Lunatismus von abgemeldet (Ruhmreiche Rumtreiber) ================================================================================ Kapitel 31: - Moony - --------------------- A.N.: OMG! ICH BIN SO STOLZ! Das hier ist definitiv mein Grandum Opus, wenn ihr versteht, was ich sagen möchte. Es war so schwierig zu schreiben und hat trotzdem so unendlich viel Spaß gemacht. Ich gebe euch einen Tipp: Sucht euch auf youtube oder irgend einer anderen Plattform ein paar Lieder raus: "I've got to see you again" von Norah Jones zum Beispiel, das kommt echt gut. Wenn ihr das Kapitel lest und das dabei hört... WUUUM, sag ich nur. Sexual overload. ... Naja, ganz so heftig ist es auch nicht, aber es kommt einfach tierisch gut melancholische Geigenmusik bei diesem Kapitel zu hören (denn damit habe ich auch geschrieben). ^-^ Ich heiße L_Angel ganz herzlich willkommen. Danke für deinen Kommentar. Auch meine lieben Stammleser (Windy, schattenfeder und alle meine Kommentarschreiber) seien herzlich gegrüßt. Ihr wollt etwas über Remus' Innenleben wissen? Sollt ihr haben! ENJOY! --------------- - Moony - Am 1.September stand Remus auf dem Bahngleis 9 ¾ und wartete auf seine Freunde. Es war noch sehr früh, aber er hatte seinen Eltern gesagt, dass sie sich nicht extra einen Tag freinehmen mussten, um ihn zum Bahnhof King's Cross zu begleiten und war mit Flohpulver nach London gereist. Er schätzte es, dass seine Eltern so viel Vertrauen in ihn hatten. Er saß mit baumelnden Beinen auf seinem riesigen Hogwartskoffer und wartete darauf, dass der Express zur Zaubererschule einfuhr. Er war furchtbar müde. Der letzte Vollmond war erst zwei Nächte her und er fühlte sich immer noch krank und mindestens hundert Jahre älter. Über die Ferien hinweg war der Wolf unerträglich gewesen. Er spürte die Präsenz seines Alter Egos nun nicht mehr nur kurz vor den Verwandlungen, sondern beinahe ständig im Hintergrund, wie das leise Brummen eines Heizkörpers. Und er zehrte an Remus' Kräften. Es fiel Remus schwerer und schwerer sich gegen die Impulse zur Wehr zu setzen, die der Wolf ihm eingab. Es war jeden Tag und jede Nacht ein neues, geistiges Kräftemessen und Remus befürchtete, dass er es nicht mehr lange durchhalten konnte. Er verstand nicht, was der Wolf von ihm wollte. Er wusste, wenn er es herausfinden würde, könnte er den Wolf zufriedenstellen und seine Ruhe bekommen, aber die Botschaften, die das Wesen in ihm aussendete, waren konfus und heftig und Remus fühlte sich hoffnungslos überfordert mit der Situation. Ihm wurde schwindelig. Remu griff instinktiv nach den Seiten des Koffers, um sich einen besseren Halt zu verschaffen. Dann atmete er ein paar Mal tief durch. Es konnte doch nicht so schwer sein, seine eigene Bestie unter Kontrolle zu bringen. Andere Werwölfe schafften es doch auch. Warum also nicht er? Der Wolf winselte in ihm. Allein. Ich weiß, dass du dich einsam fühlst, dachte Remus. Aber kannst du dich nicht bitte beherrschen? Will Pack. Jetzt. Später. Jetzt!, knurrte der Wolf und zerrte noch etwas mehr an Remus' Bewusstsein. Remus schüttelte den Kopf, um das seltsame Gefühl loszuwerden, dass der Wolf in ihm verursachte. Der Wolf knurrte noch immer. „Na, Lupin? Drehst du jetzt durch?" Remus blickte nach rechts und sah eine Gruppe von Jungen auf sich zukommen, die er zuerst nicht erkannte, weil sein Sichtfeld durch den Schwindelanfall immer noch verschwommen war. Doch nachdem sich seine Sehschärfe reguliert hatte, erkannte er zu seinem Unmut die altbekannten Mitglieder des Slytherinhauses Flint, Nott und Snape. „Zieh Leine." sagte Remus mit monotoner