Stepping Forward to Realize this Wish von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 15: Kapitel 15 ---------------------- --------------------------------------------------------- STEPPING FORWARD TO REALIZE THIS WISH Kapitel XV --------------------------------------------------------- Ich falle. Immer tiefer und tiefer falle ich. Ich sehe nicht, wie tief ich falle. Meine Augen sind geschlossen, doch der Wind reißt an meinen Kleidern, meinen Haaren, …meiner Haut. Alles um mich herum ist weiß, als ich es doch endlich schaffe, die Augen zu öffnen. Weiß, weiß, nichts als Leere um mich herum, und doch… Ich weiß, dass es schlimmere Farben gibt, als das Weiß, das mich umschließt, während ich falle. Ich schließe die Augen wieder… Nur ein kurzer Augenblick der Ruhe. “Wo bin ich…” Meine Lippen formen Worte, die meinen Mund nicht verlassen. Doch vielleicht schreie ich sie auch heraus und meine Ohren haben mir ihre Dienste versagt. So oder so, niemand antwortet mir… Ich falle wohl zu schnell. Es beginnt zu wabern, das Weiß um mich herum. Ich spüre, wie es brüchig wird. Solange ich es aufrecht erhalten kann, …solange ich nur weiterfalle…, kann nichts mich berühren… nichts kann mich erschüttern… Das Weiß ist kühler als… das Grün… das Grün… Das Grün ihrer Augen! …Diese Augen! Die Erinnerung trifft mich mit einer Wucht, die das Weiß in Fetzen um mich herum explodieren lässt, und plötzlich… -*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*- „Aaah… mein Kopf…“ Die Schmerzen trafen ihn so heftig und unerwartet, dass er beinahe erneut in Ohnmacht gesunken wäre. Demyx umklammerte seinen Kopf, drückte seine Fingernägel in die dünne Hautschicht unter seinem Haar bis sie blutig waren, doch an die Quelle des Schmerzes vermochte er nicht durchzudringen. Und es war nicht nur der Kopf. Sein Gesicht brannte und juckte, und die sonst so elastische Haut wirkte unnachgiebig und brüsk. Für seine Arme galt das Gleiche, und als er an ihnen hinunter blickte, wusste er auch, warum. Wo das Feuer ihn berührt hatte, hatte es sich in seine Haut geätzt wie Säure, und aggressive rot-verbrannte Flecken hinterlassen. Er hatte immer geglaubt, das Wasser würde ihn beschützen. Der Geruch des verbrannten Fleisches und die Hitze, die unglaubliche Hitze, die auf seinen Armen und seinem Gesicht brannte, ließen die Welt vor Demyx` Augen verschwimmen; sie reduzierte sich auf Kopfschmerzen und Atmen und Hitze, und Atmen und den felsigen Boden, auf dem er kauerte… …bis ihm ein Gedanke in den Sinn kam, der noch viel dringlicher war als die Schmerzen in seinem Körper. Sein erster Gedanke war >Axel!<, und direkt darauf folgte >Malefitz! Verdammt, was ist geschehen?!< Demyx stütze sich hart auf dem Boden ab und richtete sich auf. Sofort protestierten seine Muskeln, und die Welt begann sich vor seinen Augen zu drehen, drohte in Schwärze zu versinken, doch er kämpfte verbissen um sein Bewusstsein. >Reiß dich zusammen!< rief er sich selbst zu. >Na los, reiß dich zusammen, steh auf!< Und dann plötzlich stand er, auf wackligen Beinen und um sein Gleichgewicht ringend... und Axel lag keine fünf Meter von ihm entfernt auf dem Boden, regungslos. „Axel!“ rief Demyx erschrocken, und seine Stimme klang heißer in seinen Ohren. Er taumelte in Axels Richtung, die Schmerzen in seinen Gliedmaßen für den Moment nicht beachtend, und sank in dem Moment vor seinem Freund auf die Knie als dieser die Augen öffnete und sich auf seinen Ellbogen aufrichtete. „Wenn du still hältst, tut es nicht ganz so weh, weißt du…“ meinte Axel mit gequältem Gesichtsausdruck, und Demyx hätte ihn dafür schlagen können, ihm eine solche Angst einzujagen. Doch als er seinen Mund öffnete um etwas zu erwidern, verließ ihn seine Sprache, und alles was er tun konnte, war Axel mit offenem Mund und großen Augen anzustarren. Axel sah fürchterlich aus. Seine Arme zierten dieselben Verbrennungen, von denen auch Demyx` Arme befallen waren, und sein Gesicht… >Sehe ich auch so aus?