Stepping Forward to Realize this Wish von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- --------------------------------------------------------- STEPPING FORWARD TO REALIZE THIS WISH Kapitel XI --------------------------------------------------------- „XEHANORT“ rief der König aus voller, mit Zorn gefüllter Stimme. Zu hassen war er nicht fähig, er, der von Schloss Disney aus die Welten im Gleichgewicht zu halten versucht hatte, wie könnte er dazu fähig sein, Hass zu empfinden. Doch in diesem Augenblick kam er dieser Empfindung näher als jemals zuvor. Xehanort war es gewesen, der sich Ansems Anweisungen widersetzt, der seinen Befehlen nicht gehorcht hatte und im Laufe eines schrecklichen Experimentes zu dem geworden war, was der König nun vor sich erblickte. Ein Narr war Xehanort gewesen, sein Herz der Wissenschaft zu verkaufen, und ein Narr waren der Meister und sein König gewesen, die Zeichen nicht früh genug zu erkennen. „Ich habe diesen Namen vor langer Zeit abgelegt.“ sprach der Anführer der Organisation Dreizehn, und eine Drohung schwang in seiner Stimme mit. Nicht länger Xehanort, hallte die Stimme im Kopf des Königs nach. Xehanort starb, als sein Körper das Herz verlor. Xemnas ist nun mein Name, und ihr tätet gut daran, dies nicht zu vergessen. Bastard… dachte der König bei sich, und seine Gedanken schienen ihm fremd und jemandem seines Ranges nicht würdig. Doch dieser Niemand hatte mit allem gebrochen, das für den König von Bedeutung war, er hatte es gewagt, sein Schloss anzugreifen und in seine Vergangenheit einzudringen, und, was das Schlimmste war, er hatte das Ansehen seines Freundes beschmutzt, SEINES Lehrmeisters. Xehanort war nicht mehr als ein ungehorsamer Student, der seinem Professor abtrünnig geworden war und versuchte, ihm von hinten ein Messer in den Rücken zu rammen. Aber er war ein starker Student, und das Messer, das er besaß, war lang und scharf. „Raus damit, du NIEMAND!“ durchbrach Soras wutentbrannte Stimme des Königs düstere Gedankengänge. „Wo ist Kairi? Und wo ist Riku?!“ Keuchend trat der Schlüsselschwertträger neben den König, das Schwert erhoben, bereit, für seine Liebsten zu kämpfen, für sie zu sterben, wenn es nicht anders ging, bereit, alles zu geben um nicht wie der König enden zu müssen, dessen Inneres von Selbstvorwürfen zerrissen wurde. Natürlich dachte Sora das nicht, Sora würde niemals etwas Schlechtes denken von seinem Mentor, und so war es Mickey selbst, der für den Jungen hoffte, dass er seinen Pfaden immer treu blieb und stets sein Bestes gab. „Ich weiß nichts von einer Kairi.“ antwortete Xehanort – nein, sein Niemand, Xemnas – mit kalter Stimme. „Und was Riku betrifft… Warum fragst du nicht deinen König?“ Das saß. Fragende Blicke richteten sich auf Mickey – Hatte er ihnen etwas verschwiegen? Hatte er vielleicht nicht immer die Wahrheit gesagt? – während Xemnas ein Tor in die Welt der Schatten öffnete und darin verschwand. „HALT!“ rief der König. Ohne ein erklärendes Wort an Sora und seine Gefährten eilte er dem sich bereits wieder schließenden Tor entgegen und sprang hindurch. Keine Zeit für Erklärungen, nicht jetzt, vielleicht später. Er durfte Xemnas` Spur nicht verlieren, und nicht die Gelegenheit versäumen, vielleicht seinen Freund wieder zu sehen. Oder vielleicht, flüsterte eine leise, jedoch hartnäckige Stimme in seinem Kopf, fliehst du auch nur vor der Wahrheit. So blieben Sora und seine zwei Gefährten alleine auf der riesigen Fläche zurück, welche vor wenigen Minuten noch Schauplatz eines gewaltigen Kampfes gewesen war. Kein einziger Niemand, keine der seltsamen weißen Kreaturen, war übrig geblieben. Die drei Helden hatten sie alle vernichtet. Und wofür? Sora sank auf die Knie herab und verbarg sein Gesicht in seinen Händen. „Er ist fort…“ murmelte er. Er fühlte sich seltsam verloren. Er hatte geglaubt, durch den Anführer der Organisation Dreizehn Informationen zu erhalten. Aber er hatte ja auch geglaubt, der König würde ihnen weiter helfen. Nun waren beide weg. Und Sora wieder alleine. „Ihr spielt ihm genau in die Hände.