Lunatismus von abgemeldet (Ruhmreiche Rumtreiber) ================================================================================ Kapitel 38: - Das pelzige Pack - -------------------------------- A.N.: Meine lieben Leser, ich muss mal etwas loswerden, das mir schwer auf der Seele lastet (Sagt sie mit einem nur halb so ernsten Gesicht und zwinkert). Wie immer habe ich einige tolle Kommentare erhalten, Anregungen, Kritik und auch Anfeuerungen, so weiter zu machen wie bisher. Das ist klasse. Animexx.com bietet eine ideale Plattform für alle, die sich künstlerisch ausprobieren und -toben wollen und das ist hervorragend. Ich studiere Literaturwissenschaften und kann nur sagen, dass es mir unheimlich viel Spaß macht meine gewählte Laufbahn mit meinem Hobby (dem Schreiben)zu verbinden. Denn so entwickelt man sich. Man kann seine Ideen mit anderen Menschen teilen, die die gleiche Begeisterung hegen und das ist wirklich spitze. Aber im Vordergrund dieser Sache hier steht für mich der Spaß, nicht der überragende Lerneffekt. Und mit der Kritik ist das so eine Sache... Es erreichten mich einige Nachrichten und Feedbacks unterschiedlicher Übermittlungsart, die (anders als all die anderen, die mit konstruktiver Kritik und tollen Anregungen aufwarteten) doch recht klar darauf schließen lassen, dass sich einige Leute unter meinen Lesern befinden, die Kritik sehr roh verpacken. Liebe Pendanten, die ihr auf Fehlersuche seid, mal so unter uns: Eine solche Art Feedback zu geben verdirbt jedem Autoren den Spaß am Schreiben, egal wie motiviert er ist. Natürlich ist es richtig auf Fehler hinzuweisen, da spricht absolut nichts gegen. Aber Kritik sollte immer im Gleichgewicht mit freundlichen Worten stehen, denn das ist es, was Autoren weiterschreiben lässt. Wer etwas lesen/sehen will, muss auch etwas geben und das sind angenehm zu lesende Kommentare. Kein Autor, der etwas auf sich hält, braucht ein großes Bett aus Lorbeeren oder einen Kranz auf dem Haupt. Was er braucht - was ich brauche - das sind Anregungen, Ideen, sachliche Kritik und den ein oder anderen Plot-Bunny. Und ist es denn wirklich so schwer am Ende eines langen Kritikschreibens einen positiv klingenden oder motivierenden Satz zu setzen, oder einen ;), der mir zu verstehen gibt, dass ich euch wenigstens ein wenig unterhalte? Wenn ihr, und damit meine ich die Pendanten UND meine wohlgesonnenen Kommentarschreiberlinge, mir auf diese Weise Rückmeldung gebt, dann bin ich zufrieden. Und ein zufriedener Autor schreibt gute Geschichten. Vielen Dank für's zuhören und euer großes Interesse an meiner Geschichte. Ihr seid wirklich alle ganz klasse! Und nun... ENJOY! ^-^ -------------------- - Das pelzige Pack - In den folgenden Wochen schienen die Rumtreiber nicht zu bremsen zu sein. Egal wo man sie sah, in der Großen Halle beim Frühstück, auf dem Weg zu den Unterrichtsräumen oder draußen beim nachmittaglichen Rumhängen, immer vermittelten die vier Freunde den Eindruck absoluter Zusammengehörigkeit. Obwohl das für viele Schüler großen Tumult bedeutete (denn vier Rumtreiber bedeuteten vier mal so viel Ärger), so war es doch gut, dass alles wieder im Lot zu sein schien, denn Chaos durch die Rumtreiber gehörte zum täglichen Stundenplan wie Verteidigung gegen die Dunklen Künste und Verwandlungen und wenn es fehlte, fehlte allen etwas. Selbst Professor McGonagall, die immer unter Sirius' guter Laune zu leiden hatte, schien besserer Stimmung zu sein, als sonst. Sie hatte von Dumbeldore gehört was geschehen war und auch wenn sie es niemals zugegeben hätte: Die vier Rumtreiber ihres Hauses gehörten zusammen und wenn sie es nicht wären, ginge ihrem Haus der Elan verloren. Aber am glücklichsten unter allen waren wohl die Rumtreiber selbst. Nachdem