Antarctica - im Herzen des Eises von Ryucama (eine Sammlung von Oneshots, zu einer durchgehenden Story zusammengefasst) ================================================================================ Kapitel 4: Kreuz-Klasse ----------------------- Und hier folgt das zweite Kapitel, in dem Cesaja keine große Rolle spielt. Hier gibts nen Zeitsprung, deshalb schreib ich Cesaja mit hin, damit man nen Bezug hat! Antarctica steht gegenwärtig an der Schwelle zum Krieg. Sowohl von Westen, als auch von Osten wird das Land bedroht. Beide Seiten wollen es auf ihre Seite ziehen oder es vernichten, damit es der jeweils anderen Nation nicht in die Hände fällt. Grenzscharmützel sind an der Tagesordnung, die auch mal blutig ausfallen können. Hauptcharaktere: Tandoora (23 Jahre alt, Fähigkeiten: Kreuz-Telepathie/Statusveränderung, Rang: Soldat), Noris (24 Jahre alt, Fähigkeiten: Dunkelheit/Eis-Defensive, Rang: Soldat), Sarmagon (46 Jahre alt, Fähigkeiten: Dunkelheit/Telepathie, Rang: General), Cesaja (16 Jahre alt, Fähigkeiten: Barriere 3.Grades/Manipulation, Rang: Soldat), Lucarna (20 Jahre alt, Fähigkeiten: Beschwörung/Telekinese, Rang: Captain/Offizier) Die jungen Männer und Frauen wurden in die Halle hineingeführt. Tandoora stand auf seinem Platz neben Noris und sah die Neuen mit einem breiten Grinsen im Gesicht an. "Frischfleisch, Noris!" Der Andere sah ihn schräg von der Seite her an. "Ja, und?" "Die da unten sind noch vollkommen unerfahren im Kampf gegen die verdammten Menschen. Ein paar von denen haben wir am Hals, wenn wir wieder gegen das Eurasische Imperium ziehen nächsten Monat!" "Ach, jetzt tu so, als ob du so viel mit ihnen zu tun hättest!", schnaubte Noris und sah auf die Jungen hinab, die gerade von ihren Lehrern letzte Worte mit auf den Weg bekamen. Tandoora traute seinen Augen kaum, als ein junger Mann unten, der ziemlich zart wirkte mit seinen weichen braunen Locken, sich schniefend über die Augen fuhr. Was waren das nur wieder für Typen? Allerdings schienen auch einige vielversprechende Neulinge dabei zu sein. Der Junge mit den dunklen, wild vom Kopf abstehenden Haaren war gewiss ein guter Kämpfer, das sah man schon an seiner Haltung. Und der Rotschopf daneben wirkte auch so, als könne man sich auf ihn verlassen. Vielleicht ergab sich da die eine oder andere Gelegenheit? Jedenfalls, als die Neuen auf die Divisionen verteilt wurden, stellte er zu seiner großen Freude fest, dass der Dunkelhaarige Sarmagons fünfter Division zugeteilt wurde, Tandooras Truppe also. Leider war auch der Kleine mit den Locken dabei. Dieser schniefte schon wieder, als sein Nachbar stattdessen Chargals erster Division gegeben wurde. Das würde noch etwas werden! Als dann endlich alle verteilt wurden, erhob sich General Arius. Das älteste Mitglied des Stabes sah sich in der Halle um und begann dann zu sprechen: "Da sich die Fronten verhärten und es immer mehr nach einem Krieg aussieht, haben wir beschlossen, die Divisionsleitung noch etwas weiter zu verstärken. Ich werde aus diesem Grund ab heute die sechste Division leiten, während mein Platz an der Spitze der dritten Abteilung neu vergeben wird. Wir haben uns lange beraten und haben schließlich einen Kandidaten gefunden, der meinen Platz besetzen wird." Tandoora sah gespannt hinüber in die Loge. Dass Arius seine Position räumen würde, war nur noch eine Frage der Zeit gewesen. Die dritte Division galt als Elite-Truppe des Militärs