Lunatismus von abgemeldet (Ruhmreiche Rumtreiber) ================================================================================ Kapitel 40: - Mädchen im Visier - --------------------------------- A.N.: OMG! DANKE FÜR EURE KOMMENTARE! ICH FÜHLE MICH IMMENS GESCHMEICHELT! ^___________^ Zu diesem Kapitel: Erstens möchte ich gerne eine kleine Definition vom Romantik abgeben, weil dieses Wort hier gebraucht wird, aber in einem etwas unüblichen Bedeutungszusammenhang: Romantik ist nicht nur etwas, dass es zwischen Pärchen geben kann, sondern auch ein Wort, um besonders schöne, einzigartige und/oder erinnerungswürdige Augenblicke zu beschreiben. Wenn ich mit einem Glas Tee auf meiner Fensterbank sitze und einem Gewitter zuschaue, dann ist das für mich ein romantischer Augenblick. Wenn ich mit ein paar Freundinnen auf dem Sofa sitze und bei entspannter Musik kuschle, dann ist das auch ein romantischer Augenblick. Romantik kann auch mit Nostalgie zusammenhängen, bestimmte Erinnerungen oder Situationen, die ein extremes GEfühl der Behaglichkeit/Leidenschaft/Sehnsucht hervorrrufen... Was ich sagen möchte: Romantik ist nicht gleich Romantik. Zweitens möchte ich noch etwas zu Fifi LaFolle sagen. Ich hab sie entdeckt auf der Seite von Joanne K. Rowling. Sie ist Autorin von kitschigen Liebesromanen eine Hexe-de-Monats. Ich hab sie schon im Kapitel "Luna Quartadecima" erwähnt und wollte für alle die, die sie nicht kennen, sie noch einmal vorstellen. Auch andere Personen werden in diesem Kapitel neu eingeführt, eine ganze Reihe junger Frauen, um genau zu sein. Das hat mich eine Menge Recherchezeit gekostet (etwa eine halbe Stunde :p) und hat sehr viel Spaß gemacht. HP-Lexika sind klasse. Drittens: Dieses Kapitel sollte eigentlich inhaltlich mehr umfassen. Allerdings merkte ich beim Schreiben, dass es viel zu lang werden würde und ich somit ein Update erst sehr spät würde anbieten können. Deshalb benannte ich das Kapitel um und brach es an einer günstigen Stelle ab, damit ihr schon mal wieder was zu lesen habt. Das nächste Kapitel wird dann das zweite Drittel dieser Episode ergeben und das letzte das dritte Drittel (logischer Weise ;p). Viertens: Ich habe jetzt einige Kommentare gelesen, die das Thema Fremdworte aufgreifen. Ich weiß, dass ich dazu neige viele Fremdwörter zu gebrauchen und dass das besonders für jüngere Animexxler ein Problem darstellt. Wenn euch ein Wort besonders interessiert, dann könnt ihr es aber zum Bleistift unter synonyme.woxikon.de oder unter www.wie-sagt-man-noch.de nachschlagen. Wer ein Fremdwörterlexikon zu Hause hat: Umso besser. ^-^ Ich sage mir immer: Je größer der Wortschatz, desto variabler der Schreibstil. In diesem Sinne ENJOY! ------------------- - Mädchen im Visier - Ihre erste gemeinsame Vollmondnacht war ein voller Erfolg gewesen. Als Madam Pomfrey am nächsten Morgen in die Heulende Hütte kam, um ihren Sorgenpatienten abzuholen, war sie erstaunt darüber, dass dieser zwar erschöpft, aber bei Bewusstsein war und nur wenige ernsthafte Verletzungen aufwies. „Sieht so aus, als hätten sie zur Abwechslung mal einen weniger heftigen Vollmond gehabt." hatte sie zu Remus gesagt und ihm auf die wackligen Knie geholfen. „Heftig schon." hatte Remus geantwortet und musste sein Grinsen verstecken. „Aber anders." Sie hatte nicht weiter nachgefragt und schon am Mittag - so früh wie noch nie - konnte