Stimme und kniff die Augen kurz zusammen. Der Wolf knurrte noch lauter. Jetzt! „Uh! Lupin wird böööse!" spottete Flint. „Sag, Lupin: Wird man durch's viele Lernen geisteskrank, oder bist du schon gestört auf die Welt gekommen?" Blut! „Nein." sagte Remus leise. Die Slytherins lachten. Remus bekam Kopfschmerzen und ihm wurde wieder schwindelig. Er starrte vor sich auf den Boden und versuchte einen Punkt zu fixieren. Pack! Jagen! Nott stieß Remus mit der rechten Hand gegen die Schulter. „Was ist, Lupin?" fragte er. „Hast du Angst vor uns?" JAGEN! Remus seufzte und schloss die Augen, wodurch er nicht sah, dass die drei Slytherins sich seltsame Blicke zuwarfen. „Antworte, Lupin!" forderte Flint und trat noch einen Schritt näher. Seine Stimme erklang wie durch einen dicken Nebel erstickt in Remus' Ohren. „Ja, antworte." sagte Snape, blieb aber im Hintergrund. Er musterte Remus eindringlich, so als versuchte er etwas zu sehen, das verborgen war. PACK! JAGEN! Remus fühlte, wie die Mutter aller Ohnmachtsanfälle versuchte von ihm Besitz zu ergreifen und versuchte mit aller Macht dagegen anzukämpfen. „Lupin!" raunzte Nott. JETZT! „Hey! Lasst Remus in Ruhe!" Sirius' Stimme erklang überraschend klar und Remus wandte sich in die Richtung, aus der er sie gehört hatte. Der junge Black blickte wütend in die Richtung der Slytherins. „Los, verzieht euch! Geht zurück in eure Schlangengrube." Tatsächlich traten die drei Slytherins den Rückzug an. Sie wussten, dass man sich besser nicht mit mehr als einen Rumtreiber gleichzeitig anlegen sollte. „Sieh zu, dass das kleine Lupin-Baby seine Pillen kriegt." rief Flint ihnen noch aus einiger Entfernung zu. Sirius hörte nicht hin. „Hey, Remus. Alles in Ordung?" wollte er wissen und legte seine Hand vorsichtig auf die Wange seines Freundes und hob dessen Gesicht ein wenig an, damit dieser ihm in die Augen sehen konnte. Remus nickte. pack... brummte der Wolf und Remus glaubte einen Moment lang, so etwas wie Zufriedenheit zu verspüren, die nicht seine eigene war. „Bist du dir sicher?" hakte der Lockenkopf nach. „Du siehst krank aus." Remus nickte erneut. „Alles okay." sagte er. Der Schwindel ließ nach und auch sein Sehfeld wurde wieder klarer. Der Wolf schwieg und Remus dankte Merlin dafür. „Hat dich der letzte Vollmond so mitgenommen?" „Es geht schon wieder." In diesem Moment hörten sie das laute Schnaufen der roten Hogwartsexpresslok, die in den Bahnhof einfuhr. „Lass uns zusehen, dass wir schon mal ein Abteil reservieren. James und Peter kommen bestimmt erst auf den letzten Drücker." meinte Sirius und half Remus seinen Koffer in den Zug zu stellen. Die ganze Zeit über beobachtete Sirius seinen Freund mit sorgenvollem Blick und Remus war sich dessen durchaus bewusst. Er schämte sich dafür, dass er sich selbst nicht mehr unter Kontrolle hatte und noch viel mehr schämte er sich dafür, dass Sirius es gesehen hatte und ihn wieder hatte in Schutz nehmen müssen. Außerdem verwunderte es ihn, dass der Wolf so plötzlich Ruhe gab. Es war ihm sofort besser gegangen, nachdem Sirius aufgetaucht war und tatsächlich glaubte Remus zu spüren, wie der Wolf in ihm die Nähe des Lockenkopfes genoss. Während sie ein Abteil aussuchten überlegte Remus, ob das vielleicht etwas damit zu tun haben konnte, dass der Wolf wusste, dass Sirius zu Remus' Pack gehörte. Möglicherweise beruhigte das den Wolf in ihm. Sie ließen sich nebeneinander auf einen Sitz nieder und schauten nach draußen auf den Bahnsteig, der sich langsam aber sicher mit Schülern und Eltern füllte. Bald würden sie ihr fünftes Jahr in Hogwarts beginnen, doch keiner von beiden verspürte eine besondere Aufregung deswegen. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, über andere Dinge nachzudenken. Sirius machte sich Sorgen. Er hatte Remus selten so kraftlos und müde gesehen und es stimmte ihn mehr als nur missmutig, dass die Slytherins wie immer keine besondere Hilfe gewesen waren. Auch die Einsilbigkeit des jungen Werwolfs war absolut untypisch und bereitete Sirius Kopfzerbrechen. Dennoch war es ein schönes Gefühl, neben ihm sitzen zu können, ganz dicht bei ihm. Sirius hatte sich die ganzen Ferien über nichts sehnlicher gewünscht. Er wendete seinen Blick wieder Remus zu. Dieser saß immer noch neben ihm und schien nach draußen auf das Pflaster zu schauen, aber sein Blick war glasig, so als würde er gar nicht auf das achten, was vor seinen Augen geschah, sondern eine andere Welt betrachten. In der Tat befasste sich Remus zu jenem Zeitpunkt mit seiner vollkommen verkorksten Gefühlswelt. Was war nur mit diesem Wolf los und warum fühlte er sich so ausgezehrt? Seine Augenlider wurden schwer. „Remus?" hörte er Sirius' weiche Stimme. „Vielleicht solltest du dich noch ein wenig hinlegen." Remus nickte kaum merklich und fühlte, wie ihn eine vorsichtige Hand zur Seite zog. Im nächsten Moment war er auch schon eingeschlafen. ~*~ Moony lag auf der Lauer und beobachtete den Hund. Es fühlte sich sicher an in dessen Nähe zu sein, aber Moony wusste noch nicht, ob er diesem anderen Wesen vertrauen konnte. Die Hierarchie war noch nicht festgelegt, aber die würde sich mit der Zeit herausstellen. Bis dahin würde er wachsam sein müssen. ~*~ Sirius konnte sein Glück überhaupt nicht fassen. Remus schlief seelenruhig mit dem Kopf auf seinem Schoß und gewährte ihm so genug Zeit, um den kleineren Jungen ausgiebig zu studieren. Das Sonnenlicht verfing sich in Remus' hellbraunem Haar und ließ die ein oder andere Strähne golden glänzen. Sirius lachte leise. War es nicht das, was James über Lily gesagt hatte? Der Junge musste wirklich in die olle Evans verschossen sein, wenn ihm solche Dinge auffielen. Sirius fuhr zaghaft mit seinen Fingern durch Remus' Haare und entdeckte an den Schläfen des Schlafenden ein paar erste, graue Strähnen. Sie waren sehr fein und kaum zu sehen, aber sie waren da. Sirius wusste, dass die grauen Haare ein Zeichen dafür waren, dass Remus sich zu viele Gedanken machte und zu viele Sorgen hatte, aber dennoch fand er, dass sie zu dem jungen Werwolf passten. Er konnte sich Remus gut als alten Mann vorstellen, mit edlem, silbergrauem Haar und einer silbereingefassten Brille mit winzigen Gläsern und einem dicken Buch in der Hand, zufrieden lächelnd. Das Bild gefiel Sirius. Er strich Remus vorsichtig ein paar Haare aus der Stirn und betrachtete das Gesicht des anderen Jungen. Er selbst hatte ein eher kantiges Gesicht (Mädchen nannten es männlich, Remus sagte immer markant und James meinte, es sei einfach scharf geschnitten), aber Remus hatte ein völlig anderes Gesicht. Seine Züge waren sehr weich und selbst die hohen Wangenknochen, die normalerweise ein hervorstechendes Merkmal im Antlitz eines Menschen bildeten, wirkten in Remus' Gesicht weniger hart und ließen ihn irgendwie zerbrechlich aussehen. Er bemerkte nun zum ersten Mal, wie lang Remus' Wimpern waren und wie fein der Bogen seiner Brauen über seinen Augen ruhte. Sirius seufzte. Es hatte ihn wirklich heftig erwischt. ~*~ Als James mit Peter im Schlepptau das Abteil gefunden hatten, in dem es sich ihre Freunde bereits gemütlich gemacht hatten, betrat er eine ungewöhnliche Szene. Remus lag schlafend auf