Just friends von Feuerlotus (Seltsame Wege geht die Liebe) ================================================================================ Kapitel 15: Freundschaft oder Liebe? ------------------------------------ Kapitel 15: Freundschaft oder Liebe? Immer noch aufgeladen kam ich am anderen Bahnhof an. Meine Gedanken drehten sich ständig um das Selbe. Alex hatte uns alle hintergangen und damit Gina wehgetan. Sie hatte einfach alles auf den Kopf gestellt. Alles was ich liebte stand auf dem Spiel. Das konnte ihr nicht einfach egal sein! Und die arme Gina hatte es am schlimmsten getroffen. Das konnte ich ihr nicht verzeihen, welche Gründe auch immer dahinter steckten. Mit langen Schritten folgte ich der Fußgängerzone, ohne darauf zu achten wo genau ich hintrat. Demzufolge stieß ich ständig andere Leute an, die mir irgendwelche Beschimpfungen hinterher riefen. Ich hörte nicht darauf. Endlich stand ich in der Tür zum „Blue“. Da saß sie, hinten in der Ecke, an unserem Lieblingsplatz. Den Platz, den Gina und ich schon von Anfang an zu unserem Stammplatz auswählten. Und Ricky saß neben ihr. Ich hätte ihr noch sagen sollen, dass sie alleine kommen soll. Aber jetzt war es eh zu spät dafür und eigentlich war es mir auch egal. Ich ging direkt auf sie zu. Ricky hatte anscheinend gerade irgend etwas lustiges erzählt, denn sie brachen in schallendes Gelächter aus. Als Alex mich sah brach abrupt ihr Lachen ab. Gut, hatte sie also schon gemerkt das ich Sauer auf sie war. „Guten Tag, Vera.“ „Hey, Vera“, sagte auch Alex. Ich antwortete nicht, stattdessen zog ich Alex am Arm auf die Füße. „Kannst du eueren Kaffee bezahlen?“, wandte ich mich dann an Ricky. Als er antwortete hatte ich mich schon umgedreht und zog Alexandra hinter mir her. „Was ist los? Vera? Hallo?“, machte sie völlig verdattert. „Das wirst du noch früh genug erfahren, aber ich glaube nicht dass das ein so guter Platz ist um zu diskutieren“, damit war das Thema erst mal für mich abgeschlossen. Auf weitere Fragen ging ich nicht ein und irgendwann gab Alex es auf. Endlich kamen wir an einen ruhigen Platz, wo nicht mehr allzu viele Leute lang gingen. Dort stand auch eine Bank und ich lief mich darauf fallen. Alex tat es mir gleich. Aber sofort sprang ich wieder auf, ich war viel zu rastlos um mich hinzusetzten. Alex Augen verfolgten mich, während ich hin und her tigerte. „Würdest du mir den ganzen Aufstand vielleicht endlich mal erklären?“, fragte sie dann, offenbar ebenfalls gereizt. „Klar. Dabei müsstest du doch eigentlich wissen worum es geht!“, blaffte ich sie an. „Nein. Sonst würde ich auch nicht fragen. Also? Wäre die Dame dann mal bereit mich aufzuklären?“, gab sie zurück. Aufgekratzt strich ich mir eine pinke Strähne aus den Augen. Dann blieb ich stehen und musterte sie ganz genau. Sie schaute mich an und versuchte anscheinend in meinem Gesicht zu lesen. Als ich in ihre Augen schaute, spürte ich das auch Angst darin stand. Oder nicht? Egal. „Du belügst uns alle und machst uns total fertig und dann tust du auch noch so als wenn du keine Ahnung hättest worum es geht. Wie falsch kann man eigentlich sein?“, warf ich ihr dann an den Kopf. Alex zuckte zusammen. „Wieso belogen? Wann hab ich dich denn belogen?“ „Ach, tu doch nicht so scheinheilig! Du weißt doch was ich meine.“ Jetzt sprang sie auch auf. „Weiß ich eben nicht! Würdest du mich vielleicht mal aufklären oder lässt du mich dumm sterben?