Genderswitch! von Felidae_Atsutane (Ein Körpertausch mit Folgen ...) ================================================================================ Kapitel 1: Der Anfang allen Übels --------------------------------- Kratos … Der rothaarige Seraph ging gemächlich hinter seinem Sohn her. Die alte Ruine, in die Raine sie geführt hatte war selbst ihm unbekannt, obwohl er schon über viertausend Jahre alt war. Das war auch unter anderem der Grund, warum er sich von Lloyd hatte überreden lassen, mitzukommen. Er ahnte nicht, wie sehr er das noch bereuen würde. Sein Sohn, Raine, Genis und Sheena waren ebenfalls mitgekommen. Als die Halbelfengeschwister nach Iselia zurückgekehrt waren, hatte sie Lloyd und Kratos von einer Ruine berichtet, in der sie wohl einen übergroßen Exsphere gefunden hatte. Lloyd, der es sich schließlich zur Aufgabe gemacht hatte, alle Exspheres zu vernichten, hatte sich sofort bereiterklärt, sich Raines Entdeckung genauer anzusehen. Wenige Worte hatten gereicht, um seinen Vater ebenso zu überreden, mitzukommen. Und Sheena begleitete Lloyd als seine Verlobte sowieso fast überall hin. Das Pärchen ging dicht nebeneinander vor dem Seraphen her. Kratos schielte Sheena leicht missgünstig an. Nicht, dass er sie nicht mochte. Ihn störte viel eher, dass sie mit seinem Sohn zusammen war. In seinen Augen war Lloyd mit seinen knappen neunzehn Jahren noch zu jung zum heiraten. Außerdem fielen ihm etwa Tausend Gründe ein, warum Sheena nicht die Richtige für ihn war. Aber sein Sohn schien glücklich zu sein, weshalb er sich nicht einmischte. Raine blieb stehen. »Huh? Sind wir schon da?«, fragte Lloyd. »Das hier ist doch eine Sackgasse.« »Sei nicht so voreilig, Lloyd«, meinte Genis. Raine tastete die Wand, vor der sie standen, vorsichtig mit ihren Händen ab. »Irgendwo hier muss es sein …«, murmelte sie. Dann ertönte ein klickendes Geräusch und die Wand, die Raine abgetastet hatte, schob sich langsam zur Seite. Eine Art Altarraum wurde sichtbar, in dessen Mitte eine kleine Steinsäule stand; darauf ein faustgroßer Edelstein, der einem Exsphere sehr ähnlich sah. »Wow …«, machte Lloyd. »Wo sind wir hier?« »Sieht wie ein Altar aus …«, meinte Sheena. Kratos sah sich aufmerksam um. Er erkannte sofort, dass es sich bei der Ruine um ein uraltes Relikt handeln musste, denn die Schriftzeichen an den Wänden waren in der Sprache der Engel verfasst. Und da er nichts von dieser Ruine wusste, musste sie vor der Zeit des alten Krieges entstanden sein. Neugier überkam ihn. Schließlich war es selten genug, dass er etwas begegnete, das älter war als er. Selbst die Fossilien in dem Museum, dass er vor nicht allzu langer Zeit besucht hatte, waren teilweise jünger als er. Der rothaarige Seraph trat zusammen mit den anderen an den scheinbaren Exsphere heran. Sheena stand direkt neben ihm, als dem Engel auffiel, dass sie für ihre Figur eigentlich vollkommen untypisch, ein wenig Bauch bekommen hatte. Doch noch bevor er den Gedanken weiterspinnen konnte, forderte Raine ihn auf, sich den Exsphere genauer anzusehen. »Das ist kein Exsphere«, meinte Kratos dann. »Dafür ist die Struktur viel zu grob. Es könnte jedoch eine Mutation sein …« Der Engel legte eine Hand auf den Edelstein und strich prüfend darüber. Urplötzlich begann er zu leuchten und zu strahlen. Kratos wollte zurückweichen, doch schneller, als er reagieren konnte, schlug ein gewaltiger Blitz in den Stein ein, der spürbar durch seinen Körper fuhr und ihn wegschleuderte – direkt in Sheena hinein, von der er jedoch abprallte. Nachdem ihm einige Augenblicke schwarz vor Augen geworden war und sein Kopf sich anfühlte, als sei er von dem Blitz gespalten worden, blinzelte er vorsichtig. In seinem Blickfeld tanzten noch einige schwarze Punkte, was ihn aber viel mehr verwunderte war, dass er plötzlich wesentlich schlechter sehen konnte. Als er versuchte, sich aufzurichten, fiel ihm das schwerer als vorher, da er das Gefühl hatte, sein Brustkorb würde gleich eingedrückt werden; und als er an sich hinab sah, wusste er auch, warum. Kratos bekam den Schock seines viertausend Jahre alten Lebens. Es war nicht sein Körper, auf den er blickte. Es war der seiner zukünftigen Schwiegertochter! Sheena … Die Leichtigkeit, mit der Sheena sich hatte aufrichten können, war ihr schon in der ersten Sekunde seltsam vorgekommen. Zudem sah sie viel besser und fühlte sich auf eine angenehme Art und Weise taub. Sie schüttelte den Kopf und legte sich eine Hand an denselben, um das schmerzhafte Pochen darin ein wenig zu dämpfen. Dabei senkte sie den Blick; und erschrak beinahe zu Tode, als sie feststellte, dass sie in dem Körper ihres zukünftigen Schwiegervaters steckte. »Sheena, Dad, seid ihr in Ordnung?