Remus den Krankenflügel verlassen. Als er den Schlafsaal betrat, warteten Sirius, James und Peter bereits auf ihn. „Remus! Wie geht es dir!" rief James aufgeregt und sah sofort den Unterschied. Der angesprochene Gryffindor lächelte ehrlich. „Es ging mir noch nie so gut nach einer Vollmondnacht." antwortete er. Kaum hatte er sich auf sein Bett gesetzt, war er auch schon über und über mit schwarzem Fell bedeckt und spürte eine feuchte Schnauze an seiner Wange. „Sirius!" rief er lachend und versuchte den zottigen Hund von sich runter zu schieben. „Das kitzelt!" Das Fell in seinen Händen verwandelte sich ein ein schwarzes Shirt und die feuchte Schnauze in ein glattes, kantiges Gesicht. „Sirius, geh runter von mir! Du bist schwer!" „Das hättest du wohl gerne!" rief der Lockenkopf und griff den unter sich liegenden Remus mit einer Kitzelattacke an. „Nein! Bitte! ... Si...Sirius! Bitte...Ich...ich...bekomme doch keine Luft...!" keuchte Remus zwischen eruptiven Lachsalven. Seine Augen tränten vor Lachen und als Sirius sich endlich erbarmte und von ihm abließ, schmerzten seine Bauchmuskeln vom vielen Lachen. Sirius grinste über das ganze Gesicht und betrachtete den schwer atmenden Remus unter sich. Seine Haare waren verwuschelt und seine Wangen rosa von der Anstrengung. Auch Remus' weißes Hemd war verrutscht. Alles in allem fand Sirius, dass Remus aussah, als hätte er gerade etwas sehr unanständiges gemacht... Als er das realisierte, schoss dem Lockenkopf das Blut in den Kopf und mit eingefrorenem Grinsend rutschte er von seinem Opfer. „Danke!" keuchte Remus unschuldig und setzte sich ebenfalls auf, wonach er sein Hemd vesuchte zu richten. Wenngleich Remus absolut keine Ahnung davon hatte, was er mit Sirius anrichtete, so hatte James ganz genau gesehen, wie Sirius' Gesichtsfarbe sich plötzlich verändert hatte. Was war da nur am Gange? Mysteriös glänzten die Augen des Jägers hinter seinen Brillengläsern. „Hat Poppy dich gut gepflegt?" fragte Peter, noch bevor James weiter an seinen Gedanken arbeiten konnte. „Ich kann mich wirklich kaum beschweren, was diesen Vollmond angeht. Meine Hände tun ein wenig weh und ich habe ein paar seltsame Kratzer auf Armen und Beinen, von denen ich nicht weiß, wo dir her sind." erzählte Remus. „Ich kann's dir sagen." entgegnete Sirius immer noch rot im Gesicht. Er wollte unbedingt vermeiden, dass Remus merkte, wie peinlich ihm die Situation gerade gewesen war und schob seine Ärmel hoch. Zum Vorschein kamen ein paar lange, dünne Kratzer auf beiden Unterarmen. „Wir haben beim Spielen nicht aufgepasst und sind in einen Dornbusch gerannt. Hat ganz schön gepikst." grinste der Lockenkopf und zupfte sein Shirt wieder zurecht. Ein schuldvoller Ausdruck huschte über Remus' Gesicht. „Tut mir leid." „Ach, was!" sprach Sirius und tat die ganze Sache mit einer fixen Handbewegung ab. „Ich spiele Quidditch, schon vergessen? Die paar Kratzer sind echt gar nichts." James lachte laut. „Oi, jetzt markierst du aber den starken Mann, Sirius! Vor einer Stunde hörte sich das noch ganz anders an!" „Halt die Klappe, James!" grummelte Sirius vorwurfsvoll und schmollte. Wollte sein Freund ihn etwa vor Remus wie ein Weichei dastehen lassen? Remus wandte sich unterdessen Peter zu. „Peter, ist alles in Ordnung?" Peter nickte etwas verlegen. Er schämte sich dafür, dass er in der Nacht zuvor so ängstlich gewesen war. Sirius