Rastlos von Hachiko-chan (Shibuyas Vergangenheit) ================================================================================ Kapitel 3: Forschung -------------------- Mit schnellen Bewegungen kappte sie lieblos seine Fesseln, so dass der Mann noch weitere, allerdings weniger tiefe Schnittwunden erhielt. Nun war er frei. Zumindest von den Fesseln. Er konnte es nicht fassen und deshalb sah er sie verängstigt an. Wollte sie ihn tatsächlich laufen lassen? Bis eben dachte er noch, dass sein letztes Stündlein geschlagen hätte. Aber er wagte nicht, sie danach zu fragen. Zu groß war seine Angst, dass diese Frau wieder ausrasten würde und wer weiß, vielleicht würde sie ihn bei ihren nächsten Wutausbruch wirklich töten. Ihn brutal und eiskalt abstechen. Er schüttelte den Kopf, in der Hoffnung, dadurch jene Gedanken verdrängen zu können. Jetzt war er frei und das war alles, was in dem Moment zählte. Wenn da nur nicht diese stechenden Schmerzen in seinem Arm wären. Er versuchte sich so gut es ging zusammenzureißen und nutzte seinen ungefesselten Zustand um aufzustehen. Er wollte so schnell es ging weg von diesem Ort, aber zuerst musste er sich das Gegengift holen, welches auf der Kommode platziert war. Das mysteriöse an der Sache war nur, dass er trotz der Vergiftung keine Beschwerden hatte. War das Mittel, welches sie ihm eingeflösst hatte, am Ende gar kein Gift gewesen? Seine einzigen körperlichen Probleme waren eine leichte Übelkeit und Schweißbildung, aber derartige Empfindungen waren bei Nervosität oder auch Angst normal. Trotz der Zweifel hatte er vor, das Gegengift zu sich zu nehmen. Sicher war sicher. Er erhob sich aus seinem Stuhl und stand nun aufrecht da. Sein Blick war direkt auf das Zielobjekt gerichtet und er wollte darauf hinzugehen, jedoch gelang es ihm nicht, sein Bein anzuheben, um einen Schritt nach vorn zu machen. Stattdessen geriet er ins Straucheln und fiel kopfüber auf den Boden. Der Mann versuchte noch den Sturz mit seinen Armen abzudämpfen, aber mit den tiefen Schnittwunden wurde es sehr schmerzhaft für ihn und er schrie kurz vor Pein auf. Sofort versuche er wieder aufzustehen, allerdings schaffte er es einfach nicht mehr, seine Beine zu bewegen. Panik kam in ihm auf. Warum gehorchten ihm seine Beine nicht? Mit Hilfe des unverletzten Armes richtete er sich ein kleines Stückchen auf, um die Problemzone betrachten konnte. Gefesselt war er nicht mehr, so viel war sicher. Auch die Schnittwunden sahen für ihn nicht sehr tief aus, obwohl sie sehr stark bluteten. Viel zu stark für eine solche Wunde. Was ging hier nur vor sich? Ein höhnisches Gelächter riss ihn aus seinen Gedanken. Es kam von der jungen Frau, die sich köstlich über ihn amüsierte. “Hättest du mich vorhin nicht unterbrochen, wüsstest du jetzt, was mit dir los ist und auch, das ich dich von Anfang an nur verarscht habe. Was denkst du denn, warum ich dir vorgeschlagen habe, dich von den Fesseln zu befreien? Na? Natürlich habe ich es dir nur angeboten, weil ich genau wusste, dass du nicht weit hoppeln könntest, mein Hasi!”. Laut lachte sie auf. Sie hatte ihren Spaß, was der Mann nicht von sich behaupten konnte. Dieser sah sie voller Entsetzen an. Er war die ganze Zeit über nur ihr Spielball. “Och, guck doch nicht so traurig, Hasi. Weil du es bist, werde ich es dir erneut erzählen “ Dabei streckte sie ihren Zeigefinger belehrend in die Luft. “Kurz gesagt: Coniin lähmt den Körper. Genauer gesagt bewirkt es eine von den Füßen her aufsteigende Lähmung, die sich über dem Rumpf auf die Arme fortsetzt. Todesursache ist Atemlähmung, oder anders ausgedrückt: Du wirst ersticken. Und weißt du, was an diesem Gift das Beste ist? Dadurch, dass das Coniin eine aufsteigende Wirkung hat, weißt du zu jeder Zeit, wie weit es schon in deinem Körper vorgedrungen ist und somit natürlich auch, wie weit es noch von deiner Lunge entfernt ist. Folglich