< dachte er erschrocken, und Axel schien seine Gedanken zu erraten. „Da haben wir aber ganz schön was abgekriegt, was?“ meinte Axel, und ein trauriges Lächeln zog sich über seine Gesichtszüge. „Juckt deine Haut auch so sehr wie meine?“ Demyx schüttelte den Kopf. >Das ist so falsch<, dachte er bei sich. >Axel beherrscht das Feuer, …er IST das Feuer… Er sollte nicht brennen dürfen… Und seit wann verbrennt Feuer Wasser?< Es war zu viel für ihn. Demyx wandte sich von Axel ab und kam wieder auf die Beine. Der Boden unter seinen Füßen war harter Fels, der sich unter einer tiefen Nachmittagssonne in drei Richtungen meilenweit erstreckte. Die Felsen, unter welchen der Kampf gegen Malefitz stattgefunden hatte, lagen in dunstiger Ferne direkt vor ihm. Und hinter ihm… Der felsige Boden fiel nicht mal zwanzig Meter von ihm und Axel entfernt jäh ab und mündete in weiter Tiefe in einen See von beinahe schwarzer Farbe. Dieser umringte einen Felsen, der wie ein knorriger Finger aus nacktem Stein aus der Tiefe emporragte, und auf seiner Spitze kauerte ein monströs verformtes Gebäude, das nur aus dicken Mauern, krummen Türmen und verwinkelten Dachgiebeln zu bestehen schien. „Schön, was?“ meinte Axel von seinem Platz auf dem Boden aus. Demyx ignorierte ihn. Das Schloss hatte aus der Ferne einen beeindruckenden Anblick geboten, aus nächster Nähe betrachtet wirkte es höchst beunruhigend, fast bedrohlich… und alles andere als schön. Malefitz konnte dieses Schloss gerne haben, fand Demyx. Was war überhaupt so besonders daran? Sie sollte es nehmen und ihn und Axel und die Stadt in Ruhe lassen. „Wie sind wir eigentlich hierher gekommen?“ fragte Axel weiter. „Hast du eine Idee?“ >Wir sind fort gewirbelt worden< dachte Demyx. >Aber in die falsche Richtung. Wir sollten nicht hier sein, wir sollten mit zerschmetterten Knochen unter einem dieser Felsen dort hinten liegen...< Er zuckte mit den Achseln und sagte nichts. Seine Haut brannte fürchterlich, und für einen Moment wünschte er sich, er könnte sein Spiegelbild im Wasser betrachten. Doch was würde er sehen? Nachdenklich betrachtete er das Schloss. Er hörte, wie Axel sich hinter ihm aufrichtete. „Ach du scheiße, das tut ja verdammt weh!“ fluchte er dabei. „Mir war es lieber, als das Feuer noch auf meiner Seite war…Was ist denn mit dir los, Demyx?“ Demyx starrte weiterhin das Schloss an. Seine Hände zitterten und sein Körper verkrampfte sich. >Reiß dich zusammen!< rief er sich ins Gedächtnis zurück, aber es hatte keinen Zweck. „Demyx, schau mich an!“ verlangte Axel, der hinter ihn getreten war. Seine Hand legte sich sanft, beinahe vorsichtig auf seine Schulter, und Demyx zuckte zusammen. Sofort zog Axel seine Hand zurück. „Tut mir leid!“ rief er. „Hat das weh getan?“ Demyx schüttelte den Kopf und drehte sich um. Er zwang sich dazu, Axel anzuschauen. Es waren nicht nur die Verbrennungen auf seinem Gesicht, fiel ihm auf. Auch seine Haare – diese langen roten Haare – waren an vielen Stellen versengt und gaben Axel ein zerrupftes Aussehen. Seine Knie und Ellbogen waren blutig geschürft, und seine Kleidung war staubig und an vielen Stellen gerissen. Das war nichts, was sich nicht wieder hinbiegen ließ… Kleidung ließ sich ersetzen, Wunden konnten heilen und Haare wieder wachsen. Die Verbrennungen jedoch… „Demyx, warum schaffst du es nicht, mir in die Augen zu schauen? Bin ich ein solch grässlicher Anblick?!