Devil may cry von Onagadori-sama (Die verlorenen Kinder) ================================================================================ Kapitel 1: Alte Erinnerungen aus tiefster Seele ------------------------------------------------ Niemand beachtete ihn. Er ging einfach seines Weges durch eine stark belebte Gasse. Die Gasse war eine der größten Treffpunkte die man in der Stadt finden konnte für lichtscheues Gesindel das sich erst zu den späten Abendstunden nach draußen traute. Die Menschen die sich meist hier aufhielten waren Handlanger von irgendwelchen reichen, einflussreichen Mafiosos die dringend die Dienste von guten Söldnern benötigten oder einfach nach einem Weg suchten ein Problem das ihnen vor die Füße trat, wenn nötig mit Gewalt aus dem Weg zu räumen. Normalerweise traf man sie nicht im normalen Leben draußen an. Sie gehörten einfach nicht dazu und das wollten die meisten auch nicht. Es war besser wenn man in ihrem Gewerbe allein unterwegs war. Nicht nur weil es dann weniger umständlich war anderen Leuten aus dem Weg zu gehen sondern auch weil Familien ein gewisses Maß an Risiko darstellten. Besonders für solche die sich gerne Feinde machten in der Unterwelt, da konnte so eine nette, unschuldige Ehefrau mit Töchterchen und einem Baby schon etwas ganz nütliches sein. Aber der Mann der jetzt durch die Gassen ging hatte so etwas nicht vorzuweisen. Im Gegenteil. Er teilte sich die Dunkelheit bei sich in seinem Leben mit niemandem sonst als mit sich selbst und eigentlich kam er ganz gut so damit zurecht. Er wollte es so und es sollte so bleiben. Familie behinderte einen nur bei der Arbeit. Eine Frau nervte und nörgelte ständig an ihm herum und wollte ihm vorschreiben was er für ein Leben zu führen hätte während seine Kinder ihm wahrscheinlich nicht mal richtig zuhörten wenn er nach Hause kam und sie für ihre Frechheiten bestrafen wollte und dann wollten diese Bälger auch noch ernährt und versorgt werden mit allem möglichen, teuren Firlefanz den die neueste Technik nur so zu bieten hätte. Ihm war das alles zu wider und wenn es ging wollte er dem aus dem Weg gehen. Es gab Dinge die man einfach nicht unbedingt herausfordern sollte. Langsam kam er auf das Ende der Gasse zu, dass in eine etwas größere Straße führte die allerdings nicht für Fahrzeuge gedacht wurde. Hier hinten trafen sich wirklich nur die übelsten von den Übelsten. Hier war er zu Hause. Hier trafen sich Männer die genau wie er dachten und die seine Meinung über Frauenzimmer teilten. Er hatte genug davon jedenfalls. Er trat vor die Eingangstür einer kleinen herunter gekommenen Bar die sich nur schlecht als Recht als solche behaupten konnte aber dennoch hielt der Kneipenbesitzer diese am Laufen und konnte auch mit einem beachtlichen Umsatz in solchen Nächten rechnen. Ein Wunder das die Bude sonst nicht mehr herholte. Der Mann trat ein und schon stieg ihm blauer Dunst entgegen und er rümpfte verächtlich die Nase. Wie er solchen Gestank hasste! Einfach nur widerlich! Angeekelt setzte er seinen Weg fort, grüßte ein paar der Männer und Frauen die ihm entgegen kamen und setzte sich dann schließlich in die hinterste Ecke die er finden konnte die man auch extra immer für ihn an solchen Abenden frei hielt. Er hatte es sich schon lange abgewöhnt sich an die Bar zu setzen weil er sonst immer gezwungen war mit anderen Leuten zu quatschen die sich mit an die Theke setzten und dazu hatte er nun überhaupt keine Lust. Deaken Gore, der Barbesitzer ein alter Freund des Mannes der gerade wieder einmal zu ihm herein kam, hatte seinen Gast schon längst bemerkt und grüsste ihm freundlich zu indem er sogar den Kopf leicht anhob und ihm zunickte. Er sprach gerade mit einer weiteren Person die an der Theke saß und nur ein Trinkglas mit dunlker Flüssigkeit vor sich stehen hatte. Ansonsten trug die Person nicht mehr als eine Bomberjacke die ihn dicker aussehen ließ als gewollt. Deaken quatschte noch eine Weile mit ihm bevor er sich dann von ihm abseilte und dann zu seinem Stammkunden herüber ging der sich auf die Bank gelümmelt hatte und darauf wartete bedient zu werden. Stammgäste wie er wurden meistens vom Wirt selbst bedient. „Hallo Deaken.