Lunatismus von abgemeldet (Ruhmreiche Rumtreiber) ================================================================================ Kapitel 25: - Rendezvous für Fünf - ----------------------------------- A.N.: Oh, es hat Spaß gemacht, dieses Kapitel zu schreiben. Wenn ihr das nächste haben wollt, will ich wenigstens fünf Kommentare an meinem Brett sehen, okay? Ich wette, das bekommt ihr hin! ENJOY! ------------------ - Rendezvous für Fünf - Die Wochen vergingen und das erste Hogsmeadewochenende kam schnell. Bald schon war es Samstag, sonnig und warm. Perfekt um auszugehen. „Und ihr wollt wirklich nicht mitkommen?" fragte Sirius, der in seinem schicken, schwarzen Hemd einfach beneidenswert gut aussah. „Nein." antwortete James. „Ohne Lily mag ich nicht mit euch beiden weggehen." „Was ist mit dir, Remus?" Der Angesprochene saß auf seinem Bett, umringt von einigen dicken Büchern und Pergamentrollen. „Ich muss noch die Hausaufgabe für Professor Median fertigstellen und morgen werde ich keine Zeit dafür haben." In der Nacht von Samstag auf Sonntag würde erneut ein Vollmond stattfinden und da Remus Sonntag deshalb flachliegen würde, blieb ihm nichts anderes übrig, als alle seine Aufsätze jetzt zu erledigen. Sirius schenkte ihm einen mitleidigen Blick, bevor er sich Peter zuwandte. „Ich hab keine Lust." sagte Peter schlicht. Er saß auf seinem Bett und kaute gerade auf einer Weingummischlange herum, die sich zwischen seinen Fingern hin und her bewegte. „Außerdem wollen wir doch eure traute Zweisamkeit nicht stören." „Du bist doch nur neidisch, weil ich eine Verabredung habe und du nicht." gab Sirius grinsend zurück und betrachtete sich noch einmal im Spiegel. „Sehen meine Haare zu wüst aus?" „Narzist." kommentierte James lachend. „Deine Haare sehen immer wüst aus." „Ich habe gefragt, ob sie zu wüst ausehen." „Das fragst du mich?" entrüstete sich James und deutete auf den wilden Mop auf seinem Kopf. Sirius seufzte resignierend. „Remus, sind meine Haare in Ordnung?" Der junge Werwolf blickte von seinen Papieren auf und betrachtete seinen Freund eindringlich. „Lass sie so." meinte er schlicht. „Aber dein Kragen ist schief." Remus stand vom Bett auf und stellte sich hinter den etwas größeren Jungen. Sirius konnte Remus' Reflexion im Spiegel sehen. Seine schlanken Finger zupften geschickt an Sirius' Hemdskragen herum, bis er perfekter nicht hätte sitzen können. Sirius' Nackenhaare stellten sich in einem angenehmen Schauer auf. „Frierst du?" fragte Remus, als er die Gänsehaut sah. Hastig schüttelte Sirius den Kopf. „Bei dem Wetter?" Remus ging zurück zu seinem Aufsatz, während Sirius krampfhaft versuchte nicht darüber nachzudenken, wie intensiv er gerade diese banale Situation erlebt hatte. „Wo wollt ihr denn hingehen?" fragte Peter, der nun die gesamte Gummischlange verputzt hatte und nun kopfüber unter seinem Bett nach irgend etwas zu suchen schien. „Keine Ahnung. Wir treffen uns vorm Honigtopf. Vielleicht in Die Drei Besen, oder so." „Oder so?" hakte James nach und zog seine linke Augenbraue hoch. „Planst du das denn gar nicht?" „Nein, warum?" Sirius beschlich das eigentümliche Gefühl gerade einen erheblichen Fehler hinsichtlich des Codex der mächtig Verliebten (CmV) begangen zu haben. James sprang auf. „Weil das vielleicht die einzige Chance ist, ihr Herz für dich zu gewinnen! Ein erstes Date muss gut überlegt und strukturiert sein, sonst sucht deine Herzdame das Weite, bevor du Quidditch sagen kannst! Es ist ganz einfach, wenn du dich an ein paar grundsätzliche Regeln hälst." Sirius ahnte böses. Er wusste, dass James bereits eine Art CmV in seinem liebestrunkenen