Faith von DhalaElenaAngel (Schicksal) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- „Master, hier ist die Bücherei, Master“, erklärte die kleine Kreatur stolz. Remus nickte. „Danke“, gab er nur zurück und trat ein. Sofort umhüllte ihn der typische Geruch nach Pergament, Leder und Tinte. Der Raum, in dem er sich schon in Hogwarts am wohlsten gefühlt hatte und doch nicht zu vergleichen war. Er hatte die Bücherei in der Schule schon für riesig gehalten, doch das hier sprengte alle Dimensionen. Sacht strich er den Rücken einiger alter Bände entlang. Es waren die neuesten Werke über die Bekämpfung magischer Krankheiten. Einige Reihen weiter fand er alte Legenden. Das hier war eine riesige Schatzkammer und Remus war nur zu klar, dass einige dieser Bücher und vor allem der alt aussehenden Schriftrollen wohl unbezahlbar sein dürften. Vor allem für einen Mann wie ihn, der kaum mehr besaß, als das, was er auf dem Körper hatte. Dank seiner Lykantrophie, die den einzigen Menschen von ihm fern hielt, den er wirklich lieben konnte. Das Einzige, dem er sich noch widmen konnte, waren Bücher. Er liebte Harry und sah ihn als Teil seines Rudels an, als einen Welpen. Doch war Harry fast schon erwachsen und außerdem schien er kurz davor zu sein, sein eigenes Rudel zu gründen. Er wusste, der grünäugige Junge würde immer einen Platz für ihn haben. Aber Remus war nicht klar, wie lange er es aushalten würde. Er gönnte James’ Sohn jedes bisschen Glück, dass der finden würde, doch er wusste nicht, wie lang er es ertragen würde, dieses Glück mit ansehen zu müssen, ohne selbst je eine Chance auf etwas Ähnliches zu bekommen. Er kannte niemanden, der ihn mehr ablehnte, als der Mensch der ihm neben Harry das Meiste bedeutete und das schon lange. Wie oft hatte er versucht, James und Sirius aufzuhalten, wie oft hatte er Severus durch die Hauselfen kleine Warnungen zukommen lassen, als sie noch an der Schule gewesen waren! Leise seufzend zog Remus schließlich ein Buch über die Verteidigung gegen schwarze Magie und graumagische Sprüche heraus. Severus war gerade in die Bücherei gegangen, um ein Buch über die neuesten Forschungen zum Werwolfproblem zu holen. Wie üblich redete er sich selbst ein, dass er das alles nur tat, um die Welt sicherer zu machen. Gerade, als er aus seiner Bücherreihe hervortrat, blieb er abrupt stehen. Na toll, das hatte ihm gerade noch gefehlt und natürlich starrten diese goldenen Augen ihn direkt an! „Was, Lupin?“, blaffte Severus unleiderlich, während er das Buch, in dem er gerade geblättert hatte, lautstark zuschlug. Remus blickte Severus fast schon traurig an: „Ich habe nicht ein Wort gesagt, Severus“, gab er ruhig zurück. „Ich wusste nicht einmal, dass du hier bist. Ich wollte nur etwas zum Lesen holen.“ „Was? Schon mit dem Ausruhen fertig?“, höhnte der Tränkemeister. Der Werwolf sah den Anderen ruhig an: „Ich habe dir nichts getan“, erinnerte er ihn. „Ich bin einfach nur hier.“ Severus riss sich zusammen. Er wusste, es war im Grunde falsch, den Werwolf so zu behandeln. Auf die Feststellung des Anderen hin zuckte er die Schultern und wollte gehen, doch da hörte er auch schon die nächste Bitte. „Erklärst du mir, was es mit dieser dritten Legion auf sich hat?“ Severus verdrehte seine Augen: „Ich nehme nicht an, dass ich meine Ruhe bekomme, wenn ich nein sage“, stellte er kühl fest, doch er gab für seine Verhältnisse lächerlich schnell auf. „Nicht hier. Im kleinen Salon.