“ meldete sich eine nicht unbekannte Stimme von hinten. Sora sprang auf und fuhr herum, gerade rechtzeitig um Axel aus den Schatten eines Felsen heraustreten zu sehen. Er hatte alles gesehen. Axel war den Niemanden gefolgt, wie in Trance versetzt hatte er den schmalen Pfad durch die Felsen beschritten. Kampfgeräusche waren an sein Ohr gedrungen, die Niemande an seiner Seite hatten ihren Schritt beschleunigt, und Axel hatte bei sich gedacht, seltsam benommen, dass sie ihrem eigenen Untergang entgegen krochen und sich dabei sogar noch freuten. Dann plötzlich war er Xemnas` Anwesenheit gewahr geworden, die dunkle Aura seines Vorgesetzten nahm ihm beinahe die Luft zum Atmen, und schnell war er in Deckung gegangen. Er hatte im Schutz der Schatten ausgeharrt während Sora und sein Team einer ganzen Armee von Niemanden den Garaus machten, bis der große Rasen leergefegt und der Weg zu Xemnas frei war. Zwei Dinge waren es, die Axel nicht verstand. Zum einen, warum die große schwarze Maus, pardon, der König von Schloss Disney, seinen Vorgesetzten mit dem Namen Xehanort angesprochen hatte, und zum anderen, warum er selbst die ganze Zeit, während er in seinem Versteck gehockt hatte, das Gefühl nicht los geworden war, er sollte hinaus springen und Sora bei seinem Kampf unterstützen. Die zweite Frage erübrigte sich wohl. Er war Sora und seinen Leuten etwas schuldig. Und nun, wo Xemnas fort und auch sonst kein Organisationsmitglied in Sicht war, würde er zumindest versuchen, sich nützlich zu machen. Doch dazu musste er aussprechen, was er für lange Zeit für sich behalten hatte. Er wusste mehr über Xemnas` Pläne, als er Demyx je hatte wissen lassen oder als Xemnas und die anderen ahnten. Und das hatte auch so bleiben sollen. Ein zufällig belauschtes Gespräch zwischen Xemnas und seiner rechten Hand konnte unangenehme Folgen mit sich führen. „Was meinst du damit, wie war dein Name noch gleich?“ Sora verstärkte den Griff um sein Schlüsselschwert und blickte ihm grimmig entgegen. „Axel, wenn ich mich recht entsinne?“ >Oh bitte, Sora… Mach mir keine Hoffnungen, du könntest dich doch noch an alles erinnern. Ich habe mit dem Niemand in dir abgeschlossen… Aber helfen werde ich dir nichtsdestotrotz. Weil du mir… geholfen hast.< „Es läuft alles so, wie er es geplant hat.“ platzte es aus Axel heraus. Wenn er es jetzt nicht schaffte, zu tun, was getan werden musste, dann war ihm wirklich nicht mehr zu helfen. „Xemnas lässt dich in dem Glauben, du würdest eine Gefahr für ihn darstellen, die vernichtet werden muss, aber in Wirklichkeit benutzt er dich nur, um die Herzlosen zu vernichten. Das ist sein großer Plan!“ Sora und seine Gefährten blickten ihn verwirrt an. „Wer ist Xemnas?“ verlangte Donald zu wissen. „Der Kerl, den ihr eben gesehen habt!“ erklärte Axel schnell. „Der Anführer der Organisation Dreizehn. Sein Name ist Xemnas, X-E-M-N-A-S, könnt ihr euch das merken?“ Axel wurde zunehmend nervös. Er merkte es daran, dass er in seine alten Gewohnheiten verfallen war. „Die Organisation Dreizehn will die Herzlosen los werden?“ hakte nun Goofy nach. „Mann, bist du schnell.“ Axel hatte niemals verstehen können, warum sich Sora mit solchen Gestalten umgab. Doch das war nun nicht von Belang. Er musste sich beeilen. Irgendetwas stimmte nicht… „Jeder mit dem Schlüsselschwert vernichtete Herzlose gibt ein gefangenes Herz frei.“ fuhr er mit seiner Erklärung fort. „Das ist es, wonach es Xemnas verlangt.