“ Axels Stimme bebte bei diesen Worten, und erst jetzt realisierte Demyx, dass er seinen Blick erneut zu Boden gesenkt hatte. „Nein, es tut mir leid.“ beeilte er sich zu sagen und richtete seinen Blick wieder auf sein Gegenüber. „Ich meine… Mein Gesicht ist doch gewiss noch ansehnlicher als Malefitz` Visage, oder? Zumindest musst du bei mir keine Angst haben dass ich grünes Feuer speie!“ Axel wirkte gekränkt, schien es aber unterdrücken zu wollen. Doch diese Anspielung auf das Geschehene war mehr als Demyx vertragen konnte. Er versuchte sich erneut von Axel abzuwenden, doch dieser griff nach Demyx` Kinn und zwang ihn unnachgiebig, ihn anzublicken. „SO schlimm also?“ fragte er enttäuscht und ein wenig wütend „Ich hatte noch keine Zeit, mein Gesicht im Spiegel zu bewundern, aber ich hatte gehofft, ich hätte ungefähr das Gleiche abgekriegt wie du. Rot steht dir, weißt du-“ „HÖR AUF!“ platzte es aus Demyx heraus. Er riss sich von Axel los. „Du verstehst es nicht! Es ist mir ganz egal wie du aussiehst, oder wie ich aussehe! Aber das alles ist MEINE Schuld! Es war meine Entscheidung, diesen Schatzjägern zu folgen – Ich hätte eine Falle riechen müssen! Und –“ „Jetzt mach mal halblang!“ unterbrach Axel seinen Wortfluss. „Diesen widerlichen Insekten zu folgen war meine Entscheidung genauso wie deine! Wir sind halt einfach zu voreilig gewesen.“ Demyx schnaubte frustriert. „Und was ist mit Malefitz?! Wenn ich sie nicht so erzürnt hätte –“ „Ich habe sie genauso erzürnt wie du, und sie hätte uns so oder so angegriffen!“ kam es prompt von Axel. „Aber das Seefeuer!“ fuhr Demyx fort. „Ich hätte wissen müssen, dass es kein normales Feuer ist! Wenn ich nicht mit Wasser angegriffen hätte, hättest du die Hexe bestimmt besiegt!“ „Und wenn du der Hexe nicht deine Sitar in den Bauch gerammt hättest, wären wir bei lebendigem Leibe gegrillt worden!“ meinte Axel mit Nachdruck. „Das war doch DANACH!!!“ Demyx` Stimme klang schrill und frustriert. „Wenn ich von Anfang an kein Wasser benutzt hätte –“ „Und wenn ich von Anfang an auf dich gehört hätte statt Kairi gefangen zu nehmen wären wir vielleicht gar nicht erst in diese verzwickte Lage gekommen!!!“ „Aber wenn ich –“ „SPRICH NIE MEHR DARÜBER, HÖRST DU?!“ fuhr Axel seinen Freund an. Demyx öffnete seinen Mund und schloss ihn wieder, und Axel war für die kurze Stille dankbar. Er lächelte gequält um seine Worte ein wenig zu entschärfen. „Das hat mir ein guter Freund vor gar nicht mal so langer Zeit in einer ähnlichen Situation gesagt, weißt du? …Mein bester Freund, um genau zu sein. Sprich nie mehr darüber, hat er gesagt. Wir sind beide am Leben und in Sicherheit, und das ist alles, was zählt… Kommt dir das bekannt vor?“ Demyx wusste nicht, was er sagen sollte. Verdutzt blickte er seinen Freund an, und Axel war froh, dass er den Blickkontakt endlich aufrecht erhielt. Dann schüttelte Demyx langsam seinen Kopf, und ein ratloses Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Er hob seine Hände und ließ sie wieder fallen. „Jetzt hast du mich!“ sagte er. „Ich kann mich nicht mal an meine eigenen Worte halten!“ „Dann solltest du das vielleicht öfter mal machen!“ schlug Axel vor und zwinkerte seinem Freund zu. „Die Vergangenheit ist längst passiert. Das einzige, das wir beeinflussen können, ist unsere Zukunft!“ „Weise Worte!“ Demyx` Lächeln verbreiterte sich. „Normalerweise brauchst du für so was einen langen Abend und zwei Flaschen Wein.