Just friends von Feuerlotus (Seltsame Wege geht die Liebe) ================================================================================ Kapitel 20: Eine verdammt lange Nacht ------------------------------------- Kapitel 20: Eine verdammt lange Nacht Nach einiger Zeit, die wir mit unwichtigem tratschen verbracht hatten, griff Ricky noch einmal das Thema auf. „Ich werde dann morgen mit Gina reden. Aber jetzt muss ich dich leider rauswerfen. Ich muss noch eine Kollektion fertig bekommen“, mit diesem Worten erhob er sich aus seinem Sessel. Ich schaute ihn nur an wie ein Auto und bewegte mich kein Stück aus meinem Schneidersitz heraus. Er blickte verwundert von oben her an. Ich starrte von unten zurück. „Was...?“, fragte er. „Du willst mich jetzt rausschmeißen, weil du mitten in der Nacht noch arbeiten willst, obwohl du eigentlich was viel wichtigeres richtig stellen müsstest?“, brauste ich auf. „Na hör mal, hast du vielleicht mal daran gedacht, dass Gina auch noch ein bisschen Schlaf braucht?“, fragte er dann. Perplex schaute ich auf die Uhr an der Wand. Schon viertel vor zwölf, ich hatte mich echt lange bei ihm aufgehalten. „Ach was, die kann jetzt sowieso nicht schlafen!“, meinte ich dann kurz angebunden und schaute auf den Boden, neben seine Füße. „Och Vera, selbst wenn, um die Zeit klingelt man nicht noch an irgendwelche Türen.“ „Es ist doch auch nicht irgendeine Tür“, brachte ich angesäuert hervor. Jetzt fing Ricky an zu lachen, ich dachte ich hör nicht richtig. „Was?“, ich wurde immer gereizter. „Du hörst dich schon wie ein kleines beleidigtes Kind an“, brachte er dann mit ein lieben Lächeln hervor. Mein Gott, er hatte recht. Ich war doch keine fünf Jahre mehr. „Bringt es denn wenigstens was?“, fragte ich dann, jetzt ebenfalls mit einem leichten Hauch eines Lächelns. Er zögerte kurz theatralisch. „Nein“, kam dann die kurz angebundene Antwort. Das hätte mich jetzt fast zum Explodieren gebracht. „Was treibst du eigentlich für Spielchen hier?!“, warf ich ihm dann and den Kopf. „Vera, so lange ist es jetzt auch nicht mehr bis morgen. Und jetzt möchte ich wirklich noch ein bisschen Arbeiten“, sagte er dann im Ton eines Vaters der sein kleines Kind zurechtweist. „Du musst mich eh noch nach Hause fahren, dann kannst du genauso gut bei Gina vorbei schauen“, brachte ich dann hervor. Verdutzt schaute er mich an. „Wie bist du denn hier her gekommen?“ Ich verdrehte die Augen, das war ihm ja echt früh aufgefallen und eigentlich war es ja auch egal. „Der Verkäufer des Goth-Ladens hat mich mitgenommen.“ „Ah so,...“ Eine Stille entstand, in der ich meinte das rattern seines Kopfes zu hören. Tatsächlich war das einzige Geräusch im Zimmer das knistern des Kaminfeuers. Ich starte in die Flammen und dachte an Gina. Wie sie mich angesehen hatte, als ihr klar wurde, das ich von ihr geredet hatte. Ich zuckte zusammen, Ricky wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht rum. Ich schaute zu ihm hoch. „Sorry, hattest du was gesagt?“, fragte ich dann, immer noch etwas abwesend. „Jaah...“, machte er, schien sich dann aber zu entscheiden nicht weiter auf mein weggetretenes verhalten einzugehen. „Es ist wohl besser, wenn du heute nacht hier bleibst. Du scheinst auch schon ziemlich Müde zu sein. Musst du noch irgendwen anrufen?“ Ich schüttelte den Kopf. Wen interessierte schon, ob ich eine Nacht von zu Hause wegblieb oder nicht? Und selbst, wenn es einem auffiel, war mir das heute auch egal. Schon eine halbe Stunde später lag ich in einem großzügigen Gästezimmer, dass der Pinguin noch schnell für mich vorbereitet hatte, und starrte an die Decke. Von draußen fiel das Mondlicht in das Zimmer. Schlafen konnte ich nicht. Irgendwie kam mir der komplette heutige Tag so unwirklich vor. Es konnte doch nicht erst ein paar Stunden her sein, das Gina und ich vor dem Fernseher gelegen hatten. Allein das Gespräch mit Ricky kam mir wie eine Ewigkeit vor. Noch unwirklicher erschien die Tatsache, das ich mich in seinem Haus befand. Ich hatte irgendwie nie daran gedacht einmal hier her zu kommen. Warum sollte ich auch? Ich drehte mich auf die Seite und starrte aus dem Fenster, ohne wirklich etwas zu sehen. Ich kringelte mich zusammen und plötzlich traten mir die Tränen in die Augen. Warum? Der Gedanke an Gina schmerzte einfach so. Alles in mir zog sich zusammen. Erst war es ein Stummes weinen gewesen, doch langsam bahnte sich die Schluchzer bahn. Urplötzlich schlug ein Welle der Verzweiflung über meinen Kopf zusammen. Ich umklammerte das Kopfkissen und drückte es vor mein Gesicht, damit kein Laut nach außen hin drang. Ich hatte eine verdammte Angst, das ich alles falsch gemacht hätte. Das ich Gina besser nie etwas von meinen Gefühlen preis gegeben hätte. Ich hätte ihr einfach nicht sagen sollen das ich mich auch für Mädchen interessierte. Ich hätte