“ Axel war fertig mit seiner Erklärung und mit seinen Nerven, und irgendetwas war gehörig schief gelaufen, das wusste er. „Und was will er mit den Herzen?“ wollte Donald wissen. „Das verrate ich euch nicht.“ Es lag doch wohl auf der Hand, wozu die Organisation Dreizehn die Herzen brauchte. Xemnas hatte ihnen versprochen… Er hatte ihnen versprochen, ihnen ihr Herz zurück zu geben. Er wollte Axel sein Herz zurück geben- - - nein, das will er doch gar nicht - - - und Axel hinterging ihn, indem er dem Feind sein Geheimnis anvertraute - - - er will die Herzen für sich und du gehst leer aus - - - „Wo ist Kairi?!“ fragte nun Sora, und in seiner Stimme lag eine solche Dringlichkeit… Axel kratzte sich am Kopf. Er war verwirrt und er wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb. „Jetzt sag schon!“ rief Sora. „Bitte!“ „Das mit Kairi… tut mir leid.“ sagte Axel, und er musste betroffen feststellen, dass es die Wahrheit wahr. >Du handelst aber nicht wie ein -< „Aber ich weiß nicht, wo sie ist. Ich habe sie ins Schloss gebracht und Xemnas übergeben. Er kann sie überall hingebracht haben –“ „DU hast Kairi entführt?!“ Entsetzte Stimmen, wütende Beschuldigungen, Axel saß auf der Anklagebank und blickte in Demyx` enttäuschte Augen. >Und das war es für dich, ja?< drang seine Stimme wie aus weiter Ferne an sein Ohr. >Du entführst ein unschuldiges Mädchen, das überhaupt nichts mit unserer Sache zu tun hat, überlässt dieses Mädchen Xemnas, der wer weiß was mit ihm anstellen könnte, und dann gehst du einfach fort und machst dir keine Gedanken mehr darüber.< „Ich… es war ein Fehler, es tut mir leid…“ stammelte Axel. Er kam sich schäbig vor. >Sora verschont meinen Freund und ich entführe als Gegenleistung seine Freundin.< „Wenn ich irgendwie helfen kann –“ „Axel!“ Axel hatte das Prickeln der Energie, die beim Öffnen eines dunklen Portals freigesetzt wurde, zu spät bemerkt. Er fuhr herum und wurde von einem besonders hässlichen Lächeln begrüßt. Ein Lächeln das sagte, es würde Ärger geben, und vielleicht, wenn die Götter wohlgesonnen waren…, sogar Blut fließen. Saix! >Oh nein…< schoss es Axel durch den Kopf, und die möglichen Konsequenzen machten ihm in diesem Augenblick nicht so sehr zu schaffen wie das schreckliche Gefühl, auf frischer Tat ertappt worden zu sein. Er erinnerte sich an König Mickey, der Xemnas ohne ein Abschiedswort an seine Verbündeten in ein dunkles Portal gefolgt war. Er trat ein paar Schritte zurück und öffnete dabei hinter sich ein Tor in die Dunkelheit. Er sprang hinein, den Blick auf Sora gerichtet, bis die Finsternis ihn verschlungen hatte. „Keine Angst…“ drangen Saix` Worte noch an seine Ohren, klar und deutlich. „Ich werde dafür sorgen, dass er die Höchststrafe erhält.“ Axel hastete durch das Schwarz der Zwischenwelt in die Richtung, in der er Hollow Bastion vermutete. Er hatte genug. Er wollte nicht darüber nachdenken, warum er Sora geholfen oder was mit ihm passieren würde, wenn Saix ihm folgen oder Xemnas ihn ausfindig machen würde. Er hatte getan, was zu tun er für richtig gehalten hatte, und es war gehörig daneben gegangen. Er hoffte, dass Sora wenigstens etwas anfangen konnte mit den Informationen, die er ihm gegeben hatte, und noch mehr hoffte er, dass Sora ihm die Entführung Kairis nicht allzu übel nehmen würde… … >Ach Axel… Hör dich mal reden! Du bist sowas von erbärmlich!< Axel trat aus dem Portal und stellte erstaunt fest, dass er sich erneut auf dem blau gefliesten Platz befand. Ohne viel darüber nachzudenken, überquerte er ihn, erklomm die Stufen hinauf zur Stadt und eilte durch die menschenleeren Straßen. Wahrscheinlich hatten die Bewohner sich angesichts der Invasion der Niemande in ihren Häusern verschanzt. Merlins Haus…, dachte Axel bei sich. Das Hauptquartier von Soras Verbündeten. Hoffentlich trug es diesen Namen nur aus purem Zufall. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was ein böswilliger Zauberer mit einem Niemand wie ihm anzustellen vermochte. Komischerweise musste Axel gar nicht darüber nachdenken, in welche Richtung er lief. Er ließ sich ziehen, es schien ihm, als wäre er den Weg, den er ging, schon etliche Male gelaufen. Und es verwunderte ihn kaum, dass er, als er um die nächste Ecke bog, geradewegs auf ein großes, altes, leuchtend blau gestrichenes Fachwerkhaus blickte, von dem er wusste, dass es sich um das von Merlin handelte. Seltsam. Das war Wahnsinn. Er war ein Niemand, er war alleine, und das Haus, auf welches er sich zubewegte, stellte den Stützpunkt von Soras Leuten dar. Er saß auf verlorenem Posten. Er ritt auf einem toten Pferd. Aber Demyx brauchte ihn. Er hatte Demyx in diese Situation hinein gebracht, und er würde ihn auch wieder aus ihr herausholen. Axel erklomm die Stufen zur Haustür und betätigte den Türklopfer in Form eines Rabenkopfes, der einen Ring in seinem Schnabel hielt. Dann wartete er, und er fühlte sich dabei so nervös wie damals, als er vor Demyx` Wohnungstür gestanden und darauf gewartet hatte, dass sich die Tür von innen öffnete. Damals hatte Demyx ihn von hinten überrascht, und sie hatten die halbe Nacht lang geredet. Axel erinnerte sich gut an diesen Abend, an dem alles begonnen hatte. Wie lange lag das nun zurück? Die Zeit mit Demyx erschien Axel eine halbe Ewigkeit angedauert zu haben. Und nun schien es Axel wie ein Déjà-vu. In gewissem Sinne klopfte er wie damals an Demyx` Tür. Weil er Hilfe brauchte. Weil er alleine nicht mehr weiter wusste. Und weil er sich mittlerweile so an Demyx` Anwesenheit gewöhnt hatte, dass er ohne ihn nicht mehr fähig war auch nur einen einzigen vernünftigen Gedanken zu fassen. Demyx würde Klarheit bringen in Axels konfuses Inneres. Die Tür schwang auf. Sie wurde nicht etwa von innen geöffnet, nein, sie schwang einfach auf, wie von Geisterhand betätigt. Und durch die offene Tür hindurch blickte Axel in einen freundlich eingerichteten Wohnraum. Einen Raum, wie er ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Ein Wohnzimmer mit einem großen, offenen Kamin, einladenden, bunten Sesseln, Zimmerpflanzen und unzähligen Büchern in den die Wände einnehmenden Regalen. Das Zimmer strahlte eine Wärme…, eine Persönlichkeit aus, die Axel völlig fremd war. Staunend trat er in den Raum hinein, für einen Augenblick vergessend, dass man ihn für einen Eindringling halten könnte. Es war nicht so, als würde er den Gedanken daran verdrängen, es war tatsächlich so, dass er vergaß, dass dieses Haus nicht das seine war, und dass man es ihm garantiert übel nehmen würde, würde er sich nun in einen dieser kuscheligen Sessel werfen und die Füße hoch legen… Ein Poltern aus einem der anliegenden Zimmer schreckte Axel aus seinen Tagträumen. Alarmiert blickte er sich um und überlegte, ob er unbemerkt durch die Tür wieder hinaus gelangen konnte, doch da öffnete sich bereits die Tür neben dem großen Kamin und ein Mann mittleren Alters, mit graublondem Haar, Dreitagebart und Gemütlichkeitsklamotten betrat wild fluchend das Zimmer, eine Tasse Kaffee in der rechten Hand haltend. „-mieser Drecksack, sich meinen Anweisungen zu widersetzten, dem werd ich noch zeigen, wo der Hammer hängt, so eine verdammte Scheiße, jetzt kann ich ganz von vorne anfangen, verfluchter Mis--“ Der Mann wurde sich Axels Anwesenheit gewahr und verstummte mitten im Wort. Verblüfft blickte er dem Niemand entgegen, für einen Augenblick nicht fähig ein Wort heraus zu bringen oder sonst irgendetwas zu tun. Auch Axel hatte es die Sprache verschlagen. Stumm blickte er dem Mann entgegen. Doch er war der erste, der seine Sprache wiederfand. „Ahm…“ begann er, unbeholfen. „Hallo…“ „VERDAMMT NOCH MAL, das GIBT es doch nicht!