Remus und Sirius Hand in Hand nach ihrem Besenritt zurück in den Schlafsaal gekommen waren, hatte niemand mehr ein Wort über die Sache verloren. Stattdessen hatte Peter seine Schokofrösche zum Verzehr freigegeben (was für seine Verhältnisse wirklich spendabel war) und die vier Jungen hatten es sich auf James' Bett gemütlich gemacht, wo sie neue Streiche planten und sich wie gewohnt über den Unterricht beschwerten. Die Wiedervereinigung der Rumtreiber schien perfekt. Aber für Remus sollte es noch perfekter werden. ~*~ Es war der erste Dezember und Remus hatte seine Freunde in weiser Voraussicht überredet, gemeinsam mit ihm endlich für die anstehenden Prüfungen zu lernen. Doch außer Remus schien keiner der Rumtreiber sonderliche Begeisterung für das Mammutprojekt ZAG aufbringen zu können.Der Gemeinschaftraum war mit Ausnahme der vier Freunde leer und während der junge Werwolf seit fast einer Stunde voller Interesse in Schildkraft gegen die Dunkle Magie vertieft war, hockte Peter eingesunken in seinem Sessel und kaute auf einem Lakritz-Zauberstab herum. Sirius saß zu Remus' rechten und starrte schon seit einigen Minuten auf eine Buchseite, ohne dass sich seine Augen bewegten. Auch James, der eine Zusammenfassung der Trollkriege abfassen wollte, schien nicht sonderlich gut voran zu kommen. „ARGH!" donnerte James und schmiss mit der Kraft der Frustration seine Schreibfeder auf die Rolle Pergament, die vor ihm auf dem Tisch lag. „James, was ist los?" wollte der junge Werwolf wissen, der erschrocken von seiner Lektüre aufgesehen hatte. Der Angesprochene fuhr sich wüst durch die Haare, bis er aussah, als sei ein Knallrümpfiger Kröter auf seinem Kopf explodiert. „Moony, ich schnall das nicht! Warum konnten die blöden Trolle nicht einfach ihre Keulen einpacken und nach Hause gehen? Wenn sie das getan hätten, dann müsste ich mir jetzt nicht merken, wann das große Trollmassaker in Irland- „Island." korrigierte Remus pflichtbewusst." „-Sag ich doch. Wo war ich?" „James, es ist doch wirklich simpel." sprach Remus und versuchte zum dritten Mal an diesem Tag die Trollkriege für James aufzubereiten. „1416, der erste Trollkrieg in Island. 1614, der zweite Trollkrieg in den französischen Alpen. 1700, der dritte Trollkrieg, ebenfalls in den Alpen. Das ist doch nicht schwer zu merken, oder?" „Es kann doch nicht jeder so ein Zahlengenie sein, wie du." meckerte James kleinlaut. „Ich bin kein Zahlengenie." verneinte Remus sachlich. „Sagt derjenige, der seine Arithmantikhausaufgaben morgens beim Frühstück in zehn Minuten machen kann." „Wann soll ich meine Hausaufgaben auch sonst machen? Ihr lenkt mich nach dem Unterricht doch ständig ab." beschwerte sich Remus neckisch. „Als wenn dir das nicht gefallen würde." mischte sich Sirius ein und sah seinen Freund mit skeptischem Blick an. Dieser verdrehte die Augen. „Natürlich gefällt es mir, mit euch unterwegs zu sein. Trotzdem hätte ich abends mehr Zeit meine Hausaufgaben zu machen, wenn ihr- WAS BEI MERLINS BART REDE ICH HIER NUR?! Seht ihr! Ihr tut es schon wieder!" „Was?" fragte James scheinheilig. „Ihr lenkt ab." „Tun wir gar nicht!" rief Sirius gespielt schockiert. „Doch, das tut ihr." „Nie im Leben!" sprach James. „Wir doch nicht!" stimmte der Lockenkopf zu. „Niemals würden wir es wagen." Während Sirius und James sich kaputtlachten, ließ Remus resignierend den Kopf in den Nacken fallen und seufzte hörbar auf. Sirius fiel sofort die wunderschöne Kurve auf, die Remus' Hals darstellte und wie schön das Licht des Feuerscheins aus dem Kamin auf seiner blassen Haut tänzelte. Wie aus Reflex legte er dem anderen Jungen seine Hand unter dem Tisch auf das Knie, so wie er es schon oft im Unterricht getan hatte. Es war eine Geste der