“ Remus nickte und folgte dem Anderen schweigend, wobei auch er sich wunderte, dass dieser es so schnell in Betracht zog, mit ihm zu reden. Er setzte sich direkt auf eines der Kissen, Severus redete noch mit einem Hauself, bevor er ebenfalls Platz nahm. „Was willst du wissen, Wolf?“, fragte Severus ungnädig, während er zwei der gläsernen Tassen mit frischem Tee füllte und aus einer selbst einen Schluck trank. Eigentlich war ihm gerade eher nach einem richtig starken Kaffee, aber das wollte er sich auch nicht anmerken lassen. „Alles, was es zu wissen gibt. Wann ist diese Legion entstanden? Was ist sie? Wofür steht sie? Wer gehört dazu und warum weiß kaum jemand davon? Wie konntet ihr beide anderen Seiten so leicht unterwandern?“ Severus wünschte sich in dem Moment einen westlichen Stuhl in den er sich hätte zurücklehnen können, doch stattdessen starrte er auf die goldene Flüssigkeit in seinem Glas. „Die Front ist entstanden, als Voldemort das erste Mal versucht hat, die Macht an sich zu reißen“, gab der Tränkemeister schließlich die gewünschte Auskunft. „Entgegen der allgemein verbreiteten Meinung waren die meisten Reinblüter zu Beginn sehr stark gegen Voldemort. Viele haben sich ihm erst zugewandt, als er begonnen hat, deren Familien abzuschlachten und die erstgeborenen Kinder als Geiseln zu nehmen.“ „Was? Davon weiß ich nichts! Das hätte Albus doch...!“ „Albus Dumbledore wusste es“, biss Severus eisig. „Und noch mehr – viele Familien haben ihn und seinen lächerlichen Suppenhuhnorden angefleht, ihnen zu helfen, aber er hat abgelehnt! Abgelehnt, Wolf!“, redete Severus sich in Rage. „Ohne Rücksicht auf Kinder oder Tote! Er wollte nach oben. Das war es, was ihn interessiert hat! Nicht der Krieg, nicht die Opfer, nur die Gewinne! Woher denkst du denn, stammte sein Privatvermögen! Von denen, die gestorben sind! Er hat diese Vermögen pfänden lassen, sobald die letzten Erben tot waren!“ Severus atmete tief durch, bevor er in der Lage war, weiter zu reden: „Darum haben sich ihm so viele Menschen angeschlossen“, führte er aus: „Um ihre Familie zu Retten und ihr Vermögen vor Dumbledore in Sicherheit zu bringen.“ „Damals entstand sie?“ Severus nickte langsam: „Damals haben sich einige Leute zusammengeschlossen, um eine Art dritte Front zu gründen“, nickte der Tränkemeister, sein Gesicht wurde wieder zu einer ziemlich starren Maske. „Die, die diese Front gründeten, waren direkte Betroffene, die sich von beiden Seiten verraten fühlten“, führte er aus, nun sehr ruhig und beherrscht. „Wir haben uns vorgenommen, weder für den Stillstand noch für die Anarchie zu stehen. Wir wollten einfach nur Gerechtigkeit, für jeden. Für reinblütige Magier, für Halbblüter, für Muggelgeborene, für magische Wesen, die von beiden Seiten nur herumgetreten wurden.“ Der Schwarzäugige trank wieder einen Schluck. „Und wir wollten immer nur im Hintergrund arbeiten, unauffällig und ohne Spuren zu hinterlassen. Wir hatten keine Lust, in die Presse zu geraten. Und wir haben das immer geschafft.“ Remus sah den Anderen bewundernd an. „Das muss hart gewesen sein.“ „Jeder, der mitgemacht hat, hatte einen guten Antrieb“, gab der nur steif zurück. „Wir haben getan, was wir für richtig gehalten haben, um zu helfen. Wir waren so weit, Voldemort einmal ins Nirvana zu schicken, doch dummerweise wussten wir, im Gegensatz zu Dumbledore, nichts von den Horkruxen. Dachtest du im Ernst, eine gutgläubige Mutter und ein Kleinkind hätten den Mann zerstört?“, fragte Severus abfällig. „Was...? Wie habt ihr es denn dann getan?“ Severus zuckte mit den Schultern. „Fünf von uns sind ihm in den Rücken gefallen. Es hat aber durchaus geholfen, dass sein eigener Spruch auch noch an Potter abgeprallt und zurückgeflogen ist.