Hirn ausgearbeitet hatte und Sirius würde nun das Versuchskaninchen sein. „Regel Nummer Eins: Sei ein Gentleman. Frauen stehen auf so etwas. Halte ihr die Tür auf und rücke ihren Stuhl zurecht." Sirius lachte halbherzig. „Lasse ich mir etwa gerade Anweisungen für mein Date von jemandem erteilen, der es seit vier Jahren nicht schafft, die Frau seines Herzens dazu zu bekommen, ihn auch nur einmal nett anzusehen?" „Lenk nicht ab!" forderte James. Er sah ein wenig aus, wie Professor McGonagall. „Also, weiter im Text. Regel Nummer Zwei: Lass sie reden. Frauen stehen auf endlose Gespräche, in denen sie drei Viertel der Zeit für ihren Monolog beanspruchen." James schritt im Raum auf und ab und versah Sirius dann und wann mit einem strengen Blick. „Regel Nummer Drei: Hör ihr zu. Auch wenn sie wahrscheinlich die meiste Zeit über selbst reden wird, wird sie ab und zu deine Meinung erfragen und dann solltest du wissen, worum es sich dreht. Sonst könnte das ziemlich peinlich enden. Regel Nummer-" „Regel Nummer Vier: Vergiss die Regeln Eins bis Drei." sprach Remus lächelnd. Er hatte sich das Geblubber von James lange genug angehört. „Sirius, wenn dir was an Fidelity liegt, dann sei du selbst. Wenn sie dich so mag, wie du bist, dann ist sie ein gutes Mädchen und ihr beide werdet viel Spaß miteinander haben. Wenn sie dich nicht leiden kann, dann ist es idiotisch sich für sie zu verstellen. Das macht dich nur unnötig nervös und ist Zeitverschwendung. Und was dich angeht..." Er wandte sich James zu. „Du magst mit den Regeln Eins bis Drei vielleicht gar nicht so im Unrecht liegen-" „Natürlich nicht." „Aber das ist nicht das Geheimrezept, um jemandem zu gefallen. Wenn du willst, dass Lily sich irgend wann einmal für dich interessiert, solltest du darüber nachdenken, was Lily mag und nicht, was Mädchen im Allgemeinen mögen. Und dann solltest du dir überlegen, wie du bist und ob du dich für sie ändern willst, aus freien Stücken. Sie ist großartig und wenn du endlich deinen edlen Kern entdeckst, dann wird sie auch erkennen, dass du großartig bist." Im Jungenschlafsaal herrschte erstauntes Schweigen. Remus schaute in die Runde. Dann versah er Sirius mit einem gütigen Lächeln. „Du solltest jetzt losgehen. Sonst kommst du noch zu spät zu deiner Verabredung." Sirius schaute auf seine Uhr und stellte fest, dass Remus Recht hatte. Nur leider war es Sirius so ziemlich egal, ob er zu spät kam oder nicht. „Oh, du hast Recht." sagte er und griff nach seiner Tasche. „Wir sehen uns dann später." „Viel Spaß!" ertönten die drei Stimmen seiner Freunde, als er den Schlafsaal verließ. Einige Sekunden war es still im Raum. Dann hörten sie unten das Portrait der Fetten Dame zuschwingen und plötzlich sprang James erneut von seinem Bett. „Los, Jungs! Schuhe an und ab die Post!" „Was?" fragte Peter verdutzt. Auch Remus blickte verwirrt zu James hinüber. „Habt ihr etwa geglaubt, ich würde Sirius einfach so auf sein erstes Date spazieren lassen? Oh, nein! Der alte Junge steht unter Beobachtung!" „Wie willst du bitteschön ungesehen nach Hogsmeade kommen? Sirius wird dich bemerken und dann hat es sich ausbeobachtet." kommentierte Remus. „Falsch, lieber Mr.Lupin. Ich weiß, wie wir ohne Tarnumhang nach Hogsmeade kommen. Außerdem werdet ihr mitkommen." „Sagt wer?" „Sage ich. Oder wollt ihr dieses Spektakel etwa verpassen?" Remus seufzte. Er würde heute wohl doch nicht zu seinem Aufsatz kommen. ~*~ Sirius traf sich mit Fidelity vor dem Honigtopf und wie Mädchen es häufig an sich hatten, kam sie zu spät. Sirius kam sich dämlich vor. Er dachte daran, wieviel mehr Spaß er mit James, Remus und Peter hätte haben