spürst den Tod in dir hoch krabbeln und kannst dadurch deinen Todeszeitpunkt ungefähr einschätzen.” Die Erklärung lieferte sie ihm bereitwillig. Denn einerseits sprach sie gerne über Gifte und andererseits fand sie die Reaktion des Vergifteten interessant. Dieser war geschockt, genau so wie sie es erwartet hatte, und er musterte seine Beine mit einem anglichen Blick. Ein aufsteigendes Gift? Es musste in seinem Körper schon weit vorangekommen sein, da seine Beine komplett taub waren. Was wiederum bedeutete, dass es schon relativ nah an seiner Lunge war und er somit nah an seinem Tod. Das einzige, was das Gift noch aufhalten konnte, war ein Gegengift, und dieses hatte die Frau vor einiger Zeit auf die Kommode gestellt. Seine Gedanken drehten sich nur noch um diese kleine Glasflasche, von der momentan sein Überleben abhing. Mit Hilfe seiner Arme, und somit unter starken Schmerzen, zog er seinen Körper vorwärts und robbte so über dem Boden entlang. Mühsam näherte er sich seinem Ziel, dem er sich nur langsam näherte. Dort angekommen, streckte er seinen Arm in die Richtung der lebensrettenden Flüssigkeit, welche im Sonnenlicht rubinrot glitzerte. Doch bevor seine Finger die Phiole berühren konnten, verschwand diese plötzlich vor seinen Augen. Denn Shibuya hatte sich wieder mit einer übermenschlichen Geschwindigkeit bewegt und vor dem Mann die Glasflasche an sich genommen. “Hey, ich hatte dir gesagt, dass du das Gegengift nur bekommst, wenn du mir alle meine Fragen brav beantwortest. Und genau das hast du nicht getan!”. Sie öffnete die Phiole und kippte diese zusammen mit ihrer Hand um, so dass Inhalt auf den Boden floss und dort eine kleine Lache bildete. “Na los, leck es auf!” zischte sie boshaft, “Du hängst doch so am Leben.”. Ihr letzter Satz steckte voller Zynismus und verletzte den Mann psychisch. Es stimmte, er wollte weiterleben, aber warum musste sie sich darüber lustig machen? Sein Lebenswille war so stark, dass er sich tatsächlich über die Pfütze beugte und versuchte, die wenigen, noch nicht vom Boden aufgesogenen Tropfen, aufzulecken. Währenddessen ging Shibuya zum Tisch, holte ihren Notizblock und den Stift und hockte sich dann mit einem geringen Abstand vor ihr Opfer hin. Sie machte einen kleinen Vermerk auf ihren Zettel: `..Wie sich herausgestellt hat, hat der Proband sehr große Angst vor dem Tod. Er hat sich noch nie mit eben solchem auseinandergesetzt und wie es schon wissenschaftlich bewiesen worden ist, haben Menschen, welche ohne jegliche Vorwarnung mit einem nahenden Ende konfrontiert werden, mehr Angst davor, als solche, die sich damit schon beschäftigt haben, sei es aus persönlichen oder familiären Gründen. Augenscheinlich ist er bereit alles zu machen, um seinem drohenden Tod zu entfliehen und somit sein Leben zu retten. Selbst Erniedrigungen lassen ihn davor nicht zurückschrecken…´ und blickte kurz zu dem Mann auf, der immer noch damit beschäftigt war, den Boden abzulecken. Dann schrieb sie weiter: `..In seiner Unkenntnis über Gifte nimmt er alles, was ihm erzählt wird, für wahr und kommt nicht mal im Ansatz auf die Idee, die gegebenen Informationen zu hinterfragen. Wie er wohl reagieren wird, wenn er erfährt, dass das Mittel, welches ihm als Gegengift genannt und gegeben wurde, gar keines ist?´ Die Neugierde funkelte in ihren Augen, als sie den Stift absetzte und sich erneut ihrem Opfer zuwandte. Sie hatte schon eine leise Ahnung, wie seine Reaktion ausfallen wird. Schließlich hatte sie in den letzten Monaten mehrere dieser Tests durchgeführt und anhand der Ergebnisse eine gewisse Regelmäßigkeit im Verhalten der Testpersonen ausgemacht. Ihr jetziges Opfer diente eigentlich nur dazu, um zu überprüfen, ob die von ihr geschlossenen Erkenntnisse richtig und repräsentativ waren. “Hasi, hör mal her, ich hab dir was Wichtiges zu sagen. In der Phiole befand sich kein Antidot, sondern nur