“ „Warum habt ihr dann zugelassen, dass man aus Harry einen Kinderhelden macht? So habt ihr ihm die Chance auf ein normales Leben genommen!“ Severus seufzte leise. „Black hat das Baby mitgenommen. Wir dachten nicht, dass er dumm genug sein würde, es Dumbledore auszuhändigen. Danach haben wir mehrere Versuche unternommen, dessen Prozess aufzunehmen. Doch Dumbledore hat uns das Wasser abgegraben und Potter versteckt. Wir haben aus den Schatten getan, was wir konnten.“ „Also ist all das eigentlich nur eine riesige Lüge. Die Prophezeiung?“ „Wir reden von dem Geschwätz einer vollkommen verrückten Frau, die hinter jeder Ecke den Tod sieht“, gab Severus knapp zurück. „Was hast du erwartet? Sie hat mal wieder vor sich hingebrabbelt, Dumbledore hat es so ausgelegt, wie er es brauchen konnte, das war alles.“ „Armer Harry“, murmelte Remus leise. „Er war wohl nur zur falschen Zeit am falschen Ort...“ „Das ist eine Fähigkeit, die er immer noch sein Eigen nennen kann“, gab er nur spöttisch zurück. „Und du?“, fragte Remus sanft. „Du hast auch immer zwischen allen Fronten gestanden, oder?“ „Ich wusste immer, auf was ich mich eingelassen habe“, gab Severus nur steif zurück. „Das macht es nicht angenehmer.“ „Was interessiert es dich, Wolf?“ Remus seufzte leise. „Ich will nur Frieden. Wenn wir hier eine Weile zusammen leben werden, wäre es von Vorteil, wenn wir uns nicht dauernd anschreien würden. Und ja, es interessiert mich“, fügte er hinzu. „Ich habe dich schon immer bewundert.“ Severus’ Augenbraue zuckte nach oben. „Bitte?“, fragte er irritiert. „Dann hattest du bisher eine seltsame Art, das zu zeigen! Vor allem, als wir noch in der Schule waren!“ „Ich habe nie aktiv mitgemacht“, gab Remus leise zurück. „Ich habe sogar versucht, die anderen aufzuhalten.“ „Mit mehr als mäßigem Erfolg.“ „Was hätte ich tun sollen?“, erinnerte Remus den Anderen sanft. „Ich war mit James und Sirius befreundet, aber ich hatte nicht wirklich viel Einfluss auf die beiden. Warum versuchen wir es nicht wenigstens wie zivilisierte Menschen mit einem Waffenstillstand?“ Severus blickte dem Anderen in die Augen. Er wusste, Remus hatte Recht, so ungern er das zugab. „Von mir aus“, gab er dann knapp zurück. „Aber erwarte keine Freundschaft, das hier ist ein Waffenstillstand, nicht mehr.“ „Es ist ein Anfang“, gab Remus ruhig zurück, er hatte Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, wie glücklich er darüber war. „Wie wäre es mit einer Partie Schach morgen?“ „Wir werden sehen.“ „Dad! Dad! Kuck mal! Den will ich haben!” Lucius wandte sich Draco zu, der auf ein neues Spiel deutete. „Von mir aus“, gab er nur zurück, während er weiterhin Harrys Hand hielt. Draco lachte und freute sich, bevor er Selinas Hand packte und sie weiterzerrte. Sie hatten die Nachbarstochter mitgenommen und Lucius ahnte, dass er seinen Sohn eine Weile lang nicht sehen würde. Er ließ sich das gewünschte Spiel einpacken und nach Hause schicken, während er einige Galeonen in die Hand des Verkäufers fallen ließ. „Ich denke, von meinem Sohn werden wir jetzt eine Weile nichts sehen“, stellte Lucius fest und sah zu Harry. Der sah zu Lucius auf und lächelte. „Es ist wirklich toll hier“, erklärte er und er meinte es auch so. Das hier war nicht zu vergleichen mit der teilweise ängstlichen Hektik in England. Die breite Straße war umrandet mit kleinen Buden, die ihre Waren anboten und es war normal, zu verhandeln. Niemand kaufte etwas nach dem ersten, verlangten Preis. Auch schien an jeder Ecke ein kleines Cafe zu sein, die Menschen saßen am Straßenrand, beobachteten die, die an ihnen vorbei gingen. Zeit schien vollkommen egal zu sein. „Es ist so anders hier....