Unspoken Promise von Nordwind (Neji|Tenten) ================================================================================ Kapitel 3: Stadt der verzweifelten Hoffnung und kleinen Wunder -------------------------------------------------------------- |Unspoken promise Stadt der verzweifelten Hoffnung und kleinen Wunder „Tenten?“ Tenten erkannte Sakuras Stimme auf Anhieb. Langsam drehte sie sich zu der rosahaarigen Kunoichi um, die sie lächelnd ansah. „Tsunade-sama möchte dich sehen.“ „Jetzt gleich?“ wollte Tenten wissen, während sie aufstand und vorsichtig ihre Muskeln lockerte, die vom langen Sitzen beinahe steif gefroren waren. „Ja.“ antwortete die junge Frau und Tenten nickte. Die Türe zum Büro der Hokage stand offen und so ging Tenten einfach hindurch. Sie trat hindurch und erstarrte. Mit einem Mal überfluteten Erinnerungen ihre Gedanken, Bilder aus der Vergangenheit. Sie selbst vor vier Monaten, als Tsunade sie gerufen hatte um ihr zu sagen, dass er nicht zurückgekommen sei. Tsunade, die ihr sagte, dass Kiba ihn habe fallen sehen. Zwei Monate später. Wieder in diesem Büro, als Tsunade ihr mitteilte, dass sie ihn für Tod erklären würden. Keine Chance, hatte sie gesagt, so gut wie keine Chance, dass er es geschafft haben könnte. Anbuberichte, sie hatten nichts gefunden, weder ihn noch seine Leiche. Sie hatten vermutet, dass die Feinde seinen toten Köper mitgenommen hatten um das Geheimnis der Byakugan zu lüften. Die Zeremonie, die sie gehasst hatte, für die sie keine Tränen mehr gehabt hatte. Sie hatte die Menschen gehasst, die gekommen waren, die ihn nie wirklich gekannt hatten, die weinten, die die Hoffnung aufgegeben hatten, denen er nie etwas bedeutet hatte. Sie hatte sie alle gehasst. Innerhalb einer Woche, hatte er gesagt, hätte die Mission erledigt sein sollen. Die Mission war ein Fehlschlag und er blieb verschwunden, nur seine Teamkollegen kehrten zurück. Tsunade starrte ungewohnt ernst auf ein zerknittertes Blatt Papier hinab, dass sie in den Händen hielt. Als Tenten eintrat, sah sie auf. Sie begrüßte die braunhaarige Kunoichi mit einem kurzen Nicken und winkte sie dann zu sich. Tenten trat an den Schreibtisch und wartete geduldig. Schließlich sah Tsunade erneut auf und deutete auf das Blatt in ihrer Hand. „Das hier“, erklärte sie schließlich mit ernster Miene. „ist ein kodierter Bericht, den eine Anbugruppe heute Mittag in einer Höhle nahe der nördlichen Grenze bei einer bisher unidentifizierten Leiche gefunden haben. Sie schätzen den Todeszeitpunkt auf etwa vor drei Monaten. Der Bericht ist von Hyuga Neji.“ Tenten rührte sich nicht. Ihre feinen, ernsten Züge erstarrten zu einer kalten Maske. Der Ausdruck in ihren Augen blieb derselbe. „Es war nicht Nejis Leiche.“ erklärte Tsunade während sie Tenten genau beobachtete. Als Tenten noch immer nicht reagierte, verfinsterte sich der Blick in den Augen der Hokage und sie zog die Brauen zusammen. Ihr war nicht bewusste gewesen wie viel Einfluss der Hyuga bereits auf seine ehemalige Teamkollegin gehabt hatte. Eine so stoische Reaktion hätte sie von Neji erwartet, nicht von Tenten. „Er schreibt, dass er den Angriff überlebt und die Mission erfüllt hat“, fuhr sie schließlich fort. „aber auf Grund seines damaligen Gesundheitszustandes nicht reisen konnte, deshalb schickte er einen Boten mit dem Missionsbericht. Mehr wissen wir nicht.“ Tenten blieb starr. Sie nahm die Information auf, die Tsunade ihr gegeben hatte. Siw hörte, was die Hokage ihr sagte, doch sie spürte keine Veränderung. Sie spürte nichts weiter als die Leere. Die dumpfe Leere, die blieb, als sie seinen Namen zum ersten Mal in den vergangenen zwei Monaten ausgesprochen hörte. Es war seltsam wie sehr sie es vermisst hatte und wie wenig es ihr half. Die Leere blieb. „Wir wissen nicht, ob er am Leben ist.“ schloss die Hokage und ihr blick ruhte weiterhin prüfend auf der braunhaarigen Kunoichi. „Ich habe ein Anbuteam ausgeschickt um nach ihm zu suchen. Es besteht nur eine geringe Chance, dass sie ihn finden, aber es gibt eine Chance.“ Leere. Dumpfe Leere. „Tenten?