Sirius' Schoß, während dieser abwesend ins Leere schaute. „Hey, Sirius!" sagte er und verstaute seinen Koffer sicher im Gepäckfach. „Was ist denn mit Remus los?" Sirius sah auf und schenkte seinen Freunden sein typisches Lächeln. „Vollmond. Er wird wieder." antwortete er. „Vielleicht ist es auch ganz gut, wenn er schläft." meinte Peter. „Dann kann ich euch von meiner Idee erzählen." „Du meinst, ohne dass Remus Bedenken äußert." fügte James schmunzelnd hinzu. Peter nickte. „Ich hab' mir gedacht, dass wir dieses Jahr wieder aktiver werden sollten, ich meine, die Streiche und so." James und Sirius nickten heftig. Peter fuhr fort. „Ich hab' ein wenig in den alten Schulsachen von meinem Vater gestöbert und einen wahnsinns Spruch gefunden, mit dem man Knochen bewegen kann. Ich meine, so richtig, als wären sie noch lebendig, versteht ihr?" „Und welche Knochen willst du bewegen?" Peters Enthusiasmus fiel von seinen Schultern, wie ein zu schwerer Rucksack. „Ich dachte, dass könntet ihr mir sagen." James überlegte. „Wie wäre es mit dem Drachen im Unterrichtsraum für Verteidigung gegen die Dunklen Künste?" schlug er vor. Peters Miene hellte sich schlagartig auf. „Ja! So was!" Sirius grinste breit. „Das hört sich phänomenal an, James. Genau das richtige für uns. Der olle Atrox wird sich ganz schön umschauen." „Oh, ja." meinte James. Der Zug ruckelte einmal und fuhr dann an. „Endlich geht es los." sprach Sirius. „Ich hätte es zu Hause keine fünf Minuten mehr ausgehalten." „So schlimm?" fragte Peter nach und lehnte sich vor, so dass er sein Kinn auf die Handflächen und die Ellenbogen auf die Knie stützen konnte. Sirius nickte. „Meine Mutter ist ein widerlicher Drachen und mein Bruder..." Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich hab' vorhin schon Nott, Flint und Schniefelus gesehen. Ich wette, Regulus sitzt bei denen im Abteil und zieht über uns her." „Du hast sie gesehen?" fragte James skeptisch. Er ahnte, dass da noch mehr war. „Als ich zum Bahnhof gekommen bin, da haben die drei auf Remus eingeredet. Drei gegen Einen. Das sind solche Feiglinge." erklärte Sirius und kurzweilig flammte die Wut in ihm erneut auf. „Vielleicht sollten wir der Bagage mal einen Besuch abstatten." meinte James und stand auf. Er würde nicht versuchen eine Schlägerei oder dergleichen anzufangen, dafür war er zu intelligent. Aber er würde unmissverständlich klar machen, dass man sich nicht mit seinen Freunden anlegte, schon gar nicht, wenn diese sich nicht wehren konnten und James erschien es, dass Remus zur Zeit weit entfernt von seiner Bestform war. „Kommt ihr mit?" Peter nickte, aber Sirius blieb sitzen. „Ich will ihn nicht wecken." sagte er und deutete auf den schlafenden Remus. „Richte den Mistkerlen einen schönen Gruß von mir aus." James nickte und verließ mit Peter das Abteil. ~*~ Moony lag noch immer argwöhnisch irgendwo zwischen Erinnerungen und Träumen in Remus herum und behielt die Situation im Auge. Er hatte sich sehr beschirmt gefühlt, als die beiden anderen Präsenzen (eine gehörnte, große und eine kleine, pelzige) in seiner Nähe gewesen waren und nun war er wieder mit dem Hund alleine. Aber allem Anschein nach wollte der Hund ihm nichts Böses. pack... Moony entspannte sich ein wenig und grollte leise. ~*~ Remus seufzte leise, als er die Augen aufschlug. Das erste, das er sah, waren zwei stoffbedeckte Knie. Dann fühlte er eine Hand auf seiner Schulter. „Na, Schlafmütze." Sirius' Stimme war ruhig und überraschend weich. „Ausgeschlafen?" Remus schüttelte leicht den Kopf, ohne sich zu erheben. Der Platz war einfach zu gemütlich. Unter