“, fragte sie dann. „Du willst doch gar nichts von Ricky und versuchst uns weiß zu machen dass das Gegenteil der Fall ist...“, sie unterbrach mich. Ihr Blick war total verändert, bis auf die Angst vielleicht, denn die schien nur noch gewachsen zu sein. Ich fragte mich wovor sie Angst haben sollte. „Woher willst du das wissen? Ricky ist ein echt toller Mensch!“, so ganz überzeugend klang sie nicht gerade. „Weißt du, die meisten Menschen wissen wann sie mit der Wahrheit heraus rücken sollten, du gehörst aber offensichtlich nicht dazu!“ „Was...?“, jetzt war es an mir sie zu unterbrechen. „Du würdest nie freiwillig mit einem Jungen zusammen sein. Kah hat es mir erzählt. Du bist eine Lesbe und trotzdem spielst du so mit Rickys Gefühlen! Hast du eigentlich mal darüber nachgedacht wie er sich dabei fühlt, wenn er herausfindest, das du gar nicht auf Jungs stehst?“, jetzt hatte ich mich richtig in fahrt geredet. Aber als Alex plötzlich auf die Bank zurücksank hielt ich inne. Sie wirkte als sei plötzlich alle Kraft aus ihr gewichen, wie die Luft aus einem Luftballon. „Er weiß es“, sagte sie dann knapp. „Was?“, jetzt war ich total verdutzt. Ich starrte auf sie runter. „Er weiß das ich gar nichts von ihm will“, brachte sie dann gepresst hervor. „Was!“, machte ich dann wieder, diesmal aber wieder genauso aufgebracht wie vorher. „Ich...“ „Ihr steckt auch noch unter einer Decke! Ricky hätte ich so eine Intrige gar nicht zugetraut! Das hättet ihr euch echt sparen können! Ich hätte es eigentlich wissen müssen, das du ein falsches Spiel mit uns treibst. Erst tust du so als würdest du Backer keinen Meter über den Weg trauen und dann knutscht du auf einmal wie verrückt mit ihm herum.“ „Ich...“, machte sie wieder, mit einer Handbewegung schnitt ich ihr das Wort ab. „Ich will jetzt keinen dummen ausflüchte hören! Ihr seid echt das Letzte! Alle beide! Wisst ihr eigentlich wie weh ihr Gina damit getan habt? Aber das ist euch ja anscheinend total egal! Mein Gott, wie konnte ich nur auf solche Idioten hereinfallen?“, während ich redete wurde meine Stimme immer lauter. Plötzlich konnte ich nicht mehr. Die ganze Zeit über hatte ich sie nicht einmal angesehen. Jetzt sah ich sie endlich wieder an. Eigentlich hatte ich mich jetzt umdrehen wollen und sie alleine hier versauern lassen. Aber als ich sie ansah, war ich wie versteinert. Sie sah zu mir hoch. Tonlos weinte sie vor sich hin. Die Tränen liefen ihr fast wie kleine Bäche an den Wangen herunter. Ihr Gesicht war Kajalverschmiert. Sie sah total gebrochen aus. Ich zögerte noch eine Sekunde, dann wendete ich meinen Blick ab und wollte mich umdrehen um zu gehen. Da griff sie an mein Handgelenk. „Vera, bitte, hör mir zu“, es klang als würde sie mich anflehen. „Wieso sollte ich dir noch ein einziges Mal zuhören? Du hast mich doch schon die ganze Zeit belogen, warum sollte sich das jetzt auf einmal ändern?“, in Wirklichkeit hatte ich Angst das ich es nicht mehr ertragen könnte, wie sie mich ansah. Das ich ihr vielleicht sogar vergeben könnte. „Ich hab das alles für dich getan“, ihre Stimme klang unterwürfig wimmernd. Richtig widerlich. „Jetzt bin ich es auf einmal selbst Schuld oder was?