“ „Gefällt es dir?“ Harry nickte: „Es ist toll. Hier hat niemand Angst. Oh, kuck mal!“ Lucius sah in die Richtung, in die Harry deutete und lächelte. Es war eines der kleinen Zeltcafes, die aus vielen, einzelnen, kleinen, roten Zelten bestanden. „Komm“, lächelte er und hielt auf eben diese Zeltlandschaft zu, wo ihnen sofort jemand entgegen kam und sie in eines der Zelte führte. „Einen Granatapfelsaft mit Rosenblüten und für mich einen Mokka und ein Wasser. Dazu Gebäck.“ Der Mann verschwand schnell wie ein dienstbarer Geist, während Lucius sich auf eines der Kissen fallen ließ und Harry mit sich zog. „Granatapfel?“, fragte Harry neugierig. „Warte es ab“, schlug Lucius amüsiert vor und küsste seinen Gefährten sanft. Es war ihm ganz recht, dass Harry dieses Cafe entdeckt hatte, er selbst kannte den Markt bereits gut und er hatte auch gemerkt, dass der Dunkelhaariger nervöser wurde, seit es voller geworden war, was für einen Seraphen vollkommen normal war. „Draco hat gesagt, dass du zu einem Drachen wirst“, meldete Harry sich auf einmal. „Stimmt das?“ Lucius lächelte und nickte: „Ja“, gab er simpel zurück. „Zu einem ziemlich großen sogar. Wie ich dir schon mal gesagt habe – meine Schuppen machen mich so gut wie immun gegen fast jede Art von Zauber.“ „Du... kannst ohne Besen Fliegen“, lächelte Harry verträumt. „Du doch auch.“ „Ich!?“ Lucius lächelte: “Ja, überlag mal – ein Seraph ist wie ein Engel. Kennst du eine Darstellung von Engeln ohne Flügel? Ich nicht.“ „Aber ich... ich hab doch gar keine!“ „Noch nicht“, erklärte Lucius ruhig und küsste Harry sanft. „Aber ich denke, sie werden noch kommen – ich habe nur absolut keine Vorstellung wann und wie. Bei anderen Rassen ist es sehr unterschiedlich. Flügel können gerufen werden, wenn man sie braucht, das erste Mal kommen sie meist durch extreme Emotionen oder wegen einer Gefahr hervor. Du wirst also durchaus mal in der Lage sein, ohne Besen zu fliegen.“ Harry lächelte ein wenig. „Ich bin gespannt“, gab er zu, doch er schwieg erst mal, als der Mann ihre Bestellung abstellte, bis der wieder verschwand. Lucius nahm den Kelch, auf dem ein Rosenblatt schwamm und gab ihn Harry. „Probier mal.“ Harry nippte an dem Kelch und grinste: „Ich trinke nie wieder Kürbissaft! Das ist echt lecker!“ Lucius lächelte: „Ich mochte Kürbissaft auch nie wirklich“, gab er zurück und griff nach seiner Moccatasse „Du bist der Anführer der dritten Legion, stimmst?“ fragte Harry unvermittelt, was Lucius dazu brachte, überrascht aufzusehen. „Wie kommst du denn darauf?“, entgegnete er. „Draco hat mir immer gesagt, dass ein Malfoy sich vor niemandem verbeugt“, gab Harry zurück. „Außerdem hört Snape auf dich. Und er hört auf keinen.“ Lucius lachte leise und wuschelte über Harrys Haare. „Du bist ein guter Beobachter.“ „Ich hab also recht.“ „Ja“, gab Lucius zu. „Ich führe die dritte Legion. Und ich mache weiter. England war mal fortschrittlich und ich möchte, dass es wieder so wird. Nicht nur auf dem Papier, sondern in der Realität.“ Harry sah Lucius lange an: „Können wir wieder nach England zurück?“, fragte er leise. Er fand es toll hier, es war schön, es war interessant. Doch es war nicht sein Zuhause und egal, wie lange er hier bleiben würde, er wusste, England und vor allem Schottland würde er trotzdem vermissen. Lucius drückte den Jüngeren an sich: „Ich verspreche es dir“, versicherte er seinem Gefährten. Er selbst war zwar auch gern hier, doch auch er war Engländer. „Aber erst müssen wir noch einige Leute da los werden.