Genderswitch! von Felidae_Atsutane (Ein Körpertausch mit Folgen ...) ================================================================================ Kapitel 3: Sheenas kleines Geheimnis ------------------------------------ Kratos ... Der Rothaarige, der momentan Schwarzhaarig war, konnte sich nicht erinnern, sich jemals so schlimm und vor allem lange übergeben zu haben. Seit einer halben Stunde kniete er nun schon im Bad und hatte das Gefühl, Sheenas ersten Kinderkeks wieder hochzuwürgen. Er wusste nicht, woher diese Übelkeit kam. Erklären konnte er es sich noch weniger, obwohl ihm am Morgen aus anderen Gründen übel geworden war: Wie die morgendliche Erregung eines Mannes, in diesem Falle seines Sohnes, sich auf einen weiblichen Körper auswirken konnte, war ihm zuwider. Oder anders gesagt: Lloyds Morgenlatte hatte Sheenas Körper in "Wallungen" gebracht. Nach weiteren zehn Minuten ließ der Brechreiz endlich nach und er konnte aufstehen - was nicht viel besser war, da ihm schwindelig wurde. »Bei allen Religionen der letzten viertausend Jahre, wie hält Sheena es in diesem Körper aus?«, fragte er sich, während er – halb blind von den tanzenden, schwarzen Punkten vor seinen Augen – vorsichtig zum Sofa vorarbeitete, um sich darauf hinzulegen. Er hatte die ganze Nacht über den seltsamen Stein und dessen Wirkungen gegrübelt, doch ihm war nichts Brauchbares eingefallen. Ein Relikt dieser Art war ihm vollkommen unbekannt. Und egal, welches Volk es benutzt hatte: Den Sinn verstand er noch weniger. Gerade, als Kratos die Augen schloss, um sich einen Augenblick zu entspannen, flog die Tür der kleinen Hütte auf. »Kratos Aurion, ich habe ein ernstes Wort mit dir zu reden!« Seine eigene Stimme rief ihm in Erinnerung, dass er mit Sheena verabredet gewesen war. Und ihr harscher Ton zudem, dass er wütend auf sie war. »Nicht nur du«, antwortete er knirschend und erhob sich wieder. Er wollte jedoch als Erstes fragen, ob sie etwas gefunden hatte, doch Sheena ließ ihm gar keine Chance dazu. »Bist du noch ganz zu retten, mich mit diesem Verrückten in ein Haus zu stecken?! Kann der seine Freizügigkeit nicht woanders ausleben?! Du bist doch sonst so verklemmt wie ein Hundeschwanz im Türspalt! Erst kommt er sturzbetrunken nach Hause und am nächsten Morgen läuft er splitterfasernackt durchs Haus! Lloyd und mir willst du Anstand beibringen, aber deinen Mitbewohner kannst du nicht um Zaum halten?! Und überhaupt! Wie soll ich eine Lösung für unser Problem finden, wenn ich die Sprache der Engel nicht kann, du Genie?!« Das ließ Kratos sich nicht bieten. Er hatte seiner zukünftigen Schwiegertochter nämlich genauso viel zu sagen. »Mäßige deinen Ton, Sheena! Wenn hier jemand einen Grund hat, derartig auszurasten, dann bin ich das! Nicht nur, dass dein Körper ein Wrack zu sein scheint, da ich mich mehr als nur hundsmiserabel fühle, um auf deinen Vergleich zurückzukommen, nein, ich habe mich heute Morgen eine geschlagene halbe Stunde übergeben müssen! Und davon mal ganz abgesehen: Was fällt dir eigentlich ein, das Lager mit meinem Sohn zu teilen?! Ihr seid noch nicht einmal verheiratet und er benimmt sich, als hättet ihr die Ehe bereits vollzogen! Weißt du eigentlich, wie widerwärtig es ist, von seinem eigenen Sohn verführt werden zu wollen?! Und wenn du mir jetzt auch noch sagst, dass das bei euch Alltag ist, kann ich für nichts mehr garantieren …!« Sheena … Die Mizuhonerin im falschen Körper war taub für Kratos‘ Worte, seitdem er gesagt hatte, dass er sich eine halbe Stunde lang übergeben hätte. Der ganze weitere Wortschwall ihres zukünftigen Schwiegervaters rauschte ohne Aufmerksamkeit zu erfahren durch ihr Gehör. Ihre Gedanken waren ganz woanders. Hatte es durch den Blitz Schaden genommen? War es wohlauf? Wie erging es ihm überhaupt, jetzt, da sie nicht mehr auf ihren Körper achten konnte? Wie hatte sie es vergessen können, wo ihre Gedanken seit zwei Monaten sich um nichts anderes mehr drehten? »Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?!