hatte ihn den ganzen Morgen schon damit aufgezogen. „Peter war unheimlich mutig!" mischte sich James grinsend ein und legte seinem kleineren Freund den Arm um die Schultern. „Er hat sich geradezu draufgängerisch unserem lieben Moony gestellt und ihm in einer abenteuerlichen Aktion von Auge zu Auge gegenüber gestanden." Sirius kringelte sich vor Lachen auf dem Bett. „Von Auge zu Auge! So war's!" Remus gab ihm einen spielerischen Stoß in die Rippengegend. „Ich bin sicher, Peter ist seiner Größe entsprechend tapfer meinem anderen Ich gegenüber getreten." sagte er. „Ich bin stolz auf dich, Peter. Nur sehr wenige Leute besitzen genug Charakterstärke, um eine Nacht mit einem Werwolf zu verbringen." Der kleine Gryffindor sah mit glänzenden Augen dankbar zu Remus hinüber. Schließlich bekam er nicht jeden Tag ein solches Lob. „Ach? Haben Sirius und ich uns etwa nicht in die Höhle des Löw- Wolfes gewagt?" fragte James gespielt beleidigt und zog eine Schnute. Fast schon lehrerhaft verschränkte Remus die Arme vor der Brust und versah James mit einem anklagenden Blick und einer hochgezogenen Augenbraue. „James? Euer Heldenmut ist doch allseits und seit je her bekannt und bewundert. Überraschend ist er aber nicht. Muss ich da wirklich jedes Mal teures Lob vergeben, wenn ihr einmal mehr meine kleine, einsame Welt rettet?" „Soll das etwa heißen, es beeindruckt dich nicht, dass wir uns deinem Alter Ego gestellt haben?" fragte James neckisch. Remus musste sich ein Grinsen verkneifen. „Nicht sonderlich." „Und das wir Animagi geworden sind?" „Ich bin dankbar, aber nicht beeindruckt." „Und wenn wir ein Annehmbar in Geschichte schaffen würden?" Remus lachte. „ DAS würde mich beeindrucken." Drei Kissen flogen in seine Richtung. ~*~ In den Weihnachtsferien waren die Rumtreiber die einzigen Gryffindors, die im Schloss blieben, während ihre Mitschüler über die Feiertage nach Hause fuhren. Remus hatte die drei anderen dazu überredet zu bleiben und für die Prüfungen zu lernen, die nach den Ferien ins Haus stehen würden. „Lernen mit dir ist mir eine Milliarde Mal lieber, als vierundzwanzig Stunden mit meiner Mutter zu verbringen." hatte Sirius gesagt. In den Tagen vor Weihnachten war Remus allerdings der einzige von ihnen, der wirklich intensiv lernte. Am Abend des dreiundzwanzigsten Dezembers saßen sie gemeinsam vor dem Kamin in den großen Ohrensesseln, Remus über ein paar dicke Bücher gebeugt, während Peter James und Sirius bei einer Partie Zaubererschach zusah. „Moony, warum lernst du eigentlich ständig für Verteidigung gegen die Dunklen Künste? Du bist in dem Fach so oder so der Beste." sagte James, als Sirius seinen bisher verbliebenden Turm vom Brett nahm. Ohne aufzusehen schrieb Remus weiter eine Passage aus Ein Handbuch gängiger Flüche und Gegenflüche ab, während er antwortete. „Ich will einfach keinen einzigen Fehler bei der ZAG-Prüfung machen." Sirius lachte kurz und extrem rumtreiberisch. „Du willst dem ollen Atrox eins auswischen, weil du weißt, dass er dich nicht leiden kann." stellte er fest. Das Kratzen der Feder stoppte. „Vielleicht." „Oi, Moony!" rief James beeindruckt. „Du bist ja doch ein richtiger Tunichtgut!" Remus sah auf und blickte James verwirrt an. „Was hat das denn damit zu tun?" „Wer seinen Lehrern etwas Böses will, der muss ein Tunichtgut sein." erklärte James und rückte seine Brille sehr fachmännisch