gewöhnlicher Rotwein, welcher allerdings keinen Einfluss auf das Gift ausübt.” erklärte sie ihm mit gleichgültiger Stimme und fuhr gleich fort: “Das musst du dir jetzt allerdings nicht als Anlass nehmen, um mit deiner Tätigkeit aufzuhören. Dank deiner eifrigen Zunge glänzt der Boden nämlich gerade wie frisch poliert! Aber du solltest aber aufpassen, wo du dein hinblutest, denn damit machst du ja deine ganze Arbeit zunichte.” Die stichelnden Bemerkungen hatte sie sich einfach nicht verkneifen können. Dazu machte es ihr viel zu viel Spaß, andere zu ärgern. Der Mann seinerseits hielt sofort inne, als er die Wahrheit hörte. Sie hatte ihn also die ganze Zeit über nur an der Nase herumgeführt. “Kein Gegengift?”. Seine Stimme war schwach und kaum hörbar. “Wo… wo ist das… richtige Gegengift?”. Er fing an zu stottern, weil er befürchtete, dass sie ihn erneut angreifen würde. Aber sie grinste ihn nur frech an. “Hab- Ich- Nicht!” Provokativ sprach Shibuya alle Wörter langsam und stark betont aus. Anschließend musterte sie ihn. Ihre Worte zeigten eine deutliche Wirkung bei ihm. Seine Augen hatten sich geweitet und seine Haut ist aschfahl geworden. Er war geschockt. Seine ganze Sehnsucht hatte sich auf diese einzelne Phiole gerichtet, deren Inhalt ihn von seinen Leiden erlösen und vor dem Tod hätten retten sollen. Aber die Glasflasche war kaputt, ihr Inhalt versiegt und nicht echt. Dadurch war seine letzte Hoffnung zerstört, doch noch lebendig davonzukommen. Tränen tropften aus seinen Augen und fielen auf dem Boden. Er war verzweifelt Zu allem Überfluss machte sich auch noch ein Taubheitsgefühl in seinen Armen breit und es dauerte nicht mehr lange, bis er zusammenbrach. Die Lähmung hatte von dem Armen besitz ergriffen und so konnte er sich nicht mehr länger mit ihrer Hilfe vom Boden hochdrücken. “Du bist mir vielleicht ein faules Versuchskaninchen! Die meisten anderen hatten wenigstens noch versucht, mit ihrer letzten verbliebenen Kraft zur Tür zu kriechen, um dann draußen um Hilfe zu rufen.” Ihre Stimme klang abfällig, denn sie war von dem ihr gebotenem Schauspiel gelangweilt. Und da jetzt auch die Arme des Mannes bewegungsunfähig waren, konnte er ihr auch nichts mehr bieten. Deshalb entschied sie sich, noch einen letzten Versuch mit ihm durchzuführen, bevor er starb. Sie nahm aus ihrer Tasche erneut eine Glasflasche, diesmal allerdings mit einer durchsichtigen Flüssigkeit und näherte sich ihrem hilflos am Boden liegenden Opfer. Dort angekommen, träufelte sie ihm ein bisschen davon auf seine Hand, welche ausgestreckt vor ihr lag und die der Mann gut im Sichtfeld hatte. Die Säure ätzte sich in seine Haut hinein und legte die darunter liegenden Knochen frei. Das Blut floss dabei stark aus der Wunde und bildete unter der Hand schnell eine hellrote Lache. Bei diesem Anblick entfuhr dem Mann ein greller Schmerzensschrei. Shibuya lächelte nur. Das Verhalten Des Probanden faszinierte sie. Denn obwohl er aufgrund der Lähmung seiner Nerven gar nicht mehr in der Lage war, Schmerzen zu spüren, schrie er trotzdem auf. War es vielleicht wegen Ekel vor der Wunde? Oder ein Schock? Oder etwa, weil er dachte, dass da Schmerzen sein müssten und er sich diese dann einfach nur einbildet? Auf jeden Fall war es eine sehr interessante Angelegenheit, die nach einer Nachforschung verlangte. Aber nicht jetzt. Dazu hatte sie im Moment gar keine Zeit. Jetzt musste sie erstmal ihr Manuskript fertig stellen, damit sie es am morgigen Tag bei dem Verleger abgeben konnte. Sie stand vom Boden auf und ging zum Tisch zurück, wo sie es sich auf einem der Stühle gemütlich machte und sich einen befundenen Stapel Blätter vom Tisch runter nahm. Dies war ihr Manuskript, welches sie noch überarbeiten musste. Ihr Interesse an dem Mann war nun erloschen, denn er hatte seine Aufgabe erfüllt. Es war alles genauso verlaufen, wie sie es mit ihrer Studie vorhergesehen