Lunatismus von abgemeldet (Ruhmreiche Rumtreiber) ================================================================================ Kapitel 49: - Der Garten der Lupins - ------------------------------------- A.N.: PuH! Da bin ich endlich wieder! Die Uni stresst mich total, deshalb hat das Update so lange gedauert. Aber keine Angst: DIE STORY GEHT WEITER!!! Zu diesem Kapitel: Ich wollte, dass es PERFEKT wird und in meinen Augen ist es das auch. Ich habe sehr viel Zeit für die Recherche aufgewendet und natürlich sollt ihr davon profitieren. Deshalb folgende Infos: 1.) Alle Pflanzen im Garten haben eine bestimmte Bedeutung. Der Ahorn - Zurückhaltung (passend für Remus, oder nicht?) Eisenkraut (auch Devil's Bane genannt) - Bezauberung Tausendschön (Gänseblümchen) - kindliche Unschuld (die Blume schreit gerade´zu REMUS!) Rhododendron - Beginnende Liebe (klar, worauf ich anspiele, oder???) Weißdorn - Hoffnung, Abwehr böser Geister Johanniskraut - Ein Aufguss damit hilft bei Erschöpfungszuständen (wächst auch in meinem Kräutergarten ^.^) 2.) Der Name "Freyja" stammt aus der nordgermanischen Göttersage. Sie war die Göttin des Frühlings, des Glücks, der Liebe und war Lehrerin eines bedeutenden Zaubers in den Mythen der Nordgermanen. 3.) Die Triskele hat mehrere Bedeutungen. In diesem Zusammenhang verwende ich sie als Symbol für die Zyklen (die drei Elemente Luft, Wasser, Erde; die Triade von Körper, Geist und Seele; Kind, Erwachsener, Greis) 4.) Der Keltische Knoten wird im Kapitel selbst erklärt Dieses Kapitel soll eine Art Spiegelversion zu den Kapiteln in Sirius' zu Hause sein. Ich hoffe, das ist mir gelungen. In diesem Sinne ENJOY! --------------- - Der Garten der Lupins - Ein wahrer Wolkenbruch ereignete sich an der Südküste Englands und spülte sommerliche Frische über das Land. Dort, umgeben von weiten Wiesen und kleinen Wäldern und nur eine recht kurze Flugstrecke von den Steinstränden Hastings entfernt, stand ein kleines Haus einsam am Rande einer Baumgruppe. Aus dem Schornstein stiegen Rauchwolken empor, die von den dicken Regentropfen zerrissen wurden und zerstoben. Vor dem Haus lag ein Garten, der wild und frei wucherte und die wundersamsten Pflanzen hervorbrachte. Ahorn und Eisenkraut, Tausendschön und Rhododendronbüsche waren hier durch die Magie einer begabten Kräuterhexe zusammengekommen. Eine Hasenfamilie saß schutzsuchend unter den violetten Blüten und den grünen Blättern eines Schmetterlingsbaums, während kleine Vögel im Weißdorn saßen und darauf warteten, dass der Regen vorüberging und die grauen Wolken abzogen. Farne schossen hier und da empor und streckten ihre grünen Finger nach dem Wind aus. Durch den Garten schlängelte sich ein schmaler Weg aus grauem Bruchstein, der bis zu den Stufen des überdachten Hauseingangs führte. Auf der obersten Stufe und dadurch gut vor dem tropfenden Nass geschützt, saß Remus Lupin und blickte hinaus auf den Garten seiner Mutter und die Wiesen dahinter, über denen die dicken Regenwolken hinwegrollten. Am Morgen hatte er einen beunruhigenden Brief von James erhalten, in dem der Jäger ihm mitgeteilt hatte, dass Sirius von zu Hause ausgerissen war und nun vorerst bei den Potters bleiben würde. Obwohl die beiden Schreiber versucht hatten, die ganze Angelegenheit mit möglichst vielen Witzen zu verharmlosen, so machte sich Remus doch große Sorgen und diese standen ihm ins Gesicht geschrieben. Er fragte sich, was vorgefallen sein musste, dass Sirius es nicht mehr in London ausgehalten hatte. Nach all den schrecklichen Dingen, von denen der Lockenkopf seinen Freunden in den vergangenen Jahren berichtet hatte, reichte Remus' Fantasie nicht aus, um eine Steigerung der Gehässigkeit von Mrs. Black zu ersinnen. Was Remus jedoch noch viel mehr beschäftigte war die Tatsache, dass er nicht früher zu den Potters reisen konnte. Der Vollmond hatte ihm in der vergangenen Nacht sehr