zurecht. „Ich will Professor Atrox nur nicht in Versuchung bringen, mir mehr Punkte abzuziehen, als berechtigt wäre. Wenn ich keine Fehler mache, kann er mir keine Punkte abziehen und wenn er mir keine Punkte abziehen kann, kann er kein ungerechtfertigtes Mehr an Punkten abziehen. Die Benotung bleibt fair und ich muss bei Professor Dumbledore nicht die schriftliche Anzweiflung meines Prüfungsergebnisses einreichen." erklärte Remus und widmete sich wieder seinem Buch. „Man kann seine ZAG-Noten anzweifeln?" fragte Peter erstaunt und sah anscheinend seine große Chance gekommen, vielleicht doch nicht durch alle Prüfungen zu fallen. „Man kann, wenn es berechtigten Zweifel an der Objektivität des korrigierenden Professors oder an der Fragestellung in den schriftlichen Tests gibt." Peter sah nicht so aus, als hätte er genau verstanden, was Remus da erklärte, deshalb formulierte es James für ihn neu. „Du kannst zu Dumbledore gehen und dich beschweren, wenn Atrox dir ein T gibt, weil er dich nicht leiden kann, obwohl du eigentlich ein O hättest bekommen sollen, oder wenn er dir im Test eine Frage stellt, die du noch gar nicht beantworten kannst, weil wir das Thema nicht im Unterricht hatten." Peter sah deprimiert aus. „Dann kann ich meine Noten nur anzweifeln lassen, wenn er etwas falsch macht?" „Millionen von untröstlichen Schülern sind ebenso enttäuscht wie du, Peter. Wie einfach könnte das Leben sein, wenn man seine Teste einfach anzweifeln könnte, weil einem die Note nicht passt? Oh, ein A passt mir aber nicht. Ich zweifle das an. Ein O würde nämlich auf meinem Zeugnis sehr viel besser aussehen. Glaub mir, Peter. Wenn das möglich wäre, würde ich der erste in der Schlange vor Dumbledores Büro sein." sprach Remus schmunzelnd. „Als hättest du das nötig." grummelte Peter und schmollte. „Wenn du dich wie Remus hinsetzen und lernen würdest, hättest du das auch nicht nötig." meinte James und setzte seinen Bauern einen Feld vor. „Und was ist mit euch?" wollte Peter wissen. „Ihr lernt doch auch so gut wie nie." „Peter, Peter, Peter..." seufzte Sirius theatralisch. „Wir müssen nicht lernen. Wir werden während des Prüfung einfach ein Fenster offen lassen. Dann kommen die Antworten uns schon von alleine zugeflogen." „Oh, Sirius. Glaubst du etwa auch noch an den Weihnachtsmann?" neckte Remus und schenkte seinem Freund einen ungläubigen Blick. Dessen Herz flatterte wild in seiner Brust. Wieso musste Remus ihn auch nur so ansehen? Unwillkürlich legte Sirius seine Hand auf Remus' Knie. „Nur an Weihnachtswunder." Remus war plötzlich vollkommen aus der Fassung. Es waren nicht die Worte direkt, sondern vielmehr der Tonfall, in dem Sirius geantwortet hatte. Irgendwie weicher als sonst, beinahe romantisch. Wo der andere Gryffindor ihn berührte, schien plötzlich ein Vulkan zu brodeln, der heiße Wellen durch seinen gesamten Körper jagte, während ein Schauer seinen Rücken entlanglief und ganz plötzlich hatte er das Bedürfnis einen Moment lang allein zu sein, um wieder atmen zu können. Mit einem lauten Knall schlug er das Buch zu und bereute es sofort, weil es Sirius dazu veranlasste, schreckhaft seine Hand wegzuziehen, was zum sofortigen Verlust des warmen Gefühls in seiner Brust sorgte. „Wenn das so ist-" sagte Remus und packte sein Buch in seine Tasche. „-dann sollte ich mich auf den Weg machen und daran arbeiten." Unter den verwirrten