“ Harry seufzte leise: „Warum sind die nur alle so?“, fragte er leise. „Was ist an der Macht so toll, dass alle sie haben wollen?“ Lucius zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung“, gab er ernst zurück. „Aber wir schaffen das. Es kann nicht ewig dauern. Dumbledores Stand ist seit deinem Verschwinden extrem geschwächt und wenn wir den Einen losgeworden sind, werden wir auch den Anderen los.“ Harry legte seinen Kopf schief: „Was dann? Müsst ihr euch dann nicht zeigen?“ Lucius zuckte mit den Schultern: „Das werden wir sehen“, gab er ernst zurück. „Wir werden das nur tun, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Denn unser größter Trumpf ist es bisher, dass niemand weiß, dass wir existieren.“ „Kann... kann ich euch helfen?“, fragte der Dunkelhaarige ernst und sah den Andere eindringlich an. „Wir werden sehen“, gab Lucius zurück. „Erst mal müssen wir herausfinden, was sich bei dir noch alles verändert hat“, erklärte er. „Du musst deine Kräfte erst mal neu testen.“ Remus saß auf einem der Kissen, ihm gegenüber Severus und Lucius, sie alle Drei hatten zahllose Berichte vor sich, die sie durchwühlten. Lucius hatte beschlossen, Remus in alle Geheimnisse der dritten Legion einzuweihen. Der Werwolf würde sie nie hintergehen, das wusste Lucius aus zwei Gründen. Harry und Severus, auch wenn Letzterer nichts von seinem Glück zu wissen schien. Der Blonde war beeindruckt von der Zurückhaltung des Werwolfes. Würde es um seinen Gefährten gehen – er hätte das nicht gekonnt. Nein, ganz sicher nicht. Er brauchte Harry um sich, so, wie Harry ihn brauchte – immer in der Nähe. Wenigstens kurze Berührungen. Lucius war sich ziemlich sicher, dass Remus litt, doch der Andere war offensichtlich nicht bereit, den Waffenstillstand zu gefährden, indem er etwas tat, was der Tränkemeister vielleicht als Bedrohung sehen könnte. Außerdem machte sich der kommende Vollmond dieser Nacht bereits bemerkbar. Lupin schien müder, aber zur selben Zeit auch sehr unruhig zu sein. Kein Wunder – wer freute sich schon auf Schmerzen? Und sie würden sicher nicht besser werden, wenn der eigene Gefährte einen verstieß. Vielleicht war es einfach mal an der Zeit, mit Severus zu reden. In den zwei Wochen, die sie inzwischen hier waren, hatte der Andere sich sichtlich entspannt und abends spielte er seit einer Woche mit Remus Schach. Auch sonst war sein Verhalten nicht mehr so aggressiv dem Werwolf gegenüber. Wenn es Zeit war, etwas zu ändern, dann vielleicht jetzt. „Die Berichte sind gut für uns, aber generell wird es immer schlimmer.“ Severus hob eine Augenbraue: “Ach nein, Wolf?!“, fragte er spöttisch, bevor er einen weiteren Bericht hochhielt. „Von der doppelten Pest“, erklärte er und zog die Augenbrauen zusammen. „Voldemort hat die Winkelgasse zum ersten Mal offen angegriffen“, fasste er das Wichtigste zusammen. „Zehn tote Auroren, zwanzig tote Zivilisten, Achtzehn noch immer vermisst. Außerdem hat er Nachrichten hinterlassen. Nun, da Potter weg ist, konzentriert er sich systematisch um die Zerstörung der magischen Welt, um mehr Macht zu bekommen. Er denkt, jetzt steht ihm niemand mehr im Weg.“ „Hier ist noch etwas viel Schlimmeres“, gab Lucius zurück und legte mit dunkler Mine ein weiteres Dokument auf den Tisch, dass die Drei überflogen. „Das ist doch Wahnsinn!