“ Endlich hatte auch der Mann seine Stimme zurück gewonnen, und eine gesunde Zornesröte legte sich über seine Gesichtszüge. „Was macht denn einer von EUCH hier in unserem Haus?! AERIS!“ brüllte er. „Unser Versteck ist doch nicht so sicher, wie der alte Geisteskranke uns versichert hat! Verfluchte SCHEISSE!“ Er fuchtelte wild mit den Armen umher und verteilte dabei den Inhalt seiner Kaffeetasse auf dem weißen Langhaarteppich unter ihm. Das genügte, um den Mann noch mehr in Rage zu bringen. „OH jetzt SCHAU was du getan hast! Wegen dir klebt jetzt der beschissene Kaffe auf dem BESCHISSENEN –“ „Was gibt es, Cid?“ meldete sich eine weibliche Stimme aus Richtung Tür. „Ich hörte dich brüllen…“ Aeris verstummte, als sie Axel erblickte. Für einen Augenblick spiegelte sich Verwirrung in ihrem Gesicht wider, doch dann schien sie den Niemand zu erkennen. Sie schüttelte den Kopf und lächelte schwach. „Beruhige dich, Cid.“ sagte sie zu dem Mann, der noch immer leise fluchend Axel mit Blicken durchbohrte. „Er stellt keine Gefahr für uns dar.“ „Keine Gefahr?“ Cid wandte sich von Axel ab und maß Aeris mit einem kritischen Blick. „In diesem Haus wird der Kerl uns wohl kaum etwas anhaben können. Wobei, wenn ich bedenke, dass er überhaupt hier rein gekommen ist…“ „Er hat es geschafft, hierher zu finden, weil er das Haus gesucht hat, und weil er keine bösen Absichten hegt.“ Aeris seufzte. „Ich selbst habe ihm den Weg gewiesen.“ „Du hast WAAA-“ „Er ist hier, um nach seinem Freund zu sehen. Du erinnerst dich sicher vage an den Verletzten, den ich vor etwa zwei Stunden hier her gebracht habe und wegen dem du dich auch so sehr aufgeregt hast…“ Cid schnaubte und schüttelte den Kopf. „Macht doch einfach, was ihr wollt.“ murmelte er und wandte sich der Haustür zu. „Macht doch ein Hotel auf für verirrte Niemande! Ich geh mal kurz raus frische Luft schnappen, und wenn ich noch einen von denen finde, schick ich ihn natürlich auf dem schnellsten Wege hierher!“ Er knallte die Tür hinter sich zu, und Axel geriet deutlich in Verlegenheit. Die Diskussion zwischen Aeris und diesem cholerischen Mann mit dem Namen Cid hatte ihn deutlich verwirrt, und er fühlte sich immer mehr wie ein ungebetener Gast und sichtlich unwohl in seiner Haut. Aeris, von Cids Ausbruch sichtlich unbeeindruckt, lächelte Axel entschuldigend an. „Beachte ihn einfach nicht.“ sagte sie. „Er meint es nicht böse, im Grunde ist er ein sehr umgänglicher Mensch.“ Das bezweifelte Axel irgendwie, und er hatte kein Verlangen danach, Cid näher kennen zu lernen um es heraus zu finden. „Es tut mir leid.“ sagte er leise. „Ich wollte keine Umstände bereiten.“ Er kam sich dumm vor und unverschämt, einfach so in das Haus einzudringen. Aber er wollte Demyx so dringend wiedersehen, und Aeris schien seine Gedanken zu erraten. „Du bereitest keine Umstände.“ meinte sie schulterzuckend. „Das Haus hat dir den Eintritt gewährt, von daher kann deine Anwesenheit gar nicht zu unserem Nachteil sein. Aber jetzt komm, du möchtest sicher zu deinem Freund.“ Axel folgte Aeris durch die Tür, durch welche sie und vor ihr Cid das Zimmer betreten hatten, und hinaus auf einen hellen Korridor, der sich an einigen Türen vorbei zog. Schweigend gingen sie eine Zeit lang neben einander her, bis Aeris vor einer Tür stehen blieb und sie öffnete. Sie deutete Axel, leise zu sein bevor sie vor dem Niemand den Raum betrat. Mit weichen Knien folgte Axel der Frau ins Zimmer. Es war durch wenige Kerzen schwach beleuchtet, die Rollladen der großen, fast die ganze gegenüberliegende Wand einnehmenden Fensterfront waren herunter gezogen. Die Kerzen warfen ihren flackernden Schein auf einen großen Wandschrank in der Ecke