Faith von DhalaElenaAngel (Schicksal) ================================================================================ Kapitel 4: Erklärungen ---------------------- Albus Dumbledore begutachtete die Menschen, die am Tisch saßen und fuhr mit seiner Ansprache fort. „Da auch Severus Snape nicht zurückgekehrt ist, muss ich leider annehmen, dass unser Spion nie wirklich ein Spion war, zumindest nicht für uns. Und er hat nun Harry Potter in seiner Gewalt. Oberste Priorität ist es damit, ihn wiederzufinden. Ich habe alle verfügbaren Kräfte informiert und jeder an diesem Tisch muss helfen ihn wiederzufinden. Er ist der Schlüssel! Die Seite, die ihn hat, gewinnt! Und ich werde nicht zulassen, dass das Voldemort sein wird!“ Die Anwesenden sahen alle entweder entsetzt oder schockiert aus. Es war Arthur Weasley, der sich erhob. „Sollten wir nicht Remus holen?“ „Nein“, gab Albus bestimmt zurück. „Er ist auf einer wichtigen Mission und darf auf keinen Fall in irgendeiner Weise gestört werden! Ist das absolut und unmissverständlich klar?!“ Wieder nickten alle. „Gut, dann ist ja alles klar. Ach ja, ich will, dass Snape getötet wird! Er ist absolut schuldig!“ Tonks hob eine Augenbraue. „Ist das nicht ein voreiliger Schluss? Was, wenn er selbst enttarnt wurde?“ „Dann müssen wir an seine Beseitigung keinen Gedanken mehr verschwenden“, kam es prompt zurück. „Dann hat Voldemort uns die Drecksarbeit schon abgenommen. Haben alle die Befehle verstanden?!“ Alle nickten, auch die Zwillinge, doch ihre Gesichter waren dunkel. Sie wussten, was hier gespielt wurde. Sie waren schon vor zwei Jahren in die dritte Legion eingetreten mit der Auflage, dass niemand etwas tun dürfe, was ihren Freund Harry in Gefahr bringen würde. Sie hatten bereits am Vorabend Bescheid bekommen, so dass sie wussten, was ihnen bevorstehen könnte. Sie wussten, wie sie Harry erreichen können würden und dass man auf ihn achtete. Im Moment hatten sie nur eine wahnwitzige Wut auf den Mann, den ihre Eltern und ihre jüngeren Geschwister als Heiligen sahen. Bill und Charlie leisteten ihren Teil der Arbeit im Ausland und der bestand im Moment darin, Remus zu finden und auf ihre Seite zu bringen. Sie würden sobald sie wieder in ihrem Laden waren, Bericht erstatten und sie würden nichts auslassen. Auch nicht den Mordbefehl auf Sicht und ohne Fragen, der sie am meisten entsetzt hatte. Nie hätten sie gedacht, dass alle diesen Befehl hinnehmen würden, wie sie es getan hatten. Einen Menschen zu töten, ohne ihm die verdiente Chance zu geben, Fragen zu beantworten. Grausamer konnten Menschen nicht sein, es war einfach nicht fair! Harry sah auf den Teller vor sich, den er tatsächlich fast leer gegessen hatte. Es lag noch etwas Elfenbrot darauf, doch die seltsam aussehenden Früchte, die da gewesen waren, hatte er alle aufgegessen, so lecker waren sie ihm vorgekommen. Es war das erste Mal seit langem, dass er so viel gegessen hatte und es hatte tatsächlich geschmeckt. Unter seinen Wimpern hindurch beobachtete er den älteren Malfoy, wobei ihm mal wieder entschieden wärmer wurde. Er hatte an dem Morgen einen halben Herzinfarkt bekommen, als er festgestellt hatte, dass er die gesamte Nacht in dessen Armen verbracht haben musste und andererseits war er vollkommen überrascht darüber gewesen, dass er tatsächlich nicht einen schlechten Traum gehabt hatte. Was natürlich dazu führte, dass er sich generell so gut fühlte, wie schon lange nicht mehr. Aber was hatte das nur zu bedeuten? Es war so seltsam! Warum fühlte er sich bei Lucius Malfoy nur so ausgesprochen wohl? Was hatte das zu sagen? Er wusste einfach, dass es etwas bedeutete, das