hatte: Anfängliches Desinteresse an Giften; gefolgt von einem Sinneswandel, als er merkte, das sein Körper nicht mehr so wollte wie er sollte; die panische Angst; das unüberlegte und Kopflose Verhalten, womit er sich selbst eine Flucht unmöglich gemacht hat; und sich schließlich an die letzte Hoffnung zu klammern ,ohne selber mal den Kopf zu benutzen um einen alternativen Ausweg zu finden. Der letzte Punkt überraschte sie immer wieder aufs Neue. Warum können diese Leute nicht logisch denken? Es lief doch jedes Mal gleich ab: Sie nahm den Probanden die Fesseln ab, diese stürzten auf den Boden, da ihre Beine gelähmt waren und krochen anschließend immer auf das angebliche Gegengift zu. Anstatt mal nachzudenken und sich eventuell mit einem der Arme ein künstliches Erbrechen auszulösen, um so einen Teil des Giftes schnellstmöglich aus dem Körper heraus zu bekommen. Denn dann wäre weniger Toxin im Körper, dieses würde sich daher langsamer im Körper ausbreiten und…. Mit einem abfälligen Blick sah sie zum Mann rüber, der sie mit seinem plötzlichen, stark keuchenden Atem in ihren Gedankengang gestört hatte. Seine Augen waren vor Angst weit aufgerissen und er schnappte laut und scheinbar verzweifelt nach Luft. Es dauerte nicht lange und er wurde ruhig. Der Mann war jetzt tot. ”Na, endlich ist er wieder ruhig!”, sprach Shibuya genervt und wandte sich erneut ihrem Manuskript zu. Am nächsten Morgen ging sie gleich zu ihrem Verleger, nachdem sie die Leiche samt Holzhütte verbrannt hatte, um alle Spuren zu beseitigen. Es war ein genauso sonniger Tag wie der gestrige und ihr langes blondes Haar glänzte wie flüssiges Gold im Schein der Sonnenstrahlen. Schüchtern und zurückhaltend lächelnd ging sie durch die Straßen der kleinen Stadt, bis sie vor einer kleinen Bücherhandlung stehen blieb. Hier hatte sie sich mit ihrem Verleger verabredet. Sie blickte über den Rand ihrer Brille durch das Glasfenster des Ladens und sah, dass er drinnen schon auf sie wartete. Aber auch ihm war nicht entgangen, dass sie schon da war und so eilte er zur Tür, um diese für sie zu öffnen und sie hereinzubitten. “Guten Morgen, Frau Susumu”, grüßte er sie herzlich, “Sie sehen wie immer hinreißend aus. Kommen sie doch rein.” Die junge Frau erwiderte die Begrüßung mit einer tiefen Verbeugung und folgte der Aufforderung des Mannes. Sie betrat das Geschäft und ging mit ihm zu einem Schreibtisch, an denen sich die beiden so hinsetzten, dass sie einander in die Augen sehen konnten. “Nun denn, dürfte ich einen Blick in ihr Manuskript werfen, wehrte Frau Susumu?”, fragte er sie mit freundlicher Stimme. “Aber natürlich, Herr Yukawa.”, erwiderte sie sogleich und schob ihm dabei das begehrte Objekt rüber. “Es handelt über das Verhalten der Menschen, welche gezwungen sind, sich mit einem baldigen Tod auseinander zu setzen. Oder in einem Wort gesagt: Es handelt von der menschlichen Todesangst. Wie sie wissen, habe ich als Ärztin häufig mit dem Tod zu tun und dieses ist sehr belastend für mich. Aber es hilft mir ungemein, wenn ich meine Erlebnisse aufschreiben kann. Dabei sind mir gewisse Verhaltensmuster aufgefallen, die ich weiter untersucht habe und schließlich mit dieser wissenschaftliche Studie beende.”. Der Verleger hatte ihr ruhig zugehört und währenddessen das Manuskript kurz durchgeblättert. “Exzellente Arbeit, wie immer, verehrte Frau Susumu. Ich kann mir gut vorstellen, wie schwer ihnen ihre Arbeit von Zeit zu Zeit fallen muss. Aber sie machen das ja hauptsächlich, um den Menschen zu helfen. Ach ja, so gutherzige und seriöse Menschen wie sie sind selten geworden. Bei den meisten Leuten wäre ich misstrauisch, wenn sie mir ein solches Skript vorlegen würden. Denn ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es schwarze Schafe unter den Forschern gibt, die hierfür über Leichen gehen würden.”