Erinnerungsverlust von NinaPopina (Harry Potter x Severus Snape) ================================================================================ Kapitel 29: Unerwartet ---------------------- Als die Treppe Harry wieder frei gab, stand er vor der schweren Holztür, die ihn von Dumbledores Büro trennte. Es sah alles aus wie immer, nur, dass sich nicht wie früher immer dieses nervöse Gefühl bei ihm einstellte. Immerhin hatte der Schulleiter nun keinen Grund mehr, Harry für Fehlverhalten zu bestrafen. Etwas zaghaft klopfte er an der Tür. Als Dumbledore nicht antwortete, drückte er einfach die Klinke hinunter und öffnete sie einen Spalt breit. Der Schulleiterkniete vor dem Kamin und sah angestrengt hinein. Harry ging ein paar Schritte näher und räusperte sich. Erschrocken drehte Dumbledore sich zu Harry um und gab damit die Sicht auf das Kaminfeuer frei. „Sir, entschuldigung, es war offen-„ setzte Harry an, bis er sah, was dort gerade in die Flammen verschwand. Sein Herz hörte für eine Sekunde auf zu schlagen und der Schreck nahm ihm fast den Atem. Dort im Feuer war für einen Moment Snapes Gesicht zu sehen gewesen. Genauso, wie Sirius immer mit ihm kommuniziert hatte, als Harry noch zur Schule gegangen war. Hieß das, Dumbledore und Snape hatten doch Kontakt? Völlig perplex sah Harry zu seinem ehemaligen Schulleiter, der ihn mit sehr wachen, prüfenden Augen ansah und sich dann langsam erhob. „Schön, dass du es einrichten konntest, mein Lieber.“ sagte er mit seiner üblichen sanften Stimme und überging Harrys Fassungslosigkeit einfach, als wäre nichts geschehen. Doch Harry ließ sich davon nicht täuschen, er wusste, was er gesehen hatte. Krampfhaft versuchte er, seine Gedanken zu sortieren. Er musste ruhig bleiben. „Sie haben mit ihm gesprochen oder?“ fragte Harry fast tonlos. „Ja, das habe ich.“ antwortete Dumbledore ohne zu zögern, sah Harry aber weiterhin prüfend an. „Wissen Sie wo er ist?“ fragte Harry weiter. „Ja, Harry.“ antwortete Dumbledore und erstmals schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Setz dich doch erst mal, ich lasse uns Tee bringen.“ schmunzelte Dumbledore nun und ließ sich dann in seinem großen Sessel hinter dem schweren Schreibtisch nieder. Harry tat es ihm gleich und setzte sich etwas zaghaft auf den Sessel auf der anderen Seite des Tisches. Das Szenario, das sich in Harrys Kopf abspielte, bereitete ihm körperliche Schmerzen. Er fühlte sich betrogen und erneut brach der Schmerz der Zurückweisung von vor über einem Jahr über ihn herein. Dumbledore sah Harry wieder mit diesem allwissenden Blick an, dann verschwand das Lächeln von seinen Lippen, doch seine Augen lächelten noch immer. „Ich denke, ich habe nicht das Recht, dir irgendetwas zu erklären, Harry. Und ich weiß bis heute nicht, was genau zwischen euch vorgefallen ist. Obwohl ich mir natürlich meinen Teil denken kann.“ Das Lächeln kehrte auf Dumbledores Lippen zurück und Harry spürte, wie sein Nacken anfing zu brennen. „Wo ist er?“ hauchte Harry. Er versuchte, irgendwie diesen Schmerz, der sich in seinem ganzen Körper auszubreiten schien, zu ignorieren. Die Miene des Schulleiters wurde steinern. „Das kann ich dir leider nicht sagen. Wenn es in Severus’ Wunsch ist, dass du es erfährst, wird er auf dich zukommen.“ Dumbledore sprach ruhig und bedacht, während Harry immer noch versuchte, seinen Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen. All die Monate des Verdrängens stürzten mit einer Gewalt auf ihn ein, die Harry nicht aufhalten konnte. „Wie kann ich ihn erreichen?“ fragte er atemlos. Doch Dumbledore schüttelte nur den Kopf. „Gar nicht. Er kann mich erreichen, wenn er es will, aber auch ich habe keine Möglichkeit, ihn zu kontaktieren. Tut mir leid, Harry.“ Ein etwas sorgenvoller Blick schlich sich in das Gesicht des Schulleiters. Harry sah ihn einen Moment etwas perplex an und senkte dann den Blick. Es hatte wohl einfach keinen Sinn. Urplötzlich erhob Harry sich und bedankte sich für den Tee, der irgendwann von selbst auf dem Schriebtisch erschienen und nicht angerührt worden war. Stumm dampfte er noch immer vor sich hin. „Ich werde dann mal wieder gehen. Die Bibliothek hat mir leider auch nicht weiter geholfen. Vielen Dank, Sir.“ Dann drehte er sich um und verließ das Büro, ohne dass Dumbledore noch etwas geantwortet hätte. Er ließ sich von der Treppe wieder nach unten in den Korridor bringen und schlug, dort angekommen, den Weg zum Astronomieturm ein. Als er die frische Luft an seiner Stirn und in seinen Haaren spürte, atmete er tief aus. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass er den ganzen Weg hierher die Luft angehalten hatte. Harry fühlte sich hundeelend, sein Kopf schmerzte und ihm war übel, seine Hände zitterten. Sein T-Shirt klebte schweißnass an seinem Rücken, was ihn dazu veranlasste, zu frösteln. Völlig erschöpft ließ Harry sich auf die Knie sinken. Und dann kamen doch noch die Tränen. Die Tränen, die er so lange zurückgehalten hatte, so oft zurückgekämpft hatte und sich jedes Mal so lächerlich dabei vorgekommen war.. Wie hatte er es all die vergangenen Monate nur ohne Severus aushalten können? Seine Sehnsucht nach diesem Mann stürzte auf ihn ein, seine Verletztheit und die zärtlich Zuneigung, die er immer noch für ihn empfand. Es war nicht besser geworden, es war hoffnungslos. Wie gerne würde Harry ihn sehen, ihn berühren, seine samtige Stimme hören. Mehr wollte er gar nicht. In Gedanken rief er sich all die schönen Momente in Erinnerung, die sie gemeinsam hatten erleben dürfen. Ihr Stunden zu zweit, wie sich langsam einander geöffnet hatten, die gemeinsame Nacht und der Kuss… Harry schluchzte laut auf und vergrub sein Gesicht zwischen seinen Armen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)