“ Axel lachte laut auf, zuckte dann jedoch zusammen angesichts der Schmerzen, die ihm das bereitete. „Ich mache mich scheinbar. Das hab ich nur dir zu verdanken…“ Er wirkte für einen Moment nachdenklich. „Vielleicht spendiert Leon uns ja eine Flasche Wein, wenn wir wieder in der Stadt sind…“ „Glaub nicht zu fest daran.“ meinte Demyx. „Höchstwahrscheinlich lässt er uns bereits als Verräter suchen…“ Dieser Gedanke stimmte ihn traurig. „Denk gar nicht erst dran!“ erwiderte Axel. „Wir erklären ihm einfach was passiert ist und dann ist das schon in Ordnung. Wir müssen uns nur langsam mal auf den Weg machen, ich habe keine Lust, die Ebene im Dunkeln zu durchqueren… Und wenn wir uns beeilen, erwischen wir Sora vielleicht noch!“ Doch Axel glaubte selbst nicht daran. Sie beide mussten für eine lange Zeit ohnmächtig gewesen sein. Sie Sonne sank bereits, und es war so um die Mittagszeit gewesen, als sie auf die schwarze Hexe getroffen waren. In dieser Zeit konnte alles Mögliche geschehen sein, und wofür auch immer Sora in die Stadt gekommen war müsste gewiss längst erledigt sein. >Dämliche Malefitz mit ihrem grünen Feuer… Dämliche Insekten!< dachte Axel bei sich, doch er sprach es nicht aus. Stattdessen machte er sich auf den Weg hinaus auf die große Ebene und wartete darauf, dass Demyx ihm folgte. Er kam nur wenige Schritte weit, bevor ein leichtes Beben den Boden unter seinen Füßen erschütterte. Staub wurde aufgewirbelt, und für einen Augenblick musste Axel um sein Gleichgewicht kämpfen. Doch so schnell wie die Erschütterung gekommen war legte sie sich auch wieder, und als nach einigen Sekunden nichts Weiteres geschah, setzten sie ihren Weg fort. Sie legten die Hälfte ihres Weges ohne irgendwelche Vorkommnisse zurück. Dann brach das Chaos aus. Erneut begann der Boden zu beben, und schwerer brauner Staub stieg hinauf in die Luft. Doch diesmal dauerte die Erschütterung länger an, und sie bezog sich nicht länger nur auf einen kleinen Bereich des Bodens. Die ganze verdammte Ebene war in Bewegung. Die flachen, übereinander geschichteten Massen aus Erde und Gesteinsbrocken hoben und senkten sich, sodass Axel Mühe hatte, sein Gleichgewicht zu halten. Doch als Demyx hinter ihm aufschrie und Axel seinen Blick zu Boden senkte, sah er, dass das Erdbeben bei weitem nicht das einzige Problem war, das sie hatten. Der Boden sank ab! Und was noch viel schlimmer war als die Tatsache, dass die gesamte Ebene vom Schloss bis zu den Bergen nach unten sackte war, dass gleichzeitig eine tiefschwarze Flüssigkeit aus den Rissen im Boden schoss und die Erde überzog bis sie aussah wie ein dunkles, tosendes Meer. „Schnell, Axel!“ rief Demyx seinem Freund zu, welcher damit beschäftigt war, sich fassungslos in der Gegend umzuschauen. „Auf den Felsen!“ Tatsächlich befand sich nur wenige Meter von den Niemanden entfernt ein großer Gesteinsbrocken, der von der sonst flachen Erde emporragte wie eine Rettungsinsel, und Axel ließ sich Demyx` Rat nicht zweimal geben. Zähe schwarze Fluten umspülten ihre Waden, als sie sich ihren Weg zu dem Stein erkämpften, und sie erreichten ihn keine Sekunde zu früh. Sobald Axel und Demyx sich an dem harten Fels emporzogen und auf einem Vorsprung niederließen, ging ein Ruck durch die Erde, der die beiden Niemande beinahe wieder zu Boden geworfen hätte – Und die schwarze Flüssigkeit erstarrte. Sie zog sich zusammen und wurde zäh wie Gummi und überdeckte den Boden soweit das Auge blicken konnte wie ein schwarzer Teppich. Dann wurde es still. Sehr, sehr still. „Was war das gerade?!“ platzte es aus Axel heraus. „Was verdammt noch mal zur Hölle WAR das?“ „Das wüsste ich auch gerne!