erkannte er an den Blicken von Snape und Draco. Offensichtlich wusste in der Hinsicht jeder mehr, als er selbst, was ihn wirklich frustrierte! „Ich sehe, es scheint dir geschmeckt zu haben“, stellte auch Lucius sichtlich erleichtert fest, als er den leeren Teller sah. Es amüsierte ihn zu beobachten, wie Harry rot bis zur Nasenspitze wurde und auch er musste an die Nacht denken und vor allem, wie er aufgewacht war. Mit dem Dunkelhaarigen in seinem Arm. Es war ein seltsames Gefühl gewesen, doch auch eines, dass er nie wieder missen wollte. Was aber auch bedeutete, dass er Harry schnell einweihen sollte. Er würde nicht erst auf die Ergebnisse von Severus’ Trank warten, wie er es ursprünglich vorgehabt hatte. Er würde es Harry sagen und zeigen, sobald sie auf Al Lahandra angekommen waren. Seinen ‚kleinen und Bescheidenen’ Anwesen in Arabien, mitten in einer versteckten Oase in einem Gebiet, in dem es nur Zauberer gab und die Meisten von ihnen waren ihm auch noch verpflichtet. Er konnte sich ohnehin kaum zurückhalten, da das Einzige, was er gerade tun wollte, war, den Jungen zu küssen, bis sein Verstand nicht mehr existent war. „Es.. war wirklich lecker“, bestätigte Harry. Er wusste, er war rot, er konnte seinen Kopf regelrecht glühen – ja, und Draco lachen hören. „Das freut mich“, gab Lucius freundlich zurück und strich kurz wie zufällig über die Hand des Jüngeren, bevor er seine Teller beiseite schob und ein Buch aufklappte, dass er sich mitgenommen hatte. Harry betrachtete den Blonden noch eine Weile, in seinem Schoß lag das neue Buch, doch stattdessen sah er aus dem Fenster in die ungewohnte Landschaft, die regelrecht an ihm vorüberraste. Draco, der die Landschaft schon von den vielen Urlauben kannte dagegen, hatte bereits wieder angefangen, magische Rätsel zu lösen und auch Severus hatte sich wieder hinter einem Buch verschanzt, kaum, dass die Teller zu verschwinden begannen. Immer mal wieder blickte Lucius auf und beobachtete den Dunkelhaarigen, dessen Augen sich nicht von dem Fenster zu lösen vermochten. Wie Draco, als er das erste mal diese Strecke gefahren war. Der Aristokrat musste unwillkürlich lächeln, als er an das kleine, blonde Kind denken musste, dass aufgeregt auf dem Sitz auf und ab gehüpft war und Narcissa mit dem Benehmen wahnsinnig gemacht hatte. Nach einer Weile wandte Harry sich wieder vom Fenster ab und strich über den Umschlag des Buches, bevor er es endlich aufklappte. Eigentlich hatte er keine Lust zu lesen, doch er konnte auch nicht ewig aus dem Fenster sehen, das wurde mit der Zeit dann doch langweilig. Also vertiefte er sich in die Geschichte seltener Wesen und Legenden. Als er das nächste Mal aufsah, blinzelte Harry erstaunt. Er war mit Lucius Malfoy allein im Abteil. „Wo ist denn Dray hin? Und wo ist Snape?“ Lucius senkte sein Buch und lächelte. „Mein unmöglicher Sohn ist auf der Suche nach Süßigkeiten und ich habe Severus mitgeschickt, sonst kauft er alles auf, was sich in diesem Zug befindet.“ „Wann sind die denn gegangen? Ich... hab das gar nicht bemerkt!“ Das brachte den Blonden zum Lachen. „Vor ein paar Minuten“, erklärte er und legte sein Buch beiseite. „Oh“, gab Harry zurück und blickte den Anderen an: „Hab ich... gar nicht bemerkt.