Vertrautheit und seit dem Snape-Zwischenfall waren Sirius diese Gesten wichtiger als je zuvor. Er hatte das Gefühl sich jeden Tag auf's Neue versichern zu müssen, dass Remus ihm noch vertraute. Und jedes Mal fühlte er sich ungemein erleichtert und beflügelt, wenn der Werwolf seine Nähe nicht nur zuließ, sondern dann und wann auch mit einem Lädcheln darauf reagierte. „Okay, Moony. Du hast ja Recht." sagte James plötzlich sehr ernst. Überrascht sah Remus zu ihm hinüber. „Echt?" „Ja, hast du. Ohne ZAGe, kein UTZ und ohne UTZ keine Zukunft." sprach James. Die drei übrigen Rumtreiber waren sichtlich erstaunt über James' Erkenntnis. Eine Weile starrten sie ihn mit offenen Mündern an. „Das hast du gut erkannt, James. Woher der plötzliche Sinneswandel?" wollte Remus schließlich wissen. James zuckte mit den Schultern, aber seine Ohren wurden rot und er blickte verlegen in der Gegend umher, ein sicheres Zeichen dafür, dass James versuchen würde etwas vor seinen Freunden geheim zu halten. „Weiß nicht. Kann ja nicht schaden, ab und an was für die Schule zu tun, oder?" Sirius schüttelte heftig den Kopf. „Nein, James. So läuft das nicht. Die Rollen sind klar verteilt: Remus ist der Intellektuelle, ich bin der Schönling, Peter ist..." Sirius warf dem schmatzenden Peter einen prüfenden Blick zu, bevor er sich wieder James zuwandte. „Peter isst. Und du, du bist der Sportler. Du kannst jetzt nicht plötzlich mit Remus tauschen wollen, das funktioniert nicht. Du kannst nicht einfach ein perfektes System über den Haufen werfen. Also, raus mit der Sprache: Was geht hier vor?" Schuldbewusst kratzte James auf einem besonders schön gemaserten Teil des Tisches herum und schwieg. „Hat die olle Evans etwa was damit zu tun?" fragte der Lockenkopf vorwurfsvoll. Er konnte Sirius nichts verheimlichen, das hätte er wissen müssen. „Nun ja... Ich dachte, es könnte meinem Ruf nicht abträglich sein, wenn ich ein wenig mehr Augenmerk auf meine schulischen Leistungen lege." sagte er vorsichtig. „Und ganz nebenbei willst du in Evans' Gunst nach oben rutschen, was? James, ich bin enttäuscht von dir." „Unghhmpfhn." schmatzte Peter dazwischen. „Sirius, es ist doch egal, aus welchem Grund James sich ein wenig anstrengen möchte. Die Hauptsache ist doch, dass er es tut." meinte Remus. „Lily ist sehr nett und früher oder später wird sie auch erkennen, dass James zwar nach Außen hin gelegentlich wie ein Schaumschläger wirkt, aber tief im Inneren einen gütigen Kern besitzt. Und wenn er ein wenig nachhelfen möchte, dann ist das doch sehr positiv." „Danke, Remus. Endlich kommt mir hier mal jemand zu Hilf- ... Ich wirke wie ein Schaumschläger?" „Manchmal. Aber ein sehr sportlicher Schaumschläger." fügte Remus neckisch hinzu und erntete von James einen bösen Haha-wirklich-sehr-witzig-Blick. „Ich glaube, du verschwendest mit der ollen Evans deine Zeit." meinte Sirius. „Hmpf." bestätigte Peter und biss ein weiteres Mal von der Lakritz-Stange ab. James protestierte energisch. „Ich verschwende keine Zeit! Lily und ich kommen schon sehr viel besser miteinander aus. Sie nennt mich sogar beim Vornamen!" erzählte er stolz. Sirius legte seinen enttäuschten Hundebabyblick auf. „Ich nenn' dich auch beim Vornamen und mir gratulierst du nicht dazu." Remus konnte sich nicht mehr zurückhalten und brach in schallendes Gelächter aus, während Peter sich vor Lachen beinahe verschluckt hätte. „Jungs, klärt das unter euch. Ich geh' in die Bibliothek." sagte Remus grinsend und erhob sich, ganz zu Sirius' Missfallen. „Moony! Du kannst doch jetzt nicht so einfach gehen! Wir kommen doch überhaupt nicht voran ohne dich!" Das war nicht der wirkliche Grund, warum Sirius wollte, dass der Werwolf blieb. Viel zu sehr hatte er die Nähe zu ihm