Tell me the best way I could kill you & Back to reality von abgemeldet (~ Yu Kanda x Tyki Mikk~) ================================================================================ Kapitel 10: Teil 2: Back to reality ----------------------------------- Es war still um Pjöngjang geworden. Das dumpfe Dröhnen des zerberstenden Gesteines war verstummt sowie das Krachen der Kanonen. Die Schreie der Flüchtenden, die bisweilen in den Gassen schallten… Die fahrigen Stimmen der Finder und die verzweifelte Gegenwehr. Die Schatten der Akuma, die sich an den Häuserwänden vorbeigestohlen hatten, waren dem Sonnenlicht gewichen, in welchem die massigen Körper der Dämonen nun den Boden bedeckten. Viele von ihnen, die nicht von der Explosion eines Angriffes in Stücke gerissen wurden. Leben regte sich auf den Straßen. Verstecke wurden verlassen, Verteidigungslinien aufgelöst und in großer Vielzahl tummelten sich die hellen Mäntel der Finder in den Gassen und auf den Plätzen. Der unvermittelte Angriff endete kurz nach dem Morgengrauen und umso heller wäre dieser Sieg, würde nicht die finstere Decke des Rauches auf der Stadt lasten. Schwarzer Rauch drängte sich aus vielen Ecken gen Himmel, Brände galt es noch zu löschen und man tat sich schwer damit, da die Nacht an jedem gezehrt und keine Gnade gezeigt hatte. Im Gedränge der Finder verharrten zwei Gestalten reglos und entspannt. Zwei Exorzisten waren es, die sich an eine Hauswand lehnten, Kräfte schöpften und doch keinen wahren Triumph empfanden. Rechtzeitig waren sie hier gewesen, um sich an den Kämpfen zu beteiligen, doch dass es sich ausgezahlt hätte und es sich hier um mehr handelte, als um die Rettung einer Stadt, die ihnen nicht oblag, war ihnen nicht zu Ohren gekommen. Müde sicherte Komui den Halt einer Schlappe, bevor er sich an den Tisch lehnte, die Tasse abstellte und sich trübe die Reagenzgläser betrachtete, die sich geordnet vor ihm reihten. Es war wohl eine Nacht, wie jede andere. Schlaflos, voller Arbeit und trotz der liebevollen Kaffeeverpflegung wollte er sich nicht so recht wach fühlen. Er unterdrückte ein Gähnen, griff nach einem Laborglas und schenkte sich Tee ein. Eine Abwechslung, von der er sich etwas versprach und während er einen genüsslichen Schluck nahm, regte sich neben ihm nur bedingt das Leben. Ein wirres Murmeln bewies, dass Johnny noch am Leben war, als er sich auf dem Schreibtisch regte, das Gesicht zwischen den Armen wendete und weiterschlief. Selbst River hatte mit sich zu kämpfen. Seit geraumer Zeit schwankte er etwas auf seinem Stuhl, schenkte den vor sich liegenden Unterlagen nur bedingte Aufmerksamkeit und untermauerte die Atmosphäre des Raumes mit rhythmischem Seufzen, während Rokujugo in seinem Rücken von einer Seite zur anderen glitt, in Aufräumarbeiten verstrickt und dennoch etwas verstört schien, während er einen Stapel verkleinerte, um einen anderen zu vergrößern. Es war ein Dilemma und Komui betrachtete sich seine fleißigen Mitarbeiter unwirsch, wendete den Tee im Mund und vernahm abermals ein leises Schaben, als Tapp Topp ziellos an dem Buch kratzte, das er eigentlich studieren wollte. Plätschernd rann das Wasser von den Händen des Jungen, als er sie aus der Schale hob, das Gesicht unter ihnen verbarg und sich eine kurze Erfrischung verschaffte. Er seufzte unter der kühlen Nässe, rieb sich die Wangen und blinzelte unter einem milden Luftzug, als sich Timcanpy neben ihm erhob, ihn flatternd umkreiste. Letzten Endes fand er seinen gewohnten Platz im grauen Haar des Jungen und dieser zog ein Handtuch zu sich. Er hockte auf einem hölzernen Schemel