normalen Umständen wäre es ihm unangenehm gewesen im Schoß seines Freundes eingeschlafen zu sein, aber in diesem Augenblick war Remus so müde und auf eine zufriedene Art und Weise benommen, dass er es gar nicht richtig mitbekam. Eine Weile war das Rattern des Zuges das einzige Geräusch, das man im Abteil hören konnte. Remus spürte, wie Sirius' Daumen voller Vorsicht über seine Schulter strich, hin und her, hin und her, hin und her... „Ich habe die Ferien über viel an dich gedacht." Remus seufzte, damit Sirius wusste, dass er ihn gehört hatte. Irgendwie klang Sirius' Tonfall seltsam, aber Remus war nicht wach genug, um herauszubekommen, was sich dahinter verbarg. Der Lockenkopf fuhr fort. „Ich hab mir einen Spitznamen für dich ausgedacht." Hin und her...Hin und her... „Einen Spitznamen?" Hin und her... Remus fühlte, wie er wieder schläfriger wurde. „Moony." sagte Sirius. Remus dachte eine Weile über den Namen nach. „Moony." wiederholte er. „Magst du ihn?" fragte Sirius auf eine für ihn untypisch zögerliche Art. „Du hast ihn dir ausgedacht." stellte Remus fest und gähnte mit vorgehaltener Hand. „Natürlich mag ich ihn." Sirius' Finger bewegten sich zu Remus' Unmut nicht mehr. Eine Weile war es wieder still zwischen ihnen. Dann nahm Sirius seine Hand von Remus' Schulter und spielte stattdessen mit den Haaren an Remus' Schläfe. Wäre er eine Katze gewesen, hätte er zu schnurren angefangen. „Du hast hier ein paar graue Haare, Moony." sprach Sirius und ließ besagte Strähne vorsichtig durch seine Finger gleiten. „Ich weiß." Remus fühlte wie absolute Zufriedenheit ihn einhüllte. Es war, als ruhe er in sich selbst und wurde von einer Welle des inneren Friedens fortgetragen. Und das war eine hervorragende Sache. „Sie stehen dir." sagte Sirius leise. Er spürte, dass der junge Werwolf kurz davor war wieder einzuschlafen und das freute ihn. Es zeigte, dass Remus ihm vertraute. „Hm." seufzte Remus zufrieden. Er spürte noch wage, wie Sirius mit dem Zeigefinger den Bogen seiner Ohrmuschel nachfuhr. Dann war er wieder eingeschlafen. ~*~ Wie er das Fest der Ersten in der Großen Halle überstanden hatten, ohne Remus mit Haut und Haaren zu vertilgen, war Sirius ein absolutes Rätsel. Nachdem er im Zug fast drei Stunden geschlafen hatte, war Remus besserer Stimmung und wirkte plötzlich viel gesünder. Beim Festessen lachte er viel und Sirius hegte das kitschige Gefühl, zu einer Pfütze vor Remus' Füßen zerfließen zu müssen, einfach um dem Klischee gerecht zu werden. Der andere Junge wirkte auf Sirius so anziehend, dass er das Bedürfnis unterdrücken musste, Remus gegen eine Wand zu drücken und besinnungslos zu küssen. Als er das gedacht hatte, war ihm seine Gabel klirrend auf den Teller gefallen und er musste ziemlich geschockt ausgesehen haben, denn James hatte ihn gefragt, ob alles mit ihm in Ordnung sei. Nichts war in Ordnung. Es war das erste Mal gewesen, dass Sirius einen solchen Gedanken so klar vor seinem geistigen Auge hatte sehen können, dass es ihm einen warmen Schauer über den Nacken gejagt hatte. Nun lag Sirius auf seinem Bett im Schlafsaal der Gryffindors und beobachtete den schlafenden Remus im Bett neben seinem. ~*~ Moony schlief nicht. Er wusste, dass er beobachtet wurde. Das große, gehörnte Wesen und das pelzige Ding schliefen, aber er selbst und der Hund waren hellwach und taten etwas, dessen Equivalent in der physischen Welt ein stetiges Anstarren gewesen wäre. Sie belauerten sich, um herauszufinden, wer das Alphatier war. Pack? knurrte Moony. Pack, antwortete der Hund. ~*~ Durch die Vorhänge fiel das kalte Nachtlicht in den