Antarcticas. Sarmagon erhob sich und bedeutete einer Person, die zuvor reglos dagesessen hatte, ebenfalls aufzustehen. Tandoora verschlug es den Atem. Der neu ernannte General war niemand anderes als das Wunderkind Antarcticas: Lucarna Maggiore! Noris neben ihm sog scharf die Luft ein. "Er ist noch etwas jung für diesen Posten! Wetten, dass das auf Chargals Mist gewachsen ist?" "Natürlich! So, wie der Kleine um den Gestiker herumscharwenzelt ist, ist es kein Wunder, dass er der nächste General werden konnte!" Tandoora schüttelte den Kopf. "Wie mich das aufregt! Aber zumindest muss ich ihn dann nicht mehr sehen, wenn Chargals Truppen bei uns an der Ostfront sind!" Wenige Tage später fanden sich die beiden Freunde an eben jeder Ostfront wieder. Es hatte ein Grenzscharmützel gegeben, bei denen Menschen wie Mages verletzt worden waren. Tandoora hatte ein schlechtes Gefühl. Was, wenn tatsächlich noch ein Krieg ausbrach? Er wollte nicht gezwungen sein, hunderte Menschen zu töten. Bei jedem Feind, den er mit seiner Kraft umbrachte, starb auch immer wieder ein kleiner Teil seiner Menschlichkeit. Irgendwann, wusste Tandoora, würde er nichts mehr anderes sein als eine Mordmaschine, zu keiner menschlichen Regung mehr fähig. Es war schrecklich. In diesem Moment sah er Senta, seinen Vorgesetzten, vorbeikommen und mit einem anderen Soldaten sprechen. Senta sprach von unbedingtem Gehorsam, der Freude, einen Gegner zu töten. Es machte Tandoora wütend. So wütend, dass er schließlich zu dem Offizier hintrat und meinte: "Du glaubst wohl, du wüsstest alles! Glaubst du allen Ernstes, es wäre schön für einen Telepathen, seinen Gegner sterben zu sehen?" Senta seufzte und erwiderte, dass jeder getötete Mensch ihnen weniger Ärger machen würde. Er sagte noch mehr, aber Tandoora hörte nicht mehr zu. Er wandte sich ab, sah konzentriert zu Noris. Doch Sentas Worte drangen zu ihm durch. "Ein Telepath sollte es genießen, seinen Feind sterben zu sehen. Zu spüren, wie das Leben in ihm flackert und erlischt... Den Tod, den süßen Tod zu sehen!" Tandoora fauchte. Er spürte den Zorn. Er spürte sein Gegenüber. Es wäre so einfach. So leicht, sein Leben zu nehmen. Doch was würde das für Folgen nach sich ziehen? "Beruhige dich! Das ist er nicht wert!" Er hörte Noris' Stimme wie durch einen roten Nebel der Wut. "Tandoora!" Langsam gelang es ihm, die rot wabernden Schlieren zurückzudrängen. Er seufzte, es klang fast wie ein Schluchzen. Dann öffnete er die Augen. Noris' besorgtes Gesicht tauchte vor ihm auf. "Wo... wo ist er?", brachte Tandoora heraus. "Senta? Weitergegangen. Sarmagon hat ihn rufen lassen. Er kann sich nicht aufführen wie die Axt im Walde!" Tandoora ließ sich schwer atmend auf einen Kanister mit Öl sinken. Er hob Daumen und Zeigefinger vor das Gesicht, mit einem winzigen Abstand dazwischen. "Er war so weit von einem verfrühten Tod entfernt!" Noris sah erschrocken aus. "Tandoora! Du musst dich zurückhalten! Um jeden Preis!" Tandoora nickte. "Ich weiß... ich wünschte, die Diagnose hätte anders gelautet!" Er berührte geistesabwesend das Kreuz auf seiner Stirn. "Warum musste es Kreuz-Telepathie sein? Warum? Mir sind jegliche Aufstiegschancen genommen!" Noris legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. Keinem anderen hätte er das erlaubt. "Das stimmt doch nicht. Der Rang eines Leutnants steht dir nach wie vor offen!" Tandoora seufzte. "Welche Kreuz-Klasse hat es je weiter als bis zum gewöhnlichen