links von der Tür, auf den roten Teppichboden und auf das Bett, an der Wand rechts neben dem Fenster. Axels Blick blieb dort hängen. Langsam, mit zitternden Schritten, ging er an Aeris vorbei auf das Bett zu. Ihm wurde kalt, trotz der molligen Wärme des Zimmers. Wie er Demyx so da liegen sah, blass im flimmernden Licht der Kerzen, Schweißperlen auf der Stirn, die sich langsam ihren Weg über die Wangen hinunter zu seinem Kinn bahnten, sich schwach in Fieberträumen windend mit rasselndem Atem, der es scheinen ließ als hielte ihn kaum noch etwas hier in der Welt der Lebenden, kurz davor, mit dem Verlöschen der Kerzen in der Dunkelheit zu ertrinken, da schien es Axel, als wäre er selbst ein Verlorener, und nur Demyx allein bildete den dünnen Schutzfilm zwischen ihm und dem Feuerrad. „Demyx…“ Seine Stimme klang fremd in Axels Ohren. Betroffen sank er auf die Bettkante herab und berührte mit zittrigen Fingern Demyx` rechte Hand, die sich um den Rand des Bettes verkrampft hatte. Die Hand war kalt, auch wenn sie Axels Meinung nach hätte glühen müssen. Hilfesuchend blickte er sich zu Aeris um. „Was ist mit ihm?“ „Keine Angst.“ antwortete die Frau schnell. „Es sieht schlimmer aus, als es ist. Er schläft. Das Fieber hilft ihm dabei, sich zu kurieren. In wenigen Tagen wird er wieder völlig gesund sein.“ Axel hörte Aeris` Worte, er verstand sie, doch sie konnten ihn nicht beruhigen. Erneut fand sein Blick Demyx` schwache, ans Bett gefesselte Form. Sie hatten ihm den Mantel ausgezogen und ihn in ein weißes Hemd gehüllt. Verloren sah er aus, eingehüllt in die bunten Bettbezüge, welche rote Mohnblumen auf einem blau-grünen Untergrund zeigten, so unglaublich fehl am Platz. >Sie haben doch gar nichts mit uns zu tun. < schoss es Axel erneut durch den Kopf. >Warum helfen sie uns, obwohl wir ihnen nichts als Ärger bereitet haben?< Er wollte aufspringen und Aeris schütteln, ihr ins Gesicht brüllen, dass es kompletter Wahnsinn war, seinen Feinden zu helfen, und ihnen auch noch Eintritt in ihr Haus zu gewähren, und gleichzeitig wollte er sie umarmen, sie küssen, vor ihr auf die Knie fallen und ihr dafür danken, dass sie Demyx half. Denn ohne sie, und ohne Leon, und ohne Sora und seine Gefährten wäre Demyx schon längst tot. Er wandte sich zu der Frau um, nur um zu erkennen, dass diese das Zimmer bereits lautlos verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Er stand auf, ging zur Tür und zog die Klinke herunter. Die Tür ließ sich ohne Probleme öffnen. Das wunderte ihn. Er hatte fest damit gerechnet, Aeris würde ihn einschließen. Axel wusste nicht, ob es Vertrauen war, das Aeris dazu verleitete, so zu handeln wie sie es tat, oder eher Leichtsinn, oder ob das Haus durch derartige Zauber geschützt war, dass es ihm unmöglich sein würde, Schaden anzurichten, sollte er irgend etwas in der Richtung versuchen. Er vermutete letzteres, doch es war ihm egal. Demyx befand sich laut Aeris` Aussage auf dem Weg der Besserung, und fürs Erste war dies das Einzige, das für Axel zählte. Er bemerkte einen Stuhl, der neben dem Schrank in einer Ecke stand, zog ihn vors Bett und setzte sich. Ihre Vergangenheit lag in Scherben, ihre Zukunft im Ungewissen, doch sie waren am Leben und vorerst in Sicherheit, und Axel hatte das Gefühl, sich an einer Weggabelung zu befinden. Der bis dorthin geradlinig verlaufene Weg mündete von hier aus in unzählige Pfade, und jeder von ihnen verbarg sein Ziel hinter einer Kurve. Ihre Zukunft war zwar ungewiss, doch sie würden selbst darüber entscheiden, in welche Richtung sie sich bewegen würden, selbst wenn sie die Konsequenzen nicht kannten. Von nun an würden sie selbst darüber entscheiden können, was richtig war, und was falsch. - - - TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)