«, fragte Lloyd, der sich langsam aufrappelte. Sheena sah zu ihrem eigenen Körper, der unweit von ihr saß und ihren Blick erwiderte. Kratos schüttelte kaum merklich den Kopf. Sheena verstand und nickte leicht. »Es … ist alles in Ordnung«, sagte die Mizuhonerin, wobei sie sich im ersten Moment über ihre eigene, tiefe Stimme erschreckte. Vorsichtig versuchte sie, aufzustehen. Der Seraphenkörper war ihr vollkommen fremd. Die seltsame Taubheit irritierte sie und außerdem war Kratos wesentlich muskulöser als sie. Sie wagte es noch einmal, zu ihrem zukünftigen Schwiegervater zu schielen, der im Moment in ihrem Körper zu wohnen schien. Er hatte anscheinend ähnliche Probleme, nur genau umgekehrt. »Wir sollten von hier verschwinden … das Ding ist mir unheimlich«, meinte Genis. »Aber ich will es noch untersuchen!«, begehrte Raine auf. »Hier ist gerade ein Blitz eingeschlagen, Raine!« »Da wäre ich ohne seine Hilfe jetzt nicht drauf gekommen …«, murmelte Sheena, während sie versuchte, sich mit ihrem neuen Körpergefühl anzufreunden; obwohl sie nicht vorhatte, die Situation so zu belassen, wie sie gerade war. Kratos trat zu ihr. »Was auch immer hier gerade passiert ist, ich will es augenblicklich rückgängig machen!«, fauchte Sheena leise. »Beruhige dich!«, flüsterte Kratos, wobei es für Sheena ziemlich seltsam war, ihre eigene Stimme sprechen zu hören. »Deine Cholerik bringt uns jetzt auch nicht weiter.« »Reden auch nicht«, meinte Sheena. »Ich will meinen Körper zurück!« »Dazu müssen wir erst einmal herausfinden, was es mit diesem Stein auf sich hat. Noch so einen Blitz überleben wir nicht.« Sheena verstummte. Im gleichen Moment hatte Raine sich gegen Genis durchgesetzt und wollte den Edelstein von dem Steinsockel wegnehmen. Doch kaum, dass sie ihn angehoben hatte, begann es plötzlich zu beben. »Die Höhle stürzt ein! Raus hier!«, brüllte Sheena, der ja eigentlich Kratos war. Lloyd sah seinen Vater, den er für seine Verlobte hielt, kurz verwirrt an, nickte dann aber und packte ihn, beziehungsweise sie, an der Hand um aus dem Altarraum zu fliehen. Raine trennte sich nur unter Genis' Flehen von dem Edelstein und rannte als Letzte aus der Ruine hinaus. Keine Sekunde zu spät, denn der Eingang stürzte hinter ihr ein. Sheena drehte sich um und hätte am liebsten laut geflucht, unterließ es aber, um sich nicht zu verraten. Kratos … Der Seraph keuchte. Sheenas Körper war nicht annähernd so belastbar wie sein eigener und so war er froh, dass Lloyd ihn mit sich gezogen hatte. Als sein Sohn ihn jedoch innig umarmte, nahm er das zurück und behauptete das Gegenteil. »Bist du in Ordnung, Liebling?«, wollte er wissen. Kratos drehte sich der Magen um, als Lloyd ihn so zärtlich ansprach. »Ja … du drückst … mir nur gerade … die Luft ab …« Der Jugendliche ließ den Körper seiner Verlobten augenblicklich los. Kratos atmete erleichtert auf. »Das hast du ja klasse hingekriegt, Raine!«, meckerte Genis. »Sei ruhig! Ich konnte doch nicht ahnen, dass mit dem Stein ein Fallenmechanismus verbunden ist!« Kratos schielte mit Sheenas Augen und ging zu den Rheairds zurück, mit denen sie hergeflogen waren. Es brachte nichts, sich über die Ruine aufzuregen. Der Fallenmechanismus war mit Sicherheit installiert worden, um den Stein zu schützen, also war er mit großer Wahrscheinlichkeit unversehrt. Sie konnten also später noch einmal zurückkehren. »Sheena, das ist Dad's Rheaird«, meinte Lloyd plötzlich. Kratos wollte ihn erst verwundert ansehen, als ihm einfiel, dass er ja nicht er selbst war. »Oh … stimmt.