“ erwiderte Demyx und atmete tief durch, um sein pochendes Herz wieder zu beruhigen. „Ich weiß nur, dass wir richtiges Glück hatten, diesen Felsen in der Nähe zu haben.“ Axel blickte hinab zu Boden und schluckte. Er stellte sich vor, jetzt dort unten zu stehen, gefangen von diesem zähen Was-auch-immer. „Reicht es nicht langsam mal für einen Tag?!“ beschwerte er sich. „Hätte ich gewusst, was alles auf mich zukommt, wäre ich wohl heute Morgen im Bett geblieben!“ Axels Wut amüsierte Demyx auf eine Weise, die er selbst nicht ganz verstehen konnte, und wider Willen musste er lächeln. „Was soll das?!“ regte Axel sich auf, als er Demyx` Lächeln bemerkte. „Findest du das alles etwa WITZIG?!“ „Nein.“ gab Demyx zurück. „Kein bisschen.“ Axel schnaubte und wandte sich ab, und so blieben Demyx` nächste Worte unausgesprochen. >Vielleicht…< dachte er bei sich, >ist es nur die Tatsache, dass ich das alles nicht alleine durchstehen muss, die mich irgendwie glücklich macht...< „Wir müssen hier weg!“ meinte Axel schließlich und machte sich daran, den Felsen wieder hinab zu klettern. Er berührte den Boden zunächst zögerlich mit der Fußspitze, und ließ sich dann gänzlich darauf hinab, als er nichts Verdächtiges feststellen konnte. „Na los, komm schon!“ Demyx folgte Axel hinab auf den Boden, doch auf der erstarrten Flüssigkeit zu laufen erwies sich als anstrengend und unangenehm. Es war dasselbe Gefühl, das die Menschen manchmal auf Friedhöfen ergreift, oder auf sehr hohen Gebäuden. Das Gefühl, weiche Knie zu bekommen und ein seltsames Prickeln in den Zehen zu spüren. So als besäße der Untergrund eine starke Aura, die pulsiert und dich dazu auffordert, den Ort schnellstmöglich wieder zu verlassen. „Ich habe so ein Gefühl, dass uns das Schlimmste erst noch bevorsteht.“ meinte Demyx, und blickte sich besorgt auf der Ebene um. „Ach tatsächlich?“ erwiderte Axel. „Und ich dachte, schlimmer als Malefitz könnte es gar nicht mehr kommen! Habe ich ein Glück…“ Doch Axel ahnte genau wie sein Freund, was ihnen beiden bevorstand. Er machte sich nichts vor, was das Beben und die aufkeimende Dunkelheit anging. Schien nicht der Himmel schon dunkler zu werden? Ein klein wenig zu dunkel für diese Zeit des Tages? Axel war kein Narr. Ebenso wenig wie Demyx. „Wir müssen uns beeilen!“ rief Axel dem blonden Niemand zu. „Wenn wir den Pass hinauf zur Stadt erreichen, müssten wir in Sicherheit sein!“ Demyx schüttelte hinter ihm den Kopf, beschleunigte jedoch nichtsdestotrotz seinen Schritt. „Ich glaube nicht, dass wir so einfach davon kommen!“ rief er zurück, und als sich kurz danach die ersten gelben Augen aus dem Schwarz um sie herum auf sie richteten, verfluchte Demyx sich dafür, recht zu behalten. Die Herzlosen zogen und wanden sich aus dem Boden heraus, der sich von einer auf die andere Sekunde zu einem Portal in die Zwischenwelt gewandelt hatte. Diese kleinen, stets tollpatschig erscheinenden Wesen waren in der großen Zahl in der sie immer auftraten ebenso tödlich wie Malefitz oder gar Xemnas es sein konnten. Nur wenige von ihnen blockierten den Niemanden zu diesem Zeitpunkt den Weg, doch dabei würde es nicht bleiben, das wussten sie beide genau. Axel sammelte Energie in seinen Fingern, und seine Feuerräder materialisierten sich in seinen Händen wie altbekannte Vertraute. Doch statt das gewohnte, angenehme Prickeln und die wohltuende Wärme zu spüren, die ihn sonst immer befielen, wenn er sein Element herauf beschwor, hätte er die Räder beinahe wieder fallen gelassen angesichts der brennenden Hitze und des Schmerzes, die seine Haut durchfuhren. „Argh…“ stöhnte er auf, zwang sich jedoch dazu, seinen Griff um die Chakrams nicht zu lockern. „Was ist das, warum…“ „Axel!