“ Kam es gemurmelt von seinem Gast und Deaken lächelte matt als er seine Hände an einer dicken Schürze abputzte die er sich provisorisch um seine Hüfte geschlungen hatte und die Hand zum Gruß hob. „Guten Abend alter Knabe!“ lachte er und rieb sich seine dicken, haarigen Hände aufeinander. „Na? Was kann ich dir heute bringen Dante?“ wollte er wissen und grinste ihn breit an wobei sein Goldzahn hervor blitzte der seinen oberen Eckzahn ersetzte und jetzt jedes Mal blitzte wenn das Licht günstig auf ihn fiel. „Das übliche Deaken, das übliche...“ meinte Dante nur und stützte seine Hände auf dem Tisch ab und sah sich in der Bar um. „Scheint ja heute besonders viel los zu sein... wie kommt das?“ fragte er seinen alten Kumpen und Saufkumpanen. Dieser drehte seinen Kopf ebenfalls um und warf einen Blick in seine gut gefüllte Kneipe. „Das liegt daran das derzeit eben viel Geld zu holen ist da draußen. Du wirst nicht glauben was derzeit alles verlangt wird von armen alten Allroundern die sich ihren Lebensunterhalt hart erkämpfen müssen.“ Er drehte sich wieder zu Dante um und grinste ihn an. „Die Machtverhältnisse in dieser Stadt stehen mal wieder auf Messers Schneide und so wie es aussieht tauschen die beiden mächtigsten Familienoberhäupter den Platz- soweit ich das jedenfalls verstanden habe. Ich weiß das einer den alten Golduccie umgebracht hat, falls dir der Name ein Begriff ist.“ Dante schüttelte den Kopf. Der Name sagte ihm nichts. „Mit dir ist es doch immer das gleiche Dante! Du interessierst dich nie für das was um dich herum geschieht!!“ maulte Deaken und stemmte empört seine Händ ein die Seiten. „Golduccie war einer der berühmtesten Mafiabosse hier die du finden konntest. Das er jetzt ermordet wurde ist ein ziemlich großes Ding und natürlich sucht man jetzt eifrig nach seinem Mörder... Deswegen treiben sich zur Zeit auch so viele Allrounder draußen herum. Auf den Kopf von Golduccis Mörder ist eine Wahnsinnsbelohnung ausgesetzt und wer auch immer diesen auf einem Silbertablett präsentieren kann, der wird natürlich mit offenen Armen in der Familie von dem alten Sack empfangen.“ Dante nickte nur dann aber hielt er seinen Kopf nach unten gesenkt und sah auf die Tischplatte. Was interessierte ihn das dieser Typ tot war? Er hatte nichts mit dieser Sache zu tun also warum sollte er sich Sorgen machen? Dante verschränkte die Arme vor der Brust und wartete geduldig auf seinen Drink. Deaken blieb noch eine Weile vor ihm stehen und beobachtete ihn eine Weile. Seit wie lange schon ging Dante fast jeden Freitagabend zu ihm in die Kneipe? Es mussten Jahre sein! Und langsam kam es Deaken so vor als würde Dante langsam mit seiner Kneipe hier altern und vor sich hin vegitieren. Selten hatte er eine Frau in Dantes Begleitung länger als vier Wochen gesehen und meistens waren die Mädchen schon nach ein paar Tagen wieder ausgewechselt. Eigentlich konnte es doch gar nicht so viele Frauen in der Stadt geben das Dante so oft eine Neue vorweisen konnte. Deaken schüttelte nur seinen Kopf darüber. Das einer wie Dante Probleme haben konnte eine passende Begleitung für seinen Lebensabend zu