“ Es war ihm, als würden die silbernen Augen direkt auf seine Seele sehen und selbst wenn er gewollt hätte, konnte er den Blickkontakt nicht abbrechen, nicht von sich aus. Vielleicht wollte er es auch nicht wirklich, er wusste es nicht. Lucius lächelte etwas, ein Finger legte sich wie von selbst unter Harrys Kinn, ein anderer strich über die Wange des Jüngeren, während er in die unnatürlich klar glänzenden Augen sah, deren Pupille von einem silbernen Ring umgeben war, wie er nun sah. Er wusste, was das bedeutete. Er hatte wirklich gefunden, wonach er so lange gesucht hatte. Am liebsten hätte er den Anderen geküsst, doch er hielt sich zurück. Es wäre nicht fair gewesen, nicht, solange der Junge nicht die ganze Wahrheit kannte. Verwirrt sah Harry den Anderen an: “ Was... was war das gerade?“, fragte er leise, noch immer schien sein Magen eigenartig zu kribbeln. Kurz blickte Lucius sich um, dann fasste er einen Entschluss. Er hob seinen Zauberstab und versiegelte das Abteil. Dann musste sein Sohn eben eine Weile lang draußen warten. „Ich bin kein einfacher Zauberer“, erklärte er langsam. „Was...was heißt das?“ fragte Harry unsicher. „Hat es was mit dieser Legion zu tun?“ „Was...? Nein, sicher nicht“, wehrte Lucius beruhigend ab. „Nur bin ich nicht so reinblütig wie die Meisten denken“, führte er aus. „Ich trage magisches Blut in mir, aber nicht das der Veela, wie mir immer unterstellt wird. Mächtigeres. Viel mächtiger und älter vor allem. „Was...?“ Lucius nahm Harrys Buch in der Hand und durchstöberte das Inhaltsverzeichnis, bevor er eine Seite ziemlich weit hinten bei den Legenden aufschlug. Das Erste, was zu sehen war, war die Zeichnung eines Drachen in Angriffsstellung. „In mir fließt das Blut der Drenai“, versuchte er, zu erklären. „Das ist ein uraltes Volk, dass nur noch als Legende gilt. Und ja, ich kann mich in einen Drachen verwandeln, sollte es notwendig werden. Meine Schuppen und meine Haut können sogar Flüche wie den Avada Kedavra einfach aufsaugen, ohne, dass ich irgendwie verletzt werde.“ Harry blinkte kurz, sah dann den Anderen mit riesigen Augen an. „Wow! Aber... wie? Ich meine, wie ist das möglich? Hier steht doch“, er überflog den Text. „Dass es sie schon seit Urzeiten nicht mehr gibt!“ Lucius lachte nur leise. „Es mag kompliziert sein, aber es ist durchaus möglich, unsereins umzubringen. Und unsere Körper sind sehr beliebt. Unsere Krallen und Schuppen beliebte Zutaten für Tränke, wenn man ihrer habhaft werden könnte. Ganz zu Schweigen von unseren Herzen. Drenai wären binnen kürzester Zeit Freiwild“, erklärte Lucius geduldig. „So, wie viele andere totgeglaubte Rassen, die sich in Wirklichkeit einfach nur versteckt halten.“ „Aber... warum erzählen Sie mir das?“, fragte Harry ratlos. Er verstand diesen Mann einfach nicht. Er verstand sich ja auch selbst nicht mehr wirklich. „Du musst mich wirklich nicht siezen“, sagte Lucius ruhig. „Mir wäre es lieber, du würdest mich beim Vornamen nennen...“ Überrascht blickte Harry auf, doch dann lächelte er. „Danke...“ Lucius schüttelte nur den Kopf: „Dank mir nicht“, bat er ruhig. „Nicht, bevor du den Rest der Geschichte kennst.“ „Welchen Rest?“ Lucius seufzte. „Drenai haben etwas mit vielen anderen magischen Kreaturen gemein.“ Harry sah den Anderen fragend und besorgt an. Was würde jetzt wohl kommen? Sicher nichts Gutes. Bei so was kam nie etwas Gutes... „Drenai haben in ihrem Leben nur einen einzigen Gefährten, der vollkommen zu ihnen passen. Jemand, der einen ergänzt. Wir sind eine sehr beschützende Rasse und wir würden es nicht ertragen, unseren Gefährten zu finden und irgendwann wieder zu verlieren, unter welchen Umständen auch immer.“ Harry sah auf. „Und... du hast sie verloren, oder?“ Lucius sah Harry überrascht an, dann lachte er. „Narcissa?“, fragte er zurück und strich erneut über die Wange des Jüngeren, der schlagartig richtig besorgt aussah. „Sicher nicht. Zu der Zeit als ich mit ihr verheiratet wurde, wusste ich nicht, wer oder wo mein Gefährte ist“, erklärte er ruhig. „Und jetzt... wissen Sie es?