können. Doch stattdessen stand er sich für ein Mädchen die Beine in den Bauch. Als Fidelity schließlich um die Ecke kam, war Sirius massiv enttäuscht. Er hatte damit gerechnet, dass sein Herz vor Freude einen literarischen Sprung machte oder sein Magen sich vor Nervosität verknotete oder ihm schummerich wurde, doch nichts von alle dem trat ein. „Hallo, Sirius." Ihre Stimme war immer noch hoch und kindlich. Sie klimperte mit den Wimpern und Sirius verkniff sich die Frage, ob sie ein nervliches Problem habe. Stattdessen grinste er sie charmant an und ließ sie sich unterhaken. „Darf ich fragen, wonach es der Dame gelüstet?" Sie kicherte und Sirius hatte das Bedürfnis, die Augen zu verdrehen. „Ich dachte, wir könnten zu Madam Puddifoot gehen." antwortete sie. „Es wäre mir ein Vergnügen." sprach Sirius galant. Ihm war speiübel. ~*~ James war ungemein stolz auf seinen neuentdeckten Geheimgang. Nachdem sie durch Zufall den schmalen gang hinter dem Wandspiegel entdeckt hatten, hatte er sich tagelang durch die Schule geschlichen. Er hatte gegen Wände gedrückt, Bilder verschoben, Rüstungen bewegt und Teppiche angehoben, nur um vielleicht noch einen weiteren geheimen Zugang zu finden. Eigentlich hatte er nicht wirklich daran geglaubt jemals mit seiner Suche Glück zu haben, aber Fortuna war mit ihm und drei Tage vor dem Hogsmeadewochenende hatte James schließlich mehr durch Zufall, als durch tatsächliches Suchen einen Geheimgang durch den Buckel der einäugigen Hexe im dritten Stock gefunden und ihn mit einem Zauber gesichert. „Wie hast du das angestellt?" fragte Remus ungläubig, als James den Buckel der Hexe mit einem gemurmelten Spruch öffnete. „Ich bin dagegen getreten." sagte James. „Und da sprang das Türchen auf." „Unverschämter Glückspilz." kommentierte Remus und blickte in das Innere der Hexe. „Und wohin führt der Zugang?" „In den Honigtopf." Peters Augen leuchteten verdächtig auf. „Los, rein da mit euch." befahl James mit gespielter Strenge. Remus bestieg den geheimgang als Erster. „Verzeih mir, Gunhilda." sprach er. „Gunhilda?" „Die Statue ist ein Abbild von Gunhilda von Gorsemoor, 1556 bis 1639. Sie hat eine Heilung für Drachenpocken entwickelt." James und Peter sahen sich an und schüttelten die Köpfe. In Hogsmeade angekommen schlichen sie sich aus dem Honigtopf und verstecketen sich hinter der nächsten Ecke, um Sirius zu beobachten. „Er sieht mürrisch aus." meinte Peter. „Wenn du so lange warten müsstest, würdest du auch mürrisch aussehen." entgegnete Remus. „Hättest du mich Regel Nummer Vier erklären lassen, dann wüsste Sirius jetzt, dass Frauen immer zu spät zu Verabredungen erscheinen." meckerte James besserwisserisch. „Da kommt sie!" warf Peter ein. Remus war beeindruckt. Fidelity war tatsächlich ein hübsches Mädchen. Bisher hatte er sie nicht wirklich wahrgenommen, doch nun sah er, wie perfekt ihr schwarzes Haar auf ihre schmalen Schultern fiel und wie groß und glänzend ihre Augen waren. Sirius begrüßte sie mit einem Grinsen und ein paar Worten, die Remus nicht hören konnte und dann sah er, wie Fidelity sich bei Sirius unterhakte. Es sah so perfekt aus, die beiden zusammen, dass Remus plötzlich ein seltsam beklemmendes Gefühl in seiner Brust verspürte. So etwas perfektes würde er nie erfahren. „Los, wir folgen ihnen." sagte James. „Wir wollen doch nicht, dass Sirius sich blamiert." ~*~ Madam Puddifoots Café war ein kleines Häuschen in einer Seitengasse von Hogsmeade. Der Schankraum war etwas zu gut geheizt und überall roch es nach Perfüm und Blumen, so dass Sirius etwas mulmig zumute wurde. Die Fenster waren mit weißen, rüschenbesetzten Vorhängen