inmitten eines Zimmers, das in seiner Ausstattung gerade noch die kurze Erfrischung erlaubte. Neben ihm klaffte ein Loch in der steinernen Wand, das Mauerwerk war marode und als er das Handtuch bei Seite legte, konnte er draußen das Treiben der Finder verfolgen. Seine Schultern hoben und senkten sich unter einem tiefen Atemzug, als er einer kleinen Gruppe von ihnen nachsah, die Lider senkte und müde die Ellbogen auf die Oberschenkel stemmte. Das Eingreifen und all das, was ihn hier erwartete… er hatte es sich anders vorgestellt und doch alles getan, was in seiner Macht stand. Hier in der Stadt und nicht außerhalb inmitten des Waldes, in dem er weitaus lieber geblieben wäre und auf dem mittlerweile dieselbe Stille lastete. Um was man ihn gebeten hatte, das hatte er getan. Er war zurückgekehrt, sobald es ihm möglich gewesen war und mit ihm ein weiterer Exorzist. Und es hatte nichts mehr gegeben, was sie tun konnten. Schweigend wandte er sich der Schale zu, streifte sich etwas das Haar zurück, unterdrückte ein Gähnen und kam kurz darauf auf die Beine. „Guten Morgen.“ Das Tablett auf dem Unterarm, schloss Leenalee die Tür hinter sich und vernahm sofort das erleichterte Seufzen der Gepeinigten. Sie begrüßte die Wissenschaftler mit einem aufmunternden Lächeln, steuerte auf einen der Tische zu. „Mag jemand Kaffee?“ Eine Frage, die sich eigentlich nicht stellte und aus den verborgensten Ecken krochen die Wissenschaftler hervor, Arme hoben sich und die junge Frau blieb nicht lange alleine, wurde kurz darauf von Weißkitteln umringt, die dafür sorgten, dass sich das Tablett schnell leerte. So kehrte das Leben etwas zurück und kurz lugte Komui zu seiner Schwester, bevor er erneut nach dem Glas griff, den Rest des Tees in seine Tasse umfüllte und sich vom Tisch löste, um ihr Gesellschaft zu leisten. Und wieder… er ertappte sich dabei, wie seine Augen zu einer der Uhren drifteten. Es war in den späten Morgenstunden… eigentlich an der Zeit. „Gott sei Dank.“ River fand seinen alten Platz auf dem Stuhl, zog die Füße aus den Pantoffeln und entschloss sich dazu, die Arbeit jetzt wirklich erst einmal fallen und sich ganz von dem Kaffee mitreißen zu lassen. „Ist die Nacht schon vorbei…?“ Zerrupft kämpfte sich Johnny in eine aufrechte Haltung und wieder schwebte Rokujugo an ihm vorbei. „Hast du schön geschlafen?“ Mit großen Augen neigte sich Komui vor seine Schwester und diese klemmte sich das Tablett unter den Arm. Neben ihnen kratzte Tapp Topp weiter. „Hast du dich schön ausgeruht? Hast du?“ „Wie sollte ich das denn machen?“ Leenalee legte den Kopf schief, klammerte sich um das Tablett. „Ich habe dich doch die ganze Nacht mit Kaffee versorgt.“ „Er ist wirklich gnadenlos“, wandte sich River raunend an den Lockenkopf, der sich verwirrt die Brille zurechtrückte, noch immer nach dem Tageslicht suchte. In der Nähe ächzte Komui entsetzt auf. „Sogar die eigene Schwester…“ „Habe ich dich um den Schlaf gebracht…?!“ „Ist schon in Ordnung, ich mache es doch gerne.“ „Eh…“, Jonny rückte weiter und River fuhr in sich zusammen, als neben ihm ein Stapel Bücher auf den Tisch donnerte. „Sag’s noch lauter“, nuschelte Rokujugo ihm angespannt zu. „Dann kommt er vielleicht noch auf die Idee, uns für den Kaffee einzusetzen…!