“, fuhr ich sie an, aber meine Stimme war gefährlich leise gewesen. Wenn sie klug war, würde sie mich jetzt einfach gehen lassen. „Ich hab doch gesehen wie sehr du sie liebst. Ich wollte dir einfach eine Chance geben, es noch einmal zu versuchen. Die ganze Zeit wollte ich nur das du glücklich bist“, versuchte sie dann sich zu erklären. Inzwischen war auch sie wieder aufgestanden. Ich drehte mich wieder halb zu ihr um, die Tränen rannen ihr immer noch hilflos herunter. Sie wirkte so elend, das sie mir schon fast Leid tat. „Wieso solltest du das wollen?“, fragte ich noch einmal, ohne eine Antwort zu erwarten, sie gab sie mir trotzdem. „Vera“, fasst hatte sie dieses eine Wort gehaucht. Ich konnte sie nur verstehen, weil sie so nah an mir dran stand. Sie blickte mir tief in die Augen, ich sah wie sie schluckte. „Vera, ich liebe dich doch so sehr. Ich will einfach das du glücklich bist.“ Diese Worte trafen mich wie ein Blitz. Hatte sie das jetzt wirklich gesagt? Dann war es still. Keiner brachte auch nur noch ein Wort hervor. Ich war völlig durcheinander. Das sagte sie mir jetzt einfach so. Was sollte das, ich hatte sie gerade total fertig gemacht und sie sagte mir, das sie mich liebte. „Das ist doch auch wieder nur gelogen!“, gab ich dann, fast resigniert, zurück. Ich wollte mich schon wieder umdrehen. Aber sie zog mich näher an sich heran. „Nein. Das ist keine Lüge. Wieso sollte ich dich bei so was anlügen“, stellte sie klar. „Wenn du mich wirklich lieben würdest, wüsstest du auch, das ich glücklich gewesen wäre, wenn Gina glücklich ist. Du hast doch gewusst, das ich nur sie liebe.“ Sie nahm mich in den Arm und drückte sich an mich. Ich wollte sie wegstoßen, aber ich konnte mich nicht bewegen. Nicht, weil sie mich so fest gehalten hätte, sondern weil ich einfach keine Kraft mehr dazu aufbrachte. „Nein, Vera. Wir wissen beide, dass du tot unglücklich gewesen wärst, wenn sie mit jemand anderen zusammen gekommen wäre.“ Verdammt, sie hatte ja Recht! Ich wollte nicht das sie Recht hatte, und ich wollte nicht, das sie wusste, das ich es wusste. „Das gibt dir kein Recht Gina kaputt zu machen. Weißt du eigentlich wie sehr sie darunter leidet?“, ich war völlig fertig, und meine Worte kamen nur als ein flüstern hervor. „Ich wollte wirklich nur, das du glücklich wirst“, sagte sie dann wieder, und drückte ihre Stirn an meine Schulter. Ich starrte einfach in die Ferne, ohne wirklich etwas zu sehen. „Warum hast du das nicht gleich gesagt, wir hätten darüber reden können. Es hätte gar nicht so weit kommen brauchen.“ Plötzlich richtete sie sich wieder auf. Sie hielt ich an den Schultern fest und sah mir in die Augen. Sie sah mich an, wie man ein kleines Kind anguckt, wenn es eine besonders dumme Frage stellt. „Aber das habe ich doch versucht. Du hast mich ja nicht ausreden lassen“, sagte sie dann ruhig. „Was? Wann soll das denn gewesen sein?“, fragte ich dann. Doch in dem selben Moment, in dem sie es sagte fiel es mir wieder ein. „Damals, als du mich noch bis zum Bahnhof zu meinem Roller gebracht hast. Du bist davon gelaufen als ich es dir sagen wollte.“ Ich hatte also doch richtig gelegen, als ich glaubte, das sie sich in mich verliebt hatte. Wie naiv war ich nur gewesen? „Aber...