« »Ist auch wirklich alles in Ordnung mit dir?«, fragte Lloyd. »Du bist so ruhig und gehst auch etwas seltsam …« Kratos versuchte, eine weibliche Haltung anzunehmen, indem er sich daran erinnerte, wie Anna ausgesehen hatte. »Nein, mir geht es wirklich gut«, behauptete der Seraph im falschen Körper. »Okay … sag's mir aber, wenn dir nicht gut ist, ja?«, meinte er und senkte dann die Stimme. »In deinem Zustand …« Kratos musste sich beherrschen, nicht die Stirn zu runzeln. Stattdessen gab er nur einen zustimmenden Laut von sich. Auf dem Flug ließ Kratos sich etwas zurückfallen, um ungestört mit Sheena reden zu können. »Was machen wir jetzt?«, fragte sie. »Eine Lösung suchen, würde ich vorschlagen«, meine Kratos mit einer Spur von Ironie. »Wir müssen herausfinden, was es mit diesem Stein auf sich hat. Ich werde Yu …« Der Seraph stockte. In seinem momentanen Aufzug konnte er nicht einfach in sein Haus und sein Zimmer spazieren. »Auch schon gemerkt, dass wir die Körper getauscht haben?«, spottete Sheena. »Ich kann nichts dafür, dass dein Gehirn langsamer arbeitet als meins«, konterte Kratos. Sheena warf ihm einen bösen Blick zu, ignorierte das dann aber. Die beziehungsweise der Klügere gab bekanntlich nach. »Ich kann dich ja mit "nach Hause" nehmen«, schlug Sheena vor. »Das geht nicht. Yuan würde sofort misstrauisch werden.« »Warum?«, wollte Sheena wissen. »Weil ich dir Hausverbot erteilt habe.« Die Mizuhonerin in Kratos' Körper stöhnte. »Und das aus gutem Grunde!«, behauptete der im Moment Schwarzhaarige. »Du bist zu alt für Lloyd!« »Steht irgendwo geschrieben, dass die Frau jünger sein muss? Lloyd ist eben sehr gereift.« Kratos ignorierte den Einwurf. »Außerdem seid ihr charakterlich viel zu verschieden.« »Gegensätze ziehen sich an«, zitierte Sheena. »Und ihr seid zu jung zum heiraten! Von körperlicher Liebe ganz zu schweigen.« Sheena hob ihre roten Augenbrauen hoch. »Er ist zwanzig und ich ein Jahr älter. Wie alt warst du denn?« »Obwohl es dich nichts angeht: Ich war vier …«, antwortete Kratos. »Vier?!«, unterbrach ihn Sheena erschrocken und fiel dabei fast von ihrem Rheaird. »… tausendundelf Jahre alt. Und ich würde es begrüßen, wenn du meine Stimmbänder nicht überstrapazieren würdest.« »Dann erschreck' mich nicht so!«, fauchte Sheena. »Dann unterbrich' mich das nächste Mal nicht.« Die Mizuhonerin schwieg einen Augenblick schmollend. Dann schien ihr etwas einzufallen. »Ich warne dich: Nutz' diese Sache nicht dazu, Lloyd und mich auseinander zu bringen!« »Das ist selbst für mich momentan zweitrangig. Ich will erstmal wieder meine Füße sehen, wenn ich an mir runter schaue.« »Und ich will wieder gehen können, ohne das Gefühl zu haben, mit einem Stock zwischen den Beinen umherzulaufen.« Kratos warf seiner zukünftigen Schwiegertochter einen verwunderten Blick zu und wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Daher wechselte er das Thema. »Da ich es nicht kann, wirst du in meinen Büchern naschlagen müssen, was es mit diesem Stein und dem Körpertausch auf sich hat.« »Und wo soll ich genau nachschlagen?«, fragte Sheena. »Ich meinem Arbeitszimmer – Treppe hoch, erste Tür rechts – findest du die meisten meiner Bücher. Sie sind alphabetisch sortiert, also bring' sie nicht durcheinander! Es hat mich Wochen gekostet, sie zu einzuordnen.« »Wochen?«, fragte Sheena. »Wie viele Bücher hast du?!« »Der letzten Zählung nach fünfhundertdreizehn Bücher und zweihundertdreiunddreißig Schriftrollen.« Sheena war sprachlos, was Kratos jedoch nicht sonderlich interessierte. »Yuan wird dir wahrscheinlich keine Fragen stellen. Und wenn doch, antworte ausweichend und wortkarg. Dann wird er dich in Ruhe lassen – hoffe ich.« »Und was, wenn nicht?« »Dann haben wir ein Problem.« »Tolle Antwort.« Da sie langsam auf Iselia zusteuerten, mussten sie zum Ende kommen. Sie vereinbarten, sich am nächsten Tag zu treffen, wenn Lloyd in der Schule war. Dann trennten sich ihre Wege und sie versuchten, in die Rolle des jeweils anderen zu schlüpfen, ohne zu ahnen, wie schwer das werden sollte … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)