. Er schüttelte verständnislos den Kopf. “Herr Yukawa, dürfte ich wohl kurz ihre Toilette aufsuchen?”. Die junge Frau stellte diese Frage mit einer lieblichen und engelsgleichen Stimme. “Aber natürlich. Warten sie, ich zeige ihnen den Weg.” Er schritt voran und sie folgte ihm. Am Ziel angekommen, trennten sich ihre Wege und sie betrat den kleinen Waschraum. Vor dem Spiegel blieb sie stehen und berührte mit der einen Hand ihr Spiegelbild. Hübsches Gesicht, smaragdfarbene Augen hinter einer kleinen Brille und sehr lange blonde Haare. So sah sie aus: Yoko Susumu, alias Shibuya Tatsumi. Da Shibuya eine Ninja war, konnte sie mit Hilfe des Henge-no-Jutsu (=Kunst der Verwandlung) ihre optische Erscheinung ändern und sich so für jemand anderes ausgeben. Sie nutzte diese Fähigkeit, um ihre selbst geschriebenen Bücher zu publizieren und auf diesen Weg auch mal auf legale Weise Geld zu verdienen. Denn für einen leidenschaftlichen Forscher, wie sie einer war, war es eine große Ehre, die eigenen Forschungsergebnisse zu veröffentlichen und bei guter Arbeit internationale Anerkennung und Ansehen unter etablierten Forschern zu gewinnen. Natürlich war sie nicht so dumm und veröffentlichte Schriften über ihre eigenen Gifte oder Gegengifte. Wissen über ihre Waffen hielt sie geheim, genauso wie ihre wahre Identität. Denn als gesuchte Mörderin konnte sie nicht einfach so in eine Buchhandlung marschieren und sagen, dass sie gerne ihre neuesten Erkenntnisse über Foltern veröffentliche möchte. Damit würde sie sich nur selbst in Gefahr bringen und überhaupt, wer will schon die Werke eines Killers lesen? Deshalb musste sie sich, vor einigen Jahren, allein für diesen Zweck eine zweite Identität zulegen. Einen Künstlernamen hatte sie sich damals auch schnell ausgedacht: Yoko Susumu, denn dies klang nett und seriös. Das größere Problem stellte für sie das Aussehen dar. Es musste schließlich eine Person werden, der man solche treu-doofen Lügengeschichten wie der, die sie ihrem Verleger erzählt hatte, abnehmen würde. Des Weiteren musste sie vertrauenswürdig und sympathisch wirken. An solche Eigenschaften denkend, hatte sie damals die Kunst der Verwandlung angewendet und dabei unbewusst die Gestalt ihrer besten Freundin, Shizui, angenommen. Zuerst gefiel Shibuya der Gedanke nicht, dass Gesicht ihrer Freundin zu missbrauchen, aber nach einigen Überlegungen hatte sie sich schließlich doch dafür entschieden. Deshalb stellte sie sich vor, wie ihre beste Freundin wohl im Erwachsenenalter aussehen würde, denn sie kannte Shizui nur als Kind. Lange, blonde Haare, häufig zu einem Zopf zusammengebunden; schüchterne grüne Augen; eine kleine Brille, welche sie nur beim Lesen trug: Das alles waren ihre Merkmale. Nach diesem Vorbild erschuf Shibuya eine erwachsene Shizui. Denn die wahre Shizui hatte nie die Volljährigkeit erreicht, sondern ist im Alter von 13 Jahren verstorben. Shibuya betrachte kurz ihr Spiegelbild und zerschlug es anschließend mit der Faust. Die Erinnerungen hatte die Wut in ihr aufkochen lassen. Wut auf sich selber, weil sie damals nicht zugegen war und Wut auf die anderen, weil sie für Shizuis Tod verantwortlich waren. Denn ihre beste Freundin ist damals in den Selbstmord getrieben worden. //Anmerkung zum Coniin: 1) Dieses Gift hat kaum Nebenwirkungen und die wenigen äußern sich mit Schwindel, starkes schwitzen, leichte Übelkeit und leichte Sehstörungen. 2) Es verdünnt das Blut. Das hat zur Folge, dass das Blut ein paar Nuancen heller wird und sich die Wunden sehr viel langsamer schließen. Als letztes möchte ich noch sagen, dass ich in den nächsten Wochen keine neuen Kapitel hochladen werde. Der Grund dafür ist meine Vordiplomsprüfung, die in einigen Wochen ansteht und für die ich noch sehr viel lernen muss. Deshalb habe ich mich mit diesem Kapitel auch sehr beeilt, um es noch vor meinem Lernbeginn fertig zu stellen.^^ // Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)