“, mir fehlten einfach die Worte. Eigentlich hatte Alex keine Schuld. Aber das würde ich ihr gegenüber niemals eingestehen. Das konnte ich einfach nicht. Und doch, sie hätte es noch einmal versuchen können. Sie hätte nicht einfach allen etwas vorspielen sollen. Es drehte sich alles im Kreis, in meinem Kopf. Ich war zu durcheinander. Dieses Mädel würde mich irgendwann noch in die Klapsmühle bringen, da war ich mir sicher. Ich wollte nur noch nach Hause und über alles in Ruhe nachdenken. Oder es auf sich beruhen lassen und das alles vergessen. Ich wollte, ich konnte nicht weiter darüber nachdenken. Ich hatte nicht mehr gewusst wo ich war und das Alex noch da war. Das alles wurde mir mit einem Schlag wieder bewusst. Und zwar in dem Moment, als sich ihre Lippen auf meine senkten. Sie hielt mich immer noch an den Schultern fest. Das wäre gar nicht nötig gewesen, ich konnte mich vor Schreck sowieso nicht bewegen. Es war nur ein sehr kurzer Kuss gewesen. Sehr schüchtern und angenehm. Aber ich hätte sie dafür erschlagen können. Was fiel ihr nur ein mich jetzt zu küssen? Als sie mich los lies, sackte ich in mir zusammen. Einfach auf den Boden. Das war einfach zu viel für mich. Womit hatte ich so einen Blödsinn nur verdient. Ich lehnte mich gegen die Bank und versuchte einfach an gar nichts mehr zu denken. Wie aus weiter ferne, hörte ich die Autos, die nicht weit von uns vorbei fuhren. Unbewusst merkte ich, wie Alex sich neben mir niederließ und ebenfalls in den Himmel schaute. Irgendwie war es als würde ich dieses Bild als Außenstehender betrachten. Völlig gefühls- und reglos. Da saßen zwei Mädchen auf dem Boden, den Kopf auf der Sitzfläche einer Bank abgelegt und starrten in den Himmel. Die eine total am Boden zerstört und voller Verzweiflung. Und die andere mit leichter Genugtuung und Unerschütterlich. Da saßen sie, auf irgendeine Weise vertraut und doch meilenweit voneinander entfernt. Keine sprach ein Wort. Und nichts störte die Stille. Nichts bewegte sich, bis auf die in der Sonne glitzernde Träne, die mir die Wange hinablief. Ich wusste nicht wie lange wir so da gesessen haben. Es konnten nur wenige Minuten, oder auch Stunden gewesen sein. Irgendwann setzte ich mich wie in Trance wieder auf. Ein Schmerz zuckte durch meinen Nacken. Das war wohl nicht die beste Position für ihn gewesen. Die ganze Zeit über hatte ich über nichts nachgedacht und einfach nur so da gesessen. Jetzt brach plötzlich wieder alles auf mich ein. Schlug über meinem Kopf hinweg, wie eine Welle im Meer. Hielt mich gefangen, so wie man einer Naturgewalt einfach nicht entkommen kann. Ich kam mir lächerlich klein vor und wollte einfach weglaufen. Weit weg. Nie wieder zurückkehren, ja nie wieder auf die Vergangenheit zurück schauen. Auch wenn ich wusste, das ich mich dem früher oder später würde stellen müssen. Langsam stand ich auf und streckte meine steifen Knochen. Auch Alex stand jetzt auf, ich spürte ihren Blick auf mir, aber ich beachtete sie nicht weiter. Sie dreht mich ein wenig zu ihr hin und strich mit ihrem Zeigefinger von meiner Schläfe bis zum Kinn an meine Wange herab. „Es wir alles wieder gut werden. Wir kriegen das schon wieder hin.“ In diesem Moment wollte ich ihr einfach glauben. Langsam näherten sich ihre Lippen wieder meinen und sie küsste mich erneut ganz sanft, wie auch zuvor schon. Ich ließ alles mit mir geschehen und drehte mich dann um und ging in Richtung Bahnhof. Alex war die ganze Zeit über in meiner nähe, das wusste ich. Auch als ich in den Zug einstieg. Aber ich beachtete sie nicht weiter. Es wäre einfach zu schön um wahr zu sein, wenn alles wieder gut werden würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)