genossen. Remus ahnte nichts von Sirius' wahrer Enttäuschung und lachte stattdessen. „Ich hol euch anderes Material. Für dich, James, hole ich Trolle für Trolle - Ein geschichtliche Abhandlung für Leute, die es wissen müssen - nicht wollen ; Für Sirius leihe ich nochmal Astronomie für Anfänger aus - Entschuldige, Sirius, aber selbst ein Guhl kann präzisere Sternenkarten zeichnen als du. Und für Peter..." Mit einem nachdenklichen Blick auf den immer noch vor sich hin kauenden Jungen sprach Remus: „Peter, ich bring dir noch eine Pastete mit, ja?" Mit großen, glücklichen Augen nickte Peter und verschlang den letzten Rest Lakritze. Mit diesen Worten entschwand Remus aus dem Gemeinschaftsraum, nicht ohne von James noch ein schmissiges „Vergiss nicht für dich noch einmal Pelzpflege durch die Jahrhunderte mitzunehmen!" hinhergerufen zu bekommen. Sie hörten Remus noch lachen, bevor das Portrait der Fetten Dame zuschwang. Kaum war Remus verschwunden, steckten die drei verbliebenen Rumtreiber auch schon die Köpfe zusammen. „Okay, Jungs," sagte James und obwohl niemand sonst im Raum war sprach er mit gedämpfter Stimme. „Ich hab' auf den Mondkalender geschaut. Übermorgen ist Vollmond." „Gut." meinte Sirius mit entschlossener Miene. „Übermorgen ist es dann soweit." Peter schluckte. „Seid ihr sicher, dass wir das schon wagen sollten? Ich meine, ich hab es erst vor zwei Tagen zum ersten Mal geschafft und bei euch ist das auch noch nicht weit her mit der Übung." Sirius schüttelte den Kopf und blickte dem kleinen Jungen ernst in die wässrigen Augen. „Peter, wir können nicht länger warten. Jeder Vollmond, den Remus allein durchstehen muss, ist eine Höllenqual für ihn. Du siehst doch, wie sehr er jedes Mal leidet. Er muss immer länger und länger im Krankenflügel bleiben und seine Narben sehen wirklich grausam aus. Hast du ihn schon mal ohne Hemd gesehen? Sein Rücken sieht aus, als wäre jemand mit einer Rasierklinge drüber gefahren." Das wusste Sirius nicht von ungefähr. Ein paar Abende zuvor war Remus ein wenig unumsichtig beim Zuziehen seiner Bettvorhänge gewesen, hinter denen er sich umzuziehen pflegte. Sirius hatte bereits im Bett gelegen und so getan, als lese er in Quidditch im Wandel der Zeiten. Doch sein Blick war auf den schmalen Spalt fixiert gewesen, durch den er gute Sicht auf den anderen Jungen hatte. Er war sich ein wenig schäbig vorgekommen, wie ein perverser Voyeur, aber er konnte einfach nicht wegsehen. Zwar war Remus nur mit dem Rücken zu ihm gewandt, aber allein diese Ansicht genügte Sirius voll und ganz, um Hitze in sich aufsteigen zu spüren. Trotz der vielen roten Striemen auf seinem Rücken, war Remus das Perfekteste, auf das Sirius jemals einen Blick geworfen hatte. Obwohl der Lichteinfall sehr fahl war, konnte er die blasse Haut des anderen Jungen gut erkennen und hatte still die schmale Taille des jungen Werwolfs bewundert. Die ganze Nacht über hatte er an nichts anderes denken können und hatte dementsprechend am anderen Morgen mit heftiger Übermüdung zu kämpfen gehabt. Noch immer breitete sich in ihm bei dem Gedanken an den halbnackten Remus ein kribbliges, heißes Gefühl aus und ließ ihn an Dinge denken, die nicht nur seine Mutter für unpassend gehalten hätte. „Sirius hat Recht." sprach James und holte Sirius aus seinen Tagträumen zurück. „Wir dürfen nicht länger warten. Wir haben so lange dafür gearbeitet und es wird Zeit, dass wir umsetzen, was wir gelernt haben." Zögerlich nickte Peter. Sirius war zufrieden und grinste. „Dann ist es also beschlossen. Beim nächsten Vollmond bekommt Moony sein Pack." ~*~ Zu Peters Unbehagen kam der nächste Vollmond recht schnell. Wie gewöhnlich war Remus den ganzen Tag vor der Verwandlung noch stiller als sonst, aß wenig und