versehen und an den runden, weißen Tischchen saßen ausschließlich Pärchen. Sirius und Fidelity setzten sich direkt an ein Fenster. „Ist doch nett hier, oder?" fragte sie zuckersüß und legte ihr Täschchen beiseite. „Allerliebst." entgegnete Sirius, wobei sie den bissigen Spott in seiner Aussage nicht mitbekam, oder absichtlich überhörte. Eine beleibte Frau, die sich eine überdimensioanle Rüschenschürze umgehängt hatte, trat an ihren Tisch heran. „Was kann ich für euch tun, ihr beiden Hübschen?" Madam Puddifoots Perfümwolke traf Sirius wie ein blumenverzierter Stanzhammer. Er hatte große Mühe dabei nicht die Beherrschung zu verlieren und sich zu übergeben. „Ich hätte gerne eine heiße Schokolade mit Sahne." sagte Fidelity lächelnd. „Oh, und extra Zucker, wenn das möglich ist." „Und Sie, junger Mann?" Sirius schlug sich mental gegen die Wange und sah gezwungen freundlich zu Madam Puddifoot auf. „Kaffee. Schwarz." antwortete er knapp und war erleichtert, als die Frau mit ihrer Bestellung von Hinnen nach Dannen zog. ~*~ James, Remus und Peter standen draußen vor dem Café und versuchten so unauffällig wie möglich durch eines der Fenster zu linsen. Sirius und Fidelity saßen an einem Tisch am anderen Ende des Raumes, so dass die Wahrscheinlichkeit von ihnen entdeckt zu werden, recht gering war. Allerdings waren auch die Sichtverhältnisse nicht sonderlich gut. Remus kam sich albern vor. „Jungs, was soll das eigentlich? Können wir Sirius nicht einfach sein Date lassen und zurückgehen?" James sah Remus entrüstet an. „Nein, können wir nicht." sagte er. „Wenn ein Notfall eintritt, dann müssen wir Sirius helfen können." „Und was für ein Notfall soll das bitte sein?" wollte Remus mit verschränkten Armen wissen. „Vielleicht gefällt es ihm nicht, und wir müssen ihn mit einer Ausrede retten." meinte Peter. Remus seufzte. ~*~ Mit Begeisterung verfolgte Sirius die kleinen Dampfwölkchen, die von seinem Kaffee aufstiegen. Fidelity, die ihm gegenüber saß, umklammerte ihren Becher mit beiden Händen. Sie seufzte lächelnd, was so viel bedeutete wie „Wenn du jetzt nicht sofort etwas sagst, dann laufe ich Amok vor Aufregung." „Möchtest du noch Zucker?" fragte Sirius hastig und schob ihr sein Päckchen zu. „Oh, danke." sagte sie und lief rosa an. „Woher wusstest du das nur?" „Gut geraten." antwortete Sirius mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen. Sie muss Karies haben, dachte er. Mit Sicherheit. Nein, ihre Zähne sind tatsächlich in Ordnung. Aber dann wenigstens einen Zuckerflash. Vielleicht kichert sie deshalb so oft. Nervöses Schweigen umgab sie für eine Weile, während ab und an Sirius an seinem Kaffee und Fidelity an ihrem Zuckergebräu nippte. „Also," sprach Fidelity schließlich und blickte scheu zu ihm hinüber. „Wie ist es so, Treiber für Gryffindor zu sein?" Sirius sah sie an und unterdrückte den Wunsch, ihr seinen Kaffee über die Bluse zu schütten und schreiend aus dem Café zu rennen. Was für eine dämliche Frage! Diese Göre sollte tatsächlich die beste Freundin von Lily-Ich-denke-schneller-als-mein-Schatten-Evans sein? Vielleicht übersah er auch etwas. Möglicherweise war sie einfach nervös und kam auf keine andere Frage. Aber warum so etwas sinnloses fragen? Warum fragte sie nicht nach der Schule oder seinen Freunden? Er hätte gern von seinen Freunden gesprochen. Auf der anderen Seite ging sie das jedoch überhaupt nichts an. Warum sich die Mühe machen und etwas mit ihr teilen, dass für sie sowieso nicht wichtig ist? Woher sollte sie auch wissen, was ihm die Welt bedeutete? Sie kannte ihn nicht und er spürte, dass er etwas anderes auch nicht zulassen wollte. „Treiber