“ Lucius nickte langsam: „Allerdings“, gab er ernst zurück. „Wer...wer ist es?“, fragte Harry leise, wobei er das Gefühl hatte, sein Herz würde in Richtung seines Magens verschwinden, wenn nicht noch tiefer. Ihm war gar nicht bewusst, wie viel Angst er vor der Antwort hatte, obwohl er selbst den Mann doch einmal so sehr gehasst hatte. Obwohl... war das wirklich Hass gewesen? Er war sich überhaupt nicht mehr sicher. Lucius lächelte, als er das sah. Er legte seinen Finger ein weiteres Mal unter Harrys Kinn und blickte ihm fest in die Augen: „Du.“ Die Augen des Anderen nahmen ein weiteres Mal innerhalb kürzester Zeit eine schier unglaubliche Größe an: „Ich?“, fragte er ungläubig. Der Langhaarige lächelte. „Ja“, gab er ruhig zurück. „Du.“ „Aber... ich bin nicht... ich bin nur ein Mensch und in dem Buch steht doch, dass... du.. du würdest sterben!“ Harry schüttelte den Kopf. „Das will ich nicht!“ „Nein“, er fasste Harrys Hand. „Harry, ruhig, ganz ruhig.“ Er lächelte. „Der Gefährte eines Drenai ist immer auch ein magisches Wesen.“ „Aber... ich bin keines!“ „Du irrst dich.“ „Was?“ Was sollte das denn heißen? Harry blickte den Anderen ungläubig an. „Ich bin doch nur ein Mensch! Das weiß ich!“ Lucius schüttelte nur den Kopf und deutete auf einige Elfenfrüchte, die in einer Schale standen. „Menschen essen das nicht. Es schmeckt ihnen nicht. Es hat für sie keinen Geschmack. Du aber verträgst das Essen nicht, was du bisher immer hattest, nicht wahr?“ „Aber...!“ Der Blonde legte Harry sanft einen Finger auf die Lippen. „Es ist wahr, glaub mir bitte. Du bist ein magisches Geschöpf, auch, wenn ich noch nicht weiß, welches.“ „Wie?“, fragte Harry leise, der sich mal wieder schrecklich fühlte. Ein weiteres Mal wurde ihm eindrucksvoll sein bisheriges Weltbild zerschmettert. „Wie kann das denn sein? Meine Mutter war eine Muggelgeborene, mein Vater Reinblüter!“ „Viele Reinblüter haben das Blut magischer Geschöpfe im Stammbaum“, erklärte Lucius geduldig. „Das stärkt die Magie innerhalb der Familie. Das ist nichts Schlimmes, es ist eine gängige Praxis. Du könntest diese Vererbung durchaus von dort haben und erst in deiner Generation ist sie eben durchgebrochen. Das ist nichts Schlimmes, ich verspreche es dir. Keine Angst, ich werde dich schützen, egal was kommt...“ „Was...was bin ich denn dann? Wer bin ich? Warum hat man mir nie gesagt, was passieren könnte!?“ „Sch...“, sanft schloss Lucius den nun aufgewühlten Jungen in seine Arme. „Ich weiß noch nicht, welches magische Blut du trägst, aber das finden wir raus, wenn wir in meinem Anwesen sind“, versprach er ruhig. „Und du bist immer noch Harry, es hat sich nichts verändert, außer, dass du an deinem Geburtstag höchstwahrscheinlich wesentlich mächtiger geworden bist.“ „Aber...warum hat man mir nichts gesagt? Dumbledore muss doch zumindest gewusst haben, dass die Möglichkeit besteht!“ „Davon gehe ich aus“, gab Lucius ruhig zurück. „Aber für je schwächer du dich hältst, je leichter kann er dich kontrollieren. Je orientierungsloser du bist, umso mehr Einfluss kann er nehmen.“ „Warum...?“ Lucius strich leicht über die Haare des Jüngeren. „Weil er nicht weniger verrückt ist, als Voldemort selbst“, gab er leise zurück, doch dann lächelte er. „Aber der wird dir nicht mehr zu nahe kommen.“ Harry blickte den Anderen an, er wusste, es stimmte. Er fühlte, dass Lucius es nicht zulassen würde und er war erleichtert, dass der Ältere keinen anderen oder keine andere hatte. Im Gegenteil – Lucius wollte ihn. Gerade eben lag er in den Armen des Mannes und er wollte nie wieder woanders sein. „Wir finden raus, was sich in dir versteckt“, versicherte Lucius dem Jugendlichen ein weiteres Mal. „Und dann sehen wir weiter.