finden konnte er eigentlich nicht wirklich glauben. Immerhin war er hier einer der bestaussehensten Männer die es in diesem alten Schuppen zu finden gab. Er sah verdammt gut aus, auch wenn sich schon der Drei-Tage-Bart bei ihm im Gesicht abzeichnete und die Haare mal wieder geschnitten werden konnten. Er sah immer noch blendend aus und auch wenn ihm vieles nachgesagt werden konnte, er war kein schlechter Typ, das wusste Deaken todsicher. Aber er wusste von einigen Frauen hier aus der Bar die er auch persönlich kannte das der Dämonenjäger anscheinend nie lange Lust hatte sich um den Erhalt einer anständigen Beziehung kümmerte und das Verhältnis zu fast jeder Frau nach einiger Zeit schleifen ließ bis meistens die Frauen selbst entweder Schluss machten oder er einen endgültigen Strich unter die Liste setzte. Deaken konnte sich jedenfalls nicht daran erinnern das es jemals eine Frau länger mit dem weißhaarigen, groß gewachsenen Mann ausgehalten hätte. Er trottete zur Bar zurück und bereite den Gin-Tonic für seinen Stammkunden vor der immer noch einsam und verloren in der Ecke hockte und von seinem Platz aus das Geschehen der Bar mitverfolgte. Wie immer herrschte hier Hochbetrieb um diese Uhrzeit. Jede Menge Gesindel trieb sich herum und wartete auf den großen Coup des Abends und hofften so noch schnell an ihr heiß ersehntes Geld zu kommen. Dante fand das recht widerlich wie sich die Leute benahmen. Einige von seinen ehemaligen Kollegen waren richtige Schweine und verhielten sich natürlich auch mehr als nur dementsprechend. Trotzdem pflegte Dante zu dem einen oder anderen noch so einigen Kontakt damit er sich mit Informationen und den neuesten Berichten aus der Unterwelt auf dem Laufenden halten konnte. Enzo Ferrigno war einer von diesen Informanten die Dante immer noch aufsuchten obwohl in bestimmten Kreisen längst bekannt war, welchem Geschäft der Dämonenjäger wirklich nachging und es eigentlich eher selten vorkam das er einen Job annahm, der nicht ganz nach seinem Geschmack war. Enzo Ferrigno hatte schon längst aufgegeben seinen besten Kunden und Goldesel zurecht zu rücken und setzte sich nur mit einem Seufzen und ohne ihn zu Fragen neben Dante und fischte eine neue Zigarre aus der Schachtel. Enzo war jetzt auch schon langsam in die Jahre gekommen und obwohl er langsam die Fünfzig anstrebte sah er immer noch aus wie blütenjunge Vierzig. Trotzdem konnte man es um seine Augen herum sehen das er schon weit aus älter war als man ihn auf den ersten Eindruck schätzte. Er trug wie immer seinen gepflegtesten Anzug wenn er ausging um neue Kundschaft zu besorgen und trug sogar hier noch in dieser Bar eine dunkle Sonnenbrille. Das lag vor allem daran das das Glasauge verdecken wollte das man ihm vor drei Jahren einsetzen musste weil er sich mit zu gefährlichen Leuten eingelassen hatte und mit einer für sie wichtigen Information nicht rausrücken wollte. Ein schwerer Fehler den er mit seinem Augenlicht bezahlen musste. Heute hatte er auf dem linken Auge keine Sehkraft mehr und sein Rücken kam langsam auch daher. Das anstrengende Leben das der Informant und Vermittler hinter sich hatte war mühseelig gewesen und Dante wusste das Enzo schon seit längerem versuchte sich aus dem Geschäft zurück zu ziehen. Er wollte nur noch ein paar wichtige Geschäfte abwickeln und sie erfolgreich zu Ende führen bis er sich in den vorzeitigen Ruhestand begab. Dante störte nicht das er sich neben ihn setzte und nickte ihm inzwischen nicht einmal mehr wirklich zu. Selbst als Deaken wieder neben ihm auftauchte und ihm seine Bestellung vorsetzte ignorierte er das und schenkte nicht einmal dem seltsamen Gemurmel