zu sein ist spitze." sprach er grinsend und begann von ihrem letzten Spiel zu erzählen. Sie sah ihn die ganze Zeit über mit verträumtem Blick an und Sirius wusste, dass sie ihm nur wage zuhörte. Wahrscheinlich stellte sie sich gerade vor, wie sie und er händchenhaltend über einen Strand spazierten, währen die Sonne im Meer versank. Das Problem war nur, dass das nicht seine Vorstellung von Romantik war. Romantik war etwas anderes. Romantik bedeutete, jemanden festzuhalten, egal wo, egal wann, und es von ganzem Herzen zu wollen. Er brauchte keinen Sonnenuntergang und keinen Strand und keine Tütchen mit Zucker und erst recht keine Rüschengardinen und blumiges Parfüm. Aber dass das, was er in diesem Augenblick tat falsch war, das wollte er sich nicht eingestehen. Er erzählte lustige Anekdoten aus dem Training und sie lachte laut oder kicherte mit ihre hohen Stimme und Sirius dachte, dass er seine Zeit hätte besser verbringen können. Er hätte mit seinen Freunden im Turm sitzen können, mit James und Peter Schach spielen oder Remus von den Hausaufgaben ablenken können. Sirius hatte plötzlich das Bedürfnis in den Honigtopf zu gehen und eine neue Sorte Schokolade zu kaufen. Remus würde sich sicher darüber freuen, wenn er am Sonntag aus dem Krankenflügel entlassen würde. Warum hatte er Fidelity auch ausgerechnet heute ausführen müssen? AM Tag vor dem Vollmond hätte er bei Remus sein sollen. Er wusste doch, was für Ängste der junge Werwolf wegen dieser Nächte ausstand und als guter Freund hätte er bei ihm bleiben müssen, bis er in die Heulende Hütte ging. Was für ein furchtbarer Freund war er nur? Er wusste, dass es in letzter Zeit schwierig für ihn gewesen war, den angebrachten Abstand beziehungsweise die gewünschte Nähe zu Remus zu halten. Irgend etwas war nicht in Ordung und Sirius wusste es. Aber eingestehen, wollte er es sich nicht. Das war der einzige Grund, warum er hier mit diesem Mädchen saß. „Sirius?" Er schreckte aus seinen Gedanken auf. „Ja?" „Du warst plötzlich ein wenig abwesend. Ist alles in Ordung?" Er blickte in seine leere Kaffeetasse, dann sah er grinsend zu ihr hinüber. „Mit mir ist immer alles in Ordung, Teuerste." sprach er galant. „Wie wäre es, wenn wir noch etwas spazieren gehen? Ich muss noch in den Honigtopf, etwas besorgen." Er zahlte für sie beide (weil es sich so gehörte, nicht weil er ihr imponieren wollte) und geleitete sie hinaus. „Also, macht es dir etwas aus alleine in den Honigtopf zu gehen? Ich wollte mich noch mit Lily treffen. Sie ist sonst sauer, weißt du." sagte Fidelity mit einem verlegenen Lächeln. „Nein, kein Problem." entgegnete er und war plötzlich unglaublich erleichtert über die Tatsache, das Mädchen los zu werden. „Mir hat es Spaß gemacht." sagte sie. „Dir auch?" „Unbedingt." Was war er doch für ein Heuchler. Ein perfekter Lügner. Seine Mutter hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Gerade als er sich verabschieden wollte und er zu ihr hinab blickte, bemerkte er, wie sie sich auf die Zehenspitzen stellte und seinem Gesicht näher kam. Noch bevor er einen klaren Gedanken fassen konnte, trafen ihre Lippen auch schon auf seinen Mundwinkel. Eine Fülle an Gedanken drang in sein Bewusstsein ein und machte ihn Sprachlos. Es fühlte sich so falsch an. Ihre Lippen bewegten sich ein wenig gegen seine und ihn überfiel der Drang sie wegzustoßen, doch er beherrschte sich. Wo hatte er sich da nur reingeritten? ~*~ „HA!" entfuhr es James. „Ich wusste, er bringt's!" Peter quiekte aufgeregt. Remus war der einzige Beobachter, der still blieb. Das Bild von Sirius und Fidelity war aus einem ihm unerfindlichen Grund so