zugesetzt, denn ohne seine Freunde in der Nähe, war Moony außer sich gewesen. Remus fühlte sich noch zu schwach, um von zu Hause fortzugehen und außerdem wollte er nicht, dass Mr. und Mrs.Potter von seinem Zustand erfuhren. Trotz all des wunderbaren Zuspruchs und der Loyalität seiner Freunde, konnte Remus noch immer nicht Abstand zu dem Gefühl der Scham und Schwäche nehmen. Und je länger er von seinen Freunden fern war, desto weniger vollwertig fühlte er sich. Er wollte schnellstmöglich zu den Potters und aus erster Hand erfahren was geschehen war. Er wollte Sirius sehen und wissen, wie es ihm wirklich ging, wie die Dinge standen. Remus beobachtete, wie sich die dünnen Äste des Weißdorns unter der Last der Wassertropfen gen Erde durchbogen. Die Sorge um seinen Freund wuchs an und es machte ihn unzufrieden, dass er nicht bei Sirius sein konnte. Über die ZAG-Prüfungen hatte er so viele Sorgen und Ängste verdrängt, doch nun, da er weit entfernt von Hogwarts war, suchten sich all diese Empfindungen wieder ihren Weg in sein Bewusstsein. Irgendwie war es seltsam mit Sirius und das nicht erst seit kurzem. Remus war nicht nur sehr intelligent, er war auch recht empathisch, was er seinen Eltern gleichermaßen zu verdanken hatte. Er spürte, wenn etwas in der Luft lag und in letzter Zeit hatte Sirius so etwas an sich, das in Remus alles auf den Kopf stellte. Er erinnerte sich an die Weihnachtsferien und diesen seltsamen Moment, als Sirius ihm gesagt hatte, dass er nur an Weihnachtswunder glaube. Die Stimme des Lockenkopfs hatte etwas seltsames ausgelöst, etwas das Remus nicht verstand und deshalb hatte er diese Szene nicht vergessen können. Wie konnte so etwas nur wochen- und monatelang in seinen Gedanken kreisen? Und dann war da noch etwas anderes: Nachdem er von Fenrir Greyback zu einem Werwolf gemacht worden war, hatte er immer versucht Körperkontakt zu anderen Menschen zu vermeiden. Er fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, von anderen angefasst zu werden, vielleicht auch, weil er wusste wieviel eine Berührung bedeuten konnte und als Werwolf konnte man sich keine zwischenmenschliche Nähe leisten. Doch mit Sirius war das vollkommen anders. Remus war zu Anfang vor der Kontaktfreude des anderen Jungen zurückgeschreckt, doch nun verlangte es ihm schon beinahe danach. Nur mit Sirius konnte er so umgehen und nur Sirius konnte er auf diese Weise zeigen, welchen Wert ihre Freundschaft für ihn hatte. Trotzdem konnte er immer noch nicht recht begreifen, was ihn dazu gebracht hatte, mit Sirius kuschelnd nach der Kissenschlacht auf dem Bett zu liegen. Es beunruhigte ihn sehr, dass er sich in Sirius' Nähe nicht so unter Kontrolle hatte, wie er es sich wünschte. Er mochte Sirius und das war doch in Ordnung. Aber warum drehte diese Erkenntnis Bahnen in seinem Kopf und ließ ihn nicht mehr los? Leise öffnete sich die Haustür und Remus drehte seinen Kopf herum, um zu sehen, wer da zu ihm auf die Treppe kam. Es war seine Mutter. Freyja Lupin war eine kleine, zierliche Frau mit langem, hellen Haar, die gleiche Farbe wie die ihres Sohnes. Um ihren Hals trug sie verschiedene lange Ketten und Amulette und wenn man sie beschreiben sollte, so traf der Name Kind der Natur wohl am ehesten zu. Sie verstand sich ganz besonders auf die Kunst Pflanzen zu ziehen und wusste, dass gegen jedes Leiden ein Kraut gewachsen war. Ein liebevolles Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie sich zu ihrem Sohn niederkniete und ihm eine Tasse reichte, aus der fröhliche weiße Dampfwolken aufstiegen. Bunte Armbänder klimperten an ihrem Handgelenk. „Das ist ein Johanniskraut-Aufguss", sprach sie mit ihrer weichen Stimme. „Du hast heute so erschöpft ausgesehen und da dachte ich, dass das dir wieder auf die Beine helfen wird." „Danke", sagte Remus und nahm den Tee mit einem Lächeln entgegen. Eine Weile saßen sie schweigend auf der Treppe