wirkte angespannt. Trotzdem bemerkte er, dass seine drei Freunde anders drauf waren, als gewöhnlich. Während Peter zu vorgerückter Stunde immer nervöser wirkte, schienen James und Sirius noch aufgedrehter als für sie üblich war. Hätte Remus es nicht besser gewusst, hätte er angenommen, die beiden hätten Geburtstag. Beim Mittagessen schielten die beiden immer wieder verdächtig zu Remus hinüber und grinsten seltsam, was ihm irgendwie Unbehagen bereitete. Etwa eine Stunde vor Mondaufgang machte er sich schließlich auf den Weg in die Heulende Hütte, nachdem er sich bei Madam Pomfrey abgemeldet hatte. An den Tagen vor den Verwandlungen konnte er den Wolf immer ganz nah an der Oberfläche seines Bewusstseins spüren und es kostete ihn einiges an Energie und Konzentration dafür zu sorgen, dass die Impulsivität der Kreatur in ihm nicht auf ihn abfärbte... zumindest nicht so lange wie er selbst noch auf zwei Beinen lief und opponierbare Daumen besaß. Der Weg zur Heulenden Hütte kam ihm wie immer lang und trostlos vor und der Gedanke an die ihm bevorstehenden Schmerzen machten den Weg auch nicht leichter. An der Peitschenden Weide angekommen zückte er seinen Zauberstab und sprach klar und deutlich: „Impedimenta". Der aggressive Baum war nun so langsam, dass Remus mühelos seinen Ästen und Zweigen ausweichen konnte und zügig im Geheimgang verschwand. In der Hütte war es unangenehm kalt, denn der Wind draußen war eisig und zog heftig um das Holzhaus herum. Als Remus im oberen Stockwerk angekommen war, seufzte er und umfasste seinen Oberkörper mit beiden Armen. Er hatte sich nach fast fünf Jahren immer noch nicht daran gewöhnen können, in der Hütte eingesperrt zu sein, wenn der Vollmond kam. Wenn er zu Hause war wusste er wenigstens, dass seine Eltern in der Nähe waren, Menschen, die ihn liebten und sich um ihn sorgten. Aber hier waren die nächsten Menschen die Leute aus dem Dorf und die glaubten, er sei ein ungewöhnlich cholerischer Geist oder sonst ein gruseliges Wesen, das nachts sein Unwesen trieb. Remus wusste, dass er noch ein paar Minuten hatte, bis die Verwandlung beginnen würde. Er mochte es nicht darauf warten zu müssen, dass seine Knochen knackten, seine Sehnen sich unnatürlich weit dehnten und das Blut durch ihn hindurchrauschte, wie Wasser durch einen zu engen Schlauch. Aber er konnte nichts anderes tun als zu warten und darauf zu hoffen, dass es vielleicht dieses eine Mal etwas weniger schmerzhaft werden oder ein paar Sekunden schneller vorbei sein würde. Ein lauter Knall riss ihn aus seinen Gedanken. Er wirbelte herum, denn das Geräusch war von der Tür her, aus dem unteren Stockwerk gekommen. Dann hörte er zu seinem Entsetzen die Stimmen seiner Freunde: „Peter, pass doch auf." „Entschuldigung." Noch bevor er richtig realisieren konnte, was vor sich ging, standen auch schon James, Sirius und Peter in der Tür, letzterer mit einem Gesichtsausdruck, der von einer Mischung aus Furcht und Erwartungsfreude herrührte, die beiden Quidditchsspieler mit dem typischen Rumtreibergrinsen auf den Lippen. „Bei Merlins Bart, was tut ihr hier?!" wollte Remus aufgebracht wissen. James blickte ihn unschuldig an. „Wir wollten dich nur besuchen." „Besuchen?!" rief Remus mit schockgeweiteten Augen. „Seid ihr lebensmüde? Ihr müsst auf der Stelle verschwinden! Die Verwandlung kann jeden Augenblick beginnen und ob ihr es glaubt oder nicht: Ich würde euch morgen gerne an einem Stück wiedersehen!" Sirius lachte. „Moony, beruhige dich. Wir haben alles unter Kontrolle." „Kontrolle?!? Wann hast du schon mal etwas unter Kontrolle?!?" rief Remus vollkommen außer sich. Er hatte furchtbare Angst um seine Freunde und wollte nur, dass sie so schnell wie möglich aus der Heulenden Hütte verschwanden, noch