Blicken seiner Freunde stand Remus auf und warf sich seine Tasche um. „Woran willst du arbeiten?" wollte James neugierig wissen. Remus drehte sich um und antwortete, als wäre es die natürlichste Sache der Welt. „An einem Weihnachtswunder." Er warf seinen betretenen Freunden noch ein keckes Lächeln zu und verschwand aus dem Gemeinschaftsraum. ~*~ Sirius lag wach in seinem Bett, während sich James und Peter gemeinsam in einer wahren Schnarchsymphonie ergingen. Allerdings waren es nicht die eigentümlichen Schlafgeräusche seiner beiden Freunde, die den Lockenkopf wach hielten. Remus war noch immer nicht in den Schlafsaal zurückgekehrt und es musste schon weit nach Mitternacht sein. Außerdem machte sich Sirius fürchterliche Gedanken wegen Remus' Verhalten an diesem Abend. Warum war er plötzlich so hastig aus dem Raum verschwunden Hatte er es vielleicht überstrapaziert und war zu weit in Remus' persönliche Blase vorgedrungen? Oder hatte der andere Junge vielleicht sogar genug von den Körperkontakten hergestellt durch den Animagus? Vielleicht fühlte sich der junge Werwolf von ihm bedrängt? Sirius seufzte in die Nacht hinein und legte sich den Handrücken auf die Stirn. Er hatte gemeint, was er gesagt hatte. Sirius glaubte an Weihnachtswunder, denn ihm waren bereits welche widerfahren. Immerhin hatten sie im ersten Schuljahr die Küchen besucht und waren nicht von Filch erwischt worden (und wenn das kein Wunder war, dann wusste Sirius auch nicht mehr weiter). Außerdem betete er darum, dass diese Weihnachten vielleicht etwas geschehen würde, dass ihm mit seinem Verliebtheitsproblem weiterhelfen würde. Ganz im stillen und ohne es sich selbst eingestehen zu wollen, hoffte er, dass irgend ein Umstand ihn und Remus näher zueinander bringen würde - näher, als sie ohnehin schon waren. Sirius wusste aber, dass dazu nicht nur ein einfaches Wunder nötig war. Was er brauchte, war ein Mega-Göttliches-Hyper-Ultra-Merlinmägiges-Wunder mit jedem erdenklichen special Feature und allen möglichen Superkräften, inklusive Pannenhilfe und Lieferservice. Dieser Gedanke allein genügte, um seine Hoffnungen auf ein extrem niedriges Niveau zu schrauben. Was brachte es einem verliebten Kindskopf auch schon, wenn er sich ewig in utopischen Hoffnungen erging und sich niemals der harten Realität stellte? Und die harte Realität sah nun einmal so aus, dass Remus niemals und unter keinen Umständen (seien sie auch noch so mega-göttlich-hyper-ultra-merlinmäßig-wunderbar) Sirius' Gefühle erwidern würde. Punkt. Nur leider ließ sich das Verliebtsein, das alle seine Sinne vernebelte und ihn nachts nicht mehr ruhig schlafen ließ, nicht von seiner Ratio vertreiben, ganz im Gegenteil: Je mehr er sich anstrengte diese Gefühle loszuwerden, um so stärker wurden sie ihm bewusst. Außerdem war es schwierig sich zu entlieben, wenn das Objekt der Begierde fast vierundzwanzig Stunden am Tag und über dreihundert Tage im Jahr bei einem war und man zu jeder Tages- und Nachtzeit dessen süßen Duft einatmen und in seine glänzenden Augen blicken konnte. Sirius stöhnte resigniert. Er war sich bewusst, dass er diese Liebe in diesem Leben nicht mehr loswerden würde und auch gar nicht loswerden wollte. Was er wollte, war dass auch Remus sich in ihn verliebte, er wollte, dass sie zusammensein konnten, er wollte, dass es keine Probleme gab, er wollte Friede-Freude-Eierkuchen und