“ rief Demyx neben ihm alarmiert, als er die Qual im Gesicht seines Freundes las. Er selbst hatte es einfach - Seine Sitar lag fest in seinen Händen und die kühlende Nässe seines Elements war wie Balsam für seine geschundene Haut. „Es ist nichts! Konzentrier dich auf die Herzlosen!“ meinte Axel mit zusammen gebissenen Zähnen. Er hatte Malefitz noch nie so verflucht wie in diesem Augenblick, und er wollte weiß Gott nicht den besorgten oder mitleidigen oder auch schuldigen Blick seines Gefährten in seinem Nacken spüren! Die Schmerzen würde er ertragen, es waren bloß harmlose Verbrennungen, geboren aus Unachtsamkeit und jeder Menge Pech! Davon würde der Schauer tanzender Flammen sich doch wohl nicht unterkriegen lassen! „Axel!!“ Sie waren umzingelt worden, in den kostbaren Sekunden, die sie vertrödelt hatten. Sie hätten in Bewegung bleiben sollen… Vielleicht hätten sie die kleinen Biester einfach abhängen können… Aber genauer betrachtet war die gesamte Ebene voll mit ihnen. Ein Meer aus Schwarz… und kleinen gelben Augen… „AXEL!!!“ Ein Aufschrei, fast schon ein Kreischen, wie aus weiter Ferne, und erst spät merkte Axel, dass es nicht die Herzlosen waren, die angriffen – Warum griffen die Biester denn auch an, Niemande haben kein Herz! - ,sondern sein eigener Körper, der in sich zusammen sank und hart auf dem schwarzen, harten Boden aufschlug. Die Feuerräder erloschen, als seine Konzentration zusammenbrach, als schlagartig alle Energie aus ihm hinaus floss, als er sich nur noch fragte wie Feuer so heiß sein konnte, und Wasser so kalt… Das kühle Wasser, das ihn umschlang und die liebliche Melodie, die all seine Gedanken hinwegfegte, als Demyx die Herzlosen mit Flutwellen in Schach hielt… Axel wollte ihm helfen. Er hob seine Arme, er konnte sich wieder bewegen, und jetzt, wo die Kälte der Hitze gewichen war, fand er langsam wieder zu sich selbst und zu ihrer momentanen Situation zurück, doch er schreckte davor zurück, das Feuer herauf zu beschwören, wie ein ängstliches Kind, das verbrannt worden war. Wütend über sich selbst vermochte er nichts anderes zu tun, als da zu sitzen und dem Tosen des Wassers zu lauschen, und den Klängen der Sitar, die Demyx einschlug um ihre Feinde zu vernichten. Doch hinter seiner schützenden Mauer aus Wasser sah Axel verschwommen die Ebene dahinter, und in dem Moment realisierte er, wie aussichtslos ihre Lage war. >Sora hat den kompletten großen Rasen von Niemanden gesäubert… Wieso schaffen wir es nicht, einfach unsere Haut zu retten?< Die Antwort war ganz klar, dass Sora nicht alleine gewesen war, und nicht so ausgelaugt wie sie es waren… Demyx stand alleine gegen ein Heer voller Herzlosen, und es gab nichts, auch wirklich gar nichts, was Axel tun konnte, um ihm zu helfen. >Wir sind verloren…< dachte er bei sich, und wie zur Bestätigung durchbrachen die Herzlosen das Wasser und drängten Demyx zurück, und im nächsten Augenblick war der Feind heran und Heerscharen von schwarzen, gelbäugigen Monstern stürmten auf Axel zu, auf Axel hinauf, und Axel konnte nicht schreien, sich nicht bewegen, er kniff nur die Augen zusammen und wartete auf das Ende, das unmittelbar bevorstand. … Das Ende kam in Form eines gewaltigen Donnerschlages. Und auf den Donner folgte der Blitz. Nicht nur ein Blitz, es waren… zehn… zwanzig… hundert, vielleicht tausende, und jeder von ihnen traf einen Herzlosen und raffte ihn dahin. Ungläubig öffnete Axel die Augen und blinzelte, als könne er nicht verstehen, was gerade geschah. Die Ebene hatte sich in einen Grill verwandelt, in ein Feld aus Donner und Blitz und Tod und geschmorter