und starrten in den Regen hinaus. Die heiße Tasse wärmte Remus' Hände, während das Behältnis sich langsam leerte. „Willst du mir erzählen, was dich beschäftigt?", fragte sie nach einer Weile. Sie klang weder vorsichtig noch bemutternd. Das mochte Remus an ihr. Es war eine ernst gemeinte Frage und er wusste, sie würde nicht nachbohren, wenn er etwas für sich behalten wollte. Er schaute einige Augenblicke lang in seine Tasse und betrachtete die Reflektion des schwachen Lichts in der Flüssigkeit. Es war ein heller Lichtrand, wie eine Mondsichel. „Ich bin durcheinander." Seine Mutter sah ihn aufmerksam an, sagte jedoch nichts, sondern ließ ihn seine Gedanken sammeln. Sie kannte ihren Sohn gut. Remus überlegte. Wie sollte er seiner Mutter zu verstehen geben, dass seine Empfindungen in Bezug auf Sirius so wirr waren, wie die Wolkentürme und Rauchfetzen, die über sie hinwegzogen? „Ich habe das Gefühl, als würde ich die Kontrolle verlieren", sagte er. Die Formulierung war etwas zu dramatisch für seinen Geschmack, aber seine Mutter würde ihn nicht missverstehen. „Bevor ich Sirius und die anderen kennengelernt hatte, da fühlte ich mich fürchterlich, wegen dem was ich bin, aber ich hatte die Dinge unter Kontrolle. Ich wusste, dass ich mich auf niemanden sonst einlassen musste, weil sich niemand auf mich einlassen würde. Dachte ich jedenfalls." Er schwieg kurz und betrachtete wieder die verzerrte Mondsichel in seiner Tasse. „Und jetzt habe ich diese tollen Menschen gefunden, die sich nicht nur auf mich einlassen, sondern mich wirklich mögen und bei sich haben wollen. Und ich will mich wirklich auch auf alles einlassen, was diese Freundschaft mit sich bringt, alle Gefühle, alle Gedanken, aber-" „Du kannst nicht", beendete Freyja seinen Satz. Er nickte. „Wenn ich mich voll und ganz in meine Empfindungen fallen lasse, dann verliere ich die Kontrolle. Ich weiß, dass ich mich damit verwundbarer mache, als ich eh schon bin. Deshalb fällt es mir so schwer meinen Freunden zu zeigen, was sie mir bedeuten. Deshalb fällt es mir so schwer, mich auf... bestimmte Dinge einzulassen. Allein zu sein ist ein Zustand, den ich sehr gut kenne, aber Gemeinsamkeit verstört mich. Ich hab Angst davor, so zu handeln, wie meine Gefühle es mir sagen. Ich hab Angst vor den Konsequenzen. Vielleicht, weil ich nicht weiß, was dieses ganze Chaos in mir zu bedeuten hat." Er sah sie unsicher an, ein Zeichen dafür, wie sehr er ihr vertraute. Sie lächelte. „Schau dir den Garten an", sprach sie und ihre Stimme war warm wie der Tee. „Was siehst du da?" Remus blickte hinaus in den Garten, der dem warmen Sommerregen immer noch ausgesetzt war. Er sah die wilden Büsche und ungestutzten Bäume, die Blumen, die den Weg zu überwuchern versuchten, die Farne, die ungehemmt in die Höhe wuchsen. Er seufzte. „Ein heilloses Durcheinander." Freyja lachte und es war sehr ansteckend. „Ja, das ist es, in der Tat", bestätigte sie ehrlich. „Aber siehst du: In diesem Durcheinander steckt viel Gutes. Das wilde Eisenkraut schützt uns gegen dunklen Zauber, der buschige Rhododendron verheißt beginnende Liebe, der üppige Weißdorn ist Schutz vor Geistern, die ungeliebte Brennnessel ist Medizin und auch das Johanniskraut für deinen Tee kommt aus diesem Wirrwarr. Du siehst: Die Dinge müssen nicht unter irgend einer Kontrolle stehen oder geordnet sein, um etwas Gutes hervorzubringen. Die wenigsten Sachen im Leben lassen sich lenken und es liegt in der Natur der Gefühle verwirrend zu sein, weil sie häufig nicht im Einklang mit unseren Vorstellungen von einem geradlinigen, funktionierenden Lebensweg sind." Sie griff nach einer ihrer Halsketten. An einem langen, silbernen Band hing neben einer wunderschön geschwungenen Triskele ein Keltischer Knoten. Remus betrachtete das Ornament eindringlich, welches sie ihm zwsichen ihren schlanken Fingern hinhielt. Ein ewiges Band, ohne Anfang und ohne