“ Harry lächelte wieder und nickte: „Ich vertraue dir“, gab er leise zurück, ohne zu zögern, während er den Älteren weiter fixierte. Der Blonde spürte, wie etwas in ihm sich löste. Erleichterung durchströmte ihn. Harry hatte die Situation vielleicht noch nicht wirklich erfasst, doch er war bereit, sie zu akzeptieren. Was konnte er wohl mehr wollen? Er lächelte den Grünäugigen sanft an und dieses Mal wich er nicht aus, sondern küsste den Jüngeren. Harry war überrascht, als er die Lippen tatsächlich spürte, doch es gefiel ihm. Es war wunderschön, solange es dauerte. Er kuschelte sich danach einfach in den Armen des Mannes zusammen und schloss die Augen. Lucius fand das schlicht zu süß. Er lächelte und tat, was er schon am Vortag getan hatte. Er strich über die dunklen Locken, während er das Siegel vor der Tür löste, die sich prompt öffnete und seinen Sohn und seinen etwas angepisst aussehenden besten Freund hereinließ. „Gab es einen Grund dafür, dass du uns ausgeschlossen hast, Lucius Abraxas Malfoy?“ Der Angesprochene hob nur amüsiert eine Augenbraue. „Mensch, Onkel Sev! Das ist doch klar!“, grinste da Draco. „Kuck dir doch einfach mal an, wie rot Harry ist und dann zähl eins und eins zusammen!“ Harry stöhnte nur leise auf und vergrub seinen Kopf tiefer in die Brust seines Gefährten, während er Draco lachen hörte. Severus runzelte nur die Stirn: “Nur damit eines klar ist, ich will nachts meine Ruhe, vor allem bis wir auf Al Lahandra sind!“, knurrte er. „Wehe, ihr treibt es, während ich zuhören oder zusehen muss!“ Das brachte selbst Lucius zum Lachen. Harry beschränkte sich darauf, weiter rot zu werden. Neville legte die Zeitung ungelesen zur Seite, als er vorn die große Überschrift prangen sah: Held entführt oder zum Bösen übergelaufen? So ein Schwachsinn! Diese Idioten! Allesamt! Nie, niemals im Leben würde sich sein Freund den Mördern seiner Eltern anschließen und Snape mochte sein persönlicher Albtraum sein, doch ihr Abenteuer im fünften Schuljahr hatte ihm gezeigt, dass der Tränkemeister Harry nie ausliefern würde, nur weil der Grünäugige James’ Sohn war. Also weigerte er sich, diese Artikel auch nur zu lesen. Er hatte eine ganz andere Theorie. Harry hatte es endlich geschafft, den Klauen von Dumbledore und der fanatischen Suche von Voldemort zu entkommen mit der Hilfe von Snape und Draco Malfoy. Denn was kaum jemand erwähnte oder auch nur bemerkt zu haben schien, war, dass auch der Prinz von Slytherin fehlte. Er hoffte, dass man Harry so schnell nicht finden konnte, er hatte so lange zusehen müssen, wie man ihn fertig gemacht hatte, ohne Sinn, Grund oder Verstand, nur, weil Harry nicht hatte töten wollen. Er hatte auch jeglichen Respekt vor Albus Dumbledore verloren, als der nichts gegen dieses Mobbing unternommen, ja, es sogar unterstützt und gefordert hatte. Es war so weit gegangen, dass Neville sich tatsächlich kaum noch getraut hatte, mit seinem Freund zu reden, weil man sich sonst auch noch mit ihm beschäftigt hätte. Ohne sich weiter aufzuhalten, verließ er den Laden und sah sich in Hogsmaede um. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er war einfach so enttäuscht von den meisten Schülern in Hogwarts. Darum wollte er auch nicht gleich wieder zurück, wo er gerade erst hergekommen war. Doch die Zeitung hatte ihm schon wieder die gesamte Laune verdorben. Harry war seit zwei Tagen verschwunden und schon spekulierte man, ob er demnächst mit einer Knochenmaske zurückkehren würde! Und davon wollte Neville nichts wissen! Nein, Harry war einfach nur irgendwo in Sicherheit, denn wenn nicht, wären seine Sachen nicht weg gewesen. Aber weder Hedwig noch sein Tarnumhang oder sein Fotoalbum waren noch da. Also war Harry ganz bewusst gegangen. Ohne auf den Weg zu achten, lief Neville eine Weile planlos herum. Er wollte nicht in die Drei Besen, da dort so viele andere waren, die Harry weh getan hatten. Stattdessen lief er zu dem kleinen Geschäft der Weasley-Zwillinge. Nach kurzem Überlegen betrat er den Laden, da es da drin wenigstens warm war, während draußen scharfer Novemberwind blies. „Wie... ho, hi Neville!“ Neville blickte auf: „Hi Fred.“ „Knapp daneben.“ Der Jüngere grinste nur und sah sich um. „Wo ist deine andere Hälfte?“ „Hat mich jemand gerufen? Oh... hi, Nev. Wie geht’s?” Neville blickte zu den Zwillingen, die nun nebeneinander standen. „Nicht sonderlich“, gab er ruhig zu. „Ich mache mir einfach Sorgen“, erklärte er. „Um Harry. Und diese dämlichen Zeitungsanzeigen! Ihr müsstet mal hören, wie die anderen über ihn reden!“ George trat zur Tür und drehte das Schild von offen auf geschlossen. „Wem sagst du das?“, fragte er düster. „Wenn du bedenkst, was Harry für die anderen getan hat!“ Fred nickte langsam: „Ja, er hätte denen von Anfang an zeigen sollen, dass er nicht ihr Hampelmann ist!“ „Dazu ist er zu gutmütig“, erinnerte Neville die beiden. „Das stimmt“, meldete sich eine dritte Stimme und ein blondes Mädchen trat von hinten vor. „Luna?“, fragte Neville überrascht. Das Mädchen lächelte. „Ja“, sagte sie simpel. „Luna hat uns immer auf dem Laufenden gehalten“, erklärte George kurz. „Was führt dich zu uns?“ „Die Tatsache, dass euer Laden gerade noch angenehm leer war und eure abartigen Geschwister gerade den Besen besetzt halten.“ Die Gesichter der Zwillinge verdunkelten sich: „Oh“, stellten die nur fest. „Macht Ron immer noch Ärger?“ „Wo er nur kann“, gab Neville zurück, während er sich den Arm rieb, den der Andere ihm in einem Wutanfall gebrochen hatte, weil Neville sich geweigert hatte, Harry wie einen Aussätzigen zu behandeln. „Dann werden wir ihn uns noch mal...“ Der Jüngere schüttelte nur den Kopf: „Das hat keinen Sinn. Dumbledore ist es doch, der ihn anstachelt. Allein die Tatsache, dass er Ron jetzt offiziell in den Orden aufnehmen will! Aber Harry hat er es immer verboten!“ Die Zwillinge nickten nur traurig. „Es muss schwer für euch sein, oder? Die Fronten laufen durch eure Familie.“ Fred und George zuckten synchron mit den Schultern: „Und?“, fragten sie zeitgleich. Es war Fred, der schließlich ruhig erklärte: „Wir haben uns für einen Freund entschieden, der uns mehr gegeben hat, als irgendwer sonst. Ohne zu fragen, obwohl unser Bruder ihn ausgenutzt und Ginny ihn belästigt hat.“ „Er ist für uns wie ein Bruder“, fuhr George ruhig fort. Neville lächelte: „Ja, er hat wenigstens uns.“ „Oh, er hat noch ein paar andere Freunde“, grinste Fred verschwörerisch. „Draco und Snape?“ „Auch.“ „Was wisst ihr, was wir nicht wissen?“ fragte Neville erstaunt. „Das werden wir euch später erzählen“, gaben die Zwillinge ruhig zurück. „Sagen wir einfach, er hat mehr Verbündete und stärkere Verbündete, als irgendwer ahnt.“ „Ihr sagt es uns nicht, damit Dumbledore nicht dahinter kommen kann?“ „Schlauer Junge“, nickten die Zwillinge. „Aber ihr wisst, dass es ihm gut geht?“ Beide nickten. „Dann ist es gut“, lächelte Neville. „Ich denke, ich fühle mich jetzt schon besser.“ „Mach dir keine Sorgen, Nev“, beruhigte Fred ihn. „Es geht ihm besser, als seit langem. Und er ist in Sicherheit. Niemand wird ihn finden, das garantieren wir...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)