“, begehrte Remus auf. „Noch kann er es nicht umsetzen“, erinnerte Lucius die anderen. „Aber allein die Vorstellung, dass er das nächste Kind in Harrys Stelle zwingen will, ist lächerlich!“ Die anderen beiden nickten. „Was soll getan werden?“, fragte Severus schließlich ruhig. „Es müssen neue Befehle ausgeben.“ Auch Remus war inzwischen klar, bei wem die Fäden zusammenliefen. Er blickte abwartend auf den Mann, hinter dem mehr stand, als er noch in England auch nur gedacht hätte. Lucius betrachtete die Berichte, die er vor sich liegen hatte. „Vor allem weitere Beobachtungen“, gab Lucius ruhig zurück. „Diese beiden Trottel sollen sich erst mal gegenseitig aufreiben, bevor wir uns auch noch einmischen. Allerdings sollen kleine Kampfverbände zusammengezogen werden, um Zivilopfer nach Möglichkeit zu vermeiden.“ „Ein oder zwei politische Gefangene auf unserer Seite würde nicht schaden“, mischte Severus sich ein. „Wen schlägst du vor?“, fragte Lucius. „Minerva McGonagall“, meinte Remus plötzlich. „Sie ist eine gute Frau, ich denke, sie hat ohnehin begriffen, dass auch er nicht mehr ganz helle ist und er hängt an ihr. Sie würde ein gutes Druckmittel abgeben – für eine Weile.“ Der Blonde nickte anerkennend. „Sie ist nervtötend, aber ich denke, das wäre eine gute Idee. Wir können ein Zimmer im Osttrakt für sie richten, bis wir sicher sein können, dass sie nicht flieht.“ Severus starrte kurz auf den Werwolf, bevor er schließlich meinte. „Zaibini und McNair, sie haben Schlüsselpositionen bei Voldemort. Zaibini ist einer von zwei Heilern, die er hat und McNair ist sein persönlicher Liebling, wenn es um Folterung geht – seine neue rechte Hand, möchte ich wetten.“ „Zaibini bekommt ebenfalls ein Zimmer, für McNair wird eine Zelle vollkommen ausreichen“, bestimmte Lucius, zufrieden mit den Vorschlägen. Severus nickte: „Ich bin deiner Meinung“, „Remus?“ „Ich denke, damit haben wir politische Geißeln – aber wozu? Gerade bei Voldemort bezweifle ich, dass er sich groß um ihr Leben kümmert!“ Lucius grinste: “Nein, aber beide Seiten werden den Anderen dafür verantwortlich machen und gerade Zaibini ist unersetzbar für den dunklen Lord.“ Nun gut, so gesehen hatte der Andere Recht, beschloss der Werwolf nach einer Weile. Ja, der Plan hatte etwas. Es blieb nur noch zu hoffen, dass sich die zivilen Opfer in Grenzen halten würden. „Ich denke, das ist in Ordnung“, stimmte er zu. Lucius griff nach einer Feder und brachte einige Sätze zu Papier. Mehrere Briefe schickte er innerhalb der nächsten halben Stunde mit der Hilfe der anderen beiden ab. Ja, nun würde alles sich wenden. Er blickte erneut zwischen Severus und Remus hin und her. Wenn er doch nur eine Möglichkeit finden würde, ihnen zu helfen! Er wusste, dass Severus nur bei Remus das finden würde, was er sich wünschte. Vielleicht sollte er einmal mit Harry darüber reden... Sein eigener Sohn befand sich mal wieder bei den Nachbarn. Lucius hatte sich schon vor zwei Tagen mit Selinas Vater und dann mit seinem Sohn zusammengesetzt. Im Grunde war die Hochzeit eine beschlossene Sache. Die Verträge waren erst gestern unterschrieben worden, mit Zustimmung beider Kinder, doch ihnen wurde die Chance gegeben, sich bis zum Ende der Schulzeit auch umzuentscheiden. Er sah zu Remus. Der Mann tat ihm einfach nur leid. Zwar hatte Severus den Wolfsbann rechtzeitig fertig bekommen, doch nahm der Trank ja nicht die Schmerzen, er verhinderte lediglich, dass die tierischen Instinkte Überhand gewannen. Ja, ihm sollte bald und schnell eine Lösung einfallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)