bevor der Wolf sie in blutige Fetzen reißen konnte. Zu seiner Überraschung grinsten seine Freunde noch immer und zeigten keine Spur eines Rückzugs. Sirius und James tauschten einen vielsagenden Blick aus, bevor sich Sirius wieder dem jungen Werwolf zuwandte. „Moony, wir haben eine Überraschung für dich." Auf Remus' Gesicht zeichnete sich ein leuchtendes Fragezeichen ab. „Und das ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür, ja?" Seine Freunde ignorierten seinen schnippischen Kommentar. „Du hast mal gesagt," quiekte Peter aufgeregt. „-dass der Wolf glücklicher wäre, wenn er ein Rudel hätte. Ein Pack, mit dem er unterwegs sein kann." „Ihr seid kein Pack." sprach Remus energisch. „Ich weiß eure Bemühungen zu schätzen und ich weiß, dass ihr mir nur helfen wollt, aber nicht so! Ihr seid Menschen. Ihr seid Beute für den Wolf!" „Richtig." stimmte James zu. „Menschen können kein Rudel für den Wolf sein. Nur Tiere sind in der Nähe eines Werwolfs nicht in unmittelbarer Gefahr. Um mit einem Werwolf ein Pack zu bilden, muss man also-" „- ein richtig dickes Fell haben." beendete Sirius den Satz. Das Grinsen in seinem Gesicht hatte mitlerweile dafür gesorgt, dass Remus darüber nachdachte die Männer in den weißen Kitteln zu rufen, damit sie den Lockenkopf in eine Ich-hab-mich-lieb-Jacke stecken konnten, die nur am Rücken zuging. „Worauf wollt ihr hinaus?" Was als nächstes geschah, konnte Remus später kaum in Worte fassen. Innerhalb eines Sekundenbruchteils standen vor ihm nicht mehr James, Sirius und Peter, sondern ein bärengroßer, schwarzer Hund, ein stolzer Hirsch und eine aufgeregt quiekende Ratte. Er hatte mit allem gerechnet, mit den dümmsten Ideen und den irrwitzigsten Einfällen, aber keine seiner Vorstellungen hatte eine solche Menge Pelz beinhaltet. Mit offenem Mund und großen Augen starrte er die drei Tiere vor sich an und konnte kaum fassen, was seine Freunde für ihn getan hatten. Sie wollten in der Vollmondnacht bei ihm sein. Sie waren Animagi. Sie waren für ihn da. Sie waren sein Pack. Im nächsten Augenblick war Remus in die Knie gegangen und hielt sich die Hände vor den Mund, während heiße Tränen seine Sicht vernebelten. Der schwarze Hund kam langsam auf ihn zugetrottet und stupste mit der feuchten Nase seine Hände aus dem Weg und begann die wässrigen Spuren von seinen Wangen zu lecken. Remus lachte mit tränenerstickter Stimme. „Was habt ihr nur gemacht? Seid ihr denn verrückt?" Der Hund bellte zustimmend und irgendwie sah es aus, als ob er grinste. Der Hirsch näherte sich Remus mit klackernden Hufen und neigte sein stolzes Geweih zu Remus hinab, um ihm in die Augen sehen zu können. Obwohl ein Tier vor ihm stand, konnte Remus noch immer James' herausfordernden und neckischen Ausdruck in den Augen des Hirsches erkennen. Die Ratte piepte zwischen seinen Vorderhufen. „Ihr seid unglaublich, wisst ihr das? Womit hab' ich euch nur verdient?" fragte Remus und strich dem Hund durch das Fell. Sirius genoss diese Berührung. Solange er ein Mensch war, war er es meist, der den Kontakt zu Remus suchte. Er nahm den anderen Jungen bei der Hand, er berührte ihn. Und nun war es Remus, der den Kontakt herstellte. Hätte Sirius noch eine menschliche Stimme gehabt, hätte er zufrieden geseufzt. Plötzlich zog Remus ruckartig seine Hand aus Sirius' Fell und drehte sich mit zusammengekniffenen Augen und aufeinandergepressten Zähnen zur Seite. Schockiert sahen seine tierischen Freunde dabei zu, wie er am ganzer Körper zu zittern begann und scharf die Luft einsog, während er sich auf dem harten Holzboden vor Schmerzen zusammenkrümmte. Es war so weit. Die Verwandlung hatte begonnen. --------------- ... to be continued... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)