere Wiese und einzelne Bäume. Enttäuscht blieb Shizui stehen. Sie war zu langsam gewesen. Aber ihr kam eine rettende Idee: Sie würde ihre Eltern fragen, ob sie wussten wo diese Shibuya wohnt und dann könnte sie sie persönlich aufsuchen, um sich doch noch zu bedanken. Mit diesen Gedanken machte Shizui kehrt und ging fröhlich summend nach Hause. //So, endlich geht es weiter. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Isamenot und Goodgirl244 für die netten Glückwünsche zur Prüfung bedanken. Vielen Dank euch beiden! Zu dem Kapitel möchte ich anmerken, dass Shibuya und Shizui sich hier zum ersten Mal treffen und sich daher noch absolut fremd sind. Außerdem ist jetzt raus, dass Shibuya schon immer fies war^^. PS: Ich hoffe, dass man drei Kleinkinder einigermaßen auseinander halten kann und sie nicht zu sehr verwirren (da auch nur eine von ihnen einen Namen hat). // Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)