« »W-was …?«, fragte Sheena völlig verwirrt. Kratos stöhnte mit seiner weiblichen Stimme. »Kratos …«, begann Sheena vorsichtig. »Die Übelkeit heute Morgen … weißt du, woher sie kam? Hast du vielleicht etwas Falsches gegessen?« »Außer Erdbeeren mit Salz nichts. Aber was hat das jetzt hiermit zu tun?« Sheena antwortete nicht auf die Frage. »Geht es dir gut? Hast du Schmerzen? Ist dir schwindelig oder sowas? Du hast gelegen, als ich reingekommen bin!« »Mir war schwindelig, in der Tat. Aber du hast mir meine Frage nicht beantwortet.« Sheena bekam sichtlich Panik. »Du musst zum Arzt!« Kratos blinzelte. »Bitte was?« Sheena packte ihren eigenen Körper am Handgelenk. »Nicht fragen! Komm mit!« Kratos riss sich – mit sichtlichen Schwierigkeiten – aus Sheenas Griff los. »Ich frage aber! Was soll das auf einmal?« Sheena sah sich selbst und somit Kratos in die Augen. Es war seltsam, sich selbst zu sehen und um geschätzte zwei Köpfe zu überragen, aber das war zweitrangig. »Ich … du …«, sie schüttelte den Kopf, »… wir sind schwanger!« Kratos … Kratos hatte das Gefühl, ihm würde ein Amboss auf den Kopf fallen. Einmal abgesehen davon, wie ungemein absurd es war, diesen Satz aus dem Mund eines Mannes zu hören, konnte er nicht glauben, was Sheena ihm da gerade gestanden hatte. »Du … ich …« Er sah an sich herunter, zu der kleinen, kaum sichtbaren Wölbung, über die er sich am Vortag noch gewundert hatte – und legte eine Hand darauf. Er war wütend. Stinkwütend. Er wäre am liebsten ausgerastet, doch das, was Sheena ihm gerade gesagt hatte, änderte restlos alles. Auch, wenn er es alles andere als gut hieß, dass Lloyd so früh Vater wurde, konnte und wollte er das kleine Leben, das in seinem Bauch heranwuchs, nicht gefährden. Sheena stand vor ihm und er sah sich selbst weinen. Ein tiefes Schluchzen drang aus der Kehle seines Körpers, der sich, von Sheena gelenkt, aufs Sofa fallen ließ und das Gesicht in den Händen vergrub. Kratos selbst war noch viel zu geschockt, als das er hätte reagieren können. Seine Gedanken rasten zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und her. Warum war ihm der Gedanke nicht vorher gekommen? Die seltsamen Essgelüste und die morgendliche Übelkeit kannte er doch von Anna. Anna … sie war fünfundzwanzig gewesen, als sie schwanger wurde. Nicht wesentlich älter als Sheena es war. Er hatte sich gefreut. Natürlich hatte er das! Er hatte erfahren, dass er Vater wurde. Warum konnte er sich nicht für seinen Sohn freuen? Und für die Frau, die er offensichtlich liebte. Während er mit seiner konservativen Einstellung und seinen Gefühlen für Lloyd rang, schluchzte Sheena erneut, was ihn zur Besinnung brachte. Egal, was er davon hielt: Sheena war schwanger und konnte es nicht erleben. Musste sich darum sorgen, dass Kratos, der sie seit Anbeginn ihrer Beziehung mit Lloyd nur schlecht behandelt hatte, die Situation ausnutzen würde, um dem Kind zu schaden. Ja, so miserabel hatte er sich ihr gegenüber verhalten, dass sie ihm das zu trauen konnte. »Heh …«, wagte er dann zu sagen und legte Sheena eine Hand auf die Schulter seines Körpers. »Ich … es … es tut mir leid.« Verwirrt sah Sheena auf. »W-was …?« »Denk‘ nicht, dass ich es gutheiße«, befahl Kratos‘ Verstand, ihm zu sagen. »Aber das ändert einiges … mach‘ dir bitte keine Sorgen um das Kind. Yuan und ich haben in der langen Zeit unseres Lebens mehrfach Medizin studiert. Ich werde alles tun, damit das Kleine gesund bleibt, in Ordnung?