ein Happy End, wie in diesen widerlichen Fifi-La-Folle-Kitschromanzen. Er wollte Remus und er wollte ihn so sehr, dass es wehtat. Wie auf ein geheimes Stichwort, knarrte in diesem Moment die Tür zum Schlafsaal leise und Sirius erkannte, wie sich ein Schatten, der eindeutig Remus gehörte, quer durch das Zimmer bewegte. Die Tür zum Bad knarrte, ein Wasserhang wurde an- und wieder ausgestellt. Dann knarrte die Badezimmertür ein zweites Mal, ein Vorhang raschelte, dann erklang das kaum hörbare Klimpern einer Gürtelschnalle und Sirius ertappte sich dabei, wie er sich Remus beim Umziehen vorstellte. Obwohl ihn niemand sehen konnte, stieg ihm die Schamesröte ins Gesicht. Stoff raschelte und eine Bettdecke wurde zurückgeschlagen, bevor eine Matratze kaum hörbar nachgab. Die Spannung in Sirius wurde unerträglich. Er musste unbedingt wissen, was Remus die halbe Nacht lang gemacht hatte und ob er ihm vielleicht böse war. „Remus?" wisperte er in das Zwielicht der Nacht. Ein leises „Sirius? Habe ich dich geweckt?" erklang aus dem nebenstehenden Bett. Erst wollte Sirius mit Nein antworten, aber dann fiel ihm auf, wie dämlich das war, denn wenn er schon die ganze Zeit über wach war, warum, würde sich Remus sicher fragen, hatte er den heimkehrenden Gryffindor nicht sofort angesprochen?` „Nicht so schlimm." antwortete er also statt dessen und hoffte, dass Remus deshalb kein schlechtes Gewissen haben würde. „Wo warst du die ganze Zeit?" „Das verrate ich noch nicht." Sirius konnte das Grinsen des anderen Jungen in seiner Stimme hören und fragte sich, was dieser wohl plante. „Und was hast du gemacht?" „Das verrate ich auch noch nicht." „Heckst du etwa ohne uns einen Streich aus?" hakte er weiter nach. Er wollte unbedingt eine Antwort, irgend etwas mit dem er sich zufrieden geben konnte. Remus schmunzelte hörbar. „Kennst du das Sprichwort: Neugier tötete die Katze?" Einen Moment lang herrschte Schweigen. Sirius wusste nicht, was er aus dem Verhalten seines Freundes machen sollte. Warum wollte dieser nicht einfach sagen, an was für einen Weihnachtswunder er mitten in der Nacht arbeiten musste? Plötzlich traf Sirius die Erkenntnis wie ein Blitz und der Einschlag war erschreckend hart: Remus hatte eine Freundin. Warum sonst sollte man nächtliche Ausflüge veranstalten (ohne seine Freunde wohlgemerkt), wenn nicht zu einem Rendezvous? Hastig überlegte Sirius, welche Schülerinnen über die Ferien in Hogwarts geblieben waren, kam jedoch auf keine Namen oder Gesichter. Er fühlte sich, als bräche sein Herz in milliarden von Scherben, die seine Seele zu Fetzen zerrissen, als er sich vorstellte, wie Remus Hand in Hand mit einer gesichtslosen Unbekannten durch die dunklen Gänge Hogwarts' schlich, wie er ihr Geheimnisse anvertraute, wie sie einander in den Armen liegend im fahlen Licht der Sterne standen... Er hatte sich eine Lösung für sein Verliebtheitsproblem gewünscht, aber hatte es denn gleich eine so drastische sein müssen? Stille Tränen rannen seine Wangen hinunter und benetzten sein Kissen, während er verloren an den Himmel seines Bettes starrte. Es vergingen Stunden bis Sirius, vom Weinen müde, endlich die Augen schloss und einschlief. ~*~ Beim Frühstück am nächsten Morgen fielen zwei Dinge auf: Erstens war Remus aus irgend einem, den anderen Rumtreibern nicht bekannten Grund unglaublich gut drauf und erfreute sich anscheinend