Dunkelheit. Keiner der Herzlosen schaffte es, den tödlichen Stromschlägen zu entkommen. Wahrscheinlich realisierte nicht einmal einer von ihnen, was über ihn kam. Sei es wie es war, nach wenigen Sekunden – und gefühlten Stunden – war die Ebene von Herzlosen gesäubert, der Boden dampfte und zischte, und Axel und Demyx saßen fassungslos da. „Sag mal…“ sprach Axel nach einer Weile, und begann sich vorsichtig aufzurichten. Seine Glieder schmerzten ein wenig und sein Rücken war verspannt, doch dafür, dass er dem Tod gerade zum wiederholten Male knapp entronnen war, ging es ihm körperlich gar nicht so übel. „Was… war das?“ Demyx antwortete nicht. Er schüttelte lediglich den Kopf, mit der Situation völlig überfordert. „Nur ein einfacher Blitzzauber!“ meldete sich eine Stimme hinter ihnen zu Wort, und wie von Donner gerührt fuhr Axel herum. Demyx tat es ihm gleich, er versuchte gleichzeitig aufzuspringen und sich umzudrehen und wäre dabei beinahe aus dem Gleichgewicht geraten. Gemeinsam starrten sie aus weiten Augen den Fremden an, der auf eben jenem Gesteinsbrocken erschienen war, auf welchen sich die Niemande kurz zuvor noch gerettet hatten. Es war ein alter Mann. Er trug einen weiten grauen Reisemantel, unter welchem eine dunkelblaue Robe zum Vorschein kam. Ein weißer, langer Bart verdeckte den Großteil seines Gesichts, und auch wenn dieses von Falten durchzogen und sein weißes kurzes Haar vom hohen Alter schüttern war, so funkelten doch seine meerblauen Augen unter den runden Brillengläsern ungetrübt und lebendig. Mit einer Hand stützte er sich auf einen langen, knorrigen Stab aus Holz. „Blitzzauber?“ wiederholte Demyx die Worte des Mannes, während Axel gleichzeitig „Wer bist du?!“ rief. Der alte Mann lachte auf, so als würde er sich über einen besonders guten Witz amüsieren, den nur er selbst verstehen konnte. Er schenkte den beiden Niemanden ein gutmütiges Lächeln. „Verzeiht mir bitte, es lag nicht in meiner Absicht, euch einen Schrecken einzujagen!“ meinte er. „Mein Name ist Merlin, und es war mein Blitzzauber, der diese Herzlosen getötet hat.“ >Merlin….?< hallte es durch Axels Kopf. Er hatte das Gefühl, sein Kopf würde sich drehen. „Wir haben in deinem Haus gewohnt…“ war alles, was ihm darauf einfiel. Das brachte den Mann, nein, den --Zauberer!--, wieder zum Lachen. „Da hast du völlig recht!“ war sein einziger Kommentar dazu. „Verzeihung…“ meldete sich Demyx zögerlich zu Wort. „Danke, dass Sie uns eben geholfen haben! Die Herzlosen haben uns umzingelt… Ich denke, Sie waren wirklich zur richtigen Zeit am richtigen Ort!“ „Oder an dem Ort, an dem ich zu dieser Zeit gerne sein wollte, Demyx.“ gab der Zauberer ruhig zurück. „Woher – “ „Ich kenne viele Namen.“ unterbrach Merlin und sprang mit einer Leichtfüßigkeit von dem Felsen hinunter zu Boden, die man von einem Mann seines Alters nicht erwartet hätte. „Zwei von ihnen gehören euch, Demyx… Axel. Ich habe mich über euch auf dem Laufenden gehalten.“ Axel hob eine Augenbraue. Es war erschreckend genug, dass dieser Zauberer ihre Namen kannte, doch noch weitaus beunruhigender war der Gedanke daran, was er noch alles über sie wissen könnte. „Was meinst du damit?!“ verlangte er zu wissen. „Spionierst du uns nach?“ „Keineswegs.“ erwiderte Merlin. „Ich recherchiere. Allerdings nur soweit, wie es unbedingt nötig ist. Es gibt sicher einiges, das ihr wissen wollt, … Einiges, das einer Erklärung bedarf, doch lasst uns dies bitte auf unserem Weg zurück in die Stadt tun. Dieser Ort ist in letzter Zeit sehr gefährlich geworden, wie ihr bemerkt haben dürftet…“ - - - TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)