“ Tsunades Stimme klang mit einem Mal sanfter. Es war nicht länger die Stimme eines Stadtoberhauptes, sondern eher die eine Mutter oder einer Freundin. „Du solltest froh sein.“ Tenten blinzelte. „Froh?“ wiederholte sie und ihre Stimme klang dumpf. Dumpf wie die Leere. „Warum froh?“ „Weil es noch Hoffnung gibt.“ erwiderte Tsunade sanft. „Du solltest sie nicht so einfach aufgeben.“ „Nein, dass hier ist Konoha.“ Tenten schüttelte den Kopf und wandte den Blick aus dem Fenster. „Hier gibt es keine Hoffnung nur zerbrochene Seelen und Narben.“ „Unsinn.“ Tenten zuckte unter dem scharfen Einwand der Hokage kurz zusammen und drehte den Kopf wieder zu ihr, als Tsunade ein wenig sanfter fort fuhr. „Das hier ist Konoha. Es ist keine Stadt wie jede andere. Konoha ist etwas Besonderes. Es stimmt, dass hier sehr viel Leid geschieht, Dinge, die man sich in anderen Städten noch nicht einmal vorstellen kann, das bringt unser Beruf mit sich, aber hier leben auch ganz besondere Menschen.“ Ganz besondere Menschen, wiederholte Tenten in Gedanken. Es sind nicht die Gebäude. Es sind die Menschen. „Du müsstest es doch am besten wissen, Tenten. Du bist einer dieser Menschen.“ erklärte Tsunade weiter. „Du arbeitest mit diesen Menschen, du lebst mit ihnen, es sind deine Freunde. Du kennst sie, dieses Leben. Du kennst Naruto, der trotz seiner schweren Kindheit immer weitergemacht hat und sich nie aufhalten ließ. Sasuke hat versucht ihn zu töten, aber er sucht trotzdem nach ihm. Er gibt nicht auf. Du kennst Ino, sie hat mehr Blut und Tod gesehen als die meisten anderen jungen Frauen in ihrem Alter, aber sie kann immer noch lachen und arbeitet nebenher in einem Blumenladen. Du kennst Sakura. Sasuke hat sie verraten und zurückgelassen, aber sie glaubt noch immer daran, dass er es einsehen und zurückkommen wird. Du weißt von Kakashi und du kennst Hinata. Du kennst so viele Menschen, die nicht aufgeben, die daran glauben, dass alles besser wird, dass es Dinge gibt, für die es sich lohnt zu leiden. Du solltest Neji kennen, denn soweit ich weiß, hat er noch niemals wirklich aufgegeben.“ Tsunade verzog die Lippen zu einem Lächeln. „Ich schätze Hyuga Neji sehr. Er ist einer der besten Ninja von Konoha, trotz des Juin, trotz des Clans.“ Tenten senkte den Blick auf ihre Hände, dann hin zum Fenster. Die Sonne war inzwischen untergegangen. Die weißen Dächer Konohas glitzerten im Mondlicht. Es war eine klare Nacht und der Himmel voller Sterne. Hinter den Fensterscheiben schimmerte warmes Kerzenlicht. Es war Heiligabend. „Weißt du, du hast recht.“ fuhr Tsunade fort und seufzte. „Du hast recht. Konoha ist voller gebrochener Herzen und Seelen und es trägt weit mehr Narben, als wir zählen können und wir vergessen sie nie. Niemals. Aber wir wissen auch, wie man weitermacht. Wir wissen, dass es keinen Sinn hat aufzugeben, dass es zu nichts führt sich der Verzweiflung hinzugeben. Wir wissen es beide. Jeder in Konoha weiß es, deswegen leben wir noch, deswegen arbeiten wir noch, deshalb führen wir Missionen aus und deshalb werden wir Ninja. Nicht weil wir denken, dass wir eines Tages alles verlieren könnten, sondern weil wir nichts verloren geben.“ Sie faltete die Hände und beugte sich vor um Tenten in die Augen sehen zu können. „Konoha ist kein normales Dorf. Konoha ist ein Dorf, in dem die Menschen sich an alles klammern, was ihnen noch bleibt. Konoha ist ein Dorf der verzweifelten Hoffnung und manchmal geschehen hier kleine Wunder.“ Tenten starrte auf den Boden unter ihren Füßen. Er setzte sich aus vielen schmalen Brettern verschiedener Holzsorten zusammen, die allesamt aus dem Wald um Konoha herum stammten. Sie waren uneben und passten nicht zueinander. Es gab manche, die zu schmal waren und so entstanden kleinere und größere Ritze. Manche dieser Bretter hatten Löcher, andere splitterten, andere waren zu breit oder zu lang und ragten über wieder andere hinaus. Es wirkte unübersichtlich und chaotisch, aber das war Konoha. Sie waren alt und abgetreten und wiesen unzählige Kratzer auf. Dieser Boden war Konoha, aber welche Hoffnung konnte er haben? Das Einzige, das je passieren würde, wäre, dass man ihn eines Tages herausriss und durch einen neuen ersetzte. „Ich habe gelernt, dass sich ein Ninja niemals falschen Hoffnungen hingeben darf.