Soldaten gebracht? Gut, wir erhalten eine extra Zulage, aber trotzdem! Uns Angabepflichtigen wird oft übel mitgespielt!" Sein Gegenüber schüttelte den Kopf. "Ach, hör auf! Sowohl Chargal, als auch Lucarna haben beide Angabenpflicht! Und einen Rang darunter sieht es auch nicht viel besser aus! Arien und zum Beispiel Bellevianus haben auch keine Probleme gehabt, ihren Rang zu erreichen - und Bellevianus' Nekromantie ist das mit am meisten Misstrauen und Zweifeln behaftete Talent überhaupt! Dagegen ist deine Kreuz-Telepathie ja richtiggehend angesehen!" "Aber... es ist etwas anderes!" Noris schüttelte den Kopf. "Komm. Okay, du kannst mit einem wohlplatzierten Gedanken töten, aber was können sie? Bellevianus kann das Blut aller, die sich gegen ihn stellen, binnen Sekunden verseuchen! Chargal kann sie mit einer einzigen Handbewegung zu Asche verbrennen - dutzende Gegner auf einmal, während du dich auf jeden, den du töten willst, stark konzentrieren musst! Tandoora, glaub an dich! Du bist in der Lage, andere Telepathen über eine große Entfernung hinweg zu erreichen! Dieses Talent haben nicht einmal Sensoren! Das ist kein verachtenswertes Talent, sicher nicht!" Tandoora hob den Kopf. "Aber... Senta..." "Er weiß nicht, wie knapp es war. Das weiß niemand außer dir und mir. Hab Mut, Freund! Ich weiß, dass du es kannst!" Der Telepath seufzte. "Ich hoffe, du hast Recht." Noris lächelte. "Sicher. Hey, wir alle wollen unsere Vorgesetzten manchmal umbringen - solange wir uns zurückhalten, ist das doch kein Problem!" Tandoora brachte ein bitteres Lächeln zustande... In diesem Moment hörten sie den Ruf General Sarmagons. Tandoora erstarrte, doch Noris packte ihn kurzerhand am Arm und zog ihn mit sich zu dem wartenden General. Sarmagon sah sich den Kreuz-Telepathen aufmerksam an. Das war haarscharf, Soldat. Ich nehme an, du weißt, wovon ich spreche? "Du bist also hier. Leutnant Senta hat sich über dich beschwert.", sagte er laut, doch Tandoora hörte auch, was er gedanklich sagte. Was du getan hast, erfordert eiserne Selbstkontrolle. Man musste kein Empath sein, um diesen Zorn spüren zu können. "Er meinte, du seist wohl sehr unverschämt gewesen." Was wohl völlig zu Recht war. Senta ist ein Narr. Dennoch - ihn zu töten wäre falsch gewesen. Ich werde mit dem Komittee über eine Beförderung für dich sprechen. Gut ausgebildete Kreuz-Klassen sind selten. "Ich muss dich bitten, nächstes Mal vorsichtiger in der Wortwahl zu sein, verstanden?" Tandoora nickte mit gesenktem Kopf. "Ich verstehe. Vielen Dank, General." Sarmagon lächelte und wünschte ihm auf geistigem Wege viel Glück, dann entließ er sie. Tandoora ging mit Noris nach draußen und der in der Dunkelheit bewanderte Mage fragte: "Ist er... immer so?" Der Kreuz-Telepath lächelte und nickte. "Er ist Telepath, Noris. Er braucht nicht mit Worten zu sprechen. Ich werde nicht wiederholen, was er zu mir gesagt hat, aber er hat mit mir geredet. Telepathen... drücken sich oft kryptisch aus, weil sie oftmals vergessen, dass andere ihre Gedanken nicht ohne weiteres lesen können!" "Aber du bist anders!", widersprach Noris und Tandoora lächelte. "Ich weiß." das war es also wieder. Ein kleines, feines, in sich geschlossenes Kapitel. Tandoora und Noris spielen in den späteren Kapiteln keine bis nur noch eine geringe Rolle. Aber für dieses Eine wollte ich sie doch wichtig werden lassen! *grins* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)