mir sie einfach aus dem Kopf schlagen sollen, ich wusste schließlich von Anfang an, dass ich keine Chance bei ihr hatte. Oder ich hätte ihr einfach einen anderen Namen nennen sollen. Oder... Die Schluchzer wurden immer abgehackter. Dann fühlte ich wie jemand meine Strähnen aus dem Gesicht, hinter mein Ohr strich. Ich drehte den Kopf minimal und versuchte zu erkennen, wer da neben dem Bett stand. Durch den Schleier aus Tränen konnte ich erst nichts sehen. Schließlich wurde mir klar, dass es eigentlich nur Ricky sein konnte, und ich drehte meinen Kopf wieder weg. Ich rollte mich noch mehr zusammen, wollte die Schluchzer unterdrücken damit er mich nicht weinen sieht. Dafür war es natürlich schon zu spät. Aber ich wollte es einfach nicht. Durch die ganze Heulerei konnte ich weder etwas hören, noch etwas sehen. Aber ich spürte, wie die Matratze ein Stück absank. Er hatte sich wohl auf die Kante gesetzt, oder so. Langsam schoben sich seine Arme um meine Taille herum und verschränkten sich dann erst vor meinem Bauch und drückten mich an ihn. Dann schob er seinen linken Arm etwas nach oben und begann meine Wange zu streicheln. Erst spürte ich seinen Atem in meinem Nacken, dann aber küsste er meinen Nacken, dabei unterbrach er nicht für eine Sekunde das Streicheln meiner Wange. Vor Schreck unterbrach ich kurz das weinen, nur um im nächsten Moment noch lauter loszuheulen. Ich drehte mich in seinen Armen herum und legte meinen Kopf in seine Halsbeuge. Er streichelte sanft an meinen Armen entlang und küsste meine Augenlieder. Dann drückte er mich nur noch an sich und streichelte leicht meinen Rücken entlang. In der ganzen Zeit war ich immer ruhiger geworden und jetzt weinte ich nur noch stumm an seinem Hals. Sein Shirt musste mittlerweile völlig durchnässt sein. Die ganze Zeit über hatte er nichts gesagt. Als ich am nächsten morgen aufwachte war ich total von den Sonnenstrahlen, die ins Zimmer fielen irritiert. Hatte ich vergessen die Jalousie runter zu machen? Als ich mich umdrehte und Ricky neben mir entdeckte war ich noch mehr verwundert. Aber dann viel mir wieder alles ein und ich lief sofort rot an. Was musste Ricky denn jetzt denken? Ich zögerte. Ich wusste nicht so genau was ich tun sollte. Ich betrachtete Ricky und dachte nach. Ihn wecken? Oder lieber runter gehen? Aber da wäre dann dieser lästige Pinguin wieder. Bevor ich noch eine Entscheidung treffen konnte wurde mir diese jedoch schon abgenommen. Ricky blinzelte, als er dann so weit wach war, lächelte er schwach. „Morgen“, murmelte ich. Er stützte sich auf seinen Ellenbogen. „Morgen. Geht’s dir besser?“, fragte er dann ohne umschweife. „Ja...“, sofort legte sich wieder ein Rotschimmer auf meine Haut und ich wendete mein Gesicht ab. Nach einem kurzen Frühstück fuhren wir dann los. Die meiste Zeit über schwiegen wir. Dabei hörten wir dann Musik aus seinem CD-Player. Ein paar der Bands waren gar nicht mal übel. „Äh Ricky, du bist grad an Ginas Haus vorbei gefahren“, merkte ich irritiert an. „Ich weiß“, gab er nur zurück. „Aber...“ „Du hast mich gebeten das ich mit Gina rede, das werde ich auch machen. Aber ich werde dich zuerst nach Hause bringen.“ „Aber... Was soll der Scheiß? Ich komme mit!“, brach es aus mir heraus. „Nein“, kam es nur kurz und bestimmt von ihm. „Ricky... das kann jetzt nicht dein Ernst sein!“ „Hör zu Vera. Nach dem was du mir gestern erzählt hast, wird sie ganz und gar nicht begeistert sein, wenn du jetzt mit mir da aufkreuzt. Es ist besser wenn ich in Ruhe, alleine mit ihr rede.“ Es kotzte mich an, das er mit mir redete wie mein Vater es tat, wenn er seine ungezogene Tochter zurechtweisen musste. „Ich werde auch bestimmt nicht dazwischen reden. Bitte, lass mich mit kommen! Ihr zwei könnt mich doch einfach ignorieren.“ Mittlerweile waren wir an meinem Haus angekommen. Er hielt davor an der Straße und drehte sich zu mir um. „Vera...“ „Nein, versuch es gar nicht erst. Du kriegst mich nicht überredet!“, unterbrach ich ihn. „... ich mach das doch nicht um dich zu ärgern. Versuch dich doch mal in Gina rein zu versetzten“, er hatte einfach weiter geredet, als wenn ich nichts gesagt hätte. Jetzt schaute er mir in die Augen. Seltsamerweise schauten diese braunen Augen mich total traurig an. „Ich... äh aber...“, aus irgendeinem Grund hatte er mich jetzt total aus dem Konzept gebracht. Dann beugte er sich zu mir herüber. Wie hypnotisiert blieb ich still sitzen. Er zog meinen Kopf mit einer Hand zu sich. Und küsste mich dann auf die Stirn. Dann sah er mir wieder in die Augen. „Bitte“, sagte er dann so leise, dass es gerade nicht mehr als flüstern durchging. Total perplex stieg ich aus dem Auto. Er winkte mir noch einmal zu. Und im nächsten Moment konnte ich nur noch zusehen, wie der Wagen um die nächste Ecke bog. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)