Schlafsaal und ließ es zu, dass Sirius das entspannte Gesicht des anderen Jungen detailreich erkennen konnte. Im blauweißen Licht wirkten seine Züge unergründlich und geheimnisvoll. Sirius spürte den Hund in sich. Das Tier schien heute so rastlos zu sein, wie er selbst. Ob der Hund wusste, wie seine menschliche Seite für den jungen Werwolf empfand? Der Hund knurrte auffordernd und Sirius konnte nicht anders: Leise stand er auf und ging fast völlig geräuschlos zu Remus' Bett hinüber, wo er vorsichtig auf allen Vieren auf die Matratze stieg. Sein Blut rauschte schnell durch seinen Körper und der Hund knurrte erneut, als er über dem anderen Jungen kniete. ~*~ Moony spürte die Präsenz des Hundes nun so nah bei sich, dass er nicht wusste, ob er sich bedroht oder angegriffen fühlen sollte. Der Hund knurrte ihn immer wieder auffordernd an. Alpha, gab er Moony zu verstehen. Moony überlegte, ob er sich wehren oder fügen sollte. Er spürte, wie stark der Hund war und wusste instinktiv, dass er es mit einem echten Anführer zu tun hatte. Zum ersten Mal verspürte Moony Respekt gegenüber einem anderen Wesen. Noch einen Moment lang verharrte er angespannt. Dann hatte er sich entschieden. ~*~ Remus seufzte im Schlaf und drehte sich auf den Rücken. Fasziniert betrachtete Sirius die weiß glänzende Haut an Remus' Hals und lauschte gespannt auf die leisen, winselnden Geräusche, die der andere Junge von sich gab. Er beugte sich noch ein wenig vor und stützte sich mit seinen Händen neben Remus' Schultern ab. Sein Herz schlug donnernd gegen seinen Brustkorb. Der Junge unter ihm drehte seinen Kopf zur Seite und reckte seinen Hals Sirius' ein wenig entgegen. Einem inneren Impuls folgend, den der Hund ausgelöst hatte, hob Sirius achtsam seine rechte Hand vom Laken und legte sie behutsam auf Remus' Hals. Vorsichtig drückte er seine Fingernägel in die weiche Haut unter seinen Fingern, gerade genug um weiße Halbmonde auf der hellen Haut zu hinterlassen. Remus atmete heftig ein und seufzte, wobei er seinen Hals Sirius' Hand entgegenreckte. Sirius war ganz und gar überwältigt. Noch nie war Remus so schön gewesen, wie in diesem Moment und es verschlug ihm schlicht und ergreifend den Atem. Der Hund in ihm heulte triumphierend auf. ~*~ Moony fügte sich. Der Hund war der Alpha seines Packs. Pack, sagte Moony. Nicht allein. Pack, antwortete der Hund. Zusammen. ~*~ Sirius strich sacht über den Hals unter seinen Fingern und fuhr mit seiner Hand hinab, bis zum ersten geschlossenen Knopf des Schlafanzugs. Remus sank, noch immer schlafend, zurück in sein Kissen. Noch eine ganze Weile betrachtete Sirius die schlafende Figur unter sich, bevor er dann zurück in sein eigenes Bett schlich. Er zitterte unter seiner Bettdecke wegen der Ausläufer der Aufregung, die er empfunden hatte. Er verstand nicht, was gerade geschehen war, oder was der Hund damit bezweckt hatte, aber Sirius wusste, dass es sich richtig angefühlt hatte. Er hatte Remus nicht wehgetan, sogar ganz im Gegenteil: Er hatte das Gefühl, dass Remus nicht passiv bei der Sache gewesen war, obwohl er geschlafen hatte. Sirius versuchte sein noch immer wild klopfendes Herz zu beruhigen, indem er tief ein und ausatmete. Was für eine seltsame Nacht, dachte er. Der Hund seufzte zufrieden. ~*~ Einige Augenblicke lang behielt der Wolf die Situation vom Unterbewusstsein seines Alter Egos aus noch im Auge, bevor er sich endgültig zusammenrollte und ebenfalls einschlief. Und in Remus herrschte Ruhe... Zumindest für eine Weile. ---------- ... to be continued... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)