Ende, kunstvoll ineinander geschlungen. „Weißt du, manche sagen, das sei ein Symbol für die Unendlichkeit, für den Faden des Lebens mit all seinen verschlungenen Irrwegen." Sie grinste und in ihren Augen funkelte es süße Unruhe stiftend. „Natürlich ist ein gerader Pfad der sicherste, aber auch mit Abstand der stinklangweiligste." Er blickte sie amüsiert an und sah ihre neckisch nach oben gezogenen Mundwinkel, die kleine Falten um ihre Lippen schufen. Manchmal glaubte er, dass seine Mutter eine hervorragende Rumtreiberin abgegeben hätte. „Um wirklich zu leben, musst du dich auch von dem geraden Pfad entfernen können und das kannst du nur, wenn du dich auf Neues einlässt. Fürchte dich nicht vor den Konsequenzen. Natürlich kann viel schief gehen und du wirst mehr als nur ein Mal in deinem Leben erkennen müssen, dass du dich falsch entschieden hast. Aber öfter noch wirst du erkennen, dass es sich lohnt, etwas zu riskieren. Du wirst wunderbare Abenteuer bestehen und großartige Menschen kennenlernen, die mit dir deine Wege beschreiten werden, sie mit dir teilen. Und wenn dein Irrweg irgendwann an seinem Ende ist, an dem Punkt wo alles in die Unendlichkeit fließt, der Kreis sich schließt und von Neuem beginnt, wirst du zufrieden mit dir sein, weil du das Leben nicht versäumt hast." Remus ließ die Worte seiner Mutter auf sich wirken und eine Weile saßen sie wieder nur nebeneinader auf der Treppe zur Haustür uns starrten in den Regen hinaus. Remus verstand, was seine Mutter ihm sagte. Es war wichtig, dass er sich selbst etwas zutraute und sich so selbst eine Chance gab. Er durfte nicht umsonst leben. War es nicht genau das, was seine Freunde - natürlich ganz besonders Sirius - immer wieder sagten? Dass er sich nicht davor fürchten sollte, sich selbst etwas wert zu sein? Dass er es wagen konnte, ohne Scham zu leben, weil es in ihren Augen nicht gab, für das er sich schämen musste? Aber konnte er sich wirklich so verletztlich machen? Wollte er wirklich so viel preisgeben, sich und sein ganzes Herz so offen legen? Denn das war die Konsequenz aus all dem: Er würde sein ganzes Herz freilegen und seine Freunde würden alles von ihm sehen können, all das Chaos in ihm und all die Widersprüche und Gegensätze: Das Gute in ihm und sein Böses, sein Intellekt und seine Naivität, die Suche nach Liebe und seine Angst vor ihr, sein Wunsch nach Berührung und seine Furcht vor solcher, sein liebendes Herz und seine Selbstzweifel. Er wusste, dass seine Freunde ihn so kannten, dass sie ihn schon längst durchschaut hatten, aber durchschaut werden und sich offenlegen, das waren zwei völlig unterschiedliche Dinge. Plötzlich spürte er die Hand seiner Mutter auf seiner Schulter. „Ich glaube, du solltest zu deinem Vater gehen", sagte sie mit ihrem so typischen sanften Lächeln auf den Lippen. „Ich glaube, er wollte dir etwas geben." Remus nickte und stand auf, Freyja blieb sitzen. Er hatte bereits den Türknauf in der Hand, als er sich noch einmal zu seiner Mutter umdrehte und ihr voller Vertrauen ins die Augen sah. „Danke, Mama." Während ihr Sohn ins Haus ging, blieb Freyja auf der obersten Stufe sitzen und starrte in den Regen hinaus, betrachtete ihren Garten. Sie sah den Ahorn und das Eisenkraut, die vielen Tausendschön und die Rhododendronbüsche, den Schmetterlingsbaum und die dort noch immer ausharrende Hasenfamilie, die eng aneinander gekuschelt auf das Ende des Regens warteten. Sie bemerkte die im Weißdorn sitzenden Vögel und den Farn, der neben dem Gehweg in die Höhe wuchs. Sie hatte hier so viel Leben gedeihen lassen und so viel schönes war entstanden und jede einzelne Pflanze war ihr gleichbedeutend mit allen anderen lieb und teuer. Aber eines stand fest: Von all den Dingen, die sie hatte wachsen lassen, war ihr Sohn ihr noch immer das Liebste. ------------------ ... to be continued... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)