grauenvoll für ihn mitanzusehen, dass ihm plötzlich Tränen in die Augen stiegen. Mit aller Macht versuchte er sie zu unterdrücken und es gelang ihm auch, aber das stechende Gefühl in seinem Hals blieb. Er konnte nicht genau sagen, was es war, das ihn so verstörte (und das war seltsam genug, denn eigentlich war er immer hervorragend in Selbstanalyse gewesen). Vielleicht, so dachte sein menschliches Ich, war es der Gedanke daran, dass er niemans so normal sein konnte, dass er niemals Liebe erfahren würde, so wie seine Freunde es konnten. Tief in ihm aber, dort ruhte der Wolf. Was er wahrnahm waren keine Eindrücke, sondern Gefühle, die sein Alter Ego nicht wahrhaben wollte. Der Vollmond war nah, dass spürte der Wolf instinktiv. Bald würde er frei sein und seinem Menschen zeigen, was dieser nicht sehen wollte. ~*~ Als Sirius am Abend in den Schlafsaal kam, war es bereits dunkel draußen. Peter schlief bereits, aber James war noch wach. „Hey, du Ladykiller! Wie war dein Rendezvous?" Sirius schmiss seine Tasche auf das Bett und begann sich das Hemd aufzuknöpfen. „Gut." sagte er. „Kann mich nicht beklagen." James runzelte die Stirn. Das war nicht die Antwort, mit der er gerechnet hatte. James hatte schließlich mit eigenen Augen beobachtet, dass Sirius' Date ein voller Erfolg gewesen war. Warum war Sirius also nicht aus dem Häuschen? James wusste, dass dies ein weiteres Indiz war, das ihm zu einem späteren Zeitpunkt helfen würde, hinter das Geheimnis seines besten Freundes zu kommen. Nur wie passte dieses Puzzleteil zu den anderen? „Ist Remus allein in die Heulende Hütte gegangen?" wollte Sirius wissen und riss damit James aus seinen Gedanken. „Madam Pomfrey hat ihn begleitet. Sie hat nicht erlaubt, dass Peter und ich mitkommen." „Hat er etwas gesagt?" Das war jetzt wirklich seltsam. Sein bester Freund hatte gerade ein Stelldichein mit seiner Herzdame gehabt und alles, woran er nun dachte, war Remus? James fand das alles sehr merkwürdig, äußerte seine Gedanken aber nicht. Das hatte noch Zeit. „Er sagte nur, dass wir uns keine Sorgen machen sollen. Wie immer." entgegnete James. Sirius nickte und begann in seiner Tasche zu kramen. Kurz darauf zog er eine kleine, glitzernde Tüte hervor. „Was ist das?" fragte James und lehnte sich in seinem Bett ein wenig vor. „Sauerkirschpralinen." antwortete Sirius und legte das Tütchen vorsichtig auf Remus' Kopfkissen. „Für ihn zum erraten." „Er wird sich freuen, wenn er wiederkommt. Poppys Heiltränke in allen Ehren, aber nach dem Vollmond wird ihn Schokolade wohl am schnellsten wieder auf die Beine kriegen." meinte James lächelnd. Irgend etwas war ganz und gar nicht in Ordung mit Sirius. Es war nicht die Tatsache, dass dieser sich um Remus sorgte. Das taten sie alle und nicht einmal wenig. Aber der Umstand, dass Sirius anscheinend ganz und gar nicht an einem Date-Report interessiert zu sein schien, obwohl er sagte, er sei verliebt in dieses Mädchen, ließ James stutzig werden. Sirius hingegen fühlte sich miserabel. Obwohl Peter und James Remus auch nicht hatten zur Hütte begleiten dürfen, so hatte Sirius doch das Gefühl seinen Freund im Stich gelassen zu haben. Außerdem hatte er den ganzen Tag damit verbracht Fidelity etwas vorzuspielen. Er hoffte nur, dass es Remus morgen schnell wieder gut ging und er selbst dieses blöde Date vergessen konnte. Sein letzter Gedanke, bevor er einschlief, galt dem jungen Werwolf und dem Tag, an dem dieser ihn geküsst hatte. Und was Sirius nicht erkennen wollte, wenn er wachte, das fühlte er in seinen Träumen. ------------------ ... to be continued... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)