von Enzo und dem Kneipenbesitzer Beachtung. Wie so oft war Dante in seiner eigenen kleinen Welt verschwunden und dachte an vergangene Zeiten zurück. Heute war ein besonderer Abend, ein Abend, von dem nur er und eine weitere Person wussten und im stillen, allein für sich wie immer seitdem sie verschwunden war, erinnerte er sich heute wieder daran was vor so langer Zeit geschehen war. Dante nahm das Glas und sah verträumt hinein. Er gedachte der Frau die ihn vor so langer Zeit verlassen hatte und wünschte ihr im Geiste alles Gute- dann nahm er einen tiefen Schluck. Enzo hatte ihn dabei kurz beobachtet und schüttelte danach nur seinen Kopf desen Haaransatz immer weiter zurück ging, was ihn aber nicht unansehnlicher machte. „Heute schon wieder so tief in Gedanken versunken?“ fragte er Dante knapp und zündete sich seine Zigarre mit einem Streichholz an. Er nahm einen tiefen Zug bevor er das Streichholz ausschüttelte und in den Aschenbecher warf. „Und? Was beschäftigt dich heute denn so?“ wollte Enzo neugierig wissen. Nicht das es wirklich eine Rolle gespielt hätte aber Dante so in Gedanken versunken zu sehen war schon eine Seltenheit- obwohl der Dämonenjäger schon seit längeren diesen Eindruck auf andere machte. „Was ist los? Du trauerst doch nicht etwa dieser Kleinen nach, oder?“ foppte er den weißhaarigen Mann und beugte sich leicht mit verschränkten Armen zu ihm rüber. Jetzt erst schien Dante zu realisieren was Enzo da eben zu ihm gesagt hatte und sah auf. „Wem soll ich nachtrauern?“ wollte er etwas irritiert wissen und sah Enzo aus seinen eisgrauen Augen emotionslos an. „Herrjemine...Dante! So wird das nie was mit dir und den Frauen werden!“ jammerte Enzo gekünstelt und seufzte schwer. „Wieso?“ fragte Dante erneut kalt zurück. Heute war ihm nicht nach groß reden- schon lange war ihm nicht mehr danach. „Das ist schon das vierte oder sogar fünfte Mal das wir uns hier treffen und noch immer machst du diesen Eindruck als würde morgen deine eigene Beerdigung stattfinden! Komm mal etwas hoch mein Freund! So machst du keinen besonders guten Eindruck auf die Kunden.“ Wollte ihn Enzo etwas motivieren. „Wieso sollte ich? Zur Zeit habe ich keine Geldsorgen..“ murmelte Dante und drehte sein Glas bedächtigt herum. Enzo aber starrte ihn nur völlig perplex an. Er überlegte eine Weile und dann nickte er wieder. „Ach stimmt ja,“ lächelte er breit und rieb sich über seinen Bart oberhalb der Lippe. „Seitdem du diesen Golducci aus dem Weg geräumt hast, wurden deine Schulden ja von seiner Enkelin beglichen... Kein Wunder das es dir zur Zeit gut geht... Aber pass auf das die Kleine dich nicht auch noch verrät.“ „Die ´Kleine` ist nur ein paar Jahre jünger als du, Enzo, die versteht noch was von Geschäften. Anders als ihr Großvater. Das alte Skelett hätte so oder so irgendwann den Löffel abgegeben, was also soll´s mich kümmern?“ meinte Dante nur und stellte sein Glas zurück und schnippte es ein paar Zentimeter weiter von sich weg. „Ich hasse mein Leben....“ meinte er dann plötzlich und lehnte sich in seinem Sitz zurück und schnaufte ein paar Mal tief durch. „Du hasst dein Leben?“ sprach ihn Enzo noch mal drauf an. „Ich wüsste nicht welchen Grund DU hättest... im Moment hast du finanziell ausgesorgt und ansonsten plagt dich doch auch kein menschliches Gebrechen, oder irre ich mich da?“ Enzo kratzte sich nun an seinem Kinn und warf Dante durch seine Sonnenbrille einen kritischen Blick zu. Dann aber drehte er seinen Blick wieder zu den anderen Gästen und beobachtete sie eine Weile. „Schöne Grüße von Lady übrigens.“ Meinte Enzo dann auf einmal und Dantes Ohren stellten sich unter den weißen Haaren auf.