allerbester Laune. Zweitens war Sirius aus irgend einem, den anderen Rumtreibern ebenfalls nicht bekannten Grund unglaublich mies drauf und litt anscheinend unter allerschlimmster Übellaunigkeit. „Moony, was ist los? Du grinst, als hättest du den Honigtopf geerbt." stellte James fest und betrachtete seinen Freund mit kurioser Aufmerksamkeit. Remus' Lachen wurde noch etwas breiter. „Och, ich bin einfach nur unheimlich zufrieden." antwortete er und schnitt sich sehr kunstvoll einen Apfel auf. Es sah beinahe so aus, als ob selbst das Obst in seiner Hand lachte. „Heute ist Weihnachtsabend, es schneit, die Große Halle sieht fantastisch aus und ich bin umringt von meinen besten Freunden. Wie sollte ich da nicht zufrieden sein?" James grinste schief. „Nun ja, gegen Zufriedenheit hat auch niemand etwas einzuwenden. Aber du wirkst eher..." „Fanatisch." warf Peter ein. „So wie ein Irrer, der jeden Moment in hysteritistschen Lachen ausbricht und erklärt, Merlin habe zu ihm gesprochen." „Es heißt hysterisch , Peter." korrigierte Remus und legte sein Messer beiseite. „Und ich will euch versichern, dass ich nicht irre geworden bin und Merlin auch noch nicht zu mir gesprochen hat, obwohl ich finde, dass er das durchaus mal in Erwägung ziehen sollte. Ich weiß nämlich immer noch nicht, wie man den Defendo -Zauber thaumaturgisch erklärt und die ZAG-Prüfungen stehen vor der Tür." Während Remus die beiden Rumtreiber in ein neuerliche Diskussion um die anstehenden Prüfungen verstrickte, scannte Sirius mit finsterem Blick die Große Halle, immer auf der Suche nach dem Miststück, dass sich seinen Remus unter den Nagel gerissen hatte. Die ganze Nacht über hatte er gegrübelt und geweint, hatte schließlich eine unheimliche Wut auf das unbekannte Mädchen entwickelt und beschlossen, seinen gesamten Frust an ihr auszulassen, sobald er ihre Identität enthüllt hatte. Am Tisch der Hufflepuffs saßen acht Jungen und zwei Mädchen. Die eine war Fidella Finch-Fletchley, die Zwillingsschwester von Fidel Finch-Fletchley. Sie war ein etwas dickliches Mädchen und schielte ein wenig. Sirius vermutete, dass sie weniger Remus' Typ war, sondern eher etwas für Peter. Das zweite Mädchen am Tisch war Hippolyta Diggory, die genauso aussah wie sie hieß und nach Sirius' Einschätzung etwa viermal so viel auf die Waage brachte, wie Remus. Also nicht ganz sein Kaliber. Sein Blick wanderte weiter zu den Slytherins. Zwar bezweifelte Sirius stark, dass Remus einen solchen Verrat an seinem eigenen Haus begehen und mit einer aus dem Vipernnest ausgehen würde, aber wie hieß es so schön: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Genau drei Slytherinsmädchen waren noch in der Schule: Seine beiden Cousinen Bellatrix und Narcissa (wobei Letztere als potentielle Remus-Diebin definitiv ausfiel, da sie schon länger mit dem bereits abgegangenen Schleimbeutel Lucius Malfoy zusammen war) und die jüngere Schwester von Wilkes, der bei ihnen im Jahrgang war. Bellatrix schloss er aus, weil er wusste, dass Remus nicht auf durchgeknallte Psychopathinnen stand und die kleine Wilkes war erst dieses Jahr eingeschult worden und definitiv zu jung. Seine Aufmerksamkeit galt nun also den Ravenclaws, von denen noch überraschend viele da waren, wahrscheinlich aus dem selben Grund, der auch Remus antrieb. Für die Ravenclaws gab es (wie auch für Remus) keine Ferien, nur unterrichtsfreie