“ Träge warf er das Stirnband auf eine Vitrine, fuhr sich mit beiden Händen durch das Haar und gab sich einem innigen Gähnen hin. Seine Schritte, in denen er sich einem kleinen Tisch näherte, wirkten müde und doch stand ihm nicht der Sinne danach, sich auszuruhen. Sein Auge schweifte flüchtig und ziellos über den Boden, als er sich mit dem Fuß einen Stuhl zurückzog, aus einem heil gebliebenen Fenster nach draußen blickte und schweigend die Lippen aufeinander bewegte. Lavi wirkte etwas blass, als er sich niederließ und erst einmal zurücklehnte. An dem Fenster flüchtete sich ein Finder vorbei, weitere erschienen, in ein angespanntes Gespräch vertieft. Und stumm sah er auch ihnen nach, zog die Nase hoch und tastete neben sich auf dem Tisch. Seine Hand erreichte ein Telefon und doch glitten seine Fingerkuppen lediglich über den Hörer, bevor sie sich flach auf dem Holz bettete und er tiefen Atem holte. In ihm rumorte es… in ihm arbeitete es… und hinter seiner Miene tobten die Grübeleien, sowie die Zweifel, all das bis zu diesem Augenblick realisiert zu haben. Er saß hier, der Auftrag war als abgeschlossen zu betrachten und doch blieb eine erdrückende Schwere zurück, in der er den Kopf senkte, das Auge schloss und sich das Gesicht rieb. Nur leise drangen die Stimmen der Menschen an seine Ohren, draußen im Flur und hinter der geschlossenen Tür des Zimmers zogen eilige Schritte vorbei. So war es oft. Die Hektik nach einem schweren Gefecht. Alltag, mochte man meinen und doch vermisste Lavi diesen Alltag seit einiger Zeit. So abwechslungsreich ein jeder Tag für einen Exorzisten, für einen angehenden Bookman auch war, es schien sich etwas verändert zu haben. Ein permanenter Abstieg, in den er sich involviert fühlte und nach wenigen Momenten richtete er sich auf und erwachte zu altem, zielstrebigem Leben. Der schwarze Golem erhob sich flatternd in die Lüfte, nachdem er eine kleine Tasche geöffnet hatte. Seine Hand erreichte den Hörer abermals und diesmal hob sie ihn ab. „Bevor ich es vergesse…“, Leenalee legte den Zeigefinger gegen das Kinn, vor ihr leerte Komui die Tasse erneut, „… Miranda ist wieder da. Ich habe sie vorhin im Speiseraum gesehen.“ „Sehr schön.“ Eine gute Nachricht, die dem Tag vielleicht eine Chance gab. Zufrieden vergewisserte sich Komui, dass die Tasse wirklich leer war und auch, als er sie kurz schüttelte, änderte sich nichts daran. „Ich hätte sie nachher gerne gesprochen. Sagst du ihr Bescheid, wenn du sie wieder siehst?“ „Natürlich.“ Damit wandte sich Leenalee ab. Ihre Aufgabe hier war erfüllt und winkend machte sie sich auf den Weg zu den anderen, die sie noch erwarteten. Unterdessen ging das Bücherräumen weiter und River schaffte es, die Lippen von dem Kaffee zu lösen, als er den niederträchtigen Blick seines Vorgesetzten spürte. Versteckt musterte Komui ihn und auch die Tasse, die kurz darauf Besitzergreifend umklammert wurde. „Vergessen Sie’s!“ Drohend duckte sich River und Komui hob die Augenbrauen, starrte irritiert um sich und hielt inne, als sich das schrille Klingeln eines Telefons meldete. „Ahhh.“ River war dem Telefon am nächsten und bedacht klammerte er sich weiterhin um die Tasse, als er seufzend nach dem Hörer langte, ihn zum Ohr hob und unterdessen erwartungsvoll beobachtet wurde. „Ja?“ Schweigend schürzte Komui die Lippen, wirkte annähernd angespannt und sah, wie River nach wenigen Momenten nickte. „Ja, er ist hier. Augenblick.“ Der Wissenschaftler ließ den Hörer sinken und sofort hatte sich Komui in Bewegung gesetzt, zog um den Schreibtisch herum und bekam den Hörer in die Hand gedrückt. „Es ist Lavi.“ Und Komui schien darauf gehofft zu haben. Mit einem Nicken stellte er die Tasse ab, stemmte sich auf den Tisch und hob den Hörer zum Ohr. Seine Miene hatte etwaige Heiterkeit verloren und er räusperte sich, schindete keine Zeit. „Ja“, meldete er sich sofort und neben ihm wandte sich River wieder seiner Tasse zu. „Lavi, wie ist der Stand der Dinge?“ Eine Frage, die ebenso für seine vergangene Schlaflosigkeit verantwortlich war, wie die zu verrichtende Arbeit und in der Leitung rauschte ein tiefer Atemzug. „Wir sind okay.“ Naserümpfend ließ sich Lavi im Stuhl tiefer sinken, streckte die Beine von sich. „Wir haben Unterstützung von zwei weiteren Exorzisten erhalten; der Angriff wurde vor zwei Stunden niedergeschlagen.“ Komui unterbrach ihn nicht und er bettete den Hinterkopf auf der hölzernen Lehne, blickte zur Decke des Zimmers auf. „Von Innocence keine Spur.“ „Mm.“ Damit hatte Komui nicht gerechnet und flüchtig verzog er die Miene, lehnte sich seitlich gegen den Schreibtisch und legte den Arm um den Leib. Nun, eigentlich hatte er ebenso wenig etwas anderes erwartet. Seine Grübeleien hatten zu nichts geführt, eine andere Erklärung für all das war ihm nicht eingefallen. Zurückgeblieben waren Fragen über Fragen und die konnte er nun stellen. „Ist Kanda vor Ort?“ „Mm-mm.“ Der Rothaarige presste die Lippen aufeinander, nickte lange und übertrieben deutlich. „Ist er.“ Das war wohl etwas, das keinen verblüffte und Komui hielt sich auch nicht lange bei der Tatsache auf, dass er sich scheinbar nicht zur Rückkehr hatte bewegen lassen. Wie gesagt, es überraschte niemanden. „Und kannst du die Beteiligung eines Noah an dem Vorfall bestätigen?“ Vorläufig entrann Lavi nur ein ungewisses Murmeln. Er zog die Luft durch die Zähne, regte sich auf dem Stuhl und suchte nach Worten, mit denen er all das Geschehene erklären könnte. Doch letzten Endes blieb es eine offensichtliche Sache und er entschloss sich dazu, bei den Fakten zu bleiben. Unter einem tiefen Atemzug richtete er sich auf, seine Fersen trafen auf die Stuhlbeine und seine Finger bekamen das Kabel des Hörers zu fassen, begannen sich damit zu beschäftigen. „Der Noah war involviert und Yu, Allen und ich, wir haben ihn getroffen, außerhalb der Stadt“, begann er dann zu erzählen und Komui lauschte ihm angespannt und konzentriert, schien seine Umwelt und die stöhnenden Wissenschaftler nicht mehr wahrzunehmen. „Bei dem Angriff handelte es sich nie um ein Innocence“, erhob sich Lavis Stimme weiterhin an seinem Ohr, „sondern um den Plan des Noah, möglichst viele Exorzisten anzulocken.“ „Weshalb?“ Stockend blickte Komui auf und in ihm lebte eine Befürchtung auf, die Lavi leider bestätigen musste. „Das Ziel war einzig und allein Allen.“ „Aber es geht ihm gut“, vergewisserte sich Komui erneut und River blickte auf, als er sich das Gesicht rieb. Lavi konnte ihn beruhigen, doch die Sache wurde dadurch nicht einfacher. „Dass Allen dem Grafen ein Dorn im Auge ist, wussten wir“, murmelte er, stemmte sich auf den Schreibtisch zurück, „aber dass er so schnell Maßnahmen ergreift und einen Noah auf ihn ansetzt… er scheint es sehr eilig zu haben.“ Kurz verstummte er, lauschte in den Hörer. „Wie seid ihr da raus gekommen?“ „Tja.“ Unwirsch gestikulierte Lavi mit der Hand. „Yu’s Anwesenheit hat wohl dazu geführt. Durch sein rigoroses Eingreifen konnte sich Allen in Sicherheit bringen.“ Für einen kurzen Moment fand Komui keine Worte. Ziellos starrte er um sich, presste die Lippen aufeinander und wurde noch immer gemustert. River konnte die Anspannung des Vorgesetzten nicht entgehen und aufmerksam behielt er ihn im Auge. „Er ist gegen einen Noah angetreten?“, vernahm er kurz darauf sein ungläubiges Flüstern. „In seinem Zustand?“ Komui wollte es nicht glauben und River hob die Augenbrauen. „Was zur Hölle ist bei euch passiert?“, erkundigte sich Komui nach einem irritierten Kopfschütteln. „So schlecht kann sein Zustand kaum gewesen sein“, erwiderte Lavi daraufhin, machte es kurz und schmerzlos. „Der Noah ist tot.“ Unter einem perplexen Blinzeln löste sich Komui vom Schreibtisch, sprachlos öffnete sich sein Mund und River ließ die Tasse sinken. „Durch die Ablenkung gelang es mir, Allen fortzuschicken“, fuhr Lavi fort, den die Stille in der Leitung nicht verwunderte. „Natürlich hat Yu einiges abgekriegt aber den Umständen entsprechend sind wir unglaublich glimpflich davongekommen.“ Die Erleichterung ließ sich dennoch kaum greifen und Komui wendete den Hörer an das andere Ohr, stemmte die Hand in die Hüfte und schüttelte erneut den Kopf. Lavi schloss sich seiner Schweigsamkeit nur kurz an. „Das ist der Stand der Dinge, grob gefasst“, murmelte er und betrachtete sich den schwarzen Golem. „Wir sind um eine Gewissheit reicher und um einen Gegner ärmer.“ Er versuchte sich in einem Lächeln, welches gründlich misslang. „Alles Weitere sollten wir besprechen, wenn wir zurück sind.“ „Ähm… ja.“ Damit war Komui einverstanden. Er rieb sich die Stirn, wandte sich ziellos zur Seite und nickte in sich hinein. „Ja, gut.“ Den geklärten Fragen waren neue gefolgt, doch ein Telefonat war nicht der beste Weg, diese zu beantworten und letztendlich fühlte er sich in den Momenten zu überfordert, um lange Gespräche zu führen. „Wie verfahren wir weiter?“, erkundigte sich Lavi kurz darauf und Komui zwang sich zur alten Konzentration, stieß einen langen Atemzug aus. „Allen soll sofort zurückkommen“, entschied er sich nach flüchtigen Grübeleien. „Jetzt, wo wir wissen, dass man es wirklich auf ihn abgesehen hat, habe ich ihn lieber erst einmal hier. Für Provokation und beabsichtigte Kämpfe ist es zu früh.“ „Mm-mm“, stimmte Lavi zu. „Er soll sich unverzüglich auf den Rückweg machen und das um Himmels Willen nicht alleine. Die beiden anderen Exorzisten sollen mit ihm zurückkehren. Schickt auch Finder mit. Wenn Kanda etwas Erholung nötig hat, dann könnt ihr euch Zeit dafür nehmen und später folgen.“ „Ein oder zwei Tage sollten wir uns schon nehmen.“ Lavi war sichtlich zufrieden mit der Entscheidung, sein Finger drehte sich abermals um das Telefonkabel. „Allen gebe ich sofort Bescheid.“ „Ruft an, wenn ihr noch länger braucht.“ Somit driftete Komui bereits der Verabschiedung entgegen und die hatte er auch nötig, um sich selbst damit auseinanderzusetzen. Kurz darauf ließ er den Hörer sinken und legte ihn auf den alten Platz zurück. Noch immer wurde er angestarrt und kurz lugte er zu River, bevor er sich auf den Tisch stemmte, die Lippen aufeinanderpresste und seine Augen ziellos über die Utensilien hinwegschweiften. Mit einem flinken Griff wurde der Golem abgekoppelt und in der alten Tasche verstaut. Gleich darauf kam Lavi auf die Beine, streckte sich kurz und steuerte auf die Tür zu. Allen zum schwarzen Orden zurückzuschicken, war wirklich das Beste, was man tun konnte und nun lag es an ihm, all das schnell in die Wege zu leiten. Ein Vorhaben, auf das er sich konzentrierte und über dessen Grenzen er sich in diesen Momenten noch nicht hinwegbewegen wollte. Eins nach dem anderen, anders ließ es sich nicht handhaben. Gemächlich drückte er die Klinke hinab, schob sich in den Flur hinaus und machte sich auf die Suche. Vor kurzem war Allen in einem der Nebenräume verschwunden, doch nun erspähte Lavi ihn vor dem Haus. Durch einen riesigen Riss der Fassade, konnte er ihn vom Flur aus erkennen und seine Schritte verschnellerten sich, als er sich auf den Weg machte, ihm Gesellschaft zu leisten. Allen wirkte etwas unentschlossen, während er die Handfläche unter dem goldenen Golem bewegte, nicht so recht einzutauchen wusste in die Masse der Beschäftigten. Lavi kam ihm da sehr gelegen und er hob die Augenbrauen, als er neben ihm stehen blieb. „Hast du Komui erreicht?“, erkundigte er sich sofort und der Ältere stemmte die Hände in die Hüften, nickte. „Und…“, der Jüngere ließ die Hand sinken, als sich Timcanpy in die Lüfte erhob, „… was hat er gesagt?“ „Wir haben nur kurz gesprochen.“ Flüchtig sah sich Lavi um, hielt bereits Ausschau. „Und ich befürchte, dass sich unsere Wege hier erst einmal trennen.“ Er lugte zu Allen und dieser verschränkte die Arme vor dem Bauch, konnte sich denken, worauf Lavi anspielte. Es war zu offensichtlich und die Rolle, in der er sich plötzlich als Zielobjekt wiedersah, ließ keine andere Möglichkeit zu. Eine Rolle, in die er nicht passte, die er nicht mochte. Und dennoch nickte er. „Komui erwartet dich im Hauptquartier.“ Ein aufmunternder Klaps traf seine Schulter. „Wirst dich auf dem Weg auch nicht langweilen. Die anderen Exorzisten wurden auch zurückbeordert.“ „Und ihr nicht?“, erkundigte sich Allen. „Schau mal.“ Das flüchtige Grinsen war verblasst, als Lavi seufzend die Hand auf der Schulter des Jungen bettete. „Du weißt, was passiert ist. Und am wichtigsten ist es jetzt erst einmal, dass du heil nach Hause kommst. Wir kommen nach, sobald sich Yu etwas ausgeruht hat.“ „Gut.“ Dafür hatte Allen Verständnis. Er schien einsichtig, doch als sich Lavi in Bewegung setzte, blieb er stehen. „Jetzt suchen wir erst einmal nach den beiden anderen und schauen, wen wir noch mitschicken.“ Sich umblickend schlenderte Lavi los, winkte den anderen mit sich und hielt inne, als er bemerkte, dass man ihm nicht folgte. Verwundert wandte er sich um, sah zu Allen zurück und eine nachdenkliche Miene, Augen, die unentschlossen über den Boden schweiften. Er hob die Brauen. „Was ist mit dir?“ Und endlich setzte sich der Junge in Bewegung, kam auf ihn zu. „Lavi“, hob er an, als er ihn erreichte und der Ältere legte den Kopf schief. Unentschlossen rieb sich Allen den Arm, rümpfte die Nase und blickte ihn kurz darauf offen an. „Das, was vorhin passiert ist…“ „Mm.“ Sofort verstand Lavi, doch der Jüngere zuckte mit den Schultern. „Ich verstehe das nicht. Was ist da in ihn gefahren? Ich habe ihn nicht wieder erkannt.“ Fragen, die Lavi erwartet hatte… und unentschlossen versenkte er die Hände in den Hosentaschen, ging einen Schritt, trat einen Stein bei Seite und drehte sich zu Allen um. Eine gewisse Gelöstheit ließ sich in seinen Zügen erkennen, auch ein mildes Lächeln. „Wenn ich es selbst wüsste, ginge es mir bestimmt besser“, gab er zu und zuckte bedauernd mit den Schultern. „Aber ich weiß es nicht und derzeit bleibt mir nichts andere übrig, als Komuis Befehlen zu folgen. Uns allen bleibt nichts anderes übrig und sobald er etwas geschlafen hat, sieht die Welt schon ganz anders aus. Du wirst es sehen.“ Eine Antwort, die Allen nicht zufrieden stellte und doch ein offensichtliches Zeichen, dass er nicht vielmehr erhalten würde, als diese Worte. Unentschlossen blieb er stehen, seine Pupillen drifteten zur Seite und bald darauf zwang er sich zu einem einsichtigen Nicken. An Verständnis war er nicht reicher… die Situation verlor auch nicht an verwirrender Wirkung. Es blieb unklar und dagegen die Tatsache umso offensichtlicher, dass Lavi mehr wusste, als über seine Lippen kam. Vieles blieb wohl verschwiegen, doch nicht ohne Grund und Allen fügte sich. „In Ordnung“, erklärte er sich bereit und setzte sich in Bewegung, zog an Lavi vorbei, der ihm kurz nachsah. „Lass uns gehen.“ ~*tbc*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)