“ antwortete sie schließlich und Tsunade hob eine Augenbraue. „Ich sehe keinen Grund zu hoffen.“ „Es gibt immer Hoffnung.“ antworte die Hokage daraufhin überzeugt. „Dann bin ich blind.“ Tenten neigte respektvoll den Kopf und wandte sich zum Gehen. Tsunade seufzte. „Tenten.“ hielt sie die jüngere Kunoichi zurück. Tenten drehte sich zu ihr herum und verbeugte sich ein weiters Mal. „Hokage-sama?“ „Bei der Botschaft, die mir die Anbu gebracht haben, war auch eine Notiz für dich dabei.“ Sie reichte der braunhaarigen Kunoichi einen gefalteten Zettel, zögernd kam Tenten näher und griff schließlich danach. Ihr Name stand darauf. „Ich dachte nur, du würdest es vielleicht haben wollen.“ Tenten schloss ihre Hand um das kleine Stück Papier. Sie nickte nur und verlies dann das Büro. Tenten trat hinaus auf die Straße. Wolken zogen sich am Himmel zusammen und verdeckten die Sterne und den Mond. Nur die Laternen und die Kerzen hinter den Fensterscheiben erhellten die Dunkelheit. Der Schnee glitzerte im sanft goldenen Licht. Manchmal liebte Tenten ihre Heimat mehr als alles andere und war stolz darauf hier zu leben und manchmal, manchmal hasste sie es mehr als alles andere. Sie blieb stehen. Mitten auf der Straße unter eine Laterne und öffnete ihre Hand. Eine Weile lang starrte sie mit leblosem Blick auf ihren Namen, der oben auf dem zusammengefalteten Papier stand. Es war seine Schrift. Sie würde sie überall wieder erkennen, sie kannte sie zu gut. Die sauberen, ordentlich geschlungenen Buchstaben hatten mehr Ähnlichkeit mit einem Kunstwerk als mit einer Handschrift. Der blasse Anflug eines schmalen Lächelns schlich sich auf ihre Lippen. Sie entfaltete das Blatt und bemerkte plötzlich wie ihre Hände zitterten. Sie zuckte überrascht zusammen. Warum jetzt? Langsam senkte sie den Blick auf die Buchstaben hinab und folgte ihnen bis zum Ende. Mit einem Mal war es, als hätte jemand ein Gewicht von den Schultern genommen. Ein Gewicht, das auf ihr gelastet und sie zu Boden zu drücken versucht hatte. Wie Steine, die ihr auf der Brust gelegen und sie am atmen gehindert hatten. Sie fühlte sich leicht, so unendlich leicht und befreit. Sie erwacht plötzlich aus ihrer Starre, als erwachte sie aus einem Alptraum, und schlug die Hand vor den Mund um das Lächeln zu spüren, das auf ihren Lippen erschien. Ein echtes Lächeln ohne Bitterkeit. Sie spürte einen Klos im Hals und schluckte und mit einem Mal berührte etwas Nasses ihre Hand. Sie blinzelte und noch mehr Tränen liefen über ihre Wangen. Sie hatte nicht geweint. Kein einziges Mal. Sie hatte sich geschworen nicht zu weinen, weil sie stark sein wollte. So stark wie er, der niemals Schwäche zeigte. Sie hatte sich geschworen nicht zu weinen und nun tat sie es doch, weil sie plötzlich einen Grund dafür gefunden hatte. Mit einem Mal spürte sie die Angst, die sie verdrängt hatte. Die Angst ihn niemals wieder zu sehen, die Angst ohne ihn leben zu müssen, die Angst für immer an ihn denken zu müssen. Die Angst vor dem Schmerz, die ihr den Atem raubte, die sie verzweifeln ließ, die sie in Tränen ausbrechen ließ, die sie zu Boden riss, die sie zu zerschmettern drohte. Sie spürte wie ihre Seele zerriss und ihr Herz brach. Und mit einem Mal war sie nur eine weitere Scherbe, die irgendwo in Konoha vergraben lag und er nur eine weitere namenlose Narbe, die verblassen würde. Sie spürte die verzweifelte Hoffnung auf ein kleines Wunder. Eine Träne fiel hinab auf die Nachricht und ließ die Schrift verschwimmen. Eine Nachricht, die jeder lesen konnte, doch nur Tenten verstand. Nur sie alleine wusste warum er sie geschrieben hatte und diese Worte waren ihr mehr wert, als alles, das er jemals zu ihr gesagt hatte. Weil diese Worte ihr mehr sagten. "Entschuldige bitte die Verspätung. Neji" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)