Zeiträume für eigenverantwortliche Studien. Dies war wirklich eine interessante Zielgruppe, weil es hier viel mehr Mädchen gab, die sowohl Remus' physischen wie auch geistigen Eigenschaften entsprachen: Sie waren hübsch und intelligent. Mädchen für Mädchen ging Sirius die Liste der Verdächtigen durch. Zuerst war da Premala Patil. Herausstechndstes Merkmal waren wohl ihre irrwitzig langen, schwarzen Haare. Sie hatte gemeinsam mit Remus Unterricht im Fach Alte Runen und war damit eine der wenigen Ravenclaws, die nicht Arithmantik belegt hatten. Als nächstes kamen die drei Clearwater-Schwestern Lydia, Melissa und Theresa, wobei keine von ihnen in ihrem Jahrgang war. Allerdings hatte Remus schon immer ältere Schülerinnen angezogen, weil er ihnen intellektuell das Wasser reichen konnte. Desweiteren saß am Tisch Eudora Goldstein, eine brünette Hexe, die aber im Verhältnis zu anderen Mädchen recht gewöhnlich aussah. Außerdem war auch sie erst in der ersten Klasse. Das Mädchen, das Sirius jedoch tatsächlich als reale Bedrohung empfand, war Timandra Turpin. Timandra war nicht nur ein Ass in Arithmantik und besuchte diesen Kurs gemeinsam mit Remus, sie war auch noch ungemein hübsch. Ihre Haare waren lang und aschblond, ihre Augen hatten eine ganz unglaublich dunkle, braune Farbe und auch ansonsten war sie extrem ansehnlich. Außerdem wusste Sirius, dass Remus sich bereits ein paar Mal mit Timandra in der Bibliothek getroffen hatte - zum Lernen, wie sein Freund immer wieder betonte, aber im Lichte der neuesten Entwicklungen zweifelte Sirius stark an dem Wahrheitsgehalt dieser Aussage. „Realität an Sirius! Hallo, jemand zu Hause?" James' Stimme war ganz plötzlich zu ihm vorgedrungen. „Hm?" Verwirrt darüber aus seinem Verdächtigenscan herausgerissen worden zu sein, blickte er James an. „Bei Merlin, was ist heute nur los? Remus ist auf irgend einer seltsamen Muntermacher-Droge und du siehst aus, als könntest du 'ne Frust-weg-Pille und ein gutes Antiaggressionstraining vertragen. Sirius, sprich mit mir!" Erst jetzt bemerkte Sirius, dass Remus nicht mehr am Tisch saß. „Wo ist Moony?" fragte er irritiert. James rollte mit den Augen. „Bekommst du heute eigentlich überhaupt noch was mit? Der ist gerade eben gegangen." „Hat er gesagt, wohin?" James schüttelte den Kopf. „Nein. Er meinte, wir würden uns später im Gemeinschaftsraum treffen." Enttäuscht seufzte Sirius und ließ die Schultern hängen. James warf ihm einen mitleidigen Blick zu. „Sirius, was ist los? Irgend etwas stimmt doch nicht mit dir." stellte der Brillenträger fest und legte seinem Freund die Hand auf die Schulter. „Hab' nicht gut geschlafen." murmelte Sirius in den Kragen seines Pullovers hinein. James gab auf. „Wenn dir nicht nach Reden ist, ist das in Ordnung, Sirius. Aber wenn du's mir erzählen willst, dann bin ich da, okay?" Sirius sah in die vertrauenerweckenden Augen seines Freundes und wäre beinahe heulend zusammengebrochen. Er wollte James unbedingt alles erzählen, wollte alles loswerden, das ihn bedrückte, aber das wäre zu diesem Zeitpunkt ebenso unklug gewesen, wie mit nacktem Oberkörper auf McGonagalls Pult zu springen und „Ugga Ugga Ugh!" zu brüllen. Er würde sein kleines, dreckiges, verliebtes Geheimnis vorerst für sich behalten. Zumindest glaubte Sirius das. ----------------- ... to be continued... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)