« Sheena … Die Erleichterung, die sich in Sheena breitmachte, war mit nichts zu vergleichen. Ohne weiter nachzudenken viel sie sich selbst um den Hals und umarmte Kratos dankbar und vor allem noch immer weinend. Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte, begannen sie das Gespräch von Neuem – und ruhiger. »Was machen wir jetzt …?«, wagte Sheena zu fragen. »Ein dummes Gesicht …«, bemerkte Kratos sarkastischer Weise und Sheena wunderte sich, dass der Seraph doch tatsächlich so etwas wie Galgenhumor besaß. »Ich befürchte, uns wird nichts anderes übrig bleiben, als Yuan über unseren … "Unfall" aufzuklären.« »Ich kann Yuan seit heute Morgen nicht mal mehr ins Gesicht sehen, ohne rot zu werden«, gestand die eigentlich Schwangere. Kratos konnte nicht anders, als zu schmunzeln. »Es ist ein Zeugnis deiner herausragenden Schauspielkunst, dass er an deiner Reaktion nicht gemerkt hat, dass ich nicht ich selbst bin.« »War das ein Kompliment?«, wollte Sheena wissen. »Sieht ganz danach aus …« Sheena konnte sich den plötzlichen Sinneswandel ihres zukünftigen Schwiegervaters nicht ganz erklären. Er war sonst immer kalt und hart zu ihr gewesen. Sollte die Nachricht seines wachsenden Enkelkindes ihn derart getroffen haben? »Lass uns gehen«, beschloss Kratos dann. »Bewegung ist gut für Schwangere.« Nun war es an Sheena, zu schmunzeln, doch sie wurde schnell wieder ernst. »Freust du dich …?«, fragte sie mit tiefer Stimme. »Das sage ich dir, wenn ich die größte Peinlichkeit meines Lebens hinter mich gebracht habe.« Kratos … Yuan wollte sich anscheinend totlachen und Kratos hätte es ihm in diesem Moment gegönnt, an seinem Lachanfall zu ersticken. »Hör endlich auf zu lachen, verdammt!« »Ich … ich kann nicht …!!!«, lachte Yuan, der inzwischen auf dem Boden lag und sich vor Vergnügen hin- und her rollte. »Du als Frau!«, schäkerte er. »Ich fass‘ es nicht!!!« Kratos legte sich eine Hand an die Stirn. Sheena schielte. »Wenn du nicht willst, dass ich dir zwischen die Beine trete, hör auf zu lachen«, knurrte sie, das erste Mal bewusst bedrohlich mit Kratos‘ Stimme. »Viel hast du damit ja nicht zu verlieren.« Nun blieb Yuan das Lachen im Halse stecken. »Was willst du denn damit sagen?«, fragte er. »Ja, was glaubst du, wer dich heute Morgen nackt im Flur gesehen hat?« Nun war Yuan ganz still. Mehr noch: Er wurde rot. »Oh …« Kratos musste grinsen. Schlagfertig war Sheena. Das musste man ihr lassen. Während Yuan sich wieder aufrappelte, führte der momentan Schwarzhaarige und obendrein schwangere Kratos das Gespräch fort. »… allenfalls brauchen wir deine Hilfe. Nicht zuletzt, weil Sheena - und somit ich - schwanger ist.« Yuans Kinnlade hätte wohl bis zum Boden gereicht, hätte er eine Paramecia-Frucht gegessen. Nach kurzer, sichtbar anstrengender Überlegung, gab er Sheena – und damit Kratos‘ Körper – die Hand und strahlte sie an. »Herzlichen Glückwunsch!« Sheena lächelte verlegen. »Danke …« Dann sah der Blauhaarige zu Kratos. »Aber warum sagt ihr mir das? Ich habe genauso wenig Ahnung wie ihr Zwei.« Der Seraph seufzte. »Erstens könntest du uns beim Suchen einer Lösung helfen«, sagte Kratos. »Und zweitens …« Der Schwangere brachte die folgenden Worte kaum heraus. »… musst du nachsehen, ob dem Kind beim Körpertausch nichts passiert ist.« Während Sheena zwischen den beiden "Männern" hin- und her starrte, sah Yuan seinen langjährigen Freund fassungslos an. »Das KANN nicht dein Ernst sein!« »Sehe ich aus, als würde ich scherzen?« Die drei Anwesenden schwiegen. Nach wenigen Minuten bat Yuan Kratos und Sheena